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minis 9 dieselbe in Fallen, wo das buͤrgerliche Gesetz kein Ehe— inderniß anerkennt, und gewaͤhrt er solche hingegen in allen, wo ein gesetzliches Hinderniß der Ehe vorhanden ist — in welcher Lage befindet sich alsdann die Staats— behörde? Welche Mittel stehen ihr zu Gebot, um im ersten Fall den Pfarrer zu Ertheilung der Eheeinsegnung anzuhalten, und im zweiten Fall dieselbe zu hindern, oder wenn sie statt gefunden haͤtte, ihre Wirkung aufzu— ,. mit einem Wort, wie vermag sie in beiden Faͤl— en den buͤrgerlichen Gesetzen Vollziehung zu geben und ihren Angehörigen den Genuß der ihnen vermoͤge dieser Gesetze zustehenden Rechte zu sichern? Die evangelische Geistlichkeit veranlaßt hierbei gar keine Schwierigkeit; sie erkennt in Ehesachen keine anderen Vorschriften, als die des buͤrgerlichen Gesetzes, und keinen anderen Gesetz— geber, als die Staats-Behoͤrde. Ganz anders verhaͤlt sichs mit dem katholischen Klerus; selne Anmaßungen sind von voͤllig verschiedener Art; seine Gebote und Ver— bote haben eine ganze andere Quelle; er stellt sein kano—⸗ nisches Recht dem buͤrgerlichen Gesetz gegenuͤber, so wie der Staats-Behoͤrde sein kirchliches Oberhaupt und den Gesetzgeber der Kirche. Ueberlaäͤßt man ihm die Eheein— segnung unbedingt und unbeschraͤnkt, macht man die Guͤltigkeit der 5 von dieser Einsegnung abhaͤngig, so sind es seine Vorschriften, denen er folgen, und sein Oberhaupt, dem er gehorchen wird; die Ehen haͤngen von ihm allein ab, und er wird einziger Gesetzgeber und Richter in Ehesachen seyn. Vergeblich hat das buͤrger— liche Gesetz die Ehehindernisse vorsichtig und weise be— schraͤnkt, der Klerus wird die kanonischen Hindernisse in ihrer ganzen Ausdehnung und Strenge gegen unsere An— gehoͤrigen geltend machen; vergeblich heischt das buͤrger— liche Gesetz die Zustimmung des Vaters fuͤr die Ehe des minorennen Sohnes, der Klerus wird diese von der ka— tholischen Kirche nicht anerkannte Vorschrift unbeachtet lassen. Um diese ernsten und wichtigen Schwierigkeiten zu heben, giebt es nur zwei Mittel: entweder eine kraͤf— tige, Folgsamkeit und Gehorsam des Klerus erzielende Gesetzgebung, wie diejenige Oesterreichs ist, oder eine Uebereinkunft mit der geistlichen Oberbehoͤrde. Die erste ist fuͤr den schwachen und kleinen Staat, unter den ge— genwaͤrtigen Zeitumstaͤnden, etwas ganz Unmoͤgliches; und die zweite, wenn man sie fuͤr moͤglich halten sollte,
wurde eine Unterhandlung und viele Zeit erheischen; wo—
fern man von ihr etwas hoffen will, so darf auch wenigstens nicht damit angefangen werden, auf dasjenige zu ver⸗ zichten, woruͤber man zu unterhandeln denkt.
Ancona, 4. Maͤrz. Gestern um 1 Uhr Nachts entstand in hiesiger Stadt und Hafen einer der schreck— llichsten Stuͤrme. Ein jonisches, mit Getreide beladenes Schiff wurde zertruͤmmert. Ziegel, Schindeln, Steine flogen umher; ein sehr festes Seethor wurde aufge— sprengt; eine Kontumazbarke rettete sch um Gluͤck mit einem kleinen Segel bis zum Lazareth. Andere Schiffe waren eben nicht auf der See. Große Verwunderung
entstand, als am folgenden Morgen 4 Paranzen in die.
sem Hafen einllefen, deren Mannschaft nicht das Min— deste von dem Sturme der vergangenen Nacht gespuͤrt hatte, und woraus man schloß, daß sich derselbe nicht
du culte) zustehende Verrichtung. Verweigert
über 20 Meilen weit vom Hafen erstreckt haben muͤsse. Berschiedene Trabukeln versanken; die Batterie beim Leuchtthurme wurde umgestuͤrzt.
