dem Landgrafen Friedrich abgestiegen. Die Frau Herzogin Königl. Hoh. verweilen bereits seit längerer Zeit in hiesiger Stadt bei ihren durchlauchtigsten Eltern. Dem Vernehmen nach wird der Herzog, nachdem er einige Zeit im Kreise seiner Familie zugebracht, von hier nach Wien abreisen, und dem Lustiager zu Pesth beiwohnen. In seinem Gefolge befinden sich die Oberst⸗ Läeeutenants Lin singen und Prott, der Major Da⸗ vison und der Rittmeister Graf v. Wallmoden.
Se. Königl. Hoheit der Kurfürst residiren noch (seit seiner Rückkehr vom Bade Hofgeismar) im Schloße Wilhelmshöhe. Zweimal in der Woche kommen Se. K. Hoh. zu den Geheimen⸗-Rathsitzungen nach Kaßel. Diese Sitzungen werden in dem Theile des Schloßes Bellevüe gehalten, der zur Bildergalerie gehörte, und der Kursürst begiebt sich jedesmal von seinen Apparte⸗ ments in Bellevüe durch eine vor einigen Jahren über eine Durchganghalle erbaute bedeckte Galerie dahin. Der Kurfürst bemerkt immer mit besonderer Freund⸗ lichkeit den Fleiß der in diesem Saale arbeitenden Künstler und Dilettanten, welche Bilder aus der an⸗ stoßenden Gemäldegalerie kopiren. .
Der Bau des neuen Residenzschloßes (Kattenburg) rückt sehr rasch vorwärts. Dieses Gebäude ist von be⸗ deutendem Umfange. Das im Schloße Bellevüe be⸗ findliche sauber gearbeitete Model desselben zeigt den Plan in seiner vollständigen Entwickelung. Es ist ein längliches Viereck, deßen beide lange Seiten die Flü—⸗ gel bilben. Bereits steht das Erdgeschoß fast gan, in Stein; die Peripheriemauern in lauter behauenen Qua- dern; auch mit der Nivelirung des Terrains vom vor— deren offenen Hofe ist schon sehr vorgeschritten. Ueber 1200 Arbeiter sind täglich an diesem wahrhaft großen Baue beschäftigt, der unter der Oberleitung des wür⸗ digen Jussow steht, den der Kurfürst am Tage der Grundsteinlegung mit dem Kommandeurkreuze des Gol⸗ denen Löwenordens beehrt hat. Die wöchentliche Aus— gabe für diesen Bau belief, sich damals auf Jooo Rthl. ; jetzt wahrscheinlich noch höher. Man rechnet, daß die Nivelirung des Bodens allein Zo, oo Rihl. zu stehen kommen dürfte.
Darm st abt, vom 26. August. Der zweiten Kam—⸗ mer der Stände sind außer den früheren Gesetz⸗Ent⸗ würfen noch folgende von der Regierung vorgelegt worden: 1) Ueber den Abkauf der fis kalischen Grund⸗ Renten. 29 Ueber den Abkauf der an Gemeinden eder an Kirchen, Pfarren, Schulen und sonstige öffentliche Stiftungen zu entrichtenden Grundrenten. 3) Ueber die Auswanderung () Ueber die Abtretung von Pri— vat-Eigenthum für öffentliche Zwecke. 5) Ueber die Veräußerung der Großherzogl. im Inlande gelegenen Domainen. 6) Ueber die Aufhebung der Novalzehn— ten. 7) Ueber die Ausgleichung der Kriegskosten. 6) Ueber die Rekrutirung. Der Ate und 6te wurden angenommen.
