1820 / 66 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 15 Aug 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Der hiesige Wirklich: Gehẽeimtrath (s No. 6a. d. 3) ist, seinem An⸗ suchen gemäß, seiner Dienste als Hofmarschal entbun⸗ den, und dagegen zum Staatsminister mit Sitz und Stimme im Ministerium und zum Präsidenten der Regierung des Fürstenthumes Starkenburg ernannt worden.

Vie fortbestehende Weigerung verschiedener Abge⸗ ordneten, auch nach bekannt gemachter ministerieller Erläuterung, den Konstitutionseid zu leisten, hat die großherzogliche Regierung bewogen, beiden Kammern ber Landstände zugleich einen Gesetz Entwurf zur Be— rathung und Genehmigung vorzulegen, um durch neue Wahlen in den Bezirken, die noch nicht vertre⸗ ten sind, endlich der zweiten Kammer ihre gesetzliche Vollzähligkeit zu geben. Das Gesetz wurde von bei⸗ ben Kammern angenommen. Es schließt die Wähl⸗ barkeit Derjenigen, die bis auf den Tag, wo es in Wirk⸗ samkeit tritt, in ihrer abschlägigen Erklärung behar⸗ ren, für diesen Landtag aus, „weil man sonst nie aus dem fehlerhaften Eirkel käme, und sich ver Gefahr blos gäbe, mit einer zten und Aten Wahl die Zeit zu verderben.“ Jetoch ist diefer, die neue Wählbar⸗ keit der protestirenden Abgeordneten aussa ließende Punkt erst nach langer Berasheng angenommen wor— den. Es ist nun bei beiden Kammern die Einrich— tung getroffen worden daß rie Anträge der A gebto— neten und die GesetzVorschläge ei Regierung alle— zeit lithegraphirt werden, um sie schnell und in rei— ner Abschrift jedem Abgeordneten minzutheilen. Auch werden unverzüglich die ständischen Verhandlungen in Druck erscheinen. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wurde durch den geheimen Staats— Minister, zur Ergänzung des 22sten Artikels des Ver— faßungs⸗Ediktes, ein Gesetzvorschlag über die Ver— antwortlichkeit der Minister vorgelegt.

Darmstadt. Freiherr ou Thil

In land.

Berlin. Die Einführung des gegenwärtig von Brockhaus in Leipzig, wit Kltenburger Censen her⸗ ausgegebenen literarischen Wochenblattes in die Preuß. Staaten ist kürzlich verboten worden.

Schlesien. Seine Maj. der König haben auf den Bericht des kommandirenden Herrn Generals über den Zustand der Landwehr in Schlesien Häöchst Ihre Zufriedenheit geäußert, und den Regierungen, sandräthlichen Behörden und Kreisen der Provins, über den Eifer mit welchen sie die Land wehr-Ein ic tun befördert, insbeson?d ere auch Über die allen halben ge— zeigte große Bereitwilligkeit in Gestellung der Land⸗ wehr, worin sich die Kreise Neumarkt, Breslau, Oh⸗ lau, Grottkan, Neiße, Glaz, Oppenn, Leobschütz und Kosel ausgezeichnet, Ihren Beifall zu erkennen zu geben geruhet.

Kochem. Der Bergfall em Sieben-⸗Uhren Berge zwischen Bruüttig und Ober-Erns an der Mosel, wovon die Staats-Zeitung vom a2. Jul. eine vorläufige Nachricht gegeben hat, ist auf Veranlaßung des Rheinischen Sber⸗Bergamtes, durch den Bergrath und Profeßor Nöggerath näher untersucht worden. Die bereits herunter gestürzte Masse bildet einen Schuthaufen von größeren und kleineren Thonschiefer⸗ stücken, der über 1,045, 0009 Kubikfuß enthäit. Die noch am Felsen hängende, den Sturz gleichfalls dro hende Masse, ist jetzt bereits durch eine Spalte von z Fuß Breite und 144 Fuß Länge gelöst; auch hat sich dadurch das getrennte Felsenstück schon um 8 Fuß gesenkt. Stürzt sie nach, so werben im Ganzen ungefähr 140 bis 1466 Fuß vom Mosel Bette dadurch weggenommen werden, welches bei der hiesigen gan zen Breite desselben von 522 Fuß nicht unbedeu end ist. Wahrscheinlich wird die Mosel, nach dem zu erwartenden Sturze, zur Kompletirung der Breite ihres Bettes auf die flachen Wiesengründe des linken Ufers übertreten.