Palermo, 23. Febr. und Fideikomiß⸗System in diesen Staaten war bisher
der weichenden Soͤhne von den Guͤtern nichts verkauft werden durfte. Da diese Erbportionen durch Zessionen oft in mehr als 109 Theile zerstuͤckt wurden, so, daß oft 3 bis 400 Glaͤubiger auf einmal ihre Befriedigung haben wollten, so ist durch ein neues Gesetz erlaubt wor, den, daß die Gutsbesitzer diesen Kreditoren zu ihrer
Bezahlung Stuͤcke von ihren Guͤtern uͤberlassen duͤrfen.
Kopenhagen, 20. Maͤrz. Dem Vernehmen nach werden JJ. MM. Anfangs Juni nach Kiel und Schles— wig reisen, von wo aus Se. Maj. der Koͤnig die Reise nach Juͤtland fortsetzen werden. Die Truppen-Manoͤu— vres werden bei Skanderborg statt finden.
. Nach Berichten aus Bergen ist die dasige Haͤrings— Fischerei kaum halb so ergiebig gewesen als im vorigen
Jahre.
Der Obligationen-Handel ist dieser Tage an der Boͤrse sehr lebhaft gewesen und die K. Obligationen sind
binnen einigen Wochen von 80 auf S8 gestiegen. Heute Auch die
gingen sie jedoch wieder auf S6 herunter. asiatischen Aktien sind von 75 bis auf 85 gestiegen.
Stockholm, 16. Maͤrz. Vorgestern, am Geburts— tage J. K. H. der Kronprinzessin, geruhete Se. Maj deren Bruder, dem Herzog von Leuchtenberg, den Se— raphinen⸗-Orden zu ertheilen, und der Oberstallmeister, Freiherr v. Raͤlamb, ist zu einem der Herren des Rel ches erhoben worden.
Ueber die Abeise Sr. K. H. des Kronprinzen nach enthaͤlt folgende Nachrichten:
Einige behaupten,
Norwegen ist noch nichts bestimmt. sie werde am 12. April und die des Koͤniges am 2osten Mai statt finden:
Die Mitglieder des Komits zur Untersuchung des
Zustandes saͤmmtlicher Lehr-A1nstalten ist noch nicht er— nannt. An die Stelle des Obersten und General⸗A Adjutanten Peyron, als Chef des Bureau der General-Adjutan— tur⸗Expedition, wird wahrscheinlich der bisherige Unter, Chef, Major Graf Rosen, kommen.
Voriges Jahr liefen 3485 Fahrzeuge in den Hafen von Stockholm ein und 457 gingen von dort ab.
St. Petersburg, 9. Maͤrz. Se. Maj. der Kai— ser haben, nach Ihrer so baldigen Wiederherstellung, Ihrem Leibarzte, Geh. Rath Wilije, einen mit Aller— hoͤchstihrem Bildnisse gezierten sehr kostbaren Brillant— Ring zum Geschenk gemacht.
Fuͤrst Wolchonski hat die Direktion der inneren Angelegenheiten des Kaiserl. Hauses wieder uͤbernom— men. Den Posten eines Chefs vom Generalstabe Sr. Kaiserl. Maj. bekleidet General-Lieutenant, Freiherr von Diebitsch, noch immer interimistisch.
Se. Maj. der Kaiser haben Ihren Hof⸗-Medikus, Dr. Karl Mayer, zum Hofrath ernannt.
