1823 / 67 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

641 nledergelassen. Eine Erwaͤhnung verdienen auch die verschiede⸗ nen Privat Personen gehörigen Tuch-⸗Fabriken in Ozorkowo, Ale⸗ xandrow, Poddebice, Wiskitki, Izbiea, Brzeziny ꝛc. Unsere Zeitungen enthalten die Verordnung Sr. Kai⸗ serlichen Majestaͤt, d. d. St., Petersburg den * April, nach wel⸗ cher, in Erwaͤgung der vortheilhaften Folgen, welche aus der Ein= führung der Kassen Billets im vormaligen Herzogthume Warschau, so wie in anderen Laͤndern entsprungen sind, und zur Erleichterung und Belebung der Circulation im Königreiche Polen, fuͤr den nen Umfang desselben eine Anzahl von Kassen⸗Scheinen zu dem etrage von 12s Mill. Gulden Poln. kreirt worden ist. Diese Scheine sollen auf saͤmmtliche direkten Einnahmen des Köͤnigrei⸗ ches versichert seyn. Im Konstitutions„ Budget werden Se. Maj. einen Fond zu ihrer Tilgung anweisen. Es werden vier Klas⸗ sen von Kassen⸗Scheinen seyn, naͤmlich Klasse A. 1,300, o Stuͤck 5 Gulden ⸗Scheine. Kl. B. 400Cοο0 Stuͤck 10 Gulden ⸗Scheine, Kl. C. 40,00 Stuͤck 50 Gulden ⸗Scheine. Kl. D. 10, 000 Stuͤck 100 Gulden⸗Scheine. Die 5 Gulden⸗ Scheine werden von blauer, die 10 Gulden⸗Scheine von rother, und die 50 und 1900 Gulden⸗ Scheine von weißer Farbe seyn. Die Kassen⸗Scheine sind Eigen⸗ thum des Vorzeigers, welcher stets als der rechtmaͤßige Besitzer zu betrachten ist, und tragen keine Zinsen. Hier soll eine Realisations⸗ Kasse errichtet uud mit einem besondern Fond versehen werden. Die Kassen⸗Scheine koͤnnen gegen baares Geld umgesetzt werden und die Realisntions⸗Kasse wird den bagaren Betrag eines jeden Schei⸗ nes, der ihr gebracht wird, gegen Abzug von 3 Groschen Poln von 5 Gulden Poln. zahlen. Dieselbe Kasse wird auch, auf Verlangen eines Jeden, unentgeltlich ioo und 50 Gulden⸗Scheine gegen 10 und 5 Guld.⸗Scheine und so umgekehrt, eintauschen. Alle Abgaben und Einnahmen aller Art, sowohl direkte als indirekte, koͤnnen in die offentlichen Kassen sowohl in klingendem Gelde als in Kas⸗ sen⸗-Scheinen, letztere ohne Abzug, angenommen werden. Ge⸗ genseitig sollen alle Zahlungen aus bffentlichen Kassen, theils in baarem Gelde, theils in Kassen⸗Scheinen geleistet werden. Bei den Zahlungen aus Kauf⸗ und Verkauf-, so wie aus anderen Vertraͤ⸗ gen zwischen Prlvat⸗Personen, kann Niemand gezwungen werden, Kassen-Scheine anzunehmen, wenn diese Zahlungs- Gattung nicht ausdruͤcklich in den Vertraͤgen ausbedungen worden ist. Derjenige, welcher zuerst einer Behörde von der Verfaͤlschung der Kassen⸗ Scheine Nachricht giebt, soll (wenn sich seine Nachricht bestaͤtigt), zodo Fl. Poln. in Warschau, wenn er ein Bewohner des Koͤnig-⸗ reiches Polen ist, und, wenn er im fremden Lande wohnt, durch den dortigen Russisch Kaiserl. Geschaͤftstraͤger eben so viel ausge⸗ zahlt erhalten. Diese Belohnung soll fuͤr den Fall annoch erhöht werden, wenn Maschinen und Werkzeuge zur Fabrikation der

