Indes ist begreiflich, daß dieses sich auf den ver⸗ schiedenen Punkten des Reiches in verschiedener Weise macht, je nachdem die Oertlichkeit ist und je nachdem auf einer Stelle mehr oder weniger solcher Verhältniße vorhanden sind, fo noch aus dem Mittenl— Alter stammen und die durch die neuere Gesetzgebung überall sind aufgelöst worden. Es ist daher klar, daß wenn man vorher ein ganz richtiges Kataster gehabt hätte, dieses unrichtig würde geworden seyn, fobald der Boden aus der todten Hand in die lebendige ge— gangen, und die Bewegungen gemacht, zu denen ihn die neuere Gesetzgebung berechtigte und einlud.
Das was in Frankreich der Fall war, das wird in den Ländern der Fall seyn, so um die Ostser liegen, und in denen eine neue Gesetzgebung auch eine große Bewegung des Bodens eingeleitet hat, und mit dieser eine große Vermehrung seines Werthes und eine große Vermehrung der Bevölkerung. In der Periode, in welcher die Gesetzgebung ihre ersten und größten Wir⸗ kungen bt, (und dieses ist immer die Periode der er⸗ sten 30 Jahre) muß jedesmal das Kataster ungenau werden, auch wenn es früher genau war; und dieser Ungenauigkeit ist nur dadurch abzuhelfen, daß man es alle 30 Jahre einer neuen Revision unterwirft, welche es nieder mit der Gegenwart ausgieicht, so wie solches im Rheinischen Kataster festgestellt worden.
Allein auch nach den ersten 30 Jahren wird die Kultur auf den verschiedenen Punkten des Landes immer noch verschieden schnelle Fortschritte machen, und jede der folgenden zojährigen Rwisionen wird auch in der inneren Vertheilung noch dedeurende Ver⸗ beßetungen zu machen haven, und sich nicht dlos da— mit begnügen können, die Steuern auf den mittleren Silberwerth zu setzen, den dieses gemäß den Markt— Preisen der letzten 30 Jahre gehabt hat. 30 Jahre ist jetzt die mitilere Lebensdauer jeder Generation, so geboren wird, und keine wird an der Mühe vordei—⸗ kommen, eine neut Steuernertheilung zu machen, die auf ihre Gegenwart eben so peßt, wie die Steuer— Vertheilung ihrer Väter auf die Gegenwart ihrer Vater gepaßt hat.
Die fixe Idee des Baron Morißet, daß die Grundsteuer ein Fixum seyn müße, ist nicht allein in Frankreich vorhanden, sondern auch vielfach in Teutsch⸗ land. Sie rührt nech von den früheren Landtagen her. Indem man sich aut diesen immer im heftigsten Hader äber dasjenige abmühte, was man bezahlen wollte und was man nicht bezahlen wollte, so hielt es die Landeshoheit, so wie auch ihre Ministerialst nde für ein Glück, wenn man sich endlich einmal auf einem Fixum geeinigt hatte (wie z. B. in Berg und Jülich jährlich auf soo, ooo Thl.) und man hütete sich sehr, später wieder an dieses Fixum zu rühren, damit nur nicht der alte Hader aufs neue erwache.
Anders hat sich das Steuerwesen in den neueren Staats verfaßungen gestaltet, so eine öffentliche Gesetz⸗ Gebung haben, und keine Feudal⸗ oder Ministerial⸗ Stände. Indem sich hier öffentlich die enigegenge— setztesten Meinungen bekämpften, so waren immer beide Partheien genöthigt, sich durch Talente zu ver— stärken und ihre Meinung gut vorzutragen, d. h. sie mit genauen Zahlen zu belegen. Hiedurch wurde eine große Klarheit über den Gegenstand verbreitet, und indem man ihn öffentlich von allen Seiten betrachtet hatte, so endigte man jebesmal damit, daß man sich eine richtige Kenntnis von ihm erworben. Ist diese aber erst vorhanden, so findet fich das Andere von
;
selbst, und die Gesellschaft der Aktionäre, aus denen
nach Möser der Staat zusammengesetzt ist, konnen ich dann wol über das Steuersystem einigen, so ih— nen am vortheilhaftesten ist, fo wie auch über die Größe der Summen, so sie jährlich für tie gemein— schaftlichen Zwecke der Gesellschaft aufbringen müßen. Die Idee eines Fixums in den Steuern wird sich da— her immer mehr verlieren, so wie eine richtigere Kenntnis des Steuerwesens sich immer mehr in der Gesellschaft verbreitet, und die Meinung verschwindet, daß die Steuern eine Art von Calamité public wä— ten. Das ist aber nicht zu leugnen, daß vie neueren standischen Verfaßungen sehr dazu beigetragen haben, daß sich jetzt schon eine richtigere Ansicht übers Steuer Wesen überall verbreitet hat. Die Gesellschaft hat durch den Antheil, den sie an diesen Beramhungen nahm sich mehr als Gesenschaft fühlen gelernt; sze hat gesehen, aß es ihre eigenen Angelegenheiten wa— ren, Laß es ihr eigenes Wohl betraf, und dieses hat denn die Idee, daß die Steuern eine Art von öffen« lichem Unglück wären, schon sehr herunter gebracht. * *
*
Es unterliegt nun wol keinem Zweifel mehr, daß das Kataster von Frankreich fertig werbe, da sie end⸗ ich einmal den Anfang mit dem Anfange gemacht, namlich mit der Vertheilung im Großen auf die 83 Dep rtements. Früher sahen die Departements eint Art von Lokal-Parriotismus darin, ihre Abschatzungen über die Gebühr herunterzusetzen, damit sie nut nicht in die Hohe kämen, und selbst verstänͤdige und (eö— lich Manner iheilten diesen Patriotismus. Und ob— gleich diest zu geieißenhaft wurden gewesen seyn, ih⸗ ren Neben⸗Menschen Einen Thaler aus der Tasche zu nehmen, so fanden sie doch keine Besqwerung sür ihr Ge nmißen darin, daß sie einem denachbarten Departe— ment dadurch 100,600 Thl. abnahmen, daß sie das ihrige durch falsche Angaben über die Gebühr herun⸗ ter brachten.
