1822 / 23 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 21 Feb 1822 18:00:01 GMT) scan diff

l ̃ l r 1 l

. *

2

*

=

215 kam, wo und so oft er redliches wissenschaftliches Streben, (das Hbchste, was er kannte) bemerkte. Nicht blos den Anfragen und Bedurfnissen feiner gelehrten Freunde hat er Zeit und Mühe ge⸗ widmet: er war anf vermoͤgend, erlittene Beleidigungen ju ver⸗

gessen, wenn es der Untersuchung und Aufhellung eines J terari⸗

schen Gegenstandes, oder der Förderung irgend eines nuͤtz lichen nternehmens galt.

1 An 13 ih leichen Werke und Schriften hier erinnern zu

wollen, wäre ganz uͤberfluͤssig. Die Bücher welche sie nachweisen,

sind bekannt. Dagegen mögen einige Worte uͤber ihn, als Schrift⸗

steller, diesen Aufsatz beschließen.

Im allgemeinen kann man wol, und ohne dem Namen des

wuͤrdigen Mannes zu nahe zu treten, sagen, daß er gluͤcklicher war

im Ergreifen und Entwerfen, als im Ausfuhren und Vollenden, und, von dem Stoffe uͤberwaͤltigt, nicht immer die gnuͤgende Form fuͤr ihn fand. Was wuͤrden die Wissenschaften gewonnen haben, wenn dieser rege lobenswuͤrdige Eifer im Verfolgen seines Zieles nerer Ruhe gepaart gewesen, diese Masse von Kenntnissen durch einen festen philosophischen Blick beberrscht worden ware? Verges⸗ n wir jedoch nicht, was er war, uͤber das, was er haͤtte seyn nnen! Um die Naturgeschichte, vorzuͤglich um die Fisch⸗

gemaͤßigter, diese unermuͤdliche Arbeitsamkeit mit etwas mehr in⸗

und Am⸗

phibien⸗ Kunde, hat sich Schneider nicht blos durch die muͤhsamen,

Aufsuchung, und Benutzung der Quellen, sondern auch durch ei⸗ gene mit großem Scharfsinn angestellte Forschungen, verdient ge⸗ macht. Den vorzuͤglichsten Werth geben jedoch seinen Arbeiten in diesem Fache, die Kenntnis und Vorliebe fur die vergleichende Anatomie, die er mit Recht als die Grundlage aller Zoologie be⸗ trachtete. Was man jetzt durchgehens mit Ueberzeugung aus⸗ spricht, daß die Beschreibung des Aeußeren eines Thieres erst durch die Kenntnis seines inneren Baues Leben und Bedeutung gewinne, war, als er auftrat, keineswegs eine allgemein anerkannte Idee. Der Ruhm, sie zu einer solchen erhoben zu haben, gewbuͤhrt viel⸗

mehr ihm und seinen Freunden, Blumenbach, Pallas und Cam-

per. Sowol in der Naturgeschichte der Schildkröte als in der Uebersetzung der Physiologie der Fische von Monro, und ander⸗ waͤrts hat er sich uber diese Ansichten auf eine fuͤr jene Zeit (147835 und 1787) eben so neue, als geistreiche Weise erklaͤrt.

Was er als Philolog geleistet hat, ist hauptsaͤchlich aus der seltenen Vereinigung gruͤndlicher Sprachkenntnisse mit eben so gruͤndlichen naturhistorischen Studien hervorgegangen. In der

Hinsicht stebt er unter den Gelehrten des achtzehnten Jahrhun 143. pEt h . . ö S5 . 1 Sort ! 3 29 3 stoteles, Theophrast, und die Soriptores rei rusticae sind durch Silber in Sort. 13 L. 5 G. 4 14 L. 9 G.

Ari⸗

derts, wie Salmasius unter denen des siebzehnten, allein.

ihn um vieles lesbarer und ihr Inhalt verstaͤndlicher geworden:

und gewis wuͤrden es die Schriften Theophrasts, an welchen er

am langen und sorgfaͤltigsten gearbeitet hat, noch mehr seyn,

wenn er die treffliche Vatikanische Handschrift, vor dem Abdrucke befragt und so sich und Anderen die leidigen duras secundas er— spart haͤtte. Unter den übrigen Werken des fleißigen Mannes,

riechischen Lexikographie in Teutschland betrachtet werden.

