1824 / 123 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 26 May 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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nern des Landes, zu erhebenden Gefaͤll!e debattirt. Die Berathungen uͤber diesen Gegenstand . . da sie für das Ausland kein besonderes Interzsse darbieten, mit Stillschweigen, und begnuͤgen uns, blos des Resul⸗ tates derselben zu erwaͤhnen. Ursprünglich waren jene Abgaben in dem Gesetz Entwurfes auf 25 Fr, für das Hectoliter Anker), jedoch fuͤr diejenigen Weinhaͤndler, die ihren Wein entweder an dem Orte selbst, wo sie ihn gewonnen, oder nach der angraͤnzenden Provinz, im Großen verkaufen, auf 13 Fr. festgesetzt worden; spaͤter aber hatte die Regierung sich mit dem Vorschlage der Kommission, die Abgabe durchgaͤngig auf 175 Fr. zu be— stimmen, einverstanden erklart. Eine von mehreren Sei⸗ ten in Antrag gebrachte noch großere Reduktion erklaͤrte der Finanz⸗Minister fuͤr unzulaͤssig, da durch jene bereits der Schatz jahrlich zwei Millionen einbuͤße. Verschie— dene Zusatz⸗Artikel wurden von der Kammer verworfen. Einer derselben betraf die Abgabe bei der Versendung von Aepfel-Wein, die Hr. Leclerc de Beaulieu von 89 auf 50 Centimen fuͤr das Hectoliter herabgesetzt wissen wollte. Die Herren von Bouville und Lemoine-Des— mares unterstuͤtzten diesen Antrag. Letzterer, Deputirter eines Departements, wo nichts als Cider gewonnen wird Dept. des Kanals), bemerkte dabei, wie unverhäͤltniß— maͤßig die bisherige Abgabe von 89 Centimen auf ein Getraͤnk sey, wo das ganze Hectoliter nicht selten nur 2 Fr. gelte. Der Vorschlag des Hrn. Leclere de Beau— lieu wurde gleichwol verworfen. Bei den Berathungen über das Budget und namentlich uͤber die indirekten Steuern durfte derselbe inzwischen aufs neue zur Sprache gebracht werden. Als uͤber den gesammten Gesetz— Entwurf durch die Kugel-Wahl abgestimmt wurde, fan— den sich gegen 282 weiße nur 8 schwarze Kugeln.

Die mit der Pruͤfung des Gesetz-Entwurfes in Be— treff der kuͤnftigen Siebenjaährigkeit der Wahl⸗Kammer beauftragte Kommission besteht aus den Herren Josse⸗ Beauvoir, Marquis Duplessis de Gronsdan, v. Chifftet, Roger, von Boisbertrand, Piet, von Martignac, Graf von Granoux und Brochet de Vérigny.

Das in der Seine-Straße in der Vorstadt Saint— Germain gelegene schoͤne Hlötel de la Hiochetoucaulch, das erst vor einigen Jahren fuͤr 330,900 Fr. verkauft worden war, ist kurzlich im Wege oͤffentlicher Versteige⸗ rung fur 1,940,090 Fr, zugeschlagen worden, ein Be— weis, wie sehr der Werth des Grund-Eigenthumes in Paris fortwaͤhrend steigt.

Das gestern erschlenene Journal der Aristarch, ist auf RNequisition des Königl. Prokurators, mit Beschlag belegt worden.

Nente 104. 45.

London, 18. Mai. Se. Maj. kamen Sonnabend Stadt, und ertheilten Sonntag den Lords Eldon Wellington Audienzen. Der wegen des dazwischen gekommenen Unwohl— seyns Sr. Majestaͤt wiederholentlich ausgesetzte große Cerele, wird nunmehr, nach Inhalt einer gestern er— gangenen Bekanntmachung des Lord Kammerherrn— Amts, den 20sten d. M. statt finden.

