1824 / 213 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 10 Sep 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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Challaie, Villiers du Terrage und Paul Chopin d' Ar⸗ nouville zu Ehren⸗Mitgliedern des Staats ⸗Rathes (Er⸗ stere als Titular-Staats⸗-Raͤthe, Letztere als Titular⸗ Requetenmeister) erklaͤrt und deren Eintragung in das desfällsige Tableau angeordnet wird. Eine zweite Ordonnanz vom selbigen Tage ernennt den Praͤfekten des Departements von la Mayenne zum Requetenmei— ster im ordentlichen Dienst. .

Der Staats⸗Rath wird aus dem Dienstgebaͤude des Justiz⸗Ministeriums, wo derselbe provisorisch seinen Sitz Fatte, nach dem Louvre verlegt werden. Schon wird das Geschaͤfts-Lokal fuͤr denselben dort. eingerichtet und die Verlegung soll im Oktober erfolgen. .

Alle Tagblaͤtter, sagt die Etoile, haben die Ankunft des Herrn Hurtado zu Paris, als columbischen Mini⸗ sters, gemeldet, und die englischen Journaͤle hatten be⸗ er ed er von der franzoͤsischen Regierung hierher berufen worden sey. Wir glauben die englischen und franzoͤsischen Journalisten versichern zu koͤnnen, daß Hr. Hurtabo keine Sendungen zu erfuͤllen hat, und daß er, wie die meisten Ausländer, die sich nach dem Continent. begeben, hierher koͤnmt, um Frankreich zu sehen und seiner Privat- Angelegenheiten wegen. Aus Brest wird gemeldet, daß die Fregatte Cires und der Kutter la Moselle am 21. August aus diesem Hafen ausgelaufen sind, um sich, erstere nach Cadix, letz⸗ rere nach Valparaiso zu begeben. ö

Die Brigg le Loiret und der Kutter la Victorieuse sind am 29sten und zisten v. M. von Toulon ausgelau⸗ fen um sich nach der Levante zu begeben.

Indem die Etoile in einem ihrer letzten Blaͤtter Bonaparte s Testament mit dem Ludwig des XVI. vergleicht, sagt sie unter andern: In Buonaparte's Testament heißt es buchstaͤblich:

„Ich ließ den

Herzog von Enghien verhaften, ich ließ ihn verurtheilen, weil diese Maßregel fuͤr die Sicher⸗ heit, fuͤr das Interesse und die Ehre des franzoͤsischen Volkes wesentlich nothwendig war; zumal ein Prinz des

bourbenischen Hauses, nach seinem eigenen Gestaͤndnisse, sechszig Mörder zu Paris unterhielt. Ich wuͤrde in einem ahnlichen Falle noch eben so handeln?“

Ein großes Verbrechen, der Mord an einem Koͤnig— lichen Prinzen, sollte fuͤr die Sicherheit, das Interesse

und die Ehre des franz. Volks wesentlich nothwendig

seyn; rechtmäßig sollte die Ermordung eines Bour⸗ 6. . seyn, weil ein Bourbon sich un— recht n ah gegen Buonaparte verschworen haben soll! Fe Verkehrtheit in den moralischen Ansichten undern ist ganz die un⸗

der Politik. Sind

Buonapartes ein Verbrechen.

thume zu seinem

gelassen, befand sich kein Gold. nig eines großen Volkes gewesen, fuͤrchtet nicht, sich zl erniedrigen und „alle Diejenigen, die er beleidigt habe

gegen sie gerichteten Angriffen sich immer befestigt und verstärkt. Ich will hier nicht untersuchen, ob die Bounr, bons durch Krieg oder mehr sonst, ich sage, sie haben das Necht des Schwertes, jedoch nur gegen ihre persoͤm lichen Gegner, bei deren Gelangung zur Usurpation ausgeuͤbt, und weder das oͤffentliche noch das Voͤlkerrecht kann dagegen etwas einzuwenden haben. War sonac

das Schwert ein Recht, ja selbst eine Pflicht in den

Händen der entthronten Bourbons, so war es in denen Es war noch dazu i Friedenszeiten gehandhabt; das Opfer, welches man auf eine verraͤtherische Weise aufgehoben, war ein Prin der seit langem die Waffen niedergelegt, und koͤnigli

resignirend, nur als Privatmann leben wollte.

