1820 / 70 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 29 Aug 1820 18:00:01 GMT) scan diff

waren, sahen die Enkel unrühmlich fallen, und zogen wieder mit dem Sieger.

In wiefern ein Staat wohlhabender oder arm wird, das hangt größtentheils davon ab, in wiefern in ihm Sicherheit der Personen uns des Eigenthumes statt⸗ findet. Nur diese ladet zum Erwerbe ein. Wenn aber jeder von einem heimlichen Ankläger kann verfolgt werden, wenn ihm dieser nicht genannt wird, wenn keiner des Abends zu Bett geht, ohne daß er fürchten muß, er wird die Nacht aufgehoben und ins Gefäng— nis gesetzt, wenn endlich sein Vermögen selbst ein Reiz für die Richter seyn kann, ihn schuldig zu sinden, in⸗ dem die Gerichtskaße die Universal-Erbin der Verur— theilten ist: so verschwindet Thätigkeit, Betriebsamkeit und Wohlstand, und das Land wird, wie Spanien eben gem orden ist.

Die Inquisition war eben so sehr eine Staats An⸗ stalt wie eine Religions⸗-Anstalt. Der schlaue Fer⸗ vinand v. Arragonien und die kluge Isabella v. Kastilien arbeiteten unermüdet, um die Macht ves Lehnadels zu brechen, und das Königl. Ansehen unumschränkt zu machen, und sie trafen in ihren Pla⸗ nen auf eine meckwürdige Weise mit denen zusammen, so der Papst harte, um die Veacht seines Lehnadels zu brechen, nämlich die der Bischöfe und der Land⸗ Geistlichkeit, um so die des Papstes zur einzig sou— verainen zu machen.

Die Glaubensgerichte boten beiden Bestrebungen eine mächtige Hilfe. Es fand sich daß die allge⸗ meine Gleichheit der fruchibarste Boden für die Des— potie wurde, so man mit Hilfe der Glaubensge— rich“ zu errichten gedachte. Denn ein Keher war ein Keher, und er wurde verbrannt, es mochte ein ge⸗ ringer Mann aus dem Volke seyn, oder aber ein Vor— nehmer, der große Besitzungen an Vieh und liegenden Gründen hatte. Die se Gleichheit vor dem Gesetze beför⸗ der ven Sapotisa us auf eine merkwürdige Weise, der dann auch nirgend vollkommner ausgebildet ist als in der Türkei, wo man eine allgemeine Gleichheit, so wie einen allgemeinen Despotismus in der größten Bollen⸗ dung besitzt. Die alien Sachsen kannten dieses beßer. Diese gründe en die Freiheit auf Aristokratie, und ihr ganzes Wehrgeldsystem war aristokrarisch. Mit der allgemeinen Gleichheit wollten sie in ihrer Rechts. Findung nichts zu thun haben; und merkwürdig ist Montesquieus Behauptung, daß das wahre Sy stem, die bürgerliche Freiheit zu erh al ten, in den teut schen Wäldern fey gefun⸗ den worden ). .

Alles was duf den Boden befestigt ist, ist sehr

dauerhafter Natur. Denn da er unbeweglich ist so pflegt in

digkeit und Stätigkeit zu wohnen. So war es mit dem Lehnadel und so war es mit den Bischöfen und den Abteyen. Ueber diese übte der Papst nur eine geringe Macht; und erst, als er an den Bettelmön⸗ chen eine neue Art Soldmiliz erhalten, die unmittel⸗ bar unter ihrem Generale und unter dem Papste stand, so ließ sich ein folgerechter Plan zur Erhaltung der geistlichen Souverginität entwerfen. Ums Jahr 1480, als die Spanische In quisition zuerst errich tet wurde, möchten die Franzis kaner allein wol 160,000 Röpfe stark seyn. Denn im 18sen Jahrhunberte be standen sie noch aus 115, ooo Köpfen, die über ganz Europa in Jooo Klöstern kasernirt waren. Die Glaubensgerichte gab der Papst in die Hände der BDettelmönche, als desjenigen Otönes, der ihm am er; gebensten war. Die Benediktiner waren überall zu

