1824 / 112 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 13 May 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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Vom Main, 8. Mai. Der an die Stelle des * von Wangenheim zum Koͤnigl. Wuͤrtembergschen

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hielt die Seide, durch die bekannte englische Finanz ration; aber diese allein vermochte . 6. 4 so vortheilhaften Industriezweig so zu beleben, wie er es in fruͤheren Zeiten war.

Rom, 24. April. Am 2osten d. Abends gab der

Reduktion des Zinsfußes den Majoraten und uͤbrigen Instituten, auf die sie angewendet werden soll, ein groͤ /

ßerer Vortheil als den uͤbrigen Renten-Inhabern er⸗ Bundestags-Gesandten ernannte Staatsrath Baron wuͤchse, so sey dies ein Irrthum, da das gegenwartige von Trott ist am 4. Mai zu Frankfurt angekommen,.

halbe Fahr noch allen Rentnern zu Gute komme (inden Der thaͤtigen Fuͤrsorge der Frankfurter Polizei⸗Be—

alt, bezieht ja seine 5pCtigen Zinsen se lange fort, bis diese 2 wirklich erfolgt. Man hat uns gefragt, ob die General- Einnehmer in den Provinzen bei der beabsichtigten Finanz Operation konkurriren werden;

. denn wer bis zum 1. Okt. keine Zahlung er—⸗

allerbings, in sofern sie naͤmlich den Renten Inhabern gute Rathschläge ertheilen und es ihnen einleuchtend ma— chen, daß sie eine Thorheit begehen, wenn sie sich nicht fuͤr die Umschreibung ihrer Renten entscheiden, denn dies ist unsere innige Ueberzeugung. „Die gedachte Maßre⸗ gel“ schloß der Minister,“ ist Ihnen frei und offen vor— gelegt worden: eben so frei und offen werden wir sie ausführen. Wir haben uns keineswegs, wie der vor mir aufgetretene Redner solches zu glauben scheint, von den Banquiers, die bei dem Geschaͤfte mitwirken, abhaͤn— ig gemacht, sondern nur eine eventuelle Abkunft mit shnen getroffen. Ehemals haben es zwar allerdings ge— wisse Kapitalisten versuchen koͤnnen, den Schatz von sich abhaͤngig zu machen, allein gegenwaͤrtig ist die Wohlfahrt des Landes von der Art, daß eine solche Gefahr fuͤr die Folge nicht wieder zu befuͤrchten steht.“ Diese letzte— ren Worte des Ministers wurden von der Kammer mit vielem Beifalle aufgenommen, Herr C. Périer war je— doch mit dessen Erklarung nicht zufrieden, und tadelte es, daß man sich zur Auszahlung der Nenten⸗Kapitalien vorläufig nur einer Summe von 370 Millionen verge— wissert habe. Seiner bestaͤndigen Einwuͤrfe uͤberdruͤssig, riefen ihm endlich mehrere Stimmen zu, er moͤge doch bei der Sache bleiben, es handele sich jetzt blos von dem Amendement des Hrn. v. Malartie. „Ich daͤchte doch,“ zrwiderte der Redner, „an dem Jahresfeste der Ruͤck— kehr des Koͤniges in die Hauptstadt, waͤre es wohl er— laubt, die Pariser zu vertheidigen.“ Lautes Murren folgte auf diese haͤmische Aeußerung. Ueber das eben erwähnte Amendement des Hrn. v. Malartie wurde, da es keine Unterstuͤtzung fand, gar nicht abgestimmt; meh⸗ rere andere wurden theils von der Kammer verworfen, theils von Denen, die sie in Vorschlag gebracht hatten, zuͤruͤckgenommen; da sie uͤberdies nur unerheblich waren und zu keiner wichtigen Diskussion fuͤhrten, so uͤberge⸗ hen wir sie hier mit Stillschweigen. .

