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doppelten Vorschlag, die Frist, binnen wescher keine aber⸗ malige Auszahlung der Renten statt finden koͤnne, auf 10 Jahre auszudehnen, und den Renten⸗Inhabern als Entschäaͤdigung fuͤr den Verlust, den sie durch die Herab⸗ setzung des Zinsfußes erleiden, eine Praͤmie von 4 pt. zu bewilligen. Der Finanz⸗Minister widersetzte sich die⸗ fem Antrage, und benutzte zugleich die Gelegenheit, um dem, der von ihm vorgeschlagenen Finanz⸗-Operation häufig gemachten Vorwurfe, daß sie den Geldwucher be— günstige, zu begegnen. „Ich frage Sie,“ aͤußerte der⸗ felbe unter anderen, „ob, bei der doppelten Nothwen— digkeit, in welche unser Finanz⸗-System und die Erhal⸗ tung unseres Kredites uns versetzt, zu einer Anleihe un⸗
sere Zuflucht nehmen und die Wirkungen des Tilgungs⸗
Fonds unterhalten zu muͤssen, es uͤberhaupt moͤglich sey, irgend eine Art von Staatspapieren zu ersinnen, die den Beduͤrfnissen der Regierungen abhuͤlfe, ohne dem Geld⸗ Wucher zu Gute zu kommen? Selbst in diesem Augen— blicke, wo den 5procentigen Renten die Auszahlung des Kapitals bevorsteht, ist der Wucher an der Tages-Ord— nung. Was unterhalt aber diesen Wucher? Die ver— schiedenen Chancen. Benimmt man den Staats⸗Effek⸗ ren alle Chancen des Steigens und Fallens, so toͤdtet man den Kredit; laßt man sie ihnen dagegen, so werden sie, je ungewisser sie sind, je mehr den Geldwucher be⸗ foͤrdern. Nur ein Mittel wuͤrde es geben, diesen Wu⸗ cher zu toͤdten, wenn wir namlich auf unser jehiges Kre⸗ dit⸗System verzichten wollten; aber die Kammer wird, gleich uns, fuͤhlen, wie unumgaͤnglich nothwendig es sey, daß man sich in einem Lande, wie Frankreich, nicht die wichtigen Huͤlfsquellen verstopfe, die der Kredit darbie⸗ tet und die wir uns fuͤr außerordentliche Faͤlle stets be⸗ wahren mussen. So lange aber diese Nothwendigkeit besteht, muͤssen wir uns auch ein Uebel gefallen lassen, an dem alle andere Staaten ebenfalls leiden, den Geld- Wucher. Bedenken wir uͤbrigens wohl, daß diese Wuth des Papier⸗-Handels zugleich fein eigenes Heilmittel mit sich fuhrt; viele traurige BVeispiele haben uns davon überzeugt, und ich scheue mich nicht, zu erklaren, daß Alle, denen dieses Handwerk unbekannt ist und die sich demselben dennoch hingeben, en.“ — Lauter Beifall und eine anhaltende Vewegung folgten auf diese Rede des Finanz⸗Ministers. Nach ihm
betrat Hr. Casimir Périer die Redner⸗Buͤhne, und nahm
aus der Nachgiebigkeit des Grafen von Villéle gegen die!
Vorschlaͤge des Hrn. Leroy sogleich Veranlassung, das Ministerium zu deschuldigen, daß es von der Güte des von ihm vorgelegten Gesetz Entwurfes selbst nicht uu·ber— zeugt feyn müässe, da es sich genoͤthigt gesehen habe, sich den aus den Berathungen der Kammer hervorgehenden verschledenartigen Ansichten zum Theile anzuschließen; aus diesen Einraͤumungen gehe klar hervor, daß, je mehr die Diskussion um sich grelfe, je mehr der Gesetz-Lnt— wurf weiche. Hr. C. Perier schloß sich zuletzt den Vor— schlägen des Grafen von la Bourdonnaye an; eben so Hr. Leelere de Beaulieu, der uͤberdies noch die Ateber— weisung derselben an die Kommission begehrte. Als es
jedoch zur Abstimmung kam, wurden jene Vor schläge ver⸗
worfen. Ein zweites Amendment des Hrn. von Saint—
ihr Vermoͤgen dabei einbuͤ⸗
Vorschlag. Der Graf von la Bourdonnaye verlangte,
daß uͤber denselben theilweise abgestimmt werde. Die, sem widersetzte sich der Finanz-Minister; man habe,
. .