) Ehenso wie die wahre Weltordnung, die zwar nicht in den teutschen Wäldern gefunden worden, aber zwischen teutschen Domherrn, welches, wie Lichtenberg meinte, noch mehr sagen will. Kopernikus war bekanntlich Domherr zu Frauenburg in Preußen, wenn auch nicht zu Teutschland gehbrig, doch eine teutsche Kolonie. Auch waren Kopernikus Eltern Teutsche.

keine Macht stark genug war, ihm zu widerstehen

dem was auf ihm ruht, eine große Bestän⸗

wohlhabend und zu sehr auf den Boden befestigt. Mit dem Bettelmoöͤnche war es anders.

sinnung wie jeder Bettler, voll Stolz und kriechende

Demuth, war er völlig ergeben seinen Oberen, um auf nichts angewiesen als auf den Bauer der ihn er— nähren mußte, und über den er zum Verdruße da

Ohne Ge

Landgeistlichkeit eine große Macht ausübte. Ueberal spionirend, alles wißend, alles an ihre Oberen berich. tend, hatten sich diefe Mönche ein Kundschafter System ausgebildet, was nie in einer größeren Voll kommenheit bestanden. Aus den Dominikanern wurden gewöhnlich die Groß⸗Inquisitoren genommen. Tor— Juemada, der erste Groß⸗Inquisitor, war Prior bez Dominikaner-Klosters in Segovia. Er hatte 200 In quisitionsbedienten und eine Wache von 50 Reitern; doch quälte ihn immer die Furcht vergiftet zu werben, Der König ernannte den Groß Inquisor und unt seinem Einfluße wurden die Veisitzer des GerichtK ernannt. Durch dieses Gericht wurde ver Konig Hehn über das Leben, die Ehre und das Vermögen each seiner Unterthanen. Auch Verstorven« rönnten on

zo Jahre nach ihrem Tode noch ver Ketzerei veswah

digt, und wenn hinlängliche Zeugen da waren, auch

verurtheilt werden. gegraben und ihr Vermögen eingezogen, Augenblicke, wo Jemand von der Inquisition verhaf tet wurde, war er von der Welt vollig abgeschmartten. Die Kerker bildeten gewölbte Gange, die in tieim Zeuen abgetheilst waren, in denen die Gefangenen saßen. Kein Verwandter durfte sie besuchen, kein Andachtébuch wurde ihnen gegeben. Allein und schwäi gend mußten sie in der Finsternis sitzen. Weber er

Ankläger noch die Zeugen wurden ihnen genannt, und ste wurden nie mit ihnen vor Gericht zu sam menge steüt. Sie mußten sich selber an klagen; und wollten fie nicht gestehen, so war die Folter erlaubt. El

Sachwalt wurde ihnen gegeven, allein dieser konnt.

sich nur in Gegenwart des Richters mit ihnen be sprechen.

sie Beßerung und Büßung, so war Gefängnis au

Lebenszeit, Geißelung und Einziehung der Güter die Strafe. Ihre Kinder und Enkel waren ehrlos. Die Hartnäckigen wurden lebendig verbrannt. Unter Tor quemadas 18jähriger Regierung allein 10,226. Von 9,521 wurde das Vermögen eingezogen.

Ein solches Gericht konnte sich und dem Koͤnige leicht die Alleinherrschaft im Lande verschaffen, da

Ihre Gebeine wurden dann auff In den

Gestanden sie ihre Ketzerei und verspraͤchen jen Eugen zum Regenten

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Saragoßa empörte sich. Der Inquisitor Pedro dt Arbues wurde erschlagen. Dieser wurde später von Papste als ein Märtyrer heilig gesprochen. Der Auß ruhr wurde gedämpft und der König und die Inquü sition herrschten. Anfangs war der Papst und Tor—

quemada im Streite, da jener nicht wollte, daß da

geistliche Gericht ausschließlich zum Vortheile des Kö—

niges sollte geübt werden; denn die Macht der hohen

Geistlichkeit wurde mit diesem Gerichte ebens Jgedrochen Im Jahre 1485 gab Sir tus IV, nach und erkannte Tor que mad a al

wie die des Lehnadels.

