1824 / 108 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 07 May 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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der Monarch demselben in seiner Weisheit verliehen hatte. Zu der freien Verfuͤgung, die Ihr Euch uͤber den Staats-Kredit anmaßt, zu Eurem verderblichen Cen— tralisations-Systeme bel der Verwaltung des Landes, zu der beklagenswerthen Abhaͤngigkeit, in welcher Ihr Eure Untergebenen, selbst bei einem Geschäfte, haltet, das bisher fuͤr durchaus unabhaͤngig galt, wollt Ihr jetzt noch die willkuͤhrliche Verfuͤgung über 4 bis 500 Millionen hinzufuüͤgen, um mit Huͤlfe dieser Summe eine Klasse ungluͤcklicher Franzosen zu entschaͤdig en. Aber

das Ehrgefuͤhl dieser Klasse wird eine Entschaͤdigung

zuruͤckwessen, die mit den Thraͤnen derjenigen genetzt ist, die Ihr beraubt habt. Was uns, die Mitglieder dieser Opposition betrifft, zu deren Zerstoͤrung Ihr nichts unver— sucht gelassen habt, so werden wir, so lange noch einer von uns in diesem Saale Zutritt hat, nie aufhoͤren, die Grund— saͤtze der konstitutionellen Monarchie aufrecht zu erhal— ten, und deren Interesse, wie das Interesse des Thro⸗ ßes, zu veriheidigen. Von diesem Geiste beseelt, haben wir uns auch ohne Ruͤcksicht uͤber eine Maßregel geaͤu— nert, die den Staats-Glaͤubigern verderblich ist und den Steuerpflichtigen nicht den mindesten augenblicklichen Vortheil gewahrt. Mögen Diejenigen, die Ihr Sieger zu nennen pflegt, sich Euerem Triumphe anschließen, aber auch allein die Verantwortlichkeit desselben tragen. Ich stimme gegen den Gesetz-Entwurf.“ Der Druck dieser Rede wärde fast einstimmig verworfen; nur etwa 5 bis 5 Deputirte stimmten fuͤr denselben. Nach Hrn. Ca— simir Perrier betrat abermals der Finanz- Minister die Rednerbuͤhne und vertheidigte seinen Entwurf in ei— ner durchaus improvisirten Rede. „Es ist endlich ein⸗ mal Zeit,“ sagte derselbe unter anderen, „auf die uns beständig gemachte Beschuldigung zu antworten, daß wir die Renten-Inhaber lediglich beraubten, um eine andere Klasse der Gesellschaft, das heißt, die Emigranten, ob⸗ gleich man diesen Namen nicht genannt hat, mit unse⸗ rem Raube zu entschaͤdigen. Allerdings hat der Koͤnig in seiner Thronrede gesagt, daß die Ihnen jetzt vorge— schlagene Finanz-Operation es erlauben werde, die Auf— lagen zu vermindern, und die letzten Wunden der Revo⸗ lution zu heilen; aber diese letztere wohlwollende Absicht Sr. Maj. berechtigt keinesweges zu dem Glauben, daß jene Operation mlt der Entschaͤdigung der Emigranten eng verbunden sey. Die Einziehung des Grund-Ei— genthums so vieler Grundbesitzer ist, ja nicht die einzige, nicht die letzte Wunde gewesen, die die Revolution uns geschlagen hat. Wenn wir heute 197 Millionen Renten schuldig sind, wwvon 140 Millionen mittels eines Kapi— tals von 28990 Millonen ausgezahlt werden sollen, so ist ein großer Theil derselben zur Abtragung der uns von der Revolution auferlegten Kosten verwendet worden. Man beschuldige uns daher nicht, daß wir auf Kosten der Renten- Inhaber diejenigen Diener des Koͤnigs be— reichern wollen, die noch heute, nach zehnjaͤhriger Wie⸗ derherstellung der Monarchie, auf eine gerechte und spaͤte Entschäͤdigung fuͤr die Opfer warten, dle sie ihrer Treue und Anhänglichkeit an ihren angestammten Regenten ge— 966 haben. Gebieterische Umstaͤnde haben diese Ent⸗ schaͤdigung lange unmoglich gemacht. Endlich hat der

dem gedachten Zwecke verwendet werden sollen, ohne daß jedoch die Volkslasten dadurch erschwert werden; und im v. J. wuͤrden wir Ihnen Vorschlaͤge zur Erreichung diefer wohlthaͤtigen Absicht des Koͤnigs gemacht haben, wenn damals nicht unsere Pflicht gewesen wäre, den Ueber—

schuß der Staats⸗Einnahme von 47 Millionen, auf drin⸗ gendere Beduͤrfnisse zu verwenden.

