nur immer in die Gegenstände selbst eingingen, sich nur mit den nothwendigen Verbeßerungen beschäftig— ten und immer in ihren vorgeschriebenen Gränzen blie⸗ ben, nicht sich Rechte über den Monarchen und die Minister anmaßten, sondern nur sie zu unterrichten und aufzuklären strebten, auch nicht gleich mit Volks⸗ Aufruhr droheten, der bei weitem traurigere Folgen habe, als selbst die allerinkonstitutionellste Maasregel je haben könne. ̃
Ob dieses Lob der Teutschen aus dem Munde ei⸗ nes Franzosen (denn indem es der Moniteur aus der teutschen Zeitung aufnimmt und solchen Gebrauch da⸗ von macht, eignet er es sich an) verglichen mit allem, was wir im Laufe der letzten Jahre erfahren, viel⸗ leicht nicht zu sehr geschmeichelt sey, laßen wir dahin gestellt seyn, aber zu wünschen und zu hoffen ist es, daß es sich immer mehr bestätige.
Ein furchtbarer Orkan hat am 30. Junius 25 Ge⸗ meinden im Jonne-Departement gänzlich verwüstet; das Journal de Fariz sagt, daß die davon gemachten Beschreibungen, so übertrieben sie scheinen möchten, noch unter der Wahrheit wären. Eine Deputation der dadurch unglücklich gewordenen Bewohner ist von der königlichen Familie höchst gütig aufgenommen und ihr die möglichst-schnellste Hilfe versprochen worden.
Noch melden mehre französische Blätter, daß durch Bordeaux der Chevalier Ehristoph Eelomb, einer der Abkömmlinge des berühmten Entdeckers von Ame— rika, angekommen sey, um sich nach London als Spa—⸗ nischer Gesandtschaftsekretair zu begeben.
In dem vollständigen Verzeichniße der im orden t⸗ lichen Dienste stehenden Staatsräthe sind die be⸗ kanntesten im Comité für die Gesetzgebung der Graf Portalis und Moine de Biranz im Comité für das Innere, der Baron Cuvier, Baron Capelle, Graf Hauterive und Benoit; im Eomits für die Finanzen, der Graf Bereng er, und in dem für
das Kriegswesen die Generale Grafen Dum as und Ricard und der Prinz Broglio. Zu außerordent⸗ lichem Dienste sind als General-Direktoren eingeführt: Becquey für die Administration der Brücken, Wege und Bergwerke, der Baron Mounn ier für die Administration der Polizey, der Graf St. Crik für die Administration der Zölle, der Baron Bavaillon für die der Domainen und Forsten, und Dupleix be Mezy für die der Posten. Rover Collard und Camille Jour dan befinden sich nicht in diesem Verzeichniße. .
Der Herzogin v. Berry, ältesten Tochter des Kron⸗ Prinzen von Neapel, hat man die Vorfälle ihres Va⸗ rerlandes zur Zeit noch verschwiegen, um ihre Gesund⸗ heit in ihren jetzigen Umständen möglichst zu schonen.
Die Franz. Armee ist um A6, 712 Mann in diesem Jahre vergrößert worden. ö
Die Tochter des Prinzen Eckmühl wird sich, heißt es, mit dem Sohne des verstorbenen Vigier, pem in Paris die bekannten schönen Bäder an der
Seine gehören, verheurathen.
Madrid. In allen Armee⸗Kerps sollen, nach dem Systeme des wechselseitigen Unterrichtes, Primairschu⸗ len errichtet werden.
In Barcellona ist von Seiten der Garn- und Zeugfabrikanten eine beständige Junta ernannt, um das Einpaschen fremder Fabrikate zu verhüten, und bei der Regierung ein unbedingtes Einfuhrverbot aus⸗ ländischer Fabrik⸗Erzeugniße zu bewirken. 5
In der Rede, die der König am g. Jul. bei sei⸗ nem ersten Eintritte in die Versammlung der Cortes hielt, sagte er unter andern: . —
„Der Gegenstand meiner aufrichtigsten Wünsche, der Tag, wo ich mich von den Repräsentanten der heldenmüthigen und hochherzigen Spanischen Nation umgeben sehe, und wo mein und meiner Familie In⸗ tereße sich mit dem meiner Völker auf ewig verbündet,
dieser Tag ist endlich gekommen. Als das Uebermaas der Uebel den allgemeinen
Wunsch der Nation zum Ausbruch brachte, der vor⸗
her durch traurige Umstände, die wir aus unserem Ge—⸗ dächtniße vertilgen müßen, erstickt war, so entschloß Ich Mich auf der Stelle, das System anzunehmen, welches man wünschte, und die politische · Konstitution zu beschwören, welche von den allgemeinen und außer— ordentlichen Cortes im Jahre 1812 sanktisnirt worden.
