1820 / 82 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 07 Oct 1820 18:00:01 GMT) scan diff

w m .

stets bereit halten müße. Weitere Details hierüber fehlen noch.

Nach Briefen aus Kadix vom 8., wie eben dieser Artikel aus Madrid enthält, genießt man daselbst einer vollkommenen Gesundheit und Ruhe. Hienach muß eine andere Nachricht des Französischen Moniteurs, daß in Andalusien wirklich das gelbe Fieber ausge⸗ brochen, berichtigt werden, da jene Briefe aus Kadiz von späterem Datum sind.

Porto, vom 153. Sept. Die provisorische Re⸗ gierung wird ihren Sitz nach Koimbra verlegen, um dem Wunsche der Lißaboner zuvorzukommen, welche darüber beforgt zu seyn scheinen, daß künftig der Haupt⸗ sitz der Junta in Porto seyn werde. Die Regierung hat bereits von Porto öffentlich Abschied genommen, und folgt den gestern auf Lißabon abgegangenen Linien⸗ Truppen; das erste Korps befehligt Cabreira, unter ihm steht der junge Oberst Sepulve da. Das zweite befehligen die Feldmarschälle Ferreira und Lacerda.

Nachrichten aus Lißabon vom ]. sagen, daß Graf Amarante, Bruder des Präsidenten Silveira, mit allen seinen Truppen aus Tras. los⸗Montes zu den Konstitutionellen übergetreten, und mit den Trup⸗ pen von Koimbra und Leiria auf dem Marsche nach Lißabon begriffen sey, wo er den 16. einzutreffen ge⸗ denke. Nach späteren Briefen aus Korunng aber hat er für seine Person die Parthei der Insurgenten nicht ergriffen, sondern ist, als ihn seine Truppen verlaßen, mot zwei Bedienten flüchtig geworden.

Am g. ging hier die Zeitungsdruckerei in Feuer auf, so daß die Herausgabe der offentlichen Nachrichten mehre Tage unterbrochen seyn wird.

Lißabon, vom 15. Sept. Die Regierungs⸗Zei⸗ tung vom 8. belegt (den vorstehenden Mittheilungen aus Porto gerade entgegen) mit Sriginal- Urkunden, daß die Truppen von Tras-los Montes, Beira, Alentejo, Algarve und Estremadura der alten Ordnung treu geblie⸗ ben; die Regentschaft, setzt sie hinzu, hat bei allen ihren Verfügungen die Verhütung des Bürgerkrieges und der Anarchie im Auge, und wenn die Gesinnungen der sogenannten höchsten Junta von Porto eben so aufrich⸗ tig auf diesen Zweck gerichtet sind, so steht das Ende der gegenwärtig drückenden Uebel bald zu hoffen.

Oberst⸗- Lieutenant Saagvedra hat dem General

Champalim aud seinen Degen übergeben; allein die⸗

ser ist ihm, in Folge der allen Reuigen angekündigten Amnestie, wieder zugestellt worden.

Die heutige Nummer der Regierungs Zeltung hat mit seltener Freimüthigkeit zwei Proklamationen der Insurgenten⸗Generale aufgenommen und sie mit wi⸗ derlegenden Zutechtweisungen begleitet.

Die Mitglieder des höchsten Gerichtshofes haben der Regentschaft eine Addreße überreicht, in der sie ihre Treue gegen den König, ihre Anhänglichkeit an vie alte Verfaßung, zugleich aber ihren Kummer über die Irreleitung des Volkes, ihre Misbilligung der Por⸗ toer Ereigniße und ihr Vertrauen in die Weisheit der Regentschaft begeigen, und zugleich den Wunsch ver⸗ lautbaren, daß es dem Könige gefallen möge, zurück⸗ zukehren, oder den Kronprinzen zur Verwaltung des Reiches zu senden.

Seit 3 Tagen ist alle Kommunikation mit Porto gehemmt; alle Briefe werden geöffnet und nur selten an ihre Behörden befördert; daher ist es nicht möglich, iber die Lage der Dinge etwas Gewißes zu berichten.

