bald durch die Abnahme des Waßerstandes bie Fort— setzung der Fahrt verhindern, hier erleichtern, dort aber durch Stromschnelle erschweren, und den Auf wand anderer Kräfte zu den Transporten, nament— lich die Fortschaffung der Schiffgefäße durch den Zug von Pferden erfodern, oder gar zu Umladungen und zu einer veränderten Bauart der Gefäße nöthi⸗ gen. In dem flachen Lande hat sich das Gefäll in die Waage verkaufen, das ganze Jahr hindurch fließen die Gewäßer gleichförmig, und schaffen eine eben so sichere als in Hinsicht der Transportkräfte leichte Schiffahrt, wie sie kein Theil der Monarchie in gleichem Umfange vielleicht nachweisen dürfte.
Mit den Kähnen, die von den entfernten Stapel⸗ Oertern des Meeres auslaufen, schifft man durch alle Haupt- und Nebenverbindungen, zu den innersten Theilen der Provinz.
Die letzte Aufgabe, die von der Kunst nur noch zu
lösen bleibt, dürfte sich auf die Wegschaffung der Be— schwerlichkeiten beschränken, die hier oder dort jenen Durchweg glücklicher Einheit des Ganzen unterbrechen. Hier folgen nunmehr die einzelnen die Kurmark durchschneidenden Gewäßer mit kurzer Beschreibung ih⸗ res Laufes und ihrer Eigenthümlichkeiten. i) Die Havel muß als die eine von den Haupt⸗ Nerven des inländischen Waßersystems betrachtet wer— den. Sie entspringt im Meklenburgischen aus großen Binnenseen, die, im flachen Lande gelegen, nicht solche Anschwellunngen bewirken, denen Gewäßer unterworfen zu seyn pflegen, welche ihren Ursprung auf Hochländern haben. Sie hat bis Oranienburg und noch etwas wei⸗ ter, ein nicht unerhebliches Gefäll, welches durch mehre Mühlen ermäßigt, aber nicht aufgehoben ist. Die Schifffahrt auf diesem Theile kann daher nur dadurch gehoben werden, daß der Lauf dieses Flußes nur durch die vermehrte Zahl seiner Krümmungen so sehr als möglich in die Länge gedehnt wirb.
Die eigentliche Absicht davon ist, das Gefäll auf eine größere Länge zu vertheilen, es also als relativen Größen-⸗Ausdruck zu vermindern, und durch diese Veranstaltung die Waßertiefen zu vermehren, welche im umgekehrten Verhältniße bei unveränderter Profil— Breite zunehmen. Hierauf ist nicht jederzeit gesehen worden, und aus den öfters absichtlich geschehenen Verkärzungen, und noch häufiger unbeachtet gelaßenen Durchrißen der Krümmungen, wodurch der Lauf sich von selbst abgekürzt hat, haben sich einzelne Verflä— changen gebildet und zu der schon häufig ausgespro— chenen Meinung Veranlaßung gegeben, daß das Was—⸗ ser in der Havel gegen früherhin sich vermindert habe. Die Vermehrung der Stromkrümmungen; so noth— wendig sie zur Erreichung der Hauptabsicht (die Mög— lichkeit herbeizuführen, mit Kähnen zu fahren die bis zu einer gewißen Tiefe belastet sind) hier auch erscheint, krumm wer auf der andern Seite wieder unzählig viele Unbequemlichkeiten für die Schifffahrt hervor, die, abgesehen von dem verlängerten Wege, und dem Aufenthalte, darin bestehen, daß es nicht möglich ist, in den kurzen Stromkrümmungen zu segeln, und daß vermöge der Unregelmäßigkeiten, die in einem serpen⸗ tirenden Fluße beständig entstehen, fortwährende Ver— änderungen, und dadurch Verflächungen bewirkt wer⸗ den, welche vermögend sind, periodische Stockungen der ganzen Schiffahrt hervorzubringen. Dieser Um⸗ stand ist für den Theil der Havel von Oranienburg bis zum Finow⸗Kanal, wo jährlich mehre tausend Kahne auf- und abfahren, in der That hinsichtl. der Schifffahrt 69 erheblich, und eine völlige Abstelluug dieses UÜe— zelstandes erscheint daher sehr wünschenswerth.
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Von Oranienburg ab fängt das Gefäll der Havel an, bedeutend abzunehmen, welche nicht weit davon bie Spree aufnimmt. ö .
2) Die Spree und ihre Vereinigung mit det Havel. In ihrer systematischen Eintheilung verdient die Spree unbezweifelt zuerst genannt zu werden. Blos der Sprachgebrauch hat dadurch, daß man der Vereinigung der Spree und der Havel den Namen der letzten beigelegt hat, die erstgenannte zu dem untetge—
ordneten Fluße gemacht. An und für sich ist sie aber
mächtiger und länger als die Havel; und geographisch
betrachtet kann man nicht sagen, daß das Thal un?
terhalb Spandow eine Fortsetzung des oberen Havel— Thales ist, vielmehr ist es die Fortsetzung des Thales, worin die auf den Böhmischen Gebirgen entspringende Spree ihren Lauf nimmt.
