1823 / 131 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1241 beider Dynastien. Die Mitte der Bruͤcke bezeichneten sechs dergleichen antike Lanzen mit großen Fahnen, welche rechts mit dem Koͤnigl. Wappen Wuͤrtembergs, und gegenuber links, mit dem Kaiserl. Wappen Rußlands in Heraldischen Farben, den Namenszug J. K. H. Chartotte, von Rosen und Myrthen, und den Sr. K. H. des Großfuͤrsten Michail Paw— lowitsch von vermischten schoͤnfarbigen bedeutungsvollen Blu— men deckten und umwogten. Von allen um die Schiffbruͤcke in symmetrischer Ordnung vor Anker gelegten Prahmen und

Schaluppen, so wie vom hoͤchsten Gipfel des steilen Uferber⸗

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ges begruͤßten J. J. K.K. H. H. die Russisch-Kaiserliche und die National-Flaggen. Auf der Station Kaskowa stiegen J. K. H. aus dem Wagen, um in den Armen Ihrer Majestäͤt der Frau und Kaiserin Maria Feodorowna die ruͤhrendsten Augenblicke dieses uͤberraschenden Gluͤckes zu feiern. Nach aufgehobener Mittagstafel geruheten J. M. die Kaiserin Sich mit Ihrem Gefolge gegen Abend wieder nach Gattschina zu begeben, und Se. K. H. der Großfuͤrst nach Kipeen. J. K. H. aber verweilten die Nacht in Kaskowa, trafen heut in Kipeen mit Ihrem Gefolge ein, geruheten von den dortigen Wuͤrtembergschen Kolonisten Brot und Salz anzunehmen, setz— ten, nachdem Se. K. H. in Gegenwart der Durchl. Prinzes— sin einige Evolutionen mit einer Abtheilung des Grenadler— Regiments Kaiser von Oesterreich ausfuͤhrten, gemeinschaftlich die Reise nach Gattschina fort, und betraten kurz vor 1 Uhr das Palais J. M. der Kaiserin. Die ganze Reise stoͤrte auch nicht Ein unangenehmer Vorfall; uͤberall erleichterte und beschleunigte sie die groͤßte Ordnung.

Brest, 6. Okt. Am 26. v. M. traf Se. K. H. der Großfuͤrst Nikolai Pawlowitsch, am 27sten der Prinz Wil— helm von Preußen K. H., und am 26sten Se. Maj. hier ein. Am 2gsten wohnten Hoͤchstdieselben mit den Großfuͤrsten Konstantin und Michail Pawlowitsch K. K. H. H., und dem Statthalter von Posen, Fuͤrsten Radziwilt, dem Ceremonial— Marsch der Truppen des abgesonderten Litthauischen Korps und der Polnischen Armee, den zosten den Schwimm-Uebun—

gen der Oesterreichischen und Russischen Jaͤger auf dem Bug,

und den 1. d. M. den Manoeuvres bei, welche in den Um— gegenden von Brest, von 3 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends dauerten. Den 2. Okt, reisten Se. Kaiserl. Maj. nach Ko— wel ab. Se. K. H. der Großfuͤrst Michail Pawlowitsch wa— ren bereits am 30. Sept, nach Polangen abgereist.

Se. K. H. der Großfuͤrst Nikolai Pawlowitsch reisten am 4. d. M. nach Duͤnaburg, und Se. K. H. der Prinz Wilhelm von Preußen am Sten nach St. Petersburg ab.

St. Petersburg. Am 9. Okt. traf der Prinz Wilhelm von Preußen K. H. hier ein. Der feierliche Einzug der Prinzessin von Wuͤrtemberg K. H. in die Residenz, wird erst nach Sr. Majestaͤt Ruͤckkunft stattfinden. Die Truppen, welche am 16ten und 17ten bei Orell manoeuvrirten, betru— gen 45, oo9 Mann. Graf Rostopschin, ehemaliger Mili— tair-Gouverneur von Moskau, ist aus dem Auslande zuruͤck— gekehrt und hat seinen vorlaͤufigen Wohnsitz wieder in jener Hauptstadt genommen. . ö

