1820 / 57 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 15 Jul 1820 18:00:01 GMT) scan diff

sehen müße, und dann fobern wolle, der Vortheil solle nicht öffentlich, sondern geh eim verwaltet und verwendet werden: diese Inkonsequenz vermoöge er nicht zu reimen. Eine lange Erfahrung habe gelehrt, daß, wenn der Staat eine böse Sache dulden müße, es kein beßeres Mittel gebe, das Unheil zu vermin⸗ dern, als die Oeffentlichkeit. Und darum habe der Staat auch schon, nachdem er die Vortheile und die Nachtheile eines absoluten Berbotes gegen einander abgewogen und sich überzeugt, daß, wie die Lage der Dinge einmal sey, die Spiele geduldet werden müßten, Maßregeln deshalb festgesetzt; die Spieler müßten durchaus an öffentlichen Orten ihre Lei⸗ denschaften befriedigen, nur in bestimmten Stunden wäre ihnen das Spiel gestattet, sie ständen unter Auf⸗ sicht der Obrigkeit, und müßten einen Theil des Gel⸗ des, das sie aufs Spiel setzten, dem Staate zum Opfer bringen.

Das Resultat der Debatte war, daß der Vor⸗ schlag der Fommißion angenommen wurde.

Auch der Gesetz⸗ Entwurf über die neue Einthei⸗ lung der Insel Korsika, statt wie bisher in fünf Be⸗ zirke, in sieben dergleichen nämlich den von Vico und Carrione, nach den Namen der beiden Haupt⸗ Städte der Distrikte also benannt, und die Errichtung zweier Tribunäle in jeder dieser beiden Städte kam zur Diskußion der Kammer, und der General Seb a⸗ stiani machte bei dieser Gelegenheit auf den politi⸗ schen Werth der Insel Korsikg für Frankreich, beson⸗ ders seitdem Oesterreich im Besitze des ganzen Nor⸗ dens von Italien sich befinde, und Sardinien seine alten Besigzungen mit dem ehemaligen Genuesischen Gebiete vergrößert, aufmerksam; auch redete er dem Karakter der Bewohner, welche von unwißenden oder durch Vorurtheile eingenommenen Reisenden fälschlich verschrieen worden, das Wort. Herr Laine erklärte die Einrichtung zweier Tribunäle unnütz, zu kost⸗ bar und im Widerspruche stehend mit dem Plane, den man in Frankreich habe, die Tribunäle zu ver⸗ mindern; aber demungeachtet wurde das Gesetz durch Mehrheit der Stimmen angenommen; es mußte indeß zum Namenaufrufe deshalb geschritten werden, und hiebei fanden sich o Stimmen dafür und 6o dagegen.

Die neusten Blätter des Moniteur bis zum 56. enthalten nichts erhebliches Neues. „In der De⸗ putirtenkammer gab es einige Debatten über die Pe⸗ tition der Marine⸗-A rtillerie-Offiziere; aber die Kam⸗ mer ging auf den Bericht der Kommißion darüber zur Tagesordnung; dann wurde der Gesetz Entwurf über die Vollendung des Baues der Börse mit einer Mehr⸗ heit von 165 Stimmen gegen 4 angenommen; die Debatten über die Mittel und Wege sind noch im Fortgange.

Ferner enthält der Moniteur eine Erklärung der Censur⸗Kommißion, über deren Verfahren unter, an— dern der Graf Segur deshalb Beschwerde geführt, weil sie dem Constitutionel die Aufnahme seiner in der Pairkammer gehaltenen Rede verweigert. Die Kom⸗ mißion erklärte, daß da nach der Charte die Sitzungen der Pairkammer geheim seyn sollten und das Publi⸗ tum nur das Resultat davon durch Bülletins des of⸗ ficiellen Moniteurs erfahren dürfte, die Kommißion wohl berechtigt gewesen sey, den Abdruck nicht eher zu gestatten, als bis der Constitutionel ihr den Beweis geliefert, daß er dazu rechtmäßig autori⸗ irt sey.

. Eine Polizei-⸗Ordonnanz vom 3. v. M. verpflichtet die Bewohner zu Paris, während der ganzen Zeit der Sommerhitze, die Straßen woran ihre Häuser stoßen, zweimal des Tages, nämlich des vormittags um 10, das andremal nachmittags um 2 Uhr mit Waßer zu

besprengen.