Folgendes sind die wichtigeren Anträge, welche bis— her von Mitgliedern der Kammer gemacht wurden: 1) Wegen Vervollständigung der Geschäft-⸗Ordnung. 2) Wegen Oeffentlichkeit der Sitzungen. (In der Sitzung vom 15. Jul. hat die Kammer sich für die Oeffent lich⸗ keit der Verhandlungen durch Zulaßung von Zuhörern, als Regel, ausgesprochen. Es hat hienach eine Kom⸗ mißion über die näheren Bestimmungen vorgetragen, untet welchen die Oeffentlichkeit stattfinden soll, und nach erfolgter Berathung über das Gutachten dieser Kommißion ist die Abstimmung über dasselbe erfolgt.) 3) Wegen Verbeßerung des Schulwesens. 1) Wegen einer würdigtren Feier der Sonn- und Feier⸗Tage. 5) Wegen Gleich telung des Isenburger Zolles mit dem Heßischen. 6) Wegen Befreiung vom Salzmonopol. D Wegen Reform des Hypothekenwesens in der Pro⸗ vinz Rheinheßen. 8) Wegen Reform der Domanial⸗ Forst⸗Abministration. 9) Wegen einer beßeren Ein⸗ richtung der Wegegelderhebung. 10, Wegen Ausdeh⸗ nung der Verordnung über Verwandlung der siskali schen Zehnten auf bie Privatzehnten. 11) Wegen Ab⸗
änderung des Wahlgesetzes, dahin, daß die nach Art. 8
der Wahl⸗Ordnung zur Wählbarkeit eines Abgeornne.; ten verlangte jährliche Entrichtung von 109 Gulden direkter Steuern auf etwa 50 fl. herunterzusetzen sey. 12) Wegen Einführung eines allgemeinen Wechselrech tes. 135 Wegen Aufhebung der Verordnung vom id. Jul. 1815, das Viehschlachten der Juden betreffend. 1a) Wegen Abänserung der gesetzlichen Bestim mungen über Maas und Gewicht. 15) Wegen Erklärung der in den standesherrlichen und patrimonialgerichtsherrli— chen Bezirken angestellten öffentlichen Beamten zu wirklichen Staatsdienern. 16) Wegen Aufhebung der Gewerbsteuer der Landdauern als solcher. 17) Wegen Aufhebung mehrer Beschränkungen der Gemeinden in der Gemeindeverwaltung durch vie Provinzialregierum gen. 18) Wegen Abänderung des Art. 16. des Edit tes vom 18. März. 19) Wegen Rechnungs⸗Aolagt über die den Provinzen Starkenburg und. Ober nHezen im Jahre 1817 von des Großherzogs Königl Hoheit gnädigst verwilligten Unterstützungsgelder im Betrage von 60, ooo fl.
Bereits in der Sitzung vom 15. Jul. hat die Kam mer die Frage: Ob die dermalen versammeiten Mit glieder der Kammer giltige Beschlüße faßen können! bejahend entschieden.
Vom 21. In der vorgestrigen Sitzung der zweiten Kammer erfolgte von Seiten der Regierung die wich— tige Mittheilung des Finanzgesetzes und Budgets mit mehren dazu gehörigen Gesetz Entwürfen.
Hanover. Se. Königl. Maj. haben dem Gent ral Grafen von Alten das Großkreuz des großen militairischen Bath⸗Ordens zu konferiren geruher, und Se. Durchl. den Prinzen Georg von Heßen-Kaßel zum Großkreaz des Guelphen-Ordens ernangt. Der General von Hake ist von Sr, Maj zum Vice-Präsidenten der Königl. Kriegs-Kanzlei e nannt.
Nach einer Bek nntmachung vom 23. d. M. ist die Königl. General-Kaße hieselbst autorisirt, sas um ten dem 16. Sept. 1815 zu Gunsten der Lieferanten Er lermann, Helmke und Comp. gemachte Anlehn abzutragen.
Maynz. Herr v. Baar, Präsident der hiesigen Central-Untersuchungs⸗-Kommißion der geheimen Um— triebe, abgelöst vom Herrn Hofrath Falk aus He— nover, hat sich während seines hiesigen Aufenthaltes die Achtung Aller erworben, die seinen biederen und lie— benswürdigen Karakter näher kennen zu lernen Ge—
legenheit hatten.
Lemberg. Die hiesige Garnison hat dem Stif— ter der Militairschwimmanstalt hieselbst, dem General Grafen v. Fresnel, ein Monument errichtet, wel⸗
ches am 10. Aug. feierlich eingeweiht ward.
Inland. Berlin. In Verfolg der im vorig. St. d. 2 mitgetheilten Nachricht über die Korporation der hit sigen Kaufmannschaft bemerken wir hier nach r räglick daß zu deren Aeltesten nach der Stimmenmehrheit er wählt worden sind die Herrn W. E. Benecke, E- W. J. Schultze, C. Beyrich, E. W. F. Hung ar W. Brose, G. Gabain, E. F. König, 3. Friebe C. F. A. Alberti, J. Mendel ssohn, L. Gärt ner, S. J. Grasnick, J. G. Pie tsch, J. G. *
das Vertheilen der siine Hand, und er konnte sich und seine Freunde he günstigen, wenn er hiezu geneigt war.
