von wenigen Tagen, erfolgten Ablebens Ihrer könig!. Hoheit der verwitweten Prinjeßin von Oranien⸗ Raßau, gebornen Prinzeßin v. Preußen, zu über⸗ bringen.
Durch den unvorhergesehenen Verlust dieser dem Königliche Hause so nahe verwandten, durch große Eigenschaften des Geistes und Herzens gleich aus⸗ gezeichneten Prinzeßin, sind des Königs Majestät und die ganze Königl. Familie plötzlich in die tiefste Be⸗ trübnis versetzt worden.
Die hohe Verstorbene, Vaterschwester Sr. Mafe⸗ stät des Königes, war am J. Aug. 1751 geboren.
Stralsund, vom 12. Jun. 1820. der Einwohner haben Se. Majestät, unser verehrter König, des Kronprinzen und der Prinzen Wil— helm und Karl Königl. Hoheiten, die hiesige Pro⸗ vinz besucht.
Am 5. d. M. nachmittags, trafen des Prinzen Wilhelm und Karl und des Prinzen Paul, Erb⸗ Großherzoges von Mecklenburg⸗Schwerin, Königl. Ho— heiten, hier ein und geruhten die für sie in hiesigen Privathäusern bereiteten Wohnungen wohlwollend an— zunehmen. Se, Majestät der König Selbst und des Kronprinzen Königliche Hoheit betraten die Provinz zu Wolgast am J. dieses vormittags, nachdem Se. Durchlaucht der Herr General-Gouverneur Fürst zu Putbus Allerhöchsidieselben am jenseitigen Ufer em⸗ pfangen hatte. Schöne Witterung begünstigte die Ueberfahrt; die Schiffe im Hafen waren bis zu den Masten mit Menschen angefüllt, die durch freudiges Hurrah! ihre Theilnahme ausdrückten. Se. Majestät nahmen in Ihrer Wohnung zu Wolgast ein Früh⸗ stück ein, besahen die Hauptkirche und setzten unter frohem Zuruf, für des Königes Wohl, Ihre Reise nach Greifswald fort, woselbst Sie im Universitätsgebäude abzusteigen und Sich die ersten Behörden, nebst dem Rektor der Universttät, von Sr. BDurchl. dem Herrn General-Gouverneur und Kanzler der Universität, Fürsten zu Putbus vorstellen zu laßen geruheten. In dem geschmackvoll mit Orangerie und Blumen ge— zierten Bibliothek⸗FSaale nahmen die Allerhöchsten Herrschaften einige Erfrischungen an, wobei unser theurer Landesvater mit dem ausgesprochenen Wunsche, für das Wohl diefer Provinz, den Pokal erhob. Hie— nächst ward auch hier die Hauptkirche in Augenschein genommen und sodann die weitere Reise nach Stral— sund angetreten, woselbst Ihre Ankunft Abends 7 Uhr erfolgte. Ausgezeichnete Empfangfeierlichkeiten und rauschende Freudensbezeugungen fanden, nach dem er⸗ klärten Willen Sr. Majestät, nicht statt, aber der Ausdruck froher Theilnahme war für den unbefange⸗ nen Zuschauer unter den äußerst rahlreich versammel⸗ ten Einwohnern unverkennbar. Se. Maßjestät stiegen in dem dazu eingerichteten Gouvernements⸗-Hause ab, wurden von dem versammelten Officier⸗Korps, dem Präsidium der Regierung, dem Bürgermeister Kühl und Konsistorialrathe Mohnicke an der Treppe em⸗ pfangen, nahmen bei der demnächst stattgehabten Kour, die ihnen durch des Fürsten zu Putbus Durchlaucht vorgestellten Deputirten der Ritterschaft und Städte, als ständische Landesrepräsentanten, wie auch die Be⸗ hörden höchst gnädig an, und entließen, nach vorgän⸗ giger Besichtigung, die vor dem Gouvernementshause aufgestellte Wache.