Madrid, 14. Okt. (Auszug eines Privat⸗Schreibens.) Die jenigen Personen, die in diesem Augenblicke bei dem Koͤnige

vorzuͤglich in Ansehn stehen, sind, außer dem Beichtvater Don

Viktor Saez, der Herzog von Infantado und ein gewisser Cordova, Offieier in den Spanischen Garden, der bet dem Aufstande am 7ten Julius in Madrid vielen Muth bewiesen, sich nach diesen Tage nach Paris gefluͤchtet, und daselbst einige Monate lang zugebracht hatte. Bis die Organisation der Span. Garden vollendet seyn wird, versieht die Franz. Schweizer-Garde den Dienst bei Sr. Katholischen Majestaͤt. Das Koͤnigl. Dekret, wonach alle diejenigen entfernt werden sollen, die sich als Officiere bei der Madrider freiwilligen Miliz hatten anwerben lassen, hat schon mehrere bedeutende Manner, sowohl vom Adel als aus der Klasse der Kaufleute getroffen. Mehrere haben bereits die Haupt⸗ stadt verlassen, Andere schicken sich dazu an. Die Graͤfin von Be⸗ navente ist zwar nicht verbannt worden, sie wird sich aber von Madrid entfernen, um in fremden Landen Linderung fuͤr den Kummer zu suchen, den sie daruͤber empfinden muß, daß ihre Soͤhne und Schwieger⸗Soͤhne, der Fuͤrst von Anglong, der Her⸗— zog von Abrantes, der Marquis von Santa-Cruz, von Alcanitees und von Villafranen, in dem Koͤnigl. Verbannungs-Dekret mit be⸗ griffen sind. Der Herzog von San-Fernando hat, in dem Au⸗ genblicke, wo er sich anschickte, den König in Sevilla zu kompli⸗ mentiren, den Befehl erhalten, sich nach Mureia zu verfugen. Die Schwaͤche und das Temporisations⸗System dieses Mannes, der im J. 1820 Mitglied des Minister⸗Rathes war, haben zu dem damaligen Gelingen des Unternehmens der Rebellen auf der In— sel Leon viel beigetragen. Gestern sind die, von den Franzosen bei der Erstüͤrmung des Trokadero gefangen genommenen Milizen hier eingetroffen. Das Volk zeigte bei ihrem Anblicke anfangs einige Erbitterung, erlaubte sich sedoch keine weitere Ausschwei⸗ fung gegen sie. Der Oberst Amor, der sich mit 400 Reitern, den Franzosen ergeben hat, wird nach Frankreich abgefuͤhrt werden. Auf seine Rechnung kommt ein guter Theil des am 20. Mai d. J. unter den Inwohnern Madrids angerichteten Bluthades; er konnte daher nicht ohne Gefahr in Spanten leben. Durch seine freiwillige Verbannung entgeht er der gerechten Strafe. Riego ist aus dem adlichen Seminarium nach einem andern Gefaͤngnisse transportirt worden. Man versichert, daß mehrere An⸗ haͤnger der Kortes in Kadix über die letztern Ereignisse den Ver⸗ stand verloren, und daß einige von ihnen sich den Tod gegeben ha— ben; die Haͤupter selbst haben es dagegen vorgezogen, sich nach Gibraltar zu fluͤchten. In San Sebastian hat man eine Loge der Communeros entdeckt, und mehrere wichtige Papiere vorgefun⸗ den. In der Mitte des Saales hing ein entblöoͤßter Saͤbel, wobei

zen, deren Mitglieder Ich unter Männern waͤhlen wer sich einer verschiedenen Laufbahn und verschiedenen Stil

chisch sind, die durch ihre Kenntnisse, ihre Erfahrenheit,

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man die Worte las „Beharrlichkeit und Muth!“

ment war mit passenden Sinnbildern geziert. Die Loge laͤusig geschlossen worden. Man erwartet hier von einem

zum anderen die Nachricht von der Uebergabe von Badajoz, thagena und Alikante. In den beiden letzten Plaͤtzen 6 noch verschiedene Ultra⸗Liberale, die sich werben entfernen n Der bekannte Officier Mon, der am 7. Jul. die Spann Garden anfuͤhrte, wird, helßt es, zu einem wichtigen Hos foͤrdert werden. Einige Militairs, die zu dem Riegoschen , gehort haben, sind zu Quesada in der Provinz Jaen ergriffen!“ den. Wie man vernimmt, hat der General Balanzat, ze Korps unter Ballasteros befehligt, es zur offenen Empdrung men lassen, und sogar den verwegenen Entschluß gefaßt, au

dova zu marschiren. Die ubrigen Truppen dieser Division J eine Bewegung auf Granada gemacht, um ihren Fuͤhrer Bil

