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anderen Grunde derts ghz findet, als weil es ein Pro— jekt ist. Die ganze Volksmenge von England scheint in ein Lotteriespiel versunken zu seyn, wo der Preis ei— nes Looses gerade alles ist, was ein jeder Kaͤufer werth ist. Der Elfer, dergleichen Loose u kaufen, gruͤndet sich nicht auf den mindesten Versuch einer Berechnung; Nie— mand scheint auch nur daran zu denken, in welchem Ver— hältnisse der Prels zu den Zetteln steht; man kauft ein— faͤltigerweise blos aus dem Grunde, weil der Preis der⸗ selben steigt, und weil man bei deren Wiederverkauf viel zu gewinnen hofft. Hierin aber liegt der Unterschied zwischen einem w , , Unternehmen und einem ver— zwelfelten Wagestuͤck. Das erstere beruht auf der wirk— lichen oder muthmaßlichen Kenntniß des Verhaͤltnisses zwischen den angewendeten Mitteln und dem beabsichtig— ten Zwecke; das letztere dagegen auf weiter nichts als auf der Beobachtung des Steigens und Fallens irgend eines Papieres — das ist der Wahnsinn, der bereits so viele Familien zu Grunde gerichtet hat. Wir wuͤn— schen keinesweges eine verfassungswidrige oder will— kuͤhrliche Einmischung in die Rechte des Eigenthums, ja selbst in die Ausgelassenheiten der Thorheit; aber wir bitten unsere Landsleute instaͤndig, die ihnen dargebote— nen Anlockungen doch etwas ernster und gruͤndlicher, als nach deren truͤglichen Marktpreis zu beurtheilen. Moͤge sich doch Niemand in ein Unternehmen einlassen, ohne dessen Beschaffenheit und Sicherheit erforscht zu haben. Der momentane Preis der Papiere von dieser oder je— ner Anleihe, oder dieser und jener Kompagnie, ist kein sichererer und zuverlaͤssigerer Grund der Spekulation, fz 1 seyn wuͤrden und noch dazu vielleicht fal—
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Karlsruhe, 2. Mai. JJ. KK. HH. der Prinz 3 von Sachsen und Höchstdessen Frau Gemahlin ind gestern dahier n n, und bei J. K. H. der Frau Markgraͤfin Amalie abgestiegen. Stuttgart. In der sten Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurden wieder mehrere Kommissionen gewählt. Dann wurde, nach einer ausfuͤhrlichen Eroͤr⸗— terung, der auf die Herausgabe eines Landtagsblatts ge— richtete Antrag des Freiherrn von Varnbuͤler mit 42 Stimmen gegen 41 abgelehnt. Zuletzt wurde ein vom Finanz -Ministerium mitgetheilter Gesetzes⸗Entwurf uͤber die Erhebung und Verwaltung des Umgelds vorgetragen. Die durch das Gesetz vom 19. Mai 1821 angeordneten Formen und Bestimmungen sollen, mit einigen durch die Erfahrung fuͤr nothwendig erkannten Abaͤnderungen, auch in der Periode vom 1. Jul. 1824 bis 30. Jun. 1827 bei— behalten werden. Dafuͤr wird angefuͤhrt, daß der Zweck: die Abgabe zu erheben, ohne die Gewerbe selbst zu be— schweren, und dabei die vollstaͤndige Erhebung, so wie die gleiche Vertheilung der Abgabe, sicher zu stellen, — durch das Gesetz von 1821 wenigstens theilweife wirklich erreicht worden sei, indem den Gewerben ein freierer Spielraum gestattet, von 4s Qberamts-Bezirken ihre Schuldigkeit in den letzten 2 Jahren vollstaͤndig abge— tragen worden, und nur 18 damit theilweise im Ruͤck— stand geblieben seyn, sonach es nur oͤarauf anzukommen scheine, daß die Anhaltspunkte fuͤr die Vertheilung be— stimmter aufgefaßt, und ihre Anwendung genauer vor⸗
ie n werde. — Vorlaͤufig ist, unter dem Vorbe— alt, die Aversal- Summe nach den Resultaten des Hauptfinanz-Etats naͤher zu bemessen, eine Verminde— rung derselben von 73,924 Fl. angenommen.