Für Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen waren bei unserem würdigen Kommandanten, dem General⸗ Major v. Kemphen im hiesigen Kommandantschafts⸗ Hause die Zimmer eingerichtet. Auch bei Höchstdem⸗ selben fand, durch Sr. Durchlaucht den Fürsten zu Putbus, Vorstellung der genannten Behörden und Repräsentanten statt, welche sich hier ebenfalls einer seht wohlwollenden Aufnahme zu erfreuen hatten. Am 8. morgens ward dem Könige von der hier zur Uebang versammelten Stralsunder Landwehr ein Ge⸗ dicht überreicht, das Se. Majestät gnädig aufzuneh⸗ men geruhten. Gegen 9 Uhr besich tigten Allerhöch st⸗ dieselben die auf dem neuen Markte paradirenden Trüppen, wurden mit einem freudigen Hurrah, worin die jahlreich versammelten Zuschauer einstimmten, be⸗ willkommt, ließen selbige vor sich vorbei disiliren, und
Zur Freude
über die gute Haltung der Landwehr zu erkennen. Nach beendigter Parade besahen Se. Majestät die nahe Marien- sodann die Haupt⸗-Kirche zu St. Nikolai, das Rathhaus und das Militairwaisenhaus, nahmen bei einer Fahrt um den Wall die Fortifikationen in Au⸗ genschein und sahen von der Johannis-Bastion gus einem Manöver des Schoners Stralsund zu. Bei der großen Mittagstafel ließ die Musik des Zzästen Regimentes sich hören, und Se. Majestät geruheten das Wohl der Provinz dabei auszubringen. Abends geruhten Allerhöch stdieselden und Städten auf dem Rathhause veranstalteten Ball mit Souper anzunehmen, eröffneten den Ball mit der Fürstin zu Putbus, unterhielten sich mit mehren der Anwesenden, deren Zahl sich auf Joo belief, auf das Herablaßendste und bezeigten Ihre Zufriedenheit auf eine sehr schmeichelhafte Weise. Sämtliche Prinzen tanzten und erhöheten durch ihre bis nach 1 Uhr dauernde Gegenwart die Freude dieses Festes.
Am gten morgens reiseten
des Prinzen Paul von Mecklenburg Königl. Hoheit und deren Suite nach Rügen und zwar über Bergen nach Putbus ab. Von dem Rugard bei Bergen ge— nießt man einer in seiner Art einzigen Aus icht über die ganze Insel, und Se. Majestät geruheten diesen alten Stammsitz der ehemaligen Fürsten Rügens in Augenschein zu nehmen.
Zu Putbus begünstigte vor und nach der Tafel das schönste Wetter das Besehen der reizenden Gegend und der schönen Anlagen, während die Königl. Prinzen ei⸗ nen Spazierritt machten. Se. Majestät geruheten, die Höchst Ihren Namen führende Badeanstalt und das neue geschmackvolle Bad chaus zu besehen, beehrten das auf einem kleinen dekorirten Theater im großen Gat⸗ tensaale veranstaltete Schauspiel mit Ihrer Gegenwart und begaben Sich hierauf zur Abendtafel. Abends war der Ort sowol als ein Theil des Parks illuminirt.
„Am 10. fuhren Se. Majestät, in Begleitung des Fürsten zu Putbus, von Putbus nach Jasmund, um die Kreidefelsen bei Stubben kammer so wie den be— rühmten schwarzen See und die sogenannte Her!ha— Burg, deren nach aller Wahrscheinlich keit schon Tacitus erwähnt, zu sehen. Se. Majestät und die Königl. Prinzen nahmen in dem dortigen Schweizerhause ein von der Fürstin zu Putbus veranstaltetes Frühstück ein, schrieben Sich Höchstselbst in das Fremdenbuch, und genehmigten, daß der Felsen, Königstuhl genannt,
von jetzt an „König Friedrich Wilhelm-Stuhl“ heißen
bürfe. Allerhöch stdieselben reiseten sodann nach Wit⸗ tow ab, während die Koͤnigl. Prinzen noch zurückblie⸗ ben, um bis ans Ufer hinabzusteigen und in bereitste⸗ henden Boten die Ansicht der grotesken Kreidefelsen vom Meere aus zu genießen. Arkona, die nördlichste Spitze Teutschlands, wo ehe— mals die heidnische Burg mit dem Swanteviet stand, deren letzte Schicksale Saxo Grammaticus erzählt. Hic auf ward die Rückreise nach Stralsund angetreten, woselbst Sie um 9 Uhr abends eintrafen, nachdem Sie 16 Meilen und die Ueberfahrten bei Wittow und Al: tefähr zurückgelegt hatten. Etwas später langten Se. Königl. Hoheit der Kronprinz und die übrigen Prin— zen hier wieder an.
