1820 / 106 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 02 Dec 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Thorn den 25. Nov. Die in der Staats Zei⸗ tung mitgetheilte Nachricht uͤber den Schaden beim hiestgen Kirchen. Baue ist dahin zu berichtigen, daß nicht das ganze Kirchen⸗Gebäude, sondern nur z Pfei⸗ ler der Empor⸗Kirche mit dem darauf ruhenden Holz— und Mauer⸗Werke eingestuͤrzt sind, und 5 Menscheu erschlagen haben. Ein Drittel des Gebäudes, und der angewandten Kosten ist dabei verloren gegangen, Das Gebäude war zum Theil schon mit der Dach⸗Bedek⸗ kung versehen, im Juneren aber noch nichts als die rohen Mauern da.

Etwas uͤber die Alaun-Erzeugung aus Braunkohlen auf den Alaunhuͤtten der Hardt bei Puͤtzchen. w . ist als außerstes Vorgebirge, nördlich des eine Meile davon entlegenen Sieben Gebirges zu betrachten; der Abfall dieses Gebirges begraͤnzt pie unüberfehbare große Niederrheinische Ebene. Der Verwaltungs-Bezirk der hier bestehenden Alaunhuͤt⸗ ten ist die Buͤrgermeisterei Vilich (Kreis Bonn), und in bergmaännischer Hinsicht gehört dieser Gebirgzug zum

Bereiche des Königl. Bergamtes Siegen.

Als Urstoffe zur Alaun ,- Erzeugung werden hier benutzt; die alaunhaltige Braunkohle und der sol— che bedeckende Alaunthon.

Die Begrundung der hiesigen Alaun⸗Erzeugung ist mit der ersten Entdeckung des Alaungehaltes in dieser Braunkohle im J. 1go6 entstanden; späͤter er— e,, die 2 Alaunhuͤtten⸗Anlagen zu Friesdorf und Spicht.

Die Gewerkschaft bestehet unter der Firma von L. VWleibtréu und Konsorten, und die einzelnen Glie— der derselben sind der Bergmeister L. Bleibtreu zu Puͤtzchen, das Handlungshaus Herrmann Loͤhnis in Köln und der Berg-Inspektor Bleibtreu in Erpel.

Das Foöͤrderungs-Quantum bestehet jaͤhrlich etwa aus So, vos Tonnen Braunkohlen und Alaun-Thon.

(Die Beschreibung der Alaun Bereitung selbst ge⸗ hört eher in ö hatt mann ge Journal, als in die Kiga ro ei ung daher vie vesfülsig gefäüurgsi mirgerheilten Details, bei dem ohnehin beschraͤnkten Raume diefer Blaͤt⸗ ter, lieber weggelaßen werden mußten..

Die vorzuͤgliche Rheinheit, des hier gewonnenen eisenfreien Alauns hat sich von den Alpen bis zu den Graͤnzen Hollands auf eine vortheilhafte Weise be⸗ bekannt gemacht. Das erste danuftatur-Handlungs—⸗ Haus der Schweiz Nikolaus Köchlin und Gebruͤder in Loͤrrach bei Basel, gan Teutschland den Vorzug ihrer Fabrikate be⸗ haupten, bedient sich seit zehn Jahren ausschließlich des hiesigen Alauns; und nicht weniger anerkannt ist solcher in den Koͤnigl. Rheinprovinzen, wie dies der fuͤr die Manufaktur⸗Staͤdte Elberfeld und Bar⸗ men, abgeschloßene Jahres- Lieferungs-Kontrakt auf 2006 Etr. Algun, zür Gnuͤge beweisen mag. Die jaͤhrliche Alaun-Produktion betraͤgt hier auf den bei— den Alaunhuͤtten der Hardt 7 bis ooo Ctr. und der den Alaunpreis stellt sich auf den Hutten p. Ctr. von 100 Pfd. zu 55 Rthl. Berliner Kour.

