1820 / 62 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 01 Aug 1820 18:00:01 GMT) scan diff

tete Kündigung seines Aufenthaltes im Schloße zu der grauenvollen That verleitet haben mögen.

Auf Veranlaßung des Rheinischen General-Kom⸗ mandos, ist eine eigne gemischte Kommißion zur Prü⸗ fung der, zum einjährigen Dienste sich meldenden Freiwilligen niedergesetzt worden.

Der von München hieher berufene Geistliche Goß—⸗ ner ist nach einem kurzen Aufenthalte von 9 Mo— naten, dem ihm von Petersburg aus gewordenen Rufe gefolgt. Seine Verdienstlichkelt, und die Vortrefflichkeit seiner Kanzel⸗ und Erbauungsreden, wurden vom beßeren Theile allgemein anerkannt, und darum ist uns sein Verlust recht schmerzhaft.

Ein von seiner ganzen Provinz Schullehrer Schüsman Sojähriges Amtsjubiläum, nieder; die dankbare Geme längliche Pensien von 560 Thl. aus.

Aachen. Der naße Junius hat der Bienenzucht bedeutend geschadet. Mehre Stöcke haben gefüttert wer⸗ den müßen, andere haben den im Mai gesammelten Borrath wieder verzehrt.

Am 6. v. M. biß in Ederen bei Jülich ein mit der Waßerscheu befallener Hund mehre Menschen und Thiere. Bei jenen ward das vom gemeinen Manne hiesiger Gegend allgemein gepriesene Mittel, der Hu⸗ bertusschlüßel angewendet, und bis zum 10. Jul. hat sich noch keine Spur der sonst so traurigen Folgen ge⸗ zeigt; dagegen aber 53 Hunde und ein Schwein, von jenem Hunde auch gebißen worden waren, nach 10 Tagen mit der Wuth befallen waren. Diese ak⸗ tenmäßig erwiesene Thatsache wäre der genausten Un⸗ tersuchung eines unbefangenen und umsichtigen Sach⸗ kenners nicht unwerth.

Auch in unserer Gegend zeigen sich auffallend viele Wölfe. In Altdorf und Steinstraß wurden Pferde und Kühe von ihnen zerrißen.

Bonn. Die hiesige Universitaͤt erfreut sich einzs Fort⸗ ganges, welcher der Theilnahme jedes wahren Freundes der Wißenschaften wuͤrdig ist. . .

Am 15. Oktober 1818 von ihrem erhabenen Stifter in das Leben gerufen, trat sie auch sogleich in Wirksamkeit, und um die allmählig eintreffenden Lehrer sammelten sich eben so schnell die Zuhoͤrer. Schon nach dem ersten Jahre ihrer Entstehung zaͤhlte sie 402 Studirende, von welchen 328 Inlaͤnder und 74 aus dem Auslande gekommen waren. Diese Zahl ist bis Ende Jun. um 180 gewachsen, wor⸗ unter wieber 5a Ausländer sind, so daß gegenwartig das

welche

album der Universitaͤt 582 Immatrikulirte aufweist. Von diesen sind etwa 40 wieder abgegangen, und der Effektiv⸗ Bestand reicht somit im laufenden Semester von Ostern auf Michaelis dieses Jahres noch an die Zahl von 550 Studirenden.

Unter jenen 582 Immatrikulirten ist das Verhaltnis der Studienfächer foͤlgendes: Evangelische Theologen 62, Ka—⸗ tholische Theologen 60, JZuristen 276, Mediciner 116, Philosophen, Philologen und Kameralisten 68.

Hinsichtlich der Vorlesungen sind alle Hauptfaͤcher mit Maͤnnern besetzt, welche die gelehrte Welt kennt und die sich Alle, ohne Ausnahme, in dem kraͤftigsten mannlichen Lebensalter der Thaͤtigkeit befinden.

Wenn die Rheinische Universitäͤt jeder ihrer vaterlaän⸗ dischen Schwestern ihre eigenthuͤmlichen Vorzuͤge goͤnnt, so mag man auch die ihrigen nicht verschweigen. Außer ihrer bekannten herrlichen Lage am Rheine und nahe am Fuße des Sieben⸗Gebirges, und außer der Bequemlichkeit, welche sie zu Reisen nach Holland, Frankreich und England dar— bietet, deren jede von Bonn aus in Einem Semester abge⸗ macht werden kann, erfreut sich die Rheinische Universitaͤt besonders der Herrlichkeit und Geräumigkeit der Lokalitaͤ⸗ ten, welche sie fuͤr ihre saͤmmtlichen Bedurfniße in den bei⸗ den ehemaligen kurfuͤrstlichen Schloöͤßern von Bonn und Poppelsdorf gefunden hat. Nur wer den großen Sinn kennt, in welchem die ganze Reihe saͤmmtlicher, mit dieser Universitat verbundenen Institute gedacht ist, und wer es gesehen hat, in welchem Umfang die meisten derselben jetzt schon dastehen, der kann sich einen Begriff von dem un⸗ schaͤtzbaren Vortheile machen, welcher dieser Universitaͤt in der Munificenz ihres Koͤnigl. Stifters durch Ueberweisung der vormaligen fuͤrstl. Prachtgebäude geworden ist. Mil⸗ lionen wurden erfoderlich seyn, um einen gebaͤulichen Appa— rat, von der fuͤrstl. Große, wie ihn diese Universitaͤt durch die Großmuth ihres Köoͤniges besitzt, herbeizuschaffen.

