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diesem Vorschlage, der, als es zur Abstimmung kam, ver— worfen und dagegen der Antrag der Kommission, die Ab— gabe vorläufig auf 38 Fr., vom 1. Januar 1829 an, aber auf 75 Fr. festzusetzen, angenommen wurde. Die Artikel des Gesetz⸗Entwurfes, neun an der Zahl, ganze Gesetz
uͤbrigen gingen ohne Weiteres durch, woraus das mit 220 gegen 8 Stimmen bewilligt ward. In der Pairs-Kammer hat der Finanz⸗Minister vor— gestern die, von der Deputirten⸗Kammer bereits ange— nommenen beiden Gesetz⸗Entwuͤrfe wegen des Tabacks⸗ Monopols und wegen der Stempel- und Registrirungs—⸗ Gebuͤhren vorgelegt. Gestern wuede in der Deputirten- Kammer uͤber zwei Gesetz-Entwuͤrfe, in Betreff der Art und Weise, den Ertrag der Brenner an Branntwein und Spiritus zu verificren, und wegen des Verfahrens der Liqueur— Fabrikanten und der ihnen zur Ausuͤbung ihrer Profes⸗— sion obliegenden Verpflichtungen debattirt. Was den ersteren Entwurf anbetrifft, so hatte die Kommission, wie man sich erinnern wird, auf dessen Verwerfung an— getragen, da fuͤr die Destillirer eine neue Abgabe dar— aus . Fast saͤmmtliche Redner, die sich in der Sache vernehmen ließen, traten dieser Ansicht bei. Der Graf von Villéle dagegen äͤußerte, daß, von dem Au— genblicke, wo man irgend einen Handels-Artikel elner so betraͤchtlichen Abgabe unterwerfe als die Brannt— weinsteuer, man auch die Verpflichtung uͤbernehme da— fuͤr Sorge zu tragen, daß diese Steuer ohne Ausnahme von Jedem, den sie angehe, auch wirklich entrichtet werde; nur hierauf und damit Niemand sich der gesetz— lichen Abgabe entziehen konne, sey der gedachte Gesetz— Entwurf berechnet; und gerade um nicht neue Abgaben einzufuͤhren oder die bestehenden erhohen zu muͤssen, sey es nothwendig die offentlichen Lasten gleichmäßig zu ver— theilen, und zu diesem Behufe der Regierung die geeig— netesten Mittel an die Hand zu geben. Der Minister schlug gleichwol, um alle Parteien zufrieden zu stellen, eine Modifikation des 1sten Artikels des Gesetz-Entwur— fes zu Gunsten derjenigen Eigenthuͤmer vor, welche Trester und Fruͤchte, die sie auf ihrem eigenen Grund und Boden gewonnen haben, distilliren; und hierauf wurde der ganze Entwurf abermals der Kommission zur Pruͤfung uͤberwiesen. — Die Berathungen uͤber den oben erwahnten Gesetz-⸗Entwurf waren von keinem er— heblichen Interesse; sie wurden uͤberdies nicht beendigt. Die Versammlung ging um 6 Uhr auseinander. Mor— gen wird die Diskussion uͤber die Wahlfaͤhigkeit des Hrn. Benjamin Constant beginnen. ᷣ = 21. Mai. In der gestrigen Quotidienne liest man Folgendes: „Wie verlautet, wird der Herzog von Levis am 24sten den Kommissions-Bericht uͤber den Ge— setzzEntwurf wegen der Umschreibung der Renten in der Pairs-Kammer abstatten; diese wichtige Frage erhitzt nach wie vor ganz besonders die Gemüther, und die Melnungen daruber sind in der erblichen Kammer so ge— n . daß das Ministerium bei dem gedachten Gesetz— ntwurfe nur auf eine schwache Majoritaäͤt rechnen darf; wir kennen die Ansichten mehrerer Pairs uͤber den frag— lichen Gegenstand; wir ehren ihre Meinung; was uns indeß betruͤbt, ist,
'ten und persoͤnlicher Karakter uͤbrigens im hohen Gral
Inhalte, als nach den Folgen, die dessen Annahme R Verwerfung fuͤr die Minister haben duͤrfte, — eee, gut, n. , angenommen, ist es schlech o muß es verworfen werden, und es duͤrfen dabei andere Ruͤcksichten obwalten, ü , . auf sie, die allein das erhaltende Princip der Monarchie“
