1824 / 55 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 04 Mar 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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leben. Indessen steht sehr zu vermuthen daß wir an den letzten Att des Schauspiels gekommen sind und es mit jenen Afterärzten wie mit dem eingebildeten Kran— ken bald ein Ende nehmen wird. . i Aus Toulonse mesdet man, daß taͤglich spanische Fluͤchtlinge, welche großentheils fruͤher bel dem Armee— Korps des Generals Ballesteros angestellt waren, nach Frankreich kommen. e. werden nach dem Depot der krieasgefangenen zu Agen gewiesen. s geen. ö wir unterm 10ten d. M. die Nach⸗ richt erhalten, daß die Feierlichkeiten des Karnevals seit einigen Tagen mit ungewoͤhnlichem Glanze begonnen haben. Alles stroͤmte nach der, den hauptsaͤchlichsten Be⸗ lustigungen gewidmeten Toledo⸗Straße, J. J. K. K. H. H. der Herzog und die Herzogin von Calabrien waxen mit Ihrer Familie lange unter der froͤhlichen Menge. Aus Palermo erfahren wir, daß der Komet dort ganz genau beobachtet worden ist. . l Der Drapeau-blane meldet nach Privat⸗Briefen aus Wien vom 13 Febr. Folgendes: „Der letzte Kourier, der hier von Seiten unseres Gesandten zu St. Petersburg, des Barons von Lebzeltern, angelangt ist, hat die Nachricht gebracht, daß Hr. v. Tatischew binnen kurzem hier ein⸗ treffen wird. Er soll hier das Resultat der neuen Ver⸗ handlungen abwarten, welche in Konstantinopel pan Hrn. v. Ottenfels und Lord Strangford angeknuͤpft werden sollen, um die Pforte zu veranlassen, daß sie dem aus St. Petersburg anher gesandten Ausgleichungs-Entwurf, welchem die pöoͤllige Räumung der Moldau und Walla— chei von den tuͤrkischen Truppen als erste Bedingung zum Grunde liegt, beitrete. Sobald dieser Entwurf von der Pforte bestimmt angenommen ist, wird Hr. v. Tatischew sich in Person nach Konstantinopel begeben, um dort als Gesandter Sr. Maj. des Kaisers aller Reussen, die Leitung der Unterhandlungen uͤbex alle zwischen Rußland und der Pforte noch streitigen Gegenstaͤnde, mit Inbe— griff derjenigen, welche zur Zeit des Hrn, v. Strogonow nicht ausgeglichen werden konnten, zu uͤbernehmen. Man sieht daraus, daß Rußland in seinem Systeme sehr konsequent ist, und denselben Weg verfolgt, den es beim Beginnen der Unterhandlungen eingeschlagen hatte. Schon damals hatte es als Princip aufgestellt, daß die Diskus⸗ sionen uͤber die verschledenen streitigen Gegenstaͤnde noth⸗ wendigerweise getrennt werden muͤßten, und daß man sich zunaͤchst ausschließlich mit denjenigen zu beschaͤftigen habe, welche der Periode nach der Abreise des Herrn von Strogonow und Unterbrechung der diplomatischen , . angehören; daß nur erst nach Regulirung Neser Gegenstande die direkten diplomatischen Mitthei— lungen wleder eintreten konnten und der neue russische Gesandte demnächst sich mit Fortsetzung der Unterhand— lungen, welche Hr. v. Strogonow nicht beendigen konnte, beschaftigen werde. Vergebens hat die Pforte jene ver— schiedenen Beschwerdepunkte mit einander vermischen wollen, und eine Zeit lang die Angelegenheiten wegen der asiatischen Festungen mit unter die zuerst abzuma— chenden gestellt. Man konnte dem desfallsigen , . nicht nachgeben und darf nunmehr hoffen, daß die Pforte davon abstehen wird. Die diplomatischen Nachrichten aus Konstantinopel werden unter diesen Umstaͤnden wie—⸗

der sehr interessant werden. Dem Vernehmen zufolge,

wird der neue, nach Konstantinopel bestimmte Gesandte

Frankreichs sich mit denen von Oesterreich und England verbinden. Herr v. Mintziaky wird an allen diesen Verhandlungen keinen Theil nehmen, da seine Mission sich nur auf Handels-A Angelegenheiten bezieht. Man hat in St. Petersburg für angemessen gehalten, die Ünterhandlungen und Konferenzen wegen der griechischen

