1820 / 98 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 14 Nov 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Jahre 1812, auf der Flucht der Franzosen aus Ruß⸗ land, kam angeblich das Leibpferd Bonaparte' s, eine ihm von dem Schach von Persien geschenkte Stute hoch trächtig zu Bonaforte an, wo sie ein Hengst⸗Fuͤllen warf, welches daselbst von den franzoöͤ— sischen Stallbedienten, da sie auf ihrer eiligen Reise es nicht mitführen konnten, dem Kondukteur Gerke als Geschenk zuruͤckgelaßen ward. Das Thier, gegen⸗ waͤrtig acht Jahr alt, !. ein Rothfuchs von Arabi— scher Race, geziert mit bis 2

Maähnen und vorzuͤglich schoͤnem Schweife, und zeich⸗ net sich außerdem durch seine außerordentliche Staͤr ke

und Behendigkeit und seinen schönen Bau aus. Es

sollen dem Kondukteur Gerke dafuͤr bereits 34,009 Thlr. aus Rußland geboten seyn, er soll jedoch Acht und

dreißig tausend Thaler gefodert haben. Das Thier

wird von feinem dermallgen Besitzer sorgfaͤltig in ei⸗ nem besonderen Stalle unterhalten, und Fremden, die dasselbe zu sehen wuͤnschen, bereitwillig gezeigt.

Han blütg den 10. Nor. Dem Yrirtischen Konsuͤl in Algfer, auf deßen Verwendung die Frei⸗

gebung des dort aufgebracht gewesenen Schiffes, der Reiherstieg erfolgte, ist von den hiesigen Versicherern ein k Becher zum Geschenk bestimmt. ainz den 1. Nov. Die hiesige Zeitung ent— e. eine umstaͤndliche Darstellung der angegebenen Verschwindung der heißen Quellen zu Wisbaden. Die durch Gewalt gestoͤrte Untersuchung wird mit Ruhe und Festigkeit fortgesetzt, und es ise kaum denk⸗ bar, daß ihr Resultat fuͤr die neue Anstalt des Bau— Inspektors Zais nicht gunstig seyen sollte; wie sie

auch ausfalle, so werden bei wirthschaftlicher Benuz⸗ zung der vorhandenen Vorraͤthe, alle Badeanstalten,

und also auch die des Zais, hinlaͤnglich mit Waßer . werden konnen. 5366 roppau. 5. Nov. Gestern wurde das Seelen⸗ Amt fuͤr den Fuͤrsten Schwarzenberg feierlich abgehal— ten. J. K. Majestaͤten von Hesterrgich und Rußland, umgeben von . Ihren Ministern und der Generalitaͤt wohnten dem selben bei. Das Castrum bo- Joris war nach dem Plane des H. K. K. Oberstlieut. v.

Nageldinger der Würde des Gegenstandes gemäß ausgeführt, und das Requiem von Mozgrd, dirigirt

vom Hof ⸗Kapellmeister Kromer, erhöhte die Ruͤhrung dieses Trauerfestes. Nach beendigten Exequien wur— den J. J. Majestäten, anter Vortragung des Heil.

Kreuzes von der Geistlichkeit, durch das aufgestell te

Spalier von Fuͤrst Schwarzenberg Ulanen, bis zur

Kirchpforte begleitet, wo dann sich J. K. Majestaten

zu den in Parade aufgesteliten Truppen verfügten,

elbige in Angenschein nahmen, und sodann vor sich . defillren ließen. Ueber die Haltung der Trup— pen bezeigten J. J. Majestaͤten Ihr Wohlgefallen.

Nach dem Deßlliren der Truppen fuhren Ihre Ma⸗

jestůt der Kaiser von Oesterreich zum Besuch bei Sr. Majestaͤt dem Kaiser v. ußland, dem Se. K. H. der Kronprinz von Preutzen nachfolgten. Mittags war große 2 ; 4 reich, der Se. Kaiserl. Majestaͤt von Rußland, u. Se. Königl. Hoh. der Kronprinz von Preußen nebst den hier befindoͤlichen Hohen Anwesenden beiwohnten. Heute Mittag halb 2 Uhr trafen Ihre Maje— staͤt unsere Allergnädigste Kaiserin in den Mauern Troppau's ein. Alle ü ere been waren zwat ver⸗ beten gewefen; Ihre Majestaͤt waren jedoch auf Ih⸗

rer Herreise von Ort zu Ort, von der Geistlichkeit

und faͤmmtlichen Bewohnern der durchpaßirten Ge— enden mit Blumen und mit Freudejauchzen bewill— ommnet worden.

