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darunter welche sind, die einer laͤngeren Pruͤfung beduͤr⸗ fen, sollte darum die Kammer ihre Konstituirung auf unbestimmte Zeit ausgesetzt lassen oder mit Ueber eilung entscheiden? Bas also, woraus das fragliche Journal ei⸗ nen Vorwurf machen zu wollen scheint, ist lediglich ein verstaängiges und billiges Ver fahren, n. Constants Wuusch, fuͤgen wir noch hinzu, daß seine Alch⸗ tung gegen die Versammlung, zu deren Mitglied beru⸗ fen worden zu seyn, er die Ehre hat, ihm die Pflicht auferlegt, ein gaͤnzliches Stillschweigen uͤber eine, seine Person betreffende Frage zu beobachten. J Wir haben, sagt die Etoile, in unserer gestrigen Nummer den Auszug einer Petition angeführt, welche zon einem Individuum, Namens Mächin, an die Barre des National-Konvents gebracht worden, wob sere Leser benachrichtigten, daß dieses Individuum ver— muthlich nicht eine und dieselbe Person mit dem Depu— tirten des Aisne-Departements, Baron Mechin, sey. Wir hatten uns geirrt und theilen hier den von Letzte⸗ tem an uns geschriebenen Brief mit: „Paris, den 30. Maͤrz. Mein Herr! Sie fuhren in Ihrer gestrigen Nummer eine Petition an, welche ich bei dem Konvent im Maͤrz 793 gemacht. Wenn der Redakteur dieses Artikels mehr mit der Geschichte jener Zeit vertraut ware, so hätte er sich entsonnen, daß jene Petition, zu der in der That eine große Anzahl von Buͤrgern ihre Stimme gegeben, den Zweck hatte, den Konvent zu ermuthigen, daß er bei den Maßregeln beharre, welche er gegen die nur allzu bekannte Pariser Kommune, die Faktion Marats und die September⸗Wuͤrger ergyiffen hatte. Mein Schritt geschah nicht ohne Muth, wie nicht ohne Gefahr; und wie gehalten und der Tages— Ordnung gemaͤß auch der Styl war, dessen ich mich be— diente, so verrieth er mich doch einer wüthen den, unver— sohnlichen Partei, die meine Familie und meine Freunde niedermähtè, und die mich später wiederfand, wo ich in den ersten Reihen der hochherzigen Pariser Jugend sie bekaͤmpfte. Unsere Absicht ging dahin, das Komit« der Zwölf offen zu unterstuͤtzen und zu verstärken, und wenn
—
der Erfoig unseren Bemuhungen entsprochen haͤtte, so
würden Strome Bluts unser Land nicht überschwemmt haben. Ich verweise übrigens meine Freunde und meine Feinde auf den großen Ankläger (den Monttein, wie er in dem vorigen Artikel der olle genannt worden), sch befürchte seine Folgerungen nicht, Baron Mach in- Das dem Herzog von Enghien in Vincennes errich— tete Monument hat folgende Inschrift in lateinischer Sprache: „Hier liegen die Gebeine Ludwig Anton Hein— richs Bourbon Conde, Herzogs von Enghien, der, wah— rend der legitime König verbannt im Auslande lebte, jenseit des Rheins gastlich weilend, durch die Nachstel⸗ 1 des Tyrannen, dem Voͤlkerrecht zum Hohne, heim— ich aufgegriffen, innerhalb der s ruchlos verurtheilt und getöͤdtet ward in der Nacht des 1. Marz 1804. 6 Drei und zwanzig Pariser Haͤuser haben sich mit dem Hause Gnebhardo wegen der spanischen Anlethe ge⸗ eignet und dieselbe unter sich getheilt. In Folge dessen ist diese Anleihe vorgestern von 60 auf 0 gestiegen.
