1824 / 31 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 05 Feb 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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aber, alle reichen Grundbesitzer in England nahmen diese Bill an, theils aus Liebe zur Ruhe und Ordnung, theils aus Neigung zum Haus Hannover. Das Haus der Gemeinen selbst, obwohl nur auf drei Jahre er⸗ nannt, verlängerte seine eigne Dauer auf 7 Jahr; und seit jener entscheidenden, auf den ersten Blick so wenig regelmäßig erscheinenden Veraͤnderung ist die englische Freiheit und Wohlfahrt lange Zeit in gleicher Weise ge— stiegeten. Man kann in der That nicht bezweifeln, daß die gleichmaͤßige und gehoͤrig lange Dauer eines jeden Parlaments, das einzige Mittel ist um mit, dem Ge⸗ nusse der Freiheit die Thaͤtigkeit einer kräftigen und vorsichtigen Regierung zu verbinden, welche nuͤtzliche Unternehmungen beguͤnstigt und den Zustand des Vol⸗ kes verbessert; man kann nicht bezweifeln, daß nur aus dieser Verbindung eine Majoritaͤt hervorgehen kann, welche ihren Einfluß auf die oͤffentlichen Angelegenhei⸗ ten ohne Erschuͤtterungen und ohne gewaltsames Umsich— greifen ausuͤbt, so wie es andererselts der souverginen Macht bedarf, welche jene Majoritaͤt anerkennt und sich auf dieselbe stuͤtzt, wahrend die lange Dauer des Par— laments dazu dient, den darin versammelten Männern Kraft, Ruhe und Einsicht zu geben. Seit der Sieben⸗ jaͤhrigkeit hat der heftige Kampf der Krone und der Kammer aufgehört, indem man Maͤnner, die sich im Parlamente ausgezeichnet, und die oͤffentliche Achtung erlangt hatten, zu den höchsten Aemtern berief und ihren Haͤnden die Zuͤgel der Regierung mit anvertraute, was zuͤgleich eine einsichtsvollere Verwaltung und eine min— der gehässige Opposition hervorgebracht hat. Es ist da— her unmoglich die großen Refultate der Siebenjaͤhrig— keits⸗Bill in Zwelfel zu ziehen und sie nicht als eine Institution zu betrachten, welche mit der repraͤsentati⸗ ven Regierungsform not bindung steht. Nur ein solches Gesetz ist zugleich Stuͤtze und hellsames Gegengewicht jener Freiheit, welche die Factionen zu zerstoͤren suchen, sobald sie dazu gelangt sind, und welche i. jederzeit eine Waffe zum An— griff ist, anstatt ein zalt und Ruhepunkt zu seyn.“ Während der letzten schoͤnen Tage des verwichenen Herbstes, hatte die Furcht die Damen von Ranelagh und von den lachenden Umgebungen von Boulogne ver— bannt, denn ein Raͤuber hielt sich in dem dortigen Ge⸗ buͤsch versteckt, lauerte den einsam wandernden Spazier⸗ gaͤngerinnen auf und pluͤnderte sie bei hellem Tage aus. Schon waren mehrere Verbrechen der Art begangen, ohne daß die Behoͤrden den Thaͤter entdecken konnten, als am 5. Okt. ein gewisser Durupt nahe bei der Barriére von Boulogne auf der That ergriffen wurde, indem er der Dienstmagd eines Pfarrers einen Sack, in welchem sich 30 Franken befanden, gewaltsamerweise entrissen hatte. Bei der demnaͤchstigen Untersuchung vor dem Assisen— Hofe wurde er von mehreren Damen, die ihren Som— mer-Aufenthalt in Auteuil gehabt hatten und von ihm gleichfalls angefallen worden waren, erkannt, und ist da— her, obwohl er nur das letzte, offenbare Verbrechen ein— gestanden, zu lebenswieriger Zwangsarbeit, Pranger und Brandmarkung verurtheilt worden. Der hrapeau blano theilt aus Privat-Briefen aus dadrid vom 18ten d. M. die Nachricht mit, daß in

selbst in einer nothwendigen Ver-

der vorhergegangenen Nacht der vormalige Bibliothekar

der Kortes, Bartolomeo Gallardo, von der Polizei ver- haftet worden, und daß dieselbe jetzt einer zahlreichen

