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Bourdeau , sich einer solchen Verminderung; die gegenwärtige Organifation des Justiz⸗Wesens be—⸗ stehe seit mehr als 20 Jahren, und sey mit den uͤbrigen Zweigen der Verwaltung innig verwebt, auch habe man sich bisher wohl dabei befunden; man möge wohl be⸗
de ken b eine Verxaͤnderung der Gebiets⸗Begränzungen ar r, un
vieler Tausende auf das Spiel setzen wuͤrde, und sich stets erinnern, daß wenn Verbesserun— gen wuͤnschenswerth, Neuerungen dagegen immer gefaͤhr⸗ sich sind. „Dergleichen Neuerungen aber,“ schloß Hr. Bour— deau, „hat gestern ein Redner (der Graf v. Berthier) in Masse verlangt, unter anderen auch eine unabhaͤngige Geist⸗ sichkeit; durch ein sonderbares Zusammentreffen theilt aber heute gerade ein Journal das Schreiben eines Erzbischofs mit, welches gewiß den Beweis liefert, daß die Geistlichkeit
nichts weniger als abhängig ist? ). Alles was man be⸗
gehrt, ist: die ganze fruͤhere Regierungsform, aber wohl⸗ verstanden mit den Jesuiten und ohne die Freiheiten der Gallikanischen Kirche.“ — Eine heftige Bewegung folgte auf diese Rede, nach welcher die einzelnen Kapitel des Budgets des Justiz-Ministeriums ohne Weiteres ange—⸗ nommen wurden. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten uͤber. Die Kosten der Central-Verwaltung belaufen sich auf 7o0, 900 Fr., die Ausgaben fuͤr die Gesandtschaften auf 5,660,090 Fr., der Extraordinarien⸗Fonds auf 1,455,000 Fr. Hr. Dartigaux machte einige Bemerkungen uͤber die Kommissionen, die mit der Liquidation der gegensei— tigen Forderungen franzoͤsischer und spanischer Untertha— nen beauftragt worden sind, und verlangte auf jenes Kapitel eine Ersparniß von 20,09 Fr. Die Versamm— lung war inzwischen nicht mehr zahlreich genug, weshalb die Sitzung um 5 Uhr aufgehoben und die Fortsetzung der Berathung auf den folgenden Tag verlegt ward. Die Sitzung vom 10ten begann damit, daß der
Graf Mollien den Jahres-Bericht der mit der Aufsicht
uͤber die Tilgungs-Kasse beauftragten Kommission ab— 5 Es erhellt daraus, daß diese Kasse in dem 2ten Auartale des laufenden Jahres fuͤr 962,092 Fr. Renten, mit 19,833,725 Fr. So Cent., aufgelauft hat und daß sich die ganze Summe der seit der Stiftung dieses Instituts vor 8 Jahren bis zum 14. d. M. von demselben aufge— kauften Renten auf 33,865,581 Fr. belaͤuft, für welche im Ganzen 5zg,ßsg,452 Fr, 61 Cent. verwendet wor— den sind. — Hr. Roland d Erceville trug hierauf meh⸗— rere Bittschriften vor, welchennaͤchst die Berathungen ,, , fortgesetzt wurden. (Einen ausfuͤhrliche⸗ ren Bericht aber diese Sitzung vom 19ten behalten wir uns zum näͤchsten Stuͤcke der Staats-Zeitung vor.)
Das Journal des Debats, das seit der Entfernung des Vicomte von Chateaubriand aus dem Ministerium,
fast keinen Tag verstreichen laßt, ohne seinen Unmuth aber dieses ihm so ganz unerwartet gekommene Ereig-
ß auszulassen, und sich mitunter der Feder des entlas⸗
enen Minßsters selbst zu bedienen scheint, um den Praͤ=
ü e nten des Minister⸗/ r anzufeinden, enthält neuer⸗ äings wieder einen Artikel, in welchem es den Beweis
ungeachtet der neu ernannten P
Man ging jetzt zu dem Budget des
ungluͤcklicherweise einen Tag zu spaͤt. einer Stoͤrung des Gleichgewichtes zwischen dem Min
angenommen.
kfommen9ꝰ7?7ꝰ) nd noch zu⸗
zu fuͤhren sucht, daß der Graf von Villele mit beiden
ammern zerfallen sey. „Niemand kann es sich verheh= len,“ heißt es in diesem Aufsatze unter anderen, „daß eine gewisse Unruhe sich aller Geister bemaͤchtigt hat.
: übrigen Behauptungen des gedachten Journals durch
edermann fuͤhlt, daß das Gleichgewicht zwischen dem
Ministerium und den Kammern gestort ist und daß der gesellschaftliche Verband von einem Uebel gequaͤlt wird, das er nicht recht zu bezeichnen vermag. Forschen wir der Wurzel dieses Uebels einmal nach und waͤhlen wir,
Richtern. Pairs-Kammer nicht in ihrer gegenwaͤrtigen Gesta bleiben koͤnne, daß die letzteren Befoͤrderungen in de selben ein bloßes Palliatif gewesen seyen, und daß si
unge airs, eine feindliche M
jorltaͤt gegen das Ministerium im Schooße dieser Kamm gebildet habe, die auch an der Verwerfung des Renten-N duktlons-Projektes Schuld gewesen sey, und an deren Spie die Herzoͤge von la Chätre“) und M. von Montmorency, du Marquis von Nicolai, der Erzbischof von Paris um Andere staͤnden. Moͤgen diese Klagen von Seiten de
Ministeriums gegruͤndet seyn oder nicht, genug, sie bi den 25. Jun. bei Prag zu einer uͤbergroßen Hoͤhe; das Wasser war — nur eine Elle niedriger gender? diese Frage beantworten wir durch die Anfüh gange. der Moldau uͤber alle Ufer hinaus,
weisen, daß das Gleichgewicht zwischen ihm und da Pairs⸗Kammer nicht mehr existire. Ist etwa das Ver. häaͤltniß des Ministeriums zur Wahl-Kammer befriedt
rung von Thatsachen am besten. Man legt jener Kam mer zwei neue Gesetz⸗Entwuͤrfe (die Schiffahrt und den Kirchenraub betreffend) vor; es werden zu deren Pti— fung Kommissionen ernannt, man debattirt daruͤber, aber es erfolgt kein Bericht. Und warum nicht? weil das
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atsa chen zu ant worten; aber die Mehrzahl der Leser seses Blattes, besser unterrichtet oder vielmehr treuher— sger als es selbst ist, geben sich in der Regel diese Ant— zort allein. Man liest dergleichen Artikel, weil man
arin den glaͤnzenden Styl des neuen Redakteurs, den
laubt; ane Fabel, worin man nicht sowohl Wahrheet, als mehr uͤber die Frage, ob jenes Gleichgewicht denn wirklich ge ö stoͤrt sey, die Freunde des Ministeriums selbst zu Schieds,
Was sagen diese? sie bedauern es, daß die uͤck, als ...
as Journal des Déhats sich erworben hat, zu erkennen aber man liest sie wie eine Art Roman, wie der minder sinnreiche Zusammenstellungen sucht; und jachdem man sie gelesen, bleibt davon nichts weiter zu— ͤ was uns nach der Lesung eines Romans ge— oͤhnlich verbleibt.“ —
Einer telegraphischen Nachricht zufolge, ist der Koͤ⸗ g von Wuͤrtemberg unter dem Namen eines Grafen n Teck am 8. d. M. in Marseille angekommen. Kours der Rente vom 10. Jul. 99. 90.
Wien, 9. Jul. Die ganze Masse der am Schlusse
des v. M. noch im Umlaufe besindlichen Einlösungs⸗ und
Inticipations⸗Scheine, belaͤuft sich,
einer amtlichen Be—
anntmachung der hiesigen Bank zu folge, auf 182, 464,838
Gulden.
Mlnisterium sein eigenes Werk zuruͤck nimmt; weil es
nicht wagt, einer oͤffentlichen Berathung bieten; weil es, statt im Kampfe ruͤhmlich zu fallen, et greifen. anders, als da
die Stirn zu
Und was beweist ein solches Benehmen wol ß jene Gesetz⸗Entwuͤrfe schlecht waren
Doch, das gilt hier gleich viel; wir ziehen daraus blos
den Schluß, daß auch zwischen dem Ministerium un ꝛ Ein Theil davon setzte sich jedoch zwischen zwei Pfeilern
Ein Ungluͤck kommt selten allein; erst eine verlorne Mr fest, der groͤßte
der Deputirten-Kammer das Gleichgewicht gestoͤrt ist
jJritaͤt, dann ein stillschweigendes Gestaͤndniß schimpf ⸗ cher Furcht, die man, einer bereits abe n ch i .
rität gegenuͤber nicht zweimal aͤußern darf. Ist ss hei nach noch zu verwundern, wenn das oͤffentliche Ve trauen abnimmt? die Ursache des Uebels ist jetzt bekannt, das Mittel dagegen fordere man von Hrn. v. Ville le.“ Als Antwort auf diesen Artikel sagt die gestrh Etoile: „Der Aufsatz des Journal des Deébats komm
Es ist darin vo
sterium und den Kammern die Rede, und doch hat ebe jetzt die Deputirten⸗ Kammer das wichtige n . ds Budgets in Betreff der hn, , ,,. ein stim mig
Eben so leicht würde es uns seyn, anf
H Der Moniteur erklaͤrt ausdrücklich, daß diese Angabe falsch sey, und daß der Herzog von la Chatre dal Renten Geseh ge immt ̃ . we gt enn, .
dernisse eingestellt.
Sazawa u. 4. m., so dicht daher, daß bequemer findet, noch vor demselben die Flucht zu ey
In Folge eines 36stuͤndigen Regens, der Abends begann, stiegen die Fluthen der Moldau
als im Jahre 1784 beim Eis⸗ Mit einer reißenden Kraft tobten die Wellen und uͤberschwemm⸗ ten nicht allein diese, sondern auch einen Theil der in—⸗
nern Stadt durch ihr Vordringen aus den Kanaͤben.
Die Ufer der Moldau, von vielen tausend Klaftern Floß⸗ holzes bedeckt, wurden von dem Andrange der wuͤthen⸗ zen Wogen abgespuͤhlt; eben so die der Beraun, Mieß, m., und stundenlang schwamm das Holz man kaum das Wasser durch dasselbe
erblicken konnte. Ganze Flöße Holz, Holzschiffe, bela⸗
den und Uunbeladen, Geraͤthschaften aus Häusern und.
Gaͤrten, selbst ganze Daͤcher mit Menschen, Wagen, mit Ochsen und Pferden bespannt, Balken, Bretter u. dgl. schwammen unter der Prager Bruͤcke dahin.
Theil tobte aber weiter; vieles war zer⸗ truͤmmert, vieles in flachen Ufer-Gegenden auf Felder und Straßen geschleudert. Auch Menschen verloren ihr Leben bei dieser Ueberschwemmung. ;
Aus den uͤbrigen Theilen Böoͤhmens laufen gleich⸗ falls die traurigsten Nachrichten von der beispiellosen üeberschwemmung ein. Die Elbe, Adler, Eger u. s. w. haben ihre Fluthen uͤber das Land ergossen, und Men— schen und Vieh den Tod gebracht.
— 11. Jul. Der oͤsterreichische Beobachter theilt aus dem in Missolunghi erscheinenden griechischen Telegraphen vom 5. Jun. ein Schreiben aus Argos mit, worn über den Fustand von Moreg im Laufe des Monates Mai unter anderem gesagt wird:
„Die Regierung hat, nach mancherlei überwunde— nen Schwierigkeiten, den Anleihe⸗Kontrakt (Man vergl. den Artikel Korfu.) bestaͤtigt; aber wahrend sie damit beschaftigt war, haben sa⸗ —
Es ist ploͤtzlich berichtet worden, daß
Armee ein Uebungslager werde auf
neue unvorhergesehene Hin
die Faktionisten mit 00 Mann, kommandirt von Kolio⸗ pulo Nikita, und Geneo Kolokotroni, in Kutzopodi, einem Dorfe ungefaͤhr eine Stunde von Argos, zwischen der Stadt und der Eskadre, welche Napolt di Romania blo⸗ kirt, erschienen sind. Die Absicht der Faktionisten war, die Blokade von Napoli aufheben zu machen, und sich in Argos niederzulassen, dessen Einwohner sie fuͤr ihre Par—
tei zu gewinnen hofften. Diese ihre unvermuthete Bewe⸗
gung hat große Unruhe und Furcht in unserer Stadt ver breitet; nichts desto weniger sind die unter Kommando des Kapitain Giovanni Notara stehenden romeliotischen Trup⸗
pen aus Argos aufgebrochen, und haben sie zuruͤckgeschla⸗
gen. Zu gleicher Zeit hatten die in Napolt Belagerten einen Ausfall gemacht, und die Kranidioten, die unter Kapitain Skurti das Blokade-Korps formirten, ange— griffen; aber sie sind ebenfalls zuruͤckgewiesen worden. Das Gefecht dauerte den ganzen Tag; 40 Mann wur⸗ den von einer und der andern Seite getoͤdtet oder ver⸗ wundet. Am 24sten fruͤh hoͤrte man von Myli (eine Stunde suͤdlich von Argos) her, wo sich das Fahrzeug des Kapitain Miauli mit dem Vollziehungsrath befindet, starkes Flinten- und Kanonenfeuer. Ein Korps von 390 Mann aus Prasto war den Faktionisten zu Huͤlfe geeilt, und hatte sich des oberhalb Mylt belegenen Poliokastrums bemaͤchtiget. Das Korps von Nikita und Genes ruͤckte gegen Argos vor. Dem Kapitain Notarg verdanken wir, daß es abermals abgehalten wurde, die Stadt zu besetzen. Die gegen Myli anziehenden 300 Mann wurden eben—⸗ falls zuruͤckgeworfen; 109 Bulgaren, unter Kapitain Had⸗ schi Stefano, traten bei dieser Gelegenheit auf die Seite der Regierung uͤber.“ Kö
„Während dies geschah, zog Kolokotroni mit 500 Mann gegen Tripolizza, und setzte sich in Trikorta fest, mußte aber einer uͤberlegenen Macht, die sich dort unter dem Archi ⸗-Mandriten Dice, Kapitain Londo und Zasiropoulo fand, weichen. Seitdem soll sich auch Zaimi gegen Kariteni in Marsch gesetzt haben. Die Gebruͤder Delidschani haben sich ruhig verhalten.!“ V2
„Dies ist der gegenwartige Zustand von Morea, wo die Regierung allmaͤhlig immer mehr Kraͤfte gewinnt.
Jene Vorfaͤlle haben das Anleihe Geschaͤft verzgert,
welches jedoch endlich zu Stande gekommen ist.“ „Funfzig griechische Fahrzeuge sind bereit, unter Se⸗ gel zu gehen, und erwarten nur die Geldsendungen von Zante. Auch wird eine Expedition von 4000 Mann aus geruͤstet, die nach Kandia bestimmt ist; wo die Griechen sich bis jetzt noch behauptet haben. Die tuͤrkische Flotte von 590 Schiffen hat Mitylene passirt.“ ö Muͤnchen, 7. Jul. Es scheint nunmehr entschte⸗
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den zu seyn, daß im Spaͤtsommer d. J in der Ebene von Fuͤrth bei Nuͤrnberg fuͤr einen Theil der baierschen ge lagen werden.
Dasselbe wird aus 2 Kuirassier“, 3 Chevau - 16gers- und 9 Linlen-Infanterie⸗ Regimentern, nebst 4 und einer 2 Batterie bestehen, und wahrscheinlich vom 5ten is 20sten Sept. dauern. Das Haupt- Quartier wirdU
in der St. Johannis-Vorstadt von Nuͤrnberg zu stehen kommen, und als Kommandeurs bezeichnet man die Ge— neral-Lieutenants Freiherren v. La Motte und v. 231
Augsburg, 11. Jul. Die heutige Allgemeine
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