London. Am 3. Jul. überreichte die Deputation von Southwark, den General Sir Robert Wilson an der Spitze, ihre Addreße der Königin. Diese ant⸗

wortete darauf aus dem Stegereife: „Ich danke den Einwohnern der alten Stadt und Burg Southwark herzlich für die treuen und aufrichtigen Ausdrücke ihrer Wünsche und ihrer Kondolenz; für ihre ängstli— chen Besorgniße in Betreff Meiner Bequemlichkeit, Ruhe und Sicherheit; für das warme Intereße, mit welchem sie an dem Theil nehmen, was Meine Ehre und Würde berrifft; für ihre großmüthige Zusicherung, daß Meine Sache die ihrige sey, und die der Verfaßung, in welche die Königl. Würde und die Freiheit des Volkes verwebt sind, die so viele Jahre geblühet hat; einer Verfaßung, welcher dunkle Zeugniße, unter Schloß und Riegel aufgestellte Anklagen, ausgewählte unt geheime Tribunäle gänzlich unbekannt sind. Die Rechte einer Königin dieses Reiches gründen sich auf der unveränderlichen Basis der Gesetze, und die Be— wohner von Southwark mögen versichert seyn, daß kein Verfahren, weder hinterlistig noch drohend, Mich veranlaßen wird, diese Rechte aufzugeben. rechthaltung derselben ist eine Pflicht, welche Ich dem

Volke schuldig bin, deßen Anhaͤnglichkeit an Mich im⸗ mer in Meinem Herzen eingegraben bleiben wird, und das weder Freude noch Trauer erfahren kann, an wel-

chen ich nicht völlig Theil nähme.“

Eine Stunde später erschien die Deputation von London, vom Lord Major geführt; auf die Addreße derselden antwortete die Königin: „Mit besonderem Vergnügen und mit dem herzlichsten Danke empfange ich die loyale und wohlgemeinte Addreße von dem Lord Mayor, den Aldermen und den Innungen der Stadt London, deren männliche Unterstützung in Meiner Sache bei einer früheren Gelegenheit in Mlei— nem dankbaren Herzen nicht erloschen ist. Keine Worte können Meinen Schmerz über den Verlust Meiner Angehörigen ausdrücken, wegen welcher Sie so gütig sind, Mir Ihr Beileid zu bezeigen, und Die für diese Welt unwiedberbringlich verloren sind: aber Ich habe bei Meinen vielen Leiden und Trubsalen, mit welchen Mich die Vorsehung heimgesucht, in der eifrigen und unveränberlichen Anhänglichkeit dieser warmherzigen, gerechten und großmüthigen Volkes an Meine Person unaussprechlichen Trost gefunden. Mit diesem Volke zu leben und es zu lieben, wird die ganze Glückseligkeit Meiner übrigen Lebenstage aus— machen. Ich werde Mich bemühen, Meinen Unwil— len, welcher durch eine Reihe von Verfolgungen, Kom⸗— plorts und Verschwörungen gegen Meinen Frieden, Meine Ehre und Mein Leben in Mir erregt worden ist, zu unterdrücken, und während ich mit festem Sinne diejenigen Wege verfolge, die Mich in den Besitz aller Meiner Rechte, Meiner Privilegien und Würden füh— ren, wünsche Ich vergangene Beleidigungen und Be— schimpfungen in gänzliche Vergeßenheit zu begraben. Ich bin Mir Meiner Unschuld bewußt, Ich verachte die Drohungen, die Mich schrecken sollen, und weiß, daß es eben keinen besondern Grad von Muth erfodert, nach Britannien zu kommen, um Meinen Anklägern ins Gesicht zu sehen. Kleinmüthig bei dieser, so wie bei früheren Gelegenheiten, gehandelt zu haben, würde einer Tochter des Hauses Braunschweig und einer Königin derjenigen Nation schlecht anste⸗ hen, deren Tapferkeit sich in allen Zeitaltern bewährt gefunden hat, und deren See⸗ und Land⸗Soldaten noch vor kurzem in allen Theilen der Erdkugel mit Lor— bern dekränzt worden sind.“ Beide Deputationen zulangten hierauf zum Handkuße, und wurden dann huldvoll entlaßen. Der Aldermann Wood erklärte am 18. Jun. vor der versammelten Bürgerschaft un⸗ ter andern, daß die Königin das Land nie wieder ver— laßen werde.

Die Königin soll dem Lord Liverpool auch bereits den Wunsch zu erkennen gegeben haben, das Haus in Stratford-Place, was ehedem von fremden Fürsten bewohnt ward, beziehen zu dürfen; hierauf ist ihr in⸗ deßen, sagt man, erwidert worden, daß dies Gebäude nicht mehr Eigenthum der Regierung sey.