Gestern beschaͤftigte sich die Kammer mit den ver— schiedenen Ausnahmen, die nach dem Antrage mehrerer Deputirten, von dem Renten-Gesetze gemacht werden

sollen. Hr. Leroy äußerte, daß er eine solche vorlaͤufige Ausnahme zu Gunsten der Pairs-Kammer, der Ehren⸗ Leglon, der oͤffentlichen Anstalten, tinen u. s. w. gerecht, zu Gunsten des Tilgungs-Fonds aber, und vorzuͤglich der Majorate, unpassend finde. Der Finanz⸗Minister erklaͤrte, daß die Reduktion des Zinsfu— ßes nach dem Gesetz⸗Entwurfe auf alle 5pCtige Renten ohne Ausnahme angewendet werden solle, und daß, wenn man die den obigen Instituten und oͤffentlichen Anstalten gehoͤrigen Renten vorlaufig von der gedachten Maßregel ausnehme, solches blos deshalb geschehe, weil man die— selben ohne besondere gesetzliche Bestimmungen nicht an— tasten koͤnne; in der kuͤnftigjahrigen Sitzung der Kam— mer werde er

ration Bericht abstatten; wenn man bis dahin behaup—

der Gemeinden, Ton⸗

(der Finanz⸗Minister) uͤber die ganze Ope⸗

die Umschreibung nicht vor dem 22. September geschehen koͤnne), der naͤchste Zahlungs-Termin aber erst am 25. Maͤrz k. J. eintrete, wo sein Bericht der Kammer bereits vorliegen werde. Der Vorschlag des Herrn Leroy, so wie ein aͤhnlicher des Grafen v. la Bourdon— naye, der gar nichts von Ausnahmen wissen wollte, wurde hierauf verworfen. Hr. Josse⸗Beauvoir erlaubte sich bei dieser Gelegenheit, die sammtlichen Amendements ins Laͤcherliche zu ziehen. Er wurde daruͤber von Herrn Bonnet mit der Bemerkung zurecht gewiesen, daß jeder Deputirte, der ein solches Amendement mache, dabei nach Pflicht und Gewissen handele, und eben so gute Absich— ten habe, als er (Hr. Josse⸗Beauvoir), und daß dieser daher unrecht thue, sich uber seine Kollegen lustig zu machen; jeder von ihnen spreche nach seiner Ueberzeugung, wes— halb auch ein Jeder von der Kammer geduldig und theil— nehmend angehoͤrt werde. Die Versammlung zollte Hrn. Bonnet Beifall.

digte sich so gut er konnte und die Sache wurde dadurch

wieder beigelegt. Eine weitlaͤuftige Debatte entspann sich uͤber den Vorschlag des Barons v. Calvisres, daß man diejenigen Renten-Inhaber, die ihre Renten schon vor dem Jahre 1793 besessen haben, von der Reduktion des Zinsfußes ansnehme, in so fern sich naͤmlich diese Renten gegenwartig noch in der ersten Hand befinden; der Antrag wurde inzwischen ebenfalls, obgleich ihn meh— Deputirten unterstuͤtzten, von der Kammer verworfen; nicht anders erging es dem Vorschlage des Hrn. Dupare, daß man diejenigen Renten-Inhaber beruͤcksichtigen moͤge, die durch die Revolution bereits zwei Drittheile ihres Vermoͤgens eingebuͤßt haben. —.

Der columbische General St. Martin besindet sich seit einigen Tagen zu Havre und erwartet Paͤsse, um nach England zu gehen, wohin er, dem Vernehmen nach, eine Sendung hat.

Rente 104.

London, 1. Mai. Wir haben auf verschiedenen

Wegen die traurigsten Nachrichten von der Goldkuͤste er.

halten. Eine Armee von 15,9000 Ashanties hat ein eng—

lisches Korps, was aus mehreren hundert Europäern und 4000 Afrikanern bestand, geschlagen und groͤßtentheils Der englische Anfuͤhrer, Sir Char— les Macarthy und 14 seiner Officiere sind mit umgekom⸗

zusammengehauen.