Groß⸗Inquisitor.

Wenn man die Tabelle über die Arbeiten di

Staats⸗Inquisition während der 3as Jahre von ih rer Stiftung bis zu ihrer Aufhebung durchsieht, begreift man, wie Spanien dasjenige geworden, w es jetzt ist. Zahlen zeigen dieses beßer als vieh

Worte, und man kann mit dem geistreichen Verfaße

der Statistischen Uebersicht, über Preußens Volksmengke und Bodenfläche sagen „kann auch das Edelste und Beste hier das (Unedelste und Schlechteste) der Geist

Die gerichtlichen Unterfuchungen wider die Verschwö⸗ rer sind eingeleitet.

und das Gemüth nicht gemeßen und nicht gezählt

werden, so werden seine Wirkungen auf die Koͤrpet⸗ f ö Parlament für das Jahr 183

Welt doch zuletzt meßbar und zählbar.“

Redaktion in Aufsicht: von Stägem ann. Reimersche Buchdruckerei.

That ertappt worden.

Verwesers auf den 1. Oktober zusammenge ufen. Die

Ali gemeine

preußische Staats-Zeitung.

,

Jol Stück. Berlin, den 29sten August 1820.

Amtliche Nachrichten.

zu Marienwerder und zum Notarius publicus in beßen Departement bestellt worden.

J. Kronik des Tages. Berlin, vom 29. August. Der bisherige Hypo⸗

thheken: Kommißarius, Landgerichts⸗Asseßor Raabe, ist Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich find nach zum Justiz⸗Kommißarius bei dem Ober⸗Landesgerichte Strelitz abgereiset.

2 ᷣ—

II. Zeitung s⸗Nachrichten.

Ausland. nischen Provinzen, mit einer Bevölkerung von 5,052, 361 Frankreich. Die Regierung hat am 20. d. M. eine Bewohnern, senden Ja Deputirte; die 7 Sicilianischen Anzahl von Officieren und Unterofficieren, überhaupt et⸗ mit 1, 681, 873 Bewohnern 2c. Eine besondere Liste wass, verhaften laßen, welche sich einer Verschwörung bestimmt die Anzahl der Provinzialwähler des ganzen wider den König und die Verfaßung schuldig gemacht ha⸗ Königreiches auf 596. ̃ ben. Sie hatten den Plan, des Schloßes von Vincennes ; Der Reichs verweser hat den General- Lieutenant sich zu bemächtigen, den König und die Königl Fa⸗ Fürsten di Scaletta zum Stat halter Siciliens er— milie auf irgend eine Art aus dem Wege zu räumen nannt. Der Sitz desselben wird nicht Palermo, son⸗ und den Sohn Bonapartes unter dem Namen dern Meßina seyn. Der General⸗Lieutenant Florestano Napoleon il. zum Kaiser, gleichzeitig auch den Prin⸗ Pepe hat den Auftrag, den Zustand Siciliens zu unter⸗ des Reiches auszurufen, fuchen. Der Gen. Far della hat den Oberbefehl über fie unt er der König sey tod, sie bie Linien Armee erhalten. Zu Palermo ist die Ruhe zu⸗ hätten Befehl von ihren Chefs , , zu rückgekehrt. Man giebt die bei dem Aufruhre gefal⸗ marschiren und ganz Frankreich fodere den Sohn Bo⸗ lenen Soldaten auf zoo an, die vornehmsten Opfer napartes zum Regenten, die Soldaten zu gewinnen desselben waren die Fü⸗rsten della Catolika, d Aci und in ihren Plan zu ziehen hoften. Bis auf drei und Santa. In den übrigen Theilen der Insel ist oder vier Officiere des zweiten Garde⸗Regimentes sind die Ruhe nicht gestört, namentlich ist zu Meßina die die übrigen von der Legion des Departements Meurthe neue Ordnung der Dinge ohne das mindeste Hinder⸗ und Nord. Keiner unter ihnen hat einen höheren Grad nis eingeführt worden. Die Palermitaner haben eine als den eines Hauptmannes. Die meisten waren Deputation nach Neapel gesandt, von deren Aufnahme vorhin anf halben Sold und wurden von dem vori⸗ man bis jetzt nicht unterrichtet ist. gen Kriegsminister den dritten Bataillonen einver⸗ keit. Rur Einer der angezeigten Verschwörer ist bisjetzt der Wach samkeit der Polizei entwischt. Man hat ihn gesehen, Geld an die Unterofficiere und Banksnoten! an bie Officiere austheilen. Derjenige unter den verschwornen Officieren, der die Wache an der Zugbrücke des Schloßes von Vincennes hatte, ward im Beiseyn der Soldaten verhaftet, die sich in keiner Art auch nur das Ansehen gaben, Widerstand entgegen zu sehen. Auch bei der Verhaftung der an⸗ deren Officiers haben sich die Soldaten in dieser Art betragen. Die Ruhe der Hauptstadt ist nicht im ge⸗ ringsten unterbrochen worden. Die Regierung hatte von dem Plane der Verschwörer früher schon Kennt— nis erhalten, und sie sind gewißermaßen auf der Die Legion der Meurthe ist nach Landrech geschickt; andre Maasregeln hat man in Bezug auf die Truppen nicht erfoderlich gefunden.