Trotz der, uͤber alle Erwartung schnell angewachsenen Zahl der hiesigen Studirenden, und unerachtet die Fami⸗ lienzahl der Bewohner sich seit einigen Jahren noch durch andere Umstaͤnde, als die Universitaͤt, vermehrt hat, ist doch keinen Augenblick Verlegenheit wegen Wohnungen entstan⸗ den. Gleichermaßen hat die Regsamkeit der Rheinlaͤnder fuͤr alle ubrigen so schnell erweiterten Bedüurfniße zu sorgen verstanden; und wenn auch hie und da Fälle der Ueberth eu⸗ rung vorkommen, so zeigen sich auch wieder eben so viele von Preisen in Wohnungen und Kost, die zu dem Niedrig⸗ sten gehoͤren, was sich auf irgend einer teutschen Universi⸗ taͤt finden laßt. Allmählig fangen aber die Preise saͤmmt⸗ licher Beduͤrfniße nun an, sich ins Gleichgewicht zu setzen, und es ist eher zu wenig, als zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß sich die Kosten des akademischen Aufenthaltes in Zukunft in Bonn denen der mittleren teutschen Univer⸗ sitaͤten gleich stellen werden, wenn man die letzten in Ruͤcksicht auf die Preise saͤmmtlicher Beduͤrfniße in die Reihe stellt.

Bis dahin hat sich die Rheinische Universitaͤt aber nicht nur der Theilnahme des eigentlichen wißenschaftlichen Pu⸗ blikums, sondern auch vieler Maͤnner zu erfreuen, welche aus den verschiedensten Standpunkten ihren Wunsch, dersel⸗ ben nützlich zu seyn, bethaͤtigt haben.

Von allen Seiten sind ihr Geschenke fuͤr ihre verschie⸗ denen Justitute zugekommen; auch hat sich der patriotische Sinn in der Stiftuüͤng von Stipendien auf die ruͤhmlichste Weise ausgesprochen. Mehre Gemeinden, die nichts weni⸗ ger, als zu den großeren und reicheren gehoͤren, haben durch dergleichen Anstrengungen bewiesen, wie wichtig ihnen der Vortheil gruͤndlicher wißenschaftlicher Bildung scheint; wie sehr sie es fuͤr Pflicht achten, Talente, denen es an Mitteln fehlt, durch oͤffentliche Unterstuͤtzung aufzumuntern, und mit welchem tiefgefüͤhlten Danke sie die große Wohlthat, 19 ihr erhabner Stifter äber sie verbreiten wollte, an⸗ erkennen.

Redaktion in Aufficht: von Stägem ann. Reimersche Buchdruckerei.

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Al gemeine

Preußische Staats- Zeitung.

K— k nn,.

Stuck. Berlin, den 1sten August 1820.

2.

1. Amtliche

Kronik des Tages.

Berlin, vom 1. August. Se. Majestät der König haben dem bei der Regierung zu Liegnitz an⸗ gestellten Rechnungs he Salomon das Allgemeine Ehrenzeichen erster Klaße zu verleihen geruhet.

Angekommen: Se. Koͤnigl. Hoheit der regierende Großherzog von Mecklenburg⸗Strelitz, von Strelitz. Der General-Mwajor und Ober-Brigadier der 1sten Inge⸗ nieur-Brigade c. von Hoyer, von Bromberg. Der

II.

Ausland.

Frankreich. Ven Verhandlungen in der De⸗ zutsrienkammer enthallen die neusten Pariser Blät⸗ ter nicht das Geringste. In (e Pairkammer sind die zur Gnüge rekannten Gefetze über bie Verhältniße mit Algier, sie neue Eintheriung von Korsika und das Badger der Einnahme verhandelt und angenommen. Der Graf Segur und der Herzog von Treviso hielten Reden zum Andenken der seit einiger Zeit ver— storbenen Pairs, des General Collars und des Grafen She.

