1824 / 96 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 23 Apr 1824 18:00:01 GMT) scan diff

434

7 indern beschäftigte. Erst lange nachher wurde zu e . 6 rita der Unschuldigen gestiftet. Im Jahre 1445 machte Karl VII. dem heil. Geist⸗Hos— pital zu Paris die Aufnahme von Findelkindern und Waisen zur Pflicht; dessen Mittel waren jedoch unzu⸗ reichend. In der Mitte des 17ten Jahrhunderts wurden endlich wirkfame Maßregeln ergriffen, um dem traurigen Zustande jener Ungluͤcklichen einigermaßen abzuhelfen. Nach den Berechnungen des Verfassers kommen in den Jahren 1817 und 1815 in den Departements auf 445, 258 DBedurten 37,036 uneheliche, so daß letzter sich zur Ge⸗ sammtzahl ungefaͤhr 1 zu 117 verhalten. In Paris da⸗ gegen kamen in den Jahren 1819, 1820 und 1821 auf 78.365 Geburten nicht weniger als 26,692 also etwa der dritte Theil uneheliche. Die Sterblichkeit unter den Findel⸗ Kindern war fruͤher so groß, daß nur 120 von 1009 das 12e Jahr erreichten. Seit 1820 hat sich indeß, durch verbesserte Einrichtung und Verwaltung der Anstalten die⸗ ses Verhaͤltniß sehr vortheilhaft veraͤndert.

London, 13. April. Gestern wurde im Unterhause die Fremden⸗Bill zum drittenmale verlesen. Der Neihe nach traten Lord Normanby, Hr, Leycester, Oberst Pal⸗ mer, Hr. Denman und Lord John Russel dagegen auf; was sie sagten, war jedoch von so wenig Gewicht, und beschraͤnkte sich im Wesentlichen so sehr auf die bereits bei den fruͤheren desfallsigen Debatten gegen die Vill vorgebrachten und von den Ministern widerlegten Be⸗ hauptungen und Argumentationen, daß keiner der Mi⸗ nister es fuͤr noͤthig hielt, abermals dawider das Wort zu nehmen. Vor allen zeichnete sich Oberst Palmer aus, dessen Rede ein buntes Gemisch von Poesie und Prosa war, woruͤber sich der Courier hoͤchlich lustig macht. Die Bill ging mit großer Stimmen-Mehrheit durch.

3 Universitaͤt Cambridge zaͤhlt in diesem Jahre 4489 Studirende. Consols 9673.

Warsch au, 13. April.

Von unserem Landsmann

lexrander Fredro ist gegenwärtig das vierte Original— ,. in Versen unterdem Titel: „Die Sucht nach

dem Fremdartigen“ . und e. rauschendem Beifall im Theater aufgenommen worden.

6, . Tagen hat das Wasser auf der Weich— sel bedeutend zugenommen. Es ist dieses das dritte Anschwellen dieses Flusses in diesem Jahre. Turkei. Die Augsburger Allgemeine Zeituag ent— solgendes Schreiben aus Odessa vom 27sten Maͤrz. icheren Nachrichten aus Konstantinopel vom 214. d. zufolge sind die Schwierigkeiten, welche der Divan bis jetzt dem, mit einer Mission beauftragten Hrn. v. Min⸗ ciaky, in Hinsicht seiner diplomatischen Stellung gegen * forte gemacht hatte, gehoben, und Hr, von Min— ciaky hat seine Kanzlei zu Vertretung des Handels und

halt 58

Strangford eine kategorische Note uͤber dieses Ere—

niß, so wie uͤber den Antheil, den Lord Byron und a dere Englaͤnder an dem Krieg der Griechen gegen ) Pforte nehmen, zu uͤberreichen. Am 14. Maͤrz wun diese Note des tuͤrkischen Ministeriums, welche in zieml heftigen Ausdruͤcken abgefaßt ist, durch den tuͤrkisch Dragoman dem englischen Botschafter zugestellt. I)