Wien, 29. April. Se. K. K. Majestaͤt haben den beim Staatsrathe als Referent angestellten Hofrath,
Cajetan Freiherrn v. Muͤnch-Bellinghausen, zum Staats
und Konferenz⸗Rathe ernannt. . Tur ke i. Smyrna, 27. Maͤrz. Der Spectat eur oriental kuͤndigt in seinem heutigen Blatte an, daß diese
urspruͤnglich fuͤr litterarisch kommerzielle Zwecke und zur Wiedererweckung des Geschmackes an Wissenschaften und?
schoͤnen Kuͤnsten in dem Vaterlande Homers bestimmt ge— wesene, durch das Eintreten der griechischen Insurrektion aber zu einem politischen Journal gewordene Zeitschrift, aus Privat-Ruͤcksichten nicht weiter erscheinen werde. Zum Schlusse spricht derselbe noch lebhafte Wuͤnsche aus fuͤr die baldige Befreiung der Tausende von griechischen Frauen und Jungfrauen, Muͤttern und Kindern, die, in
schmerzlicher Trennung von einander, jetzt noch in der
Sklaverei schmachten. „Ungluͤckliche Frauen von Seio,“ ruft er aus, „an denen die Schlaͤge des Mißgeschicks
sich erschoͤpft haben, von jenseit des Meeres wird ein Engel der Wohlthaͤtigkeit seine Blicke auf Euch richten,
und, an den Tag Eurer Befreiung denkend, vor Freude jauchzen.“
Im Uebrigen enthaͤlt jenes Blatt unter anderen fol— gende Nachrichten:
„Syra, 18. Maͤrz. Naͤchst dem bereits zu Misso— lunghi erschienenen Zeitblatte, Annalen Griechen— lands, wird unverzuͤglich ein zweites, der Freund des Gesetzes, in Hydra erscheinen. — Die Griechen sin— nen taͤglich neue Angriffsplaͤne aus. Sie moͤchten Epak— tus, Patras, Koron, Karisto, Negropont 2c. mit Sturm einnehmen; bis jetzt aber haben ihre Versuche noch nir—
gends guͤnstigen Erfolg gehabt. — Die Zwietracht herrscht
noch immer unter den Griechen in Morea. Die Mit— glieder der vormaligen Exekutiv- Gewalt, Pietro Bey, Soter, Karalambo, Metaxa und Kolokotroni sind durch ein, in 13 Artikeln abgefaßtes Dekret, geaͤchtet worden. Sie haben sich nach Tripolizza gefluͤchtet, wo Unruhen ent— standen. Ein Theil der dasigen Einwohner erklaͤrte sich zu Gunsten der jetzigen Regierung; aber Kolokotroni ließ die ihm ergebenen Soldaten aufmarschiren und auf die Ge— genpartei Feuer geben, wodurch 6 Mann der letzteren
getoͤdtet wurden; die uͤbrigen gaben der Gewalt der Waf⸗ ach. Indessen entschlossen sich die Geaͤchteten doch, nach reifer Ueberlegung, D. Hypsilanti an die neue Exe⸗
fen nach.
