Die Rezension der „Geschichte des Preuß ischen Staates seit dem Frieden zu Hubertsburg“ im Sasten Stücke der Staats⸗-Zeitung hat nach stehende Antikritik veranlaßt:
In der im 5usten Stücke der diesjährigen Staats⸗ Zeitung enthaltenen Beurtheilung des zweiten Bandes der Geschichte des Preußischen Staates vom Frieden zu Hubertsburg bis zur zweiten Pariser Abkunft, kommt die Stelle vor: „die Reigung des Verfaßers, „in feindlichen Heerführern nur Scipionen und in „ihren Heeren nur Römische Legionen zu erblicken, „verleitet zu der Muthmaßung, in ihm einen Säch⸗ „sischen Schulmann zu finden.“
Obschon diese Aeußerung in ihrer Allgemeinheit
den ganzen Stand der Sächsischen Schulmänner, man weiß nicht aus welchem Grunde) angreift, und um so auffallender ist, als sich durchaus nicht erklären läßt, warum gerade ein Sächsischer Schulmann geneigt seyn soll, in feindlichen Heerführern Scipionen und in ihren Heeren Römische Legionen zu sehen, so würde doch auf selbige, wenn sie in irgend einem anderen öffent⸗ lichen Blatte gestanden hätte, kein sonderliches Ge— wicht zu legen, solche vielmehr als eine unpaßende Reckerei leicht zu übersehen gewesen seyn. Da es aber die Preußische Staats-Seitung ist, deren Redak— tion unter der Aufficht eines angesehenen Staatsbe— amten steht, da es das officielle Blatt der Monarchie, das Organ des Gouvernements ist, welches eine so auffallende Aeußerung aufgenommen hat: so er⸗ scheint eine solche, wenn auch die fragliche Recension nicht unter den amtlichen Nachrichten steht, nicht bedeutungslos, wenigstens nicht für die öffentliche Meinung.
Die zwischen den Höfen von Berlin und Dresden bestehenden Gesinnungen und Verhäliniße sind von zu aufrichtiger Freundschaft, als daß man nicht gegensei— tig von der Nothwendigkeit überzeugt seyn sollte, es mäße von beiden Theilen mit möglichster Sorgfalt darüber gewacht werden, daß nicht, gegen den Nach— barstaat gerichtete, leidenschaftliche Ausfälle oder ge—
zähle zaleußerungen in öffentliche Blätter und Jouär— nale aufgenommen werden.
Geschichte des Preußischen Staates seit dem Frieden zu Hubertsburg.
Vorstehendes Werk, welchem der Vetfaßer aus zar= tem und richtigen Gefühle seinen Namen nicht vor⸗ gesetzt hat, würde vielleicht gleich andern anonhmen Büchern lange unbemerkt geblieben seyn, wenn nicht einige heftig tadelnde Beurtheilungen die Aufmerksam⸗ keit des Publikums geweckt und (wahrscheinlich gegen Erwartung und Zweck) den Absatz desselben so ge— mehrt hätten, daß man einer neuen Auflage entgegen⸗ sehen kann. Bis auf einzelne, nur psychologisch merk—⸗ würdige Abweichungen, gingen die zahlreichen und seitdem bekannt gewordenen ürtheile dahin: „daß der Verfaßer alle zur öffentlichen Kunde gekommenen Quel⸗ len gewißenhaft denutzt und das Zerstreute auf eine geistreiche und anziehende Art zusammengestellt habe. Allerdings ließen sich ihm manche einzelne Fehler nach⸗ weisen, allein wie habe er die hinter Thür und Rie⸗ gel verborgenen Geheimniße (selten großer, gewöhnlich kleinlicher Art! erspähen sollen? Allerdings werde nicht Jeder mit seinen Ansichten und Urtheilen immer⸗ har übereinstimmen; sie wären indeßen mit so viel
baß Niemand an
Anstand und Würde vorgetragen, Nicht minderen
böswilligen Irrthum denken könne. Fleiß, als auf den Inhalt, habe der auf die Anordnung und den Siyl gewandt und gern lese man sein Werk bis zu Ende, welche Ehre vie⸗ len 9 gerühmten Geschichtsbüchern nicht zu Theil werde.
