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auf materielle Beweise gegruͤndete Ueberzeugung in jener Hinsicht. Bald wird ohne Zweifel die Frage nicht mehr unentschieden seyn. Die General⸗Conseils der Departe⸗ ments versammeln sich, sie, die durch das Grundgesetz berufen sind, uͤber alles was auf die Wohlfahrt ö dels und Ackerbaus Bezug hat, ihre Meinung abzugeben; wenn schon nur aus dem Gesichtspunkt des Lokal⸗Inter⸗ esse, ist es ihnen darum doch nicht verwehrt, hohere le⸗ gislative Betrachtungen vorzunehmen, wenn dieselben sich an die besonderen Beduͤrfnisse der Territorial⸗Unterabthei⸗ lungen anknuͤpfen. Waren es nicht die Verhandlungen der General-Eonfeils, welche zuerst auf die Nothwendig— keit eines Gesetzes uͤber Vicinal-Straßen aufmerksam machten und das Prinzip der doppelten Leistung aufstel⸗ len? Wurden nicht die in die Einregistrirungs⸗Tarifs ge—⸗ kommenen Modifikationen von eben jenen Tonseils ver— langt. Ja, haben nicht die meisten großen Verbesserun— gen ihren Ursprung in jenen Versammlungen, die durch die Weise ihrer Zusammensetzung seit der Restauration, alle wuͤnschenswerthen Garantien der Ergebenheit, der Einsicht, der Weisheit, der Unabhängigkeit und Red— lichkeit gewähren eg.
In den Augen der Regierung, wie fuͤr alle Aufge⸗ klaͤrte, sind allerdings die, von dem Koͤnig, unter dem Titel Pairs gewaͤhlten Raäͤthe und diejenigen, welche die Ration, unter dem Namen Deputirte, ihm zusendet, die wahren Organe der offentlichen Meinung. Aber bei einem fo schwierjgen Falle, wo eine der Kammern das⸗
jenige verwerfen zu muͤssen geglaubt hat, was die andere an— genommen. hatte, und wo selbst in derjenigen Kammer,
welche die verneinende Meinung ausgesprochen hat, die Stimmen fast gleichmäßig getheilt waren, und wo end⸗ lich die Zurnckweisung eigentlich nichts weiter war, als das Verlangen weiterer Information; da scheint es uns nicht allein passend, sondern ganz gerecht, daß das Mi⸗ nisterium demjenigen Gehoͤr gebe, was die Arrondisse⸗ ments und Departements-Conseils in Ansehung des Renten-Gesetzes zu aͤußern sich verpflichtet erachten moͤ⸗ gen. Diese Tonseils, die aus Grund ⸗Eigenthuͤmern, aus Kaufleuten und Beamten, genug aus Allem, was unsere Provinzen ehrenwerthes haben, zusammengesetzt sind, muͤssen nothwendig ein großes Licht auf einen Ge⸗ genstand werfen, der das oͤffentliche Vermoͤgen so we— fentlich berührt. Unter solchen Auspieien kann die große Frage, die in der letzten Kammern⸗-Sitzung verhandelt orden, wieder erscheinen, gestuͤtzt auf eing fast einmuͤ⸗ thige Stimme, oder, wenn sie von jenen Versammlun⸗ gen verworfen wird, so wird die Regierung veranlaßt seyn, einer Ungewißheit ein Ende zu machen, die ohne große Nachtheile nicht langer dauern darf. . Bei unserer Marine sind bedeutende Befoͤrderungen vorgefallen; vier Schiffs- Kapitains sind zu Kontre zld⸗ mirälen, neun Fregatte Kapitains zu Schiffs⸗Kapitains, siebenzehn Schiffs Lieutenants zu Fregatte— Kapitains, und drei und vierzig Fähndriche zu Schiffs ⸗Lieutenants befördert worden . Authentischen Nachrichten aus Cadix vom 6ten d. M. zufolge hat der General-Lieutenant Foissae⸗ Latour daselbst, sobald er von der Lin unserem vorigen Blatte gemeldeten) Besetzung der kleinen Stadt Tarifa durch
gegen die kleine Stadt
einen Haufen Konstitutioneller Nachricht erhielt, d Obersten Astorg mit einem Bataillon Infanterie un einer Schwadron Kavallerie dahin abgesandt, um de
Ort wieder einzunehmen. Die franzoͤsischen Korvette
Diana und Pomong sind ebenfalls von Cadix dahin gesegelt, um den Angriff von der See aus zu unt stuͤtzen und den Revolütionairen den Ruͤckzug abzuschn den. Man zweifelt nicht, daß diese vereinte Kraft⸗ n wendung hinreichen werde, die Urheber jenes unsinnig Unternehmens, welches man dem Obersten Valdez oh Ordonnez beimißt, zu zuͤchtigen.
