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wir wurden nicht zu entschuldigen seyn, wenn eine solche Absicht uns je in den Sinn gekommen waͤre. Aber je⸗ des Vorrecht hat seine Graͤnzen. Gleichwie die Kam⸗ mer nicht will, daß man die ihrigen verletze, wird sie dieselben auch ig selbst uͤberschreiten wollen. Dies würde jedoch der Fall seyn, wenn sie sich mit Amende— ments beschäͤftigen wollte, die an sich ganz neue Gesez⸗ zes⸗Vorschlaͤge sind und wodurch die Natur des ihr vor⸗ liegenden Gegenstandes durchaus veraͤndert wird.“ — Der Graf v. la Bourdonnaye fand die beiden Fragen in Betreff des kuͤnftigen Verfahrens der Tilgungs⸗Kasse und der Verwendung der zu ersparenden 28 Millionen von so hoher Wichtigkeit und mit dem vorliegenden Ge— setz⸗Entwurfe in so genguer Verbindung stehend, daß man sich mit deren Pruͤfung nothwendig beschaäͤftigen muͤsse. Hr. Chifflet dagegen verlangte uͤber saͤmmtliche Amendements die vorläufige Frage.) Dleser Antrag gab zu einer ungemein heftigen De⸗ batte Anlaß. Die Herren v. Bouville und C. Perier behaupteten, daß man die Amendements nicht verwerfen konne, bevor sie nicht von denjenigen Deputirten, die sie in Vorschlag gebracht haͤtten, entwickelt worden seyen, und verlangten daher, daß man, erst nachdem dieses ge— schehen, uͤber die verlangte vorläufige Frage die Stim— men sammele. Dieser Vorschlag wurde inzwischen ver— worfen, und als jetzt der Praͤsident die verschiedenen Amendements vorlas, wurden ste saͤmmtlich mit bedeun— tender Stimmenmehrheit durch die vorläufige Frage besei⸗ tiget. Die Herren Mechin, Girardin und C. Perier schrien laut über ein Verfahren, das sie abscheulich nann— ten, und wovon noch kein Beispiel vorhanden sey. Die beiden Letzteren verlangten das Wort, der Praͤsident ver— weigerte es ihnen aber, da die Diskussion geschlossen sey. „Es giebt keine Kammer, keine Tribune mehr“ riefen besbe laut aus. Die heftigste Bewegung herrschte im Saale. Der Praͤsident ließ fich inzwischen dadurch nicht abhalten, ein Amendement nach dem anderen vorzulesen, und bei jedem Male, wo die vorläufige Frage daruͤber ausgesprochen ward wuchs der Tumult. Endlich lief auch der General Donnadien zur Rednerbuͤhne, wor er mit dem Grafen von Girardin, der ihm inzwischen den Platz raͤumte, zusammentraf. „Meine Herren“ — hub derselbe an. „„Ich kann Ihnen so wenig als irgend einem Anderen das Wort, bewilligen“ unterbrach ihn der Präsident. Der General, mußte unverrichteter Sache auf seinen Platz zuruͤckkehren. „Richt genug, das Vermögen unserer Mitbuͤrger aufge— bpfert zu haben,“ schrie Hr. C. Périer, „muͤssen wir auch noch alle unsere politischen Nechte fahren lassen.“ „Es ist die Hekatombe unseres Vermoͤgens und unser er Freiheiten,“ fuͤgte Hr. Mächin hinzu. Der Laͤrm, das Fußstampfen nnd die allgemeine Bewegung in der Kam—
mer, gewährten in diesem Augenblicke einen schwer zu beschrelbenden Anblick. Der Graf von Girardin appel⸗ sirte an ble, mit dem Gesck-Entwurfe wegen der Sie— benjaͤhrigkelt beschaͤftigte Palrs⸗ Kammer, damit dieselbe
i, mernibn piächble, in der varlamentarischen Sprache bekanntlich eine Formel, die jede Diskussion uͤber den vorge⸗ schlagenen Gegenstand ausschließt.
