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schlossen werden muͤssen, um nur die Mittel zu erhalten, den Ab⸗ gebrannten den Wiederaufbau der Gebaͤude moͤglich zu machen. — Die Allerhöchst anbefohlne Fortzahlung der, einem großen Theil der Staͤdte in Preußen, von des Koͤnigs Friedrichs IJ. Maj. und zum Theil noch früher angewiesenen, und gleichfoͤrmig gezahlten Kompetenzen, hat sehr freudige und dankbare Gefühle erregt, in⸗ dem diese Zuschuͤsse meistens zur Besoldung der staͤdtischen Admi⸗ nistrations Beamten uͤnd des Lehrpersonals verwendet werden.
Merseburg. Am 26. Aug. brach im Dorfe Schoͤna bei Tor⸗ gau abermals, und zwar in einem Zeitraum von 2 Jahren 2 Mo⸗ naten des sechste Feuer aus. — Dem Tuchscheerer-⸗Meister Wilke ist, des ausgelernten Taubstummen Bollet wegen, eine Praͤmie von 50 Rthlr. ausgezahlt worden. Der ze. Bollet arbeitet jetzt hei dem Wilke als Gesell, und ist einer der fleißigsten und geschicktesten Ar⸗ beiter. — Der Schule zu Grochwitz, und den dasigen Armen ist unlaͤngst von der Besitzerin des Ritterguts, der verwitweten Ge⸗ neralin v. Barner, geb. v. Dombrowska, ein Kapital von 500 Rthlr als Geschenk uͤberlassen worden.
— Die indirekte Steuer⸗Verfassung in dem Preußischen Staate ist seit dem Jahre 1818 völlig umgestaltet worden, und die Zölle und Konsumtions⸗Steuern, welche jetzt in demselben erhoben werden, gruͤnden sich uͤberall auf neue Gesetze. Wenn aber ein neues Gesetz allen Verhaͤltnissen, welche damit im Bezuge stehen, nicht sofort angepaßt seyn kann, so konnte es auch in dein Verlaufe einiger Jahre nicht an Erläuterungen und Abaͤnderungen fehlen, die eine Folge jener Gesetze waren. Dazu kam, daß diese Gesetze nach und nach erschienen, und daß sie daher, um eine ge⸗ regelte Verwaltung im Allgemeinen zu erlangen, in administrati⸗ ver Hinsicht verbunden werden mußten. Hei der Offenheit, mit welcher die Preußische Staatsverwaltung hierbei allenthalben ver— 6 ist, hat sich zwar jedes Individuum von der Absicht der Ge—
etze und ihrer Anwendung unterrichten konnen; dem Beamten aber sowohl, als dem Geschaͤftsmanne, mußte das Beduͤrfniß fuͤhl⸗ bar werden, alle jene gesetzlichen Bestimmungen so neben einander geordnet zu sehen, wie sie am leichtesten zur üebersicht des Ganzen, und zur Kenntniß der fuͤr jeden Theil der Verwaltung gegebenen Vorschriften dienen koͤnnen. Diese Ueberzeugung hat zwei bei der hiesigen Koͤnigl. Regierung angestellte Beamte, die Kalkulatoren Kanitz und Schönbrodt veranlaßt, jene gesetzlichen Bestimmungen J sammeln, und sie zum Druck zu befoͤrdern; das auf diese Weise uͤrzlich erschienene Werk fuͤhrt den Titel: Handbuch über die 6 ammten zweige der indirekten Steuer⸗Verfassung n der Preußischen Monarchie, besteht aus zwei Theilen, die im Ganzen etwa 140 Bogen enthglten, und kostet bis Ende Okto⸗ ber, bei den Herausgebern hieselbst, 2 Rthlr. 