Ein aͤhnliches Unternehmen, wie gegen Tarifa, Estepona bei Mallaga versw aber die, in Zeiten davon unterrichteten C
worden; Waffen und trieben die Revolum
wohner ergriffen die nairs zuruͤck. Nachrichten aus Madrid vom 10. Aug. zufolge welche der Moniten mittheilt — war daselbst ein auß ordentlicher Kourick von Algesiras (4. Meile von Gühn tar) mit Depeschen des dortigen Gouverneurs an langt, nach dessen Ankunft sich das Geruͤcht verbreltt daß der Gouverneur ein, von Soldaten eines Kavanl rie⸗Regiments unterstuͤtztes Komplott entdeckt und eitelt habe. — Nach denselben Nachrichten melden verbuͤrgte Briefe aus Sevilla, daß 200 Koͤnigl. willige mit 2 Kanonen von da nach den Gebirgen! Ronda ausgeruͤckt seyen. Rente 100. 85. London, 18. Aug. Die London- Gazette m nunmehr offieiell, daß die Regierung Depeschen 26. Jul. vom Admiral Neale erhalten habe welch definttive Uebereinkunft mit dem Dey von Algier tigen. Der Minister Canning hat demzufolge die nister der auswärtigen Maͤchte am hiesigen Hof-. der erfolgten Aufhebung der Blokade von Algie Kenntniß gesetzt. Wir haben Blaͤtter aus Sierra Leone bis zum Jun, in welchen sich jedoch, außer den schon bekam Nachrichten uͤber den trautigen Gang der Angelegen
ten mit den Ashantees nichts von erheblichem Int
findet, außer die erneuerte Beschuldigung gegen die a bortigen Kuͤste etäblirten Holländer, daß ste den A tees iöglichst Beistand leisteten. Als Grund ihres verstaäͤndnisses wird die beiderseitige große Unzufrig heit über die englischen Gesetze in Ansehung des 6 ven⸗Handels angegeben, welcher letztere der Haupt /h delszweig der fh re. war. Sie meinen, daß w sie ferner ihre Kriegsgefangenen nicht als Sklaven) kaufen koͤnnten, ihnen nichts uͤbrig bleibe, als diesths
zu erwuͤrgen. Mit dem Paquet-Boot Elisa, welches Month
Bay am 5. Jul, verlassen hat, sind uns direkte Nacht ten aus Jamaica zugegangen.
n. Man erwartete fuͤr d folgenden Tag die Proklamirung des Kriegsgesehzes.