Inhalt derselben . wie es heißt, darauf hinan J. Begehren, den Krieg gegen die algierischen Schss asen on Lr god Nrh rr Fed tal, fich aul dl, th. einzustellen, weil der Freund der Pforte, Lord Stran 3m ,,, ,, 4.

ford, kurz nach Ausbruch der Insurrektion der Griecha der erhabenen Pforte selbst gerathen haͤtte, das erspri lichste Mittel zur Ausrottung der griechischen Insurre

tion bestehe in einer Hülfe zur See, und durch den . Unstalt durch Ankauf eines Pfandbriefes von 10090 Rthlr.

zigen Krieg Englands gegen Algier wuͤrde gerade Pforte dieses angerathenen Heilmittels beraubt. II. g klagt sich die Pforte in diesem interessanten Aktenstt uͤber die Gegenwart Lord Byrons und der uͤbrigen Ch

laͤnder in den Reihen der Insurgenten, indem sie h

aus nichts weniger als freundschaftliche Gesinnunn Englands entnehmen koͤnne, sondern nach ihrer Art sehen vielmehr eine feindliche Stellung darin erblicke n, s⸗ Schließlich wird das Verlangen der Pforte ausgedt

daß ihren Wuͤnschen und Forderungen so schnell als m lich willfahrt werden moͤge. Lord Strangford smm hierauf am 19. Maͤrz Abends einen Kourier zu Lande mt London ab, vermuthlich um Verhaltungsbefehle einzuslln, Da vom ersten Muselmann bis zum Geringsten hen nicht zu erwarten ist, daß er einen aͤchten Englaͤnder

einem sogenannten Radlkalen unterscheide, so stellen

die Frage, wie soll es dem edeln Lord moͤglich seyn,! von Muselmaͤnnern ohne dies mit der Muttermilch

gesogene Mißtrauen gegen alle Ehristen während ah Revolution, deren Ende kein Auge voraussehen kim und die von der Masse der Christenheit, wir won nicht untersuchen ob mit Grund, gebilligt wird, zu w scheuchen? Aus Aegypten, melden uns ebenfalls

sulatsbriefe, waren neuere Nachrichten in der Haupt Seelenlehre: Auch Mufikunterricht wird an dazu Faͤhige

eingetroffen, welche die fruͤheren Geruͤchte ganz woön legen.“

Madrid, 8. April. . der Zelt also, da das Revolutions⸗-Regiment den sich. sten Gipfel erreicht hatte, besaß Don Felix Nmon d Alvarado y Velansteguy den ausgezeichneten Mut

eine Schrift zur Vertheidigung des Koöniges und sein

erhabenen Schwester, der Koͤnigin von Portugal, d von den Rebellen aus diesem Koͤnigreiche vertrieben ba herauszugeben. Eine solche Edelthat mußte die Rah sucht der Revolutionairs erregen; Don Felix wurde bm haftet und vor Gericht gestellt, doch nichts konnte sem Standhaftigkeit beugen. In ehrenvoller Anerkennuünh dieser treuen Ergebenheit Haben Se. Maj. dem Olf Felix auf dessen Ansuchen, als die seinem Herzen theuer

Am 29. December 18 n .

455

d 8 n d.

Breslau, 17. April. Der vor kurzem erschienene fuͤnfte Jahresbericht uͤber die Wirksamkeit der Blinden— Unterrichts- Anstalt in Breslau, giebt einen neuen er⸗ freulichen Beweis von dem im Publikum vorwaltenden Vohlthaͤtigkeitssinn. Es geht daraus hervor, daß die Jahre, mit Einschluß der

Einnahmen im verwichenen

2 Sgr. 8 Pf. belaufen und, bei Hinzurechnung des om vorhergehenden Jahre gebliebenen baaren Bestan⸗ es von 69 Rthlr. 10 Pf., die Ausgaben um 1266 Rthlr. Sgr. 2 Pf. uͤberstiegen haben, so daß das Kapital der

at vermehrt werden koͤnnen. Von denen, die bisher

reiwillige Beiträge gegeben, sind zwar mehrere ausge—

chieden, dagegen aber eine sehr bedeutende Anzahl neuer Beitragenden hinzugetreten. Von den Zoͤglingen wurde n Handarbeiten verschiedener Art als: Schuhe von uchband, Tuchdecken, Strohdecken, Schilfdecken, Stroh⸗ ller, Koͤrbe, Rohrstuͤhle, Netze, Schlafmuͤtzen, Socken, dgl. m. fuͤr 4·ę6 Rthlr. 2 Sgr. 5 Pf. verfertigt.

