1820 / 65 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 12 Aug 1820 18:00:01 GMT) scan diff

vielen die schändlichsten Libelle finden die gegen Die⸗

jenigen gerichtet sind, welche als Richter auftreten sollen, und die als Zeugen für die Anklage hier an⸗ gekommen waren. Das Haus wird es zugestehen, daß es sowol die Gerechtigkeit als die Moralität erheischt, Zeugen unter den Schutz der Gesetze zu stellen; und wenn der achtbare end gelehrte Herr dies nicht ver⸗ neinen kann, warum konnte er es ruhig ansehen, daß diese Zeugen durch die abscheulich sten Schmähschriften geschändet und ihr Leben in Gefahr gebracht wurde, ohne wegen einer solchen Verletzung seinerseit Klage zu führen? Soll das Haus so auftreten, wie es der achtbare Herr verlangt, so muß es auch bedacht seyn, nicht das Intereße des einen Theiles zu begünstigen und das des anderen zu vernachläßigen.

(Aus dieser Erwiederung ersäeht man zugleich, daß die in Nro. 60. unserer Zeitung aufgenommene Nach— richt aus einem Schreiben aus Harwich, nach welcher jener Auftritt mit den Italienischen Zeugen in Dover, sich auf eine kleine Differenz mit einem Träger be— schränkt haben sollte, eine bloße Beschönigung des allerdings bedeutenden Vorfalles gewesen ist)

Der König wird, heißt es, in den eisten Tagen des August, nach Porismouth reisen, und sich am Bord einer der dort befindlichen Königl. Jachten einséiffen.

Die Königin wird während der Verhandlungen Über ihre Angelegenheit im Hause gegenwärtig seyn, und hat gebeten, ihren Sitz ihr so anzu eisen, daß sie die Zeugenaussagen genau zu hören im Siande sey.

Das Oberhaus vertagte sich bis zum 15., das Un— terhaus bis zum 21. d. M.

St. Petersburg, vom 6. Julius. Nach der ersten Frählings Flotille ist vom 4. bis zum 10. Jul. die Barowitsckischen Waßerfalle auch die zweite Fiot— tille von 629 Barken, worunter 365 Kronbarken, von A Halbbarken, und 22 Kahnen, worunter 1 Kronkaͤhn,

zusammen von 665 Fahrzeugen, glücklich paßirt.

Auf diesen Fahrzeugen ist abgefer igt an Privat⸗ Ladung: Rockenmehl 49, 795 Kul, feines Graupen⸗ Mehl 3, 24, Wai en und verschiedenes anderes Mehl 3a Säcke, g, 751 Pud, 99 Kul und 546 kleine Kul; Hafer 5o, 856, Gerste 2, 9o7, Ert sen 25, Roggen 702, Waizen 11530, Grütze 6.347 und Malz 1,317 wul, 65 kleine Kul, und 2, os0 Pud; Seife 8, 460, Talglichter 40,575, Tilg 191, 460, Porasche 2, gBo, Hanfgespinnst H, 5a5, Hanf 180,029, Hanfwerrich Joo, Hanföl 5g, 140, Stangen-Eisen 45,560 Pud, und eine beträchtliche Menge verschiedener anderer Kaufmannswaaren; an Rron Ladung: Roggenmehl 105.994, Hafer 180,069 und Grütze 19,609 Kul, desgleichen Branntwein und

Kupftrmünze.