Raͤuberbande, welche sich in dieser Hauptstadt gebildet und zugleich einen politischen Zweck habe, auf die Spur gekommen sey. 1

Nach Briefen aus Segovia vom 7. d. M. wie ebenfalls jenes Blatt meldet, einige Artillerie Sol— daten zu Espinar aufruͤhrerisches Geschrei erhoben haben und darauf als Gefangene nach Valladolid abgefuͤhrt worden seyn.

Der Londoner Courier enthaͤlt in seinem Blatt vom 24sten d. M., in Bezug auf die suͤdamerikanischen Angelegenheiten, unter anderen folgende Aeußerung;

Wenn die europaäischen Dynastien den Gefahren

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der Ümwaͤlzungen entgehen wollen, so muͤssen sie den

revolutionairen Geist uͤberall verfolgen, wo er sich zeigt. Was uns anlangt, so bekaͤmpfen wir auf der einen Seite die moralische und physische Pest, auf der anderen ma— chen wir einen großen Unterschied zwischen einer Revo lution, wie die in Frankreich, Piemont, Neapel und der pyrenätschen Halbinsel, und zwischen der Abloͤsung der Kolonien von ihrem Mutterlande. Diese letztere ist eins von den Ereignissen, welche im gewoͤhnlichen Laufe der Dinge fruͤh oder spaͤt eintreten, ohne daß es je moͤglich waͤre, sie vorauszusehen. Wir gestehen selbst, daß unser

amerikanischen Kolonien schon zu weit im Wege da

Freiheit vorgeschritten sind.“ London. Zeitungen aus Kalkutta, und nach ihnen

englische Blatter, geben folgende merkwuͤrdige Notizen uͤbe die Stadt Benares, welche, dem Namen nach, weit betann⸗

ter als die Mehrzahl der uͤbrigen Staͤdte Hindostans ist, uͤber welche man aber bisher nicht viel Zuverlaͤssiges zu sagen wußte. Die Volksmenge in Benares wird auf 1 Million geschaͤtzt (nach des neueren Reisenden Hamill ton Angabé nur 586,006). Auf diese Zahl rechnet man 400,090 Mahomedaner, der Rest besteht aus Hindus, drei Fuͤnftheile der Bevoͤlkerung ungefaͤhr, macht das weibliche Geschlecht aus, und der taͤglich ein- und aus

sollen 25, 00 seyn. Die Anzahl der steinernen Gebaͤude

schlaͤgt man auf 100,000 an;

auf denen man Eßwaaren, Salz, Küchen, wo jeder seine Nahrungsmittel kochen lassen

kann, ohne dafur zu bezahlen. das Vierfache staͤrker, als zur Zeit der Besitznahme die—

Ctnr.

zuͤglich die Mahratten, besuchen Tag fuͤr Tag die Tem,

pel Junach, Umpurach, Besechur und Bheyron. Ar Wochentagen zaͤhlt man dort ungefaͤhr 5009 Glaͤubige,

wenigstens zehnmal so viel an Festtagen, die ubrigens, Ren r Theile des Petri⸗Thurmes; das Feuer wurde jedoch au⸗

Die Haͤlfte der tausend agenblicklich geloͤscht.

ziemfich haufig eintreten, da es deren im Laufe des Jahres

nicht weniger als 120 giebt—

die Stadt ist 5 englisch⸗ Meilen lang, und deren 4 breit; 100, 0900 Andaͤchtig wandeln durch die Straßen; zahllos ist die Schaar de Brahminen, Fakirs und Sauniasis, welche saͤmmtlich von Almosen leben. Es sind dort 50 oͤffentliche Plaͤtz, olz und Wasser un entgeldlich austheilt; in besonderen Haͤusern befinden ilch zürst Erzbischofs und Mehrfache des, auf 2 Fl. W. W. tritts-Preifes bezahlt wurden.