kutiv⸗Behoͤrde zu schicken, und einen Vergleich vorzuschla— gen, wonach dieselbe denjenigen, die ihre Partei genom— men, Verzeihung gewähren, in die Zusammenberufung einer National⸗Versammlung einwilligen, und dem Pe— tro Bey, Karalambo und Zaim in ihre Mitte aufneh— men sollte. Diese Vorschlaͤge sind aber von der Vollzie— hungs-Behoͤrde, welche unter dem Vorsitz des Georg Konduriotti, eines Hydrioten, aus drei anderen Mitglie— dern besteht, mit Verachtung verworfen worden. — Ko— lokotroni der Sohn, der zu Napoli die Romani kom—
mandirt, hat im Einverstaͤndniß mit seinem Vater die
Uebergabe dieses Platzes verweigert. Es ist jedoch ein
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ESreigniß eingetreten, welches diese Uebergabe herbeifuͤh⸗ . e. 66 Zwei seiner Offiziere hatten den Befehl in den beiden Forts welche die Stadt beherrschen. Einer derselben, der im Fort Palamidi kommandirende, begab J sich in Geschaͤften nach der Stadt hinab; als er Abends vieder nach dem Fort zuruͤck wollte, verweigerten die Soldaten ihm den Eingang, indem sie die Vorausbezah— ung eines einjfaͤhrigen Soldes verlangten. Man vermu— thet indessen, daß dies nur ein Vorwand gewesen, und daß Palamidi sich zu Gunsten der Regierung erklaͤrt hat. Vor Koron sind die Griechen auf eine seltsame Weise gescheitert. Sie hatten den Plan gemacht, sich in der Racht und mit Sturm unter Anfuͤhrung von 29 Koro⸗ nioten, dieser Festung zu bemeistern. Unter den Mauern angelangt, legen sie ihre Leitern an, und die Koronioten trsteigen ganz sachte den Wall. Da aber faͤhrt die Zwie⸗ rächt unter die Griechen, die unten stehenden ziehen die Leitern zuruck und verlangen von den oben befindlichen loo Piaster Vorschuß, mit der Drohung, sie im Stiche u lassen. Da man sie nicht befriedigen kann, ziehen sie virklich ab. Die Tuͤrken eilen, durch den Läͤrmen auf— geweckt, herbei; zwei Griechen stuͤrzten sich, um ihnen zu entfliehen, vom Wall hinab, doch nur dem einen ge— lang es, zu entkommen.
Charlestown, 30. Maͤrz. Die Waaren⸗Einfuhr in den nordamerikanischen Freistaaten betrug im vorigen Jahre 77 Mill. 579,267 Dollars, wovon in National⸗ Schiffen aus England 23 Mill. 6465, 861 Dollars, aus Rußland 2 Mill. 195,870, dem brittischen Ostindien, . Rill. 265,96 1, Frankreich 4 Mill. 340,270, Haity 2 Mill. 331,49, Cuba 6 Mill. 697,902, Suͤdamerika 4 Mill. S7, 22, China 6 Mill. 511,425 Dollars. In fremden Schiffen wurden eingefuͤhrt fuͤr 6 Mill. 67, 726 Dollars. Ausgefuͤhrt wurden an einheimischen Produkten in ame— llkanischen Schiffen fuͤr 39 Mill. 74,562 D., in fremden Schiffen fuͤr 3 Mill. So, ss D. fremde Produkte in anmmerikanischen Schiffen fuͤr 245 Mill. 241, 004 D. in fremden fuͤr 1 Mill. 302,613 D. Belauf der Gesammt— Ausfuhr: 74 Mill. 699,939 Dollars. Nach China ging gar nichts von amerikanischen Erzeugnissen. In Nordamerika erscheinen jetzt, nach einem Be⸗ kichtéè des General⸗Postmeisters, 598 Tagsblaͤtter, wovon in Pensylvanien 157, Newyork 110 und in dem jungen Staate Ohio 48 herauskommen.
Handels ⸗Berichte.
. Am sterdam, 4. Mai. Im Kolonial⸗Waarenhan⸗ del hat sich nichts veraͤndert, außer daß Kaffee mehr ge sucht ist und daher wohl im Preise steigen wird. — In dem Getreidehandel war gestern viel Verkehr, nament— lich im Sommerweitzen. In Leinsaamen war kein Um—⸗ satz, mit Rappsaat wenig Geschaͤft.
Lon don, 29. April. Die Getreide⸗Zufuhr ist fort— vaͤhrend nur gering, und es werden sehr wenig Ge⸗ schaͤfte gemacht; jeder versieht sich nur mit dem, was er fuͤr den Augenblick bedarf und wartet wo moͤglich bis ium 12ten k. M., wo man wissen wird, ob unsere Haͤ— fen geoͤffnet werden.
das gte unehelich geboren.
FIn lan d.