Im Oberhause ward gestern nach dem Antrage des Grafen von Lwerpool, die Etnennung eines Ausschusses

zur und

wegen Irland,

29 Bill wegen Vermahlungs des fremden Weitzeng onnabend Abend spaͤt kam Hr. Elliott mit Depe schen von Sir William A'Court an,

Staatspapiere gewirkt hat, daß die spanische Regierum die Anerkennung der Unabhaͤngigkeit Suͤd⸗Amerikas un ter jeder Bedingung abgeschlagen habe.

Gestern kam das K. Schiff Eagle von Rio, vol

wo es am 7. Maͤrz abgegangen, mit dem Koͤnig und da Koͤnigin der Sandwichs Inseln, die unseren König best, chen wollen, am Bord, in Portsmouth an. Depeschen fuͤr unsere Regierung. Vier franzoͤsische Fr

atten, drei Korvetten und eine Brigg befanden sich

Rio.

. Die schon vor einigen Tagen eingelaufene Nach richt, daß der Dey von Algier sich zum Ziel gelegt hah— scheint sich zu bestaͤtigen.

Die am 11ten d. M. zu Southamton erfolg ploͤtzliche Einschiffung des Ex⸗Kaisers Iturbide nat Mexiko nimmt die Aufmerksamkeit des Publikums sehr Anspruch. Jedes Schiff, was waͤhrend der letzten vier Monate vo Mexiko nach England kam, brachte dem General Itm

ide dringende Einladungen zur Ruͤckkehr nach jenen r ei der Fortdauer der jetzigen Regierung nur auf We—

Lande, welches seit seiner Abdankung von Parteien, d sich uͤber die zu errichtende Regierungsform stritten, ze rissen worden ist; alle Provinzen waͤren verschiedenn Meinung, in allen aber werde Iturbide als der ein zige Mann genannt, der sie zu vereinen vermoͤchte. Es ist bekannt, daß Mexiko seine Unabhaͤngigkeih Erklaͤrung der Tapferkeit und Klugheit Iturbsders verdanken hat. Indem er der Krone von Mexiko entsagte, wurde er blos durch den Wunsch einen Buͤrgerkrieg zu der meiden, getrieben; er kehrt jetzt nach Mexiko zuruͤck, alt Soldat, nicht nur um den inneren Spaltungen ein End zu machen, die das Land plagen, sondern auch um de sen von Europa aus bedrohte Unabhängigkeit zu sichern,

Nur diese dem Lande drohenden Gefahren haben, wn

wir versichert worden sind, ihn vermocht, den bis dahi zuruͤckgewiesenen dringenden Einladungen Gehoͤr zu g ben, indem er sich hierdurch zur Ruͤckkehr, bei welche er durchaus keine persoͤnlichen Absichten auf Macht hahe verpflichtet fuuͤhlte. Wahrend seines Aufenthalts in E land hat Iturbide sich mit unseren Einrichtungen staͤndig bekannt gemacht, und er beabsichtigt nun, all seinen Einfluß dahin zu verwenden, diese Einrichtung in Mexiko, so weit es dem Geiste jenes Landes gem ist, einzuführen. Ein, von dem Courier mitgetheiln

Brief, welchen Iturbide vor seiner Abreise an den kannten Verfasser eines Werks uͤber Spanten, Mich

Quin Esq. aus London vom 5ten d. M. geschriehen lautet folgendermaßer: Mein Herr! Es stehr zu erwa ten, daß sobald melne Abreise bekannt ist, sich verschi—

dene Meinungen daruber außern, und manche der Sach

einen faͤlschlichen Anstrich geben werden. Ich wuͤnsch daher, daß Sie die Wahrheit anf authentische Weise e

fahren. Durch ein bedauernswerthes Mißgeschick stehr die Haupt Provinzen von Mexiko jetzt in Zwietracht;

mit 50 gegen 20 Stimmen beschlo en Im Unterhause erfolgke nach einer Debatte die 464