Im Januar bluͤhten Fruͤhlings⸗ Blumen im Freien, auch gAepfel⸗Baͤume, die sogar Fruͤchte ansetzten. Bei Ohlau wurde ein herumfltegender Mäykaͤfer, und bei Habelschwert ein Hroösch gefangen. .

Von einschüͤriger feiner Wolle sind bedeutende Einkäufe auf den Schaafen gemacht worden, ung

zwar zu ungleich hoheren, als den vorjaäͤhrigen Prei⸗

en. / ; ; Du sseldorf. Die Seiden⸗ und Linnen⸗Band⸗Fabriken zu El⸗ berfeld, haben fortwaͤhrend einen ziemlich lebhaften Absatz. Die durch die wohlwollende Fürsorge des Koͤnigl. Ministeriums des Handels dorthin gesandte Jakquardsche Web⸗Einrichtung hat eine Menge Fabrikanten veranlaßt, diese in Augenschein zu nehmen und es steht zu erwarten, daß sie allgemein werde eingeführt wer= pen. Wagren, nach dieser Webe⸗-Methode gearbeitet, finden schon als Mobe⸗-Gegenstaͤnde im Publikum eine beifaͤllige Aufnahme. Der Handel mit Kolonial- Wagaren hat vorzüglich zu Duis⸗ burg seit kurzem einen neuen Schwung bekommen; der desfallsige Handels Verkehr, mit Antwerpen nimmt taͤglich zu. . In Elberfeld befanden sich mehrere reisende Franzosen, die ihre Fabrikprodukte, besonders Kreppe, zu verkaufen suchten. Von Keep— pen bester Gattung wurden mehrere Partien zu 56 bis 66 Fr. verkauft, die vor ? Jahren noch go bis 100 Fr. kosteten. Del und anderé aus Frankreich eingehende Erzeugnisse haben in Verhaͤltnis einen eben so wohlfeilen Preis erhalten. Der reis der Baumwolle scheint aber in der letzten Zeit am niedrig⸗ en gewesen zu seyn, und erhaͤlt jetzt einige Neigung zum Stei⸗ en. Der jaͤhrliche Verbrauch an Baumwolle in England, soll ich in den letzten ? Jahren, um 150,000 Ballen vermehrt haben. Durch einen regelmäßigen Gemeinde-Haushalt, durch Regu⸗ lirnng des Gemeinde Rechnungswesens, und durch Verzinsung und Äbtragung der Gemeinde Schulden, ist daz Vertrauen der Gemeinden und der Gemeinde- Glaͤubiger, auf eine sehr befriedi⸗ gende Weise gewonnen, und daher jetzt möglich geworden, unkul⸗ tivirte Gemeinde⸗Grundstuͤcke, ohne Widerspruch der Glaͤubiger, J theilen und zu veraͤußern, denn letztere haben die Gewisheit erlangt der Ertrag zur Verbesserung des Patrimonial-Vermogens der Gemeinden, oder zur Schulden⸗Tilgung derselben verwendet wird; ein Vertrauen, welches unter der Franzoͤsischen Regierung erstor= ben war. Die Kultur der Gemeinde- Grundstuͤcke hat daher na= mentlich auch in dem, zum neu vereinigten Regierungs⸗ Bezirke Kleve, gehörigen Kr. Geldern, den besten Fortgang. Aber auch in andern Zweigen der Gemeinde⸗Verwaltung bewirkt das gesteigerte Vertrauen die erfreuchsten Resultate. So gewinnt die Bergische Feuer⸗Versichevungs Gesellschaft immer mehr an offentlichen Glau⸗ ben und Umfang. Waͤhrend des Jahres 1621 hat z. B. allein der Lr. Malmedy Reg. Bez; Agcheng für ungefaͤhr eine Million Thaler an, Gebaͤuden neu in die Assekuranz einschreiven lassen. Elberfeld. Der, seit dem 1sten Jan. errichteten hiesigen Spar⸗Kaße, wurden im Zeitraume von 3 Wochen, 5576 Rthlr. in kleinen Einlagen anvertrauet.

Gedruckt hei Hayn.

