1824 / 59 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 09 Mar 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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übrigens eben so wenig Anstrengung, als er sie ohne al les Gepraͤnge machte. Arm, hatte er nicht die vermeint— lichen Beduͤrfnisse, welche den Reichthum noͤthig machen; Freund der wahren Freiheit, welche darin besteht, sich selbst anzugehören, nur von sich seine EmpfZindungen und Handlungen abhängig zu machen, wuͤrde er (man, ver— zeihe den AusdruckJ einen thoͤrigten Handel geschlossen haben, wenn er dieses erste aller Guͤter gegen ein ande— res ausgetauscht haͤtte, dessen er nicht bedurfte, gegen Titel, auf die er nicht den mindesten Werth legte. In welche Lage, (heißt es im Moniteur) haͤtte er sich durch Annahme der von Buonaparte ihm angebotenen Sena— torstelle gebracht? Was haͤtte er thun sollen, wenn er aufgefordert worden waͤre, durch sein Votum eine Maß— regel zu unterstuͤtzen, durch welche er die politische Unab— haͤngigkeit oder die Freiheit Frankreichs aufs Spiel ge⸗

fetzt sah? Sollte er sie gut heißen? das konnte er nicht.

Also Mitglied einer kleinen, schuͤchternen, stummen Op— position seyn, die nichts verhindert, ja selbst, ohne es zu wollen, dem Interesse einer despotischen Regierung forderlich ist, indem sie, bei dem blindesten Gehorsam, ein Schattenbild von Widerstand giebt. Welche Rolle fuͤr Ducks! Er that also das Beste und Ehren vollste, was er thun konnte, indem er jene Anerbietungen ausschlug. „Mein natuͤrlicher Stolz (sagte er einstmals) be— gnuͤgt sich vollkoammen mit einigen sehr festen Nein, die sch in meinem Leben ausgesprochen habe.“

Die Einwohner von Pampelunag haben dem Mar— schal, Marquis von Lauriston, zum Zeichen ihrer Ach— tung und Dankbgrkeit, einen praͤchtigen goldenen De— gen zum Geschenk gemacht. Die Municipalitäͤt dieser

Stadt, ihrer . stets getreu, hatte an keinem Akte

der Revolution Theil nehmen wollen und sich deshalb wahrend der revolutsongiren Stuͤrme weit von der Stadt zuruͤckgezogen. Mit den franzoͤsischen Fahnen kehrte sie dahin zurück und wurde insbesondere von dem Marschal Lauriston geschuͤtzt, der die vollkommenste Harmonie zwi— schen den unter seinen Befehlen stehenden Truppen und den Bewohnern der durch ihn befreiten Stadt zu erhalten

wußte.

Nachrichten aus Madrid vom 15ten Februar zufolge welche der Moniteur mittheilt) wird die Halbinsel vier Jahre lang von unseren Truppen besetzt bleiben und die Zahl der letzteren sich fortdauernd auf 49,000 Mann belaufen. Aus Amerika hatte man in Madrid Nach⸗ richten erhalten, welche die Flotte der Insurgenten als in einem kläglichen Zustande begriffen darstellten; sie sind da⸗ nach lauf eine einzige Fregatte und zwei Korvetten redu— cirt, welche saͤmmtlich nicht mehr See halten koͤnnen. Der General Letort betreibt die Belagerung von Montevideo mit großem Eifer; er hat von Rio⸗Janeiro Verstaͤrkung erhalten, um sich den Truppen, welche die Indepedenten von Buenos -Aires gegen Montevideo dirigirt haben, entgegen zu stellen. Lima und Callao konnen keine Huͤlfe

mehr von den Insurgenten erhalten, und man erwartet

taglich in Cadix die Nachricht von der Uebergabe dieser Forts. Die Koͤniglichen Truppen in jenen Gegenden betragen mehr als 20,00 Mann.

ente am 1sten Maͤrz 101.95.