! worauf sich dag Geruͤcht verbreitet und nachtheilig auf alle spansfe

Es bring

Unsere Blatter enthalten daruͤber Folgendes

Guatlmala, Neu⸗Falizien, Oyaca, Yacatecas, Quereto und andere geben hiervon den Beweis. Ein solcher Zu— stand der Dinge setzt die Unabhaͤngigkeit des Landes der größten Gefahr aus. Sollte es derselben verlustig ge— hen, so mußte es auf lange Zeiten hinaus in furchtba— rer Sklaverei leben. Meine Ruͤckkehr ist von verschie— denen Theilen des Landes, verlangt worden, indem sie mich zur Begruͤndung der Einigkeit und zur Befestigung der Regierung fuͤr noͤthig erachten. Ich hege keine so große Meinung von mir, da ich aber gewiß bin, daß es in meiner Macht steht, zum großen Theil zur Verschmel— zung der getrennten Interessen der Provinzen beizutra— gen und theilweise jene heftigen Leidenschaften, wel— che die traarigste Anarchie herbeifuͤhren, zu beruhi— gen, so gehe ich, diesen Zweck vor Augen habend, on keinem anderen Ehrgeitz getrieben, als dem Ruhm, das Gluͤck meiner Landsleute zu bewirken und mich der Verpflichtungen gegen mein Vaterland zu entledigen, Verpflichtungen, welche durch dessen erlangte Unabhaͤn—⸗ gigkeit noch großere Staͤrke bekommen haben. Als ich der Krone von Mexiko entsagte, geschah es mit Ver— gnüͤgen und meine Gesinnungen sind noch jetzt diesel— ben. Wenn es mir gelingt, meinen Plan ganz zu verwirklichen, so wird Mexikos bald eine feste Regierung

haben und ein Volk, daß einmuͤthig nach demselben Ziel

ö

hinstrebt. Sie werden alle die Lasten anerkennen, welche,

nige fallen wuͤrden, und die Vertraͤge uͤber Bergwerks⸗ und Handelsangelegenheiten werden eine Kraft und Festigkeit erlangen, die ihnen jetzt gebricht. Ich zweifle nicht, daß die englische Nation, welche weiß, wie sie zu denken hat, aus dieser Darlegung leicht auf die wahr— sscheinliche politische Lage Mexico's einen Schluß machen vird. Ich schließe, indem ich Ihnen nochmals meine Kinder (er hat deren 6 in England in Pensions- und Schulanstalten, zuruͤckgelassen) empfehle; in der mir hoͤchst schmerzlichen Trennung von denselben, wird man seinen neuen Beweis der wahren Gesinnungen erkennen, die das Herz Ihres aufrichtigen Freundes beseelen.“

Vor der Abreise hatte Iturbide in London noch eine zusammenkunft mit den eben angelangten General San

Martin, zu welchem Ende er eigens von Southampton

dahin zuruͤckkehrte.

Der Courier meint uͤbrigens doch, man koͤnne we— nig Zweifel hegen, daß, welche Absichten auch Iturbide bei seiner Abreise aus England wirklich gehabt haben möge, wenn er in Mexiko eine hinlaͤnglich maͤchtige Partey fuͤr sich, und den Weg zum Throne, dem er ent—

agt, offen finde, er nicht zaudern werde, denselben wie—

der zu besteigen.

Consols 963.

Dresden, 18. Mai. Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben

dem Koͤnigl. Preußischen Geheimen Ober-Regierungs—⸗

Rath Thaer, das Ritterkreuz des Civil-Verdienst⸗Ordens

n verleihen geruhet.