8g eil ag e zum 71sten Stücke der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung,
vom 2ten September 1820.
Zur neusten Geschdichte des Katasters von Frankreich. (Nach dem Moniteur.)
Das Kataster von Frankreich ist das größte stati⸗ stische Unternehmen, so von irgend einer Regierung auf dem Kontinente unternommen worden. Man hat bereits ao Jahre auf dasselbe verwendet und 50 Mill. Franken. Bei alledem ist es dennoch erst zum vierten Theile vollendet. Es ist eben so angenehm als lehe— reich, ein so großes Unternehmen in seinem Gange zu verfolgen. Es giebt viele Aufschlüße über die gegen⸗ wärtige Natur der Gesellschaft und über die Einrich⸗ tungen der Verwalt Behörden. Man sieht was ste vermögen auszuführen, und was nicht, und man lernt zugleich die Ursachen kennen, welche bewirken, daß gtoße Unternehmungen so schwer zu Stande kommen,
eebgleich Jedermann von der Nützlichkeit derselben
überzeugt ist. Denn bis jetzt hat noch Niemand be— zweifelt, daß eine gleichförmige Vertheilung der Grund—
Steuer mit zu den größten Wohlthaten gehöre, so eine gerechte Regierung einem Lande erweisen könne. Auch hat noch Niemand bezweifelt, daß eine solche gleichförmige Vertheilung nur dadurch zu erreichen sey, daß man eine vollständige Statistik von allen Gemeinden aufstelle, welche den Maasstab für diese Ver heilung enthalte.
Eine solche Statistik ist aber eben das Ka 5 ste r. .
Die verschiedenen Berichte, so die Franzoͤsische Re⸗ gierung über die Lage des Katasters r,, ,, . hat, und wovon der letzte allein einen mäßigen Quart⸗ Band beträgt, enthalten alle einzelne Thatsachen, so bei der Begründung eines Urtheiles nothwendig sind; und denjenigen, welche geneigt sind, sich über den Gang des Geschäftes zu unterrichten, fehlt es wenigstens nicht an authentischen Quellen. Aus diesem ist das Folgende geschöpft.
Gau din, Herzog v. Ggeta, war 135 Jahre nacheinan⸗ der Finanzminister von Frankreich; und ungeachtet er den besten Willen hatte, eine gleich förmige Vertheilung der Grundsteuer in Frankreich einzuführen, so ist ihm solches doch eben so wenig gelungen, als allen seinen Vorgängern seit Colvert, den der Tod übereilte. Die Ursache hievon lag darin, daß sich Gaudin nicht Fleich von Anfang die Schwierigkeiten klar machte, die sich einem so großen Unternehmen nothwendiger Weise entgegenstellen müßen. Die Steuerfreiheit des
Adels war freilich durch das Dekret von 1791 gebro—
chen; allein nachdem die Stürme der Revolution vor⸗—
.
über gerauscht waren, hatte das große Grundeigen— ihum doch wieder sein Recht behauptet, und in jedem Dorfe war der größte Gutebesitzer Maire. Dieser hatte den Vorschlag der vier Steuervertheiler der Ge— meinde, und der Präfekt ernannte diejenigen jede; mal so er vorschlug. Auf diese Weise hatte er Grundsteuer so ziemlich in
Dieses Alle
fiel weg, sobald das Kataster in seine Gemeinde kam,
Halle, M. H. Menbdheim, P. Hotho, GE. 6 Goltz, J. E. Schier, J. E. Struve, S. Weißf⸗ J. H. W. Wagener. Diese Aeltesten haben wien unter sich erwählt: Herrn W. C. Benecke zum Ver steher, Hrn. J. Mendel ssohn zum ersten, und Hrn. C. W. J. Schultze zum zweiten Stellvertreter. Zur Kommißion von sieben Mitgliedern sind erwählt die Herrn Struve, Hungar, Friebe, Holho, n. Halle, Weiße, Goltz. Zur Börsen Kemmißien von vier Mitgliedern sind erwählt die Herrn Mendheim, Gärtner, Wagener, Pietsch.
e e
Beilage⸗
und alle Grandstücke aufmaß und abschätzte, auch die so dem Herrn Maire und den , , m. ten. Ein großer Theil der großen Gutgbesshet war also von Hause aus dem Kataster nicht gewogen.
