1822 / 22 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Febr.

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unmittelbar vorgesetzten Chef, die Aufwartung nicht im auslaͤndi⸗ schen Anzuge macht? Wir klagen uͤber Noth uud Elend, und sind doch groößtentheils selbst Schuld daran. Die Gewerbe kraͤnkeln wetl alles im Auslande gemacht wird; die Felder verwildern und ha. ben Mangel an Dunger, weil unser Getraide keine Verehrer in den Gewerben findet, und weil die Merinos, die uns betleiden, mit ihrem kostbaren Dunger die Felder des Auslandes befruchten. Unsere Gutsbesitzer und Gewerbsleute zahlen Millonen an Steuern und Abgaben, und Niemand denkt daran, ihnen dieses Geld wieder zurückzugeben, und dafuͤr ihre kaufen All unser Heil berüht auf der weisen Anwendung unserer Ar— beit. Untersuchen wir einmal, wie wir unsere Arbeit anwenden! Nehmen wir ein Beispiel gleich in der Naͤhe! wenden A rzů if d neuer Haͤuser; wir haben, gemaͤß der Anlage unserer neuen Vorstaͤdte, Raum, noch viele Jahre hindurch unsere Arbeit zu ver⸗ geuden. Wir arbeiten immer fort an unseren Hausern, wahrend viele aus Mangel an Menschen unbewohnt bleiben, wahrend viele aus gleicher Ursach nur von einer Familie bewohnt sind. Unsere meiste Arbeit, unser groͤßtes Kapital, anstatt die Gewerhe zu bele⸗

ben, anstatt den Grund und Boden in der Naͤhe der Stadt anzu

bauen und zu kultiviren, geht in unproduktives Mauerwerk über. In der Gegend um Muͤnchen wohnen auf 156,603 Tagwerken

Äcker und Wiese nur 17,210 Menschen; demnach soll ein Mensch; luf dieser

(klein und groß) beinahe acht Tagwerke bearbeiten. Auf die Flaͤche ist nur so vtel Vieh vorhanden, daß ein Stuͤck Vieh (Pfer— de, Ochsen, Kuͤhe, Kaͤlber und Schafe mitgerechnet . beinahe fuͤr acht Tagwerke Acker und Wiese liefern muß e ist unsere Arbeit, unser Kapital, unsere Kraft gewiß nicht weise angewendet. Wir ermatten unter unseren vielen Häusern, we wir im Bau unserer Haͤuser zu viel arbeiten; wir siechen in unse⸗ ren Gewerben, weil wir in denselben zu wenig arbeiten; wir ver⸗ derben mit unserem Handel, weil aar und keine vaterlaͤndischen ausführen; wir verhungern in der eines Mißwachses auf unseren vielen Feldern, wetl wir nicht ge⸗ nug Menschenhaͤnde zu ihrer Bearbeitung, weil wir nicht genug Vieh zu ihrer Befruchtung haben. Ich wahlte dieses Beispiel zum Beweise meiner Behauptung, weil es uns vor Augen liegt; ich koͤnnte solcher Beispiele sehr viele aus verschiedenen Theilen des Koͤnigreiches anfuͤhren, welche alle darthun, daß wir Ursach haben,

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auf die Anwendung unserer Arbeit mehr aufmerksam zu seyn.