Wir müßen jetzt die Lage untersuchen, worin sich die Nation befindet, und die dienlichsten Mittel auf suchen, um Uebel zu verbeßern, die durch alte Ursachen entstanden, und die in der Folge durch die feindliche Invasion und das schlechte System, welches man seit⸗ dem befolgt, vermehrt worden.
Die Barstellung, die Ihnen der Minister der Fi—
nanzen über den Zustand seines Departements zu über.
geben hat, wird Ihnen den Verfall und die Verlegen⸗ heiten derselben zeigen. Sie wird den Eifer der Cor⸗
tes erregen, um unter den Hilfquellen, welche noch die Nation besitzt, die dienlichsten auszuwählen, um die eingegangenen Verpflichtungen und die Lasten des Die Untersuchung dieses Ge genstandes wird Sie immer mehr überzeugen, wie wich ⸗ tig und dringend nothwendig es sey, den öffentlichen Kredit auf den unerschütterlichen Grundlagen der Ge;
Staates zu bestreiten.
rechtigkeit, der Treue und der gewißenhaften Beobach⸗ tung eingegangener Verpflichtungen zu gründen. Diese Grundlagen sind die Quellen der Ruhe, des Glückes
der Gläubiger, des Zutrauens der inländischen und
ausländischen Kapitalisten und endlich des Ueberflußes im öffentlichen Schatze. Und ich erfülle eine heilige
Pflicht, welche Mir die königliche Würde und die Liebe zu Meinen Völkern auferlegt, indem Ich diesen wich ⸗
tigen Gegenstand den Eortes aufs lebhafteste empfehle.
Die Verwaltung der Justiz, ohne welche keine Ge— sellschaft bestehen kann, hat bisher einzig und allein auf der Ehre und der Rechtlichkeit der obrigkeitlichen Personen beruht; da sie aber nun auf bekannten und festen Grundsätzen gegründet wird, so bietet sie den Bür⸗ gern neue und stärkere Sicherheitgründe dar. Bürgschaften werden noch vermehrt werden, wenn die Reform unserer Gesetzbücher die Vollkommenheit er⸗ langt haben wird, die man von den Einsichten und den Erfahrungen des Jahrhunderts erwarten kann.
Die innere Verwaltung bietet Schwierigkeiten dar, die von alten Misbräuchen veranlaßt worden, welche in den letzten Zeiten noch zugenommen haben. Die bereits getroffenen Einrichtungen werden auch hier Vie⸗ les verbeßern.
Die Land- und Seemacht erfodert besonders Meine Aufmerksamkeit. beschäftigen, ihre Organisation auf die vortheilhafteste Weise zu beschleunigen, indem Ich das Intereße die— ser so achtungswürdigen Klaße mit der nöthigen Spar⸗ samkeit aufs möglichste verbinde. Um dazu zu gelan⸗ gen, rechne Ich befonders auf den Patriotismus und den guten Willen des Volkes und auf die Weisheit seiner Repräsentanten, denen Ich Mich mit gänzlich em Vertrauen überlaße.
Wir müßen hoffen, daß die Wiederherstellung des konstitutionellen Systemes und die Ansichten, die es für die Zukunft darbietet, alle Vorwände vernichten werden, welche Uebelgesinntheit in unseren Kolonien hervorsuchen dürfte; daß sie die Herstellung der Ruhe in denjenigen Süd-Amerikanischen Provinzen beför⸗ dern werden, welche sich noch in dem Zustande von Gährung oder Abtrünnigkeit befinden, und daß sie die Anwendung aller anderen Mittel unnöthig machen werden. Bas wird die Folge des Beispieles der Mä—⸗ ßigung und der Achtung gegen die bffentliche Ordnung seyn, welches die Halbinsel aufstellt. Der gerechte Stolz, einer so edlen Nation anzugehören, und die weisen Gesetze, welche nach der Konstitution erlaßen werden sollen, werden die Uebel der Vergangenheit in Vergeßenheit bringen und alle Spanier um Meinen Thron vereinigen.
Unsere Verhältniße mit den fremden Ländern stel⸗ len im Ganzen die vollkommenste Harmonie dar. Ich nehme bloß davon einige Schwierigkeiten aus, die, ohne den bestehenden Frieden gestört zu haben, doch
Diese
Ich werde Mich vor Allem damit
angesehen werden.