Bei dem ganzen Bergsturze ist Anblick am auffallendsten, daß die meist quer durch die Schichtungsebenen der Schiefer⸗Masse gehen.

Königsberg, vom 2. August. Die hiesige Uni— versität zählt jetzt 218 Studirende, nämlich 190 In länder und 28 Ausländer. Darunter befinden sich 5 Theologen, 80 Juristen, a1 Mediziner (worunter einige Chirurgen) 34 Kameralisten, 26 Philologen, Pädagogen 14. In Rücksicht der Lehrer wird bemerkt, daß 3) in der theologischen Fakultät 6 Profeßo⸗ ren und 1 Privatlehrer Vorlesungen halten; 2) in der ju ristischen Fakultät 3 Profeßoren und 1 Pri⸗ vatlehrer; 3) in der medizinischen Fakultät 7 Pro⸗ fer orten der Primarius, Regierungsrath Elsner d. q. ist unlängst gestorben; wenn seine Stelle wieder besetzt wird, zählt die medizinische Fakultät 58 Ordinarien und 3 Extraordinarien); 4) in der ph ilo sophi⸗ schen Fakultät sind jetzt (mit Einschluß des unter den Theologen mit angesetzten Profeßors der orienta— lischen Sprachen, Wald) vatlehrer. Emiger Sprach⸗ nicht zu gedenken.

Im Winterhalbjahre 1813 sind 1) bei der theolo⸗ gischen Fakultät 16, 2) bei der juristischen Fakultät 11, 3) dei der medizinischen Fakultät 20, 4) bei der philosophischen Fakultät 26, zusammen 78 Vo rlesun⸗ gen zu Stande gekommen.

Bie Universücts-Bibliothek ist mit der Königl. (ehemal. Sch loß⸗ Bibliothek vereinigt; die Sammlung Fhysik. Instrumen te wie auch die Mineralien- und Bernstein Sammlungen sind im Colletzi g Albertino aufgestellt worden, und die akademische Münzsamm⸗ lung wird vorläufig auf das Geheime Archiv gedracht.

An Hilf-Instituten hat 1) die theologische Fa⸗ kultät ein iheologisches Seminar in 2 Abtheilungen, ein polnisches und ein litthauischs Seminarium; 2) die medizinische Fakultät eine anatomische Ansalt, ein medizinisches und ein chirurgisches Klinikum; dos Königl. Hebammen⸗Institut steht durch semen Lehrer mit der Üüniversität in Verbindung. z) Die philoso⸗ phische Fakultät, ein philologisches und ein pädagogi— sches Seminarium.

Die Sternwarte und der botanische Garten gehö⸗ ren zu den vorzüglichsten Instituten im Norden.

Daß aller unserer Anstalten ungeachtet, die hiesige Univerfität nicht mehr die Frequenz (1790 gegen 500 bis o, im zojährigen Kriege sogar 2000) erreicht; liegt in den, vem Jahre 1800 ab, eingetretenen un⸗ günstigen Verhältnißen, durch welche ihr nicht nur der Besuch der Kur— Polen, Schlesier, Märker und Pommern entzogen worden ist. Sie sieht sich also hauptsächlich nur auf das Königreich Preußen beschränkt; denn der Aus län⸗ der, welche hier noch studiren, sind in Rücksicht auf die vorigen Zeiten nur sehr wenige.

