dies Koͤnigl. Geschenk den 5ten Nov. als am ersten Sonntage nach dem eigentlichen Reformationstage, unter angemeßenen Feierlichkeiten öffentlich aufgestellt wer⸗ den. Zur Beschreibung der Buͤsten nur Folgendes: Sie sind 2 Fuß 2 Zoll hoch, beide sehr wohl gelun— gen, treu nach Lukas Kranachs Original⸗Gemaͤhlden. Die Fußgestelle sind vierkantig, aus feinem Lodersle⸗ bener Sandstein, in Gothischem Style gearbeitet, bronzirt, 5 Fuß 3 Zoll hoch, und haben folgende In⸗ schriften: Luther. .
Vorderfeite: Gottes Wort ist nicht gebunden. 2ten Tim. 2., 9.
Rechts: Worms den 5. Apr. 1521.
Links: Hier geboren den 10. Nor. 2465.
Ruͤckseite. Hier gestorben den 86. Febr. 1546.
Melanchthon. —
Vorderseite: Praeceptor Germaniae; Und das alles in der Liebe. Ephes. 4, 16.
Rechts: Augsburg den 25. Jun. 1650.
finks: Geboren zu Bretten, den 16. Febr. 1497.
Ruͤckseite: Gestorben zu Wittenberg, den 1g. Apr. 1560.
Am vorderen Theile des Kranzgesimses steht:
„König Friedr. Wilhelm III der Mansfeldisch / Li⸗ terarischen Gesellschaft, und diese der Andreaskirche hier, 18172“ .
Die Schrift ist gut und stark vergoldet. — Beide Glaubenshelden nehmen ihren Platz an den Stufen des Altars, die Gemeinde im Auge.
Koblenz. Die in dem Korrespondenten von und fuͤr Deutschland aufgenommene, und von diesem aus, in verschiedene andere oͤffentliche Blaͤtter uͤber⸗ gegangene Nachricht, daß der Prof. Görres, we—⸗ gen seiner Schrift „Deutschland und die Revolution“ vor das Den g Assisengericht werde gestent wer— den, ist eine Erfindung.
. Ber hiesige Kreis⸗Physikus, Dr.
Fritze sah eine merkwürdige Mißgeburt, die Finger
deider Hände bis zu dem Mittelknochen und an den Fingerspitzen wie eine geballte Faust verwachsen;
KRlumpfuͤße, und die Knochen verschoben; das ganze
Gesicht schief, das rechte Auge hervorgetrieben und n eo! * linke mit einem Beutel festgeschloßen und heruntergedraͤngt. Auf eine hoͤchst auffallende Weise hat indeßen das thaͤtige Gehirn dieses Bild bereits umgestaltet; der Kopf hat setzt fast eine na⸗ tuͤrliche Gestalt, beide Augen liegen bereits in gleicher Nichtung; der kleine Knabe nimmt mit Begierde seine Nahrung, alle Funktionen sind regelmäßig. Außer⸗ dem sind schon mehr Finger durch die Operation ge⸗ trennt, so daß die Haͤnde fuͤr die Folge bei einiger Uebung auch brauchbar seyn werden.
Arnsberg. Durch Unvorsichtigkeit stuͤrtzten wei Schieferdecker, Vater und Sohn, von dem ho— . Kirchthurme zu Schwerte herab. Sie hat— ben das Seilwerk zum Decken, an das von Nost zerfreßene Thurmkreuz befestigt, welches von der Last erbrach. Der Vater buͤßte das Leben ein, der Sohn at jedoch nur einen Beinbruch davon getragen und befindet sich auf dem Wege der Genesung.
Bei Tsnsae sind zwei den dortigen Fabrikanten Gebrüdern Kramer, gehoͤrige Pulvermuͤhlen durch Explosion zerstoͤrt worden. Gluͤcklicherweise befand sich gerade kein Mensch darin. Dieselben Pulver⸗ Muͤhlen sind schon einmal im Jahre 187, desgleichen eine andere im letzten 6 . explodirt; und schaͤtzt man den dadurch erlittenen Verlust genannter Eigen⸗ thuͤmer auf 35000 Rthl. . Im Iserlohner Kreise sind die Fabriken noch in Remlich lebhaftem Betriebe, dagegen haben die Osemund⸗Haäͤmmer zu Altena mehre Wochen schon e. müßen, weil Absatz und Preise zu bedeutend herunter gekommen sind; auch im Siegen schen be— findet sich der Eisenhandel in keiner guͤnstigen Lage.