Aus dem Ladaga-Kanal sind vom 22. Mai bis zum 15. Jun. auf der Newa nach St. Petersburg mit La⸗ dung expedirt: 965 Barken, ga Halbbarken, 688 kleine Fahrzeuge, 66 Kähne und 1 Boot, zusammen 1,610, und seit der Eröffnung der inneren Flußschifffehrt 3, zog Fahrzeuge. Die vom 22 Mai bis 15 Jun. expedirten Fehrzeuge hatten, außer der Kronlasten, außer Holz, Heu, Steinen und anderen Baumaterialien für die Residenz, blos für Privatrechnung zum freien Verkauf geladen: Roggenmehl 16, Jas Kut, feines Grau⸗ penmehl 6, oß5, Waizen und verschiedenes anderes Mehl 5a] Säcke, 571 Kul 1, 159 kleinere Kul, Roggen J, 522, Waizen 5,58], Hafer so, Sas, Erbsen a9, Gerste 365, Leinfaamen 15,508, Grütze 4, a6, Malz e, 979 Tschet⸗ wert, Hanföl 391, 74, Hanf 1,595,680, Hanfwerrich 2, 2so, Hanfgespinnst 183135, Ziehseile 550, Leinwand 12, 0g, Juften 122, Pferdemähnen 650, Schweine⸗ Borsten 1700, Talg 1,B 449g, 194, Talglichte gao, Pot⸗ Asche Jas, Eisen an, os 1 Pud. Hienach befanden sich nach dem 15. Jun. anf dem Ladaga⸗Kanal mit ver— schiedener Ladung noch auf der Fahrt: 350 Barken, 55 Halbbarken, 1 kleineres Fahrzeug, und 1535 Kähne, zusammen a2 Fahrzeuge, desgleichen Joß Balken und

60 Holzflöße.

Kronstadt, vom 2. Jul. Vom verwichenen 27.

Mai bis zum 28. Jun. sind mit verschiedenen Kauf—

mannswaaren Rußischen Erzeugnißes 129 Kauffartei.

Schiffe aus hiesigem Hafen in See gegangen. Lidau, vom 19. Jun. Vom 1. bis 19. dieses sind 13 Kauffahrteischiffe hier angekommen. Astrach an, vom g. Jun. Im Laufe des verwi= chenen Mai⸗Monates sind in allem für 22], 668 Rubel 50 Kop. unterschiedliche Kaufmannswaaren von hier ins Ausland abgefertigt, und nach Saljan in Persien vier Kauffahrteischiffe mit Fischergeräth abgesegelt. Im verwichenen Mai ist aus der Bucharei eine Karawane von 482 Kamelen mit Baumwone, ver— schiedenen baumwollenen Fabrikaten und gerrockneten

Früch en auf dem Troizkischen Tauschhofe angekom⸗

men. Bei diesen Waaren befinden sich 16 Bucharisch: Kaufleute.

Hamburg. Um das Geburtsfest ihres vielgelieb⸗ ten Königes auch hier auf eine würdige Weise zu be— gehen, hatten sich gestern die hier anwesenden Pren—

ßen, Militär- und Civil-Beamte, an denen sich Viel

derjenigen gebornen Preußen anschloßen, weiche als zu einem freundlichen

Mitkagmahl im Schimmelmannschen Hotel versam

Bürger unter uns wohnen,

melt. Der Saal war geschmackvoll dekorirt, und mit der Büste des erhabenen Monarchen, welchen Europa mie Stolz den Seinen nennt, geziert. Die Toasts für die Erhaltung des theuren Königes und des hohen

Königl. Hauses wurden mit allgemeinem En (husias⸗ mus lebhaft begleitet. Wahre Herzlichkeit machte die⸗

sen Tag zu einem der schönsten Festtage. Festlieder errönten, und bis spät in die Nacht dauerte die Mu⸗ sik im Garten, welcher erleuchtet war. Die heiterste Wirterung begünstigle das wahrhaft große Fest. Auch die in unserem Hasen liegenden Preußischen Schiffer bildeten hegte einen frohen Verein, das Geburtssest ihres Königs auf gleiche Weise jubelvoll zu feiern. Wer hier Zeuge feyn konnte, den mußte die Innigkeit rühren, mit welcher sie an ihren Landesvater und an ihr Vaterland hangen.

Die Grönlandfahrer, welche von hier und andern Elbgegenden auf cen Robben- und Wallfischfang aus— gegangen, klagen über schlechten Fang.

Der Ober? Appellationsraich Müller aus Olden— burg, und der Hofrath und Profeßor Cropp aus Heidelberg, sind zu Mitgliedern des Ober-Apellations— Gerichses der vier freien Städte vom Rathe zu Ham— burg gewähl', und von den übrigen drei Städten an⸗ genommen worden.

nlan d.