aus der gegenwartigen Art der Berathschlagungen de
sie auf sieben Jahre verlaͤngern solle. Nochmals ver
sen; jedo
phen des Gesetz-Entwurfes vorlas, wonach der Finan Sitzun
lachte.
wolle oder nicht, und als mehrere Stimmen, ihm
Villéle und Hrn. v. Peyronnet einließ.
die Versammlung auseinander. —
In der Sitzung der Pairs-Kammer vom Aten, sat tete der Herzog von Albufera vorerst den Kommission Bericht uͤber das neue Armee-Rekrutirungs-Gesetz j und trug auf dessen Annahme an. Hierauf begann! Diskusston uͤber den Entwurf der Siebenjaͤhrigkeit Deputirten⸗-Kammer; der Graf von Saint-Roman sprs
zur Sprache gebrachten, Vorschlag, in Betracht der Vl tigkeit des zu verhandelnden Gegenstandes, (der Sieh
Kammer anzustellen, um das Publikum gleich am der Kammern zu unterrichten, damit dasselbe nn,, die Abfassung des Frocés- verbal und dessen Bestaͤtig . durch die Kammer, abzuwarten brauche. Es ward . schlosfsen sich mit diesem Vortrage zu beschaäftigen. . zwischen würde die Diskussion uͤber den betreffenden? fetz Entwurf fortgesetzt, wobei die Herzoͤe von Chess und von la Roche-Foucauld und der Graf von Lan nais sich gegen, und der Herzog von Doudeauville wie der Marquis von Herbouville für denselben ven men ließen. Rente 103. 80. 2 U London, 4. Mai. Das Unterhaus kam gest nach seiner Vertagung, wieder zusammen. . ob die Ri
Auf die Frage des Hrn. Mackintosh: rung Grund habe zu glauben, daß in der That, wie Geruͤcht sage, ein bedeutendes franzoͤsisches Geschwan
. an der brasilische Deputirten-Kammer entnehmen koͤnne, welche Tiranng *
suchte es der General Donnadieu sich vernehmen zu la nister Canning, S jedoch weit weniger als das Geruͤcht angegeben den brasilischen Hafen zusammengetroffen seyen, doch
habe er, nach
ch vergebens; der wiederholte Ruf: „die vorläͤn fige Frage!“ verhinderte ihn zu Worte zu kommen. . saͤmmtliche Amendements auf solche Weise verworfen won
den waren, und der Praͤsident jetzt den letzten Paragt der franzoͤsische Gesandte, vermoͤge dessen, was der⸗
. * selbe im Allgemeinen Minister uͤber die ganze Operation in der naͤchstjährign habe, alle Ursache, die desfallsigen Geruͤchte fuͤr grund—
; g der Kammern, einen umstaͤndlichen Bericht a los zu statten soll, rlef der Graf von Girardin ironischer Wess über den Gegenstand eine Mittheilung gemacht worden,
S z z ? e . J. ; ; (. z „Nun m. H., immer zu; die vorlaͤufige Frage!“ Mul Und er zweifle nicht,
Nachdem auch dieser Entwurf von der Kamm er jetzt
.
angenommen war, verlangte der General Donnadleu zu Nachdem sich das Haus, auf den dritten Male das Wort; auf die Bemerkung des Pu lers der Schatzkammer in ein Komits ö sidenten daß die Diskussion geschlossen sey, wandte er si und Linnen-Pwill verwandelt hatte, etrklaͤrte derselbe, daß mit der Frage an die Versammlung, ob man ihn hoͤn er die Verbesserung eines ; . jwecke, indem nach deren sehr bestimmtes Nein! zuriefen, verließ er die Tribu tion der Prämie mit den Worten: „das ist eine Tirannei! es giebt kein solle; der Termin folle aber der 5. Januar 1825 seyn.