10 Silb. Gr., spaͤter ist der Ladenpreis 3 Rthlr. Der erste Theil handelt von der Ver⸗ waltung der Steuern uberhaupt, von den Abgabe⸗Gesetzen fuͤr den Verkehr mit dem Auslande, von den Steuern fuͤr inlaͤndische Ge⸗ enstaͤnde, von den Konsumtions-Steuern in den ausgeschlossenen i. Landes⸗Theilen, von den Kontraventionen und deren Be⸗ rafung; beigefuͤgt sind, außer dem Verzeichniß saͤmmtlicher Haupt⸗ Zoll⸗ und Haupt⸗Steuer⸗Aemter, imgleichen der Nehen⸗Zoll⸗Aem⸗ ter J. in der ganzen Monarchie: die Tarifs uͤber die Ein- Aus⸗ und Durchgangs⸗Abgaben, uber die Abgaben von Gegenstaͤnden aus den ausgeschlossenen Preuß. Landes- Theilen, uͤber die Elb⸗Zblle und äber die innern Steuern. — Der zweite, in Kurzem hergus⸗ kommende Theil wird, nach dem, im ersten befindlichen Prospektus, von der Aufsichts⸗Fuͤhrung, von der Proceß⸗Instruktion, vom Re⸗ ister⸗Kassen⸗ und Rechnüngs⸗Wesen, von der amtlichen Korrespon⸗ enz, vom Registratur⸗Wesen, u. von den dienstlichen und persoͤnlichen Verhaͤltnissen der Beamten handeln, und im Anhange, Muster zu Anklagen, Vorladungen, Protokollen, Straftabellen, das Verzeich= niß der saͤmmtlichen Register bei der indirekten Steuer⸗Verwaltung, Muster zu andern schriftlichen Ausfertigungen, und eine Termin⸗ Tabelle enthalten. Den Verfassern ist von der hoͤchsten Behörde das Anerkentniß eines sorgfäaͤltigen Studiums des abgehandelten Gegenstandes geworden; das Werk selbst aber empfiehlt sich allen, beim indirekten Steuer⸗Wesen angestellten Beamten, als ein fast unentbehrliches Huͤlfsbuch.
Nordh ausen (Reg. Bez. Erfurt), 7. Sept, ; Nacht greift der vierjaͤhrige Sohn eines hiesigen Beamten, von ei⸗ nem heftigen Durst getriehen, nach einem Glase, was er beim Mondenschein auf einem Repositorium gewahrt, entpfropft es und that einige Züge daraus. Gleich darauf verspuͤrt das Kind die fürchterlichsten Schmerzen, schreit um Hülfe und klagt, obgleich weder Feuer noch Licht im Zimmer befindlich, sich verbrannt zu haben. Endlich ermittelt sich, daß der Knabe Vitriolbl getrunken; er starb, schnell , , ärztlicher Hülfe ungeachtet, drei Stunden darauf, unter den martervollsten Qualen.
Sberschreib endorf (Reg. Bez. Liegnitz). Ein junger Dieb, aus dem Gefängniß eben erst entlassen, legte hier beim Leinwands⸗ haͤndler Hoffmann, am 24. Aug. Feuer an, weil seiner, bei diesem dienenden Schwester, untersagt worden war, dem verdaͤchtigen Bru⸗ der Nachtlager zu geben. Das Haus brannte bis guf den Grund ab.
Op 96 sn Das im ehemaligen Minoriten⸗Gebaͤude zu Ober⸗ Glogau unlaͤngst eingerichtete katholische Schullehrer⸗Semingrium,
ewäͤhrt dem hiesigen Regierungs -Bezirke einen großen Nutzen. 9 diesem wurden vor Kurzem 55 Juͤnglinge gepruft, welche sich zem Schulfache gewidmet, und zjaͤhrigen Unterricht in dieser An⸗ stalt erhalten haben. Die mehresten derselben, darunter auch viele ber Polnischen Sprache kundig, legten sehr gute Kenntnisse an den Tag, fo daß sie bei kuͤnftiger Anstellung als Lehrer, nicht min⸗ der zu guten Hoffnungen berechtigen. Mit dem 1. Oktbr. d. J. be⸗ ginnt in diesem Seminario ein neuer zjaͤhriger Lehr-Kursus, und aug den dazu gemeldeten Kandidaten, sind 72 als die qualif&6cirte⸗ sten eng hl worden, welche, wenn sie nach einiger Zeit bei ei⸗ ner nochmaligen Prufung ö. geeignet gefunden werden, durch ? Jahr nicht allein ohnentgeltlichen Ünterricht und Wohnung, son⸗ dern auch, mit Berücksichtigung i rer Huͤlfs-Beduͤrftigkeit, Lhnent⸗ geltliche Beköstigung in dem Institut erhalten werden. — Zu Zlö⸗ nitz, Dembio und Dembiohammer starben g Personen an Brand⸗ Geschwuͤren, welche sie sich durch das Abledern des am Milzbran⸗ de gefallenen Rindviehes zugezogen hatten. — Am igten v. M. stürzte der noch nicht ausgebauete Thurm auf der neuen katholi—
Gedruckt bei Hayn.