Scheine entdeckt werden. . St. Petersburg, 20. Mai. Der heutige, hier erscheinende Conservateur impartial enthaͤlt Folgendes; „Einige deutsche Blaͤt⸗ ter wollen an die Abberufung des Russisch Kaiserl., Gefchaftstraäͤ⸗ gers am Hofe zu Teheran, polttische Beweg-Gruͤnde und Fol⸗ erungen knuͤpfen. Dieser Beamte ist niemals abberufen worden; . Angelegenheiten haben seine Ruͤckkehr nach Rußland auf einige Zeit noͤthig gemacht. Der gewoͤhnliche Urlaub ist ihm bewil⸗ ligt worden; moge er nun aber sich auf seinen Posten zuruͤckbege⸗ ben, oder ein anderer an seine Stelle ernannt werden; die Anwei⸗ sungen, die das Benehmen des Russisch Kaiserl. Geschaͤftstraͤgers in Persien geleitet haben, werden stets dieselben seyn u. immer mit der Handels⸗Weise uͤbereinstimmen, die der Kaiser seit zwei Jah⸗ ren mit gleicher Loyalitaͤt und Beharrlichkeit in Hinsicht auf Be⸗ e, , . befolgt hat, die von seiner Seite in keiner Art veran⸗ aßt worden sind.“ e Bukarest, 10. Mai. (Aus dem Oesterr. Beobachter). Diese Hauptstadt, die, wie das Fuͤrstenthum uͤberhaupt, in den beiden letztverflossenen Jahren, ohne alle Schuld der Landes⸗Ingesesse⸗ nen, durch die heillosen Unternehmungen fremder Abenteurer und Freiheits⸗Schwindler so schwere Drangsale erlitten hat, fuͤr welche nur die Zeit, und eine milde und wohlwollende Regierung, wie die des setzigen Fuͤrsten, einige Entschaͤdigungen erwarten lassen, ist in diefen Tagen von einem großen ÜUnfalle heimgesucht wor⸗ den. Am 5ten brach bei einem Brot⸗-Baͤcker ein Brand aus, der sich so schnell verbreitete, daß bis zu Sonnenuntergange an og Gebäude eingeäͤschert waren. Gleich darauf wurde die Stadt durch cin anderes Ereigniß in Schrecken versetzt. Am 7Jten, um halb tz Uhr Abends, fuͤhlte man zwei heftige, in einem Zwischenrgume von wenigen Sekunden auf einander folgende senkrechte Erdstoße. Am gten um 3 Uhr Nachmittags erfolgte eine abermalige Erd-⸗Erschuͤt⸗ terung, von einem sturmaͤhnlichen Brausen begleitet, welches um so auffallender war, als in der Atmosphaͤre eine vollkommene Windstille bei einer Temperatur von 20 Grad Reaumur herrschte. Korfu, 30. April. (Auszug aus einem Privat⸗-Schreiben ) Vor einigen Tagen hieß es hier, daß der Großherr dem Moustai, Pascha vön Skutari, den Befehl habe zugehen lassen, mit 23,00 Arnauten gegen die insurgirten Griechen des Kontinents aufzubre⸗ chen; man haͤlt indessen jene Nachricht hier, vielleicht nicht ganz mit Unrecht, fuͤr ein leeres Schreckmittel; denn abgesehen davon, daß je⸗ ner Pascha, zu der Zeit, als er von Churschid Paschg aufgefodert ward, zu ihm zu stoßen, nicht mehr als Zoo0 Mann stellen konnte, hört man jetzt auch noch, daß sein Bruder, Namens Hykla in Durazzo, ihm den Krieg erklart habe. Dieser Umstand, wenn er gegruͤndet ist, durfte die Hoffnungen, welche die Pforte auf die Hülfe Ober⸗Al⸗ baniens baute, ziemlich vernichten.

