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lt werden.“ Als einige Stimmen hier abermals die 6 rage verlangten, trat der Graf v. Girardin dagegen auf, und erklaͤrte, daß, wenn die Kammer hier⸗ auf einginge, und das gedachte Amendement verwuͤrfe, sie daduͤrch gleichsam zu erkennen geben wurde, daß sie roͤßtentheils aus Königlichen Dienern bestehe, Der Lor hl des Herrn Leelere de Beaulieu fiel gleichwol ebenfalls durch, und als nunmehr uͤber das ganze Gesetz abgestimmt ward, wurde dasselbe mit 292 gegen 87 Stim⸗ men angenommen. Die Versammlung ging um 57 Uhr seinander. . 9 6 der Pairs⸗Kammer statteten vorgestern die Gra— fen von Villegontier und von Sussy den Kommissions— Bericht uͤber die beiden Gesetz⸗Entwuͤrfe wegen der Stem⸗ pel- und Registrirungs⸗Gebuͤhren und wegen des Tabacks⸗ Monopols ab. Man beschaͤftigte sich hierauf mit dem Gesetz⸗Eutwurfe in Betreff der Erhoͤhung des Militair— Penstons- Fonds, der von den anwesenden 119 Pairs r. mmig angenommen wurde. . Das Journal des Déhats spricht sich im heutigen Blatte noch staͤrker als gestern uͤber die Entsetzung des Vicomte von Chateaubrland aus. Je mehr man, sagt es, daruͤber nachdenkt, um so mehr erstaunt man uͤber den unbegreiflichen Hochmuth Derjenigen, die jene Or— donnanz veranlaßt haben ont fait rendre), oder üuͤber ihre tiefe Unkunde der öffentlichen Meinung. War's moͤglich, daß sie glauben konnten, die Entfernung des Hrn. v. Chateaubriand werde, etwa wie die Entfernung dieses oder jenes Ministers, Niemand anfechten? Der Mann, der bei dem Tode des Herzogs von Enghien es wagte, Buonaparte Trotz zu bleten, der Mann, der nach der Restauration ein System und Personen gestuͤrzt hat, die etwas mächtiger waren als die, welche jetzt die Oberhand haben, sollte er in seiner neuen Verungnadi—⸗ gung plotzlich ganz verschwinden? Wie, hat das Mini— sterium oder der Minister nicht gefuͤhlt, welche Starke ein solcher Mann der Regierung gab? Seine bloße Ge— genwart im , . vereinigte alle Schattirungen der royalistischen Meinungen, und lähmte selbst die An— strengungen der Andersgesinnten. — Alle den konstitutio— nellen Lehren anhangende Maͤnner jedes Ranges, sind durch die Entfernung des Verfassers der Monarchie nach der Charte, gleich sehr verletzt und erschreckt. War auch Hr. von Chateaubriand nicht ganz nach ihrem Wunsch, so waren sie doch sicher, daß nichts Wesentliches in der Konstitution untergehen werde, so lange er im Ministe— rium bliebe. Seine Verwaltung hatte ihm uͤberdem eine Menge Freunde gemacht; man hatte wohl bemerkt, daß dieser so eifrige Royalist keinen Parteigeist in sein Ministerium gebracht hatte, und daß der, wie man meinte, so uͤberspannte Mann, der gemaͤßigtste, der ver⸗ mittelndste und der geschliffenste unter den Ministern war. — Alle diese Meinungen erheben jetzt ihre Stimme zu Gunsten des Ministers, dessen Verungnadigung auf eine so wenig franzoͤsische, auf eine, um nichts weiter zu sagen, so rauhe (sau vage) Weise erfolgt ist. — Und wenn man an den Ruf des Hrn. v. Chateaubriand in ganz Europa denkt, ein Ruf, den er durch den Glanz seiner ministe— riellen Laufbahn, sowohl auf der Redner⸗Buͤhne als in der großen spanischen Angelegenheit und in den jetzt er—
pam Ende zu dessen Verderben gereichen können.
oͤffneten wichtigen Unterhandlungen noch vermehrt hat, so muß man sagen, daß nur eine Art von Schwindel das Ministerium dazu hat treiben koͤnnen, sich einer sol— chen Stuͤtze zu berauben. — Wir hoffen noch, daß, auf— merksam gemacht durch die laute Stimme des Publi— kums, das Ministerium die Augen oͤffnen und aus jenen Taͤuschungen heraustreten wird, in welche die Macht nur allzuoft durch niedere Schmeicheleien, durch Raͤnke und die gemeinsten Interessen versenkt wird.