Gestern in der
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schen Kirche in Kochanowitz, welche der dasige Grund ⸗Seß von Aulok, aus eigenen Mitteln auffüͤhrt, wahrscheinlich in mangelhafter Verbindung zusammen, ohne jedoch einen beim
beschaͤftigten Menschen zu verletzen.
Nach den nunmehr eingegangenen umstaͤndlicheren Nach ten, ist der am 26. Jul, in den Kiefer⸗Forsten der Herrschaft 6 Strehlitz entstandene Windbruch⸗Schaden, auf 16 bis 128000 tern anzunehmen, die entwurzelten Eichen ungerechnet. In' Dominial ⸗ Forste Cziasna wurden gegen 100 Kiefer ⸗Sth theils zerbrochen, theils entwurzelt.
Die Eisen⸗Fabriken werden schwunghaft betrieben. Der J Staab-⸗Eisen kostet 4 Rthlr., Zain⸗Eisen 5 Rthlr., Band⸗C Rthlr. und Roh⸗Eisen 1 Rthlr. 8 Sgr. — Die Zink⸗Huͤtten mogen die Bestellungen kaum zu befriedigen.
An freiwilligen Beitraͤgen zur Befoͤrderung und Verschoͤnn
der Landwehr, hat der hiesige Regierungs-Bezirk, seit d. J. 571 Rthlr. 10 Sgr. 5 Pf. aufgebracht.
12ten Landwehr-Brigade, dargeboten worden: 200 Rthlr.
95 9 312 227
82 700
535 300 219 2 21988 u. mit obengenannter Sum̃e von 54371
Ueberhaupt also 7660 Rthlr. 7 Sgr. 97 Pf Sprottau (Reg. Bez. Liegnitz) Ein Knecht zu Milkauh sich mit der Dienstmagd des Haͤuslers Kahl daselbst uͤberwor und steckte, um sie zu verbrennen, dem Kahl sein kleines W haus uͤber dem Kopf an; zwei Kinder des armen Haͤuslers wu die schuldlosen Opfer dieser barbarischen Rache; die Magd ss diese Nacht zufaͤllig bei ihren Eltern.
Stettin. Der Hafenbau hat guten Fortgang, auch ist zu erm daß noch in diesem Herbst und kuͤnftigen Fruͤhjahr, mit dem je Frauendorff befindlichen Dampfbagger, die Untiefen in der Oden Stettin bis Swinemuͤnde werden fortgeschafft, und eine Tiefe v Fuß noch uͤberall in der Oder von Stettin bis Swinemünd wirkt werden; diesem Ausbag gern der Oder soll jetzt besondere g merksamkeit gewidmet werden, da der Hafenbau den erwarhh Vortheil nur dann gewaͤhren kann, wenn die Oder von Sy muͤnde bis Stettin, von den 1 — 12 Fuß tief gehenden Schiffen, befahren ist. — Die Kuͤsten⸗Haͤrings⸗Fischerei hat, nach Anwennh der Instruktion vom 4. Maͤrz d. J., wie die Zeugnisse der Kauft in Königsberg in Pr. und mehrerer anderer Sachkenner besh weit bessere Haͤringe geliefert, allein noch viel zu wenig, . Bedarfe des oͤstlichen Theils der Monarchie zu genuͤgen.
Stralsund. Dem Paͤchter Asmus zu Wampen, wurhgz v. M. mehrere Schweine, wahrscheinlich durch den Gem beim Weiden am Strande, aus dem uͤbergetretenen Weasye, großer Hitze gierig eingeschluͤrften Seesterne ober Sechmmn vergiftet.
are n uͤᷣn de. (Reg. Bez. Stettin. Am 7. Sept. Abemne gen 11 Uhr, brannten im benachbarten Dorfe Liebgarten, in z Minuten, zehn Haͤuser nieder; vier u. zwanzig Familien haben ihr zes Habe, sieben kleine Kinder ihren Vater, den Fischkarrer Di dabei verloren. Der Landrath Kraft hieselbst erbietet sich zur pfangnahme und gewissenhaften Verwendung eingehender m Beitraͤge.