erzeigen, wenn man in ein Gesetz willigen wollte, va dem man uͤberzeugt waͤre, daß dessen Ausfuͤhrung g
Minister in Verlegenheit setzen und ihnen unuͤberstes liche Hindernisse in den Weg legen wuͤrde. Staͤrke eines Ministeriums, beruht auf dem guten G wissen seiner Freunde, wie seiner Feinde, und wir wo den den Ministern des Koͤnigs nicht die Schmach an thun, von ihnen zu glauben, daß sie jemals eine a dere Stuͤtze suchen koͤnnten“ — ;
Nach Briefen aus Madrid vom 9. Mai herrsts vollkommene Ruhe daselbst. Die aus Frankreich zurü kommenden Gefangenen begeben sich friedlich in ih Heimath. Das Amnestie⸗Dekret, dessen Artikel saͤmm lich bekannt sind, ist durch Kouriere an alle Genetgs Kapitains der Provinzen gesandt worden, und wird m verzuͤglich in der offielellen Zeitung erscheinen. .
Es wird, sagt die Qudotidienne, viel uͤber das, wi sich in den ersten Tagen des Mai in Portugall zugetnl! gen hat, gesprochen und gemeldet; aber wir kommen di durch in der Sache nicht weiter; man verliert sich Muthmaßungen, um die Ereignisse, die noch im Unhe stimmten schweben, zu erklaͤren. Ein jeder macht, se nem Interesse und den Ideen seiner Partei gem mehr oder minder unwahrscheinliche Vermuthungen nm zieht hieraus Folgerungen, die mehr oder minder geeig net sind, die Gemuͤther zu erschrecken oder zu erhitzen Der Fehler liegt an den Ministerial-Blaͤttern, welchen man mindestens Schuld geben kann, daß sie mit wen Freimuͤthigkeit oder mit wenig Geschick uber die Sach gesprochen haben. Ist es wohl noͤthig, privilegith Blatter zu haben, um Besorgnisse zu verbreiten unn jeden Morgen dem Publikum Raͤthsel aufzugeben?
Rente 194. 60.
London, 18. Mai. Gegen den gestrigen Antran
des Grafen von Liverpool auf Ernennung feines Aus
schusses zur Untersuchung der Beschaffenheit und diu Umfangs der Ruhestoͤrungen in denen Grafschaften J lands, die jetzt unter der Aufruhr-Akte stehen, schh
*
Ausschuß zur Untersuchung des Zustandes von Irlqgh Im Allgemeinen, und insbesondere der Beschaffn heit und des Umfanges der Ruhestoͤrungen u. s. w. bestimmen sey, welches aber durchfiel. .
Im Unterhause ging die Bill zur Verbesserung dee Kaufmanns-⸗-Gesetzes durch nähere Bestimmung des Ver haͤltnisses zwischen Principal und Faktor (Konsign renden und Kommisstonairen) nach einer Debatt durch den Ausschuß. Die zweite Lesung der Bill wen gen der Weitzen-Vermahlung fand nicht unbedeutenden Widerspruch auf Anlaß des von Hrn. Handley vorge
daß einige von ihnen, deren Einsich,;
schlagenen (aber am Ende zuruͤckgenommenen) Amend *
als die auf die Gerechtigkeit, dere, sey es grade dieses. e, . sten Uebrigens hieße es dem Ministerium einen uͤblen Dien . zur Schmaͤlerung des sinnen zu sehen. : verde das Begehr von Seite der Manufakturen seyn und im Die wahl inlaͤndische Korn-Erzeugung
rund 6. del unbeschraͤnkter Kornhandel werde dem Lande
Marquis v. Landsdown als Amendment vor, daß ; . stitut seine jährliche Versammlung in der Freemason's⸗
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nents: daß sie nach sechs Monaten geschehen solle. —
achtungswerth sind, das Gesetz, nicht le, nach sein Sir F. Burdett, obgleich selbst ein reicher Landwirth,
der hochgeehrte Herr (Huskisson) haͤtte sich Muͤhe gegeben, den Landwirthen begreif— sehr sie sich uͤber ihr Geschaͤft im
zuͤnschte, twas mehr ich zu machen, wie rrthum befaͤnden.