Der Moniteur hat einen Aufsatz aus dem Journal de Taris aufgenommen, worin dei Gelegenheit der Mühe, die sich die öffentlichen Blätter tagtäglich ge—⸗ ben, um das Publikum von dem Eifer zu unterhal⸗ ten, mit dem jetzt bald dieses, bald jenes Volk eilt, sich eine rep äsentative Verfaßung zu geben oder solche beßer zu gründen, abermals die schon fo oft dem Fran⸗ zösischen Volke gegebene Ermahnung wiederholt wird, daß dasslbe bereits seit sünf Jahren habe, wonach sene Völker erst strebten. In diesem Aufsatze wird auch der Revolusion in Neapel dahin erwähnt, daß das Negpolitanische Volk (richtiger hätte man Mili⸗ tair sagen sollen) wahrscheinlich nur um die mit sol⸗ chem Unternehmen nothwendig verbundenen Unruhen abzukürzen, sich die Konstitution eines fremden Vol⸗ kes, eine für ein ganz anderes Land, gan; andere Sit⸗ ten, ganz andere Bedürfniße gegebene Konstitution an⸗ geeignet, und dabei bemerkt, wie die Zeit lehren müße, ob dies ein weiser oder ein verwegener Versuch sey; ohne Zweifel blos, um daran die Bemerkung zu knüpfen, daß die Franzosen auch in dieser Rücksicht schon viel vor anderen Völkern voraus, und diese kehren der Zeit schon längst empfangen hätten, ja daß jene Völker auf sie als ihre Muster und ihre Väter in dem Wege der konstitutionenen Freiheit hin⸗ blickten. Sie beobachten (heißt es weiter), sie studi⸗ ren unsern Gang; laßt uns ihnen ein nützliches, heil⸗ sames Exempel seyn laßt uns ihnen vor allen Dingen zeigen, daß wir unsere Hoffnungen theuer bezahlt ha— ben und daß wir von der Sucht nach idealischer Voll⸗ kommenheit, womit uns die falschen Verführer lok⸗ ken und von dem unruhigen Streben nach einen neuen Verbeßerungen gänzlich geheilt sind. Es schließt dieser

Nachrichten. Ghef-Präsident der Ober-Rechen⸗Kammer von Schlabren⸗ dorf, von Freyenwalde.

Abgereist: Se. Exc. der General ⸗Lieutenant von dem Knesebeck, nach Ruppin. Se. Exc. der Wirk⸗ liche Geheime Staats⸗Minister und Ober⸗Praͤsident von In⸗ gersleben, nach Frankfurt an der Oder. Der Ge⸗ heime Legations⸗Rath von Maltz ahn, nach London. Der Legationsrath von Arnim nach Stockholm. Der Fuͤrst Sangusko nach Warschau.

Durchgereißt: Der Koͤnigl. Niederlaͤndische Kabi⸗ nets-Kourier Ginot von St. Petersburg nach dem Haag.

d

Zeitung s⸗Nachrichten.

Aufsatz mit der bekannten Stelle aus dem Horaz: Save, mari magno, turbantibus aequora ventis etc. Wir unsrer Seit würden, wenn wir eine ähnliche Ermahnung zu geben nöthig hätten, sie mit den Wor— ten unseres unsterdlichen Schiller schließen,.

Wahrem Eifer genugt, daß das Vorhandne vollkommen

Sey, der Falsche will sters, daß das Vollkommnere sey.

In einem anderen ziemlich Langen Aufsatze unter der Rubrik „Politisches Allerlei“ von Betrachtungen über den Geist des Französischen Volkes und über die Absichten und Hoffnungen der verschiede⸗ nen Parteien, in Beziehung auf die Wahlen der De⸗ putirten nach der neuen Wahlordnung eingegeben, er⸗ wähnt der Moniteur auch des Oesterreichschen Beob—⸗ achters und der Allgem. Preuß. Staats Zeitung daß beide bei Gelegenheit der Diskußionen über das Fran⸗ zösische Wahlgesetz in dem Prinzip übereinstimmten, daß eine moönarchische Verfagung mit Volksrepräsen⸗ tation ohne überwiegenden Einfluß der Eigenthümer nicht bestehen könne“ und beschäftigt sich dann beson⸗ ders in dieser Hinsicht mit der Weimarschen Zeitung, oder dem Oppositionsblatte, indem er den Franzo⸗ sen zu Gemüthe führt „daß dieses Blatt den Freun⸗ den der Freiheit wol am wenigsten verdächtig seyn möchte, da es ja in dem Geiste des höchsten teurschen Liberalismus redigirt sey, und dennoch sich nicht ent⸗ brechen könne zu sagen, daß die Wahl des bekannten Gregoire zum Deputirten zwar wol hauptsächlich nur dem Adel und der Geistlichkeit, die ihn persönlich gehaßt, zuwider gewesen, dennoch aber auf jeden Fall ein Eulenspiegelstreich gewesen, wie dergleichen öfters den Franzosen begegne.“

Und damit die Franzosen das nicht als eine Art von Plaisanterie aufnehmen möchten, hält er ihnen einige ernsthafte Stellen aus dem gedachten Oppost⸗ tionsblatte vor, die darauf hinauslaufen, daß die Französischen Deputirten in ihren öffentlichen Reden mehr zu glänzen als zu nützen suchten, auch nicht deut⸗ lich genug sprächen; daß sie über den Gegenstand hin⸗ aus abschweiften, sich in metaphysische Grübeleien ver⸗ lören, nicht genug Achtung für Personen beobachteten und sich sogar so weit vergäßen, daß sie das Volk und insbesondere die Jugend aufriefen; dagegen die teutschen namentlich die Würtembergischen Volksrepräsentanten,