Buonaparte erklart ferner in seinem Testamentt daß er die vorgeblichen Unbilden der franzoͤsischen Genz rale vergesse, welche seinen Fall erleichterten, und da er sie als Verraͤther der Nachwelt weihe. Er raͤth st nem Sohne, Frankreich nie eine Unbild zu bewirken

habt zu haben, als den: Alles gegen das franzoͤsisch Volk! Nachdem er dieses Volk funfzehn Jahr hindurh wie seine Sklaven behandelt, sagt er in seinem Testg mente, daß er sie zaͤrtlich geliebt. Er giebt Haufe Goldes hin, ohne ein Recht dazu zu haben; vermach Legate, welche die Majestäͤt beleidigen und gefährden ruft ein Volk zur Revolte auf, belohnt den Meucht mord, ruͤhmt den Koͤnigsmord, und das in der wicht sten, von ihm selbst fuͤr die groͤßte Publicitaͤt, fur d

moͤglichst laͤugste Dauer verfaßten Schrift; und indem

dadurch im höchsten Grade alle Gesetze des Christenthum

3. erklart er: daß er in der katholischen Religuo

irbt!! Vergleichen wir nun dieses Testament mit dem einn Koͤniges, der kein Tyrann gewesen und den man eb deshalb, weil er kein solcher gewesen, entthronen konnte Seine Regierung, sein ganzes Leben selbst, waren m mit Tugenden und Wohlthaten bezeichnet. Unschuld an den Verbrechen, deren man ihn beschuldigte, wutd

er dennoch verhaftet und gefangen gehalten; aller, selh

der nothwendigsten Gegenstande des Lebens beraubt, vn den Geliebten seines derne geschieden und von seintf undankbaren und aufruͤhrerischen Unterthanen verurtheil und zum Tode gefuͤhrt. Dieser gute und ungluͤcklich Koͤnig machte auch ein Testament, das aber nur Weit heit, Reinheit des Herzens, Demuth, Verzichtleistun, Reue und Vergebung athmet. Dieser Konig konnte wo rechtmaͤßiger als Buonaparte uͤber Rechte, Guͤter un Schaͤtze verfugen, und doch spricht er von dem Kong

sei Sohne nur als von einem Ungluͤch wovor seine vaͤterllche Zaͤrtlichkeit zittert. Das einzig Legat, das er sich zu vermachen getraute, war gerreuesten Diener; unter den geringfuͤgigen Effekten die ihm seine unbarmherzigen Wächter in seinem Kerk Der, welcher der

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. . er je das Ungluͤck hat, Konig zu seyn, allen und zum Denkspruch die Worte zu nehmen: Alles das franzoͤsische Volk!

Und doch scheint Buonaparte bei seinem Tode, ww wahrend seines Lebens, keinen anderen Denkspruch

fuͤr seines Be

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oder denen er ein boͤses Beispiel gegeben haben koͤnnte, vereinigen sollte, um unter Convoi des Liffey, Commo—

zu bitten, ihm das Uebel, das er ihnen zugefuͤgt haben koͤnnte, zu verzeihen, und alle mitleidsvollen Herzen an— juflehen, ihr Gebet mit dem seinigen zu vereinen, um von Gott Vergebung fuͤr seine Suͤnden zu erhalten.“ Aber, was im Koͤniglichen Testamente am meisten vor— herrscht und was das peinlichste und somit auch das tu— gendhafteste und bewundernswuͤrdigste Gefuͤhl ist, das sst dieses Verleugnen der Suͤßigkeit der Rache, dieses

Vergessen und Vergeben der Beleidigungen (und welche Beleidigungen!), welche Gefuͤhle Buonaparte's Testa⸗ ment gerade auf das hoͤchste verletzt! „Ich vergebe

von ganzem Herzen meinen Feinden“ so spricht Lud— wig der XVI. in seinem letzten Willen, „une bitte Gott, ö auch Er ihnen vergebe.“ Nicht genug zu verzeihen, will er die einzige Macht, die ihm noch uͤbrig ist, die der Natur, noch dazu anwenden, um zum Verzeihen zu ver⸗ pflichten. „Ich befehle meinem Sohne,“ heißt ,

und alle Rache zu vergessen und namentlich, was Bezug auf

das Ungluͤck hat, das ich erleide.“

So bedurfte es des Testamentes eines Tyrannen, um das eines Koͤniges wuͤrdig schaͤtzen zu lernen. Buo—

naparte's Testament ist auch das groͤßte seiner Verbrechen,

denn es ratificirt die anderen alle. Und wie sein Urhe—

ber es nicht ohne Verderbtheit aufsetzen konnte, so wuͤrde es sein Vollstrecker nicht ohne Nachtheil und Gefahr fuͤr die Monarchie und zum Wenigsten nicht ohne Skandal

fuͤr die Gesellschaft in's Werk setzen koͤnnen. Es ist da— her nichtig, da vernuͤnftiger Weise nichts, was schlecht ist, estand hat. Und wuͤrden die Gesetze diese Nichtigkeit

cht aussprechen, so truͤgen sie das Gebrechen des Testa⸗

ents selbst an sich, sie waren nichtig wie dieses und

die Autoritaͤt mußte sie abschaffen. Aber diese von der Vernunft ausgesprochene Nichtigkeit wird auch von den

esetzen als solche verkuͤndet. Ja, sie wird selbst von

denjenigen Gesetzen ausgesprochen, bei deren Abfassung

Buonaparte wie bei einer Militair⸗Revolution mitwirkte

und denen er seinen Namen ertheilte. „Man kann durch Vertrage,“ sagen sie, „keine Gesetze aufheben, welche die oͤffentliche Ordnung und die guten Sitten interessi—

ren, und Alles, was diesen zuwider ist, wird als nicht geschrieben betrachtet.“ Es waͤre fuͤrwahr zu stark, wenn die Legatarien des Buonapartischen Testaments oder des— sen Lobredner, um das Gericht daruͤber urtheilen zu las⸗— sen, sich den Code Napoleon verbaͤten.