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England. Die Verhandlungen in Bezug auf die Königin haben im Orerhuse am 17. Aug morgens ihren Anfang genommen. Die Oberrichter des Rei⸗ ches waren gegenwärtig. Nur Ein Pair, der Lord Montfort, war ohne angezeigte Ursach ausgeblieben. Der Herzog von Sußex ließ sich wegen naher Bluts⸗ Verwandtfaft entschulligen, welches für hinreichend angenommen wurde. Der anwesende Herzog von York erkläcte, daß er diesen Grund, den er für sich auch anführen könne, nicht gnügend halten würde. Um 107 Uhr erschien unter Atklamationen die Köni— gin, begleitet on Lord und Lady Ham ilt on. Die aufgestandenen Loros begrüßend, nahm sie ihren Sitz da, wo die Glieder des Unterhauses zu sitzen pfle⸗ gen. Sie war in schwarzem Atlas gekleidet, und trug ein kleines Spitzen Bonnet mit weißem Schleier. Eine unübersehlich« Menge hatte sie mit unermeßlichem 3Zu⸗ jauchzen begleitet, ohne sich irgend eine Unordnung zu gestatten. Lord Erskine überreichte einen Prorest ber Stadt London gegen das Verfahren. Des Her— zogs von Lein ster Motion, die Tagesordnung auf⸗ zöheben, ward mit 2ß0 gegen a Stimmen verworfen. Die Anwalte beider Theile wurden hienächst zum Reden vorgelaßen. Auf die Erklärung des Lord Kanz⸗ lers, daß die Räthe der Königin zwar entweder jetzt. oder zu jeder andern Zeit der Verhandlungen, wider den Grunbsatz der Bil sprechen könnten, wenn sie aber jetzt gleich sprächen, es künftig nicht mehr dürften, wählte Hr. Brougham das erste und bestritt den Grundsatz in einer Rede, die über 2 Stunden dauerte.

Königreich beider Sieilien. Das National⸗ ist in Gemäßheit der für das Königreich angenommenen Spanischen Kon⸗

stitution durch eine Verfügung des Kronprinzen Rein.

Semeinden versammeln sich behufs der Wahlen am a0. Aug., die Distrikte am 27 Aug. und die Previn⸗ en am z. Sept. Das Verhältnis der Provin en in Hen n der Zahl der Abgeordne len ist nach der Volkszählung von 1835 festgesetzt. Die 15 Neapolita⸗