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London, 27. Febr. Aus der, von dem Kanzler der Schatzkammer in der Sitzung des Unterhauses vom 2zsten d. M. gegebenen Uebersicht des Finanzzustandes, glauben wir nachträglich noch Folgendes herausheben und mittheilen

zu muͤssen. „Ich habe, sagte der Kanzler unter anderem, ner der parteien, den brittischen Wollzuͤchter und den Verarbei⸗ liegenden Frage (der Abgaben Verminderung) hingedeu⸗

in dem Vorhergehenden bereis auf den Theil der vor—

tet, der sich auf ein freieres und liberaleres System der Politik in Angelegenheiten des Handels bezieht. Auf diesen Abschnitt des Gegenstandes will ich jetzt insbeson— dere die Aufmerksamkeit hinlenken.

legt, und gegenseits die Ausfuhr auf verschiedene Weise beschraͤnkt oder gar verboten ist. Zu den Gegenstaäͤnden

der Art gehört die Wolle. Der Einfuhrzoll von diesem Artikel wurde im Jahre 1819 von 1 Pen. auf 6 Pen. Dies geschah keinesweges zur

fuͤr das Pfund erhoͤht. Beschuͤtzung des inlaͤndischen Erzeugnisses, sondern ledig— lich in der Absicht, das Einkommen zu vermehren; den interessirten Theilen aber, welche eine Aufhebung der

desfallsigen Bestimmung nachsuchten, sagte man immer: Ihr habt kein Recht, Einwürfe gegen jene Abgabe zu machen, so lange ihr begehrt, daß das Erzeugniß des brit tischen Wollzuͤchters auf den inlaͤndischen Verbrauch be⸗ schraͤnkt werde; wollt Ihr Euch aber mit der Aufhebung

jener unpolitischen Beschraͤnkung der Wollausfuhr eim

verstanden erklaͤren, dann wollen wir im Parlament die Aufhebung des Einfuhrzolls in Antrag bringen. Die

Eroͤrterung dieses Gegenstandes fuͤhrte im Laufe des letzten Jahres eine Menge Verhandlungen und wechsel—

seitige Mittheilungen uͤber die Interessen der Manufak⸗

turen herbei; Zusammenkuͤnfte wurden gehalten und Be—

schluͤsse gefaßt; es fand sich jedoch zuletzt, daß zwei ganz

entgegengesetzte Meinungen vorwalteten. Einige Interes— senten hegten den Glauben, daß die Aufhebung jenes

Zolls nicht so viel Vortheil, als das Wegfallen der Be

schraͤnkung Nachtheil bringen wuͤrde; sie wuͤnschten da— her, daß die Sache so bleiben moͤchte, wie sie war; sie wollten zwar gern von dem Zoll los seyn, aber nicht ge—

gen den Verlust des Vortheiles, welchen, wie sie vermein⸗ sische kannt sind, in Umlauf zu bringen.

ten, die Beschraͤnkung der Ausfuhr ihnen gewaͤhrte. Die

entschiedene Mehrheit der Interessenten im Wollenhan⸗ t 3. t Sachsen, unter dem Namen Geleite; dieser Zoll war

del war jedoch offenbar der Meinung, daß es raͤthlich

sey, die Sache in der Art abzumachen, daß der Zoll auf, ü J kinnahmepersonal erhoben.

gehoben und die freie Ausfuhr des fraglichen Artikels dagegen erlaubt werde. genauesten Erwaͤgung des Gegenstandes, offen bekennen, daß ich keinen irgend haltbaren Grund sehe, welcher einer sol— chen Abmachung der Sache entgegenstände. (Hoͤrt, hoͤrt! Der, von mir dem Hause vorzulegende Plan, wird da— her gewiß auch den Vorschlag enthalten, den Einfuhrzoll von der Wolle wieder auf ein Sechstheil der gegenwaͤr— tigen Hoͤhe (von 6 auf 1 Pen. fuͤr das Pfd.), mithin auf den

Betrag vor der Bill vom Jahre 1819 zu ermaͤßigen.