Wittenberge (Reg. Bez. Potsdam). Im Aug. kamen beladene Fahrzeuge vom Auslande und 319 wurden dahin fertigt.
Koseler Kreise Falkenberger Kr. Grottkauer Neißer Oppelner Ratiborer Rybnicker
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Hamhurger Blätter erzählen, daß die Nordamerikaner, Holz und M süßen Kastanien⸗Bgumes, zum Gerben und zum Blaufarben, mit grofkt zen anwenden, auch sollen sie aus der Rinde die beste Dinte bereiten.
Berlin, 19. Sept. Land-⸗Frachtsaͤtze, zu welchen, n Angabe der Schaffner, verladen worden. Der Cemnet mn Breslau 13 Rthlr.; Danzig 3 Rthlr.; Elbing 4 M Frankfurt a. d. O. I Rthlr.; Frankfurt a. M. 3 zn Hamburg (in Golde) 8 Rthlr.; Halle 13 Rthlr.; Koͤnsß 5 Rthlr.; Leipzig 175 Rthlr.; Luͤbeck (in Golde) 2 J Memel g Rthlr.; Posen 2 Rthlr.; Stralsund 22 R Warschau 5 Rthlr.
König liche Schauspiele.
Donnerst. 19. Sept. Im Opernhause: Das Vogil ßen, Lustsp. in 5 Abtheil. von H. Clauren.
Freit. 20. Sept. Im Opernhause: Die Schweiht milie, Singsp. in 3 Abtheil., Musik von Weigl. (Mad. Frank, Kammersaͤngerin und Mitglied des Großherzogl. theaters zu Darmstadt: Emmeline.) .
Meteorologische Beobachtungen Barometer Therm. Hygr. Wind. Witterun⸗
A. 285 1095 N. O. sternklar, kühl.
F. 2879 37 4 6305 N. gebroch. Him. kühl
Meß 33 * 123 * N. W. Sonnenblicke, Wi
A. 967 334 835 N. sternklar, kühl.
F. 285 474 W. strt, dunst, kühl, Sen Meg 83M 4 11* N. W. strüb, Wind, laue
16. Sept. 17. Sept.
198. Sept.
Redakteur h
Außerdem sind in;
noch besonders zur Verbesserung des Bekleidungs⸗Zustanz 11416
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aats-Zeitung.
enßische St
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Kmtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
dajestat der Konig sind gestern, von Potsdam aus,
eringen Gefolge, zum Kongresse nach Verona . ie s d ber gehen zunaͤchst nach Merse⸗ von wo aus HoͤchstSie das in jener Gegend zu den ibungen versammelte Ate Armee⸗Korps besichtigen wer⸗ jd setzen dann Ihre Neise uͤber Frankfurt a. M. fort. ährend Hoͤchst Ihrer Abwesenheit haben Se. Najestat dnigliche Hoheit den Kronprinzen zu Hoͤchst Ihrem treter zu ernennen geruhet.
rch eine gestern Morgen aus St. Petersburg einge⸗ De Estafette ist die höͤchsterfreuliche Nachricht eingegan— Daß Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfuͤrstin Alexandra owna am 11ten dieses, um 43 Uhr Morgens, gluͤcklich ner Großfuͤrstin entbunden worden sind, welcher der Olga Nikolajewna beigelegt worden ist. Ihre Kaiser⸗ zoheit, so wie die junge Großfuͤrstin, befinden sich im chtesten Wohlseyn.
keine Majestaͤt der König haben den Staats—-Minister 'doß wieder in Hoͤchst Ihren aktiven Dienst als Staats⸗ Er aufgenommen und felbigen zum Vice-Praͤsidenten staats-Rathes und des Staats-Ministeriums bestellt, Zeine Majestat der Koͤnig haben dem, bei der Geschaͤfts— se des Chefs der Seehandlung stehenden bisherigen Rech— Rath Wollny, das Prädikat als Geheimer Rechnungs— beizulegen, und das desfallsige Patent Hoͤchsteigenhaͤndig ziehen geruhet. hes Koͤniges Majestaͤt haben Allergnaͤdigst geruhet, den postmeister Pfitzer, zum Hof⸗Postmeister zu Koͤnigs— Pr., zu ernennen. e. Majestaͤt der Konig haben dem Feldwebel-Lieutenant dt, dem Fechtmeister Fel my vom hiesigen Kadetten und dem im Berg⸗Revier Schweidnitz in Schlesien lten Berg⸗Geschwornen Friedrich Fleck, das Allge— Ehrenzeichen erster Klasse zu verleihen geruhet.
