372
gemeldet: „Heute hatte der nordamerikanische Gesandte bei dem cölumbischen Freistaate seine Antritts-Audienz beim Vice⸗Praͤsidenten und den Staats⸗Sekretairen der Republik. Der Empfang war ansgezeichnet; er ward den Mitgliedern des höchsten Gerichtshofes, dem Se— nate, der Kammer der Abgeordneten und den ersten Staatsbeamten vorgestellt; die Palast-Wache bezeigte ihm militairische Hönneurs und 3 Staatsdiener beglei— 3 vom auswaͤrtigen Amte nach seiner Wohnung uruͤck.“
— 27. Maͤrz. Gestern wurde im Unterhause die Bill, wonach der Sklaven-Handel wie Seeraͤuberei betrachtet und bestraft werden soll, zum drittenmale ver— lesen und ging mit der vom Attorney-General vorge— schlagenen Klausel durch: daß sie in der dermaligen Siz⸗ zung noch mit einem Zusatze versehen, abgeaͤndert, oder zuruͤchgerufen werden koͤnne.
Consols eroͤffnet mit 943, stiegen auf 955; es wur— den jedoch nicht viel Geschaͤfte gemacht; mehr in frem⸗ den Papieren.
Wien, 23. Maͤrz. im vorigen Jahre mit einer serl. Russische Staatsrath wieder hier ein.
Turkei. Der oͤsterreichische Beobachter enthaͤlt fol—
Vorgestern Vormittag traf der Mission hier gewesene Kai— und Senator v. Tatischew
gende Nachricht aus Konstantinopel vom 25. Febr. Der
Reis-Effendi hat zwar seit der dem Hrn. von Mineiaky am 12ten ertheilten Audienz, seine Amts⸗-Funktionen noch nicht wieder uͤbernommen, und Hr. v. Minciaky ist daher vorlaͤufig mit dessen Vorgaͤnger, dem jetzigen Kiaja-Beg (Sadik- Efendi) in Geschaͤfts-Verhandlungen getreten. Man glaubt jedoch, daß Seida-Efendi in kurzem ganz hergestellt seyn wird. der Gesundheits-Zustand des Großveziers, der an einem organischen Fehler leiden soll, welchen die Aerzte sehr bedenklich schildern. Der Sultan hat ihm vor acht Ta— gen einen langen Besuch abgestattet. Der Verlust die— ses Mannes waͤre bei der jetzigen Lage der Dinge, fuͤr das ottomanische Reich unersetzlich. Man hofft indessen daß es der aͤrztlichen Kunst gelingen wird, ihn noch eine Zeitlang zu erhalten,
Galib Pascha hat allerbings wahrend der kurzen Dauer seines Vezirats bereits viel geleistet. Seiner Berdienste in der inneren Verwaltung nicht zu gedenken, hat er auch die Ruͤstungen zu Lande und zur See mit weit mehr Kraft und Srdnung geleitet, als dies in ir— gend einer fruͤheren Periode geschah. Er hat unter an— deren eine Maßregel durchgesetzt, die wichtige Veraͤnde— rungen in dem Militair-System der Pforte zur Folge haben kann. Um den Nachtheilen zu entgehen, welche, wie die Erfahrung der vergangenen Feldzuͤge lehrte, mit den Aufgeboten in den Provinzen, bei dem Mangel an Disciplin und der Untauglichkeit der auf diese Weise zu— sammengeraften Milizen verknuͤpft sind, hat man beschlos⸗ sen, diese Aufgebote, allenthalben, wo es sich thun laßt, in Geldleistungen zu verwandeln, und hierdurch die Mit— tel zur Anwerbung und Besoldung ausgewaͤhlter Trup⸗ pen zu erlangen. Dergleichen Geld-Ausschreibungen sind
