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„Nach Berichten aus Alexandria vom 9. Maͤrz, ist der Agent des Pascha von Aegypten, Nedschib Efendi, bei seiner Ankunft als Abgeordneter der Pforte, zu Kairo mit außerordentlichem Pomp empfangen worden. Nach⸗— richten aus Kairo selbst, vom 27. Febr., schildern seinen dortigen Einzug als eins der glaͤnzendsten Schauspiele, welche man am Hofe des Vice-Koͤniges noch gesehen hatte. Er wurde von dem Kiaja-Beg desselben, mit einer Eskorte von 4000 Mann Kavalerie und 3000 Mann , . in das fuͤr ihn bestimmte Zelt begleitet. Als
dehmed-All-⸗Pascha, und sein Sohn Ibrahim sich die— sem Zelte naͤherten, stiegen sie von ihren Pferden und kuͤßten Nedschib's Gewand, zum Zeichen der Ehrerbietung fuͤr die ihm anvertrauten Auftraͤge. Hierauf uͤberreichte der Abgeordnete dem Pascha zwei kostbar gezierte Saͤ— bel, nebst einem Ehren-Pelz, und zugleich die Großherr— lichen Handschreiben, welche ihn zum Generalissimus der Truppen von Rumelien, Albanien, Natolien, Syrien u. s. w. ernannten. Ibrahim Pascha empfing eine mit Diamanten reich besetzte Tabatiere. Waͤhrend der Feier— lichkeit wurden alle Kanonen rund um Kairo geloͤst, und die Truppen desilirten im groͤßten Kostuͤme von den im 243 aufgeschlagenen Pracht-Zelten nach der Stadt zuruͤck.“
„Die Pforte war bereits fruͤher davon unterrichtet, daß Mehmed⸗-Ali⸗Pascha das Kommando nicht in Per— son ubernehmen wuͤrde; und dies konnte auch Niemand, der die Nothwendigkeit seiner Gegenwart in einem so ausgebreiteten Wirkungskreise, wie der seinige, kennt, erwarten. Er hat saͤmmtliche, aus Konstantinopel erhal— tene Vollmachten, seinem Sohne Ibrahim Pascha uͤber—
tragen, der den Rang eines Seraskiers bekleiden wird.
Ueber die Anzahl der von ihm zu stellenden Truppen, wird, wie gewohnlich, eine Menge uͤbertriebener und fa— belhafter Geruͤchte verbreitet. Nach den glaubwuͤrdigsten Angaben hat er zu der großen Expedition 20,090 Mann Infanterie, worunter 15,060 auf europaͤischen Fuß orga— nisirt sind, und 2000 Mann Kavalerie bestimmt. Der Pascha von Akre soll 10,099 Mann Drusen stellen. Die aͤgyptische Kavalerie soll sich zu Lande, durch Syrien und Natolien, nach den Dardanellen begeben, und bei Galllpoli uͤbergeschifft werden; sie hatte sich beim Ab— gange der letzten Berichte bereits in Marsch gesetzt. Auch hat Mehmed⸗Ali⸗-Pascha sich Getreide zur Versorgung der tuͤrkischen Festungen zu lie—
fern; und jene leeren Schiffe, die vor sechs Wochen von
Konstantinopel ausliefen, und uͤber deren Bestimmung so viel geheimnißvolle und drohende Geruͤchte verbreitet worden sind, hatten kein anderes Geschaͤft, als diese Getreide⸗Vorraͤthe abzuholen.“ g
„Die Mißhelligkeiten der Insurgenten auf Morea nehmen täglich einen ernsthafteren Karakter an. Kolo⸗ kotroni, Mita, Pietro Bei und die mit ihnen verbuͤn— deten Kapitaine, haben ihre Residenz zu Tripolizza auf⸗ geschlagen, und bieten der neuen, hauptsaͤchlich durch den Einfluß der Insel-Bewohner ernannten Regierung, oͤf⸗ fentlich Trotz. Diese will, mit einem Korps von 16,900 Mann, gegen sie zu Felde ziehen.