Dabei werde ich zugleich anempfehlen, daß die freie Aus— fuhr unserer inlaͤndischen Wolle gegen Entrichtung einer kleinen Abgabe von 1 Pen. fuͤr das Pfund gestattet und so die Ausfuhr und Einfuhr nach gleichem Maße behan— delt und im Gleichgewicht gehalten werde. Auf diese

luf t Es giebt, wie be⸗ kannt, verschiedene Zweige unseres Handels, bei welchen auf der einen Seite die Einfuhr mit hohen Abgaben be,

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WVeise werden wir unnsͤthige und, nach meiner Meinung, schaͤdliche Restriktiv⸗Bestimmungen, nebst deren Gefolge, den Defraudations⸗Strafen, Eldschwuͤren und Gott weiß was sonst noch, los werden. (Hort, hoͤrt!) Diese Frei— gebung wird, meiner festen Uberzeugung nach, fuͤr beide

ter der fremden Wolle gleich vortheilhaft seyn und un— seren Wollenhandel nach allen Welttheilen ausdehnen.“ Lebhafter Beifall begleitete diesen Theil seiner Rede, so wie uberhaupt die ganze Darstellung des Finanz⸗Zustan⸗ des. Selbst die sonstigen eifrigen Widersacher der von dem Kanzler ausgesprochenen liberalen Ansichten, welche dieselben bei fruͤheren Diskussionen fuͤr eine unweise Ab— weichung von dem alten System, dem England seine Groͤße verdanke, erklaͤrten, muͤssen dieselben jetzt fuͤr durchaus gesund und richtig anerkennen, da der Erfolg bereits so entscheidend bafuͤr gesprochen hat. Vermeh— rung der Einnahme bei verminderten Abgaben, wie im vorigen Jahre statt gefunden, spricht an und fuͤr sich laut genug fur den gänstigen Zustand des Landes, und macht jede weitere Lobrede der eingetretenen Verwal— tungs⸗Maximen uͤberfluͤssig.

der Anwesenheit des Koͤniges im Jahre 1822, zu errich— tende National-Denkmal hat einen erfreulichen Fortgang. Die in Petersburg ansaͤssigen Schotten haben 6200 Ru— bel dazu uͤbersandt.

Vorgestern wurde die in Park-Crescent nahe bei dem Portland⸗Platze errichtete Bildsaͤule des verewigten Herzogs von Kent mit angemessenen Feierlichkeiten dem Anblicke des Publikums frei gestellt.

ö Consols d. 28. eroͤffnet mit 92. 3, Nachmittags 933.

Königreich Sach sen. Korrespondenz-Nachrich— ten, (welche die Karlsruher Zeitung mittheilt) enthalten folgendes: Der diesjaͤhrige Landtag macht den aͤchten und unbefugten Politikern erstaunlich viel zu schaffen, und einige Zeitungen der Nachbarstaaten machen sich ein

am Schluß 933,

eigenes Geschaͤft daraus, die ungegruͤndetesten und oft

sinnwidrigsten Raisonnements uͤber die Verhandlungen

Ich meinerseits muß, nach der

der saͤchsischen Staͤnde, die ihnen nicht einmal genau be— Seit langen Jahren besteht z. B. ein Wegzoll in

bis zur Mitte des vorigen Jahres durch ein separates Seit dem Sommer vorigen Jahres aber ist dieser Zoll, der Ersparniß wegen, und nach vorher statt gefundener theilweisen Herabsetzung auf einen niedrigeren als den bisherigen Ansatz, von den gewoͤhnlichen Wegzoll-Einnehmern mit vernommen wor— den. Jetzt schreien die Unbefugten uͤber die Be— aAastung des Gewerbes und der Kommunikgtion durch eine neue Steuer, wo doch statt dessen von einer wesent— lichen Erleichterung die Rede ist.