Hause eines Gaͤrtners Feuer aus.

die heldenmuͤtgige That gegolten, war fruͤher schon in

Halle. Am 7. Febr, fruͤh 19 Uhr wanderten mehr dert Studenten von hier in die naͤchsten, nach Merseburg genen Dorfer aus, weil sie mit verschtedenen, in Vers Benehmens nothwendig gewordenen Maßregeln unzuft ren. Sie kebrten indessen, ohne daß ihnen die verlangten gungen zugestanden werden konnten, am 9. d. M. abends h der ruhig und still zuruͤck, und seitdem herrscht hier n aͤußerste Ruhe und Ordnung. Die Vorlesungeun wurden Professoren nicht ausgesetzt, jedoch am 7. 5. und g. von einzelnen Studirenden besucht. .

Neumarkt (Breslauer Reg. Bez.). Zu Michelsd e Ein Kind sollte, hie im brennenden Hause seyn. Wer sie kennt, die unerme⸗ walt der Mutterliebe, wird die Frau, die sich, von der sten Verzweiflung gefoltert, in die Flammen stuͤrzte n liebte Kind zu retten, auf den grauenvollen Weg, mit

Allge

meine

sche Staats-Zeitung.

Wuͤnschen begleiten. Das Gebaͤlke brach in einander. herzige Mutter kehrte nicht wieder zuruüͤck. Das Kind

gebracht worden, ohne daß die Eltern davon in Kennt worden waren. Das Auffallendste bei diesem Ereign daß der Gaͤrtner, vor 23 Jahren, seine erste Frau g Weise verlor.

Wechsel⸗ und Geld⸗Kourse. mt li chM e

Den., 2 Mon. 36 Schill. 73 2 Mon. 6, Schill. Briefe.

zu 4018 Schill. gemacht. pCt.,

Geld.

4 . . 8 9 * h 1 224 7 0 1 C 9 des J. 5 z t= ? on 30 90 ? rk. 17 . 32 9 . wird sein Griechisches Woͤrterbuch, wie viele Verbesserungen es . n,, , , en,, , 6a auch zulaße, gewis noch lange mit Achtung genannt, mit Nutzen ebraucht, und als Grundlage der vollstaͤndigeren und genaueren

Hamburg, 15. Febr. Amsterdam k. S. 10 Mon. 1053 pCt., angeboten London k. S. 36 6 Den. wenig gemacht.. Bordeaux 2 Mon. 26 Kopenhagen k. S. 250 pCt. Breslau 6 Woch Wien in effectiv 6 Woch Prag in effectiv 6 Wochen 1474 pCt., zum not. Kours zu lassen. Augsburg 6 Wochen is

Frankfurt 6 Wochen 1453 pCt. angeboten. St. burg 2 Mon. 83 Schill. Briefe.

Louisb'or 1 Mrk. 23 Schill. zu lassen Hol

* 1 ö 5 * 3 2. 8 88 4 9 265 sige neue fehlen. Gold al marco 10234 Schill. an zdaädigst zu ernennen, und das desfallsige Dan. Giob Kourant 185 pCt. Hamd. Grob.

nhaäͤndig zu vollziehen geruhet. . 5 3 , , e, ehemallge Justiz⸗ Amtmann Henning ist zum Ju⸗ Feln Sllbe 2 Mk. 10 Sch ll zu 2 . 4. 9 8 XY ö z cw 2 * 5 og 4 ö Mit h ssfartus bei den Unter-Gerichten im Departement des

ö ĩ ; = ä ? ö 45 2 . 1 Preußische Muͤnze 27 Mrk. 4 Schill. zu lassen.

Her-Gerichts zu Köslin, mit Ausnahme des Justiz— Preuß. Pramienscheine 189 Mrk. Briefe, 166 M

Wigenwalde, bestellt worden. Norweglsche Anleihe à 5 pCt., 83 pCt. Briefe,

Kronik des Tages.

*

Maj. der Koͤnig haben dem Husaren Adami vom wren Regiment (Westpreußischem) das Allgemeine Eh⸗ jweiter Klasse zu verleihen geruhet,

Maßjestät der Koͤnig haben den Adel, Stand Der Joseph Adolph und Alfred Wilhelm Heinrich Iun— mar Nickisch anzuerkennen und zu bestatigen geruhet. Köoͤniges Majestaͤt haben den bisherigen Hof Zahn—⸗ slif, zum Leib⸗Zahnarzte mit dem Praͤdilate als Hof⸗ ten, Patent

Justiz-Kommissarius Lawerny zu Mewe ist in glei⸗ ßschaft beim Stadtgerichte zu Elbing angestellt. Ober-Landes? Gerichts-Referendarlus Ferd. Wilh. 1s ist zum Justiz-Kommissarius beim Land- und richte in Gardelegen bestellt worden.

