zu Pferde verfolgt worden sey. Um 1 Uhr kamen 2 Mann von der ersten Hatrouille zuruͤck, wovon der eine schwer bleßirt war, und meldeten, daß sie auf dem Ruͤckwege bei dem Dorfe Menard aus dem an der Landstraße liegenden Park des Marschals Victor unvermuthet von hinten mehre Schuͤße erhalten hatten, wovon einer den Gefreiten Vol⸗ bot auf der Stelle getoͤdtet, ein anderer aber den Gemei⸗ nen Spreumann im Rücken unter der linken Schulter bleßirt habe. Gleich darauf wurde von dem Orte, woher die Schüße kamen, in teutscher Sprache auf die Patrouillen geschimpft.
Es fand sich, daß die Verwundung mit großen Posten, also vermuthlich mit Jagdgewehren, geschehen war.
Der Major v. Blankenburg ging nun noch in dieser Nacht mit einem starken Kommando von Infenterie und Kavalerie auf derselben Straße vor. Er wurde aus den Dor⸗ fern Fleury und Cour sur Loire beschoßen, und das Feuer zog sich zuletzt gegen Menard hin, wobei man wieder zwei Leute zu Pferde bemerkte. Die Bewaffneten zogen sich end⸗ lich auf den Kirchhof von Menard, der unmittelbar an den Schloßhof stieß, und verschwanden zuletzt durch die Pforte, die durch den Park auf den Schloßhof führt, und welche sie hinter sich verschloßen. In dem Schloßhofe konnte man durch das eiserne Gitter bei der anbrechenden Morgendaͤm⸗ merung mehre Bewaffnete in groͤßter Bestuͤrzung herumlau⸗ fen sehn. Man foderte sie auf zu oͤffnen, worauf seitwaͤrts ein Mann mit einem Gewehre an das Gitter trat und er— klaͤrte, daß auf Feden, der Gewalt brauchen wolle, geschoßen werden würde. Es wurde hierauf erwidert, daß ein Preuß Ofsicier den Marschal zu sprechen wuͤnsche. Nach Verlauf einer halben Stunde kam ein Anderer, welcher teutsch sprach. Kaum aber hatte dieser einige Worte gesprochen, als der mit gegenwärtige Uan Hinz von der ersten Patrouille sogleich erklaͤrte, daß dies dieselbe Stimme sey, welche nach dem Schießen in der letzten Nacht hinter ihnen her gerufen habe; und spaͤter zeigte sich, daß es der Adjutant des Mar— schals, Obrist Graf Lusignan, war, dem die Stimme angehoͤrte.
Endlich wurde der Maire des Ortes herbeigeholt, und auf deßen Verlangen geoͤffnet. Der Major v. Blanken⸗ burg vermuthete aus dem fortwaͤhrenden geschaͤftigen Hin⸗ und Herlaufen der Leute, daß die Verzoͤgerung des Oeff— nens blos deswegen erfolgt sey, um alle Spuren der Be— waffnung hinwegzuräͤumen. Der Ma schal entschuldigte sich ziemlich schlecht, und gestand, er habe Befehl gegeben, seine Jagdgewehre zu laden, jedoch lediglich wegen der Marodeurs.
Die Lokaluntersuchung zeigte, daß die Mauern des Parke hoch und nirgends ohne Leiter zu ersteigen waren. An dem Orte, von woher die Schuͤße gekommen, befand sich eine Vorrichtung zur Auflegung der Gewehre. In dem Sande zeigten sich frische Fußtritte von diesem Orte nach dem Schloße hin, und nach keiner anderen Seite. Diese Fuß⸗ tritte waren nicht von Bauer- oder Soldaten-Schuhen, sondern von fein gearbeiteten Modestiefeln. Der Getoͤdtete war nicht entkleidet zwei Uhren waren ihm aus der Tasche gezogen. In dem Stalle des Marschals befanden sich zwei ganz durchschwitzte Pferde, wie eben so durchschwitzte Saͤttel und Zeug; und endlich behauptete der Ulan Hinz fortwaͤh— rend, daß die Stimme des Obristen Lusignan dieselbe sey, welche ihnen in der Nacht nachgeschrien habe.
Nach allen diesen Anzeigen erklärte der Major von Blankenburg dem Marschal, daß der Moͤrder sich im Schloße und unter seinen Umgebungen befinden muͤße, und daß der Marschall selbst dafuͤr verantwortlich sey, worauf Alles sehr bestuͤrzt wurde.
Der Maire des Ortes wurde als Arrestat mitgenommen, aber bald wieder freigelaßen, da er als ein rechtschaffener Mann bekannt war.
Die gerichtliche Untersuchung uͤber dieses Ereignis ist burch die erfolgten Zeitumstaͤnde unbeendigt geblieben.