Am 12. Sept. v. J. ist der Flotten⸗Kapitain⸗Lieu— tenant v. Litke von seiner dritten nach Nowaja-Semlza unternommenen Reise wieder zu Archangel eingetroffen.
so strenge, daß selbst zur Bezahlung der Erbportionen 2 auf untersuchte er die Ost⸗, Nord und West⸗Kuͤste der Ryhbatschja Halb⸗Insel und die Suͤd⸗Kuͤsten des Worgn⸗ sischen Meerbusen bis zum Wilimschen Vorgebirge. Am J. Aug. gewahrte H ; Semlja; er steuerte nordoͤstlich, und gelangte bis zum 760 48 der Breite. Da er aber wegen der großen Eis— Massen nicht weiter vordringen konnte, so nahm er am
ge.nieurs, Maurer und 3 ter Beschaͤftigung, Trommelschlag, Appell, Paraden, Ma—⸗ nduvres, Rekruten-Instruktion, uͤberall Leben und Ge— schaͤftigkeit, wo fruͤher das langweilige tuͤrkische Schwei— gen herrschte, und laͤngs des Schattens, den die Waͤlle verfen, blos Reihen tabakrauchender Asiaten in reinve— getativer Apathie die Stunden ruhig verrinnen ließen, bis ein Allarm hin und wieder sie zum Opiumrausch und 1 wilden Wuth auf kurze Viertelstunden er— ( we te.“ 1
richt ein, daß
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Seinem Berichte zufolge hat er im 695 44“ noͤrdl. Br. und 8Y 33“ westl. Lange von Archangel die Matows ki— sche Bay gefunden, und eine genaue Beschreibung der— Das Lehen⸗Primogeniturs ,
seiben aufgezeichnet. Da die Bucht bisher noch von kei— Kriegsfahrzeuge besucht worden war, so . er ier⸗
sie nach seinem Schiffe; Hafen Nowaja⸗Semlja.
r. v. Litke die Kuͤste von Nowaja—
17. Aug. seine Richtung wieder nach Suͤden, erreichte
am zosten desselben Monates die Suͤd-Ost⸗-Spitze von Nowaja⸗Semlja, gerieth hier aber durch heftige Stuͤrme und die hochgehende See auf eine Klippe, wodurch sein Schiff einen Leck erhielt. ꝛ sa, 6 Untersuchung der Ost-Kuͤste Nowaja⸗Semlija's verzichten und die Ruͤckkehr nach Archangel antreten. Auf seiner Ruͤckreise bestimmte er abermals die Lage von Kanin—
Noß auf 4535 161.
Er mußte deshalb auf eine
Das Schiff hat waͤhrend der gan—
zen Expedition keinen Kranken gehabt. Nach einem Schreiben des Ober-Arztes an den
Heilquellen bei Konstantinogorsk am Kaukasus, Hof⸗ Raths Conradi, bewaͤhren die trefflichen Baͤder am Kaukasus ihre Wirksamkeit mit jedem Jahre mehr, und die Reisenden haben weder von den Tschetschenzen, noch
anderen Raͤubern, das Geringste zu befuͤrchten, da durch die trefflichen Anstalten des Generals Jermoloff die
, . durchaus sicher sind.
üͤrkei. — Die Augsburger Allgemeine Zeitung
„Triest, 23. Febr. Reisende, welche Missolunghi
seit kurzem verlassen haben, erzaͤhlen von der in jenen Gegenden seit Jahrhunderten fremdartigen Thaͤtigkeit, nit der jetzt die Reparatur der alten Festungswerke, der Bau neuer Fortifikationen, und die Militair-Organisa— tion ganz nach europaͤischer Art betrieben wird.