Peranlaßung zu Diskußienen gegeben haben, welche nicht ohne Mitwirkung und Zwischenkunft der Cortes beendigt werden können. Von der Art sind die einge—⸗ stellten Unterhandlungen mit den Vereinigten Staa⸗ ten von Amerika wegen der beiden Florida's und die Gränzbestimmung von Louisiana. Es bestehen auch Diskußionen, wegen der Besetzung von Montevideo und einiger Spanischen Besitzungen auf dem linken Ufer des Plata-Stromes. Obgleich indeß ein Zusammen⸗ treffen verschiebener Umstände bis jehßt nicht erlaubt hat, diese Diskußionen zu beendigen, so hoffe Ich, daß bie Gerechtigkeit und Mäßigung unserer diplomatischen Grundsätze ein Resultat herbeiführen werden, welches ehrenvoll für die Nation, und dem politischen Systeme angemeßen sey, deßen Erhaltung jetzt die Grundlage der Europäischen Politik ist. Die Regierung zu Al⸗ gier scheint ihr altes Betragen und ihre Angriffe er— zeuern zu wollen. Um den Folgen dieses Mangels an Beobachtung der bestehenden Verträge vorzubeugen, mthält der Befensiv-Traktat, den Ich im Jahre 1zrß mit dem Könige der Niederlande unterzeichnete, daß von den beiden Mächten eine achtunggebietende Seemacht im Mittelländischen Meere versammelt werden soll, um daselbst die Freiheit der Schiffahrt und des Handels zu behaupten und zu beschützen. Den Eortes des Königreiches kommt es zu, das Glück Aller durch weise und gerechte Gesetze zu be— gründen, die Religion, die Rechte der Krone und die Rechte der Bürger zu schützen. Meiner Würde kemmt es zu, über die Ausführung und Erfüllung der Ge⸗ setze und besonders über die gänzliche Ausführung des Grundgesetzes der Monarchie zu wachen, welches der Gegenstand der Wünsche der Spanier und die Stütze aller ihrer Hoffnungen ist. Das wird mein angenehm⸗ stes und beständiges Streben seyn. Ich werde alle Macht, welche die Konstitution der Königl. Autorität verleiht, zur Behauptung dieser Konstitution anwen—⸗ den, und Ich erwarte allen Meinen Ruhm davon. Um ein so großes und edles Unternehmen zu vollen— den, flehe ich demüthig um den Beistand und die Er— leuchtung des Urhebers alles Guten, und ersuche um die offene und nachdrückliche Mitwirkung der Cortes, deren Eifer, Talente, Patriotismus und Ergebenheit gegen Meine Königl. Person Mich hoffen laßen, daß Ich in ihrer Mitte alle nöthigen Mittel finden wer⸗ de, um biesen großen Zweck zu erreichen. Auf solch e Art werden Sie das Vertrauen der heroischen Nation verdienen, von der Sie zu Stellvertretern ernannt worden.“ Der Eid den der König ablegte, lautete folgender⸗ maaßen. „Ich Ferdinand Vll, durch die Gnade Got⸗
tes und die Konstitution der Spanischen Monarchie
König aller Spanier, schwöre bei Gott und dem hei⸗ ligen Evangelium, die Römisch⸗Katholisch⸗Apostolische Religion zu vertheidigen und zu unterstützen, ohne irgend eine andere im Königreiche zu dulden; die poli⸗ tische Konstitution und die Gesetze der Spanischen Mon⸗ archie beobachten und beobachten zu laßen, indem ich da⸗ bei nur das Wohl und den Vortheil derselben vor Augen haben darf; keinen Theil des Königreiches zu veräußern, zu überlaßen, zu zerstückeln; niemals in irgend einem
Betrachte weder in Früchten, Gelde oder anderen Sachen
nach Willkür zu fodern, sondern einzig und allein solche, welche mir von den Cortes bewilligt werden;
Niemanden seines Eigenthums zu berauben, und ins⸗
besondere die politische Freiheit der Nation, se wie die
personelle eines jeden Mitgliedes derselben, keineswe⸗ ges anzutasten. Und im Fall ich dem Beschwornen oder
einem Theile von diesem zuwider handeln sollte: so
soll mir der Gehorsam versagt und ein dergleichen wi⸗
derrechtliches Verfahren als nichtig und ohne Kraft So helfe mir Gott und stehe mir bei; wo nicht, so möge er mir Rechenschaft abfodern.“
Der Antheil des Volkes an dieser Feierlichkeit, und
seine Anhänglichkeit an die Dynastie, sprachen sich
durch die Freudenfeste, welche in der ganzen Residenz an diesem Tage stattfanden, und durch den lauten Jubel der Inwohner aller Klaßen unverkennbar aus.
