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Ludwigs XVIII., sobald sie sich der Unterdruͤckten in Spanlen annehme, sowohl dort als in ganz Europa segnen zu lassen, und er erwarte daher, bevor er die verlangten Zuschuͤsse bewillige, von ihrer Seite eine Er— klaͤrung uͤber die eigentliche Lage der Dinge auf der Halbinsel und uber die Hoffnungen, zu welchen sie be— rechtige. „Viele Eroberer,“ schloß der Redner, „haben, wie S wissen, die Erde durchstreift, viele sie verwuͤstet und sich auf solche Weise die Huldigung der Menge er⸗ worben. Ein einziger hat den Beifall von Jahrhunder⸗ ten verdient. Sie kennen die Bedingungen, die einst— mals Gelon den Karthagern auflegte, und, ich schaͤtze mich gluͤcklich es zu sagen, in der Verordnung von An⸗ dujar habe ich Gelon zu erkennen geglaubt.“ Dieses Gleichniß erregte lautes Murren zur Rechten; der Druck der Rede wurde verweigert. — Der General Graf von Monmarie, der nach Hrn. Benj. Constant die Redner— Buͤhne bestieg, und der, da er ehemals die Funktionen eines Chefs des General⸗Stabes versehen, als ein Sach— kundiger uber die militairischen Operationen in Spanien sprach, stimmte fuͤr die Bewilligung der verlangten Zu⸗ schuͤsse, da die Unzulaͤnglichkeit der Transport- und Le— bensmittel bei Eröffnung des Feldzuges, die Ergreifung außerordentlicher Maßregeln unumgaͤnglich nothwendig gemacht hatten. — Der Graf Foy beruͤhrte in seiner Rede mit kurzen Worten den ganzen Feldzug in Spa—
nien. „Die schnelle Beendigung desselben,“ aͤußerte er, „die selbst die Hoffnungen Derer, die am meisten dafuͤr gestimmt, uͤbertroffen hat, mußte Jedermann glauben
machen, daß auf die Anfangs bewilligten 100 Millionen noch Ersparnisse wurden gemacht worden seyn; keines— wegs, die Minister verlangen vielmehr nachtraͤglich noch 107 Millionen. Und woher diese ungeheuren Opfer? einzig und allein von der Anstellung eines General⸗Proviantmeisters, der nichts anders als Spekulant ist, welcher mit den Operationen, den Zufaͤlligkeiten des Krieges, und der Lage des Landes, in welchem derselbe gefuͤhrt werden soll, vertraut, der Regierung seine Erfahrung, seine Umsicht, sein Geld und seinen Kredit unter der Bedin⸗ gung leiht, daß man ihm spaͤter seine Unkosten ersetze, ünd dessen man sich dazu nur bedienen darf, wenn das Armee ⸗Verpflegungswesen schlecht organisirt ist, wenn ein langwieriger Krieg in einem von allen Huͤlfsmitteln entbloͤßten Lande gefuhrt werden soll, und vorzuͤglich wenn es an Geld fehlt. War dies aber bei uns der Fall? .. Zwei Dinge haben zu dem gluͤcklichen Erfolge des Un— ternehmens wesentlich beigetragen, das schnelle Vorruͤk— ken und die strenge Mannszucht der Armee. Ohne bei— des und wenn nicht der Prinz Generalissimus die Ein⸗ wohner fuͤr sich gehabt, wenn er am Ebro sich verweilt oder die Einnahme Madrids zur Unterwerfung der Provinzen hinreichend gehalten hatte, so würde Spa— nien, ich fuͤrchte mich nicht, es zu sagen, ihm entkom— men seyn. (Murren). Zur Erhaltung der Manns— zucht war es aber hauptsaͤchlich erforderlich, die Truppen ut zu verpflegen, und dafuͤr war durch den saumse ligen Beneral⸗Intendanten Sicard und durch dessen unerfah⸗ rene Beamten nicht hinlänglich gesorgt. Unter solchen Umständen zeigt sich plotzlich ein Mann, der sich einer langen Erfahrung ruͤhmt, der an nichts zweifelt, Alles