Darin scheint mir die groͤßte Weisheit eines Sitaatsmannes zu bestehen, der Arbeit einer Nation (in Hinsicht auf Ackerbau, Ge- werhe und Handel, und am Eude auch auf wissenschaftliche Aus— bildung) eine solche Richtung ohne Zwang zu geben, daß sie keine Kraft vergeude, daß sie sich auf die Befriedigung ihrer Beduͤrfnisse verlege, daß sie keine Zeit verschwende! Lasse man also die Men⸗ schen sich vermehren auf Feldern, wo Raum zur Arbeit ist; lasse man sie anwachsen in Gewerben, so lange man noch Wagren vom Auslande holt! . 1 Rodewald (im Hanndͤverschen Fuͤrstenth. Kalenberg) 6. Zu dem Außerordentlichen des diesjährigen Winters ge— hoͤrt auch, daß hier sieben Stoͤrche, in ihren Wohnungen auf den Häusern zuruͤck geblieben sind. Bei Schneegestoͤber such— ten sie in den Scheunen Schutz gegen die Kaͤlte. ö. Tubingen. Die Zahl der hier Studirenden betraͤgt diesen Winter 764.; darunter befinden sich 106 Auslaͤnder. Triest, 2. Febr. Bekanntlich hat die Griechische Admi⸗ ralitaͤt zu Hydra, einen Bevollmächtigten an den Bice⸗-Koöͤnig von Aegypten gesandt, um ihm Entschäbsgung fuͤr nommenen Schiffe anzubieten, die sein Privat-Eigenthum wa— ren. Der Bevollmaͤchtigte ward auch vom Vice-Koͤnige sehr freundschaftlich aufgenommen, welcher die angebotene Ent⸗ schaͤdigung annahm. Nun aber wollte der Bevollmaͤchtigte zum Hauptzwecke kommen, naͤmlich einen Traktat mit dem Vice⸗Koͤnig zu schließen, damit er bei dem Kriege zwischen den Griechen ünd Tuͤrken neutral bleiben moͤge. Die Antwort des Vice-Koͤniges war der Befehl, daß der Bevollmächtigte sogleich Aegypten zu verlassen habe, wenn er nicht ins Gefangniß ge⸗ setzt und streng bestraft werden wolle. In der folgenden Nacht wurde er auf ein Schiff gebracht, das sogleich absegeln mußte, Der Bevollmächtigte ist gluͤcklich nach Hydra. zuruͤck⸗ gekommen, wo man uͤber den Pascha sehr aufgebracht seyn soll. Morea theilt sich jetzt in 24 Distrikte, deren jeder seinen Bevollmächtigten zum Kongreß nach Argos geschickt hat. Nach— dem alle Deputirte dort eingetroffen waren, hat der Kongreß sich fuͤr konstituirt, seine Sitzungen aber permanent erklärt, und ist

nunmehr in voller Thaͤtigkelt, der Insel organische Gesetze zu

Erzeugnisse zu kaufen!

Wir in Muͤnchen seit vielen Jahren unsere Arbeit vorzuͤglich auf den Bau

den Duͤnger Hier

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weil

' * wir nur fremde Waaren ein⸗

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entwaffnet. ; . tungen, welche das Trinkwasser hieher fuͤhren, K

Die Stadt leidet Mangel Beduͤrfnissen

8 5 ** 1 * . . ' ö . . * die ge⸗ stern schickte der Aga, 200 Weiber hinaus, um sie zu fen

geben. Briefe aus Moreg melden, der Fuͤrst Deme— trius Hypsilanti habe sich als Beherrscher des Pelopones bei Koron proklamiren lassen, und sey unter mancherlei Be— dingungen, von dem Bei von Maina und selbst von dem Erz— Bischof von Patras, anerkannt worden. Kolokethroni und seine— beiden Soͤhne sollen bei dieser Gelegenheit verhaftet worden seyn. Napoli di Romania soll gefallen und die Citadelle von Pa lamedes in harter Bedraͤngniß seyn. Die Moreoten litten gro— ßen Mangel an Lebensmitteln Auf Kandien war es der Tuͤr— kischen Besatzung von Kanea gelungen, die sie belagernden Kre— ter auf eine weite Strecke zu vertreiben.

Die Tuͤrken sammeln eine neue Macht, um auf Morea einen allgemeinen Angriff zu versuchen. Patras ist ganz zer— stoͤrt. Das Schloß Medone ist in den Händen der Griechen. Trotz des strengen Verbotes der Englischen Regierung, sind von den Jonischen Inseln doch mehr als 2000 Flinten nach Morea gebracht worden. Die beschwerlichsten Zugange in den Gebir— gen sind von bewaffneten Griechen besetzt, und diese erleichtern den Waffen-Transport zur See, wo immer Gelegenheit zum Einschiffen aller Kriegsbeduͤrfnisse veranstaltet ist.

