1824 / 54 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 03 Mar 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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Zeit ihrer Bildung schon bestandene Landes Verfassung und zu deren Bewahrung und weiteren Ausbildung, nicht aber auf die abstrakte Theorie einer Volksvertre— tung, wie sie fruͤher in Deutschland niemals angewendet worden ist, gegruͤndet sind. Indem die Regierungs-Vor— fahren Sr. Herzogl. Durchl. dem Herzogthume Land— staͤnde gaben, haben sie also nicht unbestimmten, sich oft als unausfuͤhrbar in der Wirklichkeit darstellenden Theo— rien gehuldiget. Darum ruht auch uusere Landstaͤndische Verfassung auf geschichtlichen Grundlagen, und daher ruͤhrt es, daß alle Versuche von selbst hatten scheitern muͤssen, deren Zweck gewesen waͤre, durch das Organ unserer Staͤnde neue mit monarchischen Institutionen oder bestehenden Rechten und Einrichtungen unverein— barliche Systeme anzuwenden, oder Institute bei uns einzufuͤhren, die nur anderen nicht deutschen Laͤndern fruͤher angehoͤrt haben. Darum drohte Ihnen, hochge— ehrte Herren! auch nicht die Gefahr, Ihre, den Regen— ten in Allem, was das Wohl des Landes befoͤrdert, zu unterstuͤtzen bestimmte Thaͤtigkeit in eine Ihm eutgegen wirkende verwandelt zu sehen; darum konnte Ihr Wir— ken dem Hauptgegenstande Ihrer Bestimmung, dem voll— staͤndigen Ordnen des Landestags-Haushaltes und der richtigen Repartition der nothwendigen Steuer-Beitraͤge unter die Steuerbaren, wahrend der verfassungsmaͤßigen 7jährigen Dauer dieser Versammlung nicht entzogen werden. Als eine der Folgen dieses gluͤcklichen Verhaͤlt— nisses ist es zu betrachten, daß ich Ihnen, hochgeehrte Herren! heute schon anzukundigen vermag, daß es Ih— nen die Beduͤrfnisse der Steuer-Kasse erlauben, in die— sem Jahre die direkte Steuer-Bewilligung gegen das verflossene Jahr um ein volles Fuͤnftheil zu vermindern. Schon haben sich durch Ordnung und Sparsamkeit die Beduͤrfnisse der Steuer-Kasse vermindert, und es ist vor—

auszusehen, daß diese Verminderung in den folgenden . 4 * 5 * * 6 * Jahren noch zunehmen wird. Die Rechnungs-Abschluͤsse der verflossenen Jahre werden Ihnen, wie es auch frü⸗

her schon geschehen ist, vorgelegt werden. Auf dieser sicheren Grundlage beruhen die Forderungen fuͤr das lau— fende Jahr. Alles werden Sie so vorbereitet finden, daß wenige Wochen hinreichen werden, um das zu be— schließen und zu ordnen, was nach der Verfassung des Landes der gegenwartigen Staͤnde⸗Versammlung noch zu beschließen und zu ordnen obliegt.

Wien, 24. Febr. In derselben Nacht wo Kut— tenberg und Budweis in Boͤhmen, von Sturm und Gewitter heimgesucht wurden, (siehe Staats-Zeitung Nr. 47) kam, aller Wahrscheinlichkeit nach, dasselbe Ge— witter auch in der Naͤhe von Wien zum Ausbrüche, wie aus nachfolgenden Schreiben aus Kronenburg vom 12ten d. M. erhellt: „In der Nacht vom 11ten auf den 12ten Februar d. J. wehte ein Sturmwind aus Nordwest; es fror in dieser Nacht, der Mond schien hell, wurde aber oft von Wolken bedeckt und es schneite zuweilen so, daß in der Fruͤhe ungefähr einen Zoll die Felder mit Schnee bedeckt waren. Um 11 Uhr Nachts kam in die Gegend ober Stockerau eine sehr ausgedehnte Gewitter— wolke aus Nordwest; in kurzer Zeit bildete sich ein foͤrm⸗

liches Gewitter, das die ganze Gegend bedeckte und h; d bie . 1 Uhr, jedoch ohne Regen, dauerte. Blitz 6 onner waren heftig; es schlug mehreremal in die Do. nau und deren Auen ein; auch fuhr ein starker Blit in den hohen Thurm der Pfarrkirche zu Stockerau. Dleser elektrische Feuerstrahl ward durch den eisernen Glocken. draht von der kupfernen Thurmbedeckung herabgeleitet und er schmelzte einen Theil dieses Drahtes. Diese Um, , . , , . Milde des gegenwaͤr⸗ en W auch in Rußland, lassen ei enen und warmen Sommer a. . 3

ö Kopenhagen, 25. Febr, Eine K. Verordnung vom 8. Jan. bestimmt, daß hinfuͤhro bei der hiesigen Univer, sität, sowohl in der philosophischen als den anderen Fa⸗ kultäten, eine hoͤhere und eine geringere akademiseh. Würde ertheilt werden soll. Erstere ist der Doktorgrad in der Theologie, Rechtsgelehrtheit, Medizin und Philo. sophie, letztere der Licentlatengrad in den drei ersten Fa⸗ kultaͤten und der Magistergrad in der Philosophie.