Der vor mir aufge— tretene Redner hat behauptet, daß die vorgeschlagene Maßregel gleichzeitig den Renten-Inhabern und dem Staate nachtheilig sey; dies ist inzwischen nicht wohl moͤglich; denn einem von beiden Theilen, dem Schuldner oder dem Glaͤubiger, muß sie doch wohl vortheilhaft seyn. Es ist ein Leichtes zu beweisen, daß sie ganz zum Vor— theile der Renten-Inhaber ausschlage, auch hoͤren wir nicht auf, diesen zu sagen, daß sie am besten thun, wenn sie ihre Renten behalten.“ Der Minister begegnete hier dem ihm gemachten Vorwurfe, daß er mit dem mehrerwaͤhn— ten Projekte schon lange umgehe, durch die Erklaͤrung, daß, wenn er haͤtte voraussehen koͤnnen, was Niemand vor— aussehen konnte und was allein die Folge unverhoffter Um— staͤnde sey, daß namlich die Renten so schnell den Pari⸗Kours erreichen wuͤrden, er die letztere Anleihe gewiß nicht zu 89) pCt. eroͤffnet haben wurde. Die von Hrn. C. Perrier ver— langte allgemeine Konkurrenz bei dem Vertrage mit den Banquiers hielt der Redner in dem vorliegenden Falle fuͤr durchaus unanwendbar; sie habe jedoch zwischen 4 Hand— lungs⸗Gesellschaften, wovon man nur eine fremd nennen koͤnne, wirklich statt gefunden; er (der Minister) habe inzwi— schen auf ihre Antraͤge erwiedert, daß da keiner von ihnen die Operation allein zu uͤbernehmen im Stande sey, sie zusammentreten, und sich solidarisch gegen ihn mit einer zu dem Geschaͤfte hinreichenden Kapitals? Summe ver— pflichten mochten; das sey auch geschehen und das Publi— kum von dem am Tage vor der Eroͤffnung der Kammern erfolgten Abschlusse des eventuellen Abkommens vollkom— men unterrichtet gewesen; die Konkurrenz des Auslandes sey uͤbrigens bei dergleichen Geschaͤften, wie die Erfahrung solches bereits hinlaͤnglich gelehrt habe, durchaus nothwen— dig, denn als er vor etwa einem Jahre 25 Mill. gebraucht, habe er sie ungeachtet aller Oeffentlichkeit und Mitbewer— bung nur zu 63 pCt. bekommen koͤnnen, ein neuer Be— weis, daß die franzoͤsischen Kapitalisten, die auf die Frem⸗ den so eifersuͤchtig sind, den Schatz nicht schonen, sobald der— selbe sich genoͤthigt sieht, zu ihnen seine Zuflucht zu nehmen. „Die Bedingungen“ schloß der Redner, „unter welchen ich das Geschaͤft abgeschlossen habe, sind die besten, die es mir moͤglich war zu erlangen. Es klingt widersinnig, wenn ich sage, daß wir die gedachte Anleihe nicht zu 4 oder 47 ja nicht einmal zu 5 pCt. zum Pari-Kourse

haͤtten eroͤffnen koͤnnen; aber es ist wahr, denn die Lei—

her wuͤrden bei einer solchen Anleihe stets die Moͤglich— keit der Auszahlung gefuͤrchtet haben, wogegen sie bel der jetzigen von 3 pCt. Ca 75) diese Auszahlung wenigstens so lange nicht zu besorgen haben, als sich dieser Kours innerhalb der Graͤnzen von 75 bis 100 Fr. bewegt. Daß die Ihnen vorgeschlagenen Maßregeln dem Ackerbau, dem Handel und der Industrie zu Gute kommt, leidet keinen Zweifel; denn das Resultat derselben ist weniger die Herabsetzung des Zinsfußes der Staatsschuld, als aller