Keinem, der es wißen will, kann jetzt mehr verbor⸗ gen bleiben, daß der Verfaßer ein Mann ist, welcher sich durch Gelehrsamkeit, Karakter, Sinnesart und echte Vaterlandsliebe ausgezeichnet, und der ungeth eil⸗ ten Achtung eines jeden von allen, nach entgegengesetzten Richtungen stattfin⸗ denden Kannegießerelen, hat er den wahrhaft geschicht⸗ lichen Standpunkt festgehalten, und vor Kllem ge⸗ wußt, daß Selbsterkenninis der begangenen Fehler nützlicher ist, als Zudecken und Leugnen derseiben; daß, wenn die Gegner Preußens in jeder Beziehunz so dumm und jämmerlich gewesen wären, als Manche sie dargestellt sehen möchten, der ben nicht eine der größten Erscheinungen in der Welt—
Geschichte, sondern etwas wäre, was kaum einer Er-
wähnung und Erzählung verdiente.
Mehre angesehene, ja die höchsten und zweifels= ohne unterrichtetsten Staatsbeamien (denn von Ge— lehrten und Historikern schweigen wir dies mal) haben dem Verfaßer ihre Achtung und ihren Beifall auf eine schmeichelhafte Weise zu erkennen gegeben, und ihm, seinem sehnlichen Wunsche gemäß, Berichtigungen und Belehrungen mit einer so freundlichen Theilnahme zu— gesandt, daß der Ton und die Art einiger anderen, selbst der Zurechtweisung bedürfenden Zurechtweisungen, dop— pelt auff at.
Von 16, in Schlesien und dem dazu gehörenden Theile der Lausitz befindlichen Gelehrten-Schulen, sind im vorigen Jahre 14 Jänglinge mit den erfoberc— chen Zeugnißen der Reife, zur Hochschule entlaßen
worden.
ar.
Man hat vor einiger Zeit auf den, Paris umge— benden Anhöhen Versuche mit farbigen Feuersignalen, welche eine Art See⸗Telegraphen geben sollen, gemacht unt dieselben an der Küste und auf kleinen in einiger Entfernung kreuzenden Fahrzeugen wiederholt. Ver:
genießt, der ihn kennt. Fern
Triumph über .
Verfaßer endlich
mittels bieser Erfindung werden Schiffe auf 3 bis Fran zoͤsssche Meilen mit andern Schiffen oder mit 2 Küste bei Tag und bei Nacht sich verständigen önnen.
In dem New System of Geography von Myers
befindet sich eine sehr intereßante vergleichende Mora⸗
ruhigung gelesen werden wird. zwar selbst zu den sogenannten woenigstens strebt er sichtbar dahin, theilhaftesten Lichte zu zeigen:
litätstabelle unter den verschiebenen Grafschaften Eng lands. Nach derselben kommt in der Grafschaft An
glesea auf 13,529 Bewohner ein Gefangener, woge—
gen sich in der Grafschaft Warwick von g89 und in
der Grafschaft Middlesex von 5388 Bewohnern Einer
im Gefängniße befindet. In ganz England ist das
1 Gefangener zu 6215.
Redaktion in Aufsicht: von Stagemann. Reimersche Buchdruckerei.
. . nad
Voraussetzung von jedem
Al gemeine
preußische Staats-Zeitung.
590 Stück. Berlin, den 22sten Julius 1820.
e.
IJ. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
vom 22. Julius. Se. Majestät der den bisherigen Ober-Landes⸗ Gerichts-Asseßor Seyffert zu Marienwerder zum Rathe bei dem Ober Landesgerichte zu Königsberg zu ernennen, und dem Kommerzienrath Georg Friedrich Schlüter zu Stralsand den Karakter eines Gehei⸗ men Kommerzienramhes zu ertheilen.
Berlin, Fönig haben geruhet,
Bekanntmachung.
Die große Zahl der Anstellungsgesuche der versor⸗ gungsfaͤhigen Invaliden veranlaßt den Justizminister bekannt zu machen, daß diese Gesuche von ihm nicht unmittelbar berücksichtiget werden können, sondern die vorläufige Prüfung der Qualifikation Derjenigen, welche eine Anstellung bei den Gerichten suchen, in den Pro— vinzen den Ober Landesgerichten, und in Berlin dem Fammergerichte überlaßen ist, welche bei wirklichen Er⸗ ledigungen solcher Stellen die Vorschläge bei dem Ju⸗ stizminister einreichen.
Es haben sich daher Diejenigen, welche eine Versor⸗ gung dieser Art wünschen, und mit dem Invaliden⸗ Versorgungsscheine versehen sind, nur bei dem Kammer⸗ Gerichte, oder bei den Ober⸗-Landesgerichten zu mel⸗ den, wohin ihre hier eingehenden Gesuche abgegeben werden. Berlin, den 19. Jul. 1820.
Der n. Minister, ir ch ei sen.