an den von dem Finanz-Minister modifieirten Leroyschen
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gemeines Gelächter folgte dieser freimuͤthigen Erklarung.
lim alle Parteien zufrieden zu stellen, schlug der Praͤsi⸗
meinte er, uͤber die fruͤheren Amendments, welche, wenn
nur eins davon passtrt waͤre, die Ausfuͤhrung des Ge,
setz⸗ Entwurfes unmoͤglich gemacht haben wuͤrden, im Ganzen abgestimmt, und es sey daher billig, daß man es auch jetzt thue, wo von einem Vorschlage die Rede sey, der mit dem Gesetz⸗-Entwurfe uͤbereinstimme und die Zustimmung der Regierung erhalten habe. Es erhob sich
in dieser
Hinsicht eine weitlaͤuftige Diskussion zwischen
dem Grafen von Villéle und den Herren Foy und Bon. net, nach deren Schlusse die Kammer endlich mit einer ziemlich bedeutenden Majoritaͤt entschied, daß uͤber den Leroyschen Vorschlag theilweise abgestimmt werden solle. Als der Praäͤsident hierauf den ersten Paragraphen
dieses Vorschlages vorlas, erklaͤrte jedoch
, Herr von la . Bourdonnaye, daß er so die Sache nicht gemeint habe,
sondern daß es vor allen Dingen darauf ankomme, die Kammer zu befragen, ob 4procentige Renten zum Pari ⸗ Kourse oder 3ptocentige à 75 kreirt werden sollen; denn dies sey der Hauptgegenstand des Leroyschen Amend⸗
ments. Diesem widersetzte sich inzwischen der Praͤsident,
mit der Bemerkung, daß man nicht zwischen zwei Din, gen wahlen konne, wovon noch keins von beiden bewil— ligt sey; er beharrte daher bei seiner Meinung, daß uͤber das betreffende Amendment, Paragraph fuͤr Paragraph,
abgestimmt werden muͤsse. der Finanz⸗-Minister, daß er unter solchen Umstaͤnden es fuͤr seine Pflicht halte, zu erklaͤren, Amendment fallen lasse. mit jedem Augenblicke.
Hierauf erklaͤrte nun wieder
dent endlich vor, den ersten Paragraph des Gesetz-Ent⸗ wurfes nach seiner neuen Abfassung vorlaͤufig ganz aus Falle, daß die
dem Spiele zu lassen, und blos in dem Fall Ausgabe 4 und 3procentiger Renten bewilliget werden sollte, uͤber die in der Note des Grafen von Vill ele (man vergleiche die Zeilen 31 bis 43 auf der ersten Spalte der 490sten Seite im vor Stuͤck der St. Zeit.) enthaltenen Bedingungen dieser Operation abzustim— men. Hierauf ging die Kammer ein, und diese Bedin— gungen wurden jetzt verworfen. Ein anderes Amend— ment des Hrn. Fouquier fand gar keine Unterstuͤtzung; der durch die unaufhoͤrlichen Privatgespraͤche verursachte kaͤrm war ohnehin so groß, daß man den Redner, ungeachtet seines kraͤftigen Organs, nur mit Muͤhe verstehen konnte. Eine ganze Gruppe von Deputirten hatte sich um die Grafen von Villele und von Corbtére versammelt. „Man be— lagert die Minister“ rief der Graf von Girardin, „und wir verlangen, daß die Blockade aufgehoben werde.“ Unter allgemeinem Gelaͤchter ging die Versammlung auseinander. . . In der Pairs-Kammer hat vorgestern die Diskussion
uͤber den Gesetz Entwurf wegen der Entweihungen der
Gotteshäuser begonnen. Der Kardinal von Lafare, der Marquis von Lally-Tolendal, der Graf Lemercier, der Bischof von Troyes und der Großsiegelbewahrer haben abwechselnd uͤber den Entwurf gesprochen, dessen erster Artikel angenommen worden ist. Die Reden der drei
ersteren Pairs sind zum Druck befoͤrdert worden.