Monarch erklaͤrt, daß die ersten disponiblen Fonds zu anzulegender Gelder; dieser Zinsfuß wird zuerst auf

Ich hoffe nach dieser Auseinandersetzung, m. H., daß Sie den Ihnen vorliegenden Gesetz-Entwurf annehmen verden.“ Nachdem der Graf von Villale die Redner— Buͤhne verlassen hatte, verlangte man ziemlich allgemein den Schluß der Diskussion. donnaye aber widersetzte sich demselben, indem es ge⸗— braͤuchlich sey, immer abwechselnd einen Redner fuͤr und einen wider den verhandelten Gegenstand zu hoͤren, bei dem jetzigen Schlusse der Diskussion aber, nach dem Finanz⸗Minister, abermals ein Redner zu Gunsten des Gesetz⸗Entwurfes, naͤmlich der Berichterstatter mit sei⸗ nem Résumé, auftreten wuͤrde. verlas noch der Graf von Blangy die Rede des Unpaͤß— lichkeits halber abwesenden Hrn. Crignon d Auzouer ge— gen den Entwurf. Nach Beendigung dieses Vortrages vurde inzwischen die Diskussion durch eine sehr bedeu⸗ tende Stimmen-Mehrheit fuͤr geschlossen erklaͤrt.

mmatum des Dey von Algier auf die guͤtlichen Vorschlaͤge

befriedigend ausfaͤllt, soll sofort zum Bombardement der Stadt geschritten werden. Man erwartet die Depeschen iber Marseille; das Bomben-Schiff, the Terror, ist deshalb noch nicht abgesegelt.

ö haben die Griechen eine betraͤchtliche Macht im Golf von Arta zusammengebracht und mit Belagerung der Festung gleiches Namens begonnen.

Landwirthschaftliche Berichte aus dem Innern

pCt. reducirt und die allmaͤlige Herabsetzung desselben auf 3 pCt. herbeigefuͤhrt, ohne daß sich irgend ein Hin— derniß dabei voraussehen ließe oder daß man eine aber—

leihe, wegen findlichen Gelder (circa 10,900 Pfd. Sterl.), wurde vom Lerd-Oberrichter der Kings-Bench aus dem Grunde gleich Anfangs abgewiesen, weil in den dafuͤr ausgestellten Scheinen der Ausdruck: „an den Staat von Poyais“ votkoͤmmt, und der Klaͤger nicht beweisen konnte, daß ein solcher Staat jemals wirklich vorhanden war.

nien⸗Schiff, 1 Fregatte und 2 Korvetten nach Suͤdame— rika ausgeruͤstet, wovon 2 nach Lima und die 2 anderen st nach Neu⸗Spanien bestimmt sind, um Ober⸗ und Unter⸗ ffieiere, nebst Waffen und Munition uͤberzubringen.

Schwarzen entdeckt worden seyn. Auch ist man noch sehr beunruhigt; in manchen

den in den letzten 30 Jahren in Ostindien mehr als looo der Zauberei angeklagte Frauen verbrannt.

der Saaten ist noch derselbe, wie solcher im Monat Fe⸗—

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malige Auszahlung des Kapitals zu befuͤrchten haͤtte.

Der Graf von la Bour—

Auf diese Bemerkung

Rente 103. 75.

London, 27. April. Man sieht taͤglich dem Ulti—

unserer Regierung entgegen. Im Fall die Antwort nicht

Eine Klage gegen die Unternehmer der Poyais-An—⸗ Herausgabe der noch in ihren Haͤnden be—

Nachrichten aus Cadix zufolge werden daselbst 1 Li—⸗

Nach einem Briefe aus Korfu vom 14ten Maͤrz

Auf Trinidad soll eine Verschwoͤrung unter den 6h Demerary egenden hat⸗ ten sich die Neger wieder des Nachts versammelt.