Berlin. Niederländische Blätter erzählen, daß hier Unruhen vorgefallen, an welchen fast alle Bewoh⸗ ner der Residenz Theil genommen, so daß man gens thiget gewesen, das Volk durch Garde⸗Gensd' armeri⸗

zu Paaren zu treibdn.

Wir empfehlen der Redaktion jener Blätter, sich

mit einem zuverläßigeren und unterrichteteren Korte spondenten in Verbindung zu setzen, denn seine mitgt— theil en Rachrichten beruhen nicht auf dem Grunde

der Wahrheit. Der Vorfall, den derselbe wahrscheinlit⸗ gemeint haben mag, beschränkt sich auf den Exzeß ein

ger Betrunkenen und ihres Anhanges, wie dergleichen wol in jeder großen Stadt zuweilen vorfallen, dem aber, was sich von der feinen Zucht und Sitte der hiesigen Bewohner ohnehin erwarten läßt, ein— allgemeinere Theilnahme nicht stattgefunden hat.

Breslau. Die von Sr. Majestät bewilligten

Kirchen Kollekten zum Behufe von Freitischen auf det

hiesigen Hochschule haben einen so glücklichen Erfolg gehabt, daß das Ministerium die bisherige Zahl dieser Freitische um 18 Stellen hat vermehren können, so daß nunmehr in dieser Hinsicht für 66 unbemittelt⸗ Studirende auf eine zweckmäßige Weise gesorgt ist.

Redaktion in Aufsicht: von Stägemann. Reimersche Buchdruckerei.

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Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

65st Stuck.

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Berlin, den 12ten August 1820.

J. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 12. August. Des Königs Ma⸗ ststüt haben mittels allerhoͤchster Kabinetsordre vom 4. Julius d. J. den Hauptmann von Bandemer auf Didersdorff zum Landrathe des Teltow⸗Storkow⸗ schen Kreises, im Potsdamer Regierungs-Bezirke, allergnädigst zu ernennen geruhet.

Bes Königs Majestät haben den bisherigen Regierungsrath Purgold zu Frankfurt an der Oder in den Ruhestand zu versetzen und demselben zum Be weise ber Zufriedenheit mit seiner Dienstführung den Karakter als Geheimer Regierungsrath zu verleihen geruhet. 4 .

Se. Majestät der König haben dem ehemali⸗ gen Lieutenant, jetzigen expedirenden Justiz⸗Secretair Guase das Prädikat als Hofrath beizulegen, und das desfallsige Patent höchsteigenhändig zu vollziehen ge— ruhet. 35. Majestät der König haben dem Holzwär⸗ ter Bold zu Roland das Allgemeine Ehrenzeichen zweiter Klaße zu verleihen geruhet.

Der bisherige Privat De'cent Dr. Weise, ist zum außerordentlichen Profeßor für die Theorie und Ge⸗ schichte der schönen Künste in der philosophischen Fa⸗ kultät der Universität Halle ernannt worden.

Das 14te Stück der diesjährigen Gesetzsammlung, ent⸗ haltend: . No. 615. Die Allerhoͤchste Kabinetsordre vom 7. d. M. die Einrichtung des Ahgaben-Wesens betreffend. No. 6r6. Das Über die eben erwahnte Einrichtung spre⸗

chende Gesetz selbst.

No, 617. Das Gesetz wegen Einfuhrung einer Klaßen⸗ Steuer. Ne, 618. Das Gesetz wegen Entrichtung einer Mahl⸗— und Schlacht⸗-Steuer. No. 619. Das Gesetz wegen Entrichtung der Gewerb⸗ Steuer; saͤmmtlich vom zo. Mai d. J. ist erschienen, und wegen des allgemeinen Intereßes auch als ein einzelnes Stuͤck, sowol im unterzeichneten Komtoir, Un⸗ ter-Waßerstraße No. 8., als auch bei den Post⸗ Aemtern derjenigen Orte, in welchen sich Regierungen befinden, fuͤr 4 Gr. zur Stelle zu bekommen. Berlin, den 12. August 1820. Koͤnigl. Pr. Devit-Komtoir f. d. Allgem. Gesetzsammlung.