Freiheit mehr!“ und begab sich zur Minister-Bank, n Dies sey die Veranlassung,
er sich in ein sehr hitziges Gespraͤch mit dem Grafen! J . r Es wurde je h
behufs des Abstimmens uͤber das ganze Gesetz, zum NM überhaupt: gesprochen hatten, wurde die fragliche Abaͤn⸗
mens-Aufruf geschritten; derselbe ergab 383 anwesens derung in der Bill genehmigt.
Deputirte, und es fanden sich 238 weiße und 145 schwar
Kugeln, so daß das Gesetz mit einer Majoritaͤt von 6
Stimmen angenommen worden ist. Erst um 6 Uhr gin
St. James statt finden.
19 ö ti en gegen und der Baron von Montalembert fur dasseln 6
— In der vorgesteigen Sitzung dieser Kammer ma der Marquis von Bonnay den, bereits zuvor von
aͤhrigkei genstandes, der Siel ausgerůstet jaͤhrigkeit einen vereideten Geschwindschreiber in! an ell.
genden Tage durch den Moniteur von den Berathun .
ein großer Reismangel;
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daß allerdings mehrere franzoͤsische Schiffe
— in
der Auskunft und den Versicherungen, die
von der Sache gewußt, gegeben
halten. Es sey indeß der franzoͤsischen Regierung binnen wenig Tagen dasjenige, was zu konnen.
Antrag des Kanz— fuͤr die Kohlen⸗
glaube bestimmt darlegen
Irrthumes in dieser Bill be— dermaliger Fassung die Reduk—
auf Linnen am 5. Jul. d. J. beginnen
warum die fragliche Bill
wieder vor das Haus gebracht werde, — Nachdem hier—
auf mehrere Mitglieder theils fuͤr, theils wider die Bill
Im Uebrigen waren die Parlaments Verhandlun⸗ gen, im Oberhause wie im Unterhause, von keinem er— heblichen Interesse.
Die große Cour, welche am 29sten v. M., wegen des eingetretenen Unwohlseyns Sr. Maj., ausgesetzt wer⸗ den mußte, wird nun am 13ten d. M. im Palast von
Gesandte, Prinz von Polignae, hatte gestern eine ziemlich lange Konferenz im auswaͤr— gen Amte. Die Minister hielten eben daselbst seit der Vertagung des Parlamentes zum erstenmale wieder Kabinets-Rath, der laͤnger als zwei Stunden dauerte,
Die zur Entdeckungs- Relse des Kapitain Pary be⸗ stimmten Schiffe, Fury und Heela, sind nun vollstandig und werden wahrscheinlich schon am naͤchsten Sonnabend oder Sonntag auslaufen.
Die brasilianischen Abgeordneten haben die Abschlie— ßung der Anleihe so lange aufgeschoben, bis das Publi— kum uͤber die Nachrichten aus Rio naͤher unterrichtet seyn wuͤrde.
Zu Madras herrschte
Der franzoͤsische
—
in Folge der schlechten Aerndte es brachen mehrere Unruhen aus, die durch das Militair gestillt werden mußten, und zum Gluͤcke keine weitere Folgen hatten.
Die Kaffee⸗-Aerndte fallt dreimal ergiebiger aus, als im vorigen Jahre. Das Quintal galt 127 Dollars, und man vermuthete ein noch ferneres Sinken der Preise.
Nachrichten aus Tunis vom 28. Maͤrz zufolge ist am selbigen Tage der Bey gestorben, und sein aͤltester Sohn, Sidi Hassan, ungehindert an seine, Stelle getre⸗ ten. Dieser Wechsel wurde durch Artillerie⸗Salven an⸗ getändigt, Der Bruder des neuen Fuͤrsten, Sadi Mu— stapha Bey, befindet sich im Innern des Landes,
gewoͤhnliche große Ordens-Tag
3670 Rthlr. 5 Sgr.
n Kuͤste angelangt sey, und ob man J Abgaben einzusammeln. Beide Brüder sind eben nicht in diesem Falle eine Erläuterung uͤber die obwaltenden
ͤ die besten Freunde. Ursachen verlangt und erhalten habe? erwiderte der Mi—
Ueber die ungluͤcklichen Ereignisse, welche unsere Ko— lonie auf der Goldkuͤste betroffen haben sollen, fehlt es bis jetzt noch an ganz bestimmten Nachrichten.
