1824 / 191 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 16 Aug 1824 18:00:01 GMT) scan diff

850

„Den Constitutionnel“ sagt die heutige Etoile, „scheint es zu wundern, daß bei seinen großen Freun⸗ den, den Si eee Her nder, ein Bothschafter ernannt worden ist, und doch sollte es ihm nicht unbe— kannt seyn, daß die Koͤnige von Frankreich die 6

Nonarchei Eur opas sind, die seit laͤnger als drei Jahr⸗

hunderten stets Bothschafter in der Schweitz gehal⸗

ten haben. Man zaͤhlt deren wahrend dieser Zeit uͤber

hundert, worunter wir den Grafen von Dunois, den.

Sire de la Trimouille, die Marschaͤlle von Chabannes, von Montmorench, de la Vieuville, von Biron, von Bassompierre, den Herzog von Rohan, und in neueten Zeiten den Ritter von Beauteville, den Vicomte von Polignac und die Marquis von Vergennes und von Verac nahmhaft machen. Selbst während der Revolu—⸗ tion residirten die

der General Vial bei der schweitzerischen Eidgenossen⸗ schaft in der Eigenschaft als Bothschafter, und erst nachdem Buonaparte seinen Despotismus auch uͤber die Schweitz erstreckt hatte, begnuͤgte sich derselbe bevoll— mächtigte Minister dorthin zu schicken Man wun—⸗

derte sich schon darüber, daß, nach der Wiederherstellung

der Monarchie, Frankreich nicht mehr in derselben Art wie fruͤher in der Schweitz repraäͤsentirt wurde. Alles was die Konvenienz und Frankreichs Wuͤrde mit ich bringen, mißfällt dem Constitutionne!, der es auch 9 übel aufnahm, als der Konig, in Erinnerung der von den braven Schweitzern am 190ten August 1792 be⸗ wiesenen Treue, ihnen in Seinem Pallaste aufs Neue einen Platz anwies, den sie damals so ehrenvoll behaup— . 6. . Der ehemalige Gensd'armertie⸗Kapitain, Hr. de la Croix d Azolette, ist zum General-Direktor des Spitals der 300 oder 15 * 29 Blinden (höpital des Quiuze- Vingts) ernauht worden. Es ist bekannt, daß diefes ffliche Institut im Jahre 1260 von Ludwig dem Hei—

treffliche , y er von seinem Kreuzzuge nach Palaͤstina zu⸗ ruͤckkeh

rte, zum Andenken von 360 franzoͤsischen Rittern,

gestiftet wurde, welche durch die Barbarei der Saraze⸗ en ihres Augenlichts beraubt worden waren. Seit der Wlederherstellung der Monarchie, wo Se. Maj. der König dem Institute die Revenuͤen, die es im Jahre 1789 hatte, aufs Neue uͤberwiesen, sind nach einander 300 Pensionen, ö. zu t50 Fre, fuͤr in der Anstalt nicht befindliche Blinde des ganzen Koͤnigreichs gestiftet wor— en. . des Spitals ist der Groß-⸗Almosenter vergiebt und die erledigten Pensionen bewilligt. Um in—

desten jene oder diese zu erhalten, muß man nicht allein

völlig blind und unbemittelt seyn, sondern sich zugleich

ur röͤmisch katholisch-apostolischen Religion bekennen. z ar, ö. erklart die von mehreren oͤffentlichen Blaͤttern verbreitete Nachricht, daß der spanische Kriegs—

Minister, Hr. de la Cruz, durch den General Carvajal

ersetzt worden sey, fuͤr ungegruͤndet. K er, n. Der ge * Monitenr enthält einen langen Bericht des men . . des Innern an den Koͤ⸗ nig über den Zustand der, in Folge verschiedener Ge— setze, auf Aktien unternommenen Kanal, Bruͤcken⸗ und Hafen⸗ Bauten, am 31. Maͤrz 1824. ;

erren Barthétemi, Verninae und

Aber

von Frankreich, der zugleich die Stellen in demselben nommen hat.