Jede Kammer der Gemeinden bestéht aber aus gtoßen Gutsbesitzern, und wird von grossen Gutgbe— en gewählt. Viele von ihnen besitzen nicht hin⸗ rie. Kenntniße vom Steuerwesen um nur einzuse⸗ den, daß die Grundsteuer eine Konsumtionsstenen ssl, die . er Fabrikant des Kornes vorschseßt und die der Konsu— ö des Korne⸗ bezahlt; und daß es bes dseser Steuer, ä wie bei alen Konsumtsonsstenern so bie Fabrskatfon ttffen, nur darauf ankommt, daß man sie girichfürmig
auf die Fabrikanten vertheile, nämlich nach der Größe des Geschäftes so jeder betreibt. Wenn man eine Kam⸗ mer hätte, so aus lauter Brantweindrennern bestände so würde in dieser ein Blasenzins oder ein Nais; Zins schwer durchzusetzen seyn, indem sie auch der ir⸗ rigen Meinung seyn würden, daß sie ihn bezahlen müsten und nicht die Konsumenten. Ein Minister, der in einer solchen Kammer einen Blasenzins durchsesen wolte, würde mit einer großen Klugheit verfahren müßen. z
Derselbe Fall tritt bei der Srundsteuer und beim Kataster ein, und ein Minister, der dieses in einer Kammer durchsetzen will, so aus den Meistbeerdten des Landes besteht, muß mit einer greßen Klugheit und Um⸗ sicht verfahren, wenn die Sache gelingen soll. Das einzige, womit er die Sache zu Stande bringen kann ist das, daß er die kluge Rolle des Fabius Gant tor übernimmt, und die Sache stückweise und einzeln vornimmt.
Daß Gaudin die Sache auf einmal und in iß⸗ rer ganzen Breite vorgenommen, darin ist wel der Grund zu suchen, daß sie so wenig Sefelg gebedt Bei dieser Verfahrungsart wird die Masse der 8 entgegenstellenden Schwierigkeiten se geeß, daß jede menschliche und ministerielle Kraft zu geringe ist, Fe zu überwinden. .
Um die Minister drängen sich in jeder Stade Re viele Geschäfte, die ihre Stledigung derlasgen, de en fast für sie unmöglich ist, sich in ein se Sc ßes 82 schãft wie das Kataster dineinzustuditen es . in ihre Gewalt zu dekommen. Dieser Mangel — Kenntnis macht sie dann vielfach den drer r abhängig, und es geht wie Hert d. VBilLele fagre- sie sind die besten Leute von der Welt und deren auch die besten Gesinnungen, mais leurs bures ax sort Plus fort qu'eux memes. Dieses ist auch dei Gan⸗ din der Sal gewesen, und sein Katasterdürean ist n= mer stärker gewesen als der Minister.
Jedes Büreau ardeitet immer auf das Centralift ren hin. Es will immer alles selder tun, und n digt stets damit zu debaupten: Alle Untergedene in den Provinzen ertänden gar nihes. un d wenn die Verwaltung gut geden solle. so müͤße man alles in der Banptstadt wa chen. Und wirklich datten sie im Kataster Braten in Paris eine Kopir-Anstalt angelegt, in der fe die z9, 000 Plane der sg, oo Gemeinden den Frankreich kopiren wollten, damit sie gleichförmig würden Die Emplopirten des Bürcaus datten änlich die Catder— kung gemacht, daß die Kopien in allen 8 Mill. kosten würden, und statt diese auf die 83 Departements 2 vertdeilen, glaudten se, daß diefer Gewinn den Vari sern wol dinigerweise zuznwenden fey, da die 83 De⸗ partements doch im Gründe dies die VBortdte ven Paris wären.
Man darf wol sagen, daß das Kataster Büren in Pari Gaudin um die Ehre gedracht dat, das Ka— taster von Frankreich wadrend feines Mini terium ju vollenden, und so ein Werk us zufüdren, was der große Göolbert degennen hatte, und was dem der en vonendete, eine Stelle unter den großen Ministern an wien.
Ga war natürlich, daß man dag Kataster damit ansing, deß man züerst eine Stenervertheilung im Großen machte und sedem Departement seine Uuote zuwseg. Man konnte dieseg, wenn man die Vichtig⸗ leit ber Werglferunng zum Maggstahe nahm, indem bie Geenerfräste der Provinzen 6 mmer sehr nahe verhalten wie die Weplterüng, da von dieser die Menge vehengmüittel abhangt, so verehrt werden, und von ber Menge, berer so verehrt werden, wieder die Menge bfr so gebaut werben, Die Griengung der