Der hier in fruͤherer Zeit vorherrschende Aber— glaube des Volkes, daß eine Sonnensinsternis von
schaͤdlichem Einfluß auf unseren Planeten sey, ist vor
dem Lichte des beßeren Unterrichtes fast gaͤnzlich ver— schwunden. Beim Eintritte einer solchen Naturerschei⸗
nung crieb man hier in der Vorzeit, alles Vieh in die Ställe, und rief den Himmel um Abwendung des drohenden Ungluckes, mit Gesang und Gebet an.
Diesmal sah auch der geringste Bauersmann ohne Besorgnis, den Mond zwischen Sonne und Erde seine Bahn durchwandeln, und die Wenigen, welche am alten Vorurtheile noch hingen, und Miene mach⸗ ten, ihr Vieh in Sicherheit zu bringen, wurden vom nächsten Nachbar uͤber die Weisheit des Allmächtigen, eines Beßeren belehrt. . 6.
Posen. Die in verfchieden auswärtigen Blaͤt. tern beruͤhrte sicherheitpolizeiliche Untersuchung im Großherzogthume Posen ist in ihren Resultaten so wichtig gewesen, daß sie ein allgemeines Intereße hat. Die Veranlaßung zu derselben gaben vielfache Einbruͤche und Diebstähle, welche das Ministerium des Inneren und der Polizei bestimmten, den Hofrat Falkenberg zur polizeilichen Ausmittelung der Ur— heber und Theilnehmer diefer Verbrecher abzusenden. Die Resultate dieser Untersuchung sind fuͤr die oͤs⸗ fentliche Sicherheit nicht blos dieser Provinz, sonderi des ganzen Staates und selbst des benachbarten Aus
Und oft wurde an den Grab- und Denkmaͤlern ihrer Helden, neue große That, beschloßen und be— schworen. —
So gedachte man auch in Schlesien fuͤr gleichen Zweck ein gleich wuͤrdiges Denkmal unseren Helden zu errichten auf naher Granit-Pyramide der Natur, und dort den Festtag der Befreiung Schlesiens fort— hin zu feiern.
Fuͤrst Bluͤcher, groß in jeder Gesinnung, wie in kriegerischer That, zog es vor, anspruchlos und einfach unter diesen heimatlichen Linden seine ermuͤ—
dete Huͤlle ausruhen zu laßen. Konnten wir also
- auch nicht mit prachtvollen Kunstwerken seine Ruhe— Staͤte der Nachwelt bezeichnen, so duͤrfen wir doch an
dem heutigen Ehrentage unsere Herzen laut ausspre—
chen laßen den tiefsten, innigsten Ehrendank der An ⸗/
landes von sehr nuͤtzlichem Erfolge gewesen. In einem Zeitraume von einigen Wochen wurden durch
die Thaͤtigkeit dieses Kommißairs und den Beistand
welchen die Behoͤrden der Provinz ihm leisteten, nicht allein die bedeutendsten Räͤuber- und Diebes-Banden
und die von denselben veruͤbten Näubereien und Dieb⸗ stahle entdeckt und ein sehr bedeutender Betrag der gestohlnen Gelder und Sachen zum Besten der Ei— genthuͤmer wieder herbeigebracht, sondern auch 56
Mirschuldige derselben verhaftet und der Kriminal⸗
Justiz uͤberliefert.
in Trier schwebende Untersuchung gegen den Fonk ⸗
schen Kuͤfer Hamacher, den angegebenen Mörder des jungen Könen aus Krefeld, hat gegenwartig der
Kaufmann Fonk in die hiesigen sowol als in mehte
Rheinische Zeitungen, Folgendes einruͤcken laßen; „Schon vor mehr als zwei Jahren machte ich mich
anheischig, dem Publikum uͤber den Prozeß, worin ich seit i6r6 verwickelt gewesen, umstaͤndliche Nach ⸗
—
richt zu geben. Blos um auf das Urtheil der Ge—
.
erkenntnis seiner Helden-Thaten; so duͤrfen wir hier doch laut verkuͤndigen, wie dieser dankbare Sinn uns anfeuert und erhebt zu Endschluͤßen und Thaten Seiner wuͤrdig.