J it Die Arm ter und Kerzen waren von rother Farbe, und das ganze Ammen

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um 131sten Stucke der Allgemeinen Preußischen Staats-eitung

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ros, von dem sie der Meinung sind, daß man ihn in den .

nissen der ehemaligen Inquisition dieser Stadt festhalte, freien. Die Division des General Latour⸗Foissae ist deshalb, zwei Kavalerie- und zwei Infanterte-Regimenter verstaͤrkt w. c Sevilla, 11. Okt. Hier ist folgendes, an den 9 ster-Staats-Sekretair, Don Viktor Saez erlassene, & Dekret erschienen: „Eins der groͤßten, von der Revgh erzeugten Uebel, ist die schlechte Richtung, die

kuͤnstlich abgefaßte Buͤcher hat lesen und studiren lassen,

und Mitgehuͤlfen der Revolution werden, die heutiges! das menschliche Geschlecht heimsucht. Um den Fortsch eines so verbrecherischen Planes, der mit Recht Meine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, noch zeitig genm

Ziel zu setzen, habe Ich beschlossen, eine Junta nied

gewidmet haben, deren Grundsaͤtze aber christlich und mo ihre fuͤr Meine Person bewiesene Treue und Anhaͤnglich hinlänglich bekannt sind, und die, unter Eurem Vorsitze, von heut an, sich der Pruͤfung aller ins Publikum gebt Buͤcher unterziehen, und diejenigen bezeichnen sollen, fuͤr geeignet halten, danach Maͤnner zu bilden, welche dige Stuͤtzen des Altars, des Thrones und des Vaterh ibgeben. Ihr habt es vernommen, und werdet zur hung dieses Dekrets das Erfoderliche veranstalten. Von! ner Koͤnigl. Hand besiegelt.“

Ein zweites Dekret, das Se. Maj. unterm gten durch den Dechanten an den Kirchen-Rath haben er lassen, lautet wie folgt: „Die Beweise der LZiebe und Anh lichkeit, die Ich taglich von Meinen Boͤlkern erhalte, und Gegenwart mehrerer Meiner getreuen Unterthanen, die Vorsehung durch erstaunenswürdige Wunder dem! entrissen hat, dem sie mit Ergebung in den goͤttlichen W

als die einzige Belohnung fuͤr die Treue, mit der sie!

liebten und Mir dienten, entgegen sahen, rufen Mit vielen Opfer der Revolutions-Wüth ins Gedaͤchtniß zu und obgleich Wir hoffen duͤrfen, daß die Barmherzigkeit tes denjenigen gnaͤdig vergeben habe wird, die in der Vn digung der Religion und ihres Koͤniges gefallen sind: ; bietet Uns doch die christliche LZiebe und Unsere Erkenn gegen jene Maͤrtyrer der heiligsten Grundsaͤtze (da n nen Sterblichen giebt, der sich mit voͤlliger Gewissensft vor das strenge Tribunal des goͤttlichen Richters, dem N verborgen bleibt, stellen kann), den Allmaͤchtigen inb anzuflehen, daß Er ihnen die Schuld, welche menschlicht brechlichkeit sie etwa hat begehen lassen, und die sie noch abgebüßt haben moͤchten, vergebe. Zu diesem Ende Wir beschlossen, daß in allen Kirchen der Monarch Seelen-Amt fuͤr diejenigen gehalten werde, die seit denn Maͤrz 1820, in Vertheidigung Gottes gefallen sind. Der Rath hat es vernommen, und win uoͤthigen Vorkehrungen zur Vollziehung dieses Dekrets! fen. Von Meiner Koͤnigl. Hand besiegelt.“ Der General-Lieutenant, Marquis von Camposa interimistischer General-Kapitain von Neu⸗Kastilien, j Praͤsidenten des Kriegs⸗Rathes; der Gen. Lieut, Don J Marig Carvajal, interim. General-Kapitain von Andall zum Gen. Kapitain von Neu-Kastilien; der Gen. Lieut. Juan Caro, interim. Gen. Kapitain von Granada, zum! Kapitain von Andalusien, der Maréchal de caump, Dol seph Ignaz Alvarez Campana, zum Gen. Kapitain von nada; Don Leo de la Camara Cano, zum Korregidor Madrid (wobei er seine Stelle als Mitglied des obersten nanz⸗Rathes beibehält), endlich Don Jdaquin Lorenzo J bisheriger Korregidor von Madrid, zum Mitgliede des! sten Kriegs-Rathes bestellt worden. . „Die Division des Generals Bourcke ist auf dem sche von Santi-Spirito uͤber Salamanka nach Segovia griffen. / Aus Kadix meldet man unterm 7ten d. M., daß Vll Alava, Latre, alle Mitglieder des letzten Ministeriums / die vornehmsten Deputirten, unter ihnen Isturltz, Gall Garcia, Herreros, Arguelles u. s. w., nach Gibraltar n gangen sind. Bei