Die amertkanische Goelette For aus Baltimore, wel⸗
Nach Hrn. Benj.
wobei wir un⸗
Walle dieses Schlosses
che in Rotterdam eine Ladung Kaͤse und anderer Waa⸗
ren eingenommen hatte, und damit auf der Fahrt nach St. Thomas begriffen war, wurde am 12. Sept. v. J, 50 Meilen von der Insel Corvo entfernt, von einem ge— waltigen Windstoß entmastet und unter Wasser geseßt. Nach fuͤnf Tagen heiterte sich das Wetter auf, und die
Mannschaft, welche bis dahin, in steter Lebensgefahr sich
auf dem Verdeck zu erhalten vermocht hatte, mit dem, aus dem unteren Schiffsraume emporkommenden Kaͤse ihr Leben fristend, war nun im Stande, das Schiff zu leichten, und auch das darin befindliche Wasser auszupum— pen. Ein kleines Segel ward so gut es sich thun ließ aufgesteckt, und nun fuhr man auf gut Gluͤck nach Suͤd— westen, mit keinen anderen Nahrungsmitteln versehen, als mit schadhaft gewordenem Kaͤse, rohem Poͤkelfleisch und etwas Wein. So war man, ohne irgend ein Mit,
tel, dem Schiffe eine bestimmte Richtung zu geben, meh—
rere 100 Meilen fortgefahren, als am 1. Okt. die von Martinique kommende franzoͤsische Brigg, Miner ve, des Fahrzeugs ansichtig ward, nach Gewahrung seines trau— rigen Zustandes, sich demselben näherte, und die Mann schaft, in allem 9 Personen, an Bord nahm. — Nach einem vor kurzem hier eingegangenen Bericht des be—
la Farge sind diese saͤmmtlich wohlbehalten auf Mart nique ausgesetzt worden. Rente 102. 30. Bruͤssel, 31. Maͤrz.
dem Haag abgereiset.
Bie letzten Nachrichten von Batavia (vom 8. Nor] melden die Wegnahme der niederlaäͤndischen Handelsbrigg
General de Kock; diese Brigg wurde von 7 Raubscht fen, worauf sich mehrere hundert Mann befanden, am gegriffen. Der Kapitain Blair, welcher sich in dem Am genblick, da einer der Raͤuber ihn toͤdten wollte, ins Meer stuͤrzte, hielt sich, mittelst einer Fischerstange,
einem Kustenfahrer wahrgenommen und nach Batarüz zurückgebracht. —
Augsburg, 31. Maͤrz. Unsere Allgemeine Zeitun enthält folgendes Schreiben aus Frankfurt . M.: „Ma immerhin die große Frage von der Unabhaͤngigkeit Suh Amerika's nebst den anderen, welche sich daran knuͤpfen fuͤr Frankfurt, als Landhandelsstadt, ein weniger un mittelbares Interesse, wie für ihre Schwester⸗-Stadte an der Nord- und Ostsee, haben, so ist dieselbe dennoch, von dem Standpunkte unseres Boͤrsen-Verkehres ans betrachtet, von einer großeren allgemeinen Wlchtigken, als für jene Platze, wo der Staatspapier-Handel bi jetzt nur eine unbedeutende Rolle spielte, und, ihrer be sonderen Lage und uͤbrigen Verhaäͤltnisse wegen, den
Waaren-Handel bei weitem untergeordnet ist. Unter 4 sem Gesichtspunkte ist denn auch in unseren politisiren
den Cirkein jene Frage, besonders seit der Epoche, n die Verhandlungen des englischen Parlamentes dieselb in ein klareres Licht stellten, oft Gegenstand der unn versation. Eine solche Ersrterung vermag freilich nit den Gang der Begebenheit aufzuhalten, noch zu beschlen nigen; allein merkwuͤrdig bleibt es immer, daraus zu se
mancherlei Beziehungen auf staͤndnissen, die Vielen wuͤnschenswerth erscheinen, auf ein Ansinnen von Entbehrungen stoͤßt, die den minder vohlhabenden Klassen der Gesellschaft besonders em— pfindlich sind; allein Unrecht wuͤrde man haben, wollte man das Motiv der Einen oder der Anderen jenseits