Daͤnische Anleihe erste Abtheilung à 6 pCt. Zins

desgl. 80 . 641 pEt; etwas gemacht. Oestr. Anleihe das Loos von 100 Fl. 111 . 1117 Fl. Geld und Briefe. Preuß. Engi. Anleihe z. C. Sb6pCt. zu 655 Geld

pr. kont.,]

von 37 Schill. 49 ö tit ung s-Nachrichten.

Köntgiiche Schausptel A us U

Dienst. 19. Febr. Im Schauspiel-⸗Hause: Das n . ; r ; 9. 1. . 2 R, CQ . . 199 Sit der De—⸗ Schloß, Posse in 2 Abtheilungen, von Adalbert vhis, 2. Febr. In der ,, ,,,. . Hierauf: Staberle's Reifeabentheuer, Posse in 2 wurden die Berathschlagungen aber 386. , . gen. (Her Walter, vom Großherzog? Hoftheater gen der Journale fortgeselzt. Fr. Gall hielt die ruhe: Staberle. fhaltenen Maßregeln fuͤr mangelhaft, und behguptete, Der Anfang dieser Vorstellung ist um halb 6a Annahme mehr die Freiheit als die Zuůgellosigkeit der

In! Königl. Opern-Hausc. Letzte dies sährige Redon hrohg, und in die Gesctzgebung eine gefährliche, ver— Bets zu * R ka, de, ren, em,, gn, und unsittliche Willkuͤr einfuuͤhren werde. Der Art.

illets zus Rthl. für die Person, sind bis Dienst Nat n , , Ferichts-⸗ Höfen“ das Recht zuerke Uhr bei dem Kastellan Hrü. Sattler im Opern-Hau den Königl. Her ichs ift , mm, eren, Kastellan Hrn. Adler im Schauspiel-Hause, und q Faͤllen ein Journal zu suspendiren oder ganz auf— Ern ha g * . ? sen dem Redner besonders bedenklich; es entstuͤnde Eröffnung des Hauses an den beiden Kassen zu . inte er, ob die Koͤnigl. Gerichts-Hoöͤke be— sinden zu? die ser Redoute die bei den täglichen Scha ige, meint er, oh die Konig Coerlch 6 Hole be⸗ ,, , , ö? ijne an, Fern r, Sn diejenigen Journale, welche ihnen in einem schlech— stellungen gewohnlichen zwei Eingaͤnge statt; der sefaßt zu Teyn und eine schähkliche Tendenz zu ha— Universiräts-Gebaͤuse, und der andere dem Bibliothek nagefaßt zu enn 5 3 , , lie . g . gegenuber. Fuͤr diess Redoute sollen auch Zuschal aus eigener, ee wegn ng, gericht . zu den Logen des dritten Ranges verkauft werden, ch sie dazu eine Auffoderung des General⸗ Prokura⸗ daher diese Billets gegen Bezahlung von z Rthlt

lten muͤßten; in jedem Falle wuͤrden, bei abweichen— Stuͤck, von morgens 9 Uhr, bis nachmittags 5 Uhr

ng, dadurch jene fruͤheren Kampfe zwischen der Koͤ—

. . 3 9 ö i S5 5 K 96. 3 h . ver⸗ beiden genannten Kastellanen zu haben. Die Kasse der gerichtlichen Gewalt wieder herbeigefuͤhrt wer 9 Uhr gesͤffnet. Ende der Redoute um 5 Uhr.

Frwerfe daher das Gesetz. 9 Mittw. 20. Jan. Im Schauspiel-Hause, zum hm sprach Hr. Siriens de Mayrit hac für den Se le: Schwere Wahl, Lustspiel in 3 Abtheil., frei nvch

rf, und hielt dessen Annahme fuͤr so nothwendiger, vom Koͤnigl. Schausoieler P. A. Wolff Hieran

. bestehenden Gesetze in dieser Beziehung durch— l ; q s ei z 1 di Go 1 Ae 86 33 5 xe 21 I or Broͤdel, oder das Zauber Kätzchen, pantom. Ballet hinreichten, um die Journale in den Graͤnzen einer theilungen.