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verspricht, der sich auf Geschaͤfte versteht und Verbin— dungen in Feindes Lande unterhalt; dieser Mann ist Hr. Ouvrard; er weiß sich unentbehrlich zu machen, und so entsteht der Kontrakt vom 5. April. Ich frage jeden Kriegs- und Staatsmann, ob unter solchen Umstaͤnden dem Ober⸗Befehlshaber etwas Anderes uͤbrig blieb, als den General-Proviantmeister anzuerkennen und den Kon— trakt mit ihm zu bestaäͤtigen? (Bravo) Aber diese Bestaͤ—
tigung involvirt nicht die unsrige; der Name eines er⸗
lauchten Fuͤrsten, muß nicht ein Schild seyn, womit
man Dinge, die dem Interesse des Staates zuwiderlau⸗— fen, bedecken darf. Ueberdies, warum hat die Regie⸗
rung nicht fruͤher fuͤr die Verpflegung der Armee Sorge e en. Warum? weil die Minister uͤber den Krieg e
deshalb einen Vorwurf machen zu wollen: der gegen—
waͤrtige gräßliche Zustand Spaniens beweist hinlaͤnglich,
daß sie Recht hatten, bei einer so truͤben Zukunft zu schwan— ken. (Starkes Murren ).“ Der Redner ließ sich jetzt in
eine genaue Unter suchung des Kontraktes mit Hrn. Ouvrard?
ein, und machte auf die darin festgesetzten ganz uͤbertrie— benen Preise sowohl der Transport- und Lebens—
mittel, als der Fourage, so wie auf den Umstand auf—
merksam, daß selbst, wenn Hr. Ouvrard die Regierung nicht uͤbervortheilt haͤtte, er gleichwol bei seinem Ge— schaͤfte 290 Millionen verdient haben wuͤrde. „Die Aus— gabe“ schloß derselbe, „ist jetzt freilich einmal geschehen,
und die Regierung muß die uͤbernommenen Verpflich-;
tungen erfuͤllen; aber die Verantwortlichkeit der Mini— ster besteht deshalb nicht minder, und sie wird in der näͤchstjaͤhrigen Sitzung, wenn von dem definitiven Rech— nungs-Abschlusse des vorigen Jahres die Rede seyn wird, zur Sprache kommen; dann werden die Untuͤchti⸗ gen entfernt und die Kontrahenten in Anspruch genom— men werden, Dies erfordert die Ehre des Militair— Rechnungswesens, das nach 25jährigen Kriegen und Revolutionen keine ähnliche Vergeudungen aufzuweisen
hat; dies erwartet ganz Frankreich, das nicht will, daß
die repraͤsentative Regierung ein Blankett zu Erpressun— gen oder ein Deckmantel der Ungestraftheit sey. Ich stimme gegen den Gesetz-Entwurf.“ — Nach dieser Rede,
von welcher der Druck angeordnet ward, bestieg der Fi—
nanz⸗Minister die Tribune; er fand es sehr gerecht, daß man die Minister fuͤr die Kosten des Krieges in Spa— nien verantwortlich machen wolle, und untersuchte die denselben, von dem Grafen Foy gemachten Vorwuͤrfe, namentlich, daß ahnliche Vergeudungen seit Jahren nicht statt gefunden hatten; seit 30 Jahren, meinte er, sey auch kein solcher Feldzug, wie der in Rede stehende unternommen worden, denn stets habe das Land, welches man durchzogen, die Kosten des Krieges tragen muͤssen, wogegen die Franzosen in Spanlen fuͤr alle ihre Beduͤrf⸗ nisse selbst gesorgt, und, als bloße Huͤlfstruppen, Alles baar bezahlt, und nicht das Mindeste aufgetrieben haͤt— ten; das Nachtheilige der Kontrakte mit Hrn. Ouvrard habe das Ministerium sehr wohl erkannt und selbige
dreimal annulliren wollen, sich aber jedesmal von der
Unmoͤglichkeit uͤberzeugt, auf einem anderen Wege besse— ren Kaufs davon zu kommen und einen Aufschub zu
vermeiden, der dem Gelingen eines so glorreichen Unter⸗
uneins waren, und Gott bewahre mich, ihnen
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nehmens haͤtte gefaͤhrlich werden koͤnnen. — Am Schlusse 6 1 sprachen noch die Herren Mechin und Cau— mont, jener wid er, dieser fuͤr den Gesetz⸗Entwurf, wor⸗ nuf die Fortsetzung der Diskussion auf den folgenden Tag verlegt ward. Rente 102. 80. TLondon, 29. Jun. Se. Maj. sind gestern Mor— nen wieder nach Windsor abgegangen. In unseren Blaͤttern wird authentisch versichert, Daß ces Sr. Maj. Absicht fern liege, diesen Sommer Deutschland oder Karlsbad besuchen zu wollen. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem xeglerenden Faͤrsten Reuß, Ebersdorf, Lobenstein und Gera, das Großkreuz des Guelphen⸗Hrdens zu verleihen geruhet. Alm Zösten, nach Schließung des Parlaments, war FKabinets-Rath im auswaͤrtigen Amte von 33 bis 53 Uhr. In Edinburg ist am Johannis-Tage ein großer Brand gewesen, wie man seit 100 Jahren keinen erlebt hatte. ö Der (wie die Times sagen, soi-=-disant) Koͤnig und die Koͤnigin der Sandwich-Inseln haben die Masern, und Lord Francis Conyngham, der sie besuchte, hat sie bon ihnen bekommen. .
Aus dem Kriegs-Amte zu Lissabonn soll am Iten d. M. ein K. Dekret ergangen seyn, durch welches alle eng— schen Offieiere im portuͤgiesischen Dienste in den vollen Geuuß der Rechte der portugiesischen Officlere mit Zu⸗ erkennung der ihnen zukommenden Ruͤckstaͤnde und Grade eingesetzt werden. Ein am 25 Mai in Philadelphia aus Neu⸗Orleans kngekommenes Schiff hatte am 14ten in 2353 28. Br. ne, dem Vermuthen nach, Kriegs-Flotte von 25 bis 30 Begeln westlich steuernd gesehen, und war am 26sten jon einem columbischen Kaper gefragt worden, „ob es hicht die franzoͤsische Flotte gesehen habe?“ Nach unse— en direkten Briefen aus Havana vom 25. Mai wur— hen daselbst nach Ankunft des Schiffes aus Cadix mit Depeschen, große Anstalten zum Empfange von Schiffen jus Spanien, wie es hieß, um einen Versuch wider Mexico zu machen, getroffen. Wegen des strengen mexi⸗ sanischen Verbotes alles Verkehres sah man sich genoͤ— shigt, alle hinuͤber bestimmten, nicht spanischen Guͤter hach der kleinen, unter der Botmaͤßigkeit der vereinigten Btaaten stehenden Thompsons⸗Insel zu schicken, wo sie n amerikanische Schiffe geladen wurden.
Direkten Briefen aus Port-au-Prinee vom Sten Mai zufolge, mit welchen auch die aus Neu-York uns sugekommenen Nachrichten uͤbereinstimmen, hatte alle zurcht vor einer franzoͤsischen Invasion aufgehoͤrt, und uch sie melden die Absendung dreier Agenten nach
Frankreich. — Die Regierung von Mittel⸗Amerika oder Guatimala, t D. Ant. Canas zum Gesandten bei den vereinigten
ktaaten ernannt.
Kapitain Elwell . und in Salem angekommen ist, berichtet, der
Dber-Direktor General Freyre, habe alle seine Land⸗ und Deemacht zu Talcuhanna zusammengezogen gehabt und has Volk sey, wegen der aus Spanien erwarteten Kriegs⸗ nacht hoͤchst unruhig gewesen. Man habe Geruͤchte aus
ben entzieht.
nen Jahres wieder hergestellten Gesundheit.
der am 29. Febr. aus Valparaiso
Lima vom 20. Jan. verbreitet, daß der Einzug der royalisti⸗
schen Truppen in die Stadt taglich erwartet werden koͤnne, und die Kaufleute haͤtten sich größtentheils nach Callao gefluͤchtet gehabt. Zwischen den peruanischen und colum⸗ bischen Truppen sey es uneinig und man habe Bolivars Ruͤckzug nach seinem Vaterlande befürchtet, und daß die peruanischen Truppen eine Uebereinkunft mit den spa⸗ nischen abschließen wurden. — Dresden, 30. Jun. Heute Mittag haben Se. Koͤnigl. Hoheit Prinz Wilhelm von Preußen (Sohn Sr. Majestaͤt des Koͤnigs), so in vergangener Nacht auf der Reise nach Teplitz in hiesiger Residenz eingetroffen, und im Hotel zum goldenen Engel abgestiegen sind, an der Koͤnigl. Tafel zu Pillnitz gespeiset, und sodann die Relse fortgesetzt. Vom Rhein, 24. Jun. Ungeachtet der fuͤr die Badezeit, wenigstens in unserem Rheinthal, höchst un⸗ guͤnstigen Witterung, treffen doch allmaͤhlig zu Baden viele Fremde ein, und in den naͤchsten Tagen werden die meisten Wohnungen besetzt seyn; die großeren sind ohnehin beinahe alle fuͤr den Julius und einen Theil des Augusts seit laͤngerer Zeit bestellt. Auch in den Gasthoͤfen ist der Zuspruch sehr stark. Ueberhaupt haben wir im Laufe dieses Sommers auf einen sehr starken Besuch, zahlreicher noch als in den vorhergehenden Jah⸗— ren, zu rechnen, wenn nicht die Witterung uns densel⸗ Inzwischen ist auch bei unbestaͤndiger Witterung der Aufenthalt in Baden angenehmer fuͤr Badegaͤste als in anderen Bädern, so daß sich diese durch Besorgniß vor schlimmem Wetter nicht wohl wer⸗ den abschrecken lassen. Ein Theil der Großherzogl. Ba⸗ dischen Familie befindet sich bereits zu Baden. Die Koͤ— nigin Friderike von Schweden bewohnt daselbst ihren herrlichen Landsitz, der auch seit dem verflossenen Som⸗ mer sehr erweitert und verschoͤnert worden ist. Der Markgraf Leopold von Baden residirt nebst seimner Fami⸗ lie in seinem neuen Eigenthume, dem vormaligen Dr. Mayerschen Hause, nahe bei der Promenade, das er mit den Umgebungen im vorigen Winter gekauft hat. Die verwittwete Großherzogin Stephanie befindet sich mit ihren Prinzessinnen auf ihrem Sommersitz, dem neuen Schlosse. Auch der Erb⸗Großherzog von Hessen⸗Darm⸗ stadt mit seiner Gemahlin, Schwester der Koͤnigin Frie⸗
derike, gebraucht schon die Baͤder zur Staͤrkung seiner,
uͤbrigens von der langwierigen Krankheit des verflosse⸗ . Mehrere andere fuͤrstliche Personen sind gleichfalls schon anwe⸗ send, und viele Andere werden erwartet. Die Ankunft Sr. Majestaͤt des Koͤnigs und der Koͤnigin von Baiern mit Ihren Prinzessinnen soll in den letzten Tagen die⸗ ses Monats erfolgen. Wie es heißt, duͤrfte vielleicht auch der Kronprinz von Baiern mit seiner erlauchten Gemahlin einige Wochen in Baden zubringen.
Wien, 25. Jun. J. J. M. M. der Kaiser und die Kaiserin sind heute Nachmittags im erwuͤnschtesten Wohl⸗ seyn von Prag in hiesiger Residenz eingetroffen.
Turkei. Ein Prwat⸗-Schreiben aus Odessa vom 11. Jun., welches die Augsburger Allgemeine Zeitung mittheilt, meldet folgendes:
Aus aͤlteren glaubwuͤrdigen Berichten von Konstan—