480
chail Pawlowitsch und dessen Gemahlin, die Großfuͤrstin
elena Pawlowna, nach christlicher Pflicht, in der Hof—
irche des Anitschkowschen Palais, das heilige Abendmahl. Tuͤtrkei. Die Augsburger Allgemeine Zeitung mel— det aus einem Handels-Schreiben aus Konstantinopel vom 25. Marz. Die Untersuchungen uͤber die im Bagno eingesperrten Juden, die sich so vieler Veruntreuungen bei der Mauth schuldig gemacht, haben zu einem Hatti— scheriff des Sultans gefuhrt, vermoͤge dessen kein Jude mehr ein oͤffentliches Amt bekleiden kann. Die Bedruͤk— kungen aller Art, denen die Franken und orientalischen Christen bei der Mauth durch die dabei angestellten Ju⸗ den ausgesetzt waren, und denen sie nur durch Geldopfer entgehen konnten, haben seitdem aufgehoͤrt, und die Chri⸗ sten genießen eine weit großere Freiheit bei Beziehung ihrer Waaren, so, daß selbst Kisten ununtersucht von der Mauth nach Haus genommen werden koͤnnen. Eine Veranderung, die auf Handel und Wandel nur vor— theilhaft einwirken kann.
n 1 a n d.
Brom berg. Die Einrichtung neuer Kirchen-Sy— steme ist ein Gegenstand der hauptsaͤchlichen Fuͤrsorge und Thaͤtigkeit der hlesigen Regierung. Folgende Mlt— theilungen in dieser Hinsicht werden von allgemeinerem Interesse seyn. Ein kirchlicher Verband der Evangeli— schen im hiesigen Regierungs-Bezirk fing sich erst seit der fruheren preußischen Besitznahme zu bilden an. Es wurden Kirchen gebaut und Geistliche angestellt. Die Anstellung der letzteren war jedoch leichter als der Bau einer Kirche auszuführen; daher fand man in manchen
Gemeinden zwar einen Geistlichen, aber keine Kirche.
Wie aber mit jedem Decennium die Evangelischen sich vermehrt und durch alle Gegenden der Provinz ver— breitet haben, so reichten die fruͤher erbauten Kirchen und die geordneten Kirchen⸗-Institute nicht mehr zu, dem alljährlich wachsenden Beduͤrfnisse abzuhelfen, zumal da felt 1806 bis 1815 nichts in dieser Hinsicht geschehen ist. Die Zahl der uneingepfarrten und vagirenden Ortschaften, welche die Regierung vorfand, war unglaublich groß. Das dringende Beduͤrfniß forderte die sorgfaͤltigste Thaͤtig⸗ keit auf. Die Regierung ist daher unausgesetzt bemuͤht
gewesen, die uneingepfarrten und vagirenden Ortschaften
einer Kirche ihres Bekenntnisses zuzuweisen. Allenthal— ben ließ sich dieß jedoch nicht befriedigend durchfuhren, da die uͤber 2 Meilen entfernt Wohnenden, oft weder genelgt waren, sich einpfarren zu lassen, noch von der Regierung dazu angehalten werden konnten. Es muß— ten, wenn in Wahrheit Abhuͤlfe geschehen sollte, Kirchen erbaut, neue Kirchen-⸗Systeme, und da, wo solches aus Mangel an Mitteln nicht sofort geschehen konnte, we— ntgstens Filiale errichtet werden. Ein solches Unterneh— men mußte, besonders in erwerbslosen Zeiten, auf be— deutende Schwierigkeiten gerathen, und konnte nur all— maͤhlig fortgefuͤhrt werden. Es ist der Regierung indes⸗— sen gelungen: a) uͤber 300 uneingepfarrte und vagirende
— *
Ortschaften bisher einzupfarren.
denes besser zu reguliren, und die Einrichtung eines vierten einzuleiten; c) 5 Filiale anzulegen und 4) 5 Kirchen neu zu erbauen. Noch giebt es jedoch eine Menge uneingepfarrter und vagirender Otschaften, selbst ganze Gegenden ohne Kirche uͤnd Geistlichen. Auch ist
Viele solcher Einpfar, rungen sind noch im Geschäftsgange begriffen; b) 2 Kir ⸗ chen-Systeme neu zu errichten; ein drittes schon bestan⸗
Preußische Staats- Zeitung
mit ziemlicher Gewißheit vorauszusehen, daß nach der
Alg rn e l n e
Regulirung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhaͤlt⸗
nisse die Zahl der evangelischen Einwohner sich in diesen Gegenden bedeutend vermehren werde, und es bleibt da⸗ her noch viel zu thun uͤbrig. . ' Im Maͤrz sind im hiesigen Regie ⸗ rungs⸗-Bezirk und zwar nur zu Stralfund 8 kleinere
Stralsund.