it Bezugnahme auf das von der Koͤnigl. Haupt-Ver— g der Staatsschulden, in den oͤffentlichen und Provin⸗ ts-Blaͤttern erlassene Publikandum vom 31. Aug. d. J. n des, auf den letzten Dezember (. a. festgesetzten Praä⸗ „Termins zur Umschreibung der Lieferungs-Scheine in atsschuld⸗Scheine, ' saͤmmtliche Gerichts-Behoͤrden hierdurch aufgefodert, ihren Depositorien besindlichen Lieferungs-Schelne, vor der Praͤklusiv⸗Frist, zur Umschreibung in Staatsschuld— e bei der Kontrolle der Staats-Papiere einzureichen, aliter bei der Koͤnigl. Haupt-Verwaltung der Staats— den anzumelden, und deshalb sofort die Depositarien zeige der vorhandenen Lieferungs-Scheine aufzufodern. Bber-Gerichte haben die Unter Gerichte zur Befolgung Bestimmung besonders mit Anweisung zu versehen. zerlin den 15. Sept. 1892. Der Justiz⸗Minister. Kircheisen.
gtrtist: Der General⸗Major und General⸗Adjutant Sr. Königs, v. Witz le ben, und
Geheime Kabinets⸗Rath Albrecht, nach Verona.
r. Wirkl. Geheime Regierungs⸗Rath ünd Dircktor im hohen rium des Inneren und der Polizei, Graf v. Harden⸗ nach Schlesien.
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Zeitung s-Nachrichten. A un sl an d.
Haris, a1. Sept. Die Sitzungen des Assisen⸗Hofes zu
ks vom 7ten und gten sind mit den Vertheidigungs⸗Re.
Stück Berlin, Sonnabend den ar sten September 1822.
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den der Advokaten zu Gunsten ihrer Klienten ausgefuͤllt wor— den. Am gten fuͤhrte der General-⸗Prokurator das Wort, und erinnerte die Geschwornen, am Schlusse seines Vortrages, an ihre Pflicht, bei dem nahe bevorstehenden Ausspruche das Wohl des Vaterlandes im Auge zu behalten, und sich durch die zur Entschuldigung der Angeklagten angefuͤhrten Trug—⸗ schluͤsse in ihrer Ueberzeugung nicht wankend machen zu las— sen. Nach Hrn. Mangin las der General Berton abermals eine lange geschriebene Rede ab, wobei es indessen nicht so⸗ wohl auf seine eigene Vertheidigung, als auf einen heftigen Ausfall gegen den General-⸗Prokurator abgesehen war. Die Gegenreden der Advokaten fuͤllten den Rest der Sitzung vom 9gten aus, und werden am zoͤten fortgesetzt werden. Heute wird der Praͤsident sein Résumé machen und am Abend das Urtheil erfolgen. — Gestern ist der Kaiserl. Russische Minister Staats⸗Sekretair Graf Capodistrias hieselbst eingetroffen; er wird, heißt es, von hier aus, in die Baͤder von Ems gehen. — Bei einem hiesigen Buchdrucker sollen eine bedeutende Anzahl von gedruckten, im Namen des Tribunals der Karbonari aus⸗ gefertigten Todes-Urtheilen entdeckt worden seyn. Gleich Hrn. Mangin in Poitiers, hat auch der General-Prokurator am hiesigen Assisenhofe, Hr, von Marchangy, kuͤrzlich das seinige erhalten. Es lautet folgendermaßen: „Wir sind 285 Buͤrger, die Deinen Tod geschworen haben. Dolche, Windpistolen, Alles soll gegen Dich angewendet werden. Du kannst dem Streiche nicht entgehen. Vereitele unseren erhabenen Ver— schwoͤrungs-Plan, wenn Du kannst! Erst wenn Du den To⸗ desstoß erhaältst, wirst Du uns kennen. Die Franzosen wer⸗ den zeigen, daß sie des siebenjährigen Despotismus endlich mude sind.