Die Spree nimmt dergestalt Theil an ben Eigen— thümlichkeiten der Gebirgsgewäßer und schwillt perio— disch an. Die Anschwellungen bei Potsdam und Brandenbürg sind hauptsächlich Folge ihrer vermehr— ten oberen Zuflüße. Wegen ihrer großen Ausbreitung über die flachen Ufer und in den überaus großen Was— serbecken, durch welche sie in der hiesigen Provinz fließt, und welche sich fast kontinuirlich bis zur Elbe aneinanderreihen, sind diese Anschwellungen jedoch hier
nur noch von einer mäßigen Erhebung des Waßer⸗
Spiegels begleitet, und die großen Waßerbehälter auf der andern Seite wieder die Ursach, daß selbst in den trockenen Jahreszeiten immer eine für die Schifffahrt zureichende Waßertiefe vorhanden bleibt. Bloös ober— halb Berlin vom Müggelsee aufwärts bis zur Gränze des hiesigen Regierungs-Bezirkes, wo die Spree in Stroömufern eingeschloßen fließt, ist dies weniger der Fall, und dort muß der Lauf künstlich zur Schifffahrt erhalten werben, welches weiter unten nur sehr we— nig geschehen darf. Die Mittel dazu reihen sich je— doch wegen des geringen und an vielen Stellen sogar ganz aufgehobenen Gefälles, welches die Spree mit Hinzurechnung ihrer Fortsetzung bis zur Elbe im dies— seitigen Regierungsbezirke überhaupt nur noch besitzt, nicht an solche Unbequemlichkeiten an, die in Absicht ber Havel vorhin erwähnt worden sind. Es giebt viel— leicht kein Gewäßer, welches mit gleich einfachen Mit— teln eine so gute Schifffahrt zuließe, als die vereinigte
Spree und Havel, und die Spree allein aufwärts bis
zur Gränze des hiesigen Regierungs-Departements. Eine einzige Stelle nur ist noch darin, die allgemein? Aufmerksamkeit verbient, und diese ist gerade im un— tersten Theile des Gewäßers, nämlich an der Ausmün⸗— dung der Havel in die Elbe, welche fast jährlich nach
dem Abläufe des hohen Waßers der Elbe, von die ser mit Sand zuügeworfen wird, und die Schifffahrt
alsdann äußerst beschwerlich daselbst macht. Dieses Ereignis ist übrigens keine seltene Erscheinung, son— dern findet sich an den Mündungen der meisten Flüße,
die sich in große Ströme ergießen, welche periodisch— zu großen Höhen anschwellen. Schon in den Jahren
a7és hat man durch bie Verlängerung des Neu-Wer— bener Deiches an der Elbe eine Verbeßerung der Havel-Mündung zu bewirken gesucht; indeß hat man dabei weniger auf den Erfolg für die Schifffahrt, als auf den für die Vöorfluth gesehen, indem nämlich die allgemeinen Ueberschwemmungen in den Jahren 1733 . . die besondere Veranlaßung dazu gegeben aben.
Zur Abstellung des gedachten Uebelstandes sind je— doch gegenwärtig bereits die erfoderlichen Einleitungen getroffen. (Schluß folgt.)
Beun, Redakteur. Reimersche Buchdruc ert
K,,
All gemeine
preußische Staats Zeitung
it 1 Berlin,
— —
den 14ten Oktober 1820.
JI. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Berlin, vom 14. Oktober. Gestern Nachmittag gegen 5 Uhr sind Ihre Kaiserliche Hoheiten der Groß— Fürst und die Großfürstin Nikolaus von Rußland, zur Freude Sr. Majestät des Königes und des Königl. Hauses, nach einer dreijährigen Abwesenheit in hiesiger Residenz eingetroffen und im Königl. Schloße, in die für Hochdieselben in Bereitschaft gesetzten Zim⸗ mer, abgestiegen. Se. Majestät der König und die Prinzen und Prinzeßinnen des Königl. Hauses waren Ihren Kaiserlichen Hoheiten bis Friedrichsfelde entgegen gefahren. Die Theilnahme des zahlreich verfammelten Publikums an dieser frohen Begeben— heit war allgemein, und unverkennbar ein neuer schöner Beweis der ehrfurchtvollen Anhänglichkeit und des lebhaften Intereßes desselben an allem, was dem Königl. Hause begegnet.
Vorgestern Abend sind Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl, Sohn Sr. Majestät des Königes, von ihrer nach St. Petersburg und Moskau unter— nommenen Reise in hohem Wohlseyn wieder hier ein⸗ getroffen.
Des Königs Majestät haben dem bei der vor— maligen Regierung zu Reichenbach angestellt gewesenen bisherigen Regierungsrathe von Maßow die von ihm selbst nachgesuchte Entlaßung aus dem Staatsdienste in Gnaden zu ertheilen, und demselben den Karakter als Geheimer Regierungs-Rath beizulegen geruhet.