gend dadurch gegeben hat, daß man sie verderbliche n

K ö ö. j ö ' 1 S8; . ü k 6. J 7 Hei 4 2 3962 2ꝛgebe . diejenigen, denen in ihrer Kindheit noch ein Gefuͤhl fi Heimath zurmckzubegeben

ligion und Ehre beiwohnte, dieses im reiferen Alter ver . * 4 9 ; 6 h r D elseren Alter verl n groͤßter Eile abgereist.

hen Bekleidung Sr. Maj. mit dem Hosenbande, großes Di—

yͤhllose Masse Raketen und Schwaͤrmer in das daͤmmernde

n. Oper, welcher Se. Maj. und die ganze

die Fregatte Hussar unerwartet mit Depeschen von Sir Ed—

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Erreicht. Sie sprechen mit einer unerhoͤrten Frechheit, und er—

oo fest anhangt, und durch sein regelmaͤßiges Verhalten, sich

Befehle erworben hat.

und Meiner

4 Jahren gewesen seyn.

Ciudad-Rodrigo, 11. Okt. Heut Mittag hat der Heneral Don Carlos O' Donnel hier seinen Einzug gehalten. Ale National-Milizen sind entwaffnet worden, und haben hre Pferde abgeben muͤssen. Sie sowohl, als eine große lnzahl von Beamten, deren konstitutionelle Gesinnungen hin— änglich bekannt sind, haben Paͤsse erhalten, um sich nach ih— ; Der General Ponas und der hemalige Politische Chef von Valladolid, Buch, sind von hier

Lissabon, 5. Okt. Als am Lssten, nach der feierli— er im Palast war und des Koͤniges Gesundheit ausgebracht urde, waren, wie mit einem Zauberschlage, die Brittischen riegsschiffe von oben bis unten illuminirt, und spruͤhten eine

blbend-Dunkel hinaus. Die Forts feuerten eine ganze Stunde. zroßer Ball und Souper, und am folgenden Abende eine K. Familie

K. Familie

eiwohnten, beschlossen die Feierlichkeiten. Am 2sten d. M. ab Sir Edw. Thornton und Sir G. Nayler, an Bord des ussar, Diner und Ball fuͤr 100 Personen. Am æten segelte

ard nach England ab. Die Hofzeitung enthaͤlt folgenden Artikel: „Die In— olenz der Schlechtdenkenden hat endlich den hoͤchsten Grad

1st en November

nden Maͤhrchen, die sie unter den Leichtgläubigen ausstreuen. Diese Boͤswilligen haben die Vermessenheit so weit getrieben, nit ihren Erdichtungen die Treue des achtzehnten Regimen— tes verdaͤchtigen zu wollen, das der Sache des Koͤnigthumes

as Lob des Infanten Don Miguel in einem eigenen Tag—

Wir hoffen, die Behoͤrden werden die Urheber und Verbreiter dieser Geruͤchte, welche die Ruhe, eren wir so gluͤcklich genießen, in jeder Hinsicht gefaͤhrden, mentdecken wissen.“

Se. Maj. haben den Obersten von Varnhagen, fuͤr bie Verdienste, welche er sich bei Gelegenheit der Restauration erworben, zum Kommandeur des Christ-Ordens ernannt, eine

uszeichnung, die sonst nur denen zu Theil werden kann, die hationalisirt sind, was bei Herrn von Varnhagen nicht der all ist. d

Aachen. Im Kr. Eupen sind diejenigen Fabriken, welche ich mit Verfertigung leichter Tuͤcher beschäͤftigen, ununterbrochen n großer Thaͤtigkeit, und erfreuen sich fortdauernd eines starken Absatzes. Besonders gewinnt die Fabrikation einer Gattung die⸗ ser Waaren, Cirkasstenne genannt, bei ihrer Wohlfeilheit und dem

rmehrten Verbrauche derselben, taͤglich an Ausdehnung. Im kr. Montjoie verfertigt man seit Kurzem, eine neue Gattung von kasimiren (gestreift), welche haufigen Absatz findet, und deren Fa⸗ kbrikation eine große Zahl von Webstuͤhlen in Thaͤtigkeit setzt. Die

tzzte Braun schweiger Messe hat fur die hiesigen Tuch⸗Fabrikanten icht unerfreuliche Resultate geliefert. In Schleiden bluͤhet die