Schlesier! Da die hohe That der Helden und nicht der Ort der Geburt ihr Vaterland ist, so duͤr— fen wir stolz darguf seyn Bluͤchern als Anfuͤhrer der Schlesier in den Befreiungs-Kaͤmpfen, Bluͤchern, als . Befreier Schlesiens unsern Landsmann nennen zu Ursen. —
Eingegraben wird er nun in unsern vaterlaͤndi— schen Boden, wie in unsere Herzen, und nimmer werden verwelken die Blatter dankbarer Erinnerung, wie die Lorberkraͤnze, welche die Geschichte ihm weihte und weihen wird. Immer wird Bluͤcher als
. 5 ein Stern erster Groͤße an Preußens Horizonte glaͤn— Koͤln. In Bezug auf die vor dem Assisenhofe zen, leuchten und warmen!
*
schwornen, welche uͤber das Schicksal des Kuͤfer Hamacher sprechen sollen, auch nicht im geringsten einzuwirken, habe ich bisher geschwiegen, und i werde diesem Vorsatze bis zu deren Entscheidung tra
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ö.
Betreuen ehrende Landes-Vater dort errichten ließ; dort sprach Fuͤrst Bluͤcher von Wahlstatt in kraftvol— ler Rede seine edlen Friedensgesinnungen als echter
Aber nicht fuͤr den Ehrgeiz kämpfte der Held Er, der dieses einsame Grab sich zum Pantheon er— kor. — Nur fuͤr den Frieden kaͤmpfte und siegte der Held! — nicht blos fuͤr den äußeren Frieden,
auch fuͤr Preußens inneren Frieden.
Dort, unter Wahlstadt, wo der ruhmvolle Sie⸗ ger jenes Denkmal weihete, welches der gern seine
Patriot, als Preuße aus. Dort zeigte er treffend,
bleiben. Einstweilen bitte ich indeßen das Publiln
in seinem Urtheile über diese Sache, den wirklichen
Prozeß nicht mit den eigenen Ansichten Andere zu vermischen, und sein Urtheil auszusetzen bis All
gehort sind.“ (Da auch die Staats-Zeitung, in No. 9
dieser Untersuchung als eines seltenen Kriminal
Failes gedacht hat, so scheint es billig und gerecht
auch dieser Erklärung einen Platz zu goͤnnen.)
Minden. Unter die besonders zu bemerkenden trau
rigen Vorfalle gehort, daß 6 Kinder der Stadt Pader
born ein in Papier gewickeltes Rattenpulver fanden, und es fuͤr Zucker haltend, davon genoßen. Drei derst ben starben gleich darauf, die drei uͤbrigen sind noc unter ärztlicher Behandlung und man hofft, ihre Hen stellung bewirken zu koͤnnen.
Kriblowitz. Der Regierungs-Präsident Hen Freiherr v. Luttwitz hielt am 16. v. M. bei det feierlichen Beerdigung des Fuͤrsten Bluͤcher von Wahl statt, folgende Rede:
Die Vorzeit ehrte die Graͤber ihrer Heroen mehl
als die neuere Zeit durch die 6 Werke det een und weltberuͤhn⸗
Kunst, jene Katakomben, Mauso
ten Pyramiden. In allen Zonen wallfahrteten die Völker zu den Gräbern ihrer denkwuͤrdigsten Manne,
und feierten dort ihre Volkfeste zur Erinnerung an große Thaten und Begebenheiten.
