ten Profeßoren anvertraut. Um übrigens auf die dem unterrichte selbst und dem Geiste desselben gemachten Vorwürfe zu kommen, so müße er sich darüber nicht wenig wundern; im vorigen Jahre habe man ge— rade die entgegengesetzten Vorwürfe gemacht. Auf den Vorwurf, daß man die Jugend Griechisch lehre, schäme er sich fast zu antworten, aber grund⸗ falsch sey es, daß man die vaterländische Sprache ver⸗ nachläßige. Herr Leseigneur müße wol niemals diese Lehranstalten besucht haben, sonst habe er finden müßen, daß in allen Klaßen Französische Ausarbeitun⸗ gen gemacht werden müßten, Uebersetzungen aus dem Lateinischen und Griechischen ins Französische. Mög⸗ lich sey es freilich, daß man die Jugend eben nicht viel Französische Verse machen laße, aber dergleichen würden ja in der Welt in solchem Ueberfluße gemacht, daß es eben nicht nöthig schiene, die Jugend damit noch exp reß zu bemühen. Der Druck dieser Rede, die eine lebhafte Sensation erregte, wurde beschloßen und der vorgedachte Gesetz-Artikel ange nommen. Uebrigens bringen die neusten Pariser Blätter bis zum 8. nichts Erheblicheres mit, als daß ein Ochse ein großes Aufsehen in Paris gemacht. Er war am z. des abends gegen 6 Uhr entwischt; im Augenblicke als er geschlachtet werden sollte, sprang er über die höl— zerne Barriere des Schlachthauses, lief durch die be— suchtesten Straßen von Paris und ward enblich erst getödtet zu Villiers bei Neuilly durch einen Flin— tenschnß des Aufsehers der Gärten des Herzoges von Orleans, nachdem er vorher schon, als er unter dem Triumphbogen des Caroußel-Plaßes durchgelaufen war, acht Bayonetistöße von den Schildwachen, deren einer bis in die beiden Lungenflügel gedrungen war, empfan⸗ gen hatte und in der Straße Caumartin über das Pferd eines Brauerwagens, der ihm in den Weg gestellt wurde, hinweggesprungen war. Der Moniteur selbst meldet diese Begebenheit und bemerkt dabei, daß man fich jetzt mit den Mitteln beschäftige, um der Wider— kehr eines ähnlichen Vorfalles, der leicht sehr traurige Felgen hätte haben können, vorzubeugen. Die Bar— rieren vor den Schlachthäusern werden erhöht werden.
Madrid. Gegen Ferrer und Genoßen ist der Prozeß eröffnet; sie sind beschuldigt, die Verfaßung sbertreten, die Ehrfurcht gegen die geheiligte Person ves Königs verletzt und den Kriegsminister verleum⸗ det zu haben.
Die Nationalgarben kommen überall in bester Ord⸗ nung zu Stande, nur in Madrid geht es mit deren Errichtung etwas langsam.
Die Zusammenkunft der Cortes ist auf den 9. Jul.
bestimmt.
London. Die Königin hat für den Sommer eine Privatwohnung in Barnes gemiethet.
Am 5. Jul. ward die vom Lord Liverpool ein⸗ gebrachte Bill gegen die Königin verlesen. Aus— zeichnende Begünstigungen des im Jahre 1814 zu hohen Ehrenstellen erhobenen Mailänders Bergami
und auffallendes, einer Frau ihres Ranges unwürdi⸗ ges Betragen, welches Aergernis und Unehre auf Kö—⸗ nig und Reich zurückgeworfen, werden der Königin in dieser Klageschrift zu Last gelegt und auf Trennung der Ehe zwischen ihr und dem Könige und auf Ver⸗ lust-Erklärung des Titels einer Königin, und aller ihr als solcher zustehenden Vorrechte, Rechte und Privi⸗ legien angetragen.
Graf Grey bemerkte, daß im vorliegenden Prozeße, das Haus, Ankläger, Gesetzgeber und Nichter zugleich sey; der Lordkanzler erwiderte indeßen darauf, daß der Generalanwalt des Königes, ein gesetzlicher As sistent des Hauses sey, und als solcher zur Prosekution auf⸗ gefodert werden könne.