Aber fuͤr Unordnungen von so außerordentlicher Art giebt es auch noch eine andere Regel, als das gemeine Recht. Das eben so politische als christliche Testament kudwig XIV. wurde unter der Herrschaft eines unwuͤr— digen Regenten durch ein degradirtes Parlament ver— vorfen; wie, und das ruchlose und aufruͤhrerische Testa—⸗ ment Buonaparte's sollte unter einem tugendhaften Mi— nisterium geachtet werden? Es bedarf eines großen ispiels, und es wird auch ohne Zweifel erfolgen. Rente 108. 75.

London, 31. Aug. Nach Briefen aus Madras vom 3. April sollten dort einzuschiffende 509090 Mann sich nach Port Cornwallis auf den Adaman-Inseln be— geben, wo die Expedition aus Calcutta sich mit ihnen

haben wird, als den Zeitverlust. Es if

dore Grant, und unter Befehl des Generals Sir A. Campbell zu einer Landung wider die Birmanen nach Rangoon abzusegeln, von welchem Platz man eben kei— nen sonderlichen Widerstand besorgte, wohl aber fuͤr Brander fuͤrchtete, dergleichen sich die Feinde wohl eher . . f 2

. Der Star sagt: „Wir hoffen, daß in diesem Au— genblick der Koͤnig der weisen Elephanten (so 1 sich der VicerKoͤnig von Pegu) bereits seinen Titel als „Al— lergluͤckseligster Monarch“ eingebuͤßt und seinen Ansprü⸗ chen auf Bengalen entsagt haben werde und daß man ihn belehrt haben wird, daß es nicht unter seiner Wurde

gewesen waͤre, selbst in Person mit einem englischen

Oberstatthalter in Indien zu unterhandeln. Wenigstens wurden von allen Seiten Anstrengungen gemacht, um ihm hieruͤber die erforderliche Lektion zu geben. Die Truppenzahl, die Befehl erhalten hatte, sich wider die Birmanen in Marsch zu setzen, belief sich auf 20,900 Mann, naͤmlich 12,000 aus Bengalen, 6000 aus Ma— dras und 20090 aus Bombai. Hauptmann Canning sollte die Expedition als politischer Agent beglelten und sich zu diesem Zweck am 10. April in Calcutta einschif— fen. Die Regierung hatte das Dampfschiff Dian fur S0, 000 Rupien gekauft, um es bei der Expedition an⸗ zuwenden, es sollte mit zwei Sechspfuͤndern versehen und vom Kapt. Marryat befehligt werden. Der Ober⸗ Befehlshaber Sir Edw. Paget war am 22. Maͤrz aus dem Innern zu Calcutta angekommen und hatte so— gleich angefangen, alle noͤthigen Anstalten zum Abgange der Expedition zu treffen.“ r Ein Kommité hat einen Prospektus wegen Unter— stuͤthung der in London sich aufhaltenden italiänischen Fluͤchtlinge erlassen. Es sind deren beinahe 190, die alle zum Tode, Verweisung, Einkerkerung, längerer oder kuͤrzerer Zuchthausstrafe verurtheilt sind. Der Courier sagt in Hinsicht einer Stelle des Prospektus, worin es heißt: „die Fluͤchtlinge hatten bei dem Versuche, die po— litischen Institutionen ihres Vaterlandes zu verbessern, ihre Aussichten in die Zukunft aufgeopfert und dabei all das Ihrige verloren:“ so pflegte jeder zu sprechen, der die Regierung, unter der er lebe, stuͤrzen wolle. Dle in Calcutta eröffnete Subscription zur Unter⸗ stuͤtzung der Griechen hat in Allem nnr 10,545 Rupees (circa 1000 Pfd. Sterl.) eingebracht, wovon jedoch das meiste von daselbst residirenden griechischen Kaufleuten beigetragen wurde. Der Kirchenfond der griechischen Kapelle steuerte 2009 Rupees hinzu. Das englische Blatt the Brittish-Monitor enthält fol⸗ genden Artikel: „Iturbide, der vormalige und künftige Kaiser, begiebt sich, wie wir von hoher Hand wissen, nach dem stillen Ocean, um zu Acapulco in Mextco zu

landen, wo er zahlreiche Anhaͤnger hat und wo ihn die

mexicanische Regierung am wenigsten erwartet. Auf gleichem Wege haben wir erfahren, daß ihm bei der Ueberfahrt ein unvorhergesehenes Hinderniß aufgestoßen, welches jedoch keinen weiteren Nachtheil fuͤr ihn gehabt st uns vor der Hand nicht verstattet, die näheren Umstaͤnde dieses Er⸗ eignisses bekannt zu machen.“