;

häßigung zu halten. Hierauf ergriff Hr. Darrieuxp und entwickelte die Gruͤnde, welche ihn als Mitglied . J ĩ zerPruͤfung des vorliegenden Gesetz-Entwurfes beguf— Meteorologische Beobachtung senen Kommission, verhindert haͤtten, sich der. Ma⸗ Bar Therm. Hyar. Wi an, kr Kommission anzuschließen und fuͤr das Gesetz zu arometer Therm. Hygr. Wind. Witte er meinte, daß, da dasselbe eine außerordentliche Ga— A. 267 37M Oo 57 S. O. sheiter, Fros. alte, welche die Regierung gegen die Mißbraͤuche F. 269 45 27 655 S. O. heiter, Fros Mle verlange, er schon aus diesem Grunde, hei der M. ß 5. 347 * hell, angenehm sung desselben durch die Kommission, einen Aufschub A.. 26. 45324 trüb, Gestöber Lendigter Diskussion uͤber das allgemeine Preßgesetz F. ebe 651 82* trüb, Schaäee abe; jetzt, wo dieß letztere durchgegangen sey, halte M. 2B? 4 3* trüb. durchaus unnuͤtz und uͤberfluͤßig; außerdem aber A.. 6 3 hen, etwas wa auch alle oͤffentliche Freiheiten, und sey weit schlim— F. 286 22* trüb. le nur dem Namen nach abgeschaffte Censur, welche M. a6 , trüb, angenehsshter dem Vorwande einer teniporairen Maßregel, Artikel des Gesetz-Entwurfes noch immer beibe— de. Herr Darrieux betrat der General Donadieu die

Febr. Febr.

8

5

17. Febr.

*

18. Febr.

GG GGGGG

5

Im v. St. d. 3., Spalte 198, Artikel Christiania,

l. bedeuten de ant deutende. nd es erfolgte sogleich das tiefste Sillschweigen«

ter andern: ö Reden, welche ich seit 14 Tagen in dieser Versammlung

Redakt

Nachrichten.

Berlin, Donnerstag den 2 sten Februar 1822.

vernommen, haben meine unabaͤnderliche Meinung uͤber den vor⸗ liegenden Entwurf festgesetzt. Was ist in der That dieser Saal waͤhrend der letzten Berathschlagungen anderes gewesen, als ein Kampfplatz, von welchem alle mogliche Aufrufe zum Buͤrgerkriege ausgegangen sind. Einer der Redner (Hr. de Corecelles) ist sogar so weit gegangen, zu behaupten, daß wir wieder in jene Zeiten versetzt wären, wo man den Koͤnigen den Kopf schor und sie in Klöoͤster einsperrte. Was sollen dergleichen grobe, verbrecherische Redensarten bedeuten? Nichts anderes, als den, der Majestaͤt der Könige schuldigen Respekt, in den Augen der Menge herabzusetzen, Ein anderer Redner fuhrte blos das Wort, Religton, im Munde, um auf die Minister ein gehaͤssiges Licht zu werfen. Es ist in der That laͤcherlich, wenn Maͤnner, die seit z Jahren die gottlosesten Lehren predigen, alle religieuse Lehrsaͤtze und Feierlichkeiten ins Laͤcherliche ziehen, und den Atheismus zu ihrem einzigen Gesetze machen, wenn solche Maͤnner uns von Religion syrechen. Ihr sagt, daß Ihr Ludwig XVI. lobt, weil er die Rechte seines Vol⸗ kes anerkannt, und die Konstitution von 9i angenommen habe, und daß Ihr Euch nur wundert, wie der Monarch sein gegebenes Wort sobald habe vergessen konnen? Was heißt das anders, als dem Verbrechen, welches jenen ungluͤcklichen Fuͤrsten seinem Volke ent⸗ riß, das Wort reden? Ist es erlaubt, dergleichen strafbare Mei⸗ nungen in dieser Versammlung zu aͤußern, und seit 29 Jahren zum erstenmale eine Stimme uͤber Ludwig XVI. und seine Henker zu erheben, um dem Monarchen den Vorwurf zu machen, daß er die Gesetze uͤbertreten habe, er, der als ein Opfer der Gesetze fiel, die man von ihm erpreßt hatte? Welches Vertrauen verdienen Maͤnner, die stets von ihrer Anhaͤnglichkeit an den Koͤnig, von ih⸗ rer Ehrerbietung fuͤr die rechtmäßige Thronfolge in der Familte der Bourbons sprechen, und von denen es bekannt ist, daß die Mehrzahl gegen dieses Herrscher⸗Geschlecht protestirt hat, nachdem sie bereits den Eid der Treue und des Gehorsams in die Haͤnde unseres jetzigen Monarchen abgelegt hatten? Einer dieser Maͤnner hat noch kürzlich, um sein Benehmen am 20. Maͤrz zu rechtfertt⸗ gen, in dieser Versammlung behauptet, daß alle Diejenigen welche, damals nicht wie er gehandelt, ihre Pflichten gegen das Vaterland vergessen hatten. Ich weiß nicht, was fuͤr Begriffe jeuer Red⸗ ner mit dem Worte Vaterland verbindet: fuͤr mich ist das Va⸗ terland nur da, wo die Gesetze sind; und wo diese umgeworfen werden, ist der König das lebende Gesetz. Die rechtmaͤßige Thron⸗ Folge nur allein ist es, welche die Nationen vor den Greueln des . und allen damit verbundenen Truͤbsalen bewahren ann.

