II. Zeitungs Ausland.
Frankreich. In den Sitzungen der Pairkammer und ver Kammer der Seputirten vom 33. Jul. wurde in der ersten von dem Präsidenten des Ministerrathes, Hergeg v. Rich elieu, in der andern von dem Minister des In⸗ neren, Grafen Stm eon, die Verordnung des Königes, wonach die diesmaligen Sitzungen beider Kammern geschloßen werden, vorgelesen, und alle Mitglieder gin⸗ gen hierauf sogleich in Gemäsheit des aten Artikels kes Reglements vom 15. Aug. 1814 unter dem Rufe „es lebe der König“ auseinander,.
Der Moniteur vom as. enthält eine Verordnung des Königes, kraft welcher zusammen 22 Präfekturen anders besetzt werden, doch bleiben die meisten Prä⸗ fekten das was sie sind, und nur ihr Wirkungskreis wird mit einem anderen der Art vertauscht; blos bei dreien Präfekten, nämlich dem des Departements kuy de Dome, Ramens de Rigny, dem des Departe— ments Cötes du Nord, Namens Saint Aignon, und dem des Departements Charente inferieure wird
keiner anderweiten Anstellung erwähnt; zwei andere,
Feutrier und Germinn, find zu Maitres des Re- quetes ernannt worden. ö ö Auch melden die neusten Pariser Blätter, daß schon mehre Präfekten sich mit der Anfertigung der Verzeichniße der Wähler beschäftigen, die dem Gene⸗ ral⸗Konseil gleich im Anfange seiner Sitzung vorgelegt werden follen, damit das selbe darüber berathschlage und danach der Regierung seinen Bericht über die be⸗ stimmten Gränzen der Wahlbezirke abstatten könne. Unter dem Titel „Gesellschaft zur Aufmunterung der Rational⸗Industrie“ giebt der Moniteur folgende Nachricht von dem Fortgange der Steindruckerei. Diese Kunst, heißt es, macht seit kurzem merkwürdige Fort⸗ schritte unter der Leitung ihres Erfinders, des in Pa⸗ ris etablirten Herrn Sennefelder. Dieser sinn⸗ reiche Künstler hat jetzt Kartons gemacht, die mit ei⸗ ner thon⸗kalkigten Materie (argilo · alcaire) über- strichen, die Steine selbst vertreten oder zu Platten bienen können, um darauf zu stechen, zu zeichnen gleich den litographischen Steinen oder den Kupferplatten. Er giebt diese Kunst den Namen Papyrographie⸗; und hat über diese seine neusten Versuche eine Schrift, be⸗ titelt „Papyrographische Sammlung herausgegeben. Die Kommißion der Gesellschaft zur Aufmunterung der National-Industrie, in deren Beiseyn er vielfache Proben mit seiner neuen Erfindung gemacht, hat an⸗ erkannt, daß diese litographischen Kartons nicht nur tauglich, die Steine zu ersetzen sondern in gewißen Rücksichten ihnen sogar vorzuziehen sind; sie sind ela—⸗ stischer, nehmen das Gepräge der Komposition beßer an, auch das Retouchiren des ersten Abdruckes geht beßer von statten, so wie auch dann die weiteren Ab⸗ drücke bis ins Unendliche sich eben so gut, ja leichter noch machen laßen. Man ist demnach durch diesen neuen Fortschritt des Herrn Sennefelder in den Besitz eines sehr einfachen Mittels gekommen, um leichter und mit geringeren Kosten als bisher Zeichnun gen, Kupferstiche, Noten, gedruckte und geschriebene Sachen zu vervielfältigen. Ja die Kommißion hat so⸗ gar, nach erhaltener Kenntnis von diesem Fortschritte, den von ihr ausgesetzten Preis für die Entdeckung künstlich⸗ lithographischer Steine D, d, n,, da⸗ für aber beschloßen, zur Ehre und zur Belohnung des Herrn Sennefelder eine goldene Medaille prägen zu laßen. Dieser, um seine neue Erfindung in allge⸗ meinen Gebrauch zu bringen und gemeinnütziger für allerlei Zwecke zu machen, arbeitet jetzt an kleinen por— tativen Preßen, mittels welcher man nach Belieben hundert und mehr Proben einer Komposition, sei es welche es wolle, machen kann. Der Persische Ge⸗ sandte wohnte kurz vor seiner Abreise in Gegenwart der vorgedachten Kommißion mehren Versuchen bei und wurde gebeten, irgend etwas auf ein Papier zu schreiben, welches er dann auch in Arabischer Sprache that, und nach der Uebersetzung das Interpreten also
Nachrichten.