Sir Tyrwhitt überbrackte der Fönigin am 6. die erwähnte Bill; noch am nämlichen Tage reichte Lord
Dacre im Oberhaäuse deren Antwort ein, die alse lautet: Karoline R. Die Königin hat mit un— aussprechlichem Erstaunen vernommen, daß eine Bill, Anklagen enthaltend, und ihte Herabwürdigung und die Auflösung ihrer Ehe mit dem Könige zum Zweck habend, von dem ersten Minister des Königes dem Hause der Lords vorgelegt worden, vor welchem die Königin keinen Rath oder andere Beamte hat, um ihre Rechte behaupten zu können. Der einzige Grund, welcher in der Bill angeführt wird, ist der Bericht eines geheimen Ausschußes, der blos nach Papieren, die ihm vorgelegé worden, zu Werke gegangen, und vor welchem kein einziger Zeuge vernommen worden. Die Königin ist überdem benachrichtigt, daß es gestern verweigert aorben, ihre Räthe an der Barre des Hau⸗ ses der Lords in dem Zeitpunkte des Verfahrens zu vernehmen wo es am allerwesentlichsten war, und daß eine Liste der Zeugen, deren Namen ihren Anklägern bekannt sind, ihr verweigert werden soll. Unter die⸗ sen Umständen zweifelt die Königin, daß ihr etwas an—
deres übrig bleibe, als auf die feierlichste Weise gegen
das ganze Verfahren zu pro'estiren; es liegt ihr aber am Herzen, noch eine Bestrebung zu machen, um Gerechtigkeit zu erlangen, und sie verlangt demnach, daß ihre Räthe vorgelaßen werden, um ihre Anfode— rungen an der Barre des Hauses darzulegen.“
Dies Verlangen ward bewilligt, jedoch nur unter dem Bedinge, daß die Räthe lediglich über die For— men des Verfahrens und über die Dauer des selben sich auszulaßen hätten.
Hierauf erschienen die Räthe der Königin, Bro u g— ham und Denmann, behaupteten den gänzlichen Ungrund der in der Bill enthaltenen Verleumdungen, und trugen auf ein unverzügliches Verfahren, und auf die zweite Lesung binnen ag Stunden an, um ihre Behauptung rechtlich erweisen zu können. Als sie sich verabschiedet hatten, ward die zweite Lesung der Bill auf dem 10. Jul. festgesetzt.
Stockholm. Die vor zwei Jahren eröffnete Un— terzeichnung der Beiträge zu Errichtung des Denk— males Karls XII. ist von besonderem Erfolge nicht ge⸗
wesen; das selbe wird daher nun auf landesherrliche Kosten aufgestellt werden. Die Grundlage der Statiüe werden vertikal gestelte Kanonen dilden, die Karl
XII. selbst erobert hat.
Aus dem Haag. Die Wahl der neuen Abgeord— neten zu den Generalstaaten ist gegenwärtig in voller Wirksamkeit.
Der Adjutantendienst bei des Königs Person soll künftig nur einem der ältesten und im Range am höchsten stehenden Adjutanten übertragen seyn, und nicht länger als ein Jahr dauern. Ein solcher Adju—⸗ tant erhält auf dieses Jahr eine Zulage von 1200 fl. Nach Ablauf desselben geht er wiedtr in das Korps zurück, zu dem er gehört, auch trägt er dann deßen Unisorm wieder.
Im September und Oktober wird auf der Rävel⸗ schen Haide ein Theil der Truppen ein Uebungslager heziehen.
Karlsruhe. Unter den von der zweiten Kam⸗ mer vorgeschlagenen Praäsidentur-Kandidaten hat Se. Königl. Heheit den Dr. Kern gewählt. Prof. Thi— baut zu Heidelberg will, zum Besten seiner Vorle⸗ sungen, seinen Platz in der ersten Kammer fortwäh— tend nicht einnehmen; bei wichtigen Vorfällen hat er sich indeßen gern bereit erklärt, erscheinen zu wollen.
Seit dem 25. Jun. wird hier der Gottesdienst der Israeliten in teutscher Sprache gehalten.
Kaßel. Eingegangenen Nachrichten zufolge haben mehre hiesige Landes kinder in Hayti ihr Glück gemacht. Der ehemallge hiesige Ob erstlieutenant Tro st ist Chef des dortigen Artilleriekorps; Braun, eines Sattlers Sehn, ist Ober-Aufseher des Marstalles auf Kap Henry, ein gewißer Neuber ist Schloßbaumeister auf Sans⸗ souckt, und Grünthal, ein armer Judenknabe aus Witzeshausen, Inspekteur der Haustruppen und seit kurzem in den Grafenstand erhoben.
Hanover. Laut Verordnung vom 25. Jun. ist der Betrag des Depositi, welcher bei der Einfuhr von Spirituosen erlegt, und bei der Ablieferung im Lande, oder bei der Wieder-Ausführung zurückerstattet wird, für Kornbranntwein, Genevre und Spiritus, bis zum Betrag der Eingangsteuer, für Rum, Arak und Franz⸗ Brantwein aber auf 10 bis 20 Rihlr. erhöht worden.
Braunschweig. Der neuen Landschaft-Ord⸗ nung gemäß, treten die bisherigen zwei Landschaften des Herzogthumes Braunschweig und des Fürstenthu⸗ mes Blankenburg nächsten Oktober in eine zusammen, die aus zwei Sektienen bestehen wird; in der ersten
befinden sich 6 Prälaten und die Besitzer von 78 Rit—
tergütern; in der zweiten 6 Prälaten, 19 städtische Deputirte und 19 begüterte der zur Ritterschaft nicht gehörigen Grund-Eigenthümer. Die Vertheilung der Steuern wird mit Zusiehung der Stände organisirt; das Kollegium, welches die Hebung, Verwaltung und Verwendung der Steuern besorgt, besteht aus 8 Steuer⸗ Räthen, die zur Hälfte von den Ständen, zur Hälfte vom Landesfürsten angestellt werden.