Neapel. Der König hat, Kränklichkeit halber, am J. Jul. die Regierung niedergelegt und den Kronprinzen, Herzog von Kalabrien, an seiner Stelle zum Reichsver⸗ weser ernannt. Der bisherige General Kapitain Nu⸗ gent hat sich entfernt. Das neue Ministerium be⸗ steht fast ohne Ausnahme aus den erklärtesten Anhan⸗ gern Mürgats. Der Kanonikus Menchini wird als der vorzüglichste Bearbeiter der neuen Verfaßungs⸗ Urkunde genannt, welche der Kronprinz ohne Abände⸗ rung annahm. Da indeßen diese Annahme noch nicht gnügte, so bestätigte sie der König, und verpflichtete sich, die Verfaßung vor der Giunta biovisoria, und zu seiner Zeit vor dem versammelten Parlamente förm⸗ lich zu beschwören. Zugleich promulgirte der Prinz⸗ Reichsverweser die Verfaßung mit Vorbehalt der Modi⸗ fikationen, welche dereinst das Parlament darin vorneh⸗ men dürfte. Am 9g. Jul.) rückte General Pepe (frü⸗ her Mürats Adjutant) mit einem Theile der Konsti⸗ tutions armee, einem aus Linientruppen, Landmilitz und Bauern zusammengesetzten Korps, in die Refidenz ein, defilirte vor dem Prinzen-Reichsverweser vorbei, und ward alsdann von diesem im Pallaste empfangen, dem Könige vorgestellt, und als provisorischer Befehlshaber der National- Armee bestätigt. Diese trägt eine drei⸗ farbige Kokarde, (roth, schwarz und blau). Der Prinz steckte sich eine dergleichen selbst an den Hut.
Der neu angestellte Finanzminister Amati, machte nach dreimal vier und zwanzig Stunden dem Herrn Macedon io Platz, welcher unter Mürat Intendant des Königl. Hauses war; das Ministerium des Inne⸗ ren erhielt den Grafen Zur lo zum Chef, der es unter Mürat bereits verwaltet hat. Auch die bereits er⸗ nannten Mitglieder der Giunta spielten unter Mü⸗ rat nicht undedeutende Rollen; so war z. B. Pa⸗ risi damals General-Direktor der Brücken und Wege und Pagen⸗Gouverneur; Delphico Staatsrath rc.
Die Königl. Garde hat sich an die National-Armee zur Zeit noch nicht angeschloßen. Am 10. hielt sie noch die Straße von Toledo und den Platz vor dem Königl. Schloße von dem Andrange der Konstitutions⸗ Soldaten und des Pöbels frei.
Auch Graf Zurlo will sich mit der Führung des Finanzministeriums nicht befaßen.
„Unter den Soldaten ist fast alle Disciplin aufge⸗ löst, sie verkaufen oder verschenken ihre Waffen, und eilen in ihre Heimath zurück.
Noch hatte man am 10. Jul. aus Sicilien keine Nachricht, und weiß daher nicht, in wiefern die dor⸗ tigen Inwohner sich für die neue Verfaßung erklä⸗ ren werden.
Verschiedene Gesandte am hiesigen Hofe hatten Kouriere abgesandt, allein sie sind in den ersten Tagen fast alle zu Kapua aufgehalten worden.
Ueber die ersten Bewegungen, welche die hiesigen großen Auftritte herbeiführten, herrscht noch ein fast allgemeines Dunkel. In Kalabrien und Apulien war es schon seit geraumer Zeit nicht ganz ruhig; in⸗ deßen achtete man darauf wenig, bis endlich die Mis⸗ vergnügten lauter wurben, und die Gährung der Re⸗ sidenz sich näherte. Das Kavallerieregiment Bour⸗ bon, das ihnen vom Könige entgegengesandt ward, ging über; das Regimet Re und alle Linientruppen folgten dem Beispiele.
In der Nacht vom 5. Jul, ward auf einem Linien⸗ Schiffe ein großer Staatsrath gehalten, dem die Kö⸗ nigl. Familie beiwohnte. Nug ent und Medici riethen dem Könige, ein Hilfkorps über das Adria⸗ tische Meer zu holen, und die alte Ordnung der Dinge wieder herzustellen. Allein die Vorstellungen der Kronprinzeßin, und die feste Erklärung des g6säh⸗ rigen Kommandanten von St. Elme (des Kastelles, das die ganze Residenz beherrscht), sich, wenn der Kö— nig sich entferne, augenblicklich den sogenannten Libe⸗ ralen anschließen zu wollen, bestimmten diesen zu
„) Nach dem Oesterreichischen Beobachter war Pepe am 11. Jul. noch nicht in Neapel eingeruͤckt, sondern un⸗ terhandelte noch mit dem General Garascosa, wel—⸗ cher den Ginmarsch verhindern wollte.