Angelegenheiten noch aufzuschieben, indem man abwar⸗ ten will, daß die Pforte den neuen Ausgleichungs-Ent—

wurf, der keinen weiteren Modifikationen unterliegen

soll, angenommen hat.“ Rente 100. 40, am Schlusse 100. 65. London, 21. Febr. (Aus Pariser Blaͤttern.) Aus den Vereinigten Staaten haben wir Nachrichten von

Mexlko bis zum 4ten December und von Vera-Cruz (bis zum 21 sten erhalten; ihnen zufolge herrschte zu der

Zeit in jener Hauptstadt vollkommene Ruhe und der

Kongreß setzte seine Arbeiten ungestoͤrt fort. Die Han.

dels-Verhaͤltnisse zwischen den verschiedenen Provinzen waren wieder hergestellt, und die feindselige Spannung hatte aufgehoͤrt.

Die spanische Flotte hatte, aus Man gel an Lebensmitteln, sich wegbegeben muͤssen, und war,

wie man glaubte, nach Havannah gegangen. Das

Fort Ulloa hatte sein Feuern eingestellt, wie man ver⸗

muthete, aus Mangel an Munition. Man berechnete,

daß es 1200 Bomben und 12,009 vierundzwanzigpfuͤn⸗ dige Kugeln auf die Stadt geschleudert hatte, ohne wei⸗ teren Erfolg, als einige Häuser zu zerstoͤren, welche groͤßtentheils europaäͤischen Spaniern angehoͤrten. Die mexikanische Regierung hatte einen Kommissair nach

den vereinigten Staaten geschickt, um daselbst den An⸗

kauf einer kleinen Seemacht zu besorgen, wozu er reich⸗

lich mit Geldmitteln versehen war. Die englische Fre⸗ gatte Thetis war mit den fuͤr Mexiko bestimmten Kon suln, Hrn. Harvey, O' German und Ward, in Sacri⸗ ficio angelangt, und Letztere schickten sich zur Reise in das Innere des Landes an P Consols 912. Vom Rhein, 24. Febr.

Schreibens mit: „Saͤmmtliche Kolonisten des ersten Transports, die noch nicht ihrem Schicksale unterlagen bieten den naͤmlichen traurigen Anblick dar. Fieber und

Verstopfungen, ja selbst der Hunger, werden bald dem

Elende des noch ubrigen Drittheils ein Ende machen. Von den 98, die hier ankamen, sind 30 gestorben, und es ist sehr zu besorgen, das naͤmliche Schicksal wird dem zwei⸗ ten Transporte von 161 Individuen, die mit dem Schiffe Anna Louise, Kapitain Knaack, eingetroffen sind, gleich⸗ falls zu Theil werden, wenn keine schnelle Huͤlfe sie

noch zeitig genug dem Elende und in ihm dem Tode ent— reißt. Diese letzteren hat ein gewisser Thomming, ein geborner Englaͤnder, nach Ung, 8. Stunden suͤdlich von

Ilheos, gelockt; allein die Mittel dieses Mannes sind

viel zu beschraͤnkt, als daß sie dort ein Fortkommen fin— den, oder etwas anderes thun konnten, als zum Nutzen

Suͤddeutsche Blaͤtter thei⸗ len neuerdings, zur Beherzigung fuͤr diejenigen, die etwa nach Amerika namentlich nach Brasilien auswandern moͤchten, folgenden Auszug eines von daher eingegange⸗ nen auf fruͤhere ahnliche Nachrichten sich beziehenden

