der gesetzgebenden Kammern sich nach dieser provisori⸗ schen Eintheilung zu richten und die Wahl-Listen bis spätestens den 20. Sept. anzufertigen. Statt des Marschals Herzogs von Ragusa hat er Marschal Herzog von Reggio den Dienst als ajor-General der Nationalgarde auf vier Monate übernommen, und auf eben so lange der Herzog ven Grammont den Dienst als Kapitain der Garde dü Korps statt des Herzogs von Noailles.
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Madrid. Der Krlegsminister hat seinen Abschied begehrt und erhalten; interimistisch ist dem Seemi—⸗ nister das Portfeuille übertragen. Privatnachrichten sagen, daß der Grund dieser Verabschiedung in der abschläglichen Antwort zu suchen sey, die er dem Gen. Riego auf deßen Bitte, ihn bei der Armee in Anda— lusien zu laßen und nicht das Kommando von Galli⸗ cien antreten zu dürfen, gegeben. Auch sprechen diese Nachrichten davon, daß alle Autoritäten zu Kadix, als sie Kenntnis von der Ordre erhalten, daß Riego mit den unter seinem Kommando stehenden Truppen Kadir verlaßen solle, Remonstrationen dagegen bei dem Könige eingelegt, und ihn gebeten hätten, in Kadix die Truppen zu laßen die ihnen genehm wären, wel— ches der König auch früher ihnen zugesagt.
Italien. Nach Mittheilungen des Oesterreich⸗ schen Beobachters schildern die neusten Nachrichten den Zustand von Sicilien noch immer als im höchsten Grade anarchisch. Im Inneren der Insel wurden fort⸗ während die fürchterlichsten Greuel verübt, und selbst in den Gegenden, wo bisher weniger Ausschweifungen vorgefallen waren, war es seitdem ebenfalls zu blutigen Auftritten gekommen; zugleich ist aus der Zeitung von Messina in gedachten Beobachter Folgendes aufge⸗ nommen: „Gegen 250 Soldaten vom provisorischen Bataillon, welches zu Syrakus in Besatzung lag, de— sertirten mit Waffen und Gepäck, und schlugen den Weg nach Catania ein, wo die Garnison nur 40 Mann stark war. Die Zahl der Deserteurs vermehrte sich bald auf 400. Der in der Provinz kemmandirende General ging ihnen mit den wenigen Truppen, die er in Eile zusammenraffen konnte, und mehren Be—
wohnern der Stadt sowol als des Landes bis an den Fluß Fimetto, acht Miglien von dieser Stadt, entge— gen. Hier kam es zu mehren theilweisen Gefechten,
in welchen 200 von diesen Deserteurs gefangen und 30 getödtet wurden. Der Ueberrest ergriff die Flucht, und zerstreute sich in der ganzen Provinz, vorzüglich gegen Pantani zu, wo die meisten ven den Bewoh— nern von Lentini aufgerieben wurden. Die Gefange— nen wurden hier eingebracht und sind bereits, unter Konvoi des Packetboots la Concepzione nach einer andern Bestimmung abgegangen.“
Die in Palermo vom Pöbel gefangen genomme⸗ nen Soldaten sind den letzten Nachrichten (in Itali⸗ schen Blättern) zufolge, nech immer in den dortigen Gefängnißen eingesperrt. Der bei den Mord⸗ und Plünderungs Scenen in Palermo angerichtete Schade ist ungeheuer. Die Domanial-Kaßen sind ganz und gar erschöpft; der Verlust, den die Vornehmsten unter den dortigen Inwohnern, die Butera, Paterno, Trabbia 1c. erlitten, ist unermeßlich.
Nach Berichten aus Meßina, war dort am J7. Aug. aus Kalabrien ein Bataillon leichter Infanterie an— gekommen; der Gen.⸗Gouverneur und alle Autoritä⸗ ten hatten den Tag zuvor die neue Konstutition in der Kathedralkirche beschworen. Alle Korrespondenz mit Palermo war verboten; einige Emißairs von Palermo waren den Sicherheitwachen bei Catanisette in die Hände gefallen. ö .
Der Großherzog von Toskana hat eine Oesterreich— sche Note erhalten, in welcher der Kaiser die Si⸗ cherheit, Ruhe und Unabhängigkeit der Italischen Staaten, den auf dem Wiener Kongreße festgesetzten Grundlagen gemäß verbürgt.