ser Landschaft durch die Britten, und waͤchst taͤglich; de jaͤhrliche Verbrauch an Reis belaͤuft sich auf 700,00 Die Einwohner sowohl, als die Fremden, vot⸗

Die Volksmenge ist um

. fernen Krone zweiter Klasse, des oͤsterreichschen Leo⸗ sollen,

Erzherzogin von parma, in Betracht seiner ausgezeichneten Verdienste, den ungarischen Freiherrenstand, mit Ausdehnung auf seine ehelichen Nachkommen beiderlei Geschlechts, und dem Sebastian Grafen von Trauttmansdorff, Besitzer

der Herrschaft

kolog des, zohann von Prochaska, Hof⸗Kriegs rath, Feldmarschall⸗Lieutenant, Chef des Ge— neral-Quartiermeisterstabes, ee Nr. 38, Kommandeur des oͤsterreichschen Leopald⸗ n dag Preuß. Rothen Adler-Ordens 2ter Klasse

Iten December uͤber Nordhausen

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Tempel in Benares ist dem Mohadiva geweiht; in jedem verrichten 2 oder 3 Brahminen den Dienst,

Wien, 29. Jan. Se. KK. Maj. haben dem schon in den öoͤsterreichschen Freiherrenstand erhobenen Oberst⸗Lleutenant, Joseph Werklein, Ritter der

pold?, des großherzoglich toskanischen St. Joseph- und hes Konstantin St. Georg-Ordens von Parma, derma— lgen geheimen Kabinets⸗ Secretaͤr J. Maj. der Frau Oesterreich, Marie Louise, Herzogin von

Zbraslawitz in Boͤhmen, das Ritterkreuz

des Hesterreichisch-Kaiserl. Leopold Ordens zu verleihen

geruhet.

Unsere Zeitungen enthalten einen ausfuͤhrlichen Ne— am 24sten April v. J. verstorbenen Freiherrn K. K. Wirkl. Geheimen auch

Inhaber des Infanterie— Ritter des militairischen Marien-Theresien,

und mehrerer anderen Orden. Der Verstorbene, aus einer zwar geachteten, aber nicht in hohen Ehren⸗Aem— tern stehenden boͤhmischen Buͤrger-Familie entsprossen, hatte im Jahre 1779, dem 19ten seines Alters, die mi⸗ sttajrische Laufbahn als Kanonier begonnen, und war zarin, durch Kenntnisse, Muth und den regsten Dienst—

Eifer, schnell vorwaͤrts geschritten, bis er zuletzt durch das Vertrauen seines Monarchen zu den vorgenannten hohen Ehren⸗Posten gelangte. hm den Verlust eines seiner ausgezeichnetsten, verdienst— wllsten Militairs, die Familie einen liebevollen vaͤter li⸗ chen Freund und die Huͤlfsbeduͤrftigen eine wohlwollende

Der Staat betrauert in

Stuͤtze.

Prag, 19. Jan. Durch die eifrige Verwendung

wandernden Brahminen, Kaufleute, Reisenden u. s. n es, 'fuͤr die wohithaͤtigen Zwecke des Privat-Vereines

pur Unterstuͤtzung der Hausarmen in Prag stets unver—

und Prager Buͤrgers, Karl

zrossenen Mitgliedes desselben, Jan. in

Venzel Ott, ist auch in diesem Jahre am 2t. n den, von den Eigenthuͤmern hiezu unentgeldlich uͤberlas— senen K. privilegirten Redouten-Saͤlen ein großer Ball gegeben worden, welcher, nach Abzug aller Unkosten, dem Privat-Vereine eine reine Einnahme von 601 Fl. 65 Kr. gewaͤhrte, da nebst einem Geschenke des Hrn. sehr viele Billets um das Doppelte festgesetzten Ein—

Fin J d n od.