1 Berlin. Jenners heilbringende Entdeckung der Schutzblat⸗ tern ward auch in diesem Jahre am 14. Mat, als an dem Tage, in welchem er, nach 2ciaͤhriger Prufung, i. J. 1796 zum erstenmale das Schutzmittel auf den menschlichen Körper uͤbertrug, von einer ee, w. Versammlung der Aerzte Berlins, durch ein Gastmahl m Thiergarten gefeiert. Zur Freude, welche sonst im Andenken an diese ünaussprechlich große Wohlthat nur allein diese Feier be⸗ . mischte sich die Trauer uͤber den Tod des Mannes, welcher vom schendsten Krankheiten des Menschengeschlechtes zu erkaͤmpfen. Die erfreuliche Mittheilung, welche bei dieser Gelegenheit der Staatsrath Dr. Hufeland, der Versammlung von den i. J. 1821 in der Preußischen Monarchie vollfuͤhrten Impfungen vorlegte, gaben ei⸗ nen beutlichen Beweis, welche Fortschritte die Vaccination in unserem Staate gemacht hat, und mit welchem Eifer und mit welcher Uneigen⸗ nutzigkeit dieselbe von den Kunstgenossen Jenners betrieben wird. Es ergab sich namlich aus den eingesendeten Listen der Regierun⸗

* ——

immel auserwählt war, den Sieg uber eine der vorherr⸗

.

*

gen des ganzen Preußischen Staates, wobei nur die Bexichte Magdeburg, Duͤsseldorf und Muͤnster fehlten, daß in diesem 3519335 Menschen geimpft worden waren, welcheg, wenn ny feylenden Berichte und die sonst nicht Angezeigten rechnen,, die Summe von Joo,ooo erreichen mochte. 4 So viel es Ort und Zeit gestatteten, theilte der Dr. Br eine gedraͤngte Ueversicht von Jenners Leben mit. 6 Po sen, 23. Mai. Zum zweitenmale, seit unsere Stadt. Koͤnigl. Hoh. die Prinzessin Luife von Preußen, Gemahlih! Durchlaucht des Herrn Fürsten Anton Radziwint, alljaͤhrlich j ren Mauern sieht, ist uns am 24. d. M. das Gluck zu The worden, daß Höͤchstdieselbe Ihr Geburtsfest in unserer Min, ging. Die innige Liebe und Verehrung fur die erhabene Fh sprach sich dabei unter allen Standen auf die unzweideutigs; ruͤhrendste Weise aus. Um 1 Uhr Mittags geruhte Ihre gi Hoh. die Gratulations Kohur anzunehmen, und die Gläckwüns den vom Militair und Civil fanden sich so uͤbergus zahlreig daß die Saͤle sie kaum zu sassen vermochten. Außer der Gess lichkeit und den Landes -Behoͤrden, uͤberbrachte die Huldigu der Stadt eine Deputation des Magtstrats und des Mum Rathes, welche Ihre Koͤnigl. Hoh. besonders huldreich aufn men die Gnade hatte. Vom Lande waren sehr viele der ah hensten Familien mit ihren Frauen und Toͤchtern, zum Thel, bedeutenden Entfernungen, ganz ausdruͤcklich fuͤr diesen fen Tag zur Stadt gekommen. Diese ganze Versammlung st ö durch die Gastfreiheit des hohen Fuͤrstenhauses Abends Mang glaͤnzenden Balle wieder vereinigt, welcher die heitere Fit bis an den andern Morgen verlaͤngerte, waͤhrend die Buͤrgasn wie in ihren Gefuͤhlen, so in dem Ausdrucke derselben einm ihre Haͤuser reichlich, zum Theil auch geschmackvoll erleuchtet! Besonders zeichnete sich die schoͤne Fronte des Rathhauses, ß die der Domkirche aus. Aber erfreulicher, als die glaͤnzemm und sinnreichsten Erleuchtungen, sprach den Beobachter die n schminkte, einfache Herzlichkeit an, mit welcher unter den, die Straßen wallenden Gruppen beider Natignen, die Empfin gen der gleichen und gemeinschaftlichen Anhaͤnglichkeit an die ehrte Fuͤrstin laut wurden. Die Wurde der Tugend fesselt u die Herzen gleich fest; ihr huldigt unbedingt der Geringste, wie Hoͤchste. Am 25sten wurden zur Nachfeier die Armen der forder Suppen⸗Anstalt festlich bewirthet.