Als Nachschrift fuͤgt dasselbe Journal noch hinzu: Das Gesetz uͤber die Siebenjaͤhrigkeit ist heute Abend in der Deputirten-Kammer durchgegangen, man kann sagen, daß die Lehren des Hrn. v. Chauteaubriand na seinem Ausscheiden aus dem Ministerium triumphiren. Dieses Gesetz, was er seit langer Zeit im Geiste trug als eine Ergaͤnzung unserer Institutionen, wird, nett dem spanischen Kriege, auf immer seine oͤffentliche Thi tigkeit bezeichnen. — Es scheint indeß gewiß, daß Hr.! Chateaubriand das Gesetz urspruͤnglich in einer Weh vorgeschlagen hatte, die mehr geeignet war, alle Me
die jetzige Kammer und Siebenjaͤhrigkeit fuͤr die kuͤnftt gen; zugleich wuͤnschte er, daß das Alter der Waͤhlban, keit auf 30 Jahre festgestellt werde, als Gegengewicht fuͤr die Siebenjaͤhrigkeit und um den Talenten die Lauf bahn in einem Alter zu eroͤffnen, wo sie noch der polit schen Erziehung faͤhig waͤren.
Die Etoile läßt sich dagegen in derselben Angelegen heit folgendermaßen vernehmen: Das Ereigniß, wa
man nicht unsere Worte, wie
legen sollte. Wir halten es fuͤr nuͤtzlicher einen Mam sprechen zu lassen, dessen Rede nicht verdaͤchtig seyn with da er zu einer von der unsrigen sehr entfernten Zet
zwischen gleichen Maͤchten findet, ist zu sehr weltbekannt. als daß es einer langen Rede bedurfte, um die Wahn heit des Satzes anschaulich zu machen: daß unter du Ministern einer seyn muß, der eine obere Autoritaͤt hat Mannichfache Erfahrungen haben mir in dieser Sach so viel Einsicht gegeben, daß ich vor Gott verantwortlz zu seyn glauben wuͤrde, wenn ich nicht ganz ausdruͤcklt sagte, daß es nichts gefaͤhrlicheres in einem Staate giebt, als verschiedene gleiche Autoritaͤten in der Verwaltung Was der Eine unternimmt, wird von dem Anderen durch
kreuzt; jeder hat seine Anhaͤnger, welche verschieden Parteien im Staate bilden werden und dessen Kräͤsts⸗
zertheilen, anstatt sie saͤmmtlich zu vereinigen. So m die menschlichen Krankheiten und der Tod nur von de
Rich söerelnßimmung zer Theile herrahet, se in ern
wiß, daß das Gegeneinanderseyn und der Mangel ch Einheit, die sich immer unter gleichen Maͤchten finden, die Ruhe des Staats dessen Leitung diese haben, angres fen und verschiedene Zufälle hervorbringen ö. . darf mithin einer ersten bewegenden Kraft. Ein Jeder wird sich in seinem Sinne hierzu fähig halten; da jedoch Niemand Richter in eigener Sache feyn kann, so muß das Urtheil in einer so wichtigen Angelegenheit von De
ch BHeistes, gruͤndliches Urtheil, diese wahre Quelle der Klug—
penn sie nicht viel mehr Blei als Quecksilber haben, nungen zu vereinen; er wollte fuͤnfjährige Dauer fi
szkeit in denen nicht erforderlich ist, welche die Staaten
6 arte nach der Monarchte— schrieb: „Die natuͤrliche Eifersucht welche sich gewohnlich
̃ iguel vorgestern hier angelangt sey.