Mach der Behauptung des Sir John Malcolm wur—

Consols 963.

n 4 n d.

des Reiches vom Ende Marz. Brandenburg. Potsdam. Der Zustand

bruar angegeben worden, da die Witterung im Monat Maͤrz nicht besonders guͤnstig war. Sommer⸗Roggen ist schon an vielen Orten gesaͤet, und ziemlich gut aufgegan— gen; auch ist groͤßtentheils die Einsaat der Erbsen been— digt, und hin und wieder bereits Hafer gesaͤet Fran k— furt. Die fast durchgängig kalte und trockene Witte— rung ist weder fuͤr die landwirthschaftlichen Arbeiten noch fuͤr die Saaten nachtheilig gewesen.

II. Pom mern. Köslin. Die Saaten stehen gut, und es ist zu wuͤnschen, daß nicht spaͤtere bedeutende Nachtfroͤste eintreten, well diese jenen sehr nachtheilig werden koͤnnten. Stralsund. Die rauhe mit un— ter sehr kalte Witterung und die haufigen Nachtfroͤste sind der Winter-Saat nachtheilig gewesen, so daß in manchen Gegenden, dem jetzigen Anscheine nach, Miß— wachs befuͤrchtet wird. Zur Bestellung der Sommer— Saaten beginnen gegenwaͤrtig die Acker-Arbeiten, und es sind schon an manchen Orten die Erbsen eingestrenet.

III. Schlesien. Breslau. Von der Witte—⸗ rung beguͤnstigt, wird die Sommeracker-Bestellung, be— sonders das Anfahren des Duͤngers, fleißig betrieben; Erbsen und Hafer sind in manchen Gegenden bereits ausgesaͤet. Die Saaten erhalten sich in ziemlich gutem Zustande. Liegnitz. Der Einfluß der Witterung hat sich auf den Stand der Saaten vortheilhaft geaͤu— ßert. Die Winter Saaten stehen gut, und die Sommer⸗ Felder haben bei dem fruher stattgefundenen milden Wet— ter gehoͤrig bestellt werden koͤnnen. Der Regen und Schnee des verflossenen Monats haben dem Erdreich die erforderliche Feuchtigkeit gegeben. Eintretende guͤnstige Witterung wird daher die Vegetation ungemein befoͤr— dern. Oppeln. Die Winter -⸗Fruͤchte stehen sehr schoͤn. Mit Bestellung der Aecker zur Sommer-Einsaat wurde fleißig vorgegangen.

IV. Posen. Die Winter⸗Saaten stehen schoͤn und versprechen, wenn nicht empfindliche Froͤste nachkommen, die beste Hoffnung.

V. Sachsen. Magdeburg. Das Winter⸗Ge⸗ treide steht fortwaͤhrend gut, und mit der Sommer⸗Be⸗ ellung wird merklich vorgeschritten. Merseburg. Die Wintersaat-Felder gewaͤhren den erfreulichsten An⸗ blick und die schoͤnsten Hoffnungen fuͤr die kuͤnftige Erndte.

VI. Westphalen. Muͤn ster. Alle Gattungen der Winter⸗Fruͤchte stehen vorzuͤglich gut. Die abwech⸗ selnde Witterung hat im Allgemeinen wenig Nachtheil verursacht. An einigen Orten hatten zwar die Nacht⸗ froͤste die Farbe des Getreides etwas gersͤthet, indeß be— fuͤrchtete man davon keine uͤbelen Folgen; in einzelnen Gegenden hatte die Kaͤlte dem jungen Roggen etwas ge⸗ schadet. Die trockenere Witterung in der letzten Haͤlfte des vorigen Monats, gestattete auf dem schweren Boden die Vorbereitungen zur Bestellung der Sommer⸗Fruͤchte. Der Gartenbau ward fleißig betrieben. Man fuͤrch⸗ tet sehr, daß, als Folge des weichen Winters, das Un⸗ kraut sich stark auf den Feldern verbreiten werde. Minden. Der Stand der Winterfruͤchte berechtigt im

Ganzen fortdauernd zu den besten Hoffnungen. An vie⸗ len 6 ist mit Bestellung der Sommer-Fruͤchte der

Anfang gemacht. Der Stand der Ruͤb-Saat und des