men, oder, was noch schlimmer waͤre, in feindliche Haäͤnde gerathen. Nur der Lieutenant Erskine hat sich retten koͤnnen. Die Ashanties sind nun in vollem Anmarsch gegen die englische Kolonie. Nach denselben Nach— richten ist der beruͤhmte Reisende Belzoni, als er eben im Begriff stand, weiter ins Innere von Afrika vorzu— dringen, zu Benin an der Ruhr gestorben. Durch das Paquetboot der Antillen haben wir Nachrichten aus Maracaibo und Caraccas erhalten, die jedoch nichts neues von Bedeutung enthalten. An Kaffee war solcher Ueberfluß, daß der Preis taͤglich fiel; der Centner

ten wolle, daß durch die vorlaͤufige Ausnahme von der kostete beim Abgang des Bootes 127 Dollars.

Consols 963.

Herr Josse⸗-Beauvoir entschul

dort

hoͤrde hat man es zu danken, daß vor einigen Tagen eine ande Taschendiebe daselbst entdeckt wurde, noch ehe die— selbe Zeit hatte, das Feld ihrer Industrie mit bedeuten⸗ den Erfolgen zu bearbeiten. Es sind davon bereits drei Individuen zur gefanglichen Haft gebracht, Drei An— dere, welche, so weit die Untersuchung bis jetzt reicht, der— selben Absicht verdaͤchtig sind, haben, die ihnen drohende Gefahr rechtzeitig witternd, sich aus dem Staube ge— macht. Dle Inhaftirten sind Franzosen, und waren an den ersten Gasttafeln der Stadt gesehen worden. In dem, im Obermainkreise des Koͤnigreichs Baiern liegenden Staͤdtchen Pegnitz, dessen treuherzige brave Einwohner durch Festhalten an alte deutsche Treue und Red— lcchkeit, durch Reinheit der Sitten, Maͤßigkeit und unermuͤ⸗ dete Arbeitsamkeit sich auszeichnen, war die Stadtkirche seit hrer Erbauung (16567) in ihrem Innern sehr herunter— gekommen, so daß der Wunsch, sie zu verschoͤnern, durch Anregung des Geistlichen in der wahrhaft religieusen Pfarrgemeinde entstand. Die Kirche selbst besaß kein Geld dazu, aber durch freiwillige Gaben der Gemeinde und ihres letztversterbenen, so wie des gegenwartigen pfarrers, wurden 600 Gulden zusammengebracht, womit nun das Innere der Kirche sehr zweckmaͤßig verbessert und verschoͤnert worden ist. Stuttgart. In der 25sten Sitzung der Kammer der Abgeordneten, am 30sten April, schritt man zur Berathüng des ersten Antrages der Finanz-Kommission,

velcher die Aufhebung der Kreisbehoͤrden in dem Depar⸗

ument des Innern und in dem der Finanzen zum Zweck hat. Dieser Gegenstand veranlaßte mehrseitige Eroͤrte⸗ rungen. Viele Abgeordneten sprachen, mehr oder min⸗ der ausfuͤhrlich, die einen fuͤr, die anderen gegen den Antrag. Endlich wurde die Frage uͤber den allgemeinen Theil des Antrages in folgender Stellung zur Abstim— mung gebracht: Soll die Regierung um Aufhebung der bisherigen Einrichtung der Kreiskollegien in den Depar⸗ tements des Innern und der Finanzen gebeten werden? Durch 53 bejahende gegen 32 verneinende Stimmen ward die Bitte beschlossen. Trient, 28. April. Der Winter hat uns verlas— sen, und schnell war der Wechsel zum lieblichsten Som— mer. Die Landwinde, welche zwei Monate ununterbro— hen herrschten, und ganz Italien von den Alpen bis zur Meerenge von Sicillen geplagt haben, sind verschwun— den, und alles gruͤnet, wahrend die Spitzen der Berge mit tiefem Schnee bedeckt sind, was in fruͤheren Jahren um diese Zeit nicht mehr der Fall war. Nachtfroͤste koͤnn— ten demnach der Vegetation gefaͤhrlich werden. Die Ge— treide⸗Saaten stehen schoͤn; die Weinreben haben an vie—