Die Vorschläge der Abgeordneten von Palermo die auf Abschließung eines Schutz- und Trutzbünd⸗
nißes, Einführung der Spanischen Verfaßung, Un abhängigkeit Siciliens, Ernennung des Fürsten von Salerno (jüngsten Sohnes des Königes und Schwieger Sohnes des Kaisers von Oestereich Maj.) zum König von Sicilien, Abtretung des vierten Theiles der Ma rine und Auswechselung der Gefangenen lauteten, scheinen keinen Eingang in Neapel gefunden zu haben.
General Pepe hat das Zutrauen der Karbonan verloren, weil er sich die Gewogenheit der Soldaten, auf Unkosten der Officiere zu erwerben sucht, und s. nen gegen diese immer Recht giebt; er wird daha im Kurzen sein Kommando niederlegen.
Turin. In ganz Sardinien herrscht die tief Ruhe; wir lesen in den Neapolitanischen und in unsen Zeitungen von den unglücklichen Unruhen jenes Stag tes mit Theilnahme, und verspüren hier keine Folge weiter davon, als die wachsame Kontrolle über Fremp die von Neapel kommen, oder die dahin abgñ hen. Die Unterwerfung von Palermo soll noch nich bewirkt seyn. Die Vorsteher der Zünfte habe nach dem Rathe des Kardinal-Erzbischoffs eine pro sorische Junta niedergesetzt, die aus 10 Personen um acht Kollaboratoren besteht, und deren Mitglieder gu ßentheils Fürsten, Herzöge und Grafen sind.
London, vom ag. August. Am 2s. ward Hen Karsten als teutscher Dollmetscher für die Kön vereidiget und die Vernehmung der Barbara Kran (nicht Kreße) über die Begebniße in Karlsruhe for gesetzt; bei einer der Fragen ward die Zeugin ohm mächtig. Herr Brougham hörte sie sodann über die Personen ab, die sie nach England hatten kommen laßen, und über das ihr gereichte Geld. Lord Lau, derdale äußerte, daß Fragen dieser Art die Befugni des Herrn Brougham überschritten und daß ihn deren Vorlegung untersagt werden müße. Die hel über entstehenden Debatten veranlaßten die Aussetzum der Verhandlung. Heute kam es zur Festsetzung, di mit dem Gegenverhöre der Zeugen von den Räthen der Königin auf die von ihnen vorgeschlagene We fortgefahren, und diesen jeden Abend eine Liste der am, folgenden Tage abzuhörenben Zeugen, mit Angabe ihrer Konfeßion, zugestellt werden sole. Die Königin war bei Vernehmung der Kranz und des nach dieser vor— gefoderten Psarchi, eines Hausknechtes in einem Gast— hofe zu Venedig, nicht gegenwärtig, sondern in einen Nebenzimmer.
Aus Reading, Bethnal-Green und Bath hat R Königin Addreßen angenommen und beantwortet.
Beschluß der Antwort des Kouriers auf den Brief der Königin. Man sagt, das eingeleitete Verfahren sey ein Maasregel, um die Königin ihres Ranges zu berch ben auf den Grund eines Gesetzes es post, di heißt, eines späteren, dem man rückwirkende Kral giebt. Aber jede Ehescheidungsbill, die durch da Parlament geht, nimmt den Frauen ihren Rang uns ihre Stelle, die sie in der Gesellschaft eingenommen Immer ist sie ein Gesetz, das gerade für diefen Fall g] macht ist, und muß demnach die Königin, wie jen andere Ehefrau treffen. Die Ehen werden nach du allgemeinen Gesetzen getrennt, aber darum sprechen selbst den Akt der Scheidung noch nicht aus, und jeh
Ehescheidungsbill ist also nothwendig in sofern ein
Ausnahme von dem allgemeinen Gesetze. — Gleichmls giebt es hier einen materiellen Unterschied. Nach da Landesgesetzen wird der Ehebruch nur als eine bürger— liche Injurie beirachtet, aber in Beziehung auf g— wiße Mitglieder der königlichen Familie wird er m einem Staatsverbrechen von der schwersten Art. Te— desstrafe ist darauf gesetzt, gleichviel ob die Frau noch fähig ist Kinder zu gebähren oder nicht. Wie wärt
es möglich, wie wäre es zu ertragen, daß die Köni⸗ gin dieses Landes, wenn sie ein solches Verbrechen be⸗— gangen, fortan frei und uneingeschränkt alle die Rechte. Privilegien und Huldigungen, die einer Königin gebüh⸗
ren, genießen könnte, dann noch genießen könnte, wenn
lich erzeugt werden:
sie gerichtlich überführt worden, daß sie dies Verbre⸗
chen mit einem Fremden, in einem fremden Lande und unter Umständen begangen, die es in einem noch wi— drigeren, gehäßigeren Lichte zeigen.