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nen erfolzen, deren Blick nicht durch eigene Interessen gehemmt wird.“ — Hiernaͤchst, fahrt die Etoile fort, zieht der große Mann, dessen Worte wir anfuͤhren, die fir einen Rathgeber erforderlichen Eigenschaften in Be⸗ tracht. „Die Faͤhigkeit der Raͤthe erfordert nichts Pe— hantisches; nichts ist gefährlicher fuͤr den Staat als die— senigen, welche die Koͤnigreiche nach den aus ihren Buͤ— hern entnommenen Maximen regieren wollen; oft rich⸗
en sie dieselben auf die Weise zu Grunde, indem das
Bergangene nicht auf die Gegenwart paßt, und die Ver— ältnisse der Zeiten, der Orte und der Personen verschie⸗ hen sind. Sie erfordert nur Guͤte und Festigkeit des
heit, einen vernuͤnftigen Anstrich von Wissenschaften, all— zemeine Kenntniß der Geschichte und der gegenwartigen Berfassung aller Staaten der Welt, insonders desjenigen
welchem man sich befindet. Zwei Dinge kommen da— zei besonders in Betracht: die größten Koͤpfe sind fuͤr zie Behandlung der Geschaͤfte mehr schaͤdlich als nuͤtzlich; ind sie dem Staate nichts werth. . Wenn Unterwuͤr— ten sollten, so ist ihnen doch Bescheidenheit durchaus noͤ— g, da gewiß ein Geist, je groͤßer er ist, um so weniger zu⸗ gelen fuͤr Geselligkeit und guten Rath empfaͤnglich ist, igenschaften, ohne welche selbst die von der Natur am jeisten mit Geistesgaben ausgestatteten, zur Regierung zenig geeignet sind; ohne Bescheidenheit sind die großen
derma ernehmen; Bpfe so eingenommen von ihrer Meinung, daß sie alle dermalen die Geister beschaͤftigt, ist noch zu neu, als di deren, wenn schon besseren, verwerfen. — sie auch lauten moͤchte,
in dem Sinne der Leidenschaften, die Alle bewegen, auf
Diese Maximen, bemerkt schluͤßlich die Etoile, moͤ— in sich wohl nicht in der Monarchie nach der harte finden, man wuͤrde sie aber gewiß in einem zerke antreffen, welches den Titel fuͤhrte: von der
Die Qugtidienne theilt die letzte lakonische Korre— ondenz zwischen dem Grafen von Villsle und dem Vi— mmte von Chateaubriand mit. Das Schreiben des Er— ren, mittels dessen er dem Letzteren die (gestern er— ahnte) K. Ordonnanz zugehen ließ, lautet: „Mein Herr seomte! Ich gehorche den Befehlen des Koͤnigs, und uͤber⸗ nde Ihnen die beifolgende Ordonnanz.“ Eine Stunde ichher war Hr. v. Chgteaubriand bereits aus dem Hotel ich seiner fruͤheren Wohnung gezogen; seine Antwort stete: „Mein Herr Graf! Ich habe das Hotel der wärtigen Angelegenheiten verlassen; das Departement ht zu Ihrem Befehl.“
Der Courrier frangais meldet, daß der Infant D.
Rente 102. 80.