Die gugtidienne behauptet aus guter Quelle zu wissen, daß der Herzog von Doudeauville mehrmals das Portefeuille des Ministeriums der auswaͤrtigen Angele— rn ausgeschlagen, so wie daß der Marquis von

outhilliers, einer der General⸗-Post-Administratoren, um seine Entlassung gebeten habe. . Das von dem Zuchtpolizei⸗Gerichte uͤber Hrn. Mi chaud gesprochene Urtheil, hat zu dem nachfolgenden sehr bittern Artikel in der Quotidienne Veranlassung gege— ben: „Das Gesetz raͤumt dem Herausgeber die Befug— niß ein, sich dem bei seinem Ausbleiben gesprochenen Urtheile zu widersetzen, oder von demselben an die ver— sammelten Sektionen des Koͤnigl. Gerichtshofes zu ap— pelliren. Wenn wir nur den Gefuͤhlen folgen wollten, welche, bei den unzaͤhligen Hindernissen, die man der

CQudbtidienne in den Weg legt, uns beseelen muͤßten;

wenn wir bei unserm Betragen uns das eines Mini—

steriums zur Richtschnur nehmen wollten, das, nachdem

es umsonst versucht hat, jenes Journal durch Bestechun— gen zu gewinnen, beharrlich darauf ausgeht, die Redak— teurs desselben durch Gewalt und ungerechte Schritte

zu ermuͤden, so wuͤrden wir uns beeilen, unser )

Stimme zu erheben und diese neue Rechtssache zu ver,

theidigen; und der Erfolg wuͤrde nicht zweifelhaft seyn. Aber wir sind nicht, wie die Minister, einzig und allein auf unsere Existenz und die Befriedigung unserer Eigen

liebe bedacht. Wir wollen großmuͤthiger seyn und klu— ger handeln als sie; das Gericht selbst scheint uns dazu

durch eine weise Milderung der Strafe aufzufordern; wir werden uns daher dem Urtheile unterwerfen, und fuͤhlen uns gluͤcklich, auch dieses kleine Opfer noch ein heiligen Sache zu bringen, der wir bereits ganz andern gebracht haben.“ 5

Die Etoile erzaäͤhlt in vollem Ernste und mit allen Neben ⸗-Umstaͤnden die bereits bekannte Geschichte, daß der Fuͤrst von Hohenlohe (an dessen Wunderkraft, meint

jenes Blatt, nur ein Freigeist zweifeln koͤnne) vermittels des Pfarrers Dubuisson in Washington eine Frau daselbst

durch ein neuntaͤgiges Gebet vom Krebse geheilt habe,

und fuͤgt hinzu, daß dieses Wunder einen großen Theil

der dortigen Einwohner bewogen habe, zur katholischen

Religion uͤberzutreten. (2).

Auf dem hiesigen thöéatrs de lP'Odöson wird naͤch— stens ein neues Trauerspiel von Hrn. Soumet „JIo— hanna von Are“ gegeben werden, wobei der Verfasser sich Schillers Jungfrau von Orleans zum Vorbilde ge—

Kours der Rente vom 7. Aug.: 100. 45. London, 6. Aug. In der Grafschaft Hampshire

haben die Menschen-Blattern auf eine beunruhigende

Weise überhand genommen. Das Paketboot von Jamaika hat Nachricht von e

ner am 12. Jun. entdeckten neuen Verschwoͤrung der

Neger auf mehreren Plantagen dieser Insel mitgebracht. Die Raͤdelsfuͤhrer sind in die Walder geflohen, und die

Behoͤrden haben eine Belohnung von 150 Dollars auf

die Einbringung jedes Einzelnen gesetzt. Die Thaͤtigkeit . , m, nm hat alle weiteren Besorgnisse verscheucht. . .