Tuͤr kei. Der oͤsterreichische Beobachter meldet aus Konstantinopel vom 26sten April folgendes:

Nach langen anhaltenden Suͤdwinden, welche die on hier abgegangene Flotten-Abtheilung, und die der— selben beigegebenen zahlreichen Transportschiffe in der

559 Naͤhe der Hauptstadt aufgehalten hatten, ist am 21. d. M. ein frischer Nordwind eingetreten, der nicht nur die⸗ ser Abtheilung, sondern auch dem Ueberrest der Flotte unter persoͤnlicher Anfuͤhrung des Kapudan-Pascha er— laubte, unter Segel zu gehen. Die letzte Abtheilung be⸗ stand aus dem Abmiralschiff von 74 Kanonen, 5 Fregat⸗ ten und Korvetten, und 30 Kanonier-Schaluppen von neuer Konstruktion mit flachem Boden. Man glaubt allgemein, daß die Flotte sich nur kurze Zeit bei den Dardanellen aufhalten wird. Nach Berichten aus Smyrna vom 17. April wa⸗

ren auf Morea die Parteien im foͤrmlichen Kriege mit einander begriffen. Die Truppen des Senats, durch die Hydrioten und Spezzioten unterstutzt, hielten Napoli di Romania blockirt, jedoch ohne sonderliche Hoffnung des Erfolges, da Pano Kolokotroni (der Sohn,) Me⸗ taxa, besonders aber die bekannte Bobelina, die sich wäh⸗ rend der Revolution (unter anderen durch Muͤnz⸗Verfaͤl⸗ schungs-Operationen) große Geldsummen zu verschaffen ge⸗ wußt hat, die Garnison durch gute Bezahlung in ihrem Interesse erhielten. Kolokotroni der Vater, Pietro⸗Bey und Karalampi waren in Tripolizza eingeschlossen, hat⸗ ten aber kuͤrzlich einen fuͤr die Belagerer verderblichen Ausfall gemacht. Die Erbitterung war so groß, das die Bobelina erklärt haben soll, sie wurden die Haupt⸗Festung des Peloponnes lieber den Tuͤrken, als ihren undankba⸗ ren Landsleuten uͤbergeben.

Die nzuesten Berichte aus Zante vom 2ten April enthalten Folgendes: )

In Patras befinden sich drei Paschas, die unge⸗ faͤhr 2500 Mann Infanterie, und 500 Mann Kavale— rie bei sich haben; im Kastell von Morea steht Jussuf— Paschg mit 20090 Mann, in Lepanto und dem Kastell von Romelia Islam Bey, ein Albaneser, mit 2500 Mann, worunter 1800 Albaneser. Diese vier Plaͤtze, uͤber welche Jussuf Hascha den Oberbefehl fuͤhrt, sind mit Artillerie, Artilleristen, und Munition auf lange Zeit, und mit Lebensmitteln aller Art auf wenigstens 3 Mongte versehen. Lord Byron hat vor einiger Zeit die Albaneser, die wegen ruͤckstaͤndigen Soldes miß— vergnuͤgt geworben waren, durch das Versprechen, ih— nen den Ruͤckstand, und uͤberdies eine Summe von 16,999 Thalern auszuzahlen, zur Uebergabe des Schlosses von Lepanto zu vermoͤgen gesucht; sie haben aber feinen Anerbietungen kein Gehör gegeben; und da Jussuf Pascha Mittel fand, ihnen die Halfte jenes Ruͤckstandes zu be— zahlen, und für die andere Haͤlfte persoͤnlich Gewaͤhr zu leisten, so schwuren sie von neuem Treue und Ausdauer. Koron und Modon haben 3000 Mann Besatzung. Die Griechen stehen mit sehr unbedeutender Macht, einige Stunden von diesen Platzen, an deren Einnahme unter den gegenwartigen Umstaänden nicht zu denken ist.

Von den Englandern, welche mit Lord Byron in Missolunghi ankamen, haben 22, wegen der ihnen wider⸗ fahrnen schlechten Behandlung, den Dienst bereits wie⸗

) Die letzten uns zugekommenen Berichte aus Korfu, woraus wir die Nachricht von Lord Byron's Tode gegeben haben, waren vom 26. April. Bis dahin scheint sich in der dortigen Lage der Dinge nichts Wesentliches geaͤndert zu haben.