schon in verschiedenen Statthalterschaften von Rumelien,
in Rodosto, Widdin u. s. w. wirklich erfolgt. Sie wer—
4
Desto groͤßere Besorgniß erweckt
den auch in Ansehung der See-Truppen und Schiffs, nit ihm einverstanden, Wenn die Sache in mit ihm entzweit, verfahren, der Halbinsel zum anderen, wuͤnschung. 2 der Hochmuth, kungen aus Albanien zu ziehen. Die Albaneser gehören pressungen des sie umringenden Raubgesindels, welchem
Eguipagen in den zur Stellung dieser Mannschaft ver— pflichteten Provinzen eingefuͤhrt. ihrem ganzen Umfange ausgefuhrt werden kann, so ist sie besonders in der Ruͤcksicht fuͤr die Pforte hoöͤchst wich— tig, daß sie ihr die Mittel sichert, ansehnliche Verstaäͤr—
bekanntlich ein fuͤr allemal demjenigen, welcher sie bhe—
zahlen kann: sobald die Pforte dies vermag, werden alle kandesbewohner ohne Barmherzigkeit Preis
Versuche und Kabalen der Insurgenten, ihr die besten
Solbaten im tuͤrkischen Reiche zu entziehen, fruchtlos
seyn. Eine Flotte von hundert Segeln mit Landungs-Trup—
pen an Bord wird aus Aegypten erwartet; sie soll zun sfurgenten ge t. Beherrscher ist in Morea die nämliche wie auf den In—
Anslaufen bereit im vermuthet sogar, daß der Pascha von Aegypten, an wel— chen der Sultan vor einiger Zeit einen eigenhaͤndigm Brief erlassen hatte, einem seiner Soͤhne das Kommando jener Truppen uͤbergeben wird.
Beweise einer besonderen Achtung fuͤr die europaͤischen Maͤchte, und namentlich fuͤr England abgelegt.
England, als ganz ungegruͤndet erscheint.) Was den Zwiespalt in den insurgirten Provinzen
und besonders in Morea betrifft, so geht aus dem Bt.
richte eines K. K. Konsuls, und auderen damit zusam—
mentreffenden glaubwürdigen Zeugnissen, hervor, daß es im jetzigen Augenblick eigentlich keine griechische Regie⸗ rung, sondern nur einzelne, in bestäͤndlgem Kampf un Gestalt der Dinge es zu versprechen scheint; wenn man
die Herrschaft begriffene Praͤtendenten glebt, unter wel chen das Recht des Staͤrkeren allein entscheidet.
in voͤllige Nichtigkeit versunken, und hat sogar seinen, von taͤglichen Gefahren bedrohten Wohnsitz, von einem
sicher zu fuͤhlen.
haupt der wilden Mainotten, der heute, mit seinen Ne
leute, zum Schutz gegen einen ersten Anfall verhleß,
lichen Anhang, ihre Reichthuͤmer und ihre Gewalt- thaten, Furcht und Respekt zu verschaffen wissen. Vor der Hand ist Kolokotroni immer no
di Romania behauptet, und da er
Sohn Pano, zum Kommandanten desselben bestellt.