lautet: Mirza Aboul Hassan Khan, außerot— dentlicher Ambaßadeur des erhabenen Hofes von Per⸗ sien, gegenwärtig sich aufhaltend in der höchst ange⸗ nehmen Stadt Paris, hat den 24sten Mai 1820 nach der christlichen Zeitrechnung die papyrographische Druk⸗ kerei befucht, die in Frankreich erfunden, die größten Erleichterungen allen andern Druckereien darbietet. Alles miteinander, was ich bisher in Paris gesehen, sowol in Rücksicht auf das Klima, als auch in An⸗ sehung der Gegenstände der Kunst, übertrifft Alles, was ich disher in den andern Ländern der Welt ge— sehen habe.
Die Zeitung, der Courier, giebt eine Notiz von den merkwürdigsten Personen, die jetzt in der Neapolita⸗ nischen Revolution eine Rolle spielen, und das roya— listische Blatt, die Quotidienne, hat sie aufgenom, men, um einige Bemerkungen hinzuzufügen; wir ge— ben sie mit den Bemerkungen.
Der General Filangieri ist der Sohn des be
rühmten politischen Schriftstellers dieses Namens, ein
sehr tapfrer Soldat, der mit großem Ruhme in dei Filangieri zeich; nete sich auch an der Spitze der Neapolitanischen Trup⸗·
Französischen Armee gedient hat. pen aus, und suchte s
Muth anzufeuern, aber vergebens. Durch seine Heu⸗
rath hat er sich den Titel eines Prinzen de Sa trrlano und ein Vermögen erworben, das ihm jähr.
lich zso, ooo Franks Einkünfte einbringt. (Er war auch Murats Agent während des Kongreßes im Jahre 1814 und 1816 in Wien.)
Der zweite, der General Carastosa, ist der Sohn eines Offiziers, lingsjahren sehr lebhaften Antheil beim Ausbruch der Revolution in Neapel im Jahre 17935, und hatte das Glück zu entwischen als das Fort d' Oeuf mit Kapitulation überging, und fast alle seine Kameraden, denen die Kapitulation nicht gehalten wurde, wegen
Verbrechen gegen die Gesetze der Ehre und ves Keie ⸗ Er lebe dann im
ges auf dem Schafotte starben. Verborgenen bis zum Jahre 1806, wo die Franzosen sich abermals zu Herrn von Neapel machten, nahm bann Dienste in der neuen Armee, hat auch seitdem mit seinem Regimente an den, Kriegen in Spanien Theil genommen. Er ist, sagt der Courier, ein geachteter Soldat, aber wenig unterrichtet, von einer düsteren, wilden Gemüäthsart; er verbirgt unter einer scheinoa⸗
ren Ruhe den ungestümsten Ehrgeiz, den er gleich—⸗
wol langsam und mit Vorbereitung zu den raschesten
Unternehmungen zu leiten versteht. Ein gefährlicher
Unterthan, von dem man auch besorgen muß, daß er
der Freiheit furchtbar seyn werde; doch hat er imme— patriotische Gesinnungen gezeigt. —
geachtet der Freiheit furchtbar seyn könne?
Der dritte, der Herzog von Campochiar Minister der auswärtigen Angelegenheiten, vereinig Rechtschaffenhein Freisinn und Hochherzigkeit als sich von jemand n arten läßt, der Polizeiminister gewesen ist. Dies⸗- Lob, setzt die Quotidienne hinzu, wird ohne Zweifl dem Herrn Herzog sehr schmeichelhaft seyn. — End lich der General Pepe ist von einer schwachen kön perlichen Konstituion, und hat einen melancholisches und sehr verschloßenen Karakter, nichts verkündigt a die ma ihm jezt beimißt. zu spielen im Stande sey. — Hie anzuwenden nöthig gehabt habe. bei erinnert die Quotidienne an Shakespegr's Julin Cäsar und meint, daß GEäsar wol ein deßerer Men
mit Italienischer Feinheit mehr
ihm einen Mann, der die politische Rohe,
schenkenner als der Courier gewesen seyn müße, wen!
er sage, er fürchte nicht den frischen und munter aber wohl den hageren, mel. mcholischen
Brutus, — und verschloßenen Eassius. Auch Bonaparte und
Louvel, setzt sie hinzu, waren schwächlich, düslet
und verschloßen.
ie durch seinen persönlichen
nahm gleich in seinen ersten Jüng:;
— Hiebei die Be merkung der Quotidienne: wie ein Mann, der imme patriotische Gesinnungen gezeigt haben solle, demun
Spanien. Die 69 Abgeordneten, welche den König im Jahre 1814 um Verwerfung der Verfaßung gebeten, sollen durch eine Specialkommißion gerich⸗ tet werden.