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hen, wie selbst die, in anderen Beziehungen sonst so
verschiedenen Ansichten sich fast alle in dem Punkte ver— einigen, daß von Löͤsung jenes Problems, in welcher Weßse sie auch erfolgen moͤge, eine Storung des Welt— Friedens, unter den gegenwartigen Verschlingungen der
Politik, nimmermehr zu besorgen sey. Dieser Glaube hat sich sogar nach den neuerlich aus dem Munde der
brittischen Minister vernommenen sehr bestimmten Er— kläͤrungen auf keinerlei Weise veraͤndert, woraus sich denn von selbst eine analoge Schlußfolgerung auf das Vertrauen herleiten laßt, welche man in die konsequente Staatsklugheit der Kabinette des festen Landes setzt; dlese verfolge nur, so meint man, ein allen Maͤchten
gemeinsames Ziel; die Konsolidirung desjenigen Systems,
welches als das Abstraktum der Erfahrungen der letzten Decennien anzusehen, und das fuͤr das angemessenste, hinsichtlich — J . verde, zu welcher die Voͤlker Enropa's vermittels der großen Umwaͤlzungen, die in dieser Periode statt gefun⸗ den, gelangt seyen; hienaͤchst beabsichtige dieselbe die Heilung der Wunden, welche die Drangsale der naͤmli— chen Periode den Staaten Europa's, besonders in Ve— ziehung auf ihre Finanzen, geschlagen haben. Die Er— den Antillen stationirten Kontre-⸗Admiral Meynard d
der Civilisation und Bildungs-Stufe erachtet
reichung dieses doppelten Zweckes bedingt sich aber offen—
bar fuͤr jedes einzelne Glied der europaͤischen Staaten— JGesellschaft durch die Aufrechthaltung der innigsten Ein— tracht unter einander, und die Vermeidung einer jeden
Der Minister Falck ist voa
London hier angekommen, und gestern Nachmittag nah
oößeren Veranlassung, welche eine Reibung gegenseiti— ger Interessen erzeugen koͤnnte. Denn in Abrede zu stelen ist wohl nicht, daß unser Welttheil in vielfacher Ruͤcksicht einem Rekonvalescenten gleicht, dessen vollkom— mene Erstarkung an Beobachtung eines gewissen Regime
ggeknuͤpft ist, das nicht ohne Besorgnisse wegen der Fol— gen uͤberschritten werden darf. Ist man nun unter die— sen Erwaͤgungen zur Feststellung der Kriterien füuͤr die Grundsätze der aͤußeren Politik der Staaten gelangt, so möchte man vermittels ihrer ein gleiches Resultat fuͤr Stunden lang uͤber dem Wasser und wurde endlich vonn
das Bemessen der verschiedenen Regierungen innerhalb der individuellen Sphaͤre ihrer inneren Verwaltung ; ge— winnen. Zwar ist nicht zu leugnen, daß man hier in ein Versagen von Zuge⸗
der Graͤnzen jener rechtlichen Nothwendigkeit suchen,
welche bei allen, die natuͤrliche Freiheit der Menschen
beschraͤnkenden, gesetzgeberischen Maßregeln den Vorsitz fuͤhren soll, und die allein ihnen das Gepraͤge der An— gemessenheit zum Staatszwecke aufdruͤckt. Denn da diese zunaͤchst in der Sicherung der rechtlichen Freiheit zu su— chen ist, solche aber nur unvollkommen bewirkt werden koͤnnte, naͤhme die Staatsgewalt nicht darauf Bedacht, selbst jede dieselbe drohende Gefahr, insoweit als dies innerhalb der Sphaͤre ihrer Wirksamkeit liegt, zu besei— tigen, oder selbst ihrem Eintritte zuvorzukommen, so rechtfertigen sich hienach alle diejenigen Maßregeln, welche in den letzten Jahren, besonders in Deutschland, getroffen worden sind, um jenen Gefaͤhrdungen vorzu—