Hoffnung, einst

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dieses Individuums zu arbeiten. Man muß indessen zugeben, daß es immer noch besser fuͤr diese armen Men— schen in ihrer gegenwartigen Lage ist, fuͤr Thomming zu arbeiten, als fuͤr Weyler, von dem man bloß Betruͤge— reien erwarten kann. Die Narrheit und Unmenschlich⸗ kei dieser Seelenverkäufer uͤbersteigt allen Glauben. Ich kann Ihnen nicht beschreiben, mit welchem Unwillen die in dieser Gegend angesiedelten achtungswerthen Fremden erfuͤllt wurden, sobald sie von dem laͤcherlich luͤgenhaften Prospektus Kenntniß erhielten, den diese angeblichen Ko⸗ sonienstifter die Dreistigkeit hatten, nach Europa zu sen⸗ den. Da ich seit 55 Jahren in diesem Lande wohne, und meine Besitzung nur durch den Fluß Halsive von Almada getrennt ist, so glaube ich sie versichern zu koͤn—

nen, daß Niemand besser als ich die Vortheile und die

unermeßlichen Schwierigkeiten kennt, welche dieses Land dem Gedeihen der Fremden darbietet, die sich darin als Pflanzer niederlassen, und im Gefolge dieser Kenntniß bitte ich Sie instaͤndigst, alles anzuwenden, um den Aus—

setzen. Sie haben eine vollguͤltige Buͤrgschaft fuͤr diese meine Ansicht in dem schlechten Fortgang der Schweizer— Kolonie zu Canto⸗-Gallo, mit der es, ungeachtet der Un— terstuͤtzung der russischen Regierung und des Konsuls Langsdorf, nicht vorwaͤrts will.“

In einer Nachschrift dieses Briefes (vom 25. Aug.) bemerkt der Verfasser uͤber die neuerliche Lage der deut— schen Auswanderer noch Folgendes:

„Von dem ersten Transport der zu Almada ange— siedelten Kolonisten sind seit dem ersten Datum dieses Briefes noch 20 bis 22 gestorben, so daß nebst jenen be— reits erwahnten 30, uͤberhaupt 50 bis 52 mit Tode ab—

gegangen sind. Gegenwaͤrtig sind die Kolonisten des zweiten Transport von Una zuruͤckgekommen, und woh—

nen nun seit zwei Monaten zu Ilheos; das unter ih— nen herrschende Elend laͤßt sich nicht beschreiben; mehrere von denselben sind bereits gestorben, und eine noch groͤ— ßere Anzahl ist krank. Ich habe mich bemuͤht, die Regierung fuͤr dieselben zu interessiren, allein bis jetzt erfolglos; zweifelsohne der Umstaͤnde wegen.“

Aus der Schweitz, 23. Febr. Ueber die Momier— Sekte im Kanton Waadt melden jetzt oͤffentliche Nach— richten noch Folgendes; Wenn man den Wandel, die Grundsaͤtze und das Benehmen der Momiers recht be— trachtet, so begreift man leicht, daß nicht eigentlicher Religions-Eifer, sondern vielmehr Stolz, der Wunsch sich auszuzeichnen, und in einem jeden unter ihnen die ein Haupt der Kirche zu werden, sie be— lebt. Junge Schwaͤrmer haben sich in die Momiers ge— worfen, weil sie nur einer erhitzten Einbildungskraft fol— gen, nicht aber der ruhigen Vernunft Gehoͤr geben woll— ten. Uebrigens wird den Anhaͤngern dieser Sekte zum großen, hauptsaͤchlichen und begruͤndeten Vorwürfe ge— macht, daß sie vielfaͤltigen Zwist in die Haushaltungen bringen, und zwischen Aeltern und Kindern, wie zwi— schen Geschwistern, Trennung stiften. „Die Bibel hat,“ sagte juͤngst einer dieser von der Regierung zur Verant— wortung gezogenen Sektirer, „die Zeit bestimmt, wo das Weltliche von dem Weltlichen getrennt werden muß, um das Himmlische mit dem Himmlischen zu vereinigen.“

Scheidungen, Haß, Ungehorsam gegen die Oberen und Unordnungen verschiedener Art waren die Ergebnisse die— ses Grundsatzes. Hier ein Schuster, der sein Handwerk und ein halbes Dutzend hungriger Kinder verläßt, um Vorlesungen anzuhoͤren; dort ein Bauern-Weib, welches ihre Haushaltung und ihren Mann den Versammlun— gen aufopfert; da Kinder, die ihre bejahrten Aeltern verlassen, um naͤchtlichen Zusammenkuͤnften ohne Zwang beiwohnen zu konnen, bis endlich die unter diesen Un— ordnungen Leidenden sich auflehnen und ihre Unzufrie— denheit thaͤtlich zeigen.

