1824 / 54 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 03 Mar 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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fuͤr den politischen Beobachter; zunaͤchst giebt dieselbe

ine neue Bestaͤtigung des auf allen Blaͤttern der Ge— schichte bewahrten Satzes: daß alle halben Maßregeln, weit entfernt, fuͤr die Macht, welchz sich ihrer bedient, von einigem Nutzen zu seyn, unausbleiblich zunäͤchst eine Verminderung der offentlichen Achtung fuͤr selbige her⸗ beifuͤhren und endlich das Uebel, was sie nicht in der Quelle zu zerstoͤren vermochte, auf sie selbst zuruͤckfallen lassen. Als Lord Exmouth im Jahrg 1816 mit (ing furchtbaren Flotte gegen Algier ging, schmeichelte sich die civilisirte Welt mit der Hoffnung, endlich jenen Aufent⸗ halt wilder Seeraͤuber fuͤr immer verschwinden zu sehen. Die Kanonade war von beiden Seiten furchtbar; die Algierer toͤdteten an 1000 Englaͤnder und die Englaͤnder an 1000 Algierer; einige Fahrzeuge im Hafen wurden waͤhrend des Gefechtes verbrannt; aber was war zuletzt das Resultat von dem allen? ein Traktat, wonach der Dey sich verpflichtete, keine Christen⸗Sklaven ferner zu machen. Der englische Admiral ging mit dem Stuͤcke Papier fort, und ganz Europa schrie: die Barbaresken hatten den Prozeß gewonnen, Und in der That, wie sehr hat der Erfolg dies gerechtfertigt! Es fragt sich nun; wird England dasmal die sich darbietende neue Gelegenheit, die Barbaren das ganze Gewicht seines Dreizacks fuͤhlen zu lassen, besser benutzen? Wir wol⸗ sen in dem Augenblicke üns nicht daran erinnern, daß es Politiker gegeben, die die Behauptung wagten: daß die großen Maͤchte, um das Wachsthum des Handels der Kleinen zu verhindern, bei dem n r . der Piraten des mittellandischen Meeres interessirt seyen. Zwei Nachrichten, (sagt ein, in der Augsburger All⸗ gemeinen Zeitung befindliches Schreiben aus Paris vom 15. d.), die seit einigen Tagen in Umlauf sind, und sich jetzt bestaͤtigen, machen einiges Aufsehen. Die eine ist die Einstellung des Marsches der in Frankreich befindli⸗ chen spanischen Kriegsgefangenen, die in ihr Vgterland zuruͤckkehren sollten, und groͤßtentheils bereits in den suͤd⸗ lichen Departements angekommen waren. Die andere ist der Aufbruch eines Korps Jaͤger zu Pferde, das vor einiger Zeit aus Spanien zuruͤckgekehrt, in mehrere Staͤdte im Innern vertheilt worden war, und das nun wieder nach Spanien zieht; um die franzoͤsische Okkupa⸗ tionsarmee zu verstaͤrken. Es heißt die letztere Maßregel sey auf ein dringendes Begehren des Generals Bour⸗ mont angeordnet worden, der einer Verstaͤrkung an leich⸗ ter Kavallerie zur Sicherung der Kommunikationen zwi⸗ schen Madrid und Bahonne um so mehr bedarf, da die Nauberbanden immer zahlreicher werden, und sich die verwegensten Angriffe erlaubt haben. Auch in ander er Hinsicht war es sehr zweckmaͤßig, daß unsere Okkupations⸗ armee Verstaͤrkung an leichter Kavallerie erhalte; sie im⸗ ponirt den Unruhestiftern aller Farben dadurch um so mehr. Was die Suspension des Marsches der spanischen Kriegsgefangenen betrifft, so behauptet man, daß dieselbe auf Verlangen des spanischen Hofes die Ruhe Spaniens noch bei weitem nicht so festgegruͤn⸗ det sey, daß nicht bei der Ruͤckkehr von Truppen, die ihre Anhaͤnglichkeit an das konstitutionelle System gar nicht verhehlen, neue Unruhen entstehen konnten, denen