Die Regulirung der bäuerlichen Verhältniße und die Theilung der ländlichen Gemeinheiten geht in der ganzen Monarchie ihren sichern Gang vorwärts. Im Königsberger Regierungsbezirke, wo mit Abschlus des vorigen Jahres die Auseinandersetzung in 140 Dör— fern geschehen war, koͤnnen wir von 88 derselben fol— gendes Nähere anführen.
1) Es waren, in diesen 88 Dörfern 615, Bauern freie Eigenthümer geworden. Es waren 16 neue Vor⸗ werke und 410 neur Familienwohnungen (in 115 neuen
Häusern) entstanden. Es waren a3 Schulstellen dur Zulegung von 61 Morgen Preußisch verbeßert, Es waren 36,886 Gespann- und 4a, os8 Hand-Dienst-Tage
aufgehoben.
2) In Hinsicht der verschiedenen Regulirungs-⸗At. ten waren gewählt: in 535 Fällen Land-, in 535 Fällen Rente- und in 2 Fällen Kapital-Abfindung. Die
Entschädigung der Gutsherrn bestand: bei den 83 Fäl—
len wo auf Land regulirt worden, in 21, os Morgen,
ihrer freien Benutzung zurückgegeben; dei den 35 Fäl—
len der Rente-Abfindung, in einer jährlichen baaren
Einnahme von 78353 Rihl. 8 Gr. welche jedoch nag
den Durchschnitt-⸗Marktpreisen des Getraides steig
und fällt; bei den 2 Fällen endlich, wo Kapital ge nommen wurde, in Baar Zahlung von 27,000 Rthl. Hiebei ist, was der Bauer an Hofwehr-Geldern zahlt, nicht in Anrechnung gebracht.
3) Vor der Auseinandersetzung haben bie gedachte
615 Bauern kberhaupt benutzt: Acker. Wie sen. Hutung Forsten. Ueber
. M. M. Me.
—
a. Die auf Land re— gulirten ..... b. Die auf Rente re⸗ gulirten ... c. Die auf Kapital re⸗ gulirten ..
Uebderhaupt d. Davon haben die neuen Eigenthümer erhalten
e. Die Gutsherrn als Absinounge land .. f. Außerdem sind den Gutsherrn durch 9g eingezogene Bauer höfe zugefallen ..
g. Die Vergrößerung der herrschaftlichen Vorwerke beträgt al⸗ so wegen jener 88 Dörfer überhaupt.
50277 15926
2458 486661
33952
4) In 70 Dörfern sind Gemeinheiten auf gehoben, und dadur von Servituten be— freit:
a. Herrschaftliche Län 1 b. Pfarr⸗ und Schul Grund stücke ... 604 789 C. Kirchen⸗Ländereien 171 ö d. Grundstücke kleiner 26 Eigenthümer .. 630 e. Durch specielle Se⸗ 881 parationen in g Dör ö, f. Durch hutfrei ge⸗ machte Ländereien in . . g. Durch Verkoppe lungen in 10 Dörfern
Ueberhaupt außer Ge— meinheit gesetzt .. wobei bemerkt wird, daß der ganze Flä—⸗ cheninhalt dieser Jo Dörfer nur besteht in ugs 16 14642. 100053 183540 92565
1265 1925
2495 . 1419
1233 3791
55096 7138 Jo4bo
Redaktion in Aufsicht: von Stägemann. Reimersche Buchdruckerei.
— r g mmm er
Al gemeine
reußische Staats- Zeitung.
. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Berlin, vom 1. Juli. Se. Majestät der LKönig haben allergnädigst geruhet, dem General— Najor v. Dyck auf Rügen, den Rothen Adler-Orden zweiter Klaße, dem Legations⸗Rathe v. Hänlein zu Kaßel, dem Landrathe des Anklamer Kreises Grafen von Schwerin, dem Landrathe Krafft des Ucker⸗ münder Kreises, dem Regierungs- und Ober-Präsi—⸗ dialratbe Frauendien st zu Stettin, dem Kon—⸗ sistorialrathe und Superintendenten Stumpf zu Stargard, dem Baron Reinhold Schultz v. Asche⸗ raden, dem Hofgerichts-Direktor von Möller zu Geeifswalde, den Rothen Aoler-Orden dritter Klaße, und dem Bürgermeister Kühl zu Stralsund, das All— gemeine Ehrenzeichen erster Klaße zu verleihen.
Des Königs Majestät haben den bisher schon beim Finang-Ministerium gestandenen Regierungs—⸗ Rath Kühne zum Geheimen Finanz-Rath zu ernen— nen geruhet.
Se. Majestät der König haben die Geheimen Archivarien, den bisherigen Geheimenrath Kahlen und die bisherigen Kriegsräthe Wernitz und Kenkel
zu Geheimen Archiv-Räthen, so wie den Geheimen Ar— chivar Höfer zum Archiv-Rathe alleignädigst zu er⸗ nennen und die desfallsigen Patente höchsteigenhändig zu vollziehen geruhet.