Am 12ten December war in mehreren ein heftiges mit Don— Gewitter. Bei einem am zum Ausbruche gekom— menen starken Gewitter zuͤndete der Blitz im oberen

Gr fart t. Theilen des Regierungs⸗Bezirkes

ner und Blitzen begleitetes

Frankfurt. Am 1. Dee stand des Mittags das Thermometer hier auf 13 Grad Waͤrme. Am zten beob— achtete man sogar in mehreren Kreisen des Bezirkes die in dieser Jahreszeit seltene Erscheinung eines Gewit— ters mit starken Donnerschlaͤgen unter heftigem Sturme.

Magdeburg. Am 4ten December Abends durch— zog die hiesigen Gegenden ein starkes Gewitter, welches zwar in unserem Departement keinen Schaden anrich— tete, aber in dem benachbarten braunschweigschen Dorfe Buddenstedt bei Schoͤningen, woselbst der Blitz zuͤn— dete, eine Feuersbrunst veranlaßte, wodurch der ganze Ort ein Raub der Flammen wurde.

Oppeln. Die in den letzten Tagen des Monates December eingetretene Schlitten-Bahn beguͤnstigte den Transport der rohen Produkte und Fabrikate der Huͤt— tenwerke. Der Betrieb der Eisen-Fabriken war jedoch im Ganzen nicht befriedigend, theils wegen Mangel an Betriebs-Wasser, welchen auch die Muͤhlen empfanden, theils durch den gesunkenen Preis der Huͤtten-Fabrikate.

Arnsberg. Bis zum Jahre 1816 waren sowohl die Chausseen als sonstige Kommunikationswege in un— seren Gegenden in einem hoͤchst traurigen Zustande. Bei einiger nassen Witterung war es kaum moͤglich, ohne Gefahr von einem Orte zum anderen zu gelangen. Seit jenem Jahre aber, als dem Zeitpunkte der Organi— sation der hiesigen Regierung, hat sich der Zustand der Wege so gebessert, daß man beinahe den ganzen Regie— rungsdistrikt ohne große Schwierigkeiten bereisen kann. Es wurden nemlich von jener Zeit ab gebaut

1 die Straße von Unna bis Werl 40950 Ruthen ver— anschlagt zu 94,954 Rthlr.; 2. die Straße von Vese bis Soest 3550 Ruthen veranschlagt zu 78,000 Rthlr.; 3. die Straße von Soest nach Erwitte 4400 Ruthen veranschlagt zu 105,800 Rthlr.; 4. die Straße von Er— witte bis Gesecke 3067 Ruthen veranschlagt zu 70,000 Rthlr.; 5. die Straße von Gesecke bis zur Graͤnze 10,213 Ruthen veranschlagt zu 29,000 Rthlr., welche erst bis zum Fruͤhjahr vollendet wird; 6. die Straße von Erwitte nach Lippstadt 1750 veranschlagt zu 45,451 Rthlr.; 7. die Straße von Iserlohn bis Menden 2956 Ru⸗ then veranschlagt zu 73,9360 Rthlr.; 8. an der hiesigen

Klosterbruͤcke 505 Ruthen veranschlagt zu 720 Rthlr.;

9g. von Ensthof bis Meschede 780 Ruthen veranschlagt zu 1360 Rthlr.; 10. auf der Bergstraße zwischen Len— hausen und Olpe ohngefaͤhr 2 Meilen; 11. im Nehei— mer Ohl 595 Ruthen; 12. von Freienohl nach Ensthof 1250 Ruthen; 13. von Berghofen nach Schwerte 1050 Ruthen; 14. auf der Hoͤchstener Straße 216 Ruthen; 15. auf der Langenbecker Straße 300 Ruthen. Außer diesen, aus Staats-Fonds besorgten Stra— ßenbauten wurden auch von den Kommunal⸗Kassen be⸗ deutende Bauten der Art bestritten, und sind zum Theil noch im Werke begriffen. 1 Namentlich sind bereits in fast chausseemaßiger Weise zu Stande gebracht , a. Die Straße von Dortmund nach Luͤnen 13 Meile. ö Kastrop nach Heinrichenburg M. = Hachen nach Balve etwa 1 M.

C. ö d. Luüͤdenscheid nach Halver 7 M.