Es bleibt uns noch übrig, unsere Aufmerksamkeit auf einen sehr unangenehmen Theil des Briefes zu richten, den nämlich, der die Prinzeßin Charlotte betrift. Der Königin hat es beliebt, die Trennung von ihrer Tochter als eine schwere Beleidigung aufzustel⸗ len. Aber die Wahrheit ist, daß Jahre lang nicht das geringste Hindernis dem Beisammenseyn und der Ge— meinschaft zwischen beiden in den Weg gelegt worden. Noch lebende Persenen machten aber hienächst dem jetzigen Könige Vorstellungen über gewiße Dinge, die sich in Gegenwart der Tochter in der Wohnung der damaligen Prinzeßin v. Wales zugetragen, und diese bestimmten ihn, den Umgang einigen Einschränkungen zu unterwerfen. Eine Komite des Geheimen-Rathes fand nach vorgängiger Untersuchung diese Einschrän— kungen absolut nothwendig. Aber demnugeachtet wurde der Umgang nicht ganz untersagt, nur be— schränkt. Als die Prinzeßin von Wales im Jahre 1614 die Reise in das Ausland antrat, befand sich die Prinzeßin Charlotte in einem Alter, das ihre nahe Vermählung wahrscheinlich machte: warum verließ sie damals England? Wurde sie etwa gezwungen, ein Land zu verlaßen, wo ihre Tochter wohnte? Oder knüpfte etwa das Parlament ihrer Appanage eine solche Bedingung an? Wem ist es unbekannt, daß der verstorbene Whitbread alles, was in seinem Vermögen stand, anwendete, um die Prinzeßin von ihrer Reise gerade zu dieser Epoche abzuhalten. Wir bitten indeß, uns nicht falsch zu verstehen. Wir ta⸗ deln es nicht, daß sie gerade damals England verließ; wir glauben im Gegentheile, daß ihr Entschluß ge— recht und ihr von löblichen Beweggründen eingegeben wurde: aber er war das Werk ihrer freien Wahl, und sie hat nicht das Recht gegenwärtig einem Anderen, als sich selbst, die Ursache beizumeßen, die sie nun gänzlich von ihrer Tochter trennte. Wir enthalten uns diesen traurigen Punkt im voraus weiter zu ergründen. Wir wollen vielmehr einen Schleier werfen über alles das, was wir über die Beschaffenheit des Umganges der Mutter mit der Tochter vernommen haben. Noch le— ben Leute, welche wißen, was wir sagen könnten, aber aus Achtung für das heilige Andenken der Erhabenen, die nicht mehr ist, nicht sagen wollen.
Vereinigte Staaten. Nach ungefährem Ue⸗ berschlage soll im Freistaate von Nord-Amerika jähr⸗
12, 847, 59g9g Dollars. 1,466, 580 ⸗ , Ja5, 680
Baumwolle für K Taba.
Wein. 100,800, o0oo0 Kö S, a00, 000
Summe 127, 259, 559 Dollars.
(also ungefähr für 185,587, o00 Thl. Preuß. Kourant. )
Zur Hervorbringung dieser fünf einträglichen Arti⸗ kel soll wegen der außerordentlicen Fruchtbarkeit des Bodens, nicht mehr als eine Erdfläche von a29gs9 Qua— dratmeilen (wahrscheinlich Engl. Meilen, von denen ungefähr 47 auf eine teutsche gehen) erfoderlich seyn.
Die Creeks in Süd-Karolina und Georgien, wahr— scheinlich durch Erfahrung gewitziget, weigerten sich Schulen und Mißionsanstalten in ihrem Lande errichten zu laßen, wozu ihnen die Mißionarien Stuart und Humphrey Vorschläge machten. Sie meinten, wenn sie ihre Erlaubnis dazu gäben, so müßten sie nachher den Mißionarien Mühe und Kosten bezahlen; und da sie kein Geld hätten, würden diese ihnen dafür Land nehmen. Den freundlichen Vorschlag, die Kunst des Ackerbaues zu lernen, lehnten sie mit der Versi— chreung ab, daß sie davon so viel wüßten, als sie brauchten; und auf den Antrag, Religions Unterricht anzunehmen, entgegneten sie, der große Geist habe ihnen nicht die Mittel gegeben, diesen Unterricht zu
bezahlen, mithin sey es gewiß seyn Wi
so blieben, wie sie wären. ,, Unter den Rogeran⸗Quäkern in Groton wüthet eine ansteckende Seuche, welche die verblendeten Men⸗ schen rettungslos wegrafft, weil nach ihren Religions⸗ Grundsãätzen der Gebrauch einer Arzenei, oder die Be—⸗ folgung ärztlicher Vorschriften, als ein Eingriff in die Pläne der Vorsehung angesehen wird.