Am 10. Jul. ward aus den versammelten Stãn⸗ den eine Kommißion niedergesetzt, um die seit 1814 er⸗ laßenen Königl. Dekrete zu prüfen, die mit der Ver⸗ faßung verträglichen zu bestätigen, und den König um Zurücknahme der übrigen zu ersuchen. Außerdem ward deschloßen, das Dekret der Cortes vom 18. Marz 1812 aufzuheben, kraft deßen Don Francesko de Paula und Donna Maria Luisa, vorma⸗ lige Königin von Hetrurien, von der Thronfolge aus— geschloßen wurden.
Das Volk, das bei den drei ersten Versammlungen der Vorbereitungsjunta sich auf die Galerien drängte, benahm sich mit Anstand, und bewies die Lebhafrig keit seines Antheiles an den Verhandlungen durch Ruhe und Aufmerksamkeit.
Obgleich das frühere Dekret der Eortes, welches
die Preßen frei giebt, gegenwärtig wieder in Kraft
getreten ist, so hat doch schon D. Tapia, weil auch unsere Schriftsteller dieses große Geschenk zu würdi⸗ gen nicht verstehen, auf ein Strafgesetz gegen die Mißbräuche der Preßfreiheit antragen müßen.
In den Umgebungen von Madrid werden auf Befehl der Regierung 5ooo Mann von allen Waf— fengattungen zusammengezogen.«
Neapel. Durch ein vom Minister des Inneren, Grafen Zurlo, konirasignirtes Dekret vom 11. Jul. ergänzte oer Herzog von Kalabrien, als Generalstell⸗ vertreter des Königs, nach Ansicht der ihm von der Kommißion der Fünfe vorgelegten Verschlagliste von zwanzig Personen, die provisorische Junta durch folgende neue Mitglieder: Monsignor Cardosa, Bischof von Cassano; Du ca di Gallo; Don Hia⸗ inte Troysi, Prokurator des obersten Gerichts: Hofes; D. Felice Parilli, Generaladvokat bei dem⸗ selben; D. Angiolo Abbatem arco, Richter beim Civiitribunal von Neapel; Oberst Visconti, Chef des topographischen Büreau's; D. Gio v anni Ruffo, Kavalerieoberst; Generallieutenant Fardella; Prinz von Camporeale; Schiffskapitain Staiti. (Die drei lezten find Sizilianer.) Das Dekret besagt ferner, daß die Junta nun unverzüglich ihre Verrichtungen antreten, und zu deliberiren defugt seyn solle, sobald zehn ihrer Mitglieder zugegen seyen. Eine ihrer er⸗ sten Handlungen solle die Abnahme des Eides vom Könige und den Prinzen seyn.
In Folge dieses Versprechens legten am 15. Jul., des Morgens, der König, der Thronerbe und General⸗ Stellvertreter Herzog von Kalabrien, der Prinz von
Salerno, zweiter Sohn des Königes, und nach ihnen
die provisorische Junta selbst der einzuführenden Kon⸗ stitution den Eid der Treue ab. Im Laufe des Tages ieisteten die Minister, der Obergeneral und alle höhere Beamte denselben Eid in vie Hände des Herzoges von Kalabrien.
Durch frühere Dekrete vom 8. Jul. waren zwei Kommißionen niedergesetzt worden, deren eine (aus Don Melchior Delfico und D. Giulio Rocco be⸗ stehend) die Spanische Konstitution ins Italienische übersetzen soll, die andere aber für die innere Sicher⸗ heit der Stadt und Provinz Neapel zu sorgen hat. Diese letzte berichtete am 10. dem Jussizminister, daß sie zu ihrem besonderen Vergnügen keins der ihr zu Gebote stehenden Mittel, zur Erhaltung der Ordnung
Das Detret, durch welches der König wegen Un⸗ päßlichkeit seinen Sohn, den Erbprinzen D. Fran⸗ ces co, zum Generalvikar des Reiches ernannte, ist vom s. Jul. batirt. Das senige, wodurch er die Span ische Aon. stitution animmt, vom J. Der General Filangieri erhielt, wegen Krankheit des Herzoges von Ascoli, das Kommando der Nationalgarde zu Neapel. Der
Graf Zurle nahm am 8. das Ministerium des Inneren .