Weder in englischen noch auslaͤndischen Fonds wur—
den heute viel Geschäͤfte gemacht.
Consols 63. . Stockholm, 30. April. Vorgestern fand hier der g statt. Der Staatsrath, Graf Loͤwenhjelm, ward mit den uͤblichen Feierlichkeiten zum Ritter des Seraphinen-Ordens geschlagen und dar— auf Ordens-Kapitel gehalten, in welchem unser Geschaͤfts— traͤger am K. Preußischen Hofe, Legations-Rath Enge— stroͤm, zum Ritter des Nordsterns ernannt wurde. Von den in Schweden und Norwegen jetzt lebenden 31 Se— raphinen-Rittern waren 15 bei der Feierlichkeit zugegen.
Warschau, 4. Mai. Vom ersten Jun. d. J. erscheint hler ein neues Mode- Journal fuͤr Damen in polnischer Sprache, unter dem Titel; die Lilie.
Der durch seine Schriften im Baufache ruͤhmlichst bekannte Professor Kado von der hiesigen Universitaͤt, ist mit Tode abgegangen.
In Wilna wird naͤchstens ein polnisch⸗russisches Woͤr— terbuch, herausgegeben vom Hrn. Zgierski, erscheinen.
Fh nn w.
Bonn. Das hiesige Gymnasium zaͤhlt jetzt, mit Einschluß der Religions- und Zeichnenlehrer, 13 Lehrer und 207 Schuͤler. Zwei Primaner wurden bei der letz— ten Abiturienten-Pruͤfung zur Universitaͤt entlassen.
An der äußeren und inneren Verbesserung des Ele— mentarschulwesens wird, seit der preußischen Besitznahme, noch immer mit Thaͤtigkeit gearbeitet. Der Kreis Bonn hatte Ende vorigen Jahres 44 oͤffentliche Elementarschu⸗ len mit 43 Lehrern, 2 Lehrerinnen und 5 Huͤlfslehrern, welche von 2299 Knaben und 2164 Maͤdchen, im Gan— zen von 4463 Kindern — besucht wurden, also im Durch— schnitt 101 Kinder auf eine Schule gerechnet. Dann finden sich noch 2 juͤdische Schulen mit 27 Kindern. Seitdem wurden neu errichtet: 1 Huͤlfsschule zu Lan— nesdorf und noch 1 Privattoͤchterschule zu Bonn. — In das neu errichtete Schullehrer-Seminar in Bruͤhl hat der Kreis Bonn die meisten qualificiren Kandidaten ge— liefert, namlich 5 von 265, die aus dem ganzen Negie— rungs-Bezirk Aufnahme finden konnten. — Eine Kreis— Schul⸗Bibliothek (zur Benutzung saͤmmtlicher Elementar— lehrer bestimmt) erhielt hiefelbst, im vorigen Jahre ihre erste Entstehung, mit einem Kosten-Aufwande von 377 Rthlr. 14 Gr. aus den hiefuͤr in den Gemeindeschul— Budgets beigenommenen Fonds. Zur Vermehrung die⸗ ser Bibliothek sind welter 147 Rthlr. 18 Gr. 56 Pf, bei= genommen worden., — Zur Anschaffung und Vermehrung kn den Schulen selbst, wurden im vorigen Jahre 18 Rthlr. 6 Gr. 7 Pf. verwendet, und an Schulbauten und Reparaturen wieder die ansehnliche Summe ven 1 Pf. Drei neue Schulhaäuser wurden im vorigen Jahre der Beendigung nahe gebracht; fuͤr sg andere wurden die ersten Fonds umgelegt, indem
die l bas alles freilich nicht auf einmal ausgefuͤhrt werden