.

——

Wechsel⸗, Geld⸗ und Fonds⸗Kourse.

Hamburg, 30. Mai. Amsterdam k. S. 105 pCt., 24 1057 pEt, Geld mit z besser. London k. S. 37 Schill. 7 Mon. 37 Schill. 4 Den., Geld, mit? Den. besser. Paris 2 Mon Schill., Geld. Bordeaux 2 Mon. 266 Schill. gut zu lassen. penhagen k. S. 248 pCt. Breslau 6 W. or Schill, viel und 3 Mon. mit 23 Schill. besser bezahlt. Wien in ellen W. 1483 pCt., Prag in etlectiv 6 W. 1493 pCt., nicht

Umsatz; zu lassen. Augsburg 6 W. 149 pt, begehrt furt 6 W. 1495 pCt., nicht viel Umsatz; zu lassen. St. M

burg 2 Mon. 83 Schill., für 2 Mon. zum notirten Kours Kuͤrzere und laͤngere Sichten nicht gefragt. Diskonto 3 pCt. Louisd'or 1 Mark 6 Schill, zu haben. Gold al mar Schill, zu lassen. Daͤn. Grob Kour. 12435 pCt. Hamb. Kour, 153 pCt. Neue 3 Stuͤcke fuͤr voll 297 pCt. 1 ling⸗Stuͤcke 245 u. 25 pCt. Fein Silber 2 Mark 107 E Silber in Sorten 18 Loth 5 Gran à 14 Loth 9 Gran 271

107 Schill, Preußische Muͤnze 29 Mark 57 Schill., zu

Preuß. Engl. Anleihe von 18198 pr. kont. 835 833 pét, Preuß. Englische Anleihe von 1822 pr. kont. 817 8e Ct, k

Umsatz; zu den niedrigsten Notirungen waren Anfangs Kön

gegen Ende der Boͤrse war es jedoch flauer.

Preuß. Praͤmienscheine a 207 Mrk. Bko. Geld, ohne Verkl

Norweg. Anleihe a 5 pCt. bei Gebruͤder Benecke, a 85 zu haben, à 84 pCt. Geld. Desgl. à 6 pCt. bei Hambro Sohn à 925 pCt. zu haben, à ga pEt. zu lassen.

Daͤn. Anl. erste Abth. a 6 pCt. Zinsen 93. 94 pCt., den 5 pCt. 83. 835 pCt., fast gar kein ümsatz; zweite desgl. 2 5! kein ̃

Daͤn. Engl. Anl. in Pfd. Sterl. 2 37 Schill. 4 Den. kein! satz; in Bko. Mrk. 827 2 6 sten Notirungen blieb Geld.

Oe sterr. Loose à 200 Fl. pr. kont. 1177 . 218 pCt., wenig satz; Metalliques pr. kont. à 8 z . 82 pEt.R, auf 3 Mon. i! pCt., Wiener Banko⸗Aktten pr. kont. 895 goo pEt, vr. Jun. goo. gos pCt., wenig Umsatz; zu den niedrigsten Notzrun waren Anfangs Kaͤufer; gegen Ende der Boͤrse war es jedoch si

S853 pCt., einiger Umsatz, zu den nien

K

re

ußische Staats -Zeitung.

1

Stuͤck.

Berlin, Donnerstag den 5ten Junius 1823.

r t ich e nie des dag e g

Seine Majestaͤt der Koͤnig haben dem bei der hiesigen vis, und Einquartierungs-Deputation als Kassen-Diener estelten Sergeanten Abraham Hamann, dem bei dem igen Magistrate als Nuncius angestellten vormaligen Feld— el ludwig Rausch, und dem Kreisboten Henß beim hröthlichen Amte des Steinauer Kreises im Regierungs— irke Breslau, das Allgemeine Ehrenzeichen zweiter Klasse herleihen geruhet.