Decken Fabrik des Jos. Begasse immer mehr auf; taͤglich werden n derselben 69 Stuͤck verfertigt. Der Begasse macht in die⸗ sem Monate durch die Rheinisch⸗Westindische Kompagnie die rrste Sendung von Decken nach Verakrux, woher er sich Muster on Decken, wie sie dort gebraucht werden, hat kommen lassen. Breslau, 27. Okt. Die dreihundertjaͤhrige Jubelfeier der iesigen Haupt-Pfarrkirche St. Maria Magdalena ward gestern und borgestern, unter andern auch durch die Aufstellung der Standbil⸗ der der zwoͤlf Apostel, gefeiert. Die Originale befinden sich in der St.

ebaldus-Kirche in Nuͤrnberg, am Grabe des heiligen Sebaldus n Metall-Abguͤssen. Sie sind uͤbergroß und in Nischen aufge⸗ stellt; der Ruͤcken dieser Figuren ist flach. Diese bewunderten Kunst⸗ werke sind aus der Hand des beruͤhmten Bildhauers Peter Fi⸗ scher hervorgegangen. Nuͤrnberg war Fischers Vaterstadt. Er hte zur Zeit der hoͤchsten Künstbluͤte Italiens, wo er sich bildete und sehr lange sich aufhielt. Daher ruͤhrt auch die große Aehnlichkeit der Bildwerke am Sebald⸗-Grabe mit den Wer⸗ ken des Lorenzo Ghiberti zu Florenz. Das Sebaldus⸗Grab wurde 151ꝗvollendet, und soll, unter Beihuͤlfe seiner Soͤhne, die Arbeit von sticht in den Gewaͤndern, auch nicht in den Haͤnden und Fuͤßen, gaͤnzlich aber in den Koͤpfen erreichte Fi⸗ scher sein großes Vorbild, den Ghiberti. Die Koͤpfe sind den Wer⸗ en des Alterthumes gleich, und so vorzuͤglich, daß . den schoͤn⸗

en Kunstwerken gerechnet werden konnen. Die Linien der Ge⸗ wander und deren Styl sind in den Originalen nur im Ein⸗ zelnen schoͤn, indem das lange Üünterkleid in runden und muschel⸗