Man vermuthet daß die morgende Hofzeitung Hafer⸗Einfuhr⸗Freiheit bekanntmachen werde. — 21. Aug. Mit Briefen aus Rio-Janelts zum 19. Jun, haben wir eine Proklamation des Kast dom 19ten erhalten, wesche in Bezug auf die Nacht;
ralstabe,
üstet werde, die Einwohner zur äußerster Vertheidigung hrer Freiheit und Unabhängigkeit unter Anfuͤhrung des laifers aufruft. Derselbe hatte das Geschwader von
hernambuco zuruͤckgerufen, um es mit dem unter Adm.
ochrane zur kraftigsten Gegenwehr zu vereinigen, und Ie Pernambukaner durch eine eigne Proklamation er— ahnt, alle Widersetzlichkeit freiwillig bei Seite zu legen, nd vereint mit den uͤbrigen Brasiliern dem gemeinsa⸗ ßen Feinde zu widerstehen. — In der erstgenannten hroklamation versichert der Kaiser, daß keine andre euro⸗ ßische Macht Portugal in jenem Unternehmen beiste⸗ en wuͤrde. Er fordert ul die Staͤdte und Dorfer zu verbrennen und ins dich⸗ ste Innere des Landes zu ziehen u. s. w. Am Aus— isten von Kriegsschiffen wurde mit großen Eifer gear— etet, auch war ein allgemeiner Milltair⸗Pardon erlas⸗ nöund nach allen Provinzen Befehl ergangen, die Mi⸗ auf den ersten Wink marschfertig zu halten. Frankfurt, 24. Aug. Die in der 23sten Sitzung ir beutschen Bundes-Versammlung verhandelten Ge⸗ instaͤnde wurden theils in das Separat Protokoll auf⸗ nommen, theils zum Druck locg dictaturae abgegeben. has oͤffentliche Protokoll dieser Sitzung enthalt die An⸗ ige, daß die Stimme von Braunschweig und Nassau Jm 1sten des laufenden Monats auf Nassau uͤberge⸗ ingen sey, und daß Se. Majestaͤt der Koͤnig von Daͤne⸗ ark wegen Holstein und Lauenburg den Major im Ge⸗ Kammerjunker von Trepka zum Mitgliede r Militair-⸗Kommifsion an die Stelle des abberufenen bersten von Haffner ernannt haben. Türkei. Der öͤsterreichische Beobachter meldet aus pastantinopel vom 26. Jun. Seit mehreren Tagen war das Geruͤcht in vollem mlauf, daß eine Hydriotische Eskadre die Insel Psara leder eingenommen, einige tausend Mann von der dar⸗ f zuruͤckgelassenen tuͤrkischen Besatzung uͤberwaͤltiget, id mehrere Schiffe von der Flotte des Kapudan⸗Pascha tstoͤrt oder weggefuͤhrt habe. Briefe aus Smyrna be⸗ tigten dieses Geruͤcht. Die Regierung die nicht die indeste Kenntniß von einem solchen Vorfall zu haben hauptet, glaubt sich berechtigt, das Ganze fuͤr eine Fa⸗ (zu erklaren. Wir sind nichts desto weniger der Meinung, daß das eruͤcht, die Uebertreibungen abgerechnet, gegruͤndet war. bgleich die zahlreichen Berichte von Smyrna einander so vielen Punkten widersprechen, daß es uͤberhaupt zum moͤglich ist, irgend eine Thatsache aufs Klare zu ringen, so scheinen doch die folgenden der Wahrheit am ächsten zu liegen.
Einige der psariotischen Schiffe, welche der Kata—
rophe vom 3. Jul. durch die Flucht entgangen waren, oten bei ihrer Ankunft zu Hydra alles auf, um schleu⸗ igen Beistand zu erwirken, wovon sie sich, da bei ihrer lbfahrt von Pfara zwei der staäͤrksten Verschanzungen er Insel noch nicht bezwungen waren, einigen .