Nom, 30. Jan. Monsig. Ambrosio Marechal, Erzbischof von Baltimore, aus den Vereinigten Staaten von Nordame— rika hier angekommen, hat von Sr. Heiligkeit einen sehr zier— lich gearbeiteten Kelch zum Geschenke erhalten.

Neapel, 21. Jan. Vor Kurzem wurde hier ziskaner P. Honorato, im Kloster St. Maria, von se

waärter und einem, aus einer nahen Provinz angg Gaste, zur Nachtzeit in seiner Zelle grausam ermon

.

hatten, obwol irrlg, eine bedeutende Summe Geld.

emuthet. Der Auswaͤrter e gleich verhaftet,) ö ĩ ĩ j . . Wee ler ,, e. sten Stucke der Allgemeinen Preußischen Staats ö Zeitung

heimen Gesellschaft seyn. (2)

Pertica, einer der ersten Schauspieler Italiens,

bern angefallen und ermordet. Kopenhagen, 12. Febr. 30 bis 40 Schiffe nach Westindien ab. Sollte de die Postroute zwischen Hamburg und Kopenhagen, uͤl seln Laaland und Falster zu legen, zur Ausfuͤhr men, so wuͤrden 22 Meilen erspart werden. 7 Stockholm, 5. Febr. zung der bedraͤngten Jemtlaͤnder befohlen, von ihrem Wollengewebe) 20 bis zo, oo Ellen für bie Armee, 5oo00 fuͤr die Flotte anzukaufen, und denjenigen R welche noch mit Zahlung fuͤr geliehenes Korn in sind, einige Schillinge im Preise abzulassen. Vorgestern wuͤthetete hier der heftigste Sturm.

rometer stand auf dem s. g. Erdbebenpunkte.

Warschau, 11. Febr. Die Regulirung des

*

Krakauer Kreise ist der Hr. v. Oebschelwitz zum Reicht putirten erwählt worden. Riga, 6. Jan. Im Nov. v. J.

See abgefertigt worden. St. Petersburg, 29. Jan. Das sonst, nach der

gewoͤhnliche Brandmarken der nach Sibirien verbannt!

brecher,

Die neulich stattgefundene Benefiz-Vorstellung fuͤr

0

sehr beliebte junge Schauspielerin, Dem. Wallberg,

Kanea (auf der Insel Kandia), 30. Okt. V

Meleck bis Spachia vernimmt man keine Menschen—

mehr. Beim Anfange der Revolution haben die hier den Griechen keinen Anrheil an der Empoͤrnng ihre leute genommen; dessenungeachtet wurden sie von den Die Gebirg-Bewohner verdarben bie Va

Ziehbrunnen graben mußten, deren Wasser so sch

daß es eine epidemische Krankheit verursachte, die al

zo und mehr Schlachtopfer shinraffte, unter diesen

sich auch ein Schwieger-Sohn des Franzoͤsischen an Holz, Kolen und anderesfer . o Die herrlichste Oliven-Ernte ist verlof h erkannte, zu sich, ohne dat

lich in einer dunklen Nacht auf oͤffentlicher Straße

Von hier gehen je

sens in der Woiwodschaft Lublin, beginnt mit d 8366 2 . Die von den Greffiers der Hypotheken⸗Kom Vollendung des großen Werkes zu legen, welches sei— verschiedenen Woiwodschaften, zu bestellenden Dienst

sind auf o, ooo Fl. Poln. festgesetzt worden.