Bei der Ankunft 2 wurden Ihre Majestaͤt o

an dem hiezu eigens neu dekorirten Ehrenbogen von 100 weißgekleideten blumengeschmuͤckten Madchen, auf das angenehmste uͤberrascht; im Absteigquartiere selbst waren der Adel und die Autoritaͤten versammelt;

zur Erde herabhangenden

el bei Se. Maj. dem Kaiser von Oest⸗

doch nahmen Ihre Majestaäͤt fuͤr diesen Tag keine

Aufwartung, welche morgen erst stattfinden soll. S. Maj. der Kaiser von Rußland so wie S. Koͤnigl. den der Kronprinz von Preußen statteten um 4 hr nachmittags Ihren Bewillkonm⸗Besuch bei Ihrer Majestaäͤt der Kaiserin ab. Vom 7ten November. Nachdem des Köoͤnigs

Majestaͤt am 5. in Breslau und am 5. in Neiße

uͤbernachtet hatten, trafen Hoöͤchstdieselben im besten Wohlseyn hier ein. Se. Majest., der Kaiser von Oest— reich waren dem Monarchen bis zur Graͤnze ent— gegen gefahren. Nach einer herzlichen Begruͤßung bestlegen des Königs Majestät mit dem Kronprinzen von Preußen den offenen Wagen des Kaisers und ge— langten nach 4 Uhr, unter dem Jubel der zahlreich versammelten Menge, in die Stadt, wo die Garni— son aufgestellt war. 102 Kanonenschus verkuͤndete das glückliche Zusammentreffen der drei erhabenen Freunde. Se. Majestaͤt der Kaiser von Rußland er— warteten den Monarchen in der fuͤr Ihn eingexichte— ten Wohnung. Hierauf statteten des Königs Maje—

Besuch ab. Abends war die Stadt auf s glaͤnzenoste erleuchtet.

Venedig. Se. K. H. der Erzherzog Rainer, Vice-König des Lombardisch-Venetianianischen Koͤ—

nigreichs, find mit Ihrer durchlauchtigsten Gemahlin

am 22. v. M. zu Venedig angekommen und auf das Feierlichste empsangen worden.

Neapel. Die hier verworfene Militairkonven—⸗ tion zwischen Gen. Pepe und dem Fuͤrsten Paterno enthalt folgende Punkte: 1. Die Truppen werden aus— serhalb der Stadt Quartier beziehen, da, wo es der Kommandirende fuüͤr gut befindet. Alle Forts und

Batterien werden ihm uͤbergeben. 2. Die Mehrzahl ken in dem Kriegs⸗Gerichte die Gewaͤhrletstung ihrer u. : Vereini- Nechte finden, und nur die Boͤsen werden vor ihm beben. gung oder Absonderung der Nationalrepraͤsentation

der Stimmen der Sizilianer, die gesetzmaßig zusam— men berufen werden sollen, wird uͤber die Vereini⸗

des Königreichs beider Sizilien entscheiden. 3. Die Spanische Konstitution vom Jahre 1812, die von Sr. Kathol. Majestat im Jahre 1620 bestaäͤtigt wurde, wird in Sizilien, jedoch mit Ausnahme einiger Modifika—⸗ tionen, die das vereinigte oder abgesonderte Parlament vielleicht beschließen durfte, angenommen. 4. Um zu berathen, ob ein vereinigtes oder ein abgesondertes Parlam. bestehen soll, wird jede Gemeinde einen Depu⸗ tirten erwäͤhlen. 5. Se. Koͤn. Hoh. der Prinz Reichs ver⸗ weser werden den Ort bestimmen, wo diese Deputir—

ten sich versammeln sollen. 6. Alle Individuen von

der Neapolit. Armee, von welchem Range und von

welcher Nation sie auch seyn moͤgen, die in Palermo

gefangen gehalten sind, sollen sogleich frei gelaßen wer⸗ den. 7. Das vereinigte oder abgesondertẽ Parlament kann allein Gesetze geben oder aufheben. Bevor das— selbe nicht zusammen berufen seyn wird, bleiben so— wol in der Hauptstadt, als auf der uͤbrigen Insel, die vorigen Gesetze in Kraft. Se K. Hoh. sollen er— sucht werden, noch vor der Vereinigung des Parla— ments diejenigen Modifikationen vorzunehmen, die zum Wohl des Volkes gereichen. 8. Die Wappen und die Bildniße des Königs sollen wieder angeheftet wer— den. 9. Gaͤnzliche Vergeßenheit des Vergangenen soll stattfinden für alle Gemeinden und Personen, wel— che an den Begebenheiten, fuͤr welche diese Verges— senheit versprochen wird, Theil genommen haben. Folglich konnen die Mitglieder der Deputationen, welche sich außerhalb der Insel befinden, ungehindert zuruͤckehren. 10. Eine aus den rechtlichsten Buͤrgern erwählte Junta wird provisorisch Palermo regieren, bis Se. K. Hoh. Ihre allerhoͤchste Entschließung hier— uͤber werden bekannt gemacht haben. Den Voörsitz darin erhält der Fuͤrst Panterno, welchem der Mili— tair⸗Kommandant beigegeben werden kann. (Fortsetzung in der Beilage.)