statt gefunden, weil

man vorbeugen will. Man wird daher diese Ruͤckkehr so lange verschieben, bis die neue Organisation der spa— nischen Armee weiter vorgeruͤckt ist, Mit der Organisa⸗ tion geht es uͤbrigens sehr langsam, weil man sich uͤber ihre Grundlagen noch nicht verstaͤndigen kan; bis jetzt

hat man sich bloß mit Bildung der Koͤnigl. Garde, als des Eliten-Korps, beschaͤftigt, allein auch diese unterliegt

ruͤcksichtlich der Auswahl der Offiziere und Soldaten gro—

ßen Schwierigkeiten, weil man einerseits Alle, die irgend

Anhaänglichkeit an die Konstitution gezeigt, beseitigen, und doch auch andererseits kriegserfahrene und gebildete Offiziere, und gut geuͤbte Soldaten haben will, welche man unter den Glaubenstruppen nicht findet. diefer Organisation beschäͤftigten Personen selbst zu. Andere

geben dies

ter, die verkauft worden (den Korporationen des Kierus) zuruͤck erstattet werden

sollen. Man hat der Regierung die Schwierigkeiten vor— gestellt, dieses Dekret in seinem ganzen Umfange zu voll— sie beschaͤftige sich jetzt mit Modi⸗

ziehen, und es heißt, fikationen. London, 21. Febr. (Aus

Diner gegeben, Prinz von Polignac, befand. wird, wie der Courier meldet, heute ficiell benachrichtigen, daß die Feindseligkeiten gegen den Dey von Algier, in Genugthuung fuͤr suls widerfahrene Beleidigung, und der uͤberdies seiner⸗ seits an den Tag gelegten Absicht, den Traktat, durch welchen er sich verpflichtet hatte, keinen christlichen Ge— fangenen, von welcher Nation er auch sey, ferner in der Sklaverei zu behalten, begonnen haben. Die Admi⸗ raͤlitaͤt wird zum Schutze der Kauffahrer im mittellaͤn dischen Meere die noͤthigen Eskorten gewaͤhren. Das Unterhaus gestaltete sich in der gestrigen Sitzung zu ei⸗ nem Komité fuͤr die Subsidien, und Lord Palmerstont (Kriegsminister) legte das Budget seines Departements vor. In Uebereinstimmung mit den, dem Hause bereit vorliegenden Uebersichten, verlangte er 105,464 Pfd. Sterl. zur Bestreitung der Kosten fuͤr die sechs neuen Regimenter und fuͤr die Vermehrung dref Veteran? Batalllons um 206 Mann. Er erklaͤrt dabei, daß die gesammte nicht mehr als 45ę60 Mann be— tragende Truppen⸗Vermehrung keineswegs durch eine Be— sorgniß, den allgemeinen Frieden von Europg oder die in nere Ruhe des Landes gestort zu sehen, veranlaßt werde; sie bezwecke vielmehr einzig und gllein die Sicherhei

unserer westindischen Kolonien, deren kritische Lage den

Hause genugsam bekannt sey und keiner weiteren Aus einandersetzung bedürfe. Um uͤbrigens Niemand dar über in der mindesten Ungewißheit zu lassen, daß keine weitere Vermehrung des Militair⸗Etats beabsichtet werde, machte Lord Palmerstone selbst den Antrag, den Ge, sammtbetrag der Armee fuͤr dieses Jahr auf 73,34 M. Linien ‚Trupoen und 3354 Veteranen festzustellen. Hi Hume erhob sich gegen jede Vermehrung der Armee um

.

Die mit

Schwierigkeiten bietet die Vollziehung des Königl. Dekrets dar, nach welchem alle Nationalguͤ⸗ sind, ihren vorigen Besitzern

Pariser Blaͤttern. Det Koͤnig hat gestern im Schlosse zu Windfor ein großes wobei sich auch der franzoͤsische Gesandte, Die London Gazette

das Publikum of⸗

n Folge der von ihm verweigerten die, der Flagge des brittischen Kon

eines jeden det

schen Korrespondenz (s.