. 1 . sind hier an

schen Waaren fuͤr 1,171,793 Rub. eingebracht, und

an Russischen Waaren fuͤr 4,359,261 Rub. nach dem)

zur J

ist von Sr. Maj. dem Kaiser aufgehoben w

Se. Maj. haben zur

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rlin. Das Vaterland und die Kunst haben einen Falust erlitten. Am 31. Jan. starb zu Rom in einem n Jahren, nach einer Ttäͤgigen Krankheit, an der Eitzuͤn dung, der Bildhauer Rudolph Schadow, aͤl— öjn des Direktors der shiesigen Koͤnigl. Akademie der da er eben in Begriff war, mit raschem Eifer Hand men auf die Nachwelt bringen sollte, und zu dessen fung Se. Maj. ihn mit großmuͤthiger Huld unterstuͤtzt vir meinen die kolossale Gruppe des Achilles, welcher den

der von ihm getöoteten Penthesilea gegen die Griechen be—

Vielleicht ist es nicht zu viel gesagt, daß in Schadow groͤßten Kuͤnstler-Genles untergegangen ist, ein Ge— hie es die Natur nur selten hervorbringt. Mit hohem und tiefem Gefuͤhle, vereinigte Schadow richtige Zeich— chterfreie Zusammmensetzung, feste Hand, und die Gra⸗ scht der Norden nicht immer hinlaͤnglich huldigt. Schon Und er auf der Linie der ersten Meister unserer Zeit, und rernoch weit von der kuͤnstlerischen Vollendung enfernt, her er hatte gelangen muͤssen. Friede mit seiner Asche!

. .

ꝛi ) ig, öße Kuͤnstler ei er Sohn, ein treuer Freund; ser eine reine Einnahme von 12,000 Rub. B. A. 3 Kuͤnstler war ein guter Sohn, ei F 3

w

be hing er an Koͤnig und Vaterland, und mit beiden gte er sich noch in den letzten Augenblicken seines Le—

eslau. Johann Gottlob Schneider, dessen Tod die zeitung, in der Hoffnung, dem werthen Verstorbenen bald einen Denkstein setzen zu koͤnnen, nur im allgemeinen an⸗ hat, ward den 18. Januar 1750 in Kolm, einem Dorfe hubertsburg und Wurzen, von armen Eltern (sein Vater 3 Maurer⸗Handwerk) geboren, und verlebte am genannten nz sich selbst uͤberlassen, die fruͤhsten Jahre seiner Kind⸗ ls der Knabe das vierte Jahr erreicht hatte, nahm ihn sein ser Oheim vaͤterlicher Seite, der Amts⸗-Verweser oder Amts—⸗ er in Elsterwerda, der vielleicht die hier verborgenen guten er ihn jedoch in der bisher Freiheit beschraͤnkte, oder einer besonderen Aufsicht un⸗ ein Umstand, der wohl zu den gluͤcklichen gerechnet

* 16 Ty. * 2649 ir vor Tory * 811 j 1 531 Eton ö ö P 2 allein die Frauen hoͤrten 1n der Ferne einige Musketel mag; denn der Knabe, der einen großen Theil des Tages

u. kehrten hierauf erschrocken nachhause. Auch wi mehr bereitet. Zwei Griechische Korps, welche d Zugaͤnge nach Kanea bewachen, verhindern je

1 Lebensmitteln. Der Pascha hatte eine Herde v

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rd kifreien Natur zubrachte und sich mit den gewohnlichen Kna— e zwöapielen ergetzte, staͤrkte sich durch Bewegung bei einfacher Zund legte so den Grund zu dem kuͤnftigen gesunden Koͤrper, ssich der Mann noch im spaͤten Alter erfreute.

und 200 Widdern, allein die Griechen haben sich derhn Elsterwerda brachte ihn sein Oheim auf die Saͤchsische

gesichts der Stadt, bemeistert.

Madrid, 23. Jan. Se. Maj. haben den Marquis ta Cruz zum Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten General Cienfuegos zum Kriegs⸗Minister eenaunt. B zwar wiederholt um ihre Dimission gebeten, sind aber v ernstlich damit zuruͤckgewiesen worden, ungeachtet die Mutter des Marquis de Santa Cruz, Herzogin d' sso Gesuch desselben ganz besonders zu unterstuͤtzen suchte. Mehrere Abgeordnete haben gegen die Unabhaͤngig klaͤrung der Kolonien protestirt; die Diskussionen dar vertagt worden.