Des Koͤniges Majestaͤt haben dem Archivar Matthias, dem Geheimen expedirenden Sekretair Timme beim etal-⸗Post⸗Amte, das Praͤdikat als Hofrath Allergnaͤdigst herleihen, und die desfallsigen Patente Allerhoͤchstselbst zu ehen geruhet.

Der bisherige Kammer-Gerichts-Assessor und Divisions— iteur Kallenbach, ist zum Justiz-Kommissarius beim hmer-Gerichte, und zugleich zum Notarius publicus im jartement dieses Kollegiums bestellt worden.

.

Se. Koͤnigl. Hoh. der Prinz August von Preußen

bon Rheinsberg, und

Se. Hoheit der Herzog Gustav von Mecklenburg— werin, von Schwerin hier angekommen.

Se. Königl. Hoh. der Herzog von Cumberland, ist Dessau, und

Se. Hoh. der Herzog Karl von Mecklenburg-Stre—

General-Lieutenant und kommandirender General des

de⸗Korps, nach Teplitz abgereist.

3

Im Bez. der Königl. Reg. zu Koͤnigsberg

ist die in Paris erledigte Pfarrstelle dem Pfarrer Fleischer

Budnick verliehen, und . Der Kand. Dr. Steinorth zum Pfarrer in Steinbeck und

endorf bestaͤtigt worden.

Angekommen: Der General-Major und Inspekteur der Ingenieur-Inspektion, von Hoyer, von Kuͤstrin.

Der Großherzogl. Mecklenburg-Schwerinsche Hof-Marschal, iherr von Bülow, von St. Petersburg.

Russisch Engl. Anleihe von 1822 in Pfd. Sterl. a 37 4

4 Den. vr. kont. a2 78 . 783 pCt., wenig Umsatz; zu den

drigsten Notirungen waren Anfangs Kaͤufer; gegen Ende der

war es jedoch flauer.

Königliche Schauspiele.

Dienstag 3. Jun. Im Schauspielhause: Der Barbier vo villa, kom. Oper in 2 Abth. Musik von Rosstui. Mittwoch 4. Jun. Im Schauspielhause: Die Drillinge, I. in 4 Abth, von Bonin. Hierauf: Der schwarze Mann, Pos 2 Abth. (Hr. von Zieten⸗-Liberati, Regisseur und Schauspieltt Stadt⸗Theaters zu Leipzig: den Flickwort.)

Freitag 6. Fun. Im Schauspielhause, zum erstenmale derholt: Zur guten Stunde, oder: die Edelknaben.

Meteorologische Beobachtungen. Barometer Therm. Hygr. Wind Witterung.

30. Mai. A. 286 33 * 140 shen, Wolken, laue e 31. Mai. F. 269 4 T0 grauer Himel, kühler Meg? 47 * 18 grau. Hm̃l. hell, sehr n A. 99e 45 * 137 sternklar, laue Luft. F. 287 4 104 hell, grauer Him̃el, Meg 4 420* hll, etw. Wb lch. sehr A. 287 4 162 Ster nblicke, warm. F. 267 95 * 14 wolkig, gebroch. Him̃ Meg? 1 1225 wollig, Sonnenschenn Redakteur