Es wurden im vergangenen Jahre 11 Blinde in ie Anstalt aufgenommen und 7 entlassen. Am Schlusse sselben blieben darin 2 Invaliden, 4 maͤnnliche Er— zachsene, 9 Knaben und 2 erwachsene Madchen. Der Handarbeiter- Unterricht wurde an saͤmmtliche Zoͤglinge ertheilt, an dem Schulunterricht nahmen dagegen die

sgentlichen Handarbeitslehrlinge, (die Invaliden und

mhöheren Alter befindlichen männlichen Subjekte) kei— en Antheil. Der Schulunterricht besteht in Religion,

iblischer Geschichte, Lesen mit erhöhter Schrift, mannich— altigen Gedaͤchtnißuͤbungen durch Erlernung zweckmaͤßiger

Hedichte und prosaischer Aufsaͤtze, deutscher Sprachlehre, vaterlandischer und allgemeiner Geographie, allgemeiner Uebersicht der Weltbegebenheiten, Rechnen und Geome— trie, Naturgeschichte, Erklaͤrungen aus der Natur- und

anf allen Instrumenten ertheilt.

Bromberg, 1. April. In der Gegend von Chod— ziesen zeigten sich Ausgangs Februar wilde Gaäͤnse, am 3. Maͤrz die ersten Kibitze, Staare und wilde Tauben,

am 8. Maͤrz die ersten Kraniche.

Frankfurt. Ein neues massives geschmackvolles Schul⸗ haus ist zu Patzig, Zuͤllichauer Kr., noch im vorigen Herbst von dem Grundherrn, Major v. Paczkowsky, und un— ter dessen bestaͤndiger Aufsicht erbaut und eingerichtet orden. Der Landrichter, Freiherr v. Houwald, hat 3Schulen seiner Herrschaft Straupitz, jede mit 6 Schef— fel Roggen zum besseren Unterhalt der Lehrer, dotirt, ju Mochow eiͤn neues Schulhaus mit nur geringer Zu⸗— jiehung der dortigen Gemeinde erbauen und zweckmaͤßig

behoͤr auf seine Kosten hat anfertigen und den dorti Kirchthurm damit zieren lassen. R fen Die Tuch⸗Fubrikanten fieferten nach der angeschlos⸗ senen Uebersicht 8399 Stuͤck Tuchz gegen die im Monat Februar verfertigten 8os Stück Tuch, also nun Mehr⸗ zahl von uͤberhaupt 391 Stuͤck. Zugleich gewahrt die Uebersicht im Allgemeinen die Ueberzeugung, von der nicht unbedeutenden Zunahme des Gewerbes in Ver leich gegen den nemlichen Zeitraum des vorigen Jahres. Wenn in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres 18,556 Stuͤck Tuch bereitet wurden, so sind in demselben Zeitraum dieses Jahres 23, 895 Stuͤck Tuch geliefert wor— den; also mehr 5331 Stuͤck, welches guͤnstige Resultat wohl der immer zunehmenden Thaͤtigkeit zuzuschreiben ist, die an einigen Orten, als: Zuͤlllchau, Schwiebus, Spremberg, Finsterwalde und anderen herrscht.