Dieser Tage ist die „Berechnung der Einnahmen uud Ausgaben der Nati onasũ' ; . , Jahres vom 1. Aug. 1822 bis den 31. Jul. 1823 er. schlenen. Es ergiebt sich daraus, daß das jetzt auf der Bank haftende Zettelgeld eine Summe von 21 Mill. 325719 Rbthlr. 49 Schill. ausmacht. Die Bank besitzt oder hat zu gut, an Silber 2 Mill. 337710 Rbthlr. Schill.; in Obligationen besitzt dieselbe 5920 Rbthlr und ist schuldig 6 Mill. 197800 Rbthlr; in Zetteln besitzt sie 8. Mill. 410278 Rbthlr. 48 Schill. und ist 3 Mill. 5536 Rbthlr. 10 Schill. schuldig. .

Fuͤrsten Koͤnigl. Statthalters

War schau, 25. Febr. Es ist hier ein Dekret des vom 10. d. M. erschienen,

wonach bis dahin, daß das neue Strafreglement fuͤr die

Zollkontraventionen beendigt seyn wird, diejenigen Per—

sonen welche sich Einschwaͤrzungen von Getränken in sol⸗ chen Staͤdten zu Schulden kommen lassen, in welchen die Getraͤnke⸗Kon sumtion zum Vortheil des Schatzes ver— pachtet worden ist, außer dem Verluste des eingeschwaͤrz⸗ ten Gegenstandes auch noch seinen doppelten Werth zi entrichten verbunden sind. Dagegen sollen diejen gen , . 2 Armuth nicht im Stande sind, e ( u erlege in ei ; n . , gen, in einer Straf-Anstalt den

Von Seiten des Fuͤr ĩ .

. Zeit Fuͤrsten Koͤnigl. Statthalters sind

die fur christliche und juͤdische oͤffentliche Anstalten ö.

gen,. i. verstorbenen Israeliten Berk, Szmul, onnenberg bestaͤtigt worden. Sie betragen z en

182,500 Fl. poln. en fe nn in

Konstantinopel, 28. Jan. Das Gespraäͤch des Tages in Pera ist (wie die Allgemeine 5 . die Ankunft des russischen Staatsrathes v. Minziaky, und die anbefohlene Freilassung Danesi's. Letzterer be— fand sich zu Boli im Exil und festen Gewahrsam, und soll kränklich seyn. Unter der griechischen Gemeinde macht seine verkuͤndete Freilassung wenig Eindruck, ja viele wollen gar nicht daran glauben, da dieser Tage erst der

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Bischof von Heraklea, ein allgemein geachteter Priester, ergriffen und in die Gefaͤngnisse des Bostandschi Baschi abgeführt wurde. Manche fuͤrchten, daß er bereits hin—⸗ gerichtet sey. Aus Trebisonde sind Briefe von armeni⸗ schen Kaufleuten hier, die von neuen Feindseligkeiten der

Perser sprechen.

g n a n n

Berichte uͤber den Gesundheits⸗-Zustgnd aus dem Innern des Reiches vom Ende Januar.

l. Ostpreußen: Koͤnigs berg. Die natuͤrlichen Pocken haben sich von neuem jedoch nur in einzelnen Faͤllen, gezeigt. Mehr sind die Kinder von den Masern und Windpocken befallen worden. Die rheumatischen und katharralischen Fieber dauern noch fort und man hoͤrt von vielen Entzuͤndungen, besonders im Halse. Bei allen dem, ist die Sterblichleit nicht ungewoͤhnlich gewe⸗ sen. Gum bin nen. In der Stadt Stallupoͤnen, und in zwei zu diesem Kreise gehoͤrender Ortschaften, desglei⸗ chen in zwei Doͤrfern des Gumbinnischen, und in drei Ortschaften des Pillkallenschen Kreises, sind die Men⸗ schen⸗Pocken ausgebrochen, uͤbrigens die Haussperren an gedachten Orten verfuͤgt, und durch diese Masregel, so wie gurch die angeordnete Vaccination der pockenfaͤhi⸗ gen Subjekte laͤßt sich die Unterdruͤckung dieser anstecken— den Krankheit bald erwarten.

II. Westpreußen. Danzig. Von herrschenden boͤsartigen , ist nichts zu hoͤren, und die Mor⸗ talität war nicht ungewöhnlich, ungeachtet die bisherige, der Jahreszeit nicht angemessene Witterung üble Fol⸗ gen fuͤr die Gesundheit befuͤrchten ließ. Marien— werder. Obwohl die Witterung so ungewoͤhnlich ge— linde und feucht gewesen, so ist dennoch in dem Gesund⸗ heitszustande der Menschen im Allgemeinen keine auffal⸗ lende Veraͤnderung vorgegangen und die Sterhlichkeit sehr maͤßig geblieben. Rheumatische und katarrhalische Krankheiten sind noch immer die herrschenden, wenn gleich sie gegen Ausgang des Monats als wahrscheinliche

Folge der Witterung, immer mehr ner veusen Karakter an⸗ genommen haben, und in einzelnen Faͤllen selbst in wahre Nervenfieber uͤbergegangen sind. Menschenpocken haben sich in zwei Ortschaften des Kreises Lobau gezeigt, ihrer Verbreuung ist aber sofort Einhalt geschehen.