Blick als seltsam erscheinen, eine Legislatur auf Je mehr eingefuͤhrt werde, je großer
Verhaͤltnisse dieses Begehrs am Ende auch die stelgen, so daß gar wenig uͤr den Neid auf fremdes Korn uͤbrig bleibe.
mehr, als irgend eine andre, Maßregel dadurch zum Vortheil gereichen, daß er es in Stand setze, sich aller Fesseln zu entledigen, die noch immer die Ausbreitung des freien Handels uͤberhaupt verhinderten. Man mache zwar viel Redens vom freien Handel, aber in der That gebe es noch kaum Einen Handelszweig im Königreiche, der frei sey. Weit entfernt, sich daruͤber zu beschweren, daß die vorgeschlagene Maßregel die Korngesetze verletze, tadle er vielmehr, daß sie lange nicht weit genug gehe. Er hoffe, der hochgeehrte Herr werde eine umfaffendere in Vorschlag bringen, denn nichts werde mehr die Vorsorge der Regierung verdie⸗ nen und nach aller Wahrscheinlichkeit, mehr zu wirkli—
chem Nutzen fuͤr das Land ausschlagen konnen.
Ueber Paris haben wir von unruhigen Auftritten, die zu Ende des vorigen und Anfangs dieses Monates in Lissabon statt gefunden haben sollen, Privat-Nach—
sichten erhalten, welche auf die Ankunft des näͤchsten paquet-Bootes von daher sehr gespannt machen. Die
n auswärtigen Amte angelangten Nachrichten gehen, em Verlauten nach (wie der Courier meldet), nur bis um 1sten d. M., und besagen weiter nichts, als daß ine insurrektionaire Bewegung zu Ende Aprils beabsichtigt
wurde, aber zeitig unterdruͤckt worden ist.
Gestern sollten die Aktien der neuen westindischen
Kompagnie ausgegeben werden, wurden aber von den Direktoren, nach einer deshalb erlassenen Anzeige, aus Vorsicht noch zuruͤckgehalten, bis vergewissert werden nne, bis zu welcher Ausdehnung die Minister geneigt seynn moͤchten, Privilegien fuͤr allgemeine Handels-Ge— selschaften überhaupt zu sanktioniren; da dieser Punkt grade jetzt in Frage steht.
Am 13ten d. M. hielt das hiesige afrikanische In—
Hall, bei welcher Gelegenheit der Marquis von Lands— down, in der Abwesenheit des Herzogs von Glocester,
präͤsidirte, und ein sehr langer Bericht von dem Parle—
ments⸗Mitgliede, Hrn. Evaus, vorgelesen wurde, in dem
viele Beispiele des unter franzoͤsischer, spanischer und ortuglesischer Flagge noch immer getriebenen Sklaven— Handels angefuͤhrt werden. Es geht aus demselben her⸗
vor, daß im Jahre 1322 — 28,246 Sklaven von der afri—
kanischen Kuͤste in Rio Janeiro eingefuͤhrt wurden. Ur—
spruͤnglich wurden 31,240 eingeschifft, und 3884 starben
uf der Reise. In einem Schiffe, welches 492 Sklaven
Wenn irgend eines Freiheit erfor⸗ Es muͤsse schon auf den
Zuganges von Brodkorn
Erzeugung zu unterhalten.
enthielt, starben 194, in einem anderen, welches 631 ent⸗ hielt, starben 213, und in einem dritten, welches 418 enthielt, starben 215. In Bahia wurden in demselben
Jahre Sos9 Sklaven eingefuͤhrt.