SDle Alaunerzeugung könnte um die Haͤlfte er—

hoͤht werden, wenn der Absatz auszumitteln waͤre,

was bei den erschwerten Handels⸗Verhaltnißen Teutsch⸗ lands jedoch unmoglich ist; auch hat der tief herabge⸗ sunkene Preis des Alauns, die bedeutende Unterneh⸗ mung sehr gelaͤhmt, und nur unter Vervollkommnung der inneren Betrieb⸗Anstalten, hat solche ihr ferneres Bestehen finden koͤnnen. Außer dem Alaunhuͤtten⸗ Betrieb bestehet hier noch, als die erste Anlage der Art in den Königlichen Rheinprovinzen, eine Ziegelei bei Braunkohlen Feuerung, welche erst in diesem Jahr entstanden ist, und aus feuerfestem Thone vor— züglich gute Ziegelwaare hervorbringt.

Die Braunkohlengruben der Gewerkschaft, ver—

terung der in den gol 8 und g, folglich auch in der gol. 10 angegebenen Zahlen dient, da . etatmaͤßige türke eines Landw. Regts,. 1 und 11 Aufgebotes fur den Reg. Bezirk ein staͤrkeres Landwehr⸗Kontingent nicht fodert.

Gedructt bei Hayn.

deßen Indienne- Fabriken in

sorgen uͤberdem die umliegende Gegend mit Brenn⸗ Material, wozu jahrlich ohngefaäͤhr 1000 Tonnen Braunkohlen abgesetzt werden. Zur Feuerung der Alaunhuͤtten sind jährlich etwa z0, ooo Tonnen Braun⸗ Kohle erfoderlich. Die in einander greifenden hiesigen Berg⸗ und Hüttenwerk⸗Anlagen beschaͤftigen jahrlich 20 bis 160 Menschen. Ein Theil der Oberfläche des Grubenzuges, welcher aus ungenutzter Heide bestand, ist vom Bergmeister Bleibtreu in 74 Morgen Acker land umgeschaffen worden, und bietet in Verbindung mit den Anlagen ein freundliches Ganzes jetzt dar.

Wie in No. 66. d. Z. erwaͤhnt worden, hat Frau Amalla Schoppe geb. Weise, in der Abendzeitung Ro 211 und 212., einem gewißen P. nacherzaͤhlt, daß eine Menge teutscher Gefangener sich noch im Inneren Rußlands befaͤnden, die dort als Leibeigne gehalten, zu Wieder⸗Aufbauung der durch die Fran⸗ zosen zerstoͤrten Plaͤtze gebraucht, und streng bewacht würden. Dieser P. ist Heinrich Pingel; und zur hiebei einiges Intereße haben, des mit demselben abgehaltene Protokoll.

Am 2.

Hause des Rußisch Kaiserlichen Ministers Heinrich Pingel! Nachdem ihm von Zweck, weswegen er gerufen, ihm folgende Stelle aus dem

Seiten des Herrn Ministers der mitgetheilt worden, wurde

allhier gemachte Aussage betreffend. vorgelesen:

„Es befinden sich im Inneren Menge, namentlich teutscher Gefangenen, die daselbst aber wie Leibeigene gehalten, gering genaͤhrt, schlecht gekleidet, sireng behandelt und aͤngstlich bewacht werben, damit kei⸗ ner entspringe. Man gebraucht sie dazu, die von den Fran⸗

zofen zerstorten Plaͤtze wieder aufzubauen und aͤhnliche

Dienste zu leisten.“

Berfelbe erklaͤrte, daß allerdings mehre Teutsche in . Rußland zurtctgeblieben seyen, diesel ben hatten aber frei kriegsbienste genommen und haͤtten zu Klagen ö

willig nicht die minteste Ursach; er selbst habe zuerst im 13ßten Rußisch Kaiserl. Infanterie⸗Regimente, zte Komp., und nach⸗ her im 17ten Infanterie⸗Regimente, zte Komp., als Sol bat gedient; er sey, nach Verhältnis beßer gekleidet, als der ingeborne Rußische Soldat, nach Landessitte gut ge⸗ naͤhrt, auch menschenfreundlich behandelt worden, habe nie Stockschlaͤge bekommen, noch weniger sey er gemishandelt 2a er habe aber, wie andere rußische Soldaten, an der . tet. Er versicherte demnach, daß die obigen Aufuͤhrungen der Frau Doktorin Schoppe (welche er i r. 30

gächtig bet Gelegenheit eines Torf-Einkaufs gesprochen YP

habe) seiner Aussage entgegen und mithi n, ee, sag gegen und mithin un

Er gestand ferner, daß er den an. April dieses Jah⸗ res Moskau verlaßen, indem er den Fluß, Moskau ge⸗ nannt, durchschwommen, aus Sehnsucht nach seinem Va; terlande, sich selbst ranzionirt habe, und den 3. August

hier eingetroffen sey.