Angekommen: Se. Excellenz der General Lieutenant v. Rauch, Chef des Ingenieur-Korps, von Danzig.

Abgereist: Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Wil⸗ helm v Preußen (Sohn Sr. Maj. , nach Warmbrunn. Se. Hoheit der General-Lieutenant, Herzog Karl v. Meck⸗ lenburg-Strelitz, nach Strelitz. Se. Durchlaucht der Fuͤrst Anton Radziwill, Statthalter des Großherzogthu⸗ mes Posen, nach Schlesien. Se. Durchlaucht der Staats⸗ Kanzler Fürst v. Hardenberg, nach Pwurmont. Se. Excellenz der erste Ober-Schenk Graf von Neale, nach Freienwalde. Der General-Major v. Witzleben. Ge⸗ neral-Adjutant Sr. Maj, so wie der Geheime Kabinets⸗ Rath Albrecht, nach Teplitz. Der Kaiserl. Oesterreich⸗ sche Legations-Sekretair Graf v. Allegri, als Kourier nach Sresden. Der Rußisch Kaiserl. Feldjaͤger Lieute⸗ mant Muller, als Kourier nach St. Petersburg.

Durchgereist: Der Rußisch Kaiserliche Feldjaͤger Meßer, als Kourier von St. Petersburg nach dem Haag. Der Koͤnigl Groß-Britannische Kabinets-Kourier Lateh⸗ ford, von St Petersburg nach London. Der Rußisch Kaiserl. Feldjaͤger Sabinsky als Kourier von St. Pe⸗ tersburg nach Deßau, und von dort wieder hieher zuruͤck.

II. Zeitung s-Nachrichten.

Ausland Frankreich. Seitdem die Sitzungen der beiden

gesehgebenden Kammern geschloßen sind, bringen die

Pariser Blätter uns Wenig der Erwähnung werthes aus bem Gebiete der politischen Begebenheiten mit.

Im Bade zu Mont d'or, welches der Justizmini⸗

ster di Serre jetzt zur völligen Wiederherstellung seiner Gesundheit gebraucht, befindet sich gleis zeitig

und zu dem nämlichen Zwecke auch der vorige Kriegs⸗

Minister Marschal Gouvion St. Cyr.

Das General⸗Konseil des Seine⸗Departements hat bereits seine Sitzungen unter dem Vorsitze des Herrn Bellart eröffnet; im Departement Cote d'or ist der Marschal Herzog von Ragusa zum Mitgliede des General-Konseils ernannt.

Doas Ausland, sagt der Moniteur, huldigt noch immer den Vorzügen unsetes Kunstfleißes. Der Kai⸗ ser Alexander läßt gegenwärtig in Frankreich das Ameublement für den zu einer kaiserlichen Residenz

bestimmten Pallast in Warschau verfertigen. Die be— wundernswurdige Pracht dieses Pallastes scheint die Zauber des Feenreichs verwirklichen zu wollen. Nie⸗ mals haben unsere Manufakturen und unsere Kunst⸗ Werkstäten zu Lion und Paris, die alle seit dem letz— ten Herbste mit Gegenständen zu diesem Zwecke be⸗ schaftigt sind, so reiche und so kostbare Arbeiten ge— liefert

Von Madame Catalani sagt eben dieses Blatt, daß sie sich von Petersburg, wo sie von dem Kaiser⸗ lien Hofe mit der höchsten Huld aufgenommen sey, nach Moskau und Warschau begeben, und dann nach Paris zurückkehren werde, um dort ihren festen Wehn⸗ Sitz zur Fremde aller Musikfreunde und zum Heil der Dürftigen aufzuschlagen.

Eine gewaltige Feuerebrunst brach am 31. Jul. um 5 Uhr in der Wein-Niederlage von Berey aus, und machte in wenig Augenblicken die furchtbarsten Fortschritte. In en Scheppen war eine große Quan⸗ tjtat von Wein aufbewahrt, glücklicher Weise aber

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