Die Gesundheit des Herrn Brougham soll durch

Die Auf⸗

öahin für die Königin gesorgt ist; dieser Zeit finden, daß die Minister irgend einige Gel— der auf diese Art vorgeschoßen hätten, so mag er

sich darüber beklagen. daß es der Sache am angemeßensten seyn würde, das Einkommen der Königin zugleich mit den Jahrgehal⸗ ten der übrigen Mitglieder der Königl. Familie zu bestimmen: aber ich machte diese Bemerkung unter

rung hervorzubringen.

die großen Anstrengungen der letzten Zeit so gelitten haben, daß dies als der Vorwand angenommen wird, weshalb er sich den Geschäften in den Angelegenheiten der Königin entzogen und auf das Land begeben hat.

In dem, zur Berathschlagung über die, verschiede⸗ nen Mitgliedern der Königl. Familie zu bestimmenden Jahrgehalte, gebildeten Ausschuße des Unterhauses, sagie der Lord Castlereagh: „Meine Vorschläge be⸗ ziehen sich nur allein auf die Fortdauer der Einkünfte, weiche während der letzten Regierung den Brüdern Sr. Majestät, dem Herzoge und der Prinzeßin So— phia v. Glouce ter zugestanden worden. Wenn der gegenwärtige traurige Zustand des Landes mich nicht pavon abhielte, so würde ich nicht umhin können, um einen Zuschuß bei einigen dieser Einkünfte anzutragen; besonders wünschte ich, man möge es nicht vergeßen, daß der Herzog v. Clarence gegen seinen Königl. Bruder sehr zurücksteht, und daß seine Einkünfte 3500 Pfd. St. weniger betragen als die des Herzoges v. Cambridge. Das Haus sowohl als das ganze Land wird die ökono⸗ mische, häusliche Einrichtung sehr bewundern, wodurch s ihm möglich wurde, mit seinem Jahrgehalte auszu⸗ kommen. Die Herzogin von Kent und deren Prin⸗ zeßin Tochter dürften auch wol einige Ansprüche zu machen haben; ich will aber ihrentwegen jetzt keine Vorschläge machen, indem ich mit großem Vergnügen dem Hause anzeigen muß, daß Prinz Leopold von Sachsen⸗Koburg es großmüthig übernommen hat, für den Un erhalt und die Erziehung der jungen Prinzeßin zu sorgen. Ich hoffe indeß, daß dies edelmüthige Be⸗ tragen des Prinzen Leopold künftigen Ansprüchen, welche die Prinzeßin an das Parlament haben dürfte, keine Hinderniße in den Weg legen wird.

Auf die bitteren Bemerkungen des Lord Hamil⸗ ton, daß unter den Verschlägen des Lord Eastle⸗ reagh nicht ein einziger sey, der sich auf das, der Kö— nigin auszusetzende Jahrgehalt beziehe, und daß es unter der Würde derselben sey, sie länger als eine bloße Pensionairin auf der Gnadengehaltliste der Mi⸗ nister stehen zu laßzen, erwiderte Lord Castlereagh:

„Das Haus würde meyr darüber erstaunt gewesen

seyn, wenn die Minister unter den gegenwärtigen Um— ständen und in Kücksicht der Lage, worin sich Ihre Majestät jetzt befinden, eine Festsetzung des Einkom⸗ mens für die Königin vorgeschlagen hätten. „Ich kann dem Hause versicheru, daß es weder dem Könige noch den Ministern entgangen ist, daß Ihre Majestät zur Führung Ihres Prozeßes bedeutender Summen bedarf. Es ist dafür gesorgt worden, daß Sie in dieser Hin⸗ sicht keiner Unannehmlichkeit ausgesetzt ist, und Ih⸗ rer Majestät sind die nöthigen Mittel angewiesen

worden, um Ihren Karakter und Ihr Betragen ver— theidigen zu können.

Der edle Lord Hamilton würde beßer gethan haben, wenn er mit seinen Be⸗

merkungen bis zum 5. Jul. gewartet hätte; denn es muß ihm sehr wohl bekannt seyn, daß nach der Ao⸗

stimmung für die Civil-Liste vom Monate April, bis sollte er nach

Ich habe freilich früher gesagt,

der Voraussetzung, daß Ihre Majestät auf dem ge⸗

wählten festen Lande bleiben und dem Hause das schmerzliche Geschäft, Ihr Betragen zu untersuchen,

ersparen würde; die Minister haben Ihre Majestät

wahrlich nicht eingeladen, nach diesem Lande zu

kommen und unter dem gemeinen Haufen eine Gäh— ; Ich glaube nicht, daß Ihre Masestät den eolen Lord dazu beauftragt hat, diesen Gegenstand in Anregung zu bringen; denn nach dem von Ihrem Sachwalter geführten Protokoll hat Sie