Graf Palmelna ist vom Grafen Feira ersucht worden, nicht nach Brasilien abzusegeln, sondern hier zu bleiben. Graf Palmelan hat diesen Wunsch ge— währt. Die Brittische Fregatte Kreole, die ihn nach Rie- Janeiro mitnehmen wollte, ist am 10 ohne ihn

dahin abgesegelt; dagegen liegt die Portugisische Fre⸗ gatte Venus segelklar vor Anker, um ihn, wenn es nöthig werden sollte, an Bord zu nehmen.

Vom Vertrauen des Königes und seiner Minister erzählt man sich jetzt hier folgenden Karakterzug des Monarchen. Der Premierminister Graf Arcos hatte sich durch seine erfolgvolle Thätigkeit den Beifall des Königs erworben, der ihn nicht beßer belohnen zu können glaubte, als indem er ihm einen mit seiner Un⸗ terschrift versehenen Bogen Papier gab und dabei ver⸗ sicherte, der Minister könne alles darauf schreiben, was er zu haben wünsche, und der Gewährung gewiß seyn. Damals war die Verschwörung in Fernambuko eben unterdrückt, und gegen die Theilnehmer derselben das Todesurtheil ausgesprochen, auch bereits der Befehl zur Hinrichtung gegeben worden. Der Graf Arcos benutzte das Blanquet zu nichts anderem, als die Be— gnadigung der Verbrecher darauf zu schreiben, und der König, gerührt über die Uneigennüzigkeit seines Mir nisters, genehmigte sie.

Neapel, vom 23. Sept. Unsere Botschafter zu Paris und Wien, die Fürsten Castelcicala und Skalette, sind vom Prinzen Reichs verweser, aller Ehren, Würden, Aemter und Pensionen für ver lustig erklärt worden, weil sie den Königlichen Befehlen Folge zu leisten sich geweigert; sie follen hieher zu⸗ rückkehren, um Rechenschaft über ihr Betragen abzu⸗ legen. Der Herzog von Canzano geht nunmehr als Gesandter nach Madrid, und der Ritter de Ee⸗ sare als Geschäftsträger nach Rom. Der Englische Gesandte Ritter A Gourt überreichte dem Könige am 10. Sept. ein Schreiben seiner Regierung, die Nachricht vom Tode der Herz. von Jork enthaltend. Am nämlichen Tage musterte der Prinz Reichsverwe⸗ ser die neuorganisirten 18. Bataillons der Guardia di sicurezza interna. Im ganzen Reiche ist eine Requisition von Pferden und Mauleseln ausgeschrie— ben. Sie sollen zwischen 3 und 7 Jahren seyn; der Preis ist 65 bis 100 Dukaten; die Eigenthümer er— halten denselben aber in Bons.

Am is. Sept. wurden mehre Inheimische und ein Fremder abends auf der Straße Toledo verhaf— tet und den Gerichten übergeben. Sie sind einer Ver— schwoͤrung gegen die öffentliche Ruhe angeklagt, in welcher Absicht sie hier und in den Provinzen Zutritt in die patriotischen Gesellschaften gesucht hatten. Durch ihre Papiere, welche sie zwar im Augenblicke der Ver— haftung zum Theil zerrißen, soll man wichtige Ent— deckungen gemacht haben.

Aus Sicilien hatte man Nachricht, daß General Florestan Pepe mit seinem Generalstabe am 6. Sept. zu Meßina angekoumen war, die Expeditionsflotte aber ihre Truppen am 5. zu Melazzo ans Land gesetzt hatte, wohin sich Pepe am J. gleichfalls begab, um gegen Palermo aufzubrechen. Unterdeßen war auch Oberst Costa mit der Truppenabtheilung, welche Galtagirone eingenommen hatte (nach einer telegraphischen De— pesche) am 5. Sept. in Catanisetta eingerückt; Tages barauf schlug er ein Palermitanisches Korps von 1600 Mann Infanterie und 900 Kavalerie bei Catanisetta,

tödtete davon 1560 Mann und eroberte deßen ganze,

aus 4 Kanonen bestehende Artillerie. Am 58. Sept. wollte Oberst Costa S. Cataldo angreifen. Die Pa— lermitaner behaupteten sich noch in Fiearra in der Valle di Meßina, und unterhielten enge Kommunikationen mit dem ihnen ergebenen Patti. In der Valle di Catania behaupteten sie Bronte, von woher sie die be⸗ nachbarten Gemeinden bedrohten. Es hieß, Pa— lermo wolle eine zweite Deputation mit neuen An, trägen nach Neapel schicken, welche dahin gingen, daß Sizilien eben so viele Deputitte als das Königreich Neapel in das Parlament abordnen solle. Die Junta zu Palermo hatte durch ein Dekret die unter dem