Der bisherige Kammergerichts-Assessor Stropp ist zum Rathe bei dem Ober⸗-Landesgerichte zu Mag⸗ deburg ernannt worden.
Einpaßirt. Se. Excellenz der General ⸗ Lieutenant v. Kosinski, erster Kommandant der Stadt Posen, von Posen. — Der Marquis Alfieri, Charge d'affaires Sr. Majestaͤt des Königes von Sardinien am Koͤnigl. Nieder⸗ laͤndischen Hofe, von Dresden.
Auspaßirt. Se. Durchlaucht der regierende Fuͤrst v. Turn und Taxis, nach Neu-Strelitz — Se. Excellenz der Oberhofmeister v. Schilden, nach Hamburg. — Der General-Major und Divisions⸗-Kommandeur v. d. Mar⸗ wit nach Frankfurt a. d. Oder. — Der General ⸗Major und Landwehr-Brigade-Kommandeur von T h ile nach Treuenbrietzen.
Durchgegangen. Der Erb-Landhofmeister der Kur⸗ mark, Graf v. Konig smark, von Ruppin nach Karls⸗ bad. — Der Kaiserl. Oesterreichsche Kabinets-Kourier Beck, von Wien nach St. Petersburg.
II. Zeitungs⸗-Nachrichten.
Ausland.
Frankreich. Die neusten Pariser Zeitungen bis zum 24. d. M. enthalten die Fortsetzung der Debat⸗ ten über das Budjet. Der Bedarf für das Kriegsmi⸗ nisterium ist größtentheils ohne alle Einschränkung nach dem Berichte der Kommißion darüber, angenom— men worden; nur über das 20. Kapitel dieses Bedarfs,
die sogenannten eventuellen Ausgaben, erhob sich eine
sehr lebhafte Diskußion, worin der Kriegsminister selbst in einer kurzen, improvisirten Rede die Opposition des General Sebastiani beantwortete. Das Intereßan⸗ teste davon im nächsten Blatte.
Auch von dem Bedarf für das Seeministerium sind schon die fünf ersten Kapitel angenommen.
Der Moniteur vom 19. giebt Nachricht von der Audienz, welche die Muninpalität von Paris bei Uebergabe der Addreße in Bezug auf die letzten Unru⸗ hen beim Könige gehabt, die Anrede des Präfekten und die Antwort des Königes, welche also lautet: „Ich bin lebhaft gerührt von den Gesinnungen, welche meine gute Stadt Paris mir bei einer zugleich betrü—⸗
benden und erfreulichen Gelegenheit zu erkennen giebt. Aufwiegler, unwürdig Franzosen zu heißen, hatten,
um Unruhen zu erregen, den Namen der Charte, die mir theurer ist als ihnen, gemisbraucht; das Unglück, das daraus entstanden, geht mir tief zu Herzen. Aber ihr Unternehmen hat nur dazu gedient, die gute Dis⸗ iplin meiner Truppen, die Zuneigung meines Volks und der volkreichen Vorstadt, wo ich so oft die rüh⸗ rendsten Beweise der Anhänglichkeit an die Gesetze
und an meine Person erfahren, an den Tag zu bringen.“
Gleich erkenntlich hat sich der König gegen die Chefs der Garde, der Garnison von Paris und der Gensd'armerie erklärt, als sie am 19. zur Audienz gelaßen wurden.
Der Moniteur vom 26. d. berichtet die am 22. er⸗ folgte Ankunft des Herzoges Decazes in Paris; und das Journa! de Faris von eben dem Tage enthält schon die Anzeige, daß er noch am Tage seiner An⸗ kunft, abends 10 Uhr, seine Aufwartung dem Könige gemacht und fast eine Stunde lang bei ihm verweilt habe. Diese Ankunft gerade zu dieser Zeit und wo die neue Wahlordnung im Grunde nach dem Plane des Herzeges zu Stande gekommen, ist ohne Zweifel sehr merkwürdig.
Ueber einen bekannten Gegenstand, nämlich über die vor einiger Zeit bei der Deputirtenkammer einge⸗ reichte Petition des Herrn Madier de Montjau, Rathes am Königl. Gerichtshofe zu Nismes, welche einen geheimen leitenden Ausschuß und mehre von demselben erlaßene Umlaufschreiben denuncirte, äußert sich der officielle Moniteur also:; „Sogleich als die Regierung Kenntnis von dieser Petition erhalten, hat der Graf Portalis, Unter-Sekretair des Justizmi⸗ nisteriums, in Abwesenheit des Ministers, dem Herrn Madier schriftlich auffodern müßen, alle in seinen Händen befindliche Beweise dem General ⸗ Prokurator des gedachten Gerichtshofes zu überantworten, damit eine Untersuchung gegen solche Störer der öffentlichen Ordnung eingeleitet werde. Herr Madier hat