1820 / 83 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 10 Oct 1820 18:00:01 GMT) scan diff

landwirthschaftlichen Vereines, in diesem Jahre, dem Mechanitus Ehrmann in Berg, für die von ihm verfertigte durchaus zweckmäßig befundene Stroh⸗ Schneidemaschine, den ersten Preis von 40 Dukaten, den zweiten von 20 aber dem Major von Brecht hieselbst für verschiedene wesentliche Verbeßerungen beim Wagenbau zuerkannt, mittels deren z. B. Vor⸗ der- und Hinterwagen ohne Langbaum und Schwa⸗ nenhals verbunden sind, und dadurch die Wendung des Wagens so erleichtert ist, daß die Deichfel bis zu den Hinter-Rädern gebracht werden kann. Die beiden kleinen Preise zu 15 Dukaten, erhielten der Werk— Meister Loißmann in Nürtingen für sein Model zu einer Säge, Balken und Pfäle unter dem Waßer zu schneiden, und der Schreinermeister Baisch hieselbst ür die von ihm erfundene sehr schöne Fournierschneide⸗

aschine.

Kaßel. Das am 18. Oktober bisher übliche Anzünden von Holzstößen auf den Bergen ist für die Zukunft untersagt. Auch Kurheßen ist dem Han⸗ del-Vereine der Südteutschen Staaten beigetreten. Der Geheime Kammerrath Schönhals geht als Keommißarius in dieser Angelegenheit nach Darmstadt, um an den dortigen Berathungen in Betreff der Er⸗ greifung gemeinsamer Maasregeln zur Beförderung des Handels und der Industrie, Theil zu nehmen. Generalmajor von Ochs ist von seinem Posten bei der Militair-Komißion in Frankfurt zurück berufen;

feine Stelle ersetzt der Kommandant von Hanau, Ge⸗

neral Westerhagen.

Altona, vom 3. Okt. Gestern feierte der Ober⸗ Gerichts Advokat Rathgen, ein unterrichteter und

1 wackerer Mann, seinen Geburtstag, und heute früh

ward er gemordet in seiner Wohnung gefunden. Ueber den Thäter ist noch keine Gewißheit.

In land.

Hamm. Durch die Gnade unsers Königs ist hier (eigentlich in Kentr op, einem vormaligen Nonnen⸗ Kloster 4 Stunde von hier) eine neue Lehranstalt für Taubstumme errichtet und somit einem wahren Be⸗ dürfniße dieser Provinzen abgeholfen. Die freundli— che Lage des Ortes, die geräumigen Gebäude, die länd⸗ liche Ruhe der nächsten Umgebung und doch unfern alle Beguemlichkeiten und Bildemittel einer größeren

Stadt, eignen Ken trop ganz für diesen Zweck. Dr.

Weidner, der bisher unter Graßhoff in Berlin arbeitete, ist zum Vorsteher der Anstalt ernannt, und wird ganz der Mann für diesen Posten seyn, da er seinen Beruf für diesen überaus mühsamen Wirkungs⸗ Kreis nur aus einem weichen Herzen und einer Kin⸗ der liebenden Brust gezogen.

Warendorf. Durch die Sorgfalt der Regierung ist, unter Beihilfe der hiesigen Bürgerschaft, seit die⸗ fem Sommer hier eine höhere Lehranstalt eröffnet, welche als Gelehrten-Schule den vier unteren Klaßen eines vollständigen Gymnasiums gleich steht und zum Eintritte in ein solches vorbereitet, und zu⸗ gleich als Bürgerschule den Nichtstudirenden durch wißenschaftlichen und Sprachunterricht zu seinem bür⸗ gerlichen Berufe ausbildet. Durch Anstellung eines neuen vierten Lehrers wird der Unterricht vom neuen Schuljahre an seinen vollen Umfang erhalten.

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Die Stadt Neapel führt von Alters her den Titel der „Allergetreusten.“ Ein Ultrablatt erzählt, so eben sey eine Schrift erschienen: Relszione della quaran- tesima ribellione della fidelissima cità di Napoli.

(Bericht über die 40ste Rebellion der allergetreusten Stadt Ne apel. )

Die Zahl der in der großherzogl. Badischen Stadt Baden befindliche Badegäste und anderer Fremden be⸗ trug in diesem Jahre 5138.