Bei der Landung des Königs war der laute Aus— bruch der Freude nicht zu hemmen, wo eine gedrängte Menschenmasse, die Hüte schwenkend, den gütigen und gerechten Monarchen empfing, deßen Leutseligkeit Ihm alle Herzen gewonnen hat, und deßen frohe Stim⸗ mung auf dieser Reise, so wie erklärte Bewdeise der Aller⸗ höchsten Zufriedenheit, hoffen laßen, daß Seine treuen und ergebenen Neu-Vorpommern bei Ihm in huldvol⸗ ler Erinnerung bleiben werden. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz, als kommandirender General der Pro⸗ vinz, hatten die Gnade uns für eine andere Zeit Seine hohe Gegenwart länger zu versprechen.
Am 11 früh morgens setzten Sr. Majestät und die Königl. Prinzen Ihre Reise nach Stettin fort, von den Wünschen Ihrer treuen Unterthanen für Iht Wohl begleitet.
Redaktion in Aufsicht: von Staägemann.
einen von Ritterschaft
r : Se. Majestät der Kö⸗ nig, der Kronprinz und die übrigen Prinzen, so wie einem Prinzen glücklich entbunden worden.
macht.
Ober⸗-Landesgerichte zu
ter der neueren
Se. Majestät bestiegen
vvorlesen, und zwar die,
rathe ihn wol gar und ganz
Allgemeine
preußische Staats Zeitung.
.
5163 Stück. Berlin, den 24sten Junius 1820.
1
J. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Berlin, vom 21. Jun. Am 1. morgens um 69 Uhr sind Ihro Königl. Hoheit die Prinzeßin Fried— rich von Preußen, zur Freude Sr. Majestät des Königes und des ganzen Königl. Hauses, von
Diese höch st erfreuliche Begebenheit ward sogleich der ganzen Stadt durch das Abfenern der Kanonen bekannt ge⸗ Die hohe Wöchnerin, so wie der neugeborne Prinz befinden sich im höchsten Wohlseyn.
Der bisherige interimistische Justiz⸗ Amtmann zu Hoyerswerda Lespold Friedrich August Thiele von Thielenfeld ist zum Justiz⸗Kommißarius bei dem
Frankfurt bestellt worden. Der bisherige Ober⸗ Landesgerichts-Referendarius ünke ist zum Justiz-Kommißarius bei dem Land⸗
, 8 zu Meseritz im Großherzogthume Posen be—
stellt worden.
Einpaßirt: Se. Durchl. der regierende Fuͤrst von Thurn und Taxis, von Regensburg.
Auspaßirt: Se. Excell. der General ⸗Lientenant von Horn, Kommandirender General des zZten Armee⸗ Korps, nach Magdeburg.
Durch gegangen; Der koͤnigl. Riederländische Ka⸗ binets-Kourier Ginot, von Haag kommend; und der koͤnigl. Franzoͤsische Kabinets-Kourier Raserge, von Pa⸗ ris kommend, nach St. Petersburg.
Heute wird das 9te Stuͤck der Gesetzsammlung ausge⸗ geben, welches enthaͤlt:
No. 607. Die Instruktion wegen Ausfuhrung des Edikts vom 21. Jun. 1815, die Verhaͤltniße der vormals un⸗ mittelbaren teutschen Reichsstaͤnde in der Preußischen Monarchie betreffend; vom 30. Mai d. J.
Berlin, den 22. Jun. 1820. Köoͤnigl. Preuß. Debit⸗Komtoir f. d. Allg em. Gesetzsammlung.
I. Zeitung s⸗Nachrichten.
Ausland.