Namen von Guerilla's herumstreifenden Horben, welche die Gemeinden brandschatzen, aufgehoben, und ihnen befohlen, die aus dem Zeughause geraubten Waffen zurückzugeben.

Zu Genua ging am 16. Sept. die Rede, daß die Stadt Palermo, nachdem ihr einige Privilegien zuge⸗ standen worden, der angesprochenen Unabhängigkeit von Neapel entsagt habe.

Catania. An die Stelle des verstorbenen Kar⸗ dinals Mattei ward Kardinal Gregorio zum Protektér des Ordens des heiligen Johannes von Jerusalem (Maltheserordens) erwählt, der hier be⸗ Fanntlich seinen Hauptsitz hat. Nach vollzogener Wahl mard der Protektor unter den gewohnlichen Feierlich⸗ keiten mit dem großen Ordenskreuze geschmückt. Die Einkünfte des hiesigen, unter dem Erzbischofe von Monreale stehenden Bisthumes, welche vorzüglich in dem Erlöse aus, dem Verkaufe des Schnees vom Aetna bestehen, sind in diesem Jahre sehr beträchtlich gewesen.

London, vom 26. Sept. Der König war am ig. am Bord der Yacht Royal George, von einer Fregatte und zwei Korvetten konvoyirt, von Brigthon in See gegangen, und am 20. auf der Rhede zu Kowes, einem Marktflecken auf der Insel Wight und dem Sammel⸗ Platze der von Portsmuth abfahrenden Kauffarthei— Schiffe angekommen. Der widrige Wind verhinderte das Landen, die Bewohner von Kowes übersendeten aber Sr. Majestät eine Addreße an Bord, in der sie sich Glück wünschen, daß der König eine Besitzung in Kowes gekauft habe; das Städtchen ist alle Abende illuminitt, und seine 1500 Einwohner feiern die Nähe ihres Monarchen durch tägliche Feste. Der König nahm später seine Richtung nach Portsmouth, und wird den 30. in Brighton zurück erwartet.

Votgestern fand in der St. Sepulchre's-Kirche ein sonderbarer Vorfall statt. Während der Predigt tritt ein junger Mensch ein, zieht zwei Pistolen aus der Tasche und brennt eines davon auf die Orgel ab. Der Prediger flüchtet von der Kanzel, die Schüler vom Orgelchor, die Gemeinde aus allen Stühlen, Alles dränat nach den Thüren; Wenige nur fielen über den Orgelfeind her und wanden ihm das zweite Pistol aus den Händen. Er tobte in teutscher Sprache, und streute, sich gegen alle Festnehmung sträubend, gedruckte Zettel um⸗ her, auf denen zu lesen wat: die Orgel an heiliger Stäte ist der Greuel der Verwüstung, und das Sinn⸗ bild des antichristischen Königreiches ist die Musik. Endlich ward er überwältigt und bei dem darauf er⸗ folgten Verhöre, zu dem sich, da er der Englischen Sprache nicht mächtig war, ein Landsmann von ihm als Dollmetfcher fand, ergab sich, daß er den Plan habe, die Musik, welche Gott und Jesu zuwi⸗ der sey, zu vernichten. Verschiedene seiner Landsleute haben ihn, als einen Wahnwitzigen, in die nöthige Verwahrung genommen. Später erfuhr man, daß er in Boulogne schon 1000 Bogen Musikalien verbrannt, und eine, mit sehr bedeutendem Salair verbundene Musiklehrerstelle ausgeschlagen habe.