Irun, 1. Febr. Gegen das neue System sollen Leute auf mehreren Punkten Alt⸗Kastiliens, besonders zi wohner, zu den Waffen gegriffen, und bereits ein in di lungen bestehendes 3000 Mann starkes und meist beritten gebildet haben. In Burgos lebt man in aͤußerster Unr

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sonen, die ihrer lieberglen Meinungen wegen bekannt siss sich nicht eine Viertelstunde von der Stadt wagen. Di

Gesetze sind publieirt worden, und fast taglich sendet da Hauptmann Eilboten an das Gouvernement und an die

Kommandanten von Valladolid, Vittoria und Pampells

dem Ersuchen, alle ihr Truppen gegen Burgos vorruͤch

sen. Allgemein giebt man der Vermuthung Raum, da

an der Spitze jenes Aufstandes stehe.

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Bayonne, 1. Febr. Das Schiff „die Blume“ Ka mann, ist aus Bremen mit Linnen⸗Zeug und Wachs hier ein Bordeaux, 5. Febr. Die fruͤhere hiesige Lebend Handels-Verkehre, hat seit kurzem ungemein nachgeln Kolonial-Waaren sind in voriger Woche einige bedeutende

gemacht, vorzuͤglich in Kaffee, Gewuͤrz⸗ Nelken und Pfess

ohne einen Wechsel der Preise zu bewirken; auch auf Far besonders Kampeche-Holz, wurde nicht unbedeutend abge

London, 98. Febr. Von Waitzen und feinem Meh Zufluß, daher sielen die Preise um 2 Sc ua Hafer, neue und alte Bohnen, Erhsen, Ruͤb⸗ und Leinsa nig gesucht.

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Schill. pro Quart

Schule Pforta; aber die strenge Zucht und die kloͤsterliche

keit sagte dem Freiheitsinne des ein wenig verwilderten Es nicht zu. Er war eben so unfleißig, als unfolgsam, und seine Lehrer, ihm, in Fall er sich nicht bei Zeiten bessere, rnung aus der Anstalt anzukündigen. Dieser ihm bewiesene a fuͤr sein ganzes Leben entscheidend. Der Bedrohete nnd wehre Verwundete ging sogleich in sich, widmete sich mit em Fleiße der Erlernung der alten Sprachen, vorzuͤglich, sugendliche Alter gewohnlich pflegt, der Lesung der 3 ward im kurzem zur Freude seiner Lehrer und zur Ver⸗ ng seiner Mitschuͤler, ein wirklich neuer Mensch. jefahr im Jahre 1763 oder 1769 verließ er die Schulpforte zg die Universitaͤt Leipzig. Nach dem Willen seines Oheims sich den Rechten widmen; allein seine Neigung blieb der tergtur zugewandt und brachte ihn bald in naͤhere Verbin⸗ t Reiske, Fischer und Reiz, unter welchen er vorzuͤglich die keit des letzteren im Erklaͤren der Alten und in der Ver⸗ des schriftlichen Ausdruckes dankbar, wie alle Schuͤler des In Mannes, anerkannte und ruͤhmte. r in Leipzig war es, wo er bereits in den Jahren 1770 w seine allerdings kuͤhnen und anmaßenden, doch keineswegs sen Versuche uͤber Anakreon und die Griechische Anthologie ab, hier, wo das Lesen der Thier Geschichte des Aristoteles, scher er mehrere, den Versuchen uͤber die Anthologie einver—⸗ perbesserungen fuͤr den Antigonus Carystius gewann, ihm zu— Beduͤrfnis fuͤhlbar machte, das Studium der Natur⸗Ge⸗ mit dem Studium der Philologie zu verbinden, hier, wo nzig Jahre spaͤter ausgefuͤhrte Entschluß, den Nicander geben, (s. d. Vorrede des Buches u. Fischers Praekat. ad ß graecos) von ihm gefasst wurde, und seine gelehrten Be⸗ ingen die eigenthuͤmliche Richtung nahmen, die er nachher setzt verfolgt hat. s ihn bewog, Leipzig mit Gottingen zu vertauschen, laͤßt mit Gewisheit bestimmen. Gewis ist dagegen, und schon Vorrede zur ersten Ausgabe des Oppar klar, daß Schnei⸗ dem sein Oheim, vielleicht des vernachlaͤßigten Brotstu⸗ egen, die Hand abzog, in Gottingen, mit bitterem Man⸗ fte, Kulenkamp ihn vor Vielen thaͤtig unterstuͤtzte, und n dem Hellenisten Brunck, der einen Mitarbeiter fuͤr die der Griechischen Analekten suchte, empfahl. 1773 oder 1774 mneider nach Straßhurg, zu Brunck, dem er bei seinen ge⸗