“ — Die nach den Suͤd-Amerikanischen Staaten bestimmten Kommissarien sind am 17. d. M. von Rochefort aus unter Segel gegangen. ; * , Der Herzog v. Escgrs, Ober⸗Haushofmeister Sr. Maj, ist am gten d. M., 76 Jahr alt, mit Tode abgegangen. — Waͤhrend der Zeit vom Julius 1821 bis dahin 1822, sind den hiesigen Stadt⸗ Armen und milden Stiftungen durch Geschenke und Vermaͤchtnisse zugefallen: an jaͤhrlichen Einkuͤnften 00 Fr. und an Kapital 2378 Fr. 20 Cent. — Der Pair, Graf Tascher de la Pagerie, ein Verwandter der ersten Gemahlin Bonapartes, ist am Sten d. M. 78 Jahr alt, auf seinem Gute Pouvray (Orne⸗Dept) verstorben. — In Marseille ist die sehr geschickt gearbeitete kolossale Bild saͤule Ludwigs XIV, bei Begehung des St. Ludwigs⸗-Festes, auf der Fagade des Stadthauses aufgestellt worden. — Auch der Staatsrath Julien und der Deputirte Dardessus sind zu Mitgliedern des (S. Tien d. 3. erwaͤhnten) Ober⸗Gesundheits⸗Kollegjums ernannt worden. Vor einigen Monaten, als bekanntlich mehrere Departements durch auffallende Feuersbruͤnste litten, wurden außerordentliche Wachtposten durch Buͤrger hesetzt. Dieser Dienst traf im Depar⸗ tement Oise guch einen Greis von 78 Jahren, und man war nicht wenig uͤberrascht, als der Alte mit der dreifarbigen Kokarde an⸗ marschirt kam. Indessen kam er mit 100 Fr. Strafe und einigen Tagen Arrest weg, weil er nachwies, viele Fahre krank gewesen zu seyn, und vorgab, waͤhrend der Zeit von den Veraͤnderungen im Lande keine Kenntniß genommen zu haben. Die Officiere der K. Garde gaben am Zten den hieher gefluͤch⸗ teten , . Garde⸗Officieren ein praͤchtiges Diner. Oeffentliche Blaͤtter hatten erzaͤhlt, daß der mi ,, ver⸗ bannte General Graf v. Erlon (Drouet), welcher sich gegenwaͤrtig in Baiern aufhaͤlt, mit 6 Franz. Officieren in Katalonien ange—⸗ kommen sey, und sich, die dreifarbige Kokarde auf dem Hute, erbo⸗ ten habe, Katalonien in 4 Wochen von den Antikonstitutionellen zu befreien; ja, man wollte am 25. Aug. den General schon zu Fun- guerg (Katalonten) im Begriff gesehen haben, seine Reise nach Fi⸗ gueras forzusetzen, Hierguf macht jetzt dessen Tochter im heutigen Moniteur bekannt, daß ihr Vater keinesweges nach Spanien ge⸗ gangen sey, vielmehr die Staaten, wo man ihn aufgenommen, nie verlassen werde, als um sich mit . drei Sohnen zu des Königs Fuͤßen fa werfen und sein und seiner Kinder Leben dem erhabenen Hause der Bourbons anzubieten. . .
Bayon ne, 5. Sept. Wenn bis zum 15 d. keine Symptome vom gelben Fieber in Spanien ausbrechen, soll, heißt es, der Sa? nitaͤts Kordon und das Lazareth zu Behobie aufgehoben werden Demungeachtet werden die Truppen unter dem Namen eines Ob— servations⸗Heeres aufgestellt bleiben, und fuͤr den Fall, daß Portu⸗ gal wirklich Truppen mit den, an die Pyrenaͤen⸗Graͤnze beorderten Spanischen wurde , wollen, selbst noch verstaͤrkt werden? Der Trappist ist nach seiner Nicberlage mit T0 Mann zu Que⸗ sada gestoßen. Zwei Kolonnen konstitutioneller Truppen, M. stark, sind in Navarra eingeruͤckt, und wollen Quesada'g Lager in
Irati angreifen. Oberst Cabra unterzeichnet an der e 3. Grelle lr n essbent det Junta, Hat ber g en ne n e,