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Schrift in der Sprache der Esqujmos und der Otahei— 99 Her Dr. Morrison, ein kurzlich aus China zuruͤck⸗ gekommener Missionair, zeigte eine Bibel in chinesischer Sprache vor, an deren Uebersetzung er 17 Jahre gear— beitet hat. Im letzten Jahre sind 47 nene Huͤlfs⸗Bibel⸗ Gesellschaften entstanden. Der Admiral Graf v. Verhuel wurde als Mitglied der Pariser Bibel-Gesellschaft ein⸗ gefuͤhrt, und dankte Namens derselben fuͤr die von der Londoner Mutter⸗Gesellschaft erhaltene Unterstuͤtzung. n der am Dlenstage gehaltenen Jahres⸗Versamm⸗ . Africain Institution erwähnte Hr. Fowell Bux— ton der Bedingungen des Traktats, auf welchen der Koͤ—
nig von Madagaskar, Radama, sich zur Aufhebung des
Sklavenhandels verpflichtet hat. Er erhielt nämlich eine roße tuchene Uniform, zwei Epauletten, einen aufge— raͤmpten Hut und ein paar Prunksttefeln, unentgeltliche
Erziehung fuͤr 20 seiner Unterthanen und Pantalons fuͤr
1260 derselben zugestanden.
Briefe aus Pernambuco vom 17ten Maͤrz melden, daß eine Versammlung der vornehmsten Einwohner an— gesagt war, um sich uͤber Genehmigung des von der Reglerung eingesandten Verfassungs-Entwurfes zu bera— then; man hoffte mit Erfolg und daß dann die ultra— liberale Partei unterllegen wuͤrde; unterdessen stockten die Geschaͤfte.
Es ist zu erwarten (sagt ein, von der Bremer Zei— tung k Schreiben aus London vom 7. Mai), daß es auf dem Festlande, eben so wie hier, allerhand Personen giebt, . den jetzigen Zustand der Ver—
hältnisse zwischen England und Algier nicht begreifen koͤnnen, und denen es ein Raͤthsel ist, daß Algier nicht
in Grund geschossen sey. Ich will versuchen, dies Raͤth— sel zu loͤsen, muß aber, um dahin zu kommen, aus der Katastrophe vom Jahre 1816 einige bedeutende Umstaͤnde wiederholen, welche wahrscheinlich von dem großen Pu—⸗— blikum 6 , sind: ⸗ „Als Lord Exmouth den Befehl bekam, die Zuͤchti— ung des Deys von Algier zu uͤbernehmen, brachte er uͤnf volle Monate darauf zu, die zur Geißelung be— stimmten Instrumente in vollen Zustand zu setzen. Nach— dem die Ausruͤstung aller zu dieser Expedition bestimm—⸗ ten Schiffe vollendet war und er sich mit der hollaͤndi— schen Eskadre unter dem Befehl des Admirals van der CTapellen vereiniget hatte, zahlte die ganze Flotte 5 Li— nienschlffe (worunter 1 Dreidecker), 1 funfzig Kanonen— schiff, 3 Fregatten von 44, 2 von 40, 2 von 36, 1 von 33 und 6 kleinere Schiffe von 8 bis 18 Kanonen. Au— ßerderdem 4 Bombenschiffe und 55 Kanonen, Bomben⸗ und Congrevische Raketenboͤte. Mit dieser starken Macht drang er am 27. August Morgens in die Bai von Al— gier ein, und nachdem er, ohne vom Feinde beim Ein— gang in die innere Bai im mindesten belaͤstigt zu wer— den, die ganze Linie in Schlachtordnung gelegt hatte, fing die Kanongde F vor 3 Uhr an, dauerte bis 5 Uhr ohne Unterbrechung fort und endigte englischer Seits um 115 Uhr. Das Gluͤck beguͤnstigte dann die englische lotte, durch einen sehr zur rechten Zeit eintretenden Landwind, dergestalt, daß sie unter dem sehr laͤstigen Feuer einiger an der obersten Ecke der Stadt belegenen Batterien, welche das englische Geschuͤtz nicht erreichen
konnte, ihren Ruͤckzug anzutreten im Stande war. Abn
es währte doch bis zum naͤchsten Morgen 3 Uhr ben
sie sich außer dem Bereich der algierischen Bomben be
fand. — Den groͤßten machte, bestand darin, daß Flotte gestattete, sich in voller Ruhe in Schlachtordnun zu legen. Haͤtte er beim Erscheinen des ersten Schiffe in der Linie (
Fehler, den damals der De
bsaumt werden darf,
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und daß also die gehoͤrigen Vor— chrungen noͤthig sind, um das anzugreifende Werk zur h Flagge auszufuͤhren.“
er der ganzen englischen
des Admiralschiffes Queen Charlotte von
110 Kanonen) sogleich sein Feuer begonnen, so war ein
eine schwierige Frage, ob die ganze Linie sich mit der Ruhe und Ordnung wuüͤrde haben ö
stationiren koͤnnen,
zen h it min
die nachher so wesentlich zum Erfolg des englischen Feuen
beitrug.