Zu Augusta in Georgien wurde am 7. Jun. ein flammengleicher Komet im Krebs, ein wenig nord⸗ warts, ganz nahe der schönen Sterngruppe in jenem Sternbilde, durch ein Teleskop von 550 entdeckt, der am 8. anscheinend um mehr als einen Grad nach den Zwillingen fortgerückt war.
Kopenhagen. Die Prinzeßin von Heßen— Kaßel, Aebtißin des lutherischen Klosters 4 2 Schwester unserer Königin, ging am 29. Aug. mit dem Dampfschiffe von hier wieder ab.
. Folge einer Anzeige der Quarantaine-Kom— mißion, ist hier ein Haus, in dem verschiedene, von einem aus West-Indien gekommenen Schiffe, mitge⸗ brachte Kleidungsstücke eines, an der Pest zu Algier verstorbenen Schiffkapitains, niedergelegt worden wa— ren, mit Militairwachen umsetzt worden, welche die Ordre haben, keinen Menschen ein- oder auspaßiren zu laßen.
An der, unter den Namen des Profeßor Mag⸗ nuß en heraus gekommenen Schrist, über das Reisen der Künstler in Island (s. Nr. 7a) hat derselbe, nach einer von ihm erschienenen öffentlichen Erklärung, keinen Theil.
EChristiania. Zum Besten der studirenden Me⸗ diciner und zum Vortheile hilfbedürftiger Kranken, ist die Errichtung eines Reichshospitales beschloßen, und dazu die Summe von 40, 000 Species angewiesen worden.
St. Petersburg. Im Tauschhofe zu Troitzk sind aus der Bucharei Karawanen von beinahe zweitau⸗ send Kameelen angekommen, die getrocknete Früchte, rohe und gespennene Baumwolle und Bauma oll? 2 mitgedracht haben. m 16. Aug. beging die Ruß. Bibelgesellschaft i
Taurischen Pallaste ihre Jahres feier. .
Des Kaisers Majestät war am 1. Aug. zu Rjasan und setzte von da die Reise nach Kossow fort.
Riga. Der Superior der Jesuiten⸗Mißion hie⸗ selbst, Pater Coince, bis 1306 Pastor im Münster⸗ schen, erhielt bei seiner Abreise von unserem Gouver— neur, March ese Paulucci, ein ehrenvolles Abschied⸗ Schreiben, in dem seinem Eifer, mit welchem der Su⸗ perior 200, o00 Rubel freiwilliger Beiträge sammelte, und diese auf Anlegung eines Hospitals, eines Hauses für die Barmherzigen Schwestern, und einiger Schu⸗ len verwendete, das verdiente Lod ertheilt wird.
Warschau. Am 27. Aug. traf des Kaisers Man Abends g Uhr hier ein. Die Stadt war — ein freudige Zuruf der Menge begleitete den Menar' chen vom Thore bis in das Palais; am 238. wohnte derselbe, in Polnischer Uniform und mit dem Weißen Adlerorden auf der Brust, der Militairparade bei; am *. wurden ihm der Senat und die Minister vorge⸗
ellt.
Oe sterreich. Die Zeitung von Innsbruck er— klärt die Nachricht ausländischer Blätter, das daseld st be, . nach Italien angesagt seyen, für grundlos.
Brüßel, vom 38. August. Um die Ansichten der geistlichen Gemeinschaften, welche keine andere als lebenslängliche Gelübde ablegen ju dürfen dermeinten, 8 berichtigen, ist ihnen das päpstliche Breve an den
ischef von Doornick, d. 4. Sanona den 29. Jul. 1810 dekannt gemacht worden, nach welchem den Ne= vizen Gelübde auf Zeit verstattet werden.
Kaßel. Das große Schloß zu Philipparuh dei Hanau, das in der Westphälischen Zeit als Eajareth