Schiffe von 48 Durchschnittslasten eingelaufen, durch welche, ausser mehreren Getreidearten noch Kalk, Bret— ter, Balken, Tannenstaͤbe, Aepfel eingefuͤhrt wurden. waren beballastet. — laufen: aus Stralsund 32 zu 63 Greifswald 46 ⸗ 64 Wolgast 15 763 Barth 8 7
ö usammen 96 zu 64 Durchschnitts lasten. Mit diesen Schiffen, von denen mehr als 70 mit Bal— last ausgingen, sind außer Getreide, Huͤlsenfruͤchten und Malz ausgefuͤhrt; Kartoffeln, Leinkuchen, Rappkuchen, geraͤucherter Haͤring und 174 Ctnr. 60 Pfd. Weitzen⸗ mehl, letzteres aus Wolgast. — Von Schweden kamen drei Postjachten mit Passagiers an, und fuͤnf gingen dahin ab.
Durchschnittslasten.
Königliche Schauspiele.
klittwoch 5. Mai. Im Schauspielhause: Das Por— trait der Mutter, Lustspiel in 4 Abtheil. (Hr. Lebruͤn: Rekaw, als letzte Gastrolle.)
Mittwoch, 12. Mai. Am Bußtage, im Opernhause: Alexanders-Fest, oder die Gewalt der Musik; große Kan— tate aus dem Englischen des Dryden, uͤbersetzt von Ram— ler. In Musik gesetzt von Haͤndel, mit neuerer Bear— beitung von Mozart. Ausgefüuͤhrt von den Koͤniglichen Saͤngern und Sängerinnen, so wie von den Mitglie— dern der Koͤnigl. Kapelle, unter der Direktion des Koͤ— niglichen General-Musik-Direktors und Ritters Herrn Spontini. Vorher, zum Erstenmale: Große Symphonie aus a dur, von L. van Beethoven. Anfang 6 Uhr.
Meteorologische Beobachtungen. Barometer Therm. Hygr. Wind Witterung A. 277 3 * 106 525 IG. siernhen
F 275 94 930 850 W srüßb, Regen, Wind. M. 270117 4 115 60. S. W 3. Wind.
n,. Redakteur John.
3. Mai. 4. Mai.
Gehrugt bei Hayn.
kö k 4 . y,, . . , , mn, Jen, n,.
behauene Steine und frische Drei von diesen Schiffen Dagegen sind an Schiffen ausge,
WE 107.
Zeitung s⸗Nachrichten. Ausland.