Beilage

bekannt geworden: 1) Sizilier! die Unord⸗ nungen, welche die Ruhe der Hauptstadt und einiger Kommunen von Sizilien gefährdeten, haben aufge⸗ hört. Alles ist zur Ordnung zuruͤckgekehrt. Das Gesetz, unterstützt und bewacht durch die Macht, sichert nem Jeden Leben und Eigenthum. Daß alle oͤf⸗

wohnlichen Gesetze beobachtet laßen, bis daß ein ein⸗ iges oder ein getrenntes Parlament sie anders be⸗ timmt hat! Ihr werdet ruhig Euch verhalten und daher gluͤcklich seyn. Ich werde dem theuersten Wun⸗ sche , . gegnuͤgt haben, indem ich zu 6

stat den Kaisern von Oesterreich und Rußland einen Firm 6 2, . liche Vergeßenheit des Vergangenen; aber das er⸗ nmaͤchtigt Euch nicht zu neuen Ünordnungen. Unter Euch existiren einige verbrecherische Individuen, wel⸗ he nur zum Zweck haben, die oͤffentliche Ruhe zu stͤren, die furchtsamen Buͤrger zu schrecken und Euch ur Anarchie zuruck zu fuͤhren. Ich bin Buͤrge fuͤr as Leben und das Eigenthum eines Jeden. Um diese zu sichern, werde ich ein Kriegs-Gericht errich⸗ ten, welches strenge jedes Verbrechen strafen wird. Auch habe ich einen Magistrat fuͤr die innere Sicher— heit eingesetzt, welcher die Uebelgesinnten bis in ihre Hunkelsten Schlupfwinkel beobachten und ihre boͤsen

*

Bei

1

zum 95sten Stucke der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung,

vom 14ten November 1820.

Von Sizilien sind folgende Proklamationen hier

fentlichs Beamte mit verdoppeltem Eifer die ge⸗

2) Palermitaner! Ich versprach Euch ganz.?

bsichten zu vereiteln wißen wird. Die Guten wer—

Rom. Die hiesige diesjährige Witterung ver⸗ dient die Aufmerksamkeit der Naturforscher Vom sten Maͤrz bis gten Septemb. also in fuͤnf Mona sen haben wir gar keinen Regen gehabt und wahrend der Juli und August auch keinen Tropfen. Im April und Mai war schon alles stehende Waßer dermaßen von der Oberflache der Erde verschwunden, daß bei der eintretenden großen Hitze, Ende Juni und im Laufe des ganzen Juli und August keine boͤsen Duͤn— ste durch die Sonnenhitze entwickelt werden konnten, leben so wie bei der gaͤnzlichen Abwesenheit von allem Regen in gedachten beiden Monaten keine Dampfe von der gluͤhenden Erde aufzusteigen ver⸗ mochten, welche sonst, wenn der geringste Regen ein⸗ getreten waͤre, eben so die Luft erfuͤllt haben wuͤr⸗ den. Dieser Umstand war für Rom sehr gluͤcklich, veil ein jeder nur etwas bedeutende Regen, bei dem gluͤhenden Zustande der Erde und den vlelen sulphu— roͤsen Bestandtheilen derselben, nothwendig die der Gesundheit schädlichsten Danipfe hätte, entwickeln muͤßen. Allein so war der Gesundheitzustand, selbst bei den hoͤchsten Waͤrmegraden, wenn man sich vor Erhitzung, vor großer Anstrengung im Arbeiten in acht nahm, und nur am Abend eine gelinde Bewe⸗ gung sich erlaubte, sehr gut in Rom. Da gerade vegen dieser großen Austroͤcknung gar keine Aria ccartiva in Rom herrschte, so gab es in den sonst soge— faährlichen Monaten Juli und August auch gar Leine Krankheiten, außer selchen die sich unvorsichtige Men⸗ schen selbst zugezogen. Im Hospita St. Spirito waren in diesem Zeitpunkte nur 300 Kranke, da zu eben dieser Zeit im vorigen Jahre sich 1500 Kranke da— selbst befanden. Ein Regen⸗ und Hagelschauer, der mit Ende August in den Sabinischen Gebirgen statt gehabt, sandte in den letzten Tagen gedachten Mo— nats an die tausend Kranke aus diesen Gegenden nach Rom, aber sie genasen bald. Im ganzen Mo— nat Juli stand das Thermoter im Mittag meistens

zu 237 und 247; drei Tage zu 252; vom 18. zum 20.