Gar viel Sorge macht den Unbefugten die ungleiche Besteuerung der Grundstuͤcke. Allein im Fall auch ur— pruͤnglich eine Ungleichheit der Besteuerung zu tadeln gewesen seyn mag, so sind seit jener Zeit anderthalb Jahr— hunderte verflossen, und fast alle Grundstuͤcke in Sachsen

Die Subseription zu dem in Schottland, zu Ehren.

sind seitdem durch Tausch und Kauf in ganz andere

Haͤnde uͤbergegangen. Wenn nun die Idee der Un—

befugten, alle Grundstuͤcke gleichmäßig zu belasten, auf die Basis einer schon vollendet vorliegenden neuen Ka— tastrirung wirklich sofort erfolgte, so fragt sich, wie koͤmmt ein Grundeigenthuͤmer, der ein schwach besteuertes Gut um einen verhaäͤltnißmaßig sehr hohen Preis kaufte, da— zu, plötzlich sein Eigenthumsrecht in so fern zu verlieren, als seine Kapitale durch Erhoͤhung der Steuer theilweise ganz fuͤr verloren zu achten seyn wuͤrden? und wie ver— dient dagegen ein Anderer, der ein hoch besteuertes Gut eben um dieser Eigenschaft willen verhaͤltnißmaͤßig sehr wohlfeil an sich brachte, eine ganz unerwartete Vermeh— rung seines eingeschossenen Kapitals durch Herabsetzung der Steuer, zum offenbaren Nachtheil und auf die Ko— sten seines Nachbars? Um alle folche vernuͤnftige Er— oͤrterungen ist es den Tadlern aber nicht zu thun. ge. mundus! wenn nur die Theorien nicht unter— gehen.

Aus der Schweitz. Der Herzog von Calvello hat unterm 20sten Februar aus Bern den Regierungen der Staͤnde unmittelbar Entwuͤrfe der Kapitulation von Schweitzer-Regimentern in Königlich Neapolitanischm Dienste, in lithographirten Exemplaren uͤbermacht.

In Luzern, wo noch viele zum reformirten Glau— bensbekenntniß gehoͤrende Christen sich aufhalten, pflegte man die Verstorbenen dieser n ,. meistens ohne ordentliches Leichenbegaͤngniß zu begraben. Als juͤngst— hin ein dort angesiedelter Posamentier aus Sachsen mit Tode abging, wurde nun aber eine ordentliche Beer⸗ digung veranstaltet. Die Einwohner Luzerns, ohne Un⸗— terschled ihrer Konfession, begleiteten die Leiche zu Grabe und bei demselben hielt der wuͤrdige Stadtpfarrer Muͤl— ler eine schoͤne, erbauliche Rede.

Trient, 20. Febr. Nachdem wir einen beispiellos trockenen Winter, und mehrere Monate ohne Schnee und Regen gehabt haben, so daß bis an die hoͤchsten Gipfel unserer nordischen Berge kein Schnee zu sehen, viele Quellen und Stroͤme vertrocknet, und der Fluß zu einer seltenen Niedere herab gesunken war, sind wir auf einmal in eine ganz herbstliche Witterung versetzt; denn seit sechs Tagen, nach einem ploͤtzlichen außerordentlichen Windstoß von wenigen Minuten, aber ungewöhnlicher Stärke, regnet es unaufhoͤrlich, und nur auf die hoͤch— sten Theile der Gebirge schneite es. Der Fluß hat sich auch stark erhoͤht, und die Stroͤme, besonders die Fer⸗ sina, sind so angeschwollen, als es nur im Spaͤtherbste zu geschehen pflegt. Im Brescianischen wuͤthen die Faulfieber. Der hiesige Gesundheits-g3Zustand hat trotz der außerordentlichen Witterung nichts Außerordentliches gezeigt; dagegen ist man fuͤr den Weinstock besorgt, welcher, wenn sich die gegenwaͤrtige Witterung, wie es zu vermuthen ist, mit Frost und kalten Nord- und Ost— Winden beschliest, sehr leiden wuͤrde. Die Saaten ste— hen noch immer schoͤn, da sie bei der trockenen warmen Witterung des Winters sich immer verstaͤrkt haben.

St. Petersburg, 20. Febr. Der bei unserer Gesandtschaft zu Stockholm, angestellte Kollegien⸗Rath Bodiska ist zum Kammerherrn ernannt worden.

Dieser Tage ist hier die Gemahlin des General— Adjutanten Czernitscheff und am 5ten d. M. zu Riga