1. Jun.

2. Jun.

ei tung s⸗ Nachricht en

,

Paris, 27. Mai. Aus dem Haupt⸗Quartiere zu Girona ver⸗ mt man, daß Milans am 2osten noch in Mataro stand, Mina nach verschiedenen Hin- und Hermaͤrschen, nach Cellent zu⸗ ehren zu wollen schien. Der General Donadien und der Ba⸗ bon Eroles befanden sich am 1gten in Caldes. Der General al hatte am 20sten sein Haupt⸗Quartier in Granolles, und es ssich das Geruͤcht verbreitet, daß der Royalisten⸗Chef Miral⸗ einem Gefechte mit den Konstitutionellen bei Cervera ge⸗ gen sey. Der Erz⸗Bischof von Tarragong und der Herzog von San⸗ * werden im Laufe dieser Woche von hier nach Spanien auf⸗ Ueber die vielfach besprochene Wegnahme eines Spanischen seuges in der Gegend der Azorischen Inseln durch ein Franz. schiff, zu einer Zeit, als der Krieg zwischen beiden Staaten nicht erklaͤrt gewesen, ist jetzt der Bericht des Kontre⸗Admi⸗ Meynard de la Farge von Bord des von ihm gefuͤhrten Bart, aus der Rhede von Fort-⸗Royal auf der Insel Marti⸗ vom 12. Maͤrz d. J. eingegangen. Es erhellt daraus, daß Spanische Schiff von 65 Tonnen, von einem Korsaren Na⸗ la Nueva Veloz Mariana, geführt worden, und 24 Zwls⸗ der und 175 Mann an Bord, mit einer, in 3 Millionen baa⸗ Geldes und einer gleichen Summe in Vanille, Indigo, Coche⸗ und anderen ahnlichen iheuern Waaren bestehenden Ladung, era⸗Cruz und Havanna nach Kadit bestimmt war. Dieser

R ach⸗ e h ten

Korsar griff den Jean⸗Bart zuerst, und zwar zur Nachtzeit, wo er die Flagge desselben nicht erkennen konnte, an, und verletzte somit das Völkerrecht; ohne Zweifel wurde er sich des Jean⸗Bart bemaͤchtigt haben, wenn dieser ein bloßes Kauffahrtei⸗Schiff ge⸗ wesen waͤre. Als der Korsar beim Anbruche des Morgens er⸗ kannte, daß er es mit einem Franzoͤsischen Kriegs⸗-Schiffe zu thun habe, suchte er durch schnelle . zu entkommen; als dieses ihn dennoch einholte, weigerte er, sich visitiren zu lassen; diese Um- staͤnde und die von ihm selbst nach dem Entern getrosfenen Ver⸗ theidigungs⸗Anstalten, mußten dem Befehlshaber des Jean⸗Bart die Ueberzeugung geben, daß der Korsar die Feindseligkeiten Spa⸗ niens gegen Frankreich kenne, oder wentgstens vermuthe, und daß er mithin die Absicht gehabt, auf Kaperei auszugehen. Der Kon⸗ tre⸗Admiral Meynard de la Farge ließ daher 60 Franzosen an Bord des Span. Schiffes bringen, wogegen er 216 Spanier auf das seinige nahm, und fuͤhrte jenes nach Martinique, nachdem er vorher mit der groͤßten Gewissenhaftigkeit das saͤmmtliche, darauf befindliche Eigenthum, zu dessen Verwahrung, in Gegenwart des angeblichen Faktors (von dem sich jedoch spaͤter auswies, daß es ein bloßer Passagier gewesen) hatte versiegeln lassen. Als Mey⸗ nard de la Farge dem Spanischen Schiffs-Kapitain ankuͤndigte, daß er ihn nach Martinique zu fuͤhren beabsichtige, machte dieser die lockendsten Anerbietungen, um sich r n, . und seine Fahrt nach Kadix fortsetzen zu koͤnnen, jedoch vergeblich.