an. — Am 13. legten der König, der Thron: Erbe deßen Bruder, der Prinz von *. 21 * die Konstitution, in der Schloßkapelle, in die Hände des Capellano maggior ab. Die Kanonen des Forts wurden dabei gelöst. — Der Titel Generalkapi⸗ tain soll auf Begehren des Generallieutenants Pepe (in Namen der Armee) nach dem Tode des hundert⸗ jährigen Generalkapitains Dannero nicht mehr ver⸗ liehen werden. Diesen Titel hat zuletzt der Gen. Nugent geführt, der dem Vernehmen nach nach Malta abgereist ist. Er war in Gefahr, der Wuth einiger seiner Feinde aufgeopfert zu werden, die das Volk gegen ihn aufzureizen suchten, als der Englische Minister zu Neapel ihn als gedornen Unterthan Groß⸗ britanniens reklamirte, und in seiner eigenen Kalesche durch die Menge des Pöbels in die gesandtschaftliche Wohnung führte. — Man hatte anfangs Embargo auf alle Schiffe im Hafen gelegt. Der Englische Min nister erklärte aber, daß er dies als eine Kriegs erklä⸗ rung betrachten müße, wenn es nicht von den Schiffen seiner Nation aufgehoben würde, welches hierauf ge⸗ schah. — Der Prinz Cariati, Mürats Gesandrer zu Wien 1819 — 1815, hernach im Hauptquartier der allürten Mächte, und endlich wieder zu Wien beim Kongreße, ist mit einer außerordentlichen Mißion an den kaiserl. königl. Oesterreichschen Hof beauftragt wor⸗ den, und am 12. Jul; zu dieser Bestimmung abgereist. Es heißt, der Ritter Tocco werde mit einer ähnlichen Sendung nach Paris und London gehen. Er war frü— her als Mürats Minister beim Großbritannischen Hofe akkreditirt, aber von diesem nicht anerkannt worden. — Am 12. sollte ein Bataillon des Regi⸗ ments Farnese von hier zur Garnisonirung nach Mole di Gaera abmarschiren. Bei dem Ponte della Mad dalena aufgestellt, weigerte es sich deßen, trotz des Zu⸗ redens des General Filangieri. Dieser stellte sich nun an die Spitze des Dragoner⸗Regiments Fer⸗ dinand, und griff das Bataillon an; 30 Mann wurden getödtet, 50 verwundet, Viele ins Meer ge—⸗ sprengt. General Filangieri soll selst verwundet worden seyn.
Es heißt, der General Prinz Campana stehe an . Spitze einer Abtheilung antikonstitutioneller Mi⸗ itairs.
Bis zum 13. Jul. war in Palermo Alles ruhig, und das Fest der heil, Ro salia, welches Tage währt, wurde wie gewöhnlich begangen.
(Berichtigung. In mehren Zeitungen, unter andern auch in der Voßischen vom 3. d., wird unter Neapel angeführt, der Rußische Gesandte, Fürst Fta⸗ linsky, solle das Ansuchen um Oesterreichsche Trup—⸗ pen dem Hofe abgerathen haben. Wie wenig diese Nachricht gegründet sey, erhellet schon daraus, daß der Fürst JItalinsky gar nicht Rußischer Gesandter zu Neapel ist, sondern der Graf v. Stackel berg.)
Lißabon. Die Sammlung der Gesetze und De— krete, welche der König seit semer Ankunft in Brasi— lien erlaßen, ist in Druck erschienen, drei Foliobände stark, und kostet 88, 100 Reis.
London. Bei der den 17. Aug. stattfindenden zweiten Verlesung der Bill gegen . werden mehr denn soo Lords gegenwärtig seyn, und so lange hier bleiben, als die Verhandlungen über diese Ange— legenheit dauern. Die Ausbleibenden zahlen für jeden Tag eine Geldbuße von 100 Pfd. und sind noch au— ßerbem einer Gefängnis strafe im Tower ausgesetzt. Den ⸗ tenigen, welche älter als 70 Jahre sind, oder durch ärztliche vollgiltige Atteste erweisen können, daß ihr Gesundheitzustand ihr Erscheinen durchaus nicht er— laubt, wird ihre Abwesenheit nicht angerechnet.
Lord Erskine überreichte am a4. Jul. nach ste⸗ hende Bittschrift
„Ihre Majestät die Königin beklagen, daß das Haus der Lords für gut gefunden hat, 331 Bitte um eine Liste der Zeugen zu verwerfen, welche zur Unter—