Nachdem ihm Qbiges vorgelesen worden, Aussage, welche er hereit ist, jederzeit, als der Wahr⸗ heit gemäß zu beschwören, eigenhaͤndig unterschrieben.

Hamburg, den 2. Novbr. 1820.

Konsul allhier J. Gorboun koff.

Wech sel- und Geld⸗Kouxrse.

Wien. Am 22. Nov. war der Mittelpreis der Staatsschuldver reibungen zu 5 pro Ct. 713 Konv. Münze. Darlehn v. Jahr 1820, fuͤr 109 fl. Konv— Muͤnze 1oßz fi. Bank, Aktien pro Stuͤck 36 in K. M. Amsterdam fuͤr 100 Thlr. Kour. 137 Br. 2 Monat. Augsburg fuͤr 100 fl. Kour. 99 Br. Uso. Hamburg fuͤr 100 Thlr. B. 144 Br. 6 H inn. Pf. 6. ... Fl. 9. 54 Br. 3 Mo nat. aris, fuͤr Zoo Fr. 1171 fl. Konv. Muͤnze 2 Monat. Konv. M. pro Ent. 50. .

Redakteur Heun

der in Hamburg ansaͤßige Beruhigung Derer, welche liefern wir nachstehen,

Rüßlands noch ein,.

ward stuͤrmis Wiederherstellung der zerstoͤrten Festungwerke gearbei⸗

den Erz-Bischof zur Folge,

Allgemeine

preußische Staats-Zettung

10623 Stuck. Berlin, Sonnabend den 2ten December 1820.

IJ. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

November Reses Jahres, mittags, erschien in allhier, der aufs

dem Holßein ichen geburtige . und in Hamburg ansaͤßig . Ober⸗Rechnungs⸗Rathe v. P uttkammer den Koͤnig—⸗

lich Preußischen St. Johanniter Orden ggeruhet.

Dresdner Abendblatte Nr

2m und 212, seine angeblich der Frau Doktorin Schoppe

Seine Majestaͤt der Koͤnig haben dem Geheimen

zu verleihen

Aachner Regierungs-Bezirk. Der Pfarr⸗Amts⸗Kandidat Emanuel Neße lrath ist am

23sten Nov. zum Pfarrer der evangelischen Gemeinde zu Stolberg ernannt worden. Muͤnsterscher Ober⸗Landes⸗Gerichts⸗Bezirk.

Der Geh. Justiz Rath Scheffer, genannt woichorf, ist von des Koͤnigs Maj, zum zweiten Vizepraͤsidenten des hiefigen Ober⸗Landes⸗Gerichtes ernannt worden.

Angekommen Der Generalmajor und Brigade⸗ Kommandeur, Graf v. d. Schulenburg, von Stargardt. Der Kaiserlich Rußische Feldjäger Szulinski als Kourier von Troppau.

Ausland.

Madrid v. 14. Nov. Zu Valenzia brachen Unruhen aus; die vorgefallen Mishandlung des Kon— stitutlonssteines, hatte eine Volks? Bewegung gegen so daß Truppen aufge—

um ihn gegen die Wuth der Menge zu schuͤtzen. Der Kopf des Generals Ellio sch verlangt, und nur mit vieler Muͤhe gelang es, das Volk zu beruhigen. Der Koͤnig be⸗ fand sich am 14. noch im Eskurial; man glaubt, daß er am 20, hier oder in der Koͤnigl. Residenz des rado eintreffen werde. Der Konstitutional sagt, die

boten werden mußten,

Moͤnche haͤtten schon fuͤr 4. Mill. Kloster⸗Eigenthum

entfuͤhrt.

den. der Moͤnch-Orden mit

dieses Jahres durch Polen uͤber Riga und Koͤnigsberg ö uber die Havanah dahin abgehen.

hat er diele

ö.

. d .

6a n auszusetzen, ward in (gez. Heinrich Pingel. /

Mit dem Original gleichlautend, der Rußisch Kaiserl. Vir‘ Naͤrz 1621. aufgehoben,

auskunft der Kortes zu erwarten.