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Cours bericht. Berlin, den 6. Ortobet. London 3 Mt, war heute à 6 Rthl. 233 Gr. eher zu haben als zu laßen, auf Zeit incl. 2 Mt. six à 6 Rthlr.

22 Gr. sehr offerirt. Hamburg 2 Mt. à 1517 Proc. und

kurze Sicht à 1524 Proc. willig zu haben. Amsterdam 2 Mt. à 1444 Proc. Einiges gemacht. Paris 2 Mt. a 813 zu placiren. Augsburg 2 Mt. à 1035 Proc. und Frank⸗

furt a, M. 2 Mt, à 1035 Proc, offerirt. Wien in

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206rn. 2 Mt. à Ioz] Proc. Geld. Wien in Waͤhrung

2 Mt. à 413 pr. Kaßa, und auf Zeit à 42 Proc. ganz no⸗ minell. Rubel pr. Petersburg 3 W. Dato à 28 Proc. zu haben auf 3 Mt. Zeit à 29 Proc. Briefe. Dis konto 5 Proc. Briefe und Geld. Danziger Stadt ⸗Obligatio⸗ nen in Gulden à 33 Proc. und in Thalern à 36 Proc. zu haben. Rorwegische Anleihe, den Hamburger Avista⸗ Kours à 150 Proc. gerechnet, à 78 Proc. kleine Apoints zu haben und zu laßen, auf Zeit 79 Prot. gefodert. Preuß. Praͤmienscheine taͤglich nach deren Erscheinen, 101 Proc. Briefe, auf 2 Mt. nach dem Erscheinen à 103 Proc. incl. 2 Proc. Praͤmie zu haben. Englische Anleihe pr. Kaßa à 773 zu haben, auf Zeit intl. I Mt. fix 777 zu be⸗ dingen. Desterreichsche 5 Proc. Obligationen pr. Kaßa

244 Briefe, auf Zeit inelusive n Mt. fix 744 bis 4 zu ma⸗

chen. Desterreichsche Anleihe in Loosen à 100 Fl. pr. Kaßa à II07 zu haben und zu laßen, auf ult. December zu

liefern à 1105 Geld. Desterreichsche Partial⸗-Obligatio⸗

nen à 250 Fl, 102 Briefe und ohne Umgang.

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Heun, Rebakteur. Reimer sche Buchdruckeres,

Allg emeine

Preußische Staats Zeitung.

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83h Stuck. Berlin, den 10ten Oktober 1820.

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J. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 10. Okt. Am 6. dieses morgens um 10 Uhr ist Se. Königl. Hoheit der Groß⸗ Herzog von Meklenburg⸗-Schwerin nebst Gefolge von hier

über Neustadt an der Doße nach Ludwigslust abge⸗

gangen.

Angekommen: Se. Durchl. der Landgraf zu Heßen Rotenburg, Fuͤrst zu Korvey, Koͤnigl. Sardinischer General⸗ Lieutenant 2c., so wie Se. Durchl. der Prinz Philip von EL 5wenstein⸗Werthh eim, von Rotenburg.

xbgereist: Se. Durchl. der Prinz Friedrich von Heßen-⸗Kaßel, nach Strelitz. Se. Exc. der Oberjaͤger⸗ meister Graf von Mo Ut ke, nach dem Mecklenburgschen. Der General-⸗Major und Inspekteur der Artillerie von

Schmidt, nach Kuͤstrin.

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II. Zeitung s⸗-Nachrichten.

Ausland.

Paris. Der Moniteur vom 50. Sept. enthãlt umständlich die ganze über die Geburt eines Französi⸗ schen Prinzen gebräuchliche Beweisführung; zuerst die Aussage des Kanzlers von Frankreich und Präsidenten der Pairkammer, D am bray, und des Groß Referen⸗ dairs dieser Kammer, Marquis von Semen ville, dann die der Zeugen, worunter die Marschä lle Such et, Herzog von Albufera und Herzog von Coigny, die beiren letzten mit genauer Angabe ihres Ranges und ihrer Titel, auch ihres Alters, bezeugen gengu, wo ihnen im Palais der Thuillerien auf Befehl des Kö⸗ niges ihr Standpunkt angewiesen worden, um auf den ersten Wink von der herannahenden Entbindung der Herzogin von Berry dabei gegenwärtig zu seyn und das Erfoderliche auf ihre Pflicht bescheinigen zu können.