Den 3. Oktober wird, heißt es, die Königin das

größe Gasthaus, Pultney Hotel beziehen, in dem der

Faifer von Rußland im Sommer 1814 wohnte, und gas jetzt die Regierung für 16, 000 Pfund gekauft hat. Graf Vas ali, Kammerher der Königin, hat vom Kontinente die Grundriße der Häuser mitgebracht, in welchen diese während ihrer Reise gewohnt.

Das Niederlagerecht für fremde Waaten im hie si= gen Hafen ist nun auch auf Makaroni und Nudeln ausgedehnt worden. .

Bis Ende Juni sind aus Großbritanien und Ir— land in diesem Jahre schon 8375 Auswanderer in Auebek angekommen.

3 Proc. Consols 663. 3 Fros. Navy 102. Kours auf Hamburg 37. J7.

Nord-Amerika. Aus einem Berichte des Prä⸗ sidenten der Vereinigten Staaten, dem Hause vorge⸗ legt, ergiebt sich folgendes Verhältnis der Milizen zur Volkszahl, der verschiedenen Staaten:

Milizen. Bewohner.

10,3 15 (unge wiß) 7.451 108,334 ag, 561 468, 567 2, 0351 39, d00 16,999 86, 34 52, 883 bs g. J53 23, 346 549, 568 9, 8g 108,925 8 74, od 883,039 32a, 1958 S0 2, 710 5, 297 104,556 6, 50 683,794 26, 205 302, J33 35, 240 345,822 121, 5535 1, 486, 739 69, 782 701, 224 76, 890 394, 752 115, 231 9g66, 394 38,567 98, 721 53, 729 564, 785 60, 0090 689, 624 Vermont! 20, 731 296, 450 Virginien. 54 85,967 i, 34a], 796

ueberhaupt 10,559, 112

. Alabama Delaware. Georgien Illinois 5 Indiana. Kentucky. t

Konnektiku Louisiana

1 22

1.

Maine und Maßachuset Maryland

1 2

Mißisippi . Mißouri . New⸗Hamsphire New⸗Jersey .

9 2 9 9

New⸗ Hort. Nord- Karolina Shire Pensilvanien. Rhode Island. Süd⸗Karslina . Tenaßer .

* 2 2 98 * 9 8

882, 469

Pesth. Wie es heißt, werden des Kaifers und der Kaiserinn Wajestäten den 2. Okt. uns verlaßen, und sich zuerst nach Schloßhof begeben; ob Sie vor Ihrer Reise nach Troppau noch einmal nach Wien kommen werden, ist zur Zeit noch nicht bestimmt.

Ehut. Zwischen dem Königteiche Sachsen und unserm Kanton Graubünden ist der Freizügigkeits—⸗ Traktat diesseit ratificirt worden.

Zu Erzielung gleichförmiger Grundfaätzé bei Beur⸗ theilung der Paternitätsklagen ist den Gemeinden ein Gesetz- Entwurf zur Annahme empfolen, nach wel—⸗ chem die Geschwängerte ihr Klagerecht verliert, wenn sie die vorgeschriebene Anzeige bis zum fünften Mo⸗ nate der Schwangetschaft versäumt hat. In den Ge— burtschmerzen soll sie zweimal um den Vater des

Kindes befragt werden. Zur Entdeckung desselben sind alle Mittel, die Tortur ausgenommen, zuläßig; ver—

sangen sie nicht, so entscheidet der Richter, welchem Theile der Eid anzupertrauen sey. Verging sich die Geschwächte mit Mehren, so haben diese alle zur Ali⸗ mentation und Erziehung des Kindes beizutragen.

München, vom 28. Sept. Der Prinz Maxi⸗ milian von Wied⸗Neuwied, durch seine Reise in Brasilien bekannt, ist von der hiesigen Akademie der , n nnen zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt worden.

Während unserer mit dem 1. klinftigen Monates beginnenden ländlichen Feste wird Madame Reichatd eine Luftfahrt halten; auch will der Mechanikus Kä— fer aus Regensburg sich mit seinem neuerfundenen Kunst-Reisewagen ohne Gespann dem Paradeaufzuge ansch ließen. .

Stuttzg ard, vom a6. Sept. Von den, von der Her⸗ ewigten Königin ausgesetzten, und von Seiner Maj. übernommenen preisen, hat die Centtal⸗Stelle den