III. Brandenburg. Potsdam. Nervenfieber, Keuchhusten und Scharlachfieber, letzteres besonders un⸗ ter den Kindern in und um Spandau, sind die herrschen⸗ den Krankheiten gewesen. Der Karakter aller Krank— htiten im Monat Januar war rheumatisch⸗gastrisch, ging aber bald in einen nerveusen Zuͤstand uͤber. In Perle⸗ berg herrschten die Windpocken unter den Kindern. Auch erkrankte in Wittstock ein aus Kopenhagen eingewander⸗ ter Tischlergeselle an den natuͤrlichen Blattern; die noͤ— thigen polizeilichen Maaßregeln sind sogleich getroffen wor⸗

regelmäßigen Witterungslauf bewirkte Krankheiten und Seuchen, sind nicht bemerkt worden. Rheumatische ka— tharrhalische und gichtische Uebel so wie Husten, beson— ders unter den Kindern der Keuchhusten sind sehr häufig, auch Hals- und Augenentzuͤndungen, Haͤmorhoidal⸗Be— schwerden und andere Zufaͤlle entzuͤndlicher Natur viel— fach vorgekommen, ohne einen boͤsartigen Karakter anzu— nehmen. Nur aus dem Arnswaldschen Kreise ist die vorlaͤufige Anzeige von dem Scharlachfieber und einigen Faͤllen des Nervenfiebers im Dorfe Curtow eingegangen. Dagegen haben die Masern im Luckauer Kreisdorfe Waldo gaͤnzlich aufgehoͤrt, und es ist, obwohl saͤmmtliche Kinder 106 an der Zahl davon befallen gewesen, doch nur der eine fruͤher bemerkte Todesfall vorgekommen.

IV. Pommern. Köslin. Die Krankheiten und Sterbefaͤlle unter den Menschen sind, bei der gegen— waͤrtigen feuchten Witterung, haufiger als sonst. Beson⸗ ders herrschen in verschiedenen Gegenden Scharlachfieber, namentlich in mehreren Ortschaften des Schlaweschen und Stolpschen Kreises, so wie in Bresen, Lauenburg⸗ schen Kreises; wogegen diese Krankheit in der Stadt Stolp und in Barnow, Rummelsburgschen Kreises wie⸗ derum aufgehoͤrt hat. In einigen Doͤrfern des Schla— weschen Kreises zeigen sich auch Roͤtheln und die Hals— Braͤune unter den Kindern. In allen vorangefuͤhrten Krankheitsfaͤllen sind die erforderlichen sanitaͤts⸗polizeilichen Maßregeln getroffen. Stralsund. Ueber den Gesund— heits-Zustand der Einwohner dieser Provinz ist anzufuͤh— ren, daß in diesem Monate Schnupfen und Husten so all— gemein herrschend waren, daß man es eine wahre Influenza nennen konnte. Auch der hartnaͤckige Husten bei den Kindern dauerte fort. Die uͤbrigen Krankheiten hatten den katharralisch-rheumatisch- entzuͤndlichen Karakter, und nahmen nur selten eine nerveuse Form an. Daher kamen Rheumatismen mit und ohne Fieber, Anginen, Brustentzündungen, seltener Entzuͤndungen der Organe des Unterleibes, Gicht und Haͤmorrhoidal-Beschwerden vor. Außer der obgedachten Jufluenza wurde keine ei— gentliche Epidemie bemerkt; doch war die Sterblichkeit bedeutender, als in dem verflossenen Monate December

vorigen Jahres.

V. Schle sien. Breslau. Der allgemeine Krankheits-Karakter blieb katarrhalisch⸗rheumatisch; im Anfange des Monats mit entzuͤndlicher, gegen das Ende mit nerveuser Beimischung. Als vorherrschende Krank— heitsform zeigte in hiesiger Stadt sich ein katarrhalisches Fieber, wobei gewohnlich Kopf, Hals und Brust sehr afficirt waren. Schlagfluͤsse kamen häufig vor und wa— en bei vielen alten Personen toͤdtlich. Rheumatische Beschwerden mit den heftigsten Schmerzen, Gesichts⸗ Rose, acute Gicht und Bauchfell— Entzuͤndungen zeigten sich mehrmals. Unter den Kindern ging das Flußfieber herum und befiel selbst Neugeborene; Roͤtheln, Masern und Keuchhusten waren ebenfalls sehr haͤufig, seltener der Scharkach. Die haͤutige Braͤune zeigte sich einige⸗ mal bei Kindern. Die gleichen Krankheitsformen wa—

den, um die Weiterverbreitung zu verhuͤten. Fran k⸗— furt. Ein vermehrte Sterblichkeit, oder durch den un⸗

ren im ganzen hiesigen Regierungs⸗ Bezirke unter den