zu 27e; am 21. und 22. zu 280 5“; am 23. Juli so—

gar zu g' 3. Schreckliche 6 Tage! Am 24. er⸗

reichte die Hitze im Schatten die außerordentliche

Hoͤhe am Thermometer auf der Specola Gregoriana

von 3zo2 5; eine Hoͤhe welche seit 1709 in Rom

nicht stattgefunden haben soll. Im vorigen Jahre

war die Hitze nur einen einzigen Tag im Jull auf

27 gestigen. Daß bei einer solchen Hitze die Wie⸗

sen sehr verbrannt aussahen, daß auf einigen Triften

manches Stuͤck Vieh aus Mangel an Waßer umkam,

begreift sich: was aber unser Aller Verwunderung erregte, war, daß bei aller dieser Duͤrre die Baͤume so frisch blieben. Der Boden hat hier unendlich viel Feuchtigkeit, daher bleibt sich die Vegetation fast im- mer gleich. Obst und Gemuse waren immer im Ue⸗ berflüße, und mehres in diesem Jahre koͤstlich.

St. Petersburg. Der Chevalier Mon tfer⸗ rant, Architekt der Isaaks-Kirche, hat bei Veran— laßung des Transportes der koloßalen Granitsaͤulen zum Bau der gedachten Kirche, in Franzdsischer Spra— che eine Beschreibung des Verfahrens und der Ar— beiten in den Granitbruͤchen von Finnland, wo diese Steinmassen gebrochen werden, herausgegeben. Die

mechanischen Hilfmittel bei diesen Arbeiten sind

hoͤchst einfach, so wie auch die Methode, die Stein⸗ Massen zu transportiren. Die ungeheure Menge Granit, welche seit 40 Jahren zu den verschiedenen

großen Bauten hieher gebracht worden ist, und noch

jaͤhrlich gebracht wird, beweist, wie unerschoͤpflich jene Steinbruͤche sind, und wie viel die Naͤhe der— selben die Verschsnerung der Residenz erleichtert hat.

Die Isaaks-Bruͤcke uͤber den Newastrom wodurch Wasiliostroͤw mit der Admiralitäͤts- Seite verbunden wird und die auf Fahrzeugen ruhet, wird neu er⸗ bauet. Die Auffahrten sind vom Ingenieur⸗Obersten, von Traiteur, sehr solide und elegant aus gehauenen Granitblöcken aufgefuͤhrt, und die Seiten mit Ge— ländern aus Guß-Eisen versehen. .

Die Silber- Inskriptionen der neuen Baring— , f Anleihe sind bereits auf 737 pro Cent ge— tiegen.

der, zur See hier eingebrachten auslaͤndischen Waa— ren 33, 661, 654 Rubel. In einem Dorfe bei Bucharest biß ein toller

diesen Waßerwegerich, ein hier bei Faͤllen dieser Art gewoͤhnliches Mittel, gereicht, und man hat spaͤter⸗ hin an ihnen keine weiteren Folgen jenes Ungluͤckes be⸗ merkt. Im verwichenen Jahre biß, mitten in der Stadt Bucharest, ein Wolf einen Menschen; sechs Monate darauf fiel dieser ploͤtzlich in Ohnmacht, äͤus⸗ serte, von derselben wieder zu sich gekommen, das Verlangen, seine Frau zu sehen, biß ge als er ihrer ansichtig ward, in die Brnst und starb nach zwei Ta—

spuͤren sind.

Engel vorstellend (S. Nr. 72 d. Z.), von „Kunst und Alterthum“ hat Goͤthe dieses

Bild mit einer Beurtheilung beehrt, welche sich sehr

*

Im Juli vorigen Jahres, betrug der Werth

Wolf, 7 Menschen. Außer anderer Medizin wurde

gen. ÜUnstreitig war der Wolf toll gewesen, und die⸗ ser tragische Vorfall, lediglich Wirkung des Giftes; desto auffallender ist, daß die Frau vollkommen gesund geblieben ist, und an ihr außer einer großen Furcht⸗ samkeit, keine weiteren Folgen jenes Bißes zu ver⸗—

Kass el. Das Gemaͤlde von Ru hl, drei psalmodirende hat nunmehr

Se. Hoh. der Kurprinz gekauft. Im neusten Hefte

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