Arnsberg. Die Volksmenge im Regierungs-Be— zirk Arnsberg betrug am Schlusse des Jahres 1822 — 406,527. Geboren sind im J. 1823 — 8331 Kna⸗ ben und 7826 Maͤdchen, zusammen 16,ů157. Gestorben, von allen Altern zusammen genommen, 4961 mannlichen Geschlechts und 4755 weiblichen Geschlechts, zusammen 9716, folglich mehr geboren als gestorben 6441. Ge⸗— traute Ehepaare waren 3436.
Gegen das vorhergehende Jahr sind 862 mehr ge— . Ss84 Paare mehr getraut und 125 weniger ge⸗
orben.
Der Erfahrungssatz, daß gegen 100 geborne Maͤd— chen 104 bis 105 geborne Knaben kommen, in der Kind⸗— heit aber 5 oder *. Knaben mehr sterben als Maͤdchen, so daß das Verhältniß gegen die Jahre der Mannbar⸗ keit beinahe wieder gleich ist, hat sich uͤberhaupt als rich⸗ tig bewaͤhrt.
Die Differenz der Geborenen und Gestorbenen in den Staͤdten und auf dem platten Lande kann nicht be— deutend seyn, weil das in der politischen Arithmetik an⸗ genommene Verhaͤltniß, in Beziehung großer Staͤdte auf keine Stadt im hiesigen Regierungs-Bezirk Anwen— dung findet. Unter den Geborenen sind uneheliche uͤberhaupt — 1120. Diese Zahl ist gegen die, vom J. 1822, um 2 geringer; das Verhaͤltniß der unehelich ge⸗ borenen zu den ehelichen Kindern ist demnach uͤberhaupt, Staͤdte und plattes Land zusammenbegriffen, mit Weg⸗ lassung der Bruͤche, wie 1 zu 14, folglich geringer als im J. 1822, wo sich dieses Verhaͤltniß wie 1 zu 13 bis 14 stellte. In den einzelnen Kreisen verhalten sich die unehelichen zu den ehelichen Kindern:
Im Kreise Arnsberg wie 1 zu 10, im Kr. Altena wie J zu 58, im Kr. Iserlohn wie 1 zu 25, im Kr. Siegen wie 1 zu 10, im Kr. Hagen wie 1 zu 47, im Kr. Dortmund wie 1 zu 17, im Kr. Hamm wie 1 zu 12, im Kr. Soest wie 1 zu 9, im Kr. Bochum wie 1 zu 23, im Kr. Lippstadt wie 1 zu 7, im Kr. Eslohe wie 1 zu 13, im Kr. Olpe wie 1 zu 27, im Kr. Brilon wie 1 zu 12, im Kr. Wittgenstein wie 1 zu 5. In der Landgemeinde Berleburg das 3te, in der Landgemeinde Laasphe das 2te, in den Landgemeinden Weidenhausen und Erndtebruͤck das 4te. In Vergleichung vom Jahre
1822 haben sich die unehelichen Geburten vermehrt: in
den Kr. Arnsberg, Altena, Iserlohn, Siegen und Bo— chum, und vermindert in allen uͤbrigen Kr., außer Olpe, wo das Verhaͤltniß wie 1 zu 27 in beiden Jahren gleich ist. In der Stadt Arnsberg ist das 14te im J. 1822 Bei den evangelisch-lutheri⸗ schen Gemeinden wie 1 zu 17, bei den evaungelischrefor— mirten Gemeinden wie 1 zu 32, bei den katholischen Ge⸗ meinden wie 1 zu 11, bei den Juden wie 1 zu 53. Diese Verhaͤltnisse sind hinsichtlich der kathwüischen Gemeinden und der Juden in Vergleichung der vom J. 1822 voͤllig gleich geblieben; auffallend vermindert zeigen sich die unehelich Geborenen in den evangelisch⸗reformir⸗ ten Gemeinden, wie 1 zu 8 jetzt wie 1 zu 32, dagegen hat sich die Zahl derselben bei den evangelisch-lutheri— schen Gemeinden, im Verhaͤltniß wie 17 zu 19 vermehrt.
* K 86 . 2 . 83 * d m 77 . . — — ⸗ erer