Auch hat sich in Frankreich das Schauspielt, wie⸗
derholt, was man au wol in anderen Landern gese⸗ hen, daz diejenigen nämlich am lautesten über Steuer⸗ Uebertürduugen schrien, die am wenigsten Ursache da—⸗ zu hatten. „Kommen wir auch durch unser Schreien nicht herunter“ sagte der Lokal Pairiotismus „so verhindern wir doch wenigstens durch unser Sa reien, daß wir in die Hehe kommen, wie uns solch es sonst leicht begegnen konnte, da wir wirklich gegen die anderen gerechnet zu wenig bezahlen. Für sein Departement, für seine Nachkommen und für Frau und Kinder muß aber Jeder sorgen und wenn auch die Mittel eben nicht die ehrtichsten sind, so Zweck geheiligt.“
Dieser Lokal-Patriotismus ist eins der größten Hinderniße, um in einem großen Staate zu einer gleichtörmigen Vertheilung der Steuern zu gelangen, eben weil er auch die ordentlichen Leute wie eine Art Influenza befällt, und kein Minister wird diese gleichförmige Vertheilung zu Stande bringen, wenn er ihn nicht gleich dadurch durchschneidet, daß er eme Sreuervertheilung im Großen nach Provinzen oder Departements festsetzt, und jeder dieser Territorial⸗ Massen gleich von Anfang ihre Quote zuweist, so sie in der Grundsteuer in den nächsten zehn Jahren aufzubringen hat. Benzenberg.
Heun, Redakteur. Reimer sche Buchdruckerei,
. . ꝛ 3
werden sie doch durch den
reich die vollkommenste Ruhe hertscht. auch die Boten aller Freunde der Unordnungen und A frührungen seyn mögen: so können sie doch den
Allgemeine
reußische Staats-Zeitung.
— — — — —
* 7 es 8 3.
75 — Sil
er
J.
Kronik des Tages.
Berlin, vom 16. September. Der bisherige
Ober-Landesgerichts-Referendarius Heinrich Röder ist zum JustisKommißarius bei dem Land und Stadt— Gerichte zu Hattingen, mit Anweisung seines Wohn— Ortes in Hattingen, bestellt worden.
Angekommen: Se. Durchl. der Fuͤrst Kurakin, von Paris. — Se. Exc. der Koͤnigl. Baiersche außeror— dentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am hiesi— gen Hofe, Gaf von Rechberg, von Pyrmont. — Se. Exc. der Großherzoglich Heßen-Darmstaͤdtsche außerordent⸗ liche Gesandte und bevollmächtigte Minister am hiesigen Hofe, Baron von Senden, aus Schlesien. — Se. Exc. der Oberjagermeister Graf von Moltke, von Gransee. — Der General-Major von Schmidt, Inspekteur der Ar—
tillerie, sowie der Kammerherr und General-Intendant der
Koͤnigl. Schauspiele, Graf von Brühl, aus dem Herzog—⸗
II.
Ausland.