daß er das ganze
Der Laäͤrm wuchs inzwilschen Der Baron Dudon wollte die Redner-Buͤhne besteigen, um uͤber den Inhalt des Ge⸗ setzes zu sprechen; der Praͤsident verweigerte ihm aber das Wort, da die Diskussion bereits geschlossen sey; der
Graf Foy rieth ihm hierauf, unter dem Vorwande, ein
gehren; als ihm auch dies Hr. Ravez abschlug, verlangt er das Wort gegen den
Praͤsidenten;
Sous Amendment machen zu wollen, das Wort zu be
— 3. Mai. Der Gesetz⸗ Entwurf wegen der Re— duktion des Zinsfußes der Renten ist in der vorgestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer ohne irgend eine Aen— derung und mit einer sehr bedeutenden Stimmen⸗-Mehrheit angenommen worden. tirten, die sich gegen das Gesetz erhoben, bemerkte man, außer den Mitgliedern der alten Opposition (mit Aus— nahme des Herrn Humann), die Herren von la Bour—
donnaye, Clauzel de Coussergues, Dudon, Leclerc de
dieser bezog sthh
inzwischen auf frühere Falle, wo die Kammer entschleden habe, daß es unpassend sey, daß der Praͤsident einen Deputirten das Wort gegen ihn selbst bewillige, und da
dieses der Kammer allein gebuͤhre.
Endlich gelang
Hrn. Dudon, unter dem Vorwande, uͤber die Theilun des Leroyschen Amendments sprechen zu wollen, sich ven
nehmen zu lassen. nen sey, die da glauben,
repraͤsentativen Regierung eben so unzertrennlich sey, aß das Schlagen der Puls-Adern von dem Bestehen de menschlichen Koͤrpers; nicht aus einem vorsaͤtzlichen W derspruchs-Geiste, oder um die Diskussion unnuͤtz zu ver laͤngern, sondern weil er die innige Ueberzeugung hegt,
daß das vorgeschlagene Gesetz schlecht sey, habe er das Wort begehrt; der Grund, welchen er zur Erlangung desselben angefuͤhrt habe, muͤsse ubrigens die Kammer
.
hinlaͤnglich uͤberzeugen, daß man sich umsonst bemuͤhe,
den Rednern das Recht, sich vernehmen zu lassen, strei—
r ; tig zu machen, und daß es stets einen oder den an Chamans ging ebenfalls nicht durch. Jetzt kam die Reihe] deren Auswegsgebe, um m zur Tribune zu gelangen. All
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Er erklaͤrte, daß er keiner von D daß die Opposition von eint
Beaulieu, Ferd. Berthier, Sanlot⸗Baguenault, Bonnet u. s. w. (Wir behalten uns vor, einen umstaäͤndlichen Bericht uͤber die Berathungen dieser Sitzung im naͤch— sten Stuͤck der St. Z. nachzuliefern.“ Heute wird sich die Kammer mit den verschiedenen, in Vorschlag gebrach— ten Zusatz⸗-Artikeln zu dem Gesetze beschaͤftigen.
Die Pairs-Kammer hat vorgestern ihre Berathun—
gen über den Gesetz- Entwurf wegen der Entweihungen
der Gotteshaͤuser beendiget und den Entwurf selbst, nach— dem derselbe einige unbedeutende Veranderungen erlit— ten, mit 136 gegen 10 Stimmen angenommen. Mor— gen wird in dieser Kammer die Diskussion uͤber den Gesetz-⸗Entwurf in Betreff der Siebenjährigkeit der De⸗ putirten⸗ Kammer beginnen. ö.
In beiden Kammern ist vorgestern die große Depu— tatihn gewählt worden, die an dem heutigen Jahrestage
des Einzuges Sr. Majestaͤt in die Hauptstadt, dem Mo⸗ narchen ihre Gluͤckwuͤnschungen darbringen soll. Jede
dieser Deputationen besteht, außer dem Buͤreau, aus 20 Mitgliedern.