„Es ist . gewiß, daß die große Mehrheit der
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bevorstehenden Feldzuge zeigen.
kigen Gefecht, den festen Platz Sphakia im Suͤden der ;
erboten, 6000 Maß
Insur⸗
Gedruct bei Hayn.
genten, und Alle, denen das allgemeine Wohl einiger, maßen am Herzen liegt, es, wenigstens insgeheim, mit der neuen Regierung halten. Aber bei weitem die großere Macht befindet sich in den Haͤnden der Gegner; und
eine Aussoͤhnung beider Parteien wuͤrde nicht nur mit
e nun — — 8 . 2 * 5 ꝛ unsaͤglichen Schwierigkeiten verknuͤpft, sondern auch von 1 l U ⸗ . S t ( j t 8 ' kurzer Dauer seyn. In wiefern die gemeinschaftliche Ge⸗ ? x ö k ! . U n 9.
fahr sie eine Zeitlang vereinigen koͤnnte, wird sich in dem Unterdessen war nichts
Ali gemeine
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natuͤrlicher, als daß bei der bisherigen Lage der Dinge die Insurgenten keine bedeudende militairische Operation zu Stande bringen konnten. Sie haben seit dem Schlusse des vorjährigen Feldzuges — mit Ausnahme der unruͤhmlichen Greuelthat an der Kuͤste von Ithaka, die ein ewiger
2 ö . . . d ,
MW 113.
Schandfleck in ihren Annalen bleiben wird — den Tuͤrken ( keinen namhaften Schaden zugefuͤgt; sie haben ihnen weder die festen Plaͤtze von Negroponte, noch Patras, noch Lepanto, noch Koron entrissen; die Versuche ein ger schwachen, blos von Pluͤnderung lebenden Streif ⸗ Parteien in Akarnanien scheinen keine ernsthaften Fol¶ gen gehabt zu haben; wenn sie wirklich (was noch zwei felhaft ist) einen Augenblick bis nach Arta vorgedrungen K renik des Ta ges.
seyn sollten, so haben sie doch die Citadelle nicht neh, ö 383 —
men, vielweniger Prevesa bedrohen koͤnnen. — Auf Des Koͤnlgs Majestaͤt haben den bisherigen Land— Kanbta haben die Türken wieder vollig die Oberhand. und Stadtgerichts-Assessor Jshann August Schlenther, Der letzte Versuch des tapferen, aber von allen Seiten Um Justiz- Rath bei dem Land- und Stadtgerichte zu verlasstnen Tombasi ist eben so ungluͤcklich fuͤr ihn aus, Danzig zu ernennen geruhet.
gefallen, als die fruͤheren. Er hat nach einem hartnaͤt,
J. Amtliche Nachrichten.
Kö 3 , , ,
Se. Durchlaucht der Fuͤrst von Anh alt-Koͤthen— Insel, seinen wichtigsten Vertheidigungspunkt, aufgeben pleß, ist von Pleß hier eingetroffen.
muͤssen; und ausser den Forts von Chissamo und Selin,
haben die Insurgenten keinen Zufluchtsort mehr, ak Abgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjaͤger Mas— die hohen Gebirge im Inneren, die gleich den mainotti, w, als Kourier nach St. Petersburg. schen in Morea, der tärkischen Macht zu allen Zeiten
. re. Dle Pforte haͤlt die m g. . ö. ung der Insel fuͤr so nahe, daß der von dem hiesigen — . ;
harr hen fuͤr Kandia mer, e griechische Bischof Be— II. 3 e it un 9 8⸗Na chM . ch ten. fehl erhalten hat, sich auf der Flotte des Kapudan⸗Pa⸗ ,,
scha einzuschiffen.“ ; Paris, 7. Mai. In der Sitzung der Deputirten—
„Ungeachtet aller dieser Thatsachen waͤre es sehr ö vermessen, dle kuͤnftigen Schicksale oder gar den Aud Kammer vom 4ten war unter anderen auch der Vor— gang eines Kampfes, bei welchem fo viele ungleichartip— hlag gemacht worden, alle solche Renten-Inhaber von und schwer zu berechnende Elemente im Spiel sind, be *r Reduktion des Zinsfußes auszunehmen, die nur 10900 stimmen zu wollen.“ Renten (nach dem Vorschlage Anderer nur g00 oder
3 6 300 y n e Hr. Fouquerand widersetzte
e (ch in der vorgestrigen Sitzung diesem Antrage, da eine