London, 5. Jun. Briefe aus Panama, welche s zum 22. März gehen, bringen dse (wohl sehr der estaͤtigung beduͤrfende) Nachricht, daß, nach den neue— n Meldungen aus Peru, der General Canterae und „ Vice⸗König Laserna den unumschränkten Köͤnig cht anerkennen wollten. Sie haͤtten ihre Officiere zu- mmenberufen, und dieselben mit ihrer Gesinnung be— unt gemacht; es waͤren auch bereits Kommissarien von seiten Bolivars zur Unterhandlung mit den spanischen
freundschaftliche Ausgleichung. — Auch in Briefen aus Kingston (Jamaika) vom gten April ist davon die Rede, daß die Generale in Peru sich fuͤr independent haͤtten erklaͤren wollen, und daß dermalen zwischen Bollvar und dem peruanischen Kongresse einerseits, und Canterae und Laserna andererseits Unterhandlungeu angeknüpft worden. Aus Bogota sind heute Vormittag Zeitungen und Briefe angelangt. Die englischen Kommissarien sind am 8. Maͤrz dem Vice-Praͤsidenten Santander von dem Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten vorgestellt und feierlich empfangen worden. Der Oberst Hamilton hat Ersterem eine Dose mit Diamanten, Namens Sr. Maj. von Großbrittannien, uͤberreicht, und geäußert, daß er auch fuͤr Bolivar ein Geschenk habe. ö Aus Bombay wird unterm 31. Dec. gemeldet: Die Zwistigkeiten zwischen dem birmanischen Reiche und der Kompagnie sind noch nicht beendigt, und wahrscheinlich ist ein Krieg nicht mehr ferne. Man hofft die Dampfschiffahrt zwischen dieser Stadt und Europa eingefuͤhrt zu sehen. Der erste, der die Reise in dem vorgeschriebenen Zeitraum macht, erhaͤlt eine Be— lohnung von 10,000 Pfd. St., wozu bereits 58, 000 Ru, pien unterzeichnet sind. Auch sind auf dem Wege von hier bis Aurunzabad reitende Posten angelegt, dle gro— ßen Nutzen gewaͤhren, und wahrscheinlich in ganz In— dien werden eingefuͤhrt werden. Dle Aerndte in dieser Praͤsidentschaft ist durch anhaltende Duͤrre fast ganz miß⸗ rathen; allein die vorjaͤhrige war dagegen so ergiebig, daß keine Hungersnoth zu befuͤrchten ist. . Bruͤssel, 109. Jun. Die patriotische Gesellschaft von Waterloo wird in diesem Jahre ihre Feierlichkeit in der Kirche Unserer lieben Frau von Finis Terrae in Bruͤssel halten, weil die Arbeiten zur Vergroͤßerung der Kirche in Waterloo jetzt in voller Thaͤtigkeit ö. Der Beschuͤtzer dieser Gesellschaft ist bekanntlich Se. K. H. der Prinz Friedrich der Niederlande; sie beschaͤftigt sich,
wie man versichert, mit den Vorarbeiten zu einem Mo—⸗
numente, welches in der Kirche von Waterloo errichtet werden soll. Ein Miethkutscher unserer Stadt ist zu 40 Fl. Strafe verurtheilt, weil durch die schlechte Hef hassenh der Wagenschwengel eine Person verwundet ist. Innsbruck, . Jun. Am öten d. M. Nachmit⸗ tags 4 Uhr sind Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Salerno mit Ihrer Kaiserl. Hoheit der Durchlauchtig—⸗ sten Frau Erzherzogin Klementine, dann mit Ihrer Kö⸗ nigl. Hoheit der jungen Prinzessin von Salerno, nebst Gefolge, von Wien kommend, hier eingetroffen, und in der K. K. Hofburg abgestiegen. 2 Nordamerika. Der National⸗Kalender der ver⸗ einigten Staaten fuͤr das Jahr 1823, enthalt unter an⸗ deren folgende interessante statistische Notizen: Zahl der Einwohner 9,564,900, worunter 1 543,000 Sklaven. Der Ackerbau beschaͤftigt 2, 175,000 Menschen, n, . 72,500, die Manufakturen 349, 600. Aus Europa kamen in den Jahren 1821 und 1822: Reisende 29,201 und 16,232 Einwanderer, unter letzteren 8284 Englaͤnder, 685 Franzosen, 486 Deutsche, 400 Spanier und 112 . der. Im Jahre 1822 wurden 194 Erfindungs⸗Patente
seneralen ernannt worden, und man rechne auf eine
ertheilt, darunter 11 fuͤr vervollkommnete Wagen, 22 fuͤr