Uebrigens herrscht unter den Studirenden ein sehr anständiger Ton, Liebe zur Ordnung und zu den Wis⸗ senschaften. Dles alles beurkundet einerseit die Ach⸗ tung, welcher sich die Studirenden von Seiten des hiesigen Publikums zu erfreuen haben, andererseit die selsene Veranlaßung, welche der akademische Se— nat findet, die sich selbst und ihre Pflicht vergeßenden barch Ernst und Strenge wieder in das rechte Gleis zu bringen. Das Lehrter-Personale hat die Gnug— thunng, daß sein Eifer in Verbreitung nützlich er Kenn niße noch immerfort die besten Früchte trägt. Denn vielen Staatsämtern und Geschäf len im Lande stehen Männer vor, schule sind. Möge dieser scöne Erfolg fernerhin Al pertina's Schmuck bleiben, und sie ihren übrigen Mitschwestern, wenn auch nicht am Glanze einer gro— ßen Frequenz, doch an der Ehre, daß sie ihren hohen Zweck redlich erfülle, gleich stehen.

Redaktion in Aufsicht: von Stägem ann. Reimersche Buchdruckerei.

Riße und Spalten Thon⸗

und Exerzitien⸗Meister

ü

es auf den ersten

13 Profeßoren und 2 Pri⸗ vader ein Soldat noch sonst dFäaersbrunst von Berey ums Leben gekommen, wol Her eine beträchtliche Anzahl mehr oder weniger schwer verletzt worden. Am 1. Aug, gegen 9 Uhr des abends

Erfolge vorgebengt wurde.

Soanien wider das Pestübel jogen worden, widerlegt sich von selbst, da bekanntlich

perbreitete Unwahrheiten kein Publikum.

und Liefländer, sondern auch der den, 53, Jos Mann und 5083 Pferde. 7 durch die Reduktion abgegangen,

uf halbem Sold gestanden. zel an Bekleidung. Kleidungs- und

ends schlecht. ind ihre Munition würde

welche Zöglinge der hiesigen Hoch⸗

Alngemeine

preußische Staats- Zeitung.

.

66k Stück. Berlin, den 15ten August 1820.

Zeitung s⸗Nachrichten.

Ausland hie ituti ; ti n d. . gen Konstitutionel, wegen eines Artikels Frankreich. Nach zuverläßigen Nachrichten ist Pariser Censeur, in welchem ein anf h cn. 2e Jemand bei der großen ruf an teutsche Heere befindlich, Beschwerde geführt worden. Das Kriegsgericht zu Löwen, vor dem diese Sache verhandelt worden, hat die Beklagten schuldig besunden, und den Redakteur Konstantin zu is⸗ monatlichem Gefängniße, den Drucker Jou an aber zu Soo Fl. Gelostrafe verurtheilt, und sein Privile⸗ gium auf drei Jahre suspendirt. Kon stantin soll sich durch die Flucht der ihm auferlegten Strafe entzogen haben.

Wien. Das mechanische Atelier des Herrn v. Reichenbach zu München, ist von dahin in das hiesige polytechnische Institut verpflanzt worden.

entstanden neue Besorgniße über den Wiederausbruch des Feuers, denen durch zweckmäßige Maasregeln mit : Herr Cabanis, der durch diesen Brand sein ganzes Waarenlager verloren hat, fährt gleichwol fort zu zahlen und neue Waaren in seine neue maßiv gebaute Niederlage aufzunehmen.

Der Nachricht, daß sich zu Alikante in Spanien Spuren der Pest gezeigt, wird in unseren Blättern widersprochen, daher denn auch gar keine Anstal⸗ ten zur Hemmung des Uebels an der Französisch-Spa⸗ nischen Gränze haben getroffen werden dürfen. Daß. von Englischer Seite an der Gränze von Portugal und ein Truppen Kordon ge⸗

Inland. Großberzogthum Nieder Rhein. Seit dem . August sin? die Landgerichte in Koblenz und in Aachen mit angemeßenen Feierlichkeiten eröffnet. Alus der Rede des Ober- Prokurators v. Oppen u Koblenz, in welcher er den Wettstrei der Gerichtsver⸗ faßungen den Erfahrungen künftiger Jahre anheim gab bemerken wir, daß der Redner des Preußischen Gꝛoß⸗ Kanzlers, Freiherrn n Carm er, eines gebornen Rheinländers, mit gebührendem Ruhme erwähnte.