K ö nig!liche Sch u spᷣ 4 61 . Da olche Ausnahme vielen wohlhabenden Partikuͤliers zu Donnerstag, . Mal. Im Schauspielhause; ; ute kommen wuͤrde; er selbst habe ein?n Theil feines äͤthchen von Heilbronn, großes Ritter— uspiel ⸗ ö n . Käthchen von H „roßes Ritter Schausp stecken, und wuͤrde da—
; t . „San nic Vermögens in kleinen Renten zu 5 Abtheil., nebst einem Vorspiel: Das heimliche Sni H fe lha ti a ,. . 9 Be⸗ . iter groͤßerer Inskriptionen verlustig gehen wuͤrden. Met 3 rologische Beobachtungen. Der Finanz-Minister trat dieser . w dadurch, Dar neter Therm. Hygr. Wind! Witterung heinte er, daß man die Inhaber von resp. 1000, 6060 A. 85 TI 835 445 S W. en, ih; der 300 Fr. Renten von der beabsichtigten Maßregel F. 2770116 4 530 700 gebr. Himel, kü Usnehme, erklaͤre man dieselbe hinsichtlich aller anderen Meese 1. * 12. 33. W. . Heu, Wind. Renten-Inhaber fuͤr ungerecht, und tausendmal besser A. 25. 3** 400 N. W. hell, tühl. ey es, statt dessen das Gesetz lieber ganz fallen zu las— F. 283 344 25 695 N. W. heiter, Nachtreit in; als Deputirter stimme er gegen die verlangten Aus⸗ M. 285 4111365 N. W. heu, Wind. ähmen, und als Minister eines von gleicher Liebe fur 5 Redakteur John. (le seine Unterthanen beseelten Koͤnigs, ersuche er die Kammer, dieselben zu verwerfen. — Dieses geschah hler⸗
10. Mai. 11. Mai.
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12. Mai.
Berlin, den 14ten Mai 1824.
auf. Das Amendement des Hrn. von Berbis, daß die in Folge der Reduktion des Zinsfußes jährlich zu erspa— renden 28 Millionen auf die Herabsetzung der Grund Steuer pro 1826 verwendet werden moͤchten, veranlaßte den Grafen von Villéle, die Kammer zu ersuchen, unter der Benennung von Amendements oder Zusatz-Artikeln nicht foͤrmliche neue Gesetz-Vorschlaͤge in die Diskussion mit zu verflechten, da hiedurch der Koͤniglichen Initia— tive Eintrag geschehen wuͤrde; der eben erwähnte Vor— schlag des Hrn. von Berbis habe z. B. mit dem der Kammer vorliegenden Gesetz-Entwurfe eben so wenig etwas gemein, als der Antrag eines anderen Deputir— ten, den Tilgungs-Fond zu vermindern. — Herr von Berbis erklaͤrte, daß er seinen Vorschlag blos deshalb gemacht habe, weil man ziemlich allgemein der Meinung sey, daß die ersparten 28 Millionen auf die Entschaͤdi— gung der Emigranten verwendet werden sollten; daß es inzwischen durchaus unpassend seyn wuͤrde, diese Ent— schaͤdigung auf Kosten der Renten-Inhaber zu bewirken. — Der Finanz⸗Minister aͤußerte hierauf wiederholt, daß die allgemeine Herabsetzung des Zinsfußes und die dar— aus entspringende Ersparniß der 28 Millionen mit der Entschaäͤdigung der Emigranten in durchaus keiner Ver⸗ bindung stehe. — Hr. Casimir Périer behauptete, daß die Kammer, weit entfernt, sich Eingriffe in die Koͤnig— liche Praͤrogative erlauben zu wollen, vielmehr von dem Finanz-⸗Minister in ihren eigenen Rechten beeinträchtigt werde, da derselbe jede Berathung uͤber die vorgelegten Amendements verhindern wolle; die Sprache des Gra— fen von Villéle sey in der That nicht die eines Ministers, sondern die eines Herrn. — Der Groß-Siegelbewahrer bestieg hierauf die Redner⸗Buͤhne. „Ich erwartete nicht,“ sagte derselbe unter anderen, „daß man den Ministern den
Vorwurf machen wuͤrde, die Diskussion verkuͤrzen oder ganz
hemmen zu wollen, glaubte vielmehr, daß die Debatte sich ge⸗ nug in die Laͤnge gezogen und daß der Finanz⸗Minister sich be⸗ reitwillig genug gezeigt habe, alle von ihm geforderte Auf⸗ schluͤsse zu geben um sie vor einer solchen Beschuldigung zu schuͤtzen. Ein noch haͤrterer Vorwurf ist uns inzwi— schen gemacht worden, naͤmlich der, daß wir, unter dem Vorwande, die Königl. Praͤrogative aufrecht erhalten zu wollen, den Vorrechten der Kammer zu nahe traten;