Pion⸗ niers und Handarbeiter unter dem Kommando der In— immerleute in gleich angestreng⸗
„Kor fu, 28. Febr. Am 2ssten d. ging hier Nach—
auszeichneten. Lord Byron war von Tripoliza nach Mis— än zuruͤckgekehrt, und uͤberall festlich empfangen vorden.“
„Kon sta ntinopel, 24. Febr. Die Ruͤstungen im
Welche Folgen dieses, als Beispie
sich Coron am 18. d. an die Griechen er— geben hat. Zugleich erhaͤlt man aus Missolunghi Bestaͤ— tigung der Einnahme der Außenwerke von Lepanto, wo— bei die englischen Genie-Offiziere, welche den Griechen zu Huͤlfe gezogen sind, sich auf die vortheilhafteste Art
Zeughause und laͤngs dem Kanal dauern fort, und schei nen einen kraͤftigen Feldzug anzukuͤndigen. — Bei Cara—
buru in Macedonien haben, wie man sagt, neuerdings Griechen gelandet.“
„O dessa, 4. Maͤrz. Ein Schiff, das in der au— ßerordentlich kurzen Zeit von 40 Stunden von Konstan— tinopel hier eingelaufen . bringt die fuͤr die Pforte traurige, aber wichtige Nachricht, daß Mohamed Aly Pascha, Vice⸗Koͤnig von Aegypten, endlich die Maske abgelegt und sich fuͤr unabhängig erklaͤrt habe. Man wußte in Konstantinopel langst, daß er mit großen Plaͤ— nen umging, die Pforte suchte ihn daher auf alle Art zu schwaͤchen, und befahl ihm zuletzt 10, 07090 Mann, zu Bekaͤmpfung der griechischen Insurrektion, zu stellen. Mohamed entschloß sich statt dessen zur Unabhängigkeit, und waͤhlte dazu unstreitig den zune gen Augenblick.
vielleicht den ganzen Orient erschuͤtternde Ereigniß, woruͤber die naheren Be— richte zu erwarten sind, haben wird, koͤnnen nur diejeni— gen beurtheilen, welche die Verhaͤltnisse des . Reichs, unabgesehen von der Lage der großen Hauptstadt desselben, die so viele Zuführen aus Aegypten erhaͤlt, rich— tig auffassen.“
Die Nummer des Spectateur oriental vom 20. Febr. d. J. enthalt folgende Nachrichten uͤber die dorti— gen Angelegenheiten:
„Erzerum, 22. Jan. Der persische Gesandte, der sich nach Konstantinopel begiebt, ist seit einigen Ta—
gen hier, und hatte mehrere Konferenzen mit dem nach
Teheran abgereisten tuͤrkischen Geschaftstraͤger. Wegen der kalten Jahrszeit wird Hassan Mirza Kan erst zu Ende kuͤnftigen Monats nach Konstantinopel abgehen. Der zwischen beiden Maͤchten geschlossene Friede wird den Handel wieder beleben. Mehrere hier verweilte Karavanen schicken sich an, ihre Reise an ihren Bestim⸗ mungsort fortzusetzen.“
„Salonichi, 29. Jan. Der neue Muͤnzfirman wird mit großer Strenge gehandhabt. Ein Jude und mehrere Griechen sind wegen Uebertretung desselben ge⸗ hangen worden. Die Glaubensgenossen des Ersteren bo⸗ ten 200,000 Piaster, um ihm das Leben zu erkaufen; es war zu spaͤt, er war schon aufgehaͤngt.“ .
„Scio, 5. Febr. Der hollaͤndische und der fran zoͤsische Vicekonsul ritten dieser Tage aus. Ein wuͤthen, der Tuͤrke setzte dem Ersteren ein Pistol auf die Brust und wollte Feuer geben. Der franzoͤsische Vicekonsul, Herr David, Sohn, hielt ihn ab; der Janitschar des franzoͤsischen Konsulats kam dazu, und fiel dem Tuͤrken in den Arm. Dieser riß sich los, zog das zweite Pistol, und schlug es auf Hrn. David an; dieser stürzt sich auf ihn, setzt ihm ein seinem Janitscharen entrissenes Pistol auf die Brust, wodurch der Tuͤrke außer Fassung ge— raͤth, und von herzugelaufenen Albanesern nach hefti⸗ gem Kampfe in Verhaft gebracht wird. Der Pascha gab Satisfaktion. Er ließ den Tuͤrken pruͤgeln, in Ei— sen schlagen, und in ein offenes Schiff setzen, wo ihn ,. sehen 6 in, Schiff bei guͤnstigem Winde nach dem Festlande absegelt. . . Madrid, 11. Maͤrz. Auch der erzbischoͤfliche Stuhl von Compostella ist nunmehr, und zwar durch den Bi—⸗