Richelieu, unterschrieben. Der nach der Geburt getauft worden, Heinrich Karl Ferdinand

Marla Von Gott gegeben erhalten und das dar-

über aufgenommene Dokument ist ebenfalls von allen königlichen Prinzen und Prinzeßinnen. den erwähnten Zeugen, Ministern und vielen anderen Pairs, worunter auch der Prinz Talleyrand, unterzeichnet worden.

Bald nachdem der junge Prinz geboren war, begab sich der König mit der gesammten königlichen Familie in' die Schloßkapelle und wohnte der Meße und dem Te Deum bei. Nach dieser heiligen Handlung trat er auf den Balkon der Gallerie, der nach dem Garten der Thuillerien hinausgeht, gab das Zeichen, daß er reden wolle, und als sich auf dies Zeichen der laute⸗ sten Jubel in tiefes Stillschweigen verwandelte, sprach er mit lauter den zahlreichen Zuhörern vernehmlicher Stimme Folgendes: „Meine Kinder, Eure Freude verdoppelt die Meinige; es ist uns allen ein Kind geboren.“ Hier erhob sich das lauteste Frohlocken aber⸗ mals, und nachdem die Stille wiedergekehrt, sagte der König weiter: „Dies Kind. wird einst Euer Vater seyn; es wird Euch lieben wie Ich Euch liebe und alle die Meinigen Euch lieben. Der unbeschreiblichste Ausdruck des feierlichsten Beifalls begleiteten diese

rührende väterliche Anrede.

Aus dem südlichen Frankreich, vom ao. Sept. Man klagt auch in unseren Provinzen allgemein über Stillstand im Handel und in den Geschäften. Die Ver⸗ nichtung so vieler Olivenbäume durch die strenge Kälte im verfloßenen Winter hat diesem Lande eine tiefe Wunde geschlagen; die diesjährige Oel⸗Ernte ist daher gänzlich misrathen, und für die der nächsten Jahre ist wenig Erfreuliches zu hoffen. Man macht des halb starke Ein⸗ käufe von Oel in Spanien, und der Verkehr in die⸗ sem Artikel ist lebhaft, obgleich wie natürlich, ganz zu unserem Nachtheile. Die Marseiller Spekulanten richten seit einiger Zeit ihre Aufmerksamkeit neuerdings auf Getraide. Es sind starke Bestellungen in Odeßa gemacht, die nun nach und nach realisirt werden. Bei der mittelmäßigen Ernte in vielen südlichen Gegenden erwartet man größeren Vortheil von diesen Spekula⸗ tionen als im verfloßenen Jahre; wenigstens wird der damals erlittene Verlust wieder kompensirt werden.

Mit der Meße von Beaucaire, die ehemals so leb⸗ haft war, und so beträchtliche Summen in Umlauf brachte, ist man diesmal nicht zufrieden. Die Geschäfte waren im Ganzen von wenig Bedeutung und der Um⸗ satz gering. Die Spanier waren beinghe Alle ausge⸗ blieben. Die von unseren Süd⸗Fran zösischen Handels⸗ Häusern ins Ausland ausgeschickten Neisenden haben aͤn mehren Orten Bestellungen erhalten, aber nicht so bedeutende, als man gewünscht hätte. Bekanntlich haben sie diefe Art von Erwerbzweig den Engländern abgelernt, und er ist erst seit kurzem im Gange. Die Resultate können im Ganzen noch nicht beurtheilt werden. Auch die Süd⸗Französischen, besonders die Lan⸗ guedocker Weine, finden nicht mehr den Absatz, den sie vor einigen Jahren hatten, als der Burgunder mis⸗ rathen, und alle Vorräthe ven Bordeaux für England und Nord-Amerika aufgekauft waren. Seit der letzten treflichen Weinlese ist in dieser Hinsicht eine große Veränderung eingetreten, deren sich unsere Languedocker Weine nicht zu erfreuen haben. Die dies jährige Wein⸗ Lese wird bei uns nur mittelmäßig ausfallen, indem viele Weinberge durch den Frost gelitten haben.

Man hat bisher alle Landungsplätze am Mittel— ländischen Meere stark besetzt gehalten, und die Kon⸗ tumazial⸗-Anstalten verschärft; die von den Balearischen Inseln und den Nord⸗-Afrikanischen Staaten her dro⸗ henden Gefahren hatten Maasregeln veranlaßt, die

für unseren Küstenhandel sehr beschwerlich waren. Bei