Hamburg, 25. Mat. Nach einem, in der Liste der Boͤrsenhalle enthaltenen Schreiben aus Sachsen vom 20. Mai, ist von einem in London befindlichen Sachsen, nachstehendes Schreiben eingegangen: Einer unser er Leerds⸗ leute schreibt uns aus London: „Mit der aufrichtigsten Besorgniß fuͤr das Wohl meines Vaterlandes muß ich Ihnen melden, daß man hier gerade jetzt im Begriff steht, zwei Riesenplaͤne zur Ausfuhrung zu bringen, dle in späͤteren Jahren dem deutschen Wollgeschaͤfte nach diesem Lande unendlichen Schaden znfuͤgen, ja demselben wohl gar einen volligen Untergang bereiten durften. Die Regierung hat so eben, mit Bewilligung des Parlaments, einer auf Aktien gegruͤndeten Kompagnie mit wirkenden Kapitalien von großem Umfange Eine Milllon Acres“ Land in Neu-Suͤd-Wales förmlich geschenkt, unter der festen Bedingung, unverzuͤglich ganz veredelte große Schaafheerden auf dieselben zu bringen und zur Woll⸗ Eine zweite, in ihrer Art eben so wichtige Kompagnie, ebenfalls auf Aktien-Kapi⸗ tal von großem Umfange gegruͤndet; ist so eben im Ent⸗ stehen, um in dem, Neu⸗Holland benachbarten Van Die⸗ mens-Lande einen ganz aͤhnlichen Plan auszufuͤhren, wozu ihr die Regierung 500,000 Acres Weideland zum Geschenke machen wird. Daß beide große und schoͤne Inseln hinsichtlich der Weide und des Klima's einzig zur Schaafzucht geeignet sind, ist hinlaͤnglich bekannt. Bereits sind Agenten nach Deutschland und Spanien geschickt, um den Einkauf der Schaafe zu besorgen, der sich auf 40 bis 60,009 erstrecken soll. Schiffe sind auch
schon bedungen, um sie einzunehmen und nach ihter Be—
stimmung zu bringen. Die Operation soll zwar in Deutsch⸗ land geheim betrieben werden, doch werden sich Spuren davon schon bei Ankunft dieses entdecken.“ In wiefern der Schreiber in seinen aͤngstlichen Besorgnissen zu weit geht, mag uneroͤrtert bleiben, jedenfalls aber scheinen seine Meldungen der Beachtung werth zu seyn. Munchen, 21. Mai. Se. Maj. der Konig ha⸗ ben befohlen, jede unter Allerhoͤchstihrer Adresse, oder unter Aufschrift des geheimen Kabinets, oder des Staats⸗ ministeriums des Koͤnigl. Hauses und des Aenßeren, einkommende Sendung von literarischen sowohl als Kunstwerken aller Art, kuͤnftig nicht mehr anzunehmen, wenn nicht vorher bei gedachtem geheimen Kabinette Anzeige gemacht und die Zustimmung ertheilt worden, oder aber, bei Auslaͤndern, die Anfrage bei den Königl. Gesandtschaften gestellt und sodann diesen die Aller— hoͤchste Bewilligung zur Einsendung zugekommen ist. Alle derlei unberufene Sendungen sollen ohne Be— ruͤcksichtigung gelassen werden. Tuͤr kel. Aus Hydra sind, wie suͤddeutsche Blaͤtter melden, Briefe vom 25. April in Triest eingegangen, die aus guter Quelle herruͤhren sollen und eine Neuigkeit enthal⸗ ten, die den Schleier zu luͤften scheint, der die Vorfaͤlle in Kairo noch bedeckt. Es heißt darin: „Eben einge, hende Briefe aus Alexandria vom 4. April melden, der aus den Kriegen der Mamelucken als Kampfgenosse des