Allerdings bietet das Zeitalter, in welchem wir leben, uns der Beispiele manche, daß es hie und da unruhige, mit verkehr⸗— ten Begriffen und strafbaren Meinungen ausgestattete Kopfe giebt, welche jenen ersten, erhaltenden Lehrsatz uͤber⸗ den Haufen zu wer⸗ fen trachten. Die Volker moͤgen sich daher, um in Ruhe und Friede zu leben, vor den Eingebungen jener sogenannten Wider⸗ hersteller der offentlichen Wohlfahrt huͤten, deren einzige Be⸗ strebung dahin geht, ihrem persoͤnlichen Interesse zu froͤhnen, und ihren Ehrgeiz zu befriedigen. Man spricht uns stets von Frei⸗ heit, aber was fuͤr Begriffe verbindet man mit diesem Worte. Ei⸗ ner der groͤßten Schriftsteller aus dem Zeitalter Ludwigs 5. und zugleich einer der 46 Vertheidiger der oͤffentlichen Freiheit sagt selbst: Die Freiheit ist eine nahrhafte Speise, aber schwer zu verdauen, und es gehort daher ein sehr guter Magen dazu, um . zu vertragen. Dies sagte J. J. Roussegu schon damals; was würde er erst jetzt sageu, wenn er, wie wir, die Erfahrung gemacht haͤtte, daß im Namen jener Freiheit, Gefaͤngniße sich aufgethan haben, Blutgeruͤste aus der Erde gestiegen sind, und der fuͤrchter⸗ lichste Despotismus eingefuͤhrt worden ist? Ich gehe zur Beleuch⸗ tung des vorliegenden Gesetz Entwurfes uͤber. Derselbe wird von den Mitgliedern der linken Seite heftig angegriffen. Aber giebt dieser Theil des Saales nicht dadurch zu erkennen, daß er die darin er⸗ theilten Maßregeln hlos deshalb verwirft, weil deren Anwendung die Resultate der aufruüͤhrischen Aufrufungen, welche wir neuer— dings so oft vernommen haben, verhindern werden? Wenn je die Waffen, deren sich das jetzige Ministerium zu seiner Verheidigung mit aller Milde bedtenen wird, in die Haͤnde seiner Gegner fallen sollten, so wuͤrden diese das Ministerium lehren, wie ganz anders jene Waffen eigentlich gefuhrt werden muͤßen. Einen Be⸗ weis davon liefert das Schreibeu eines Mitgliedes der linken Seite an seine Kommittenten, vom Jahre 188, worin es heißt, daß kein einziger Royalist, vom Einnehmer bis zum höchsten Staats-Beam⸗ ten, seinen Posten behalten duͤrfe. Ich schließe mit dem Wunsche, daß das neue Ministerium die Landes-Verwaltung mit n Kraft und Gerechtigkeit führen moͤge, ohne welche, bei allen er⸗ denklichen Gesetzen, es kein Volk giebt, welches nicht zuletzt seinem Untergange entgegen sehen mußte.“

Auf Hrn. Donadien folgte Herr Bignon, welcher den Gesetz Entwurf als konstitutionswidrig verwarf. Nach ihm

trat Hr. Bazire auf, vertheidigte das Gesetz und beschuldigte

unter anderen Hrn. Benjamin Constant, daß er nicht immer,