Münster. Es wurde jüngst der Obstkultur im Herzogthume Sachsen und im Posensczen . erwähnt. Auch dei vns macht fie Forsischritte; und die hiesige Regierung hat neuerdings mehre ihrer land⸗ räthlichen Kreise wegen glücklich und zweckmäßig an⸗ gelegter Obstbaumschulen öffentlich beloben zu müßen geglaubt, namentlich den Lüdinghausner, Beckumer Borkener und Koes felder. Indem sie alle Landrãthe, Bürgermeister und Dorfschullehrer zu ähnlichen Anla⸗ gen . nn, , 4 zu Vertheilung er etwa noch erfoderlichen Abdrücke vo Unterricht 2ꝛc.“ bereit. K

feine Englischen Truppen in Portugal sind.

Das Journal de karis hat sich verleiten laßen, nus einer Belgischen Zeitung die Nachricht aufzuneh⸗ men, daß wegen der in Berlin ausgebrochenen Unru— ö sechs Preußische Regimenter den Befehl erhalten ätten, sich in Eilmärschen nac der Hauptstadt zu be⸗ Doch finden auch selbst hier solche thöricht

geben.

Spanien. Nach der Darstellung des Kriegsmi⸗ nisters beträgt die ganze Kriegsmacht, außer den Gar— 10,000 Officiere . ̃ und dennoch ist fie Zahl der zur Zeit noch angestellten unverhältnis⸗ die meisten derselben haben Jahre lang Die Armee leidet Man⸗ Nur bei 7 Regimentern sind Sat⸗ fel und Zeug in Ordnung. Bei der Infanterie sind

Waffenstücke ungleich und durchge⸗ Der Artillerie fehlt es an Material, —̃ kaum einen Schlachttag zusreichen. Garnisonen, Kastelle und Küstenforts ind im elendesten Zustande. Seit 1808 hat die Ar— iillerie keine Bekleidung erhalten; die Infanterie keine seit 1814. Die Kavalerie hat an Soldrückständen, zs Mill. Realen, die Infanterie das Doppelte zu sodern. Die Militairmacht in den überseeischen Pro⸗ inzen beträgt gö,s78 Mann und Zang Pferde. Die Lruppen in Amerika sind im schlechtesten Zustande, und im Heere des General Morillo fehlen beson⸗ ders viele Officiere.

mäßig groß;

Glogau. Dem hiesigen evangelischen Ghmn fehlte es bisher immer an a. Fond . 3 . stützung fleißiger aber armer Schüler. Je schmerzlicher diefer Mangel, bei dem Wunsche jedes keimende Talent ermuntern zu können, gefühlt wurde, desto freudiger wurde die genannte Anstalt durch das Vermächtnis ei⸗ ner achtbaren Katholikin überrascht, welche dem Gym⸗ nasium zur Bezahlung des Schulgeldes für arme und zur Belohnung für fleißige Schüler sooo Thl. hinterließ Ihr Name ist Johanne Josephine Palm geborne Jän tsch. Sie hat gleichzeitig sooo Thl dem katholischen Ghmnastum, ingleichen 1000 Thl. den . . ; Jüdischen und 1000 Thl. den Christlichen Armen des Antwerpen. Von Preußischer Seite war bereits hiesigen Ortes vermacht. Eine so ehrenwerthe Wohl⸗ am 1. April, gegen den Redakteur und Drucker des thätigkeit bedarf des weiteren Lobes nicht.

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