Frankreich. Die Sitzung der Deputirtenkam— mer dom 10. Jun, verdient besonders darum einer Erwähnung, weil sie uͤber den Geist und den Karak—
— Unruhen in Paris Licht verbreitet, indem von beiden Seiten mehre Umstaͤnde daruͤber zur Sprache gebracht wurden, und der Minister der Justiz unverholen seine Meinung an den Tag legte
Lafitte erklaͤrte nämlich, er fuͤhle sich als De⸗ putirter von verpflichtet, die Kam— in beßere Kenntnis zu
Blut vergoßen und
zukommen.
nung und
Beistand angesprochen; u
Zahl dieser schriftlichen Eingaben,
aicht leer davon, doch wolle er J gar nicht ll zie, welche in ganz einfacher Er—
sich gestern auf dem Boule⸗ vard St. Denis zugetragen. Ruhig waͤren gestern 5ooo Personen (die Renommee macht 1200, 000 daraus) Maͤnner, Frauen und Kinder durcheinander, auf dem
zaͤhlung enthielte, was
. Boulevard de bonne nouvelle gegangen, ohne Ge—
schrel und ohne das gering ste Zeichen eines Aufstan—⸗ des zu . Ploͤtzlich habe sich eine Eskadron Kui⸗
rassiere auf ere ihres Chefs mit gezogenen
veln unter sie gestuͤrzt, lich, und unter andern
Mehre verwundet, Einen töͤdt— sey ein Kind gefaͤhrlich ver⸗ Man taͤusche den König, man ver— Frankreich . n 9 sey Pflücht der Kammer, ihn mit der wahren Beschaf— 6 . Dinge bekannt zu machen; denn die Stim⸗ mung des Unwlllens habe den hoͤchsten Grad erreicht.
wundet worden.
Er, Lafitte, weit entfernt den Lobredner des Auf⸗ standes zu machen, sey selbst nur zu sehr fuͤr die Er— haltung der Ruhe intereßirt; die Schuld der Mini— ster sey es, daß es dahin gekommen; geziemende Bitt⸗ schriften zur Aufrechthaltung des bisherigen Wahlge— setzes harten sie gar nicht der Aufmerksamkett werth gehalten, die Preßfreiheit haͤtten sie vernichtet und das Recht der Petitionen verachteten sie. Als im vo— rigen Jahre 100,00 Buͤrger sich fuͤr das Wahlgesetz erklart, haͤtte man sie wohlgesinnte Buͤrger genannt: jetzt, da sie das naͤmliche verlangten, schelte man sie üebelgesinnte. Frankreich werde es nicht dulden, daß Rechte, fuͤr die es seit 30 Jahren gekaͤmpft, ihm ent⸗ rißen wuͤrden. Dennoch bleibe das Volk und jede seiner Aeußerungen in den gesetzlichen Schranken; ein Einziger unter der Menge habe sich zwar ungeztemende Leden erlaubt: aber dies sey gerade ein bestellter Agent gewesen. Der Ruf „es lebe die Charte“ sey kein Aufruhrgeschret, denn Alles, was dem Volke theuer sey, enthalte sie; und wolle man diesen Aus⸗ druck seiner Wünsche dazu stempeln, so wuͤrde es na⸗ tuͤrlicherweise auf das Aeußerste gebracht aber nicht bloß die Jugend allein, sondern alle Volksklaßen. Waͤre der gestrige Tag schon furchtbar gewesen, so wuͤrde es der morgende noch mehr seyn Hierbei wurde der Redner durch Murren unterbrochen, indem mehre De⸗ putirte seine Worte fuͤr die Ankuͤndigung einer Revolte und fuͤr eine Mitwißenschaft davon nahmen. Aber er fuhr gleich darauf also fort: Man giebt meinen Worten einen falschen Sinn; ich meine, daß der morgende Tag darum noch schrecklicher seyn wird, weil es ein Sonntag ist, wo die gewerbtreibenden Leute muͤßig einhergehen. Lafitte verlangte hirrauf, daß mau der National⸗ Garde, zu welcher die Einwohner Vertrauen hätten, die