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wollte sie gegenthells um 10,9000 Mann vermindert wis— sen; der aͤußere Friede sey von allen Seiten gesichert, n Irland thue das englische Militair nur Schaden, und die Neger-Aufstaͤnde wuͤrden nicht durch einige Weiße mehr oder weniger unterdruͤckt werden. Sein dem⸗ gemaͤß in Vorschlag gebrachtes und von Hrn. Hobhouse unterstuͤtztes Amendment der Motion wurde mit 102 Stimmen gegen 10 verworfen.

Nach Inhalt eines, in unseren offentlichen Blaͤt⸗

tern enthaltenen Aufsatzes uͤber den Bericht des vom Unterhause ernannten Komit« zur Berichterstattung uͤber die Art und Weise, die Armen in Irland zu beschaͤfti⸗ gen, geht aus den, dem Hause vorgelegten Aktenstuͤcken hervor: 1) daß die Masse der Bewohner Irlands un— wissend und arm ist und sich in einem elenden Zustande befindet; 2) daß Letzteres die nothwendige Folge der Um⸗ stände ist, in denen sich Irlands Bewohner jetzt befin⸗ den und sich schon lange befunden haben; 3) daß der arme Bauer weder weiß, wie er diese unguͤnstigen Um— staͤnde aͤndern soll, noch die Mittel dazu hat; 4 daß Einzelne, oder Gesellschaften, oder die Regierung ihm die Kenntniß und die erforderlichen Mittel verschaffen müssen, seine Lage zu verbessern; 5) daß diese Mittel bestehen muͤssen in Erziehung, Beschaͤftigung und einer vortheilhaften Vertheilung des durch ihren Fleiß erzeug⸗ ten Wohlstandes; 6) endlich, daß der erste Schritt zur Verbesserung darin bestehen muß, dem Landbauer im Allgemeinen vollauf wohlthaͤtige Beschaͤftigung zu ver— schaffen. . Die dreißig Oppositions⸗-Glieder, welche letzthin fuͤr durch eine Majoritaͤt von 171 zuruͤckgewiesenen An— wegen. Vorlegung der A 'Court⸗ Nr. 52 der St. 3 stimmten, sind namentlich folgende: Baring, Sir Fr. Burdett, B. Benyon, B. Brougham, Hon, J. Campbell, H. Ca⸗ vendlsh, W. J. Denisson, T. Denman, C. Ellice, J. Grattan, S. Braham, A. Hume, Hon. H. Hutchinson, Lord A. Hamilton, P. Honiwood, R. Hurst, Sir W. Ingilby, J. Maberly, B. L. Maberly, S. Magori— ßanks, Sir J. Mackintosh, C. F. Primer, Col. No⸗ barts, Lord J. Russel, L. White, Mr. Ald. Wood, W. Wilkins, Sir Rob. Wilson.

Aus Philadelphia meldet man, daß die Bank der vereinigten Staaten von Nord-Amerika einen ihrer er— sten Kassirer nach Mexiko gesandt hat, um dort fuͤr jede Summe, welche man ihm baar auszahlt, Wechsel auf die Bank in Philadelphia zu geben, und dergestalt den Handels ⸗-Verkehr diefer beiden Laͤnder auf eine solide Basis zu bringen.

Die Regierung der vereinigten Staaten ist mit der von Mexiko uͤbereingekommen, die Baarsendungen, wel— che der nordamerikanische Bank-Kassirer von der Haupt— stadt Mexiko aus an die Kuͤste zu machen haben wuͤrde, als National-Eigenthum zu betrachten und als solch es durch alle ihr zu Gebot stehende Militair- und Civil— Gewalt zu schuͤtzen; von der mexikanischen Kuͤste aber Tach Philadelphia geschieht der Transport in nordame—⸗

den, trag des Lord Nugent,

folgte Tod des

rikanischen Kriegs⸗Schiffen, zu welchem Ende bereits eine

Fregatte zu Alavaredo stationirt war.