trklärt, daß Sie nicht eher mit Geld⸗Angelegenheiten

ttwas zu thun haben wollte, als bis die Sache, Ih⸗

ren Karakter und Ihre Ehre betreffend, abgem Ueberhanpt sollte der edle Lord 2 ,,, Hause von dergleichen Bewilligungen nicht die Rede seyn kann, wenn die Krone nicht darauf angetragen hat. Ich muß dem edlen Lord bedeuten, daß er ganz auf einem unrechten Wege geht und seine Funktion überschreitet, indem es, meiner Meinung nach, eben nicht gebräuchlich ist, daß Repräsentanten die Krone angehen, über öffentliche Gelser zu disponiten, noch weniger glaube ich, daß es schicklich ist, eher die Frage aufzuwerfen, auf welche Art für die Königin gesorzt werden solle, bevor wir nicht den Erfolg der jetzt statt— findenden Untersuchung erfahren. Ich wundre mich um so mehr über das Betragen des edlen Locds, da es so ganz gegen die Grundsätze seines sehr achtbaren Freundes, des Hrn. Tierney ist, welcher erklärt hat, daß er nicht einen Schilling öffentlicher Gelder der Königin bewilligen werde, bevor die Sache nicht aufgeklärt sey. Selbst wenn nur einige Gerüchte unaufgeklärt blieben, wollte dieser Herr nicht einmal zugeben, daß ihr etwas zugestanden würde. Unter allen diesen Umständen wird es am besten seyn, diesen Gegenstand so lange auszusetzen, bis das Land erfihrt, wie das Betragen Ihrer Maj. von dem Parlamente na ,,,

Here Denman versicherte, daß die Königin übe die Erhaltung der Mittel zur r n nn . . deutenden Unkosten ihres Prozeßes nicht die geringste Besorgnis hege. Es läge ihr aber ein weit wichtigerer Gegenstand am Herzen; sie fürchte nämlich, daß man die Zeugen, welche in auswärtigen Staaten sich auf— hielten, und für sie hier auftreten sollten, abhalten werde, hieher zu kommen. Lord Castlereagh in⸗ deßen versicherte, daß ven Seiten der fremden Mächte der Herreise dieser Zeugen gewiß keine Schwierigkeiten in den Weg würden gelegt werden.

Nach den jüngsten Nachrichten brachte Lord Har⸗— ro wb. den Bericht des geheimen Ausschußes am 4. Jul. in das Oberhaus, nach diesem sino die geheimen Papiere des grünen Beutels, zu denen später noch ein Nachtrag gekommen, untersucht worden; in denselben ist die Königin eines unerlaubten Umganges mit einem Ausländer beschuldigt, und diese Befchuldigung wird von mehren in verschiedenen Gegengen vorhandenen Personen unterstützt. Der Ausschuß empfielt dem Hause, diese Anführungen, welche der Königin ein so entehrendes und die Würde der Krone herabsetzendes Betragen und eine schmählige Verletzung der sittlichen Gefühle, Schuld geben, der sorg samsten und besonnen—⸗ sten Prüfung zu unterziehen.

Lord Liverpool kündigte an, daß er den folgen⸗ den Tag eine desfalsige Bill einbringen werde.

Die neusten Nachrichten über den Gesundheit—

Zustand der Herzogin von Jork K. H. ölli beruhigend. ? H. lauten völlig

Ham burg. Von Seiten der hiesigen General⸗ Feuer : Kaßen. Deputation ist eine lesenswerthe Instruk⸗ tion für die, bei entstandenem Feuer, mit dem Ge⸗ schäfte der Menschenrettung beauftragten Personen, in Druck erschienen; auch hat die provisorische Ge⸗ richtsordnung für das gemeinschaftliche Oberappella⸗ tions Gericht der vier freien Städte Lübeck, Frank— furt, Bremen und Hamburg, die Preße verlaßen.

Hinsichtlich der neuen Heringe, haben die Englän⸗ der den Holländern diesmal den Rang abgelaufen; die Englischen Heringe trafen am J. und die Hollän⸗ dischen erst am g. hier ein.

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Gumbinnen. Der Handelsverkehr auf dem Me⸗ melstrome war im vergangenen Monate nicht unbedeu⸗ tend; außer 39 Triften kamen 1656 Schiffgefäße ein.

Am 11. Jun, fiel ein neunjähriger Knabe in den Pißafluß. Der Regierungs⸗Referendarius Lieutenant Kramer, deßen Brust für frühere Großthaten das eiserne Kreuz ziert, stürzte in voller Kleidung dem