beugen, die durch den Mißbrauch der Presse in besorg— licher Aussicht erschienen. Maßregeln der Art — sollte deren Strenge auch wirklich den natuͤrlichen Freiheits—
Gebrauch manches Schriftstellers um so empfindlicher be— schraͤnken, als er, bei dem Bewußtseyn jederzeit nur das
Gute und Wahre gewollt zu haben, in Beziehung auf sich selbst dessen Nothwendigkeit nicht gh a. — sind offenbar durch eben jene Menschen hervorgerufen worden, die eben in der fruͤheren Periode sich jenes Mißbrauches der Presse schuldig machten, und welche als die eigentlichen Urheber der successtven Beschraͤnkun— gen ihrer Freiheit zu betrachten sind. Eine blos indivi— duelle Ruͤge des Frevels reichte, wie bald die Erfahrung lehrte, nicht hin, um dem Unfuge Einhalt zu thun, auch fiel es, bei der Einrichtung unserer Journal-Litteratur, zum Theil unmoͤglich, den Frevler immer genau und in jedem besonderen Falle auszumitteln, und so hat denn die Gesammtheit sich einer Beschränkung unterziehen muͤssen, weshalb sie eigentlich diejenigen un beholfenen und eit len Litteratoren anzuklagen hat, die aus ego ssti—⸗ schen, in jeder Beziehung tadelnswerthen Motiven so oft gegen alle Schicklichkeit verstießen, und seit Jahren es sich angelegen seyn ließen, in steter, dem Gemelnwoöhl eben so nutzloser, als persoͤnlich haͤmischer Opposition sich zu zeigen. Menschen dieser Kategorie sind es, die uns den Genuß eines freien Gedanken-Verkehres verkuͤmmert haben; im Interesse des Publikums kann es daher nur liegen, sie fuͤr die Folge ihrem zeither so sehr gemiß⸗ brauchten Wirkungskreise entruͤckt und unschaädlich ge—⸗ macht zu sehen. — Was die positiven Entbehrun— gen anbetrifft, welche die Regierungen ihren Untertha— nen anzusinnen genoͤthigt sind, indem sie von ihnen, zur Bestreitung der Staatslasten, einen großeren Theil ih— res Einkommens verlangen, als besonders die minder Wohl—
habenden ohne große Unbequemlichkeit abzugeben vermögen,
so ist dies freilich ein materielles Uebel, dem dieselben in⸗ zwischen nicht wohl ohne Ungerechtigkeiten von der ande— ren Seite abzuhelfen im Stande sind. Es hat solches vor⸗ naͤmlich seinen Grund in den veränderten Verhaͤltnissen des Verkehrs der Erzeugnisse jeder Art, und des Repraͤ—⸗ sentanten dieses Werths oder des Geldes, hervorgebracht durch die aus den Zeitumstaͤnden sich ergebende Steige— rung des Preises dieses letzten, als Handelswaare be— trachtet. Der Vortheil, den hierdurch die Besitzer des Geldes oder die Kapitalisten über alle Produzenten er— langt haben, ist eine Thatsache, welche ungeschehen zu machen, im Bereiche der Wirksamkeit der Regierungen unmoͤglich ist, und deren nachtheilige Folgen von ihnen nur insoweit gemildert werden können, als sie jene Ent— behrungen in moͤglichst gleichheitlichen Verhaältnissen un⸗ ter allen Staatsgenossen zu vertheilen suchen, oder mit anderen Worten, indem sie auch die Kapitalisten und alle diejenigen, welche ihr Einkommen in baarem Gelde beziehen, zur Mitleidenheit bei Bestreitung der Staats⸗ Beduͤrfnisse anzuhalten suchen; demnaͤchst aber eine jede Verxanlassung vermeiden, wodurch die zu diesem Zwecke erforderlichen Summen nur noch vergrößert werden möch⸗ ten. Letztere Ruͤcksicht tritt demnach auch bei Erwägung der den Kabinetten unterstellten Beweggruͤnde fuͤr oder wider Aufrechthaltung des Friedenszustandes in Europa