Hannover, 27. Febr. Zur Feier des Geburtsta— ges Sr. K. Hoh. des Herzogs von Cambrigde, wurde vorgestern, im Koͤnigl. Schauspielhause, ein vom Dr. Bluͤmenhagen gedichteter Prolog, der gluͤcklichen Herr— schaft des Hauses Hannover uͤber das große Albion, dem verehrten Prinzen zum Ruhme und den dankbaren Han⸗ noveranern zur freudigen Erinnerung gedenkend, gespro⸗ chen. Der Herzog wohnte mit seiner Durchlauchtigen Gemahlin der Vorstellung bei, und wurde von dem zahl⸗ reich versammelten Publikum mit den freudigsten Aus⸗ bruͤchen einer innigen Liebe und Verehrung empfangen und begruͤßt.

Gestern war große oͤffentliche Maskerade im Ball⸗ hofs-Saale, welche der Herzog und die Herzogin . H. H. eine Zeitlang mit Ihrer Gegenwart beehrten. Eins, der an diefem Abende dort vorgestellten Tableau vivans zeigte eine mit Interesse aufgenommen Andeutung des, dieses Fuͤrstenpaar umschlingenden begluͤckenden Bandes.

Muͤnchen, 24. Febr. Der am 2isten d. M. er⸗ Herzogs von Leuchtenberg K. H. hat eine allgemeine schmerzliche Theilnahme erregt, da die⸗ ser vortreffliche Fuͤrst, dessen Thaten die Geschichte auf⸗ bewahren wird, ein großer Verehrer und Beschuͤtzer der Wissenschaften und Kuͤnste, ein unermuͤdeter Wohlthaͤter der Armen und ein wohlwollender Menschenfreund uͤber— haupt war. Se. K. Hoh, wurde den 3. Sept. 1781 geboren. Morgen Nachmittags wird die feierliche Beisetzung in der Hofkirche zum heil. Michael statt fin⸗ den. Von Seiten des Koͤnigl. Oberst Ceremonienmei—⸗ ster-Stabes ist bereits eine Anordnung des Leichenzuges erschienen.

Wiesbaden, 23. Febr. Heute ist die Nassauische Landstaͤndische Versammlung mit folgender Anrede des dirigirenden Staatsministers von Marschall an die ver⸗ sammelte Herrenbank und Landes-Deputirte eroͤffnet worden: „Hochzuverehrende, Hochgeehrte Herren! Se. Herzogl. Durchlaucht haben mich beauftragt, Ihre Tte Fahressitzung zu eroͤffnen. Mit ihr schließt sich die sie— benjaͤhrige verfassungsmaͤßige Dauer dieser Versammlung. Eine neue Wahl wird fuͤr das kuͤnftige Jahr eintreten. Hoͤchsterfreulich muß es fuͤr Sie, höchgeehrte Herren! bei Ihrer gegenwaͤrtigen letzten Versammlung seyn, daß unter Ihrer thaͤtigen Mitwirkung das Landstaͤndische Institut unter uns neu und in volle Wirksamkeit so ge⸗ treten ist, wie es Se. Herzogl. Durchl. und Hoͤchstihre Vorgaͤnger in der Regierung zu begruͤnden beabsichtigten. Dieses erwuͤnschte Nesustat verdanken wir, neben den von Ihnen an den Tag gelegten Gesinnungen, vorzuͤg⸗ lich dem Umstande, daß die Regenten dieses Landes nicht nur uͤberall die Absicht bezeichnet sondern auch mit Nachdruck festgehalten haben, Ihrem Herzogthume eine Landstaͤndische Verfassung im Geiste und Sinne aͤhnli⸗ cher aͤlterer deutscher Institute, unter Beruͤcksichtigung der obwaltenden neuen Verhaͤltnisse, zu sichern und daß daher unseren Landstaͤndischen Korporationen auf die zur