Paris, 29. April. In der vorgestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer setzte der Graf von Girar— din die Diskussion in Betreff der Herabsetzung des
— Zinsfußes der Renten in folgender Art fort: „Der Ge—
neral Foy, der Krankheits halber das Zimmer huͤten
muß und an dem heute die Reihe zu sprechen ist, hat
nir dieselbe abgetreten; er wird inzwischen, getreu sei— ner Vollmacht, an den morgenden Berathungen und an
der Abstimmung unfehlbar Theil nehmen, wenn er sich
auch nach diesem Saale tragen lassen muͤßte. Was den vätreffenden Gesetz-Entwurf betrifft, so glaube ich, daß die Minister, bei Vorlegung desselben, von den wahren Krundsätzen einer repraͤsentativen Regierung abgegangen sind, und Sie, m. H., werden diese Ansicht theilen; das Ministerium rechnet nicht nur die oͤffentliche Meinung für nichts mehr, sondern scheint sogar einen gewissen Ruhm darin zu suchen, ihr zu trotzen, denn die vorge⸗ schlagene Maßregel wird allgemein gemißbilligt. Maͤn⸗ ner der verschiedensten politischen Meinungen, alle Jour⸗ nale und Schriftsteller ohne Ausnahme, Deputirte der rechten, wie der linken Seite, verwerfen dieselbe, so daß ich mir nicht schmeicheln darf, zu Ihrer Ueberzeugung uͤber diesen Punkt noch in irgend einer Art beitragen zu koͤnnen. Der Finanz-Minsster ist mit dem tiefsten Stillschweigen gehört worden; so viel Gluͤck ist mir wvahrscheinlich nicht beschieden (Lautes Gelaͤchter); ich wvill mich indessen doch bemuͤhen, noch einige neue Be—
veisgruͤnde gegen den Gesetz-Entwurf vorzubringen. Der
Minister zahlt unter die Ursachen des hohen Standes unserer Papiere die Garantieen, Sie unsere Institutio⸗ nen uns gewaͤhren. Was versteht er denn unter diesen Institutionen? doch nicht etwa die Charte, die man eben jezt durch Einfuͤhrung der Siebenjaͤhrigkeit der Kammer umstoßen will? (Murren. Nein, m. H., nicht unseren Jnstitutionen verdanken wir unseren Kredit, denn einen gleichen Finanz⸗Wohlstand bemerken wir gleichzeitig auch in Neapel, Berlin, Wien und Petersburg, deren Re, gierungs-Formen doch der unsrigen in keiner Art gleich
⸗
sey Ultra.
Berlin, den 6 ten Mai 1824.
sind. Woraus ich aber uͤberdies noch schließe, daß nicht unsere Institutionen es sind, die unseren Kreöit befestigt haben, ist, daß gerade, je mehr diese Institutlonen ver— letzt worden sind, dests mehr ist der öffentliche Kredit ge— stiegen, weshalb man denn auch behauptet hat, die Rente (Lachen.) So hat sich z. B. sogleich ein Handlungs-Haus bereitwillig finden lassen, Fonds her— zugeben, als es darauf ankam, das ungluͤckliche Spanien aufs neue dem Elende, dem es sich auf einige Augen— blicke entzogen hatte, Preis zu geben. (Lautes Murren.) Spanien, Neapel und Frankreich sind diesem Hause zins— bar, das seit einigen Jahren ein föͤrmlicher eu ropäi— scher Mons Pietatis geworden zu seyn scheint. (All⸗ gemeines Gelaͤchter. Dle letztere, dem gedachten Hand— lungs-Hause zu 89 pCt. zugeschlagene Anleihe der 400 Millionen kostet demselben in der Wirklichkeit nur 86 Fr., und bei der jetzt vorgeschlagenen Operation wärde dasselbe wieder etwa 969 Millionen verdienen. Ein Fi— nanz-Minister klagt uͤber das Steigen der Papiere! — es ist gewiß das erstemal in Europa, daß dies geschieht; wir haben bisher immer geglaubt, daß das Steigen der Papiere Niemandem schade. Der Minister behauptet, daß die Rente leicht bis auf 110 bis 115 pCt. gestiegen waͤre, wenn die Regierung nicht ihre Absichten haͤtte er⸗
rathen lassen. Wir hätten nur gewuͤnscht, daß die Mi—
nister bei dieser Gelegenheit offener, als sie gethan, zu Werke gegangen waren. In Nordamerika handelt man nicht so versteckt. Freilich, was dem einen Theile nach— theilig, ist dem anderen vortheilhaft, vorzuͤglich solchen Personen, die mit dem Ministerlum in genauer Verbin⸗ dung stehen und daher vorher wußten, wann dasselbe dem Fieber hinsichtlich des Steigens der Papiere, durch Anlegung von Blutigeln einer ganz neuen Art steuern
wuͤrde. Der Minister will die ganze Verantwortlichkeit
bei der Ausfuͤhrung eines Finanz-Planes, den er selbst als riesenhaft schildert, uͤbernehmen; dies ist aber nicht genug; was kann es den zu Grunde gerichteten Nenten. Inhabern fruchten, wenn Hr. von Villele seinen Titel als Praͤsident des Minister⸗Rathes und das Portefeuille des Ministeriums verliert, um vielleicht mit dem Titel eines Staats-⸗Ministers, und einer von den Steuerpflich