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foͤrmigen Linien die Fuͤße deckt. Wenn man jedoch andere Ar⸗ beiten P. Fischers mit diesen Standbildern vergleicht: so sind wahr⸗ scheinlich derjenige, welcher diese Apostel⸗Figuren modellirt, und derjenige, welcher den Metallguß uͤberarbestet (ciselirt) hat, ganz verschiedene Personen gewesen. Wie es nun auch seyl die in den Originalen sehr schönen Köpfe der Apostel und die trefflich gear⸗ beiteten Haͤnde, gehoren zu Fischers Meisterwerken. Gyps-⸗-Ab⸗ guͤsse dieser Kunstwerke wurden in Berlin vorgefunden. Se. Maj. der Koͤnig fand an denselben ein besonderes Wohlgefallen, und be⸗ fahl, Metall⸗Abguͤsse zu machen, um sie in der Domkirche aufsel⸗ len zu lassen. Aus mehreren Ruͤcksichten konnten aber diese Stand⸗ Bilder, den Originalen im Allem aͤhnlich, dem Gusse nicht uͤber⸗ lassen werden. Man suchte alles an den Originalen Vorzüglich zu erhalten, insbesondere die ausgezeichnet schoͤnen Koͤpfe, welche nach einem Typus von alten Kuͤnstlern erfunden worden, der jetzt sehr verngchlaͤßigt wird, und sogar in Italien beinahe verloren ge— gangen ist. Die Köpfe, die jedem Standbilde beigegebenen Attri⸗ bute und die Stellungen wurden unveraͤndert beibehalten. Die Professoren Rauch und Tiek in Berlin, und der Hof-Bildhauer Kaufmann in Weimar, erhielten den Auftrag, sie unter ihrer Auf⸗ sicht aufs neue modelliren zu lassen. Die beruͤhmte Bronze⸗Fabrik Werner und Neffe in Berlin, verfertigte den Metall⸗Guß, unter Aufsicht und nach den Zeichnungen des Geh. Ob. Bauraths Schin⸗ kel und der genannten drei beruͤhmten Kuͤnstler, zur Aufstellung in der Domkirche, welche im Januar des vor. Jahres erfolgte. Die Standbilder selbst namentlich sind: Johannes, Petrus, Än⸗ dreas, Philippus, Simon von Kanna, Matthaͤus, Matthias, Bar⸗ tholomaͤus, Judas Thaddaͤus oder Lebbaͤus, beide Jakobus und Thomas. Die Saͤkular⸗Feier der Magdalenen⸗Kirche veranlaßte den Konsistorial⸗Rath und Superintendenten Fischer, Pastor diefer Kirche, zu der Bitte an die Wernersche Fabrik, diese Standbilder im ver juͤngten Maßstabe nachzubilden, um sie der Magdalenen-Kirche fuͤr diese Feier, als Geschenk zu verehren. Dies erfolgte mit großer Bereitwilligkeit. Sie trafen im Monat Junius aus Berlin hier ein. Da sie in Gyps gegossen sind, so bedurften sie, damit nicht der Staub ihnen nachtheilig werde, und die blendende Weiße nicht eine falsche Lichtgebung und einen dem Auge anstöͤßigen Abstich veranlasse, eines vesondern Farben-Tones, naͤmlich eines elfenbein aͤhnlichen, mit mattem Glanz oder Schimmer, der an das Alterthuͤmliche erinnert. Der Dekorateur Pohlmann gab ihnen dies gefaͤllige Aeußere, und der Koͤnigl. Baurath Schultz unterzog sich aus besonderer Gewogenheit und mit großer Liebe fuͤr die gute Sache, der Aufsicht und Leitung alles dessen, was zur Aufstellung er⸗ foderlich war. Diese konnte nur am Altare selbst geschehen, und war theils wegen der Figuren, denen nur die Hoͤhe von drittehalb Fuß gegeben worden, theils wegen der Oertlichkeit und der Be⸗ schraͤnkheit des Raumes, mit manchen Schwierigkeiten verbunden, die ger unter der Leitung des Baurathes ihn f. gluͤcklich besiegt wurden.

So erfreut sich denn die Magdalenen⸗-Kirche durch die sehr thaͤtige Mitwirkung ihres Pfarrers, dem auch die große treffliche Orgel ihre gaͤnzliche Wiederstellung und völlige Erneuerung im Inneren verdankt, dieser herrlichen Kunstwerke. Es verbinde sich immer mehr das Schone mit dem Guten!

Zum Besten kleiner Schaͤferei⸗Besitzer, hat der landwirth⸗ schaftliche Verein von Ober⸗Schlesien, so eben eine „Anleitung zu einem zweckmaͤßigen Verhalten der Schaafheerden“ herausgegeben, und den Preis derselben, um sie in die Hande des Unbemittelten zu bringen, auf 23 Sgr. festgesetzt.

Koͤln. Im v. J. wurden im hiesigen Reglerungs⸗Bezirke in die Impf⸗Liste aufgenommen, und zwar aN aus der Liste des Jahres 1821 uͤbergetragen 642 Impflinge b) neugeborne K * ch neu angesiedelte ö 238 =

. Zusammen 16,995 Impflinge. Davon sind in Abzug zu bringen os Impsftng a) die todtgebornen mit.. 3g. b) die vor Ende des J. verstorbenen 2145. ch die aus d. Reg. Bez. weg gezogenen 394.

2866 blieben zu impfen 14, 129 Impflinge.

Geimpft worden sind a) mit gewuͤnschtem Erfolg.. b) zum drittenmal ohne Erfolg 178. In die Impf⸗Liste fuͤr das Jahr 1823 ind uͤbertragen worden a) ohne, oder mit unsicherem Erfolg. 3586. 861.

b) aus besondern Ursachen ungeimpft geblieben ; ; ; Zusammen 124).

Die K. Regierung hat sich diesen, auf das Leben, die Gesund⸗ heit und das Aeußere der Menschen, so einflußreichen Zweig der Sanitaͤts⸗-Polizei, welchem, zum Theil, unter den fruheren Regie⸗ rungen, die noͤthige Aufmerksamkeit nicht geschenkt worden ist, gleich anfaͤnglich bei der Uebernahme der Verwaltung dieser Provinz im Jahre 1816, vorzuͤglich angelegen seyn lassen. Durch die Einfuͤbrung

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