Liegnitz, 3. April. Der Ankauf der rohen leine— nen Waaren hat sich erweitert, und die Bleichen sind nicht nur stets belegt, sondern die Weber haben auch ihr Gesinde vermehrt und betreiben mit Huͤlfe desselben wie⸗ der mehr Stuͤhle. Das Garn steigt noch immer im Preise. Die Weber haben mehr Verdienst als die Spin— ner, weil der Flachs verhaͤltnißmaͤßig theuer ist. Im Monate Maͤrz stnd von Schmiedeberg fuͤr 27, 220 Tha— ler an diverser Leinwand und Damast-Waaren, und von Landeshuth von dergleichen fuͤr 11,232 Rthlr. ausgefuͤhrt worden. Aus beiden Staͤdten ist die Ausfuhr gegen vo— riges Jahr bedeutender gewesen.

Die Lage des Tuchhandels ist ziemlich unveraͤndert. Jedoch mehren sich die Unternehmungen einzelner Kauf— leute, welche fuͤr hiesige Tuche uͤber See einen neueh Markt suchen, und man hofft davon einen guten Er— folg. Auch von Gruͤnberg aus sind nunmehr dergleichen Unternehmungen eingelestet. Ein Handlungs-Haus zu Sagan hat auf der letzten Leipziger Messe Tuche an ein englisches Haus abgesetzt, und spaͤter von demselben Be— stellung auf eine neue Lieferung erhalten.

Das Kobold-⸗Bergwerk zu Auerbach, Löwenberger Kr., welches seit 8 Jahren nicht betrieben worden ist, wird in diesem Jahre wieder befahren werden.

Löwenberg, 17. April. Die vier und zwanzig— jaͤhrige Tochter eines Haͤuslers in dem zum hiesigen Kreise gehoͤrigen Dorfe Stockigt-Liebthal leidet seit etwa sechs Monaten an einer merkwürdigen Schlafsucht. Der Schlaf haͤlt bei ihr gewohnlich 4 bis 6 Tage an, und wird durch das Erwachen nur auf kurze Zelt unterbrochen. Manchmal ist der Zustand des Wachens so kurz, daß sie, ehe es moͤglich wird, ihr die begehrte Nahrung zu rei⸗— chen, bereits wieder in den Schlaf versinkt. Von dem, was wahrend des Schlafes mit ihr vorgeht, hat sie gar keine Erinnerung. Einmal hat der Schlaf sogar 11 Tage gedauert. Wahrend dieses Zustandes ist an ihrem Koͤr⸗

per weiter keine Veranderung, als ein zuwellen eintre— tendes krampfhaftes Zucken zu bemerken. Sie befindet sich schon seit mehreren Wochen in,, aͤrztli⸗ cher Behandlung, welche indeß bis jetzt keinen sichtbaren Erfolg gehabt hat.

Magdeburg. In Folge des aufgehobenen Sta— pels paßlrten circa 18,000 Ctnr. Kaufmannsguͤter elb⸗

tinrichten lassen, auch bereits zur Anstellung eines zwel— ten Lehrers an der Schule zu Straupitz Einleitungen getroffön. Der Gutsbesitzer Pach machte sich um die angemessene gottesdienstliche Feier in der Kirche zu Moͤstchen, im Schwiebuser Kreise, dadurch verdient, daß an die Stelle der gesprungenen nur 39 Pfund schwe— ten, eine ganz neue 23 Ctur. schwere Glocke nebst Zu—

Belohnung, bestimmt: daß dessen Wappenschilde . Königskrone auf gruͤnem Felde mit einer Lilie heiges⸗ werden soll. Aus dem Helmschmuck soll ein Loͤwe heñ vortreten, der im Rachen einen Azurstreifen mit folz⸗ den Worten in silbernen Buchstaben haͤlt: 6 Vertheidiger Ferdinands des Vll. und 65 lotte von Bourbon, Königin von Portugan—

der Interessen russischer Unterthanen eroͤffnen konnen. Wahrscheinlich wird er nun in diesen Tagen seine form— lichen Audienzen bei den tuͤrkischen Ministern erhalten. Dle Nachricht von den Feindseligkeiten Englands gegen. Algier hat den größten Theil der Mitglie, der des Divans so aufgebracht, daß in den letzten gro⸗ ßen Raths versammlungen beschlossen wurde, dem Lord