Wie im Mutterlande, sind auch in Mexiko, Peru u. s. w. Ille Inquisttions-Tribunale abgeschaft wor Eben so wird das Dekret wegen Aufhebung dem gewoͤhnlichen Paket⸗Bote

San Salvador's Vorschlag, den Officieren der Armes Penstonen zu bewilligen und zwar fuͤr 15jah⸗ rige Dienste , fuͤr 20jaͤhrige die Halfte, fuͤr 25jahrige z und fuͤr Zöjaͤhrige den vollen Betrag des Gehaltes in der letzten Sitzung der Kortes

ist mit dem 1. die Einfuhr fremden Sal—⸗ ses aber verboten. Am Schluß⸗-Tage der Kortes waren mehr denn 50,0900 Menschen auf dem Platze vor dem Pallaste derselben versammelt, um die Her— Diejenigen welche am meisten fuͤr die Volks⸗Freiheit sich geaͤußert, wur⸗ den mit dem enthusiastischen Ausrufe „es leben unsere Befreier,“ empfangen, Der Praͤsident Calatrava ward vo0m Volke gebeten, nicht in den Wagen zu steigen, damit es ihn bis zu seiner Wohnung beglei— ten koͤnne, welches denn auch unter dem fortwaͤhren⸗ den Rufe: „Es lebe die Freiheit,“ geschah. Der Praͤsident bezeigte nach seiner Zuhausekunft, dem Volke seinen Dank, und bat daß es fortfahren moͤge, Europa das Beispiel einer Ration zu geben, bei wel—

genehmigt. Die Taback⸗ und Salz ⸗Regie

II. Zeitung s-Nachrichten.

cher der eifrigste Patriotismus immer die Schranken der Mäßigung zu beobachten gewußt. In dem Siz⸗ zungs-Saale der Kortes ist mit goldnen Buchstaben die Inschrift: „Es lebe Ferdinand VII. der Vater des Vaterlandes“ eingegraben.

Kadir. Dr. Jackson wendet hier beim gelben Fieber, den Aderlaß mit gluͤcklichem Erfolg an. Die⸗ fes ist hier wie in Havannah und Veraerux, eine Lo⸗ kal⸗ und Kuͤsten⸗Krankheit.

Paris v. 21. Nov. Der Kardinal⸗-Erz⸗BVi— schof von Paris hat den Grundstein des auf dem Kirchplatze St. Sulpice zu erbauenden Seminariums, in Gegenwart der hoͤchsten Staats⸗Beamten und der Ort Gbrigkeiten, mit der heiligen Weihe versehen. Die Franzoͤsische Eskadre des Mittellaͤndischen Mee— res soll den Winter in den Gewaͤßern von Mahon zubringen. Chevalier Baile, hat eine neue Ueber⸗ sicht der Franzoͤsischen Revolution angekuͤndigt. Der Marquis von Lauriston, neuerlich ernannter Minister des Koͤnigl. Hauses, hat als solcher den Eid in Sr. Maj. Hand geleistet, und seine neuen Funktionen be⸗ reits angetreten. Monsiaus Gemaͤlde, die Verklärun des Herzogs von Berry darstellend, ist in dem Koͤnigl.

Tuscum aufgestellt worden. Am is. erhielt man zu Bayonne die Nachricht, daß zehn der Raͤuber die den Kourier bei Vittoria angehalten, bereits einge— zogen sind. Unser Konsul zu Patras Hr. de Pouguerille hat Sr. Maj. ein Exemplar seiner eben erschienenen „Relfe in Griechenland,“ uͤbꝛrreicht. Der Koͤnigl. Gesandte am Niederlaͤndischen Hofe Hr. Durant de Mareuil, ist hier eingetroffen. Die seit dem 1 Dec. ig18. zur hiesigen Spaar-Kaße niedergelegten Vei⸗ trage, belaufen sich auf 2,3, 096 Fr. Durch Ca— lals gingen wieder 2 Kourlere der Koͤnigin von 8 land, der eine nach Paris, der andere nach den Nie⸗ derlanden. ĩ

Der Herzog von Bourdeaux ist von der Unpaͤß⸗ lichkeit, welche die Einimpfung der Schutzblattern mit sich führt, gaͤnzlich hergestellt. 35

Der vielgeschaͤtzte Verfaßer der Maria Stuart,