Hafen von Alexandrien liegen. Man seln. . hingegen allenthalben erloschen. den letzten de fh = einth, die fehlgeschlagnen Die Pforte hat neuerlich bei zwei Gelegenheiten, ü. ganze bisherige Gang des e, ö (Der oͤsterreichische Beobachter giebt diese Beweise, deren eint den Lord Byron betrifft, ausfuͤhrlich an, wir bemerken blos, daß danach die von verschiedenen Seiten, und selbt in englischen Blaͤttern verbreitete Nachricht, von einet neuerdings eingetretenen Spannung der Pforte gegen
Der Senat, der die erste Staatsbehoͤrde vorstellen sellte, 6 ihm gleich von Anfang alle Mittel, sich als solche gel tend zu machen, versagt waren, ist in der letzten Zeit, 9 liche darf, wenn nicht alles zu Grunde gehen soll. Ort zum anderen verlegen müssen, ohne sich irgend sem Gefuͤhl ist in allen Volksklassen die Ueberzeugung, Er hät endlich seine Zuflucht nach Tr! polizza genommen, wo ihm Pietro-Bey — das Obe Foͤderativ⸗Verfassung r heil abzuhelfen vermoͤgte, und daß nichts als eine mo— benbuhlern verglichen, fuͤr einen gemaͤßigten und recht narchische Regierungsform, unter lichen Mann gilt — eine Wache von 569 seiner Lands Parteien voöͤllig fremden Fuͤrsten,
parteien seine Erhebung zu danken haben muͤßte, eine Der sogenannte Vollzlehungsrath hat, als solcher, eben bessere so wenig Autoritaͤt, nur mit dem Ünterschiede, daß die = = einzelnen Mitglieder desselben sich durch ihren person— sondern auf den Landstraßen und Marktplaͤtzen ausspre⸗ chen hoͤrt, auch seyn mag,
ch der maͤchtigste un⸗ ter dlesen Gebietern. Er hat sich im Besitz von Napoli seine Gegenwart auf anderen Punkten fuͤr nothwendiger hielt, seinen ein treues Werkzeug seiner Tyrannei, Ueber Keloko⸗
kroni, und diejenigen militairischen Befehlshaber, die waͤhlte Psalmen,
373
in seinem Sinne und nach seiner Manier, zuweilen meist aber, auf Leben und Tod
erschallt von einem Punkt dieselbe Stimme der Ver— Die unersaͤttliche Habsucht dieser Menschen, womit sie auf ihre dienstbaren Satellitten und auf ihre uͤbel erworbenen Schaͤtze pochen, die Er— die ungluͤcklichen geben, ha— zen die gesammte Volksmasse dergestalt gegen sie em— port, daß nur die Furcht vor noch groͤßeren Schrecknissen
sie, um ihren Geldbeutel zu schonen,
den Ausbruch der Rache zuruͤckhaͤlt.
Die Stimmung der Insurgenten gegen ihre alten
unveraͤndert geblieben, die Furcht Der Ausgang der bei— der Verlust von Napoli und Ko— Expeditionen gegen Missa— lunghi, die Unthaͤtigkeit der ottomannischen Flotten, der Krieges scheint alle Besorg— nisse verbannt zu haben; und da seit Dram-⸗Ali's trau— rigem Ruͤckzuge von Argos im Jahr 1822 kein Tuͤrke mehr in der Halbinsel gesehen worden ist, auch der
Der Haß ist
Kapudan⸗Pascha auf seiner vorjaͤhrigen Kreußfahrt keine
der Inseln im Archipel feindlich beruͤhrt, oder nur be— droht hat, so darf man sich nicht verwundern, wenn dieses leichtglaͤubige und sorglose, heute uͤberdies mit seinen gegenwärtigen Leiden, und seinen einheimischen
Draͤngern ausschließend beschaͤftigte Volk, dem Gedan⸗ ken an auswaͤrtige Gefahr wenig Gehoͤr giebt. sehr geringe Anzahl derer, die etwas weiter hinaus den⸗
Die
daß sie dem Ziel ihrer Laufbahn
ken, gestehen sich wohl . t als die augenblickliche
noch nicht so nahe seyn moͤchten,
scch aber unter der Masse befindet, ist man versucht zu glauben, es gaͤbe gar keine Tuͤrken mehr! Eben so all— gemein, wie diese Zuversicht, ist jedoch das Gefuͤhl, daß der gegenwartige Zustand des Landes, und die fuͤrchter⸗ Anarchie, die es verzehrt, nicht länger ö Mit die⸗
verbunden, daß weder eine republikanische, noch eine dem auf der Nation lastenden Un—
einem allen inneren und der keiner dieser
Zukunft bereiten koͤnnte. Wie phantastisch dieser Wunsch, den man nicht bloß in verschlossenen Zimmern,
er verdient als Nothgeschrei Fan l
K
— Christliche Apolo—
Sach. Ausge⸗ Prof. Au⸗
Evangelische Theologie. getik, nach seinem Entwurf: Prof. in lateinischer Sprache,
eines dringenden Beduͤrfnisses bemerkt zu werden. Frei— lich stimmen die Kolokotroni, Metaxa, Nikita, Delo ani, und alle, die bei der Fortdauer der Anarchie, so lange sie sich nicht zu unumschraͤnkten Herren erklären koͤn— nen, unmitteldar interessirt sind, in diese Sprache nicht ein; aber gerade das Verlangen nach Erloͤsung von ih— rem unerträglichen Regiment ist es, was sie den uͤbri— gen eingiebt. Sie ist auch in den Provinzen auf der Nordseite des Isthmus durchgaͤngig herrschend. Ob die Inseln, die sich in einer ganz verschledenen Lage befin⸗ den, und wo auch der demokratische Geist weit mehr die Oberhand hat, jemals daran Theil nehmen wuͤrden, moͤchte wohl zweifelhafter seyn.