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als man es befuͤrchtet; denn mehr als ein Drittheil ist im Allgemeinen der Theil der todten Reben nicht. Schwie⸗ riger nur wird die Lage der hiesigen Weinbauer durch die immer mehr zunehmende Einfuhr italienischer Weine. Einen leichten aber nur voruͤbergehenden Aufschwung er—

len Orten sehr gelitten, doch ist das Uebel nicht so groß,

Königl. Sizilianische Botschafter, Marchese di Füscald im Pallast Farnese ein prächtiges ö 8 3 naͤle, vier Königl. Prinzen, das diplomatische Korps, die Praͤlatur, und der vornehmste hiesige und fremde Adel beiwohnte. Der Markgraf Wilhelm von Baden ist aus erg nr, , g. angekommen. J St. Petersburg, 24. April. Das hier fuͤr di

Ober⸗ Direktion der sibirischen e nn,, n dem Praͤsidium des Hrn. v. Speransky, bestehende Ko— mit«, hat jetzt in letzter Instanz seine Untersuchungen äber die, bei der im Jahre 1819 von Hrn. v. Speransky durch alle Theile von Sibirien unternommenen Inspektions— Neise, als straffaͤllig befundenen und der Kriminal⸗-Justiz uͤbergebenen Beamten, beendigt. Se. Maj. der Kaiser haben das von diesem Komits gefaͤllte, in sieben Klassen eingetheilte Straf-Urtheil nunmehr bestaͤtigt. Diesem zufolge unterliegt ein Theil jener Beamten den von den Kriminal-Gerichten uͤber sie zu verhaͤngenden Strafen; ein anderer Theil ist zu jeder kuͤnftigen Dienst⸗Anstellung fuͤr unwuͤrdig erklaͤrt, ein dritter nur nach Verlauf einer bestimmten Zeit zu Anstellungen wieder zulaͤssig und un— ter strenge Aufsicht der Polizei gestellt. ö .

Auf Kosten der Regierung werden vom naͤchsten Oktober an zwei Leucht-Thuͤrme auf der im baltischen Meere liegenden Insel Falsand unterhalten werden.

Tuͤrkei. Der oͤsterreichische Beobachter meldet aus *,, 10. April: ;

„Die mannichfaltigen Kriegsruͤstungen, die i letzten Zeit statt gefunden haben, 66 9 6 Ordnung ausgefuͤhrt worden. Nicht der kleinste Exceß ist dabei vorgefallen; die strengste Disciplin wurde, selbst im Augenblick der Einschiffungen, von Land- und See— truppen beobachtet. Es herrscht daher auch allgemeine Zufriedenheit unter den Bewohnern der Hauptstadt.“

„Der Kapudan-Pascha hat am 5ten d. M. von den Ministern der Pforte Abschied genommen, und, nachdem er von dem Großvezier mit den letzten Instruk— tionen versehen war, sich an Bord seines Rdmiral— Schiffes von 74 Kanonen begeben. Am 7ten ist eine Abtheilung der Flotte, bestehend in 1 Fregatte, 2 Kor— vetten und 2 Goeletten, nach den Dardanellen abgesegelt.“

„Von den 12,900 Janitscharen, die sich, der Auf— forderung des Sultans gemaͤß, zum aktiven Dienst hat— ten aufzeichnen lassen, sind vorlaͤufig nur 30900 aufge⸗ nommen worden, theils um die Hauptstadt nicht zu sehr zu entbloͤßen, theils aus finanziellen Ursachen, indem von dieser Mannschaft Jeder, außer der gewoͤhnlichen Loͤhnung, noch 12 Aspers taͤgliche Zulage erhaͤlt. Diese Truppen sind auf 20 im Hafen liegende Transportschiffe vertheilt, und sollen mit dem ersten guͤnstigen Winde unter Segel gehen.“

„Ueber die naͤchste Bestimmung der bisher ausgeruͤ⸗ steten Truppen und Schiffe, wird das strengste Geheim— niß beobachtet. Was daruͤber im Publikum eirkulirt, beruht auf bloßen Vermuthungen.“