Angekommen: Se. Exc. der Wirkliche Geheime Staats-Minister 2c. Graf v. Buͤl ow, von Merseburg. — Se. Exc. der Koͤnigl. Schwedische General- Lieutenant und General⸗Feldzeugmeister, Baron v. Card ell, von Stockholm.
Abgereist: Se. Exc. der Geheime Staats⸗Minister v. Brockhausen, nach Stargard. — Der Koͤnigl. Saͤch⸗ sisci·h Gefandte am hiesigen Hofe, Freiherr v. Minkwitz, nach Dresden.
Durchgereist: Der Koͤnigl. Spanische Gesandte und bevollm. Minister am Ruß. Kaiserl. Hofe, Chevalier Ma⸗ nuel Don Golez de Salang, von Dresden nach St. Petersburg.
I. Zeitung s-Nachrichten.
Ausland.
Frankreich. Aus einer in Frankreich viel ge⸗ lesenen Schrift verdient Folgendes angeführt zu wer⸗ den, weil es zur genaueren Kenntnis der Par heien in Frankreich beiträgt, und daher in der gegenwärtigen Zeit nicht ohne Intereße und vielleicht nicht ohne Be⸗ Der Verfaßer scheint Liberalen zu gehören, sie in dem vor⸗ aber ohne Zweifel ist einer ihrer bestgesinnten, vernünftigsten und am wenigsten revolutionäten, kurz nicht das, was man Jakobiner zu nennen pflegt. Um so mehr ver— dienen seine Urtheile über diese Parthei und die ihr gemachten Vorwürfe Aufmerksamkeit, und das, was etwa Üebertriebenes oder Falsches in sein Uriheil über
er auch
Verhältnis: 1 Gefangener zu 11685 Freien; in Wales die Royalisten oder die sogenannten Ultra's dersel⸗
kann beim Festhalten jener Leser selbst am besten gewür⸗ digt werden, ohne daß es deshalb einiger Anmerkun⸗
gen bedürfte. . — Diejenigen, sagt der Verfaßer, die, da sie die Re⸗
ben eingefloßen seyn mag,
volution einmal! nicht ungeschehen machen können,
doch nun wenigstens alle ihre Spuren ven Grund
aus vertilgen moͤchten
die Vorurtheile und die
(die Testaments⸗ Exekutoren des Mittelalters, wie er sie nennt) bilden zwar nicht die große Mehrzahl, aber keines weges ist ihre Parthei so schwach, als man sie gewöhnlich ausgiebt; sie hat Gewohnheit für sich; be⸗ rühmte Namen, alte Erinnerungen geben ihr viel Gewicht; sie wird durch manche talentvolle Männer unterstützt, deren litterarischer Ruf selhst im Aus⸗
J
lande begründet ist; großes Eigenthum, hohe Staats⸗ Aemter, eine wohlgeordnere Organisation und eine be⸗ harrliche Festigkeit in ihren Grundsätzen stehen ihr zu Gebote; sie hegt, wenigstens gilt das von manchen ihrer Mi glieder, den ehrlichen Glauben, daß die Wel ordnung nur mil diesen Grundsätzen bestehen, ru⸗ hige Entwickelung der menschlichen Kräfte nur auf diesem Grund und Boden gedeihen könne. Mit ihr sind aus minder lauteren Absichten alle Befoͤrderer der Unwißenheit, die aus System oder Gewohnheit den Obskurantismus für zuträglich halten, verbunden; Alle, die in der Revolution nichts als ein blutiges Schau⸗ spiel sehen, Viele von denen, die durch sie ihr Theuer⸗ stes verloren haden und in der Vergangenheit nur Er⸗ innerungen des Schmerzes, und in der Gegenwart nicht Ersatz, nicht wiederherge tell ten Wohlstand fin⸗ den, so wie auch enolich alle Diejenigen, welche nur unter dem Schutze einer absoluten Gewalt sich am wenigsten gefährdet hatten, und alle Gebrechen der Anarchie der Freiheit zuschreiben; die nicht unbeträcht⸗ liche Zahl aller Misvergnügten, die ihr der Augenblick zuführt, so wie aller Derer, welche den Mantel nach dem Winde hängen, nicht zu gedenken.
Die Gegner dieser Parthei, die Liberalen, sind zwar sammtlich Vertheidiger der kon stitutionellen Charte, allein sie sind nicht insgesammt gleich gesinnt. Mögen, fagr der Versatzer, die wahren Verrheidiger der Konstirution nie vergeßen, daß ihre erste Pflicht darin besteht, den Konig, der die Charte gegeben hat, und seine Oynastie, die sie handhaben soll, zu ver⸗ theidigen; möge ihre Handelweise möge selbst ihre Sprache nie zu Besorgnißen Veranlaßung geben;