Es soll uͤbrigens naͤchstens eine neue Nationalver— sammlung zusammen treten, von welcher große und ent— scheidende Schritte erwartet werden. Da solche aber den bewaffneten Gesetzgebern und Regenten schwerlich gefallen möchten, so fraͤgt sich zunaͤchst, ob sie huͤlflo— sen Reformatoren, die vor ihren Dolchen zu zittern 1 sind, eine Vollmacht dieser Art je zugestehen werden.
Mittlerweile scheint die Aussicht auf einen neuen Feldzug Niemanden ernsthaft zu beschaͤftigen. Die Mei—⸗ sten glauben nicht daran; die Maͤchtigsten haben mit der Sorge, ihren nahen Feinden gewachsen zu bleiben, so viel zu thun, daß sie an die entferntesten nur wenig denken; viele rechnen blindlings auf ihr bisheriges Gluͤck, und auf die Schwaͤche und Unfaͤhigkeit ihrer Gegner.
Madrid, 18. Maͤrz. Wir genießen jetzt hier der vollkommensten Ruhe, und das allgemeine Vertrauen wächst von Tage zu Tage. — Die Abreise des Hofes nach Aranjuez ist aufgeschoben, und wird wohl ganz un— terbleiben. Der Abgang der Schweitzer dagegen scheint ent⸗ schleden, und wird alsbald erfolgen, wenn ein anderes Linien-Regiment an deren Stelle getreten seyn wird. — Heute Nachmittag wurden, unter Truppen⸗Bedeckung, 12 bis 15 Raubmoͤrder eingebracht, um hier von der Mili— tair-Kommission gerichtet zu werden. — Der Schleich⸗ handel wird mit der groͤßten Thätigkeit verfolgt; die K. Freiwilligen leisten hierbei die wesentlichsten Dienste, und es steht zu verhoffen, daß es mit ihrer Huͤlfe gelingen wird, jenem Unwesen, was besonders in Ansehung des Tabacks sehr arg war ein Ende zu machen. — Die ge— strige Nummer der Gazette enthält Betrachtungen uͤber die neuesten finanziellen Anordnungen, namentlich uͤber die Einrichtung des großen Buchs der offentlichen Schuld und uͤber die desfallsigen Bestimmungen. Es wird darin die rege Sorgsamkeit der Regierung, in Ansehung der Finanz⸗Regulirung ins Licht gesetzt, und zugleich die auf S00 Millionen angegebene Höhe der gemachten und be— zugsweise noch zu machenden Anleihen, als in den Be— dürfnissen und Zeitumstaͤnden begruͤndet, dargestellt.
ann d. u. — auf der Koͤnigl. Preußischen Rhein⸗Universitaͤt Bonn im Sommer ⸗Halbjahr 1824.
gu stl. — Erklaͤrung des Propheten Jesgigs; Prof. Szack. — Heilige Alterthümer der Hebräer; Prof. Gieselgr. — Historisch-kritische Einleitung in die Schriften des N