Unter denjenigen 50 bis 60 Depu⸗
Maͤrz gemeldet: Unsere Kolon ie genießt, Dank der Festigkeit und Klugheit unseres Gouverneurs, des Ge⸗ nerals Donzelot, fortwährend die vollkommenste Ruhe. Naͤchst der, vor einiger Zeit erfolgten Ankunft der Fre⸗ gatte Jeanne d' Are mit drei Elite⸗Kompagnieen vom 57sten Regiment, ist jetzt das Schiff Trident mit 6 Kom⸗ pagnieen desselben Korps und der Kutter la Moselle mit noch 3 anderen Kompagnieen hier eingelaufen. Diese Mannschaften sind in dem besten Zustande ans Land gestiegen. 3 3. 11 Der General-Lieutenant Graf Bourmont ist gestern
dorgen hier angekommen und hat sich alsbald zu Sr. K. H. dem Herzog von Angouleme begeben.
Rente des 1. Mai 1092. 80.
London, 29. April. Das Unwohlseyn, was den Koͤnig vor einigen Tagen betroffen, ist giuͤcklicherweise schnell voruͤbergegangen; Se. Maj. befinden sich bereits wieder ganz wohl. — Das Oberhaus hat sich gestern wieder versammelt, es kam jedoch nichts von besonders erheblichem Interesse vor. — Durch ein in Guernsey eingelaufenes Kauffahrteischiff sind sehr interessante Nach— richten aus Rio Janeiro vom 27. Febr. angelangt. Die franzoͤsische Seemacht war nach Inhalt derselben in der vorhergegangenen Woche bis auf 8s große Fregatten und 3 Kriegs-Schaluppen vermehrt worden. Seit dem 20sten Febr. hatte fast jedes Signal die Ankunft eines franzoͤ— sischen Kriegsschiffs gemeldet, und, was besonders bemer— kenswerth ist, alle Schiffe waren einzeln angekommen. In den best unterrichteten Kreisen erzählte man, daß der Koloß, von 74 Kanonen der Jean Bart, von 84 nebst mehreren Fregatten und Schaluppen stuͤndlich erwartet wurden, wodurch die franzoͤsische Seemacht zu Rio auf 18 Schiffe zu stehen kaͤme. — Vor einiger Zeit kuͤndig⸗
ten die franzoͤsischen Blaͤtter die Abfahrt des Jean Bart,
einer Fregatte und einer Schaluppe nach Guadeloupe an; nach obiger Nachricht wuͤrde jedoch keine franzöͤsische Ko— lone ihre Bestimmung gewesen seyn. — Die Nachrichten aus Rio melden weiter, daß jene mächtige Flotte Sr. Kaiserl. Maj. Pedro L., der wahrscheinlich auch der Letzte seyn werde, ihre Dienste angeboten; ferner daß die dasi⸗ gen Truppen groͤßtentheils aus Portugiesen bestehen, und daß die Milizen kurze Zeit vorher nach Hause entlassen worden seyen. Ein Gleiches war auch mit einem Re— giment brasilischer Kavallerie, welches sich am diensteifrig⸗ sten gezeigt, geschehen. Lord Cochrane's Schiff, Pedro J., von 78 Kanonen, war ganz unwvollstaͤndig bemannt; denn dadurch, daß dem Schiffsvolk die Prisengelder vor— enthalten wurden, auf welche dasselbe Anspruch hat, waren die europaäischen Seeleute, aus welchen zum gröͤß⸗ ten Theil die Bemannung jenes Schiffes bestand, un⸗ willig gemacht und die Sache der brasilischen Unabhän⸗
gigkeit mancher Vertheidiger beraubt worden. — Es wurde
sonach nicht befremden, wenn Se. Maj. den Kaiserlichen Purpur bei Seite legten und durch Unterwuͤrfigkeit unter den Willen seines Königl. Vaters, Brasilien wieder mit seiner zukunftigen Krone zu verknuͤpfen versuchten. Der Courier bemerkt in Ansehung jener, zunäͤchst von der Morning - Chronicle mitgetheilten Nachrichten, daß er vor der Hand seine Meinung daruͤber zuruͤckhal—
Aus Fort Royal (Martinique) wird unterm 29sten ten, auch nicht auf Nachrichten von einer anderen Seite