Da der Herr Schloßhauptmann von Buch zur Herausgabe des Handbuches für den Preußischen Hof und Staat jährlich von den bei den Königl. Ministe— rien, Hauptverwaltungen, Ober⸗-Präsidien, Landes⸗Ju⸗ stizc Kollegien und Regierungen, vorgefallenen Verän— derungen, unterrichtet werden muß: so veranlatze ich die gedachten Königl. Behörden hiedurch, demselben,
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ohne deßen weitere be sondere Requisition, die gedach⸗ ten ihr resp. Reßort betreffenden Nachrichten in den Monaten September und Oktober jedes Jahres un⸗ ausgesetzt und unausbleiblich zugehen zu laßen und dadurch zur zweck- und regelmäßigen Fortsetzung der Herausgabe jenes gemeinnützigen Werkes mitzuwirken. Berlin, den 15. Oktober 1820. Der Staats⸗Kanzler. (gez.) C. F. von Hardenberg.
Mit Bezugnahme auf die, von dem Königlichen Ministerium des Schatzes in den öffentlichen und Provinzial-Amtsblätern erlaßene Bekanntmachung vom 25. Sept. c., wegen des zur Anmeldung aller noch vorhandenen Ansprüche auf Erstattungen in Vermö⸗ gens⸗- und Einkommensteuer-Angelegenheiten, mit Kö⸗ niglicher Allerhöchster Autorisation angesetzten Prä⸗ kluͤsiv-Termins, werden sämmtliche Ober- und Un⸗ tergerichts Behörden hiedurch angewiesen, die im Li⸗ quidations⸗ und Konkurs-Verfahren, auch in vor⸗ mundschaftlichen Administrationen etwa noch zu liqui⸗ direnden Steuer Restitutionen, vor dem Ablaufe des Präklustonstermins zeilig genug in Antrag zu bringen.
Berlin, den 6. Oktaber 1820. Der Justiz-Minister Kircheisen.
Angekommen: Der Generalmajor und Brigade⸗Kom⸗ mandeur von der Marwitz, von Frankfurt a. d. O.
Abgegangen: Se. Durch. der Landgraf zu Heßen⸗ Rotenburg, Herzog zu Ratibor, Fuͤrst zu Korvey und Königl. Sarbinischer General-Lieut., sowie Se. Durchl. der Prinz Philip zu Löwenstein-Werthheim, nach Potsdam. — Se. Exc, der wirkliche Geheime Staats- und Kabinets-Minister Graf von Bern storff nach Troppau.
Durchgekommen: Der Koͤnigl. Baiersche Legations⸗ Sekretair Baron von Cetto, von S. Petersburg nach Wien.
II. Zeitung s⸗Nachrichten.
Ausland.
Paris. Fortwährend sind alle Zeltungen voll von den Aeußerungen der Freude über die Geburt des Herzoges von Bordeaux; überall Addreßen von allen Städten, Kommunen und gesellschaftlichen Ver⸗ bindungen anderer Art. Auch der Konstitutionel, ein bekanntes ganz im Geiste der sogenannten Liberalen redigirtes Blatt, läßt es daran nicht fehlen; unter an⸗ dern enthält derselbe Reflexionen, die hier eine Stelle verdienen. „Als Heinrich der IV. Vater wurde, wa— ren kaum hundert Jahre seit dem Abgange des letzten Königes von Frankreich, der den Namen Ludwig führte, verfloßen. Heinrich suchte bei dieser Gele⸗ genheit nach dem Besten unter seinen Vorgängern, fand daß es Ludwig der XII. war und gab den Na⸗ men die ses Vaters seines Volkes seinem eigenen
Sohne. Dieses macht seiner Bescheidenheit Ehre; er
hätte ohne Stolz sich Eudwig dem XII. gleich stel⸗ len dürfen, aber jener Beiname, den Ludwig dem XII. das Volk selbst gegeben, bestimmte seine Wahl; er meinte, der neue Ludwig, durch solch ein Beispiel erweckt, müße auch seinerseit dahin streben, den glei⸗ chen süßesten Lohn, den ein König erlangen kann, sich zu erwerben. Seit zwei Jahrhunderten hat keiner der präsumtiven Thronerben den Namen Heinrich ge⸗ führt; eine Unterlaßung, die nicht gebilligt werden kann. Der erhabene Urheber unserer konstitutionellen Charte hat sie wieder gut gemacht und damit dem jun⸗— gen Zweige eines alten Stammes die Tugenden des Befreiers Frankreichs, des Fürsten, der zu überwinden, zu verzeihen und zu regieren wußte, einflößen wollen. Ganz Frankreich fühlt den Sinn dieser Absicht, und dankbar gegen den Monarchen wird es alle die Hoff— nungen unterhalten, die bei dieser Gelegenheit die be⸗