Ueberdies war nicht zu erkennen, daß, wenn
der gluͤcklicherweise spaͤt Abends eintretende Landwin nicht eingetreten waͤre, die Flotte in eine sehr mißlich
Lage gekommen waͤre.“) “
„Der begangene Fehler des Dey wurde spaͤterh wohl von ihm eingesehen, und es laͤßt sich nicht erwan
ten, daß er ihn zum zweitenmale begehen werde. der anderen Seite darf
. Von die englische Admiralität nich
vergessen, daß der oben beschriebene Landwind auch einm
mal seine Dienste versagen koͤnnte, und daß man auf
Mittel bedacht seyn muͤsse, auch ohne ihn sich einer Gu
fahr zu entziehen, welche doch auf jeden Fall verderbli werden konnte.“
„So viel man in Erfahrung gebracht hat, ist die dem Dey von Lord Exmouth gegebene Regel, an ihm nicht verloren gegangen. Er hat Huͤlfe fremder Kunstverständigen) die Punkte kennen ge lernt, welche einer großeren Verstaͤrkung bedurften, un nicht nur diese, sondern auch die so hoch belegenen Ba terien, daß sie von den englischen Kugeln nicht erreich werden konnten, nach aller Moͤglichkelt noch mehr ver staͤrkt. Er soll außerdem nunmehro, nach dem Beispiel der Griechen, sich mit Brandschiffen versehen haben,
und Willens seyn, diese zwischen eine angreifende Flott! H
zu jagen.“
„Die Erfahrung hat gelehrt, daß keine Seeschlach den Englaͤndern verhaͤltnißmaͤßig so großen Verlust an Menschen gekostet hatte, als die von Algier. Die eng lische Eskadre verlor 128 Todte und hatte 5690 Verwun— dete. Die holläͤndische 13 Todte und 52 Verwundete,
Dieser Verlust haͤtte ohne den Fehler des Dey und den eingetretenen Landwind, noch viel großer werden koͤnnen. “
„Nach einer neuerlichen Nachtricht hat der De alle seine Kriegsschiffe in die innere Bay abgetakelt, al Blockschiffe ausgelegt. In der Bataille vom 27. Auguf lagen nur 4 Fregatten darin vor Anker. Auch von die ser Seite wird also die Vertheidigung jetzt weit groͤßg seyn, als sie damals war.“
„Alle diese Umstaͤnde zusammen genommen, werden
nun die englische Marine nicht abschrecken, die neue Tol
kuͤhnheit des Deys zu bestrafen; aber es ist auch natur
lich zu begreifen, daß die Erwaͤgung derselben nicht ver
ö Diese Landwinde sind gegen Einbruch der Racht an der afrikanischen Kuͤste zwar gewohnlich, aber man kann doch
nicht mit Sicherheit darauf rechnen, daß sie sich immer ein— stellen, und noch weniger darauf, daß sie so stark sind, um eine ganze Flotte aus der inneren Bay zu fuͤhren.
(wie man sagt mit
London.