28. Mai. Se. K. Hoh. der Herzog von Angouleme hat am 24sten Morgens um g Uhr seinen Einzug in Madrid gehalten. Briefe aus dieser Hauptstadt vom 2æ2sten bestaͤtigen die Nachricht, daß der General Bessieres, gegen den Befehl des Herzogs von Angouleme, bereits am zosten gesucht, sich Madrids zu hen agen gen, und sich zu diesem Behuüfe mit seinem Korps am Alealaer Thore gezeigt habe, wo es indessen zu einem Gefecht gekommen sey, bei welchem er 60 Todte und zo0 Gefangene eingebuͤßt habe. An demselben Tage (æosten) erschienen zwei Franzoͤsische Sffieiere als Parlamentairs in der Stadt; alsbald fuͤllten sich die Straßen mit Menschen, welche die Franzosen mit dem Rufe: „Es lebe der Kͤ⸗ nig! es leben die Franzosen!“ begruͤßten, und sich ein Vergnuͤgen dar⸗ aus machten, den konstitutionellen Officier, welcher die beiden Parlamentairs begleitete, diesen Ruf wiederholen zu lassen; aus allen Fenstern wehten weiße Tuͤcher; kurz, der Jubel war unge⸗ mein. Am Sonnen⸗Thore schoß ein , d,. auf die Men⸗ ge, die sich hierauf groͤßtentheils zertheilte und den beiden Parlamentairs Raum ließ, die Wohnung des General Lagos zu gewinnen. Am aasten Abends 9 Uhr zogen die Franzosen ein, nachdem sie zuvor in Fonegrrale mit dem größten Enthusiasmus begruͤßt worden waren. Bei solchen Gesinnungen duͤrfte der Ge⸗ neral Lagos kaum die Haͤlfte seiner Truppen mit uͤber den Tajo nehmen. Ueber diese Truppen selbst druckt sich ein Privat⸗Schrei⸗ ben folgendermaßen aus: „Von den Konstitutionellen, die wir in Madrid gesehen, sind die Officiere gut uniformirt, sprechen saͤmmt⸗ lich Franzoͤsisch, und haben ein angenehmes Wesen; die Soldaten dagegen . schlecht gekleidet, und Vielen fehlt es sogar an Schu⸗ hen; sie scheinen sich um die Sache, die sie verfechten, wenig zu kuͤmmern, gruͤßen uns, wo sie uns sehen, praͤsentiren das Yecht vor uns, und bezeigen uͤber unsere Anwesenheit fast eben so viel Vergnuͤgen, als das Volk.“

„Man hat behauptet,“ sagt das Journal des Déhats, „daß der Graf von Abisbal ein Schreiven an den Herzog von Angouleme erlassen habe, das von Sr. K. H sehr uin gn aufgenommen worden sey. Die Wahrheit ist, daß der Herzög mit keinem Gene⸗ ral, mit keinem Armee⸗Korps, sondern einzig und allein mit dem Könige Ferdinand, nachdem derselhe seine Freiheit wieder erlangt haben wird, oder aber mit der Regierung, die dieser Monarch aus freien Stücken etwa niedersetzen durfte, unterhandeln wird. Dies will nicht sagen, daß er die Gesinnungen einer ehrenvollen Reue, oder solche versshnende Ansichten und weise berechnete Maßregeln, die, nach der Ein setzung einer rechtmäßigen Autorttaät, die Grundlagen zu der neuen Verwaltung abgeben könnten, zu⸗ rückweisen werde: vor der Hand aber können die Gedanken und Gesinnungen keines Individuums, keines Chefs einer Partei, zu welcher er auch gehören möge, ein Gegenstand von Unterhandlun⸗ gen seyn. Alles, was wir, in Folge der Schritte des Grafen von Abisbal als authentisch ansehen können, ist die bestimmte Erklaͤ⸗ rung dieses Generals über den wahrhaften inneren Zustand Spa⸗ nienz, so wie das lehrreiche und Schrecken erregende Bild, waß er über die . Lage der herrschenden Partei der Kortes und über die einstimmige Neigung aller einflußreichen Maͤnner, sich von einer Macht, die in den letzten Zuͤgen liegt, und deren verlaänger⸗ ter Todeskampf noch sehr viel Unheil anrichten kann, zu trennen oder sie ganz über den Haufen zu stoßen, entworfen hat. Das Schrelben dieses Generals et von einem verabredeten Einver⸗ standnisse zwischen ihm und den angesehensten Generalen der Ar mee, wie z. B. Morillo und Ballasteros; es beweist, was bereits alle authentische Beobachter behauptet haben, daß dle Hau . führer der Armee nur mit Widerwillen einem unfdbsgen Min 3 rium, einer bestandlosen Versammlung gehorchen, daß sie daher