ersprechen mochten. Die Hydrioten liefen auch wirkli
n größter Eile mit 30 bewaffneten Fahrzeugen aus, lan— zten bei Samos, und nahmen dort albanesische und an⸗ zere Truppen an Bord. Am 16. erschienen sie vor Psara;
daß in Portugal eine Expedition gegen Brasilien aucsfas Schicksal der ungluͤcklichen Insel war laͤngst entschie⸗
die Unterthanen auf, im Noth⸗
die Luft sprengte, und Sieger ne , gemein⸗
den. Der Kapudan-Pascha hatte nicht mehr als 5 bis 700 (nach seiner eigenen Angabe sogar nur 0) Mann, einige zum Transprt der Beute bestimmte Barken, und ein Paar Kanonierschaluppen zuruͤckgelassen. Nachdem die Hydrioten diesz zerstört und die tuͤrkische Mannschaft niedergehauen hatten, brgaben sie sich sogleich wieder auf den Ruͤckzug. Eine tuͤrkische Fregatte, die ihrer Es— kadre begegnete, ger leth mit derselben ins Gefecht, schlug sich aber durch, und kam unbeschaͤdigt auf der Rhede von Mitylene an. So wird die Sache in den glaubwuͤrdi— gern Berichten erzaͤhlt, deren Verfasser jedoch fuͤr die Ge— nauigkeit ihrer Erzählung selbst nicht stehen, da alles noch auf unverbürgten Sagen beruht. ö
. Bei der Kurze und n der tuͤrkischen, der Unvollstaͤndigkeit oder Unzuverlaͤssigkeit aller fremden Be— richte, hält es sehr schwer, uͤber die nähern Umstaͤnde einer Begebenheit, wie die Zerstörung von Psara, au— thentische Data zu sammeln. Ueber den letzten Akt des blutigen Kampfes sind indessen die Nachrichten so ein— stimmig, daß sie völligen Glauben verdienen. So geringe der Widerstand am Tage der Landung gewesen war, so nachdruͤcklich war er am folgenden Tage. Die in dem Fort St. Nicolas eingeschlossenen Psarioten und Alba—⸗ neser vertheidigten sich bis zum 4ten Abends mit vieler Standhaftigkeit und Tapferkeit, bis sie zuletzt, durch
einen Entschluß heroischer e m,, selbst, und
den Feind mit ihnen, zerstoͤrten. Als die Tuͤrken bei dem Sturm gegen diese Verschanzungen bereits auf mehrern
Seiten die Waͤlle erstiegen hatten, erfolgte eine furch—⸗
terliche Exploston, die in wenig Augenblicken alles in
schastlich unter den Truͤmmern begrub. Däß das Fort Poliocastro, welches ebenfalls bis auf den 66 ö Widerstand leistete, das nämliche Schicksal gehabt habe, ist weniger gewiß, doch sehr wahrscheinlich. Der Verlust der Tuͤrken muß an diesem Tage viel beträchtlicher als am 3ten gewesen seyn. 66 3
Die gefluͤchteten Psarioten schreiben ihr Ungluͤck der Verraͤtherei der Albaneser zu. Wenn die Beschuldigung irgend einen Grund hat, so kann ste höchstens nur die⸗ jenigen treffen, denen die Vertheidigung eines oder des andern Punktes anvertraut war. Die 590 Abbaneser, die in den Schanzen von St, Nicolas umkamen, hatten sicher nicht wie Verraͤther gefochten; und in dem Jafta (Bulletin), welches, nach hergebrachter Art, die hier
ausgestellten Koöͤpfe und Siegeszeichen begleitete, heißt
es ausdruͤcklich, „das Schwert habe weder die Psario— ten selbst, noch die in ihren Diensten stehenden Albane— ser verschont.“ ; Die tuͤrkische Flotte lag seit der Einnahme von Psara bei Mitylene vor Anker. Der Kapudan Pascha, der bis zum 17ten selbst noch auf dieser Insel war, sie aber am 21sten verlassen haben soll, hat an die Samio— ten wiederholte und dringende Ermahnungen, durch frei— willige Unterwerfung neuem Blutbade vorzubengen, er— lassen, Und ihnen zur Annahme derselben eine 3 von 20 (nach anderen von 30) Tagen vergönnt. Leider ist wenig Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß seine Anträge Gehoͤr finden. Die tuͤrkische Flagge soll wirklich am 9ten und einigen folgenden Tagen auf Samos geweht haben,