Die Regierung hat der zweiten Kammer der Ge— neral-Staaten einige Aufklaͤrungen uͤber den mit Groß— Brittannien abgeschlossenen Traktat wegen der ostindi— schen Angelegenheiten gegeben. Es geht daraus her vor, daß mittels jenes Traktates, mit Ausnahme des Speze⸗ teiHandels, ein liberales System fuͤr die Schiffahrt an⸗ zenommen ist, und daß die anderen Bestimmungen haupt— sichlich den Zweck haben, von beiden Seiten jede PFechts verletzung zu verhuͤten. Der Besitz von Ban⸗ ezele war in fruͤheren Zeiten wegen des Leinwand— handels wichtig; allein jetzt ist dieser Handels-Zweig in den englischen Besitzungen so gesunken, daß die Eng⸗ nder daran denken, in Europa fabricirte Kattune nach Indien zu schicken und diesem Beispiele wollen auch die Riederlaͤnder folgen. Malacca hat ebenfalls seine bis⸗ herige Wichtigkeit verloren, seitdem die Englaͤnder ihre Niederlassungen auf Poelo Pinang und besonders auf Singa Poera begruͤndet und befestigt haben. Gegen die Desttznahme des Letzteren ist zwar protestirt worden; doch ist dieser Streitpunkt nie zu gehoͤriger Entscheidung gekommen, weil alsdann die Englaͤnder Anspruͤche auf Billiton machen duͤrften, dessen Besitz fuͤr unsere Zinn— Minen auf Banca unentbehrlich ist. dan behauptet aber, daß diese Lander wegen ihrer Entfernung durch die auf Sumatra abgetretenen englischen Besitzungen aufgewogen werden. Letztere befestigen das Interesse der Niederlaͤnder auf jener Insel und geben den Be— ssitzungen von Padang, Palimbang und Lampong einen neuen Werth. In den Noten der brittischen Bevoll— naͤchtigten, der HH. Canning und Wynn, lassen diesel— ben den wohlgemeinten Erklärungen der niederländischen Regierung und den huldvollen Gesinuungen Sr. Maj. unferes Königs Gerechtigkeit wiederfahren, und erklaren sich ihrerseits bereit, hůlfreiche Hand zu leisten, um den größtentheils durch ungeschickte Unterbeamte herbeigefuͤhr⸗
ten Streitigkeiten ein Ende zu machen. Auch halten 6e sich uͤberzeugt, daß beide Regierungen fortan in Osten in nichts anderen mit einander rivalisiren werden, als in der Del lighuß des liberalen Verfahrens, zu dem sie sich gegen alle Welt bekannt haben.
Herr Hamsen von Utrecht hat in der Sitzung der zweiten Kammer der General-Staaten eine . übergeben, worin er auf Wiederherstellung der Gilden antraͤgt. .
annover, 12. Mai. Ueber die Schiffahrt auf der Aller und Leine, den beiden Nebenfluͤssen der Weser, ist eine Verordnung erlassen, wonach die Patente fuͤr die Beschiffung dieser beiden Fluͤsse auch fuͤr die Weser ausgestellt werden, und wiederum die Patente der We— ser-Schiffe aus den uͤbrigen Ufer-Staaten auch fuͤr die Aller und Leine guͤltig sind. Ueberhaupt werden die Be— stimmungen der Weser-Schiffahrts-Acte, so weit es ge— schehen kann, auf diese Fluͤsse angewendet.
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Frankfurt, 10. Mai. In der Reihe der Heil— quellen Deutschlands nimmt nunmehr auch an seiner noͤrdlichsten Graͤnze das in Hinterpommern, im Bell— gardschen Kreise, eine Viertelmeile von der Stadt Pol— zin belegene und von seiner jetzigen Besitzerin, der Kammerherrin und Landraͤthin von Borcke mit bedeuten⸗ dem Kostenaufwande, so wie dem lobenswerthesten Eifer fuͤr das Beste der leidenden Menschheit neu eingerichtete Luisenbad seine verdiente Stelle ein.
Schon im 17ten Jahrhundert sind diese Quellen, als zum Baden und Trinken heilsam, bekannt gewesen, und bisher schon in dieser Beziehung benutzt worden. Nunmehr ist aber auch neben der zweckmäßigen Gestal— tung der Baͤder selbst fuͤr die Bequemlichkeit und das Vergnuͤgen der Kurgaͤste aufs Beste gesorgt worden. Es verdient daher das an Eisengehalt reiche Min eralwasser zu Polzin um so mehr die Aufmerksamkeit, als die Heil— quellen eine sehr angenehme Lage haben.
Muͤnster. Der im Monat Maͤrz statt gefundene sonst sehr lebhafte Kleesaamen-Markt zu Harsewinkel war auch jetzt ziemlich besucht. Der Preis des Saa— mens variirte zwischen 28 und 31 Rthlr. fuͤr 250 Pfd.; im vorigen Jahre kostete derselbe 33 bis 35 Rthlr., da— her auch diesesmal ein großer Theil des zu Markte ge— brachten Saamens unverkauft geblieben. 66 —
Oppeln. Der Steinkohlen⸗Bergbau und die Zink— Fabrikation werden vorzuͤglich betrieben.
Die Branntweinbrennereien sind in voller Thaͤtigkeit.
Nachricht von dem Arbeitshause zu Stralsund.
Es befanden sich am 1. Jan. 1823 im Arbeitshause an Detinirten: 61 maͤnnliche und 289 weibliche, im Laufe des Jahres sind der Anstalt uͤberwiesen worden; 72 maͤnnliche und 37 weibliche, zusammen 12 maͤnnliche
und 66 weibliche Detinirte; dagegen sind im Laufe des Jahres aus derselben entlassen 71 maͤnnliche und 26 weibliche Derintrte, und verblieben mithin am 31. Dec.