Koburg. Der Fürst Metternich traf am 1. Jul. in Koburg ein, und wohnte den folgenden Tag ktinem ländlichen Feste bei, was ihm zu Ehren der Hof auf dem Lustschloße Rosenau veranstaltet hatte.
Hamburg. Bei der Quarantaine⸗Anstalt zu Kux⸗
haven ist die Verfügung getroffen, daß die von der Insel Majorka einlaufenden Schiffe, wegen der auf
gedachter Insel herrschenden pestartigen Krankheit, nicht zugelaßen, sondern an eine förmliche Reinigungs— Quarantaine zurückgewiesen werden sollen.
Warsch au. Wie es heißt, wird die Polnische Armee zu den gewohnlichen Mandeuvers in hiesiger Gegend zusammengezogen werden, und dem allgemei— nen Wunsche nach werden alsdann des Kaisers von Rußland Majestät uns mit ihrer Gegenwart beehren.
Inland.
Frankfurt a. O. Die fast im ganzen Regie⸗ rungsbezirke, vornehmlich aber im Küstriner Kreise, unter dem Horn-, Schwein und Schaafvieh herr⸗ schende Klauenseuche scheint eine Folge der naßkalten Juni-Wirterung zu seyn.
Vor kurzem fiel der vierjährige Sehn der Witwe Nothink zu Spremberg, beim Aufziehen des Was— serschutzes einer Walkmuüͤhle, in die Spree; die Gewalt des Stromes trieb den Knaben zu den Schaufeln des Mühlrades, von dem er eben ergriffen weden so!t, um den Martertod des Zerquetscens zu sterben, 18 der Tuchmachermeister Kohlstock, seiner eigenen zahl— reichen Familie in diesem furchtbaren Augen licke der Gefahr nicht gedenkend, in die tosenden Fluthen nach— stürzte und den Sohn der Witne glücklich rettete.
Im Städtchen Woldenberg starb auf der Reise von Petersburg nach Paris die Gräfin Golowkin am Scehlagfluße; ihr Leichnam ward einbalsamirt, durch den diesethalb von Berlin hinberufenen Nuß. kaiserl. Gesandtschafts-Popen nach den Gebräuchen der Grie— chischen Kirche eingesegnet und nach Sertig acge— führt, von wo er zur See nach St. Petersburg ge— bracht werden soll.
Die letzte Strecke der Kunststraße von Grosdorf bis zur Schlesischen Gränze wird in diesem Jahre noch vollendet; für das nächstkommende ist die Chaußi— rung des Berges bis Kroßen und des Weges urch die sogenannte Aue hinter Kroßen bestimmt.
Von Seiten der Stadt ist der Neubau der ihr zu—⸗ stehenden hiesigen Oderbrücke beschloßen worden; sie wird die Richtung bekommen, wie sie solche bis zum Jahre 1804 hatte. Hiemit wird die Anlage einer Sperr— Buhne zwischen der Gubener Vorstadt und dem Zie⸗— genwerder in Verbindung gebracht werden, um dem verwilderten Strome durch Ableitung vom rechten zum linken Ufer an die Stadtseite und an den sonst bei niedrigem Wasserstande den Schiffgefäßen fast unzu— gänglichen Packhof eine zweckmäßigere Richtung zu geben. — Ungeachtet daß die meisten Tächfabriken unseres Kreises, besonders die Kottbußer so viel zu thun haben daß sie die erhaltenen Bestellungen kaum be— friedigen können, sind die Wollpreise in hiesiger Gegend doch sehr niedrig geblieben.
Stettin. Se,. Excellenz der Wirkliche Geheime⸗ Rath und Qber-Präsident Herr Sack, trat am 12. Jul. seine Reise nach Magdeburg und Töplitz an.
Bromberg. Am Tage der Jahresfeier der Schlacht bei Belle Alsiance wurden in den Kirchen zu Lobsens und Schönlanke die Gedächtnistafeln un⸗ ter angemeßener Feierlichkeit aufgestellt. Eine große Anzahl von Bewohnern der umliegenden Gegend hatte sich zu diesem Denk- und Dankfeste versammelt.
Die Eskadron des zweiten Bataillons des vier⸗ zehnten Landwehr-Regimentes erhielt vom Grafen v. Lochocki auf Barcin aus Patriotismus und aus Achtung vor dem Eskadron-Chef, Rittmeister Netzer, der durch sein ausgezeichnetes Benehmen sich die Liebe der Einsaßen erworben hat, neue Trompeten zum Geschenke.
Am hiesigen Landwehrzeughause, wie an der In⸗ standsetzung der Kaserne zu Inowraclaw wird fleißig gearbeitet.
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