3u Eglisau am Rhein, im Kanton Zuͤrich, wo Erd— Erschuͤtterungen, oft bedeutsam und mit unterirdischem Getoͤse begleitet, von Zeit zu Zeit wahrgenommen wer— den, die, auf engen Raum beschraͤnkt, sich auf keine Nachbarschaft ausdehnen, ist ein solches Erdbeben am 12. Februgr Abends zwischen 8 und 9 Uhr verspuͤrt worden.

St. Petersburg, 15. Febr. Seit Beginn die⸗

ses Jahres zaͤhlt die russische Literatur zwanzig Jour wanderungen aus Europa nach diesem Lande ein Ziel zu si 3 zig Jour⸗

naͤle, vier politische Zeitungen, zwei Almanache und drei literarische Supplement⸗Blaͤtter, die theils hier, theils zu Moskau erscheinen. Die Journale sind: 1 Das historisch-statistische, der Veteran unter den Journalen Rußlands; 2) das der menschenliebenden Gesellschaft; 3) das technologische; 4 das der oͤko—⸗ nomischen Gesellschaft zu Moskau; 5) monatliche Be— richte uͤber die Verhandlungen der russischen Bibelgesell— schaften; 6) das Journal fuͤr Volksaufklärung; 7) der Befoͤrderer der Kultur und Wohlthaͤtigkeit; 8) der Sohn des Vaterlandes, mit besonderen literarischen Suplement⸗ Blaͤttern; 9) das Nordische Archiv mit besonderen lite— rarischen Supplement⸗-Blaͤttern; 10) der Wohlgesinnte; 11) der europaäische Merkur; 12) der sibirische Merkur; 13) der Merkur von Kasan; 14) der Merkur der Ukraäne; 15) das Journal fuͤr Damen; 16) das Journal der schoͤnen Kuͤnste; 17) die deutsche Petersburgische Zeit⸗ schrift; 18) das Museum fur die Jugend; 19) das Jour— nal fuͤr Physik, Chemie, Naturgeschichte und Technolo⸗ gie; endlich 20) das Journal fuͤr die Liebhaber der Pfer⸗ dezucht. Die vier politischen Blaͤtter sind: der Con- ser vateur Impartial; die akademische; russisch und deutsch; die moskausche; der Invalide, der aber seit seiner im J. 1821 erfolgten Reform, keine eigentlich politischen Nachrichten mehr aufnehmen darf. Die erscheinen— den Almanache sind der Polarstern und die Mnemosyne.

Sn t g nnn,

Minden, 29. Fabr. Der Geburtstag Sr. K. H. des Prinzen Friedrich der Niederlande, Chef des Koͤnigl. Preuß. 15ten Infanterie⸗Regiments, wurde hier unter anderen durch ein großes Konzert des Militairischen Mu— sik⸗ und Saͤnger-Chors gefeiert und der Ertrag den Nothleidenden gewidmet. Se. Durchl. der regierende Fuͤrst von Buͤckeburg, auf herkommliche Weise durch eine Salve aus den Kanonen der Festung begruͤßt, geruhete demselben ebenfalls beizuwohnen. Die saͤmmtlichen Au⸗ toritaͤten und das Publikum suchten durch einen zahlrei— chen Besuch ihre Theilnahme an obiger Feier und zu⸗— gleich ihren Dank fuͤr den Kunstgenuß zu bethaͤtigen, der

shnen auf Veranstaltung des Herrn Oberst und Kom—