Paris. Der Moniteur vom 3. Sept. enthält nachstehenden Artikel, der, wenn auch nicht unter der Rubrik des officiellen Theiles, einen officiellen Karakter zu haben scheint: „Wie man zu erwarten Grund hatte, so ist das Recht der Wahrheit auch diesmal, trotz aller mit strafbarer Geflißenheit verbreiteten Lügen, Sieger geblieben. Die Renten sind über 77 Fr gestiegen, und Alles berechtigt zu dem Glauben, daß sie sich in dieser Höhe erhalten werden. Gewiß ist es, und wir können es versichern, daß überall in ganz Frank— So eilfertig
Grad der Schnelligkeit nicht erreichen, mit dem unsre neusten telegraphischen Depeschen uns Neuigkeiten von
Brest bringen; sie sagen aus, daß gestern deselbst die
vollkommenste Ruhe geherrscht und daß die von der Regierung angeordneten Maasregeln mit Vertrauen empfangen sind Wir können zugleich auch berichten, deß der General Lauriston, welchem der König den Oberbefehl der 12ten und 13ten Militair-Division an⸗
vertraut, Revue über die Garnison von Rennes ge—
halten und sie vom besten Geiste beseelt gefunden hat. Das nämliche Resultat geht aus den Berichten von allen übrigen Departements hervor; in allem ist das Fest des Königs (der heilige Ludwigstag) mit Enthu— sias mus gefeiert, und besonders haben überall die kon— stituirten Autoritäten, die wahren Organe der öffent⸗ lichen Meinung, ihren Unwillen geäußert gegen die Feinde der väterlichen Regierung, unter welcher Frank—
reich die so lange vergebens gesuchte Ruhe und Frei⸗
heit endlich wieder gefunden hat. . i i w, she, gn Irrthumes wegen verdient aus einer Schrift, welche der Moniteur anzeigt unter dem Titel: „Historische Denkwürdigkeiten in Bezie⸗ hung anf die Heinrich dem 1V. errichtete Statue equestre“ Folgendes herausgehoben zu werden. Der
J
Berlin, den 16ten September 1820.
Amtliche Nachrichten.
Zeitung s⸗Nachrichten.
Der Herzoglich Braunschweigsche Ge⸗ von Braunschweig — Der
, , . *. 1 eral⸗Major von err ‚ . dere ,. Chef⸗Praͤsident Graf zu Dohma, von Teplitz. . Der Königl. Wirkliche Geheime Ob er⸗Regierungsrath un Direktor von Kamptz, von Karlsbad. . Abgereist: Se. Königl. Hoheit der Kronprinz, nach Stettin. — Se. Koͤnigl. Hoheit der regierende Groß yer⸗ zog von Mecklenburg-Strelitz mit Ihrer ganzen Umgebung, nach Strelitz — Se. Exc. der General⸗Lieutenant von Rauch, Chef des Ingenieur-Korps, nach Magdeburg — Se. Exc. der Wirkliche Geheime⸗Rath und Ober⸗Praͤsigent Sack, nach Stettin Der Koͤnigl. Großbritannische
außerordentliche Gesandte und bevo lmaͤchtigte Minister am Koͤnigl. Sächsischen Hofe Morier, nach Dresden. — Der Rußisch Kaiserliche Feldjaͤger Petrowsky, als Kourier
nach London.
Am 14. d. M. war Korps⸗Mandver der ganzen hiesi⸗ gen Garnison.
Verfaßer erwähnt aller in Europa seit der Wieder herstellung der Kunst errichteten Statuen der Art, kömmt mithin auch auf Berlin und drückt sich folgen⸗ dermaßen aus: „Wilhelm der Erste, verdunkelt durch den Rahm des großen Friedrich, seines Sohnes, hat eine solche Statue in Berlin erhalten.
Wir wollen dem Verfaßer so schnell als möglich zu wißen thun, daß nicht Wilhelm dem Ersten, dem Vater des großen Friedric, sondern dem greßen Kurfürsten Friedrich Wilhelm diese Statue er⸗
richtet werden. Nunmehr hat der 6 Ordonnanz wegen der Wahlbe nanz . * Departements-Wablkollegien zur 6 wählung des ierten Theiles der Deputirten officie bekannt gemacht. Andere Pariser Zeitungen wollen aus der Bekanntmachung dieser Ordonnanzen zwar nicht mit völliger Gewisheit, aber doc mit Wabꝛscheinlich⸗ keit die Auflösung der Deputirten kammer schließen, und der Kourier, bekanntlich ein liberales Blatt, rufe den Wählern in allen Departements schon zu, sich darauf gefaßt zu machen und bei Zeiten die nörhigen Vor⸗ ichtmaasregeln zu treffen. . Der Obristlikutenant T on qu et, Herausgeber der konstitutisnellen Charte zu dem geringen Preise von 5 Centimen (1 Sous) für das Exemplar, kündigt jest auch eine wohlfeile Ausgabe aller Voltaire soen Schriften in funfzehn Bänden an, und will den Sub⸗ skribenten darauf jeden Band für den ãußerst geringen
reis von 2 Fr. liefern. 2 . Aus Toulen wird gemeldet, daß daselbst ein jun⸗ scher, Namens Biner
aus Paris gebürtiger Naturfor 8 9 —w zurũckgekammen, und au⸗ ßer ciner beträchtlichen Anzahl don Vögeln, Fiscd en, kriechenden Thieren, Insekten und Pflanzen auch ei⸗ nen schönen kugelförmigen Granit von der Art, wie im Jahre 1809 der General Mirard ein Stück mit
35 Louisd'er bezahlt, mitgebracht habe. Bei dieser
Moniteur, wie früher schon die irke, auch die Ordon⸗