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Teutsche, Europäer oder Weltbürger. Unsere naͤhere
wie nur durch treumuͤthigen Einigkeit- Sinn, unter dem erhabenen Panier unseres tapfern Monarchen die Freiheit wieder erobert werden konnte. Dort mahnte Er den Krieger, fernerhin guter Buͤrger, und den Buͤrger, braver Krieger zu seyn. Dort zeigte er im Geist Friedrichs des Großen, was es werthe, ein Preuße zu seyn. —
Ihm nach wollen wir laut es sagen, hier an seinem Grabe, ernstlich uns pruͤfend in dieser wogen— den Zeit, wo neue Ungewitter vom Abend her die Ruhr Europa's bedrohen, wie und daß wir in ganz vollem Sinne, in Bluͤchers Sinne, Preußen sind. Bedauern wollen wir hier die irrenden Seelen die da sich fabeln, als koͤnnten sie seyn gleichzeitig Christen und Heiden, Preußen und Teutschthuͤm— ler, Royalisten uͤnd Demokraten. —
Sie stehen im Zweikampfe mit sich vor Gottes Gericht! —
Wir sind einzig Preußen, eher Preußen als und hoͤhere Pflicht ist preußische Tugendpflicht. So dachte, sprach und handelte Bluͤcher. — Nur
solche ungetheilte, entschiedene Gesinnung giebt und erhaͤlt dem Patrioten die heldenmuͤthige Stimmung, die über die Stuͤrme des Lebens mit Ruhe und kla— rer Besonnenheit gebietet. —
Also darf auch teutsche Sprache uns Preußen nicht doppelsinnig finden laßen, uns nicht zwiespal⸗ tend entpreußen. Denn die Gesinnung geht der Sprache voraus, und gilt noch mehr als das Wort. Eine feste Burg soll uns seyn der Glaube an ein Preußenthum, das als strahlendes Vorbild, mit der Rechtswage an der Hand, zur praktischen Vollkommenheit anstrebet, ohne in idealen Regionen sich zu verlieren; an ein Preußenthum, das mit inne— rer Kraft äußere Mangel ersetzen will, und eben darum nicht die Eifersucht, sondern nur die Achtung der Nachbar-Staaten anregen kann und mag.
Unser innerer Frieden soll auch nicht unterbro— chen werden durch Klagen uber Unbillen, die hie und da sich aͤußern, weil Menschenwerk immerhin Gepraͤge der Unvollkommenheit trägt.
Gerecht wird die Geschichte daruͤber urtheilen; nicht zu gedenken, daß solche Unbillen nichts bedeu— ten, gehalten gegen den Maassstab Spanischer Prie⸗ ster-Inquisitionen, und erneuerter Sizilischer Ves— pern. Richten wollen wir stets unsere Blicke im Streben zum Beßeren anf das maͤchtig uͤberwiegend Gute in unserem Staate. —
Micht weiter nach dem Auslande wollen wir schauen uͤber Bluͤchers Grab, und fragen, wie jen— seit an der Themse Volks-Ehre und Volksgunst lauten? — nicht jene Volksfreiheit beneiden, wo ra— sende Umwaͤlzer und usurpirende Praͤtorianer die Herrscher mit den Voͤlkern entzweien, und die Krie— ger gegen den Burger empoͤren! —
Fragen wollen wir nur, ob uns Preußen die
echte Freiheit gebricht zu rechtem Wort und edler That? — Wir harren nicht einer Reichstandschaft, um in solcher National-Heiliges, oder die Maͤngel des Vaterlandes aller Welt mit offenkundigem bitteren Schmaͤhworte zu verrathen.
Wir harren ruhig dem Rufe, um unsern Monar— chen mit Rath und That inniger zur Ausführung seines besten landesvaͤterlichen Willens unterstuͤtzen zu koͤnnen, und nicht, um die Kraft zu lahmen und zu schwaͤchen, womit die Regenten unsrer glorreichen Dynastie stets die Freiheit der Rechte schuͤtzten, ein— gedenk des Rechtsspruches des preußischen Adlers.
Gleich wie dieser siegend vorausflog unter Bluͤ— chers Anfuͤhrung in den Kampf fuͤr 9. r,, Voͤlker; eben so muß auch im Kampfe fuͤr den in— neren Frieden der Preußische Adler schuͤtzend horsten; doch nicht auf Truͤmmern deßen, was unsere bie— dern Alt-Vordern, auch weife auf ihre Nachwelt bedacht, gemuͤthiglich bauten und ordneten. —
Vergaͤngliches vergehe also nur von selbst, ohne ge—
waltiges Zuthun!
Aufbluͤhen moͤge dagegen unter seinem schirmen— den Fittige Neues und Gutes neben dem Alten, wie
der Juͤngling aufbluͤhet neben dem ehrwuͤrdigen Greise.
So koͤnnen wir sicher nach Bluͤchers Wahlspruche vorwaͤrts schreiten auf der Ehrenbahn Preußi⸗ scher Staatsbuͤrger-⸗Tugend. So stehen wir mit Gesinnungen, eines Bluͤchers wuͤrdig, vor seinem Grabe; eines Bluͤchers der schon kaͤmpfend mit dem Tode, noch heroisch dem Könige ruͤhrend ver— melden ließ „daß er treu fuͤr den Konig gelebt habe, und treu fuͤr ihn sterbe.“ So wollen auch wir
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