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vom 19ten Februar 1822.

lehrten Arbeiten wesentliche Dienste leistete. Von den dort verleb⸗ ten Tagen sprach er gern und oft; sie gehoͤrten zu seinen liebsten Erinnerungen. . Als der Minister von Zedlitz im Jahre 1776. die durch Zobels Tod erledigte Professur der Philologie in Frankfurt mit einem tuͤchtigen Nanne zu besetzen wuͤnschte, machte ihn Nikolai, mit

dem er deshalb Ruücksprache nahm, auf Schneider aufmerksam. So

erhielt dieser den Ruf, und ging mit einer sehr kargen Besoldung nach Frankfurt. An dtesem Orte setzte er nicht nur seine schon

fruͤher begonn nen botanischen Studien fort, indem er mit allen Gärtnern seiner Gegend in Verbindung trat, und dem Gartenbaue selbst auf das fleißigste oblag, sondern widmete sich auch mit dem

ihm eigenen Ernste der Ichthyologie und Amphibiologie. Von gro⸗ ßem Nutzen für die Erweiterung seiner Kenntnisse in beiden Zwei⸗ gen war ihm der freie Zutritt zu der ansehnlichen Bibliothek sei⸗ nes Freundes, des Professors der Arzneikunst und Naturgeschichte zu Frankfurt, B. C. Otto, die Bereitwilligkeit, mit der ihm der Berliner Arzt Bloch seine reiche Sammlung oͤffnete, und mehrere Reisen, unter andern nach Hannover, wo er die Sammlung des Hof⸗Chtrurgus Lampe, nach Braunschweig, wo er die der Herrn Helwig und Heyer, und nach Leipzig, Dresden und Berlin, wo er ebenfalls öffentliche und Privat⸗ Sammlungen nutzte, der Unter⸗ stüͤtzungen und Beitraͤge, die er von auswaͤrtigen Kennern des Fa⸗ ches erhielt, nicht zu gedenken. Merkwuͤrdig ist es, daß er, der nie Zeichnen gelernt, und seine Hand durch haͤufige Garten⸗Arbeit unfaͤhig zu leichten Bewegungen gemacht hatte, es ohne Unterricht, durch eignen Fleiß dahin brachte, daß er Gegenstaͤnde nach der Natur genau, wenn auch nicht zierlich, abzeichnen lernte und sich so, da er keinen Zeichner bezahlen konnte, die noͤthigen Abbildun⸗ gen selbst verschaffte.

Bei der Vereinigung der Universitaͤten Frankfurt und Bres⸗— lau vertauschte Schneider die erste Stadt mit der letzteren, stand eine Zeit lang mit Heindorf gemeinschaftlich der Leitung des phi⸗ lologischen Semingriums vor, und ward nach Bredows Tode im Jahre 1815 Ober Bibliothekar. Genau genommen war Schneider bei weitem geschickter und aufgelegter, jungen Maͤnnern als Rath⸗ Geber in ihren Studien zu dienen und sie auf das hinzuweisen, was Noth thut, als Juͤnglinge zu unterrichten und durch seine Vortraͤge zu wecken, unter andern schon darum, weil er, der das meiste dem eignen Fleiße verdankte, das naͤmliche von anderen Menschen erwartete. Um so mehr freute er sich, und wer ihm wohl wollte, daß er endlich in einen Wirkungskreis gekommen war, der seinen Neigungen, seinen Kenntnissen und seinen Jahren zusagte. Auch wirö gewiß Niemand leicht die Verdienste, die er sich in der Anordnung und Vermehrung der ihm untergebenen Sammlung erworben hat, undankbar verkennen. An seinem Fisten Geburtstage erhielt er, als Zeichen obwaltender Zufriedenheit, von des Höniges Gnade den Rothen Adler-Orden dritter Klaffe.

Kurze Zeit darauf fing er, der bis jetzt ein fehr gesundes Al⸗ ter genossen hatte, plöͤßzlich an zu krankeln, und an Ünterleibs— Beschwerden zu leiden. Zwar ward er so weit wieder hergestellt, daß er im Sommer 1821 das Bad Kudowa besuchen konnte und, zur Verwunderung seiner Freunde, an Kraft und Muth gestaͤrkt, wieder zurückkehrte, seinen Studien von neuem in heiteren Stun den mit gewohnter Liebe oblag, und unter andern den Entschluß faßte, nach völliger Genesung, seine philologtschen Beschaͤftigungen auszusetzen, und mehrere fuͤr die Zoologie üunternommene Arbeiten zu vollenden. Allein alle diese Hoffnungen wurden getaͤuscht. Mangel an Eßlust und damit verbundene große Schwache nahmen je länger jemehr uͤberhand, und entrissen ihn am 15. Januar 1922 , das er, als wohlgenutzt, mit Zufriedenheit verlassen

Schneider war ein Mann von mittler Größe, kraͤftigem Glie⸗ der- und Köoͤrperbaue, gewölbter Brust, vernehmlicher Stimme, und verhaͤltnißmaͤßig großer Stirne. Seine Augen, die er taͤglich kalt zu baden pflegte, obwol nur auf nahe Gegenstaͤnde beschraͤnkt, waren doch so scharf, daß er nie einer Brille bedürfte, und bis an sein Ende die kleinste Schrift lesen konnte. Sein Gedaͤchtniß war stark und treu. Seine Gesundheit wurde zwar in Frankfurt, eine geraume Zeit, durch hypochondrische Anfaͤlle gestoͤrt, aber nicht untergraben. Die fruͤhzeitig abgehaͤrtete Natur uͤberwand, und die regeimaͤßige Be⸗ wegung (er sgte im Winter Holz, und arbeitete im eigentlichen Sinne des Wortes den Sommer hindurch im Garten) vertilgte alle Spuren des Uebels. Auch die Gewohnheit stehend zu lesen und zu schreiben wirkte wohlthaͤtig. Im Aeußeren hielt er sich sehr reinlich; in der Kleidung sah er auf nichts, als auf Bequemlich⸗ keit. Man konnte nicht sagen, daß er der Mode fröhne, eher, daß er sich in der Hinsicht etwas vernachtaͤssige. Unter wenigen Freunden, und in kleinen Zirkeln gefiel er sich wohl, und war ge⸗ spraͤchig und munter. Große Gesellschaften suchte und liebte er um so weniger, als er sich fruͤh niederlegte, und in jeder Jahr⸗ Zeit zwischen 3 und 4 Uhr aufstand und, oft bis zur Essenzeit, ununterbrochen zu arbeiten fortfuhr. „Sein Karakter war, ungeachtet einer unbezwinglichen natuͤr⸗ lichen Heftigkeit, die ihn oft zu harten Aeßerungen verleitete, und mancher nicht abzuleugnenden schroffen Seiten, einfach, zuverläßig, uneigennützig und ohne Anmaßung und Stolz. Man hat ihn der Ungefaͤlligkelt beschuldigt, und wir wollen ihn nicht unbedingt in Schutz nehmen, wiewohl Amt und Pflicht oft Nachgiebigkeit wi⸗ derriethen. Aber eben so wahr ist es, daß er dienstfertig entgegen