Mit demselben Paketboote haͤtte man schon Nach=

851

schten von Iturbide haben koͤnnen, im Fall er gesonnen ewesen waͤre, diesen Weg einzuschlagen; man glaubt aher mit Grund, daß er eine Landung in Neu⸗9rleans orgezogen habe, um uͤber die Provinz Texas in Mexico

inzudringen.

Privat-Briefe aus Guatimala sprechen von einem aselbst entdeckten Plane, wonach diese Provinz den hanischen Autoritäten uͤberliefert werden sollte. Die heilnehmer standen mit Torre Tagle und den Royali— en in Peru in Verbindung.

Bruͤssel, 6. Aug. Nachrichten aus Batavia vom J. Marz zufolge war der dortige General-⸗Gouverneur ch Amboina abgereiset, um die niederlaͤndischen Be— zungen anf den Molucken und Celebes zu besichtigen. baͤhrend seiner Abwesenheit war dem Genaral de Kock e Leitung der Verwaltung uͤbertragen worden.

Malakka ist fuͤr einen Freihafen erklärt worden.

Frankfurt, 7. Aug. Se. Kaiserl. Hoheit der

jroßfuͤrst Konstantin ist heute in aller Fruͤhe Seiner jsemahlin nach dem Emser Bade gefolgt.

Der Königl. Preußische Gesandte am Koͤnigl. Saͤch— Herr von Jordan, ist gestern hier einge—

chen Hofe, fffen. Augsburg, 9. Aug. Se. Maj. der Koͤnig haben jr Ihrer Abreise von Augsburg das nachstehende, fuͤr n Magistrat und die Buͤrgerschaft dieser Stadt hoͤchst hmeichelhafte Reskript an den Regierungs-⸗Praͤsidenten eiherrn von Gravenreuth erlassen:

„Maximilien Joseph, ꝛc. ꝛc. Indem Wir von hier Zuruͤckretse in Unsere Haupt, und Residenzstadt an⸗ ten, können wir uns nicht versagen, das ganz beson— e Wohlgefallen uͤber die Aeußerungen treuer Anhaͤng— keit zu erkennen zu geben, welche Uns waͤhrend Un— res Aufenthalts hieselbst von allen Seiten entgegen kommen sind. Wenn Wir bisher schon die Stadt 8sburg, welche sich durch die ausgezeichnete Handels

d Gewerbs-Betriebsamkeit ihrer Buͤrgerschaft einen

serall achtbaren Namen erworben hat, als eine der soͤnsten Zugehoͤrungen Unserer Krone anerkannt haben, finden Wir in der von den Einwohnern so feierlich deinhellig ausgesprochenen Liebe gegen Uns ein ganz sschaͤtzbares Gut fuͤr Unser Herz; und gleich wie die

Finnerung an die eben verflossenen Tage Uns die Ver—

ichtungen landesväterlicher Fuͤrsorge fuͤr eine der er— n Kommunitaͤten Unseres Reichs in doppeltem Maße

flegt, so knuͤpft sich auch an eben diese Erinnerung

zuversichtliche Erwartung, daß die bei Unserer An—

sesenheit mit Vergnuͤgen wahrgenommene Uebereinstim⸗ ung gegen Uns, den Koͤnig,

das bleibende Unter— and eines mit voller Eintracht zusammenwirkenden emeingeistes seyn werde, wodurch allein das Gedeihen r Buͤrger-⸗Gemeinden und Unserer, auf diesen Zweck

rechneten Anordnungen gesichert und befördert werden

nn. Uebrigens bezeugen Wir Euch und Unseren Be— srden hieselbst, insbesondere auch dem Stadtmagistrat,

nsere vollkommene Zufriedenheit mit den dienstelfrigen

emuͤhungen in Leitung und Unterstuͤtzung der getrof— nen, in lobenswuͤrdiger Ordnung ausgefuͤhrten An—⸗

stalten, und tragen Euch auf, Unsere gegenwärtige Er— klärung auf geeignete Weise bekannt zu machen. ö Augsburg, 2. n. 3 3. z . (Unterz.) Max Joseph.“ * Bern, 3. Aug. Das am 18ten d. M. bei Schwar⸗ zenbach im Kanton St. Gallen zu eröffnende dritte eidgenoͤssische Uebungslager wird aus Kontingenten der

Staͤnde Glarus, Schaffhausen, Appenzell, St. Gallen, Thurgau und Graubuͤnden gebildet und befaßt 2330 Mann folgender Waffen; Artillerie 69 Mann; Kavale—⸗ rie 128; Scharfschuͤtzen 250; Infanterie 1819; General— stab 22; Feldmusik 42. Der Lagerplatz (sagt die St. Galler Zeitung), in einer angenehmen, militairisch gut gewahlten, doch von dem Hauptort etwas fernen Ge— gend, ist klassischer Boden, auf dem die Aebte von St. Gallen und die Grafen von Toggenburg, gegen österrei— chische und andere Kriegsvoölker schon manches Gefecht bestanden haben. Unser geschickte Landschaftmaler Isen⸗ ring wird zu gefaͤlligem Andenken, Gegend und Mansver in huͤbschem und nicht theuerem Kupferstiche darstellen.

Rom, 28. Jul. Vorgestern fruͤh besuchte der Papst unvermuthet die offentlichen Gefaͤngnisse, besah das ganze Innere derselben, kostete von den Getränken und Spel— sen, befragte die Gefangenen uͤber ihre Behandlung und theilte unter die Aufseher, zum Zeichen seiner Zufrieden heit, Gratifikationen und eine goldene Medaille, und unter die Straͤflinge ein Allmosen aus. Seit Benedikt XIV. hatte kein Papst mehr die offentlichen Gefaͤngnisse besucht.

Der neugeborne Sohn des Herzogs von Calabrien hat in der heiligen Taufe die Namen Ludwig Karl Ma— ria e erhalten. . . e ,,

. Lissabonn, 19. Jul. Der bisherige Königl. Daͤ— nische Geschaͤftstraͤger, Herr Dal Borgo di Primo, der von seinem Souverain zum Gesandten am hlesigen Hofe ernannt worden ist, hat als solcher Sr. Maj. dem Koͤnige mit den uͤblichen Feierlichkeiten die Insignien e I. phanten⸗Ordens uͤberreicht. J

Am 19ten v. M. wehete hier ein so heißer Nord—

Ostwind, daß das Thermometer auf 195 Grad Fahren⸗ heit stieg und selbst um Mitternacht noch 91 Gr. zeigte.

Diese Hitze hat dem Wein einen unberechenbaren Scha— den zugefuͤgt. Die Blatter der Baͤume sind plotzlich ver⸗ trocknet und in Staub zerfallen, und viele Arbeiter auf dem Felde todt niedergesunken. ö J Diesen Morgen um 5 Uhr hatte man in der Stadt

ein leichtes Erdbeben verspuͤrt. Die Hitze war in den

letzten drei Tagen wieder uͤberaus groß. Stockholm, 3. August. Der Graf von Essen ist

dieser Tage zu Uddewalla mit Tode abgegangen. ö

St. Petersburg, 6. Aug. Se. Maj. der Kaiser haben den General⸗Majors Kruͤdener, Schkurin, Euler und Petrow, zur Belohnung ihres bei den Militair⸗An—⸗ siedelungen bewiesenen ruͤhmlichen Dienstelfers, ersteren beiden den St. Wladimir-Orden 2ter Klasse, letzter en

beiden den St. Annen-Orden 1ster Klasse verliehen. Das unter den gluͤcklichsten Vorbedeutungen wieder⸗

hergestellte und am 13. Mai hier ersffnete Augenheil⸗

Institut hat bereits waͤhrend seines kurzen Bestehens